Erfahrungen mit Verantwortungsbewusstsein u. Drogenkonsum

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ulla79
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Anmeldungsdatum: 17.03.2009
Beiträge: 908

BeitragVerfasst am: 18. Dez 2012 00:27    Titel: Erfahrungen mit Verantwortungsbewusstsein u. Drogenkonsum Antworten mit Zitat

Kennt jemand von Euch zufällig Bücher oder irgendwelche Berichte usw. die sich auf das Thema Verantwortungsbewusstsein oder besser gesagt, wie man dieses "lernen" oder damit umgehen kann?

Wir haben uns in den letzten Tagen mehrfach über dieses Thema unterhalten. Und es ist nicht nur auffällig, er sagt es selber, er hat ein extrem großes Problem mit dem Thema Verantwortung! Er meint es gibt da ganz bestimmt einen Zusammenhang zwischen der extremen Vergangenheit und der Angst vor Verantwortung.
Ich habe euch kürzlich mal davon berichtet, dass er seine angebotene Hilfe nicht wahrgenommen hat und stattdessen zu den "Freunden" gegangen ist. Das ist ja nicht gerade eine große Verantwortung, eher eine Verpflichtung. Aber gerade mit solchen "Aufgaben" kann er nicht umgehen. Das einzige ist der Chef in der Arbeit, da klappt das und er "reißt sich zusammen". Aber im privaten Leben - keine Chance. Er sagt auch, es falle ihm leichter zu den "Drogenfreunden" zu gehen, da diese weder böse sind noch irgendetwas sagen, wenn er dann doch nicht kommt oder später. Alle anderen machen ihm das dann zum Vorwurf und sind im schlimmsten Fall "eingeschnappt".
Kennt ihr das?
Mir wurde mal gesagt, der Reifeprozess bleibt bei dem Alter stehen, in dem der Drogenkonsum begonnen hat. Das würde bei ihm in diesem Punkt gut zutreffen.
Ich kann es selber schlecht einschätzen, nur wenn ich mit jemanden z. B. verabredet bin und der kommt einfach nicht, dann kann ich das nicht einfach so hinnehmen. Ich finde das, dass der Anstand gebührt, wenigstens abzusagen. Aber seine "Drogenfreunde" reagieren da überhaupt nicht drauf, wenn er kommt ist gut, wenn nicht, dann halt nicht. Es kommt nie zu Stressituationen, ganz im Gegensatz wie kürzlich mit den Nachbarn.
Ist diese Gleichgültigkeit auf den Konsum zurückzuführen oder sagen wir mal haben diese Kiffer und Partydrogenkonsumenten ein anderes Weltbild? Werden die "Regeln des Alltags" immer hinten angestellt?
Oder ist gerade das Verantwortungsgefühl, auch sich selbst gegenüber genau der Punkt, der es einem Abhängigen so schwer macht, weil er es vielleicht nie erfahren, gelernt hat?
Da kommt dann zwangsweise die verkorkste Kindheit (Erziehung der Eltern) in Spiel.
Wie kann man es lernen? Wie geht gerade ihr Konsumenten selber mit dem Begriff Verantwortung um oder mit Verpflichtungen?

LG Ulla
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Sabiote555
Platin-User
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Anmeldungsdatum: 14.08.2011
Beiträge: 1568

BeitragVerfasst am: 18. Dez 2012 06:09    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo Ulla,

schön, mal wieder von dir zu hören!

Ein Buch oder etwas Ähnliches, wie man es lernen kann, Verantwortung zu übernhemen, habe ich leider nicht parat, das ich dir empfehlen kann. Kann mir auch vorstellen, dass es so ein Buch in der Art nicht gibt.

Lernen, die Verantwortung zu übernhemen, die ein ganz normaler Alltag mit sich bringt, kann man in einer stationären Langzeittherapie. Dein Freund (oder Ex-Freund?) war 9 Jahre lang ein Schwerstabhängiger und ist es ja noch. Es ist für mich nicht vorstellbar, dass er Verantwortung einem Buch lernen kann und damit die Grundlage schaffen kann, ein weitestgehend drogenfreies Leben zu haben.

Ich weiß, dass er gerade erst aus dem Knast kam und nun den guten Job hat usw. Doch wird er, wenn er drogenfrei leben will, schon die Zeit nehmen müssen, in Therapie zu gehen. Jede andere Vorstellung finde ich utopisch. Auch die jahrelange Sucht hat ja Folgen.

Das alles habe ich jetzt geschrieben unter der Prämisse, dass genau das sein Problem ist. Vielleicht ist es aber auch etwas anderes, eine Kombination aus vielem. Mit Opiatkonsum ist ja oft verbunden, dass die Konsumenten Gefühle nicht aushalten können. Irgendwann ensteht eine Gewöhnung daran, ständig in Watte gepackt sein zu wollen und das ist dann das Problem. Ich hab hier im Forum immer mit Interesse die Freds verfolgt, wo sich Leute über Substitutionsmittel austauschen und die "Klatsche" vermissen eben viele. Und es ist denkbar, dass das auch ein Aspekt ist, warum er sich mit Partydrogen vollstopft. Einfach immer getörnt sein.

Und was mich noch interessiert: die blauen Flecken in der Leiste, woher denkst du kommen die? Sind es mehr geworden? Sind sein Venen schon zu zerstochen?

Lieben Gruß
Sabiote
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TomasG
Platin-User
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Anmeldungsdatum: 03.11.2011
Beiträge: 1301

BeitragVerfasst am: 18. Dez 2012 08:27    Titel: Antworten mit Zitat

du wirfst irgendwie immer alles in einen topf.

mag sein das es verantwortungslose drogen user gibt, aber es gibt auch sehr verantwortungsvolle!

und das die entwicklung stehen bleibt ab dem ersten konsum stimmt auch nicht, jedenfalls nicht allgemein.

drogenkonsum macht oft einen menschen sensiebler und einfühlsahmer.
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mesut76
Platin-User
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Anmeldungsdatum: 04.03.2012
Beiträge: 1238

BeitragVerfasst am: 18. Dez 2012 09:36    Titel: Antworten mit Zitat

@Thomas

manchmal aber zu Sensibel Wink

Und Ulla ich habs ja ähnlich erlebt und ich glaube, es fängt damit an Ehrlich zu werden, ich bin mir ziemlich sicher, das dass ein ganz wichtiger Punkt ist.

Deshalb legen auch die Therapeuten immer sehr viel Wert auf Ehrlichkeit.

Weil so lange er alles so weiter durch seine benebelte Drogenbrille sieht, wird er kaum merken, was er ändern muss.

Ich finde mitr arbeiten gehen und Geld verdienen, ist es noch lange nicht getan mit der Verantwortung. Viel wichtiger ist es, die richtigen Entscheidungen zu treffen und danach zu handeln.
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ulla79
Gold-User
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Anmeldungsdatum: 17.03.2009
Beiträge: 908

BeitragVerfasst am: 18. Dez 2012 17:59    Titel: Antworten mit Zitat

Sabiote555 hat Folgendes geschrieben:

Ich weiß, dass er gerade erst aus dem Knast kam und nun den guten Job hat usw. Doch wird er, wenn er drogenfrei leben will, schon die Zeit nehmen müssen, in Therapie zu gehen. Jede andere Vorstellung finde ich utopisch. Auch die jahrelange Sucht hat ja Folgen.

Das alles habe ich jetzt geschrieben unter der Prämisse, dass genau das sein Problem ist. Vielleicht ist es aber auch etwas anderes, eine Kombination aus vielem. Mit Opiatkonsum ist ja oft verbunden, dass die Konsumenten Gefühle nicht aushalten können. Irgendwann ensteht eine Gewöhnung daran, ständig in Watte gepackt sein zu wollen und das ist dann das Problem. Ich hab hier im Forum immer mit Interesse die Freds verfolgt, wo sich Leute über Substitutionsmittel austauschen und die "Klatsche" vermissen eben viele. Und es ist denkbar, dass das auch ein Aspekt ist, warum er sich mit Partydrogen vollstopft. Einfach immer getörnt sein.

Und was mich noch interessiert: die blauen Flecken in der Leiste, woher denkst du kommen die? Sind es mehr geworden? Sind sein Venen schon zu zerstochen?

Lieben Gruß
Sabiote

Hallo Sabiote,

ja natürlich es "fehlt" ihm was. Das versucht er so gut wie es geht eben mit diesem Paryzeug und kiffen zu kompensieren. Wird natürlich nicht lange gut gehen, davon gehe ich aus. Muss dir Recht geben, er kann mit Gefühlen nicht umgehen, in welcher Form auch immer. Ein Freund hat ihn nochmal auf das Verhalten ggü. der Nachbarschaft angesprochen, aber anstatt zuzugeben, dass es sein Fehler macht, ist dieser Freund wieder Schuld! Er würde ihn nicht verstehen! Weil seine Freunde seien ja anders! Ich selber kann es nur so einordnen, dass diese Menschen genauso abgestumpft sind wie er, oder es ihnen eben wirklich an Anstand und Benehmen mangelt.
Klar ist er da in einem Zwiespalt, die einen sagen, du verhältst dich falsch, die anderen sagen es ist ok und verlangen auch niemals irgendeine Form von Pflichtgefühl ihm gegenüber. Für diese "Freunde, Lieferanten oder wie auch immer man sie bezeichnen will ist er "ihr Kind"... Ich finde das sagt alles. Das ist ihm auch bewusst, besonders wenn es um mich als Frau geht sagt er deutlich, dass er sich dieser Verantwortung nicht stellen kann, er hat Angst davor.
Ich weiß, es ist und war schon immer sein Wunsch eine ganz nromale Familie zu haben, aber es ist für ihn in unendliche Ferne gerückt. Er müsste eben irgendwie an sich arbeiten. Grundsätzlich ist er ein sehr labiler Mensch, er lässt sich nur zu gern einlullen. Der oben genannte Freund, wenn er sich mit dem trifft, handelt er mehr wie er, dann versucht er auch ich sag mal mehr "ein Mann" zu sein. Bei seinen "Freunden" dann nicht - der einfachere Weg. Zumal auch gerade DIE so stolz auf ihn sind, was sein derzeitiger Konsum angeht Rolling Eyes - Kein Heroin-- dann ist er einfach der tollste Mensch der Welt, alle anderen Drogen darf man nehmen, da hat man kein Problem...
Er müsste schon allein wegen seiner Gesundheit den anstrengenderen Weg gehen - schafft er aber nicht. Ich habe ihn gefragt, wie lange, er glaubt, dass das noch gut geht! Er hat nur am Boden geschaut...

Was die blauen Flecken angeht, die sind weg, es kamen auch keine weiteren dazu. Vom Verstand her, ist es meines Erachtens nicht möglich, dass er nur 1 mal Heroin genommen hat. Aber er war weder weg, noch hat er Geld ausgegeben. Im Grunde ist es nicht möglich gewesen, außer er trickst bis zum Geht nicht mehr...

LG Ulla
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Caro78
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Anmeldungsdatum: 29.05.2012
Beiträge: 834

BeitragVerfasst am: 18. Dez 2012 18:37    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo Ulla,
ich staune, dass er es bisher geschafft hat auf H zu verzichten. Super!
Hoffentlich bleibt das so und wir haben uns alle geirrt. Manchmal, ganz manchmal, wird der Konsum dann weniger und hört schließlich ganz auf. Ohne Kampf.
Das nennt sich “maturing out herauswachsen aus der Sucht.“
Falls es ihm nicht schwer fällt zu verzichten, . . . wer weiss vielleicht erlebst du ein kleines Wunder! Wink

Es gibt ein kleines blaues Büchlein: Selbstmanagement.
Da sind Techniken vorgestellt als Allltagshilfe:“Wie gestalte ich meinen Alltag so,dass ich mit meiner Zeit gut auskomme?“

Es klingt, als wenn dein Ex in den Tag hinein lebt. Er legt sich nicht fest. Scheint ihm nicht wichtig zu sein, seine Verabredungen.

Das was er sagt sollte er ernst meinen. Fühlt er sich überflüssig und nicht wichtig?
lg
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ulla79
Gold-User
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Anmeldungsdatum: 17.03.2009
Beiträge: 908

BeitragVerfasst am: 19. Dez 2012 11:15    Titel: Antworten mit Zitat

[quote="mesut76Weil so lange er alles so weiter durch seine benebelte Drogenbrille sieht, wird er kaum merken, was er ändern muss.

Ich finde mitr arbeiten gehen und Geld verdienen, ist es noch lange nicht getan mit der Verantwortung. Viel wichtiger ist es, die richtigen Entscheidungen zu treffen und danach zu handeln.[/quote]

da hast du vollkommen Recht! Nur leider hat er eben auch bisher in seinem Leben nur das arbeiten und Geld verdienen gelernt und vorgelebt bekommen. Ist die Drogenbrille einmal ganz weg, kommt der tiefe Fall, weil er zum einen mit der Sucht nicht umgehen kann und zum anderen grundsätzlich nicht weiß, was er tun kann, eine unendliche Leere.
Ich denke bevor er richtige Entscheidungen treffen kann, muss er sich der Verantwortung und Tragweite seiner Entscheidung bewusst werden! Er möchte ein cleanes Leben. Aber er denkt nicht wirklich darüber nach! Er versucht jetzt erstmal kein Heroin zu nehmen und sich deswegen mit Koks, Partydrogen und kiffen zuzudröhnen. Wie damals vor seiner Heroinzeit! Gut, er nimmt kein Heroin, das mag ein Fortschritt sein und er sagt von den anderen Drogen kann man körperlich nicht abhängig werden, die kann er dann ohne weiteres absetzen, wenn er will. Aus Sicht des Süchtigen der einfachste Weg - aber wahrscheinlich weniger erfolgsversprechend, als derjenige der sagt, ich gehe der Ursache auf den Grund, Therapie usw..
LG
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veilchenfee
Foren-Guru
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Anmeldungsdatum: 18.12.2009
Beiträge: 4076

BeitragVerfasst am: 19. Dez 2012 11:31    Titel: Antworten mit Zitat

Zitat:
und er sagt von den anderen Drogen kann man körperlich nicht abhängig werden, die kann er dann ohne weiteres absetzen, wenn er will.

Hallo ulla,
Kokain habe ich persönlich als die weitaus bösartigere Droge erlebt. Klar, man wird nicht körperlich abhängig, aber die Brutalität der psychischen Abhängigkeit ist enorm. Außerdem macht Koks derart paranoid, dass man sich irgendwann zwangsläufig wieder "runterholen" muss - und das funktioniert mit Cannabis nicht wirklich. Möge dein Freund mit seiner Strategie erfolgreich sein, aber für mich hört sich das nach einem gigantischen Selbstbetrug an.
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ulla79
Gold-User
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Anmeldungsdatum: 17.03.2009
Beiträge: 908

BeitragVerfasst am: 19. Dez 2012 13:19    Titel: Antworten mit Zitat

veilchenfee hat Folgendes geschrieben:
gigantischen Selbstbetrug


Das ist der absolute perfekte Ausdruck für diese Spinnerei!
Es wird die Zeit kommen... wer nicht hören will, muss fühlen! Mitleid habe ich diesbzgl. keines mehr!
Wie ich ja gesagt habe, ihm fehlt jegliche geistige Fähigkeit, klar und vernünftig zu denken!
Ich weiß nicht, ob Verstand erlernbar ist durch Erziehung oder von Geburt an angelegt (oder eben nicht). Ich kann und will nicht sagen, dass er "dumm" ist, eher vermute ich, dass evlt. sein Gehirn Schaden genommen hat, als er mit 13 mit kiffen usw. angefangen hat, zumindest erscheint es mir, dass er diesbzgl. auf dem Stand stehen geblieben ist.
Er verfügt ja (wie ihr hier auch) über große Erfahrung was den Konsum angeht. Er müsste also gleiches wie du wissen und kennen. Abgesehen davon, hat er genau diese Situation vor 10 Jahren schon mal erlebt, so hat es damals angefangen... das Ende war dann Heroin...
wirklich ein gigantischer Selbstbetrug!
Oder ist es, sein für ihn einziger Weg, ein paar Wochen, wenn auch Monate herauszuschlagen, in denen er versucht ein "geregeltes" Leben zu leben, weil es keine andere Option für ihn gibt?

LG Ulla
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