innere zerissenheit ...

Neues Thema eröffnen   Dieses Thema ist gesperrt, du kannst keine Beiträge editieren oder beantworten.    Drogen-Forum Foren-Übersicht -> Clean sein
Vorheriges Thema anzeigen :: Nächstes Thema anzeigen  
Autor Nachricht
23
Anfänger


Anmeldungsdatum: 07.12.2012
Beiträge: 10

BeitragVerfasst am: 7. Dez 2012 18:33    Titel: innere zerissenheit ... Antworten mit Zitat

hey Smile

zu erst mal möchte ich mich vorstellen - ich verfolge das forum schon einige zeit,mal mehr mal weniger und ich denke es ist an der zeit jetzt auch aktiv mitzuwirken ...

ich bin 24 jahre alt,habe eine geregelte arbeit,lebe in einer beziehung und habe meine ersten erfahrungen mit gras gemacht als ich ca 12 jahre alt war ... nun bis zum heutigen zeitpunkt gibts eig nichts was ich auslassen habe,jede droge hat mein leben quasi phasenweise bereichert - bis ich mit ca 18 beim heroin angelangt bin - war 3 jahre drauf (allerdings ohne ballern) - hab dann allein kalt entzogen und war danach sogar ein jahr ziemlich drogenfrei ...die leere in einem,das graue weltbild - dieses gefühl das etwas fehlt - ihr kennts sicher alle - und nicht zuletzt auch das gefühl mich "normalen" menschen nicht anpassen zu können bzw nicht wollen - habn mich wieder zurückgebracht... den heroinkonsum hab ich sehr gut im griff,auch mental - das macht das ganze immerhin schon etwas leichter ..

ich hatte schon früher einen sehr "grenzenlosen" konsumstil nach dem motto "hauptsache im eck" - am liebsten mischkonsum und einfach sehr ungesund ... auch das hat sich mittlerweile halbwegs gelegt,mit der erfahrung kommt wohl auch die verantwortung sich selbst gegenüber irgendwann Wink

seit ca einem jahr bemerke ich jedoch wie es wieder "mehr" wird,hauptsache nicht nüchtern sein - egal was,wann und wo ... bekomm mein leben zwar noch relativ gut auf die reihe aber hab das gefühl es geht wieder rasanr abwärts bzw ich verliere allmählich wieder die kontrolle .. habe damals intensiv versucht mein soziales umfeld zu wechseln,bin kläglich gescheitert - ich fühl mich weder wohl in drogenfreien kreisen,noch kann ich mit den gesprächen was anfangen (erschwert wird das ganze wohl auch durch meine,wie soll ich sagen - arroganz is wohl das beste wort - gegenüber menschen die keine erfahrung damit haben,denk ma oft die haben kein plan vom leben bzw die weltanschauung ist zeitweise einfach sehr unterschiedlich) ... habe mir auch hobbys gesucht -fitness-studio,malen usw aber verlier an allem sehr schnell die lust...

eigentlich weiss ich gar nicht worauf ich hinauswill - ich will nicht unbedingt aufhörn,mein leben gefällt mir auch irgendwo sehr - doch der suchtdruck auf eig jede droge nimmt wieder immer mehr überhand und das bereitet mir sorgen ... mir war bewusst das ich mich auf dünnem eis bewege als ich wieder angefangen habe aber jetzt bin ich doch sehr hilflos grad - wieder einmal ...

die leidenschaft die ich für drogen und das ganze drumherum habe lässt mich einfach nicht los - ich weiss auch gar nicht was ich will (oh mann klingt das alles wirr Very Happy)

naja lange rede kurzer sinn - wie habt ihr es geschafft glücklich zu werden ohne bzw mit drogen? kann es einen mittelweg geben? kommt ohne drogen irgendwann die farbe wieder zurück ins leben? kann man sich irgendwann wieder am nüchtern sein freuen? wie kann man diese innere zerissenheit überwinden? geht das überhaupt?

das thema wurde warscheinlich schon x mal diskutiert - wollte es trotzdem ansprechen und mich in diesem sinne bei euch vorstellen Smile

bis bald,
23
Nach oben
veilchenfee
Foren-Guru
Foren-Guru


Anmeldungsdatum: 18.12.2009
Beiträge: 4072

BeitragVerfasst am: 7. Dez 2012 18:52    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo 23, herzlich willkommen!

Mit dem, was Du hier ansprichst, kämpfen wir alle mehr oder weniger, unterstelle ich mal. Es ist ein Eiertanz und ein Kampf, den man wohl ein Leben lang führen muss. Meiner Erfahrung nach lässt das Gefühl des zerrissen Seins irgendwann nach. Wenn Du mal 40 bist, hat sich das wahrscheinlich etwas gelegt. Auch diese Arroganz, von der Du schreibst, wird irgendwann einer gewissen Demut gewichen sein.
Opiatgenuß über Jahrzehnte lässt sich meiner Meinung nach nur realisieren, wenn immer wieder sehr lange Pausen (6 Monate) eingebaut werden. Aber auch dann bezahlst Du mit Deiner seelischen Gesundheit. Man kriegt von den Drogen nunmal nix geschenkt.

So weit erstmal, Essen ist fertig Very Happy
Nach oben
23
Anfänger


Anmeldungsdatum: 07.12.2012
Beiträge: 10

BeitragVerfasst am: 7. Dez 2012 20:30    Titel: Antworten mit Zitat

danke für deine antwort veilchenfee,

mich interessiert woher ihr die kraft genommen habt diesen lebenslangen kampf zu führen? ich bin ja noch recht jung und trotzdem schleichen sich jetz scho manchmal die gedanken oder die frage ein - wozu das ganze? kann ein süchtiger je wieder richtig glücklich werden oder fehlt das gewisse etwas tatsächlich das ganze leben lang? warum aufhören wenn man ohne einfach nur noch leere fühlt - dann lieber das leben bis zum schluss "genießen"? ... die gedanken sind natürlich phasenweise mal in die richtung,mal in die andere ...

grade durch den polytoxen konsum hab ich das gefühl das ich meine sucht eigentlich ständig nur verlagere - aber auch das ist genau genommen wohl schönrederei - im prinzip nimm ich was ich kriegen kann und das schon das ganze leben - phasenweise fast schon selbstzerstörung ... was glaubt ihr wo die ursachen liegen? ist das eine charakterschwäche? oder einfach flucht vor der welt da draussen? borderline-erkrankung evtl?

es tut gut seine gedanken mal zu teilen Smile

liebe grüße
Nach oben
veilchenfee
Foren-Guru
Foren-Guru


Anmeldungsdatum: 18.12.2009
Beiträge: 4072

BeitragVerfasst am: 7. Dez 2012 21:14    Titel: Antworten mit Zitat

Der Kampf bleibt, nur die Schauplätze sind andere. Wenn man älter ist, kämpft man weniger mit der Sucht, als vielmehr mit den Auswirkungen derselben. Körperlich und seelisch. Zumindest bei mir ist das so. Was die Gründe für all das sind, darüber haben sich schon viele mehr oder weniger kluge Süchtige die Köpfe zerbrochen. Ich selbst hab vor Jahren mal einen Thread eröffnet mit dem Titel: Clean werden - eine Frage des Charakters? Heute finde ich die Fragestellung bescheuert, das macht aber nix Laughing . Woher wir die Kraft nehmen? Oft werden Süchtige als schwache Menschen dargestellt, aber da bin ich anderer Meinung. Wer DAS über Jahre und Jahrzehnte durchhält, kann nicht schwach sein.

Zitat:
kann ein süchtiger je wieder richtig glücklich werden


Da gibts ein großes Missverständnis: Man ist nicht auf der Welt, um glücklich zu sein. Lies mal in der Bibel nach (keine Angst Rolling Eyes Laughing Twisted Evil ). Es ist aber so: Glücklich ist man für MOMENTE. So ist das gedacht. Leider. Diese Glücksmomente - ehrlich, d.h. ohne Drogen erworben - sind selten und kostbar. Für die restliche Zeit gilt: Man sollte dankbar sein, wenn man in der alltäglichen Mittelmäßigkeit in der Masse mitschwimmt, ohne krank zu sein, Schmerzen zu haben oder sonst einem Unglück zum Opfer gefallen zu sein. Das Leben ist und bleibt eine Zumutung. Was uns nicht daran hindern soll, die Herausforderung anzunehmen!
Nach oben
veilchenfee
Foren-Guru
Foren-Guru


Anmeldungsdatum: 18.12.2009
Beiträge: 4072

BeitragVerfasst am: 7. Dez 2012 21:17    Titel: Antworten mit Zitat

Nachtrag: Seit Jahren schon schwanke ich zwischen Kampfgeist und Resignation. Vielleicht gibt es Medikamente, die die Hirnchemie soweit in Ordnung bringen, dass man einigermaßen zufrieden in der Herde mitlaufen kann. Wäre einen Versuch wert. Twisted Evil
Nach oben
23
Anfänger


Anmeldungsdatum: 07.12.2012
Beiträge: 10

BeitragVerfasst am: 7. Dez 2012 22:19    Titel: Antworten mit Zitat

du hast recht,hab mich in der tat sehr schlecht ausgedrückt - aber genau das gefühl hatte ich als ich clean war - ich konnte die kleinen glücksmomente nicht mehr wahr nehmen - allerdings weiss ich auch nicht so genau ob ich es jetzt kann - vielleicht verwechsle ich auch "nicht glücklich sein" mit dem gefühl dieser inneren leere die ich nicht mehr füllen kann,zumindest weiss ich nicht wie ... aber wie du schon sagst,man sollte dankbar sein keine schmerzen zu haben usw - trotzdem ist es irgendwie zermürbend.

du bringst es auf den punkt,das leben ist eine zumutung - könnte man es als feig bezeichnen wenn man beschliesst sich einfach auszuklinken und es sich mit drogen einfach so schön wie möglich zu machen? oder ist es sogar in irgendeiner art und weise klug und man hat den "normalen" was vorraus? ...

hmm das mit den medikamenten ist ein toller denkansatz - jedoch wenn man drogen als coping-strategie für die alltäglichen probleme des lebens nimmt wird man doch sein ganzes leben "mehr" wollen? zumindest mir geht es so...

allerdings ist mein hauptproblem warscheinlich auch dieses
"hauptsache nicht nüchtern sein wollen" ... ach keine ahnung,heut ist wohl mentaler hangover-tag oder so Razz
Nach oben
veilchenfee
Foren-Guru
Foren-Guru


Anmeldungsdatum: 18.12.2009
Beiträge: 4072

BeitragVerfasst am: 7. Dez 2012 22:29    Titel: Antworten mit Zitat

Zitat:
könnte man es als feig bezeichnen wenn man beschliesst sich einfach auszuklinken und es sich mit drogen einfach so schön wie möglich zu machen? oder ist es sogar in irgendeiner art und weise klug und man hat den "normalen" was vorraus? ...

Das hat mit feige nichts zu tun, es ist einfach nur unklug. Warum? Weil Drogen auf Jahre und Jahrzehnte gesehen nicht funktionieren. Das habe ich sehr schnell gemerkt, darum bin ich auf Heroin zum Beispiel auch nicht hängengeblieben damals. Schon nach kurzer Zeit war ich vom Törn nicht mehr befriedigt, ich war permanent genervt, auch wenn ich was genommen hatte. Es hat irgendwie nie gereicht. Da habe ich sehr schnell die Notbremse gezogen. Das ist das Problem. Irgendwann ist man in der Nähe der tödlichen Dosis, fällt mit dem Kopf in die Suppe und hat trotzdem nicht, was man will.

Daher ist es ein Denkfehler, wenn man sich mittels Drogen wie Heroin auf Dauer aus dem Leben ausklinken möchte.

Innere Unruhe und Zerrissenheit sollte man versuchen, in konstruktive Bahnen zu lenken, womit wir uns wieder ins Reich der goldenen Theorie begeben Confused
Nach oben
Drachenläufer
Silber-User
Silber-User


Anmeldungsdatum: 20.09.2012
Beiträge: 187

BeitragVerfasst am: 7. Dez 2012 22:52    Titel: Antworten mit Zitat

veilchenfee hat Folgendes geschrieben:
Mit dem, was Du hier ansprichst, kämpfen wir alle mehr oder weniger, unterstelle ich mal. Es ist ein Eiertanz und ein Kampf, den man wohl ein Leben lang führen muss.


Perfekt! Ich habe beim Lesen von 23's Opener schon irgendwie gedacht "Warum macht Dir der Text so gute Laune, warum fühlst Du Dich so angesprochen?". Na, jetzt weiß ich's. Also, danke für dieses Stück Solidarisierungsmaterial! Und ich weiß auch, warum ich dieses Forum immer wieder aufsuche. Weil es den sportlichen, den strategischen Aspekt von Sucht stärkt. Man weiß, hier sind lauter Jongleure des Glücks. Wie gut packen wir's, und wir sind eigentlich nicht bereit, aus Sicherheitsdenke heraus in's ewige Grau zurückzusinken. Nein, wir machen immer wieder Ausflüge Very Happy
Nach oben
mesut76
Platin-User
Platin-User


Anmeldungsdatum: 04.03.2012
Beiträge: 1238

BeitragVerfasst am: 8. Dez 2012 00:08    Titel: Antworten mit Zitat

Zitat:
Da gibts ein großes Missverständnis: Man ist nicht auf der Welt, um glücklich zu sein. Lies mal in der Bibel nach (keine Angst Rolling Eyes Laughing Twisted Evil ). Es ist aber so: Glücklich ist man für MOMENTE. So ist das gedacht. Leider. Diese Glücksmomente - ehrlich, d.h. ohne Drogen erworben - sind selten und kostbar. Für die restliche Zeit gilt: Man sollte dankbar sein, wenn man in der alltäglichen Mittelmäßigkeit in der Masse mitschwimmt, ohne krank zu sein, Schmerzen zu haben oder sonst einem Unglück zum Opfer gefallen zu sein. Das Leben ist und bleibt eine Zumutung. Was uns nicht daran hindern soll, die Herausforderung anzunehmen^!


So ist das nunmal, ich bin sogar der Meinung, das Leben kann wirklich sehr langweilig sein, vor allem aber wenn man Drogen nimmt, spürt man das Leben gar nicht mehr so wirklich.

Ist doch klar warum soll ich auch Stundenlang basteln, spa´zieren gehen, laufen schwimmen, usw wenn ich den Kick sofort haben kann und das direkt mit ner riesen Ladung ?! Da zieht man den Dealer doch vor, ist doch erstmal Logisch.

Ich bin jetzt über 1 1/2 Clean und und die ersten 12 Monate, waren eigentlich wie du es bescheisbt, ich hab wirklich sehr selten gelacht und war auch nicht mehr so Lustig wie zu meiner Kokszeit. Aber es wird immer besser und man wird immer lockerer von Zeit zu Zeit.

Da muss man sich aber erst dran gewöhnen und ich denke bei dem einen gehts bissel schnelller und bei dem anderen etwas langsamer.
Nach oben
Beiträge der letzten Zeit anzeigen:   
Neues Thema eröffnen   Dieses Thema ist gesperrt, du kannst keine Beiträge editieren oder beantworten.    Drogen-Forum Foren-Übersicht -> Clean sein Alle Zeiten sind GMT + 2 Stunden
Seite 1 von 1
Gehe zu:  
Impressum & Rechtliches
ForenübersichtIndex   SucheSuche   FAQFAQ   LoginLogin