Bin jetzt auf Heroin umgestiegen (die 2.)

[Nexus23]

[mesut76]

[Sienna]

[Maximus96]

Guten Abend, ihr!

Eine interessante Diskussion hat sich hier ergeben. Danke für den Zuspruch übrigens. Bei mir gibt's soweit nichts Neues. Habe meinem Vater gestern noch ein bisschen Subutex "abgezwackt", dann habe ich auch nicht mehr so ein Bedürfnis, auf sie Scene zu gehen und mir Shore zu holen. Scheint eine Kopfsache zu sein. Das knappe Milligramm bekam mir allerdings nicht gut, obwohl ich von der eigentlichen Wirkung nicht viel merkte, wurde mir leicht übel, ich bekam Kopfschmerzen und Kreislaufstörungen. Diese Substanz ist für mich auf Dauer nicht tragbar und das, obwohl ich sie schon so lang konsumiere.

Nun muss ich die Ferien drogenfrei verbringen (naja, bis auf Silvester). Habe mir vorgenommen, zumindest mal eine Pause zu machen, müsste doch zu schaffen sein. Muss ich mir einfach mal selbst beweisen, dass ich eben doch stärker bin als die Droge, was ich mir die ganze Zeit selbst vorgaukelte. Bei der Drogenberatung war ich auch nochmal, man riet mir nur, es über die Ferien nicht zu sehr zu übertreiben, den nächsten Termin habe ich am 2. Januar. Ich weiß nicht, langsam komme ich an meine Grenzen. Der Gedanke, den Konsum nun einzuschränken oder gar einstellen zu müssen, hat etwas sehr Beklemmendes. Ich fürchte mich vor kommender Woche. Man beginnt in solchen Situationen, über Existenzielles nachzudenken. Was tue ich hier? Was ist mir im Leben wichtig? Wer bin ich und wie definiere ich mich? Ich habe also vor dem Psychischem Angst, das Körperliche ist bei mir eher zu vernachlässigen. Auch, wenn mein Körper das Zeug immer schneller verstoffwechselt, wenn ich jetzt einen Tag kein Subutex/Shore was auch immer einnehme, habe ich am nächsten Tag Durchfall. Müsste das Subutex entsprechend höher dosieren, aber mein Vater ist ja nicht doof und erwischt mich schon bei kleinen Mengen. Gestern gab's Schimpfe (er hat nur noch etwa 2 mg gehabt), ich wäre nun schuld, dass er das ganze Wochenende 'nen Affen schieben müsste. Irgendwas zieht mich immer wieder zu den Opioiden zurück. Man hätte mir mit meiner kindlichen Mentalität niemals Zugang dazu verschaffen dürfen. Ich habe mir aus dem allen ein Spässchen gemacht, bin eh meistens der Meinung (gewesen), ich hätte die Weisheit mit Löffeln gefressen.

Naja, über Weihnachten bin ich jetzt bei den Eltern meiner Adoptivmutter, morgen dann wieder bei meinem Papa. Totales Kuhkaff, hier ist echt tote Hose, an Zeug nicht zu denken. Macht mich irgendwie nervös. Ich wollte letztens schon mal ausführlicher schreiben, aber ich war der Meining, ich hätte alles Relevante gesagt.

Frohe Feiertage wünsche ich euch!

Maxi

[Maximus96]

Und schon wieder geht es los ... Das macht mich total nervös. Der Gedanke, dass ich hier an nichts rankomme. Die nächstgrößere Stadt ist Goslar, weiß jemand, wo es da was zu kaufen gibt? Und schon wieder sind meine guten Vorsätze im Eimer. Was ist das für ein Trip? Komme mir vor wie im falschen Film. Vor einiger Zeit hat Subutex mir noch eineinhalb, zwei Tage gereicht. Jetzt sind es nur noch 24 Stunden. Ich wollte es so. Ich muss durchhalten. Nein, eigentlich will ich es nicht, ich kenne die Ursachen, aber ich kenne keinen anderen Ausweg. Blöd, ich bin der perfekte Suchtkandidat. Ich glaube, ich komme wohl doch nicht mehr ohne aus.

Bleibt stark, meine Freunde!

Maxi

[veilchenfee]

Maximus,

Du kannst für den Rest Deines Lebens Drogen nehmen. Es gibt keinen Grund, warum Du jetzt nicht mal ein paar Tage verzichten können solltest. Es läuft Dir nichts davon, Du kannst Dich noch, solltest Du es er- und überleben, 60 Jahre lang zudröhnen, ist doch toll, oder? Also sind die paar Tage "ohne" jetzt doch vollkommen wurscht.

An Deiner Stelle würde ich mit dieser Strategie versuchen, Gelassenheit zu erlangen. Und - gell - such Dir professionelle Hilfe, dann wird das schon!

[Maximus96]

@veilchenfee:

Ja, das muss mein Leit- und Motivationsmotiv werden. Aber es fällt mir so schwer, meine Psyche dreht mir einen Strick. Ich drohe allein an dem bloßen Gedanken zu ersticken. Mag sein, ich übertreibe alles, aber ich bin auch ein Schwarz-Weiß-Mensch. Ich kenne nur Extreme. Zudem ein Gewohnheitstier. Aber wer ist das nicht? Spielst du auf meinen Rat an dude an? Es stimmt. Nun, meine subjektive Wahrnehmung ist die, dass selbst die Studierten und Gelernten keine Ahnung von der Materie haben. Was soll man mit Kommentaren wie "Das wird schon", "Ach ist doch halb so wild, dann sehen wir weiter" usw. anfangen, wenn man gerade massivsten Suchtdruck hat, alle halbe Stunde aufs Klo rennt und einem die Muskeln weh tun, wie als hätte man gerade halb Deutschland zu Fuß oder auf dem Fahrrad durchquert? Oder dieses Therapeuten-Geschwalle a la "Die Droge xy ist nur ein Ersatz für dies und das, du möchtest das und jenes nur verdrängen/betäuben wie auch immer" etc. pp.
Zudem möchte man ja auch nicht unnötig Aufsehen erregen. Möchte nicht in irgendeine Anstalt/Institution und sich für die nächsten Wochen ans Bett fesseln lassen, weil man selbst unfähig ist, NICHT zu gehen und sich was zu besorgen. Weil man sich dafür noch selbst viel zu normal vorkommt.
Immerhin kann ich die Symptome jetzt besser einordnen.

Maxi

[veilchenfee]

[Caro78]

Hi Maxi,
leider hat Veilchenfee recht: Das was du jetzt gerade erlebst: Ein paar Tage ohne H nach erst so kurzem Konsum sind ein Kindergeburtstag gegenüber dem was noch kommt wenn du jetzt weiter machst.
Trotzdem hilft es dir jetzt nicht da du durch diesen “Kindergeburtstag“ jetzt hindurch musst.
Kannst du nicht sagen du wärst krank und dich ein paar Tage pflegen lassen?
Wenn du dir jetzt schon was holst und umknickst obwohl du es dir fest vorgenommen hast stärker als die Droge zu sein, dann kannst du dir ausrechnen wie es in ein paar Wochen ist.

Da ist dann nichts mit Schule und Schriftsteller werden. Dann musst du Kohle verdienen um H zu kaufen.
Mit welchem Job willst du so viel Geld einnehmen?

Ich wünsche dir Kraft, kann es aber nachvollziehen wenn du doch wieder zur Droge greifst.
Wie lange, sagtest du, bleibst du bei deiner Oma und wie hast du den Abend noch erlebt? Geht es dir besser?
Ich drücke dir die Daumen.
lg

[Maximus96]

Hey ihr beiden!

Naja, es geht so einigermaßen. Bin momentan ein wenig am Schreiben. Switche immer zwischen Subutex und Shore hin und her, je nachdem, wie's passt. Opiat bleibt Opiat, würde ich sagen, ich bin ja jetzt schon seit fast einem Jahr auf dem Zeug, am Anfang allerdings nicht so regelmäßig. Ich rede mir ein, das niedrigdosierte, verstreckte Straßenheroin machte mich nicht abhängig. Ich merke tatsächlich keinen großen Unterschied, die Gewöhnung schreitet immer weiter voran, ob Diacetylmorphin oder Buprenorphin, jedes Mal merke ich mehr vom Affen. Ja, ich werde das durchhalten, zumindest bis morgen

Lg

[mesut76]

Maxi

Ich könnte einfach nur loskotzen, was möchtest du eigentlich hören ? Meinst du bekommst hier zu hoeren, "pfeif dir ruhig alles in aller ruhe rein, danach nimmste ne 10er paracetamol und gut is?

Du hast dich doch selber da rein geritten. Und natürlich hat es Gründe warum du auf dem besten Weg bist ein hoch qualifizierter junkie zu werde.

Ich bekomme einen Anfall wenn ich lese das therapeuten keine ahnung haetten. Wenn du doch alles 5 mal besser weißt, was jammerst du dann hier rum?

[Sienna]

Hallo Maxi,
ja du merkst, Suchtdruck ist kein Spaziergang! Das was du jetzt erlebst ist aber bloß ein kleiner Vorgeschmack auf das, was noch kommen wird, wenn du erstmal jahrelang drauf bist. Du sagst ja selbst, dass du beratungsresistent bist, und deshalb wirst du alles erstmal am eigenen Leib erleben müssen...

Hast du vor, dir was zu besorgen, dort wo du gerade bist?

[Maximus96]

@mesut:

Nicht gleich überreagieren. Jetzt wird mir bewusst, warum du hier in meinem Thread noch keinen einzigen konstruktiven (soll nicht heißen, dass obiger nicht konstruktiv ist, Kritik muss man auch vertragen können) Beitrag gebracht hast, außer irgendwas zu irgendwelchen Fernsehserien. Hättest du aufmerksam gelesen, wüsstest du, dass es mir mittlerweile mehr um Austausch geht und ja, vielleicht auch, dass einem zugehört wird. Vergiss nicht, ich bin sechzehn Jahre alt, keine sechsunddreißig, auch wenn es mir das Gros des Forums an dieser Stelle nicht glauben mag. Bin halt ein kleiner Literat. Nun ja, die Therapeuten, die ich getroffen habe, waren rein subjektiv meines Erachtens unfähig, aber du magst da andere Erfahrungen gemacht haben. Ich bin noch auf der Suche nach dem idealen Therapeuten. Also, das war, was ich dir mitteilen wollte.

@Sienna

Ja, ich kann es mir vorstellen. Und nein, ich werde mir hier wohl nichts besorgen, das wäre 'ne viel zu große Action, es ist auszuhalten. Aber ich danke dir trotzdem, dass du noch so regelmäßig schreibst. Hm, ich habe mir gestern mal Gedanken über das Finanzielle gemacht und es ist richtig, eine Heroinsucht übersteigt wohl mein Budget, ich muss mir was Neues überlegen. Es bleibt mir ja nur: Familie/Freunde bestehlen, auf den Strich gehen, klauen gehen in Läden etc., dealen, arbeiten gehen, Sachen verkaufen ... und dann verließen sie ihn. Keine rosige Perspektive. Aber ich habe so Angst vor einer Therapie. In die Fremde zu gehen und so, weg vom Fenster zu sein, Angst, mich meinen Problemen und Komplexen zu stellen und letztendlich auch Angst vor dem Spott meines Vaters. Manchmal spiele ich gerne meinen eigenen Therapeuten. Da wird einem vieles bewusst, was sonst so im Verborgenen blieb/geblieben ist. Solange mein Vater mein "Drogenproblem" nicht anerkennt, werde ich glaube ich für so etwas nie gänzlich bereit sein. Ich weiß nicht, wieso das so ist. Momentan definiere ich mich gerne über meinen Konsum, mir gefällt, wenn mich Leute einen Junkie nennen. Wohl, weil ich sonst keine Persönlichkeit und keine Identität habe. Das war bei meiner Essstörung genauso, da habe ich mich nur darüber definiert. Ich habe so oft versucht, offen mit mir selbst umzugehen. Habe versucht, mich zu akzeptieren und zu lieben wie ich bin. Immer bin ich auf die Schnauze gefallen. Ich wünschte, es wäre ohne Betäubung möglich, aber so richtig möchte ich daran nicht glauben. Das tiefe Gefühl, unerwünscht zu sein, ist einfach zu präsent. Ich weiß ja, wo meine Probleme liegen. Ich mache seit einem Jahr eine Therapie. Nichts hat sie mir gebracht. Ach, scheiße. Ja, ich geb's zu, ich bin ein Jammerlappen. Umso mehr weiß ich es zu schätzen, dass Leute wie du, Sienna, mir immer noch zuhören. Danke dir dafür.

Alles Liebe und ein recht fröhliches Weihnachtsfest

Maxi

[Caro78]

Hallo Maxine

ich beginne zu ahnen warum du konsumierst. Du möchtest Anerkennung von deinem Vater, du möchtest dass er dich ernst nimmt, dass er sich kümmert.
Du möchtest in der Gesellschaft als Junk anerkannt sein weil sonst nichts da ist worüber du dich definieren kannst. Die Schule läuft noch, Beruf noch keiner da, du suchst eine Stellung in der Gesellschaft.
Als ich 16war da fand ich es auch “cool“ möglichst fuckig rüber zu kommen. Ein Junk zu sein war so schön verdorben
Irgendwann hat mir das nicht mehr gereicht und ich wollte mehr sein. Und dann fängt das Problem mit dem Kampf gegen die Sucht an.
Solange du nehmen willst ist ja alles in Butter.
Wenn du nicht mehr willst, dann wird es schwierig. Dann ist es manchmal zu spät weil sich deine Gehirnrezeptoren dann schon der Sucht angepasst haben, so das du ohne gar nicht mehr leben kannst.

Schön, dass du dir über die finanzielle Seite nun Gedanken gemacht hast.
Diebstahl ist auf Dauer wohl zu uneffizient und gefährlich.
Dealen? Könnte gehen wenn du einen guten, regelmässigen Ticker hast.
Arbeiten? Was willst du arbeiten was dir einen Tausender einbringt? Ohne Schulabschluss schwierig.
Strich gehen? Wohl am aussichtsreichsten da du jung bist. Wenn du hübsch bist, Figur hast ect Die Frage ist nur ob es dir das wert ist? Kannst du das? Vielleicht ist dealen doch besser aber die Frage ist ob dich die Leute ernst nehmen weil du so jung bist.
Vielleicht wirkst du aber auch älter als du bist.

Wie geht es dir denn heute und wie lange wirst du noch bei deinen Verwandten bleiben?
Haben die schon etwas gemerkt oder geht es?
Ich wünsche dir Kraft!
Schöne Weihnachten Maxi und Gruss!

[ast]