Die Lücke füllen - auch bei Co-Abhängigkeit?

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Tamal_Freundin
Silber-User
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Anmeldungsdatum: 21.10.2010
Beiträge: 269

BeitragVerfasst am: 19. Dez 2012 20:36    Titel: Die Lücke füllen - auch bei Co-Abhängigkeit? Antworten mit Zitat

Hallo alle zusammen,

vielleicht kennt mich ja noch der/die Ein/e oder der/die Andere.

Jetzt komme ich gleich mit einer Frage zurück. Ich war ja mit einem Süchtigen Freund zusammen. Nun sind wir schon länger getrennt und ich stelle mir nach wie vor die Frage was mein Part an diesem ganzen Wust war, der mich zu seiner Freundin machte. Nachdem ich jetzt im letzten Jahr einige Dates hatte von denen die meisten irgendwie - so meine ich jedenfalls - nicht süchtig waren, bin ich vom Partnerschaftsmarkt sehr ernüchtert. Was ich an meinem Ex schätzte war die Offenheit, die wir untereinander hatten. Ich war wegen einer Phobiegeschichte vor vielen Jahren in psychotherapeutischer Behandlung und ich glaube es war irgendwie 'praktisch' das wir beide ein Problem hatten bzw. haben. Da war ein gegenseitiges Verständnis füreinander da, was ich unglaublich mochte, wo ich mich gesehen und verstanden fühlte. Ich musste mich da für vielleicht anderer Leute 'komische' Dinge nicht rechtfertigen. Ich wurde so genommen und akzeptiert wie ich bin. Da bin ich jetzt klar sehr verwöhnt und möchte da partnerschaftlich in der Hinsicht nicht 'downgraden'. Das ist eben der eine Punkt.

Was mich jedoch extrem beschäftigt, ist die Tatsache, dass eben jetzt schon lang niemand mehr da ist, den ich 'bemuttern' kann. Ich dachte immer ich vermisse es am meisten nicht geliebt zu werden und muss jetzt feststellen das mir am meisten fehlt zu Lieben, mich um jemanden kümmern zu können usw.
Kennt das jemand von euch Co-Abhängigen? Wie geht ihr damit um?

Viele Grüße
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justhope
Anfänger


Anmeldungsdatum: 06.12.2012
Beiträge: 4

BeitragVerfasst am: 20. Dez 2012 05:19    Titel: Antworten mit Zitat

Es beschäftigt dich extrem,
dass keiner da ist den du bemuttern kannst?!
Dann schaff dir doch einen hund an um den kannst du dich dann kümmern!

Ich kenn dich nicht und weiß dein alter auch nicht aber glaub mir wir leben in einer Gesellschaft die uns lehrt "haste was biste was" da ist nicht mehr so viel platz für die die ein Problem mit Drogen
haben oder wo der Partner im Knast ist für Leute die nicht mehr ganz knusper sind oder was auch immer. Wären die Leute die ein "normales" leben führen nicht so verdammte hochnäsige spieser und würden mal ihren stock aus dem arsch bekommen und sich dafür interessieren was es für ein Mensch ist der so verdammt"unnormal" ist dann würde es sich wohl leichter leben.

Lange rede garkeinen Sinn Smile


gleichgesinntes gesellt sich gern oder wie war das?
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Tamal_Freundin
Silber-User
Silber-User


Anmeldungsdatum: 21.10.2010
Beiträge: 269

BeitragVerfasst am: 20. Dez 2012 20:27    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo Justhope,

nunja ich lebe nach außen hin extrem angepasst und viele von den Forenusern würde ich als Spießer erscheinen. Ich habe ein abgeschlossenes Studium und mittlerweile einen tollen Job mit gutem Verdienst und vor allem sehr netten Kollegen. Das ich mal eine extrem phobische Phase hatte, wird mir niemand ansehen und anmerken. Ich denke viele wären sogar geschockt, wenn ich ihnen erzählen würde was ich mit meinem Ex durchgemacht habe und das er süchtig ist. Mein Ex ist nach langer Zeit 'nichts tun' wieder in seinen Job zurückgekehrt. Von der Sucht ist er noch lang nicht entfernt. Langsam glaube ich aber das ihm die Trennung echt gut getan hat. Erst danach ist er in eine andere Stadt gezogen und hat sich wieder einen Job gesucht. Manchmal frage ich mich ob ich ihn nicht durch mein 'Bemuttern' eher aufgehalten habe. Und dann kommt wieder die Kehrseite, dass ich mich frage warum er dann überhaupt eine Beziehung mit mir eingegangen ist, wenn er doch lieber allein sein möchte.

Nunja, es geht ja nicht um ihn. Ich merke einfach ich würde gern jemanden meine Aufmerksamkeit schenken usw. Mir fehlt das. Mir macht es beispielsweise total Spaß einen Adentskalender für meinen Partner zu basteln und mich dann daran erfreuen zu können wie sich der Partner darüber freut. Ich kann niemanden beschenken in dem Sinne.

Ein Tier anschaffen ist insofern schwierig, da ich jeden Tag ca. 12 Stunden außer Haus bin. Das würde ich keinem Tier antun wollen.

Keiner da, der eine Leere verspürt? Was macht ihr dagegen?
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veilchenfee
Foren-Guru
Foren-Guru


Anmeldungsdatum: 18.12.2009
Beiträge: 4072

BeitragVerfasst am: 20. Dez 2012 21:51    Titel: Antworten mit Zitat

Der Mensch ist nunmal nicht zum Alleinsein gemacht, es ist völlig normal, dass Du eine große Leere spürst. Je nach Veranlagung gewöhnt sich der Mensch mehr oder weniger daran, wenn das Alleinsein andauert. Langfristig ist es aber kein Zustand. Wenn Du noch immer an Deinem Ex hängst, wird es schwierig, eine neue Partnerschaft einzugehen und geeignete "Kandidaten" fallen halt auch nicht vom Baum. Gib Dir Zeit, setze Dich nicht unter Druck.

Viel Glück ...
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BlancheNeige
Gold-User
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Anmeldungsdatum: 22.10.2011
Beiträge: 694

BeitragVerfasst am: 20. Dez 2012 23:49    Titel: Antworten mit Zitat

Guten Abend !

Was macht man, um die Lücke zu füllen und die Leere zu beseitigen?

Arrow Ich habe wieder angefangen Drogen zu nehmen. Ganz ehrlich geantwortet. Die Leere wird weder Hund noch Pferd noch Papagei wirklich verschwinden lassen. Chronische Leere lässt sich oft nicht einmal durch einen geeigneten Partner gänzlich auslöschen. Leider.

Ich habe für mich festgestellt, dass "Leere" ein universell einsetzbarer Begriff ist, der im Grunde nur die eigene Unzufriedenheit plus (vermeintliche) Einsamkeit und Alltagsüberdrüssigkeit beschreibt. Man meint dann, man könne diese Lücke (an Zufriedenheit) mithilfe eines tollen Typen stopfen..das geht aber sehr oft in die Hose. An deiner Stelle würde ich mich mal fragen, ob der Job und die allgemeinen Lebensumstände wirklich so super sind und ob das Nichtausgefülltsein auch woanders herkommen könnte (es also nicht am Partner mangelt, sondern an anderen -zwischenmenschlichen- Dingen).
Man verwechselt das nur zu gern. Ich kenne das sehr gut. Das würde dann auch zu deiner "Bemutterungsarie" passen.

Grüße !
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ulla79
Gold-User
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Anmeldungsdatum: 17.03.2009
Beiträge: 908

BeitragVerfasst am: 21. Dez 2012 00:09    Titel: Antworten mit Zitat

Tamal_Freundin hat Folgendes geschrieben:
Nunja, es geht ja nicht um ihn. Ich merke einfach ich würde gern jemanden meine Aufmerksamkeit schenken usw. Mir fehlt das. Mir macht es beispielsweise total Spaß einen Adentskalender für meinen Partner zu basteln und mich dann daran erfreuen zu können wie sich der Partner darüber freut. Ich kann niemanden beschenken in dem Sinne.


Keiner da, der eine Leere verspürt? Was macht ihr dagegen?


Hallo Tamal-Freundin,

ich kann dir das schon nachfühlen. Ich denke, es gibt Menschen, die sich vom Charakter, von der Einstellung oder weil sie es eben auch so erfahren haben, z. B. gerne andere beschenken oder ihnen eine Freude zu bereiten. Mein Exfreund z.B. kannte das nicht. Er z.B. konnte es teilweise gar nicht als Freude empfinden, sondern eher als Last oder Druck, mich genauso zu behandeln. Und wenn wir "Schenkwilligen" das mal nicht können, warum auch immer (Knast, Trennung) kann es sein, dass da eine Leere aufkommt. Leider kann man aber gerade in diesem Bereich nicht aktiv was tun. Wenn die Arbeit nicht stimmt, kann man sich eine neue suchen. In Gefühlsdingen ist es nicht sooo einfach. Da muss man auf die Zukunft vertrauen... mehr kann man da leider nicht tun. Ich weiß, dass es schwer ist.
Ich kann es in diesem Zusammenhang auch gut nachvollziehen, wenn man wie BlancheNeige dann wieder zu Drogen greift. Gerade bei "ehemaligen" Drogenkonsumenten, die ja durch den Konsum einen "sehr erfüllten Alltag" hatten, kommt dann eine Leere.
Einen Ratschlag habe ich auch nicht, aber ich denke, du bist nicht allein. Letztlich wünschen wir uns alle doch nur Glück und Zufriedenheit, gerade jetzt in der Weihnachtszeit.

LG Ulla
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Tamal_Freundin
Silber-User
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Anmeldungsdatum: 21.10.2010
Beiträge: 269

BeitragVerfasst am: 21. Dez 2012 20:55    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo alle zusammen,

vielen Dank für eure Antworten. Da sind viele Dinge dabei über die ich mal nachdenken werde.

Wenn ich die Wahl hätte, würde ich nicht arbeiten gehen. Aber da ich mein Studium selbst finanzieren musste, bleibt mir da grad gar nix anderes übrig als vorerst Vollzeit arbeiten zu gehen. Aber vielleicht mache ich das nicht auf Dauer. Aber aus dem Blickwinkel gesehen, dass ich Berufsanfänger bin und ich in einem vielüberlaufenem Bereich Fuß fassen konnte, finde ich schon, dass ich echt Glück mit meiner Stelle habe. Für mich ist das aber generell die Frage ob 'man' (in dem Fall ich) mich in der Art von Gesellschaft wohl fühle... Da denke ich tatsächlich schon sehr lang drüber nach. Da kommt bei mir aber gleich der nächste Gedanke selbst wenn ich damit unzufrieden bin, was die Alternative wäre womit ich mich wohl fühle.

Hmmm... Da muss ich echt mal länger drüber nachdenken.

Bin heute auch etwas nachdenklich. Hab grad beim einkaufen eine junge Frau vor mir an der Kasse stehen sehen, deren Tasche quasi nur noch aus dem Innenleben bestand. Sie sah so aus als wenn sie auf der Staße lebt. Und dann hatte sie nicht mal 50 Cent für einen Erdnussriegel... Den hab ich dann bezahlt, weil mir das so leid getan hat. Mein Gott geht es mir eigentlich gut. Das musste ich jetzt mal rauslassen.
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BlancheNeige
Gold-User
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Anmeldungsdatum: 22.10.2011
Beiträge: 694

BeitragVerfasst am: 21. Dez 2012 21:29    Titel: Antworten mit Zitat

Hey Tramal Freundin,

das ist sehr aufmerksam von dir, dass du der jungen Frau geholfen hast.
Ein Großteil der gestressten Menschen hätte sich eher lauthals beschwert, wieso das so lange dauert an der Kassen Rolling Eyes

Gedanken machen ist gut, grübeln eher weniger. Ich stelle mir auch oft die Frage, ob ich nicht dies und das hätte anders machen sollen. So, wie jeder das eines Tages mal tut. Du hast wahrscheinlich auch einen Studienkredit gehabt, um nicht drei Jobs machen zu müssen während des Studiums..? Ich fürchte mich auch schon vor der Rückzahlphase. Das ist noch mal ein ganz anderer Druk, das kann ich mir vorstellen. Auch, wenn dein Leben im Vergleich zu einer Obdachlosen superspitzenmäßig erscheint und deine Probleme eher zu Banalitäten werden, solltest du dich und deine Sorgen ernst nehmen und nicht so abtun. Jeder hat sein Päckchen zu tragen und wenn man es mal ganz kreativ zusammenfasst:
Die/der Obdachlose von heute könnte die/der gescheiterte StudentIn/ManagerIn/ProfessorIn von gestern sein. Diese Person befindet sich einfach nur an einer anderen Stelle im Leben. Deshalb solltest du schon auf deine innere Stimme hören. Es gibt ja noch andere Folgen als "nur" den finanziellen Ruin.
Diese ganzen Belastungsstörungen können dir dein Leben auch zur Hölle machen, glaub mal.

Hast du denn ein paar gute Freunde oder eine starke Familie im Rücken?

Ein schönes Wochenende wünsche ich dir!

LG BlancheNeige
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Tamal_Freundin
Silber-User
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Anmeldungsdatum: 21.10.2010
Beiträge: 269

BeitragVerfasst am: 23. Dez 2012 09:57    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo BlancheNeige,

momentan arbeite ich leider so viel, dass mir kaum Zeit bleibt Freundschaften zu pflegen. Meine Erfahrung ist auch, dass jeder eh so viel mit seinem Leben zu tun hat (was ich jetzt nicht wertend, sondern feststellend meine), dass es schwer ist Menschen zu finden, die dann wirklich für mich da sind, wenn ich es mal brauche. Vielleicht ist das auch der Teil Selbstverantwortung, den jeder tragen muss, da ja doch schlussendlich jeder selbst für sich verantwortlich ist...

Meine Familie ist ein Thema für sich. Ich komme in regelmäßigen Abständen zu der Einsicht, dass sie mir nicht wirklich gut tut. Daher überlege ich immer wieder mal in eine Stadt zu ziehen. Vordergründig ist meine Familie schon für mich da. Aber es gibt einfach echt ne Menge Situationen, wo sie nicht für mich da war und mir teilweise auch in den Rücken gefallen ist. Und das Schlimme ist, dass sie das nicht mal böswillig machen, sondern weil sie es nicht besser wissen. Ich weiß zwar immer noch nicht warum, aber ich werde da einfach nicht ernst genommen. Wenn ich beispielsweise sage das ich mit einer bestimmten Person ein Problem habe, die meine Familie kennt und weiß das diese Person schwierig ist, dann kommt von meiner Familie kein Rückhalt im Sinne von wenn du das mal offenlegst, dann reden wir auch mal Klartext, dass die Person wirklich schwierig ist. Es kommt die Reaktion das ich mich damit abzufinden habe. Und da geht es nur darum, dass blos kein Streit angezettelt wird. Also daher fällt in meinen Augen meine Familie weg was Rückhalt betrifft.

Hm. Und Weihnachten steht kurz vor der Tür... Ich hatte noch nie so wenig Lust Weihnachten mit meiner Familie zu feiern als dieses Jahr...
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Sabiote555
Platin-User
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Anmeldungsdatum: 14.08.2011
Beiträge: 1568

BeitragVerfasst am: 23. Dez 2012 13:34    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo Tamal-Freundin,

erst Mal herzlich willkommen hier im Forum.

Dein Problem mit der inneren Leere kenne ich. Auch die Situation, die du mit deiner Familie beschreibst und von denen du dich nicht unterstützt fühlst, kenne ich. Auch der Wunsch, Freunde zu haben, die wirklich für einen da sind, ist mir bekannt. Was kann ich dir also raten, um die Leere zu überwinden?

1. Familie: Du schreibst, dass deine Familie Wert darauf legt, dass es keinen Streit gibt. Das wird dann auch wohl der Grund sein, warum sie deine Taktik, störende Dinge mal anzusprechen, nicht mittragen wollen. Das Verhalten hat wahrscheinlich gar nicht die Stoßrichtung, dich im Regen stehen zu lassen, die Familie hat einfach eine andere Strategie. Wenn du es so betrachtest, hat es für dich etwas weniger Destruktives. Manche Menschen halten eben lieber Dinge aus, statt sie anzusprechen. Und oft ist es ja auch so, dass kenne ich, dass sich Leute über Dinge an andere beschweren, die man selbst gar nicht so schlimm findet. Vielleicht ist das hier auch so? Auf was ich hinaus will, ist, dass das alles nur subjektiv ein Grund ist, sich allein bzw. nicht unterstützt zu fühlen, nicht aber objektiv.

2. Du suchst Freunde, die so richtig und immer für dich da sind. Das ist verständlich und wünschenswert. Der beste Weg dahin, ist, selbst eine solche Freundin zu sein. Immer für andere da, immer ansprechbar. Dann findet man sie auch in der Umgebung. Und wenn man sowieso schon ein guter Freund ist, was spricht denn dagegen, auch mit sich selbst befreudet zu sein. Und schwupps, man ist nie mehr allein. Das hört sich fast zu einfach an, um wahr zu sein. Es ist aber so einfach.

3. Und dann ist auch die innere Leere nicht mehr so groß. Dein Post klingt ja einigermaßen verzweifelt und dieses Gefühl kann ich dir auch nachempfinden. Deinen Zustand führst du aber darauf zurück, dass deine Familie dich, deiner Meinung nach, ausreichend unterstützt, bzw. dass du keine Freunde hast , wie du sie dir wünschst.

Das sind alles äußere Faktoren, auf die du nur bedingt Einfluss hast. Die anderen kannst du nicht ändern, also musst du dich oder deine Einstellung ändern. Insgesamt scheinst du eine sehr ich-bezogenen Person zu sein, die viel fordert. Das ist nicht als Vorwurf gemeint, vielmehr als Beobachtung. Wer viel will, muss viel geben. Dann kommt auch was zurück und die Leere ist kein Thema mehr.

Zu sagen, dass man das und das von anderen braucht, ist nicht zielführend. Überleg dir erst mal, was du für dich selbst andere tun kannst. Das ist mein Rat.

Alles Gute für dich,
Sabiote555
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Tamal_Freundin
Silber-User
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Anmeldungsdatum: 21.10.2010
Beiträge: 269

BeitragVerfasst am: 23. Dez 2012 14:11    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo Sabiote555,

vielen Dank für deine ausführliche Antwort und die vielen Hinweise.

Leider kann ich hier beim Schreiben nicht annähernd meine Gesamtsituation wiederspiegeln. Du hast von einer Ich-Bezogenheit gesprochen. Darauf würde ich gern eingehen. Ich bin viel zu gutmütig, stelle mich eher in den Hintergrund und bin eher zu viel für andere da. Bei mir hat es jedenfalls noch nicht funktioniert für andere immer da zu sein und dies auch zurück zu bekommen. Obwohl ich grad extrem wütend auf meine Mutter bin, habe ich ihr gestern beispielsweise einen gesamten Tag bis 23 Uhr geholfen. Mein Problem besteht meiner Meinung nach eher darin die Erwartungshaltung irgendwie erfüllen zu wollen, weil das klar Plutspunkte bei meiner Familie bringt. Aber viel von der Hilfe, die meine Familie von mir erhält, würde ich einfach nicht bekommen, weil ich die bin, die schon immer alles allein hinbekommen hab. Da passiert ganz viel ungerechtes. Und klar regt mich das auf. So ganz ohne Freunde stehe ich nicht da. Aber mir fehlt einfach eine Ansprechperson. In meinem Freundeskreis sind alle in ihrem Alltag eingebunden. Da hat niemand so wirklich viel Zeit.

Das ich so jammerig rüberkomme, ist weil ich einfach schlechte Laune habe weil Weihnachten vor der Tür steht und es in den letzten Wochen viel Streit zwischen mit und meiner Familie ergab. Und leider ist es nicht so das mich Dinge stören, die anderen egal sind. Das ist ja genau der Punkt, der mich so ärgert. Mich stören haargenau die gleichen Dinge und 'es' soll todgeschwiegen werden. Im Gegenteil wenn ich dann mit bestimmten Familienmitgliedern allein spreche kotzen diese sich regelrecht darüber bei mir aus. Das ist einfach insgesamt eine so 'Schauspieleratmosphäre', die ich einfach schwer ertragen kann und ich muss jetzt qausi 2 Tage schauspielern, damit in meiner Familie alle schön Friede, Freude, Eierkuchen spielen können, obwohl da gar nix stimmt.

Die Leere empfinde ich nicht deshalb weil meine Familie nicht für mich da ist. Das war sie noch nie in dem Sinne. Ich befinde mich schon seit langem auf dem Weg mich von ihnen zu distanzieren. Darin sind meine Familie und ich uns ausnahmsweise einig, dass ich irgendwie da total aus dem Rahmen falle und anders bin als der Rest der Familie. Mal ist es mir egal und dann kommen einfach immer mal wieder so Dinge, wo ich einfach nur mit dem Kopf schütteln kann. Ich schreibe ja den Post weil ich nicht so genau weiß woher diese Leere kommt. Meine Vermutung geht eher in die Richtung das ich mir bewußt einen Partner gesucht habe um den ich mich so intensiv kümmern musste, um mich nicht mit mir selbst zu beschäftigen.
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Sabiote555
Platin-User
Platin-User


Anmeldungsdatum: 14.08.2011
Beiträge: 1568

BeitragVerfasst am: 23. Dez 2012 14:35    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo Tramal-Freundin,

danke für deine Antwort. Da wurde mir noch mal einiges klar.

Bei meiner Familie ist es auch so, dass ich total aus dem Rahmen falle. Die Konsequenz, die ich daraus gezogen habe, ist auch, dass es momentan keinen Kontakt gibt. Das ist eine große Erleichterung für mich. Bei mir war es so, dass ich (und so scheint es auch bei dir zu sein) bereit war, alles zu geben und dass mir dafür nie der Dank entgegen gebracht wurde, der mir gebührte. Im Gegenteil: meine Grenzen wurden nicht respektiert und auf mir und meinen Gefühlen wurde rücksichtslos rumgetrampelt. Auch die Situationen, in denen hinter dem Rücken von Personen gelästert wird, was das Zeug hält, um dann von Angesicht zu Angesicht nichts gesagt haben zu wollen, kenne ich.

Mein Problem damals war, dass ich nicht den Mut hatte, eckig zu sein. Ich war wie ein runder, weicher Schaumstoffball, gegen den man ohne große Mühe und Beschwerden treten kann und der dann einfach dahin rollt, wohin man ihn haben will. Dann gab es eben Funkstille, der Kontakt wurde abgebrochen. In dieser Zeit kam ich zu mir und bekam eine gesunde Distanz zu den Gepflogenheiten in meiner Familie.

Vor einigen Jahren fand dann wieder Kontakt statt und ich fand heraus, dass es immer noch keine Bereitschaft gab, meine Grenzen zu achten. Das alles habe ich zum damaligen Zeitpunkt nicht so klar erkennen können, vielmehr darunter gelitten. Als einzige Möglichkeit, mir zu helfen, blieb nur ein erneuter Kontaktabbruch.

Dann durfte ich lernen, dass ich mich an erste Stelle stellen darf und sagen darf, was nicht ok ist ohne schlechtes Gewissen und Schuldgefühle. Ich durfte lernen, eckig zu sein, damit man nicht so einfach an mich treten kann, ohne ein Echo zu bekommen.

Und plötzlich fühlte ich mich frei und tue es bis heute. Kontakt zur Familie habe ich nicht. Ich vermisse sie natürlich, doch nicht so sehr, um mich wieder zu einem Opfer machen zu lassen. Wie und ob sich das löst, wird die Zukunft zeigen.

Jetzt habe ich dir ganz viel über mich geschrieben, damit du evtl. Parallelen erkennen kannst. Deshalb traue ich mich auch, eine provokante Fragen zu stellen: Wieso hilfst du deiner Mutter, wenn du sauer auf sie bist? Wenn du sauer bist, bist du sauer und vertrittst deinen Standpunkt und wischt ihr nicht die Bude durch, und schon gar nicht bis 23 Uhr.

Du bist auf die Welt gekommen, um glücklich zu sein und nicht um Erwartungshaltungen zu erfüllen. Das darf ich sagen, weil ich das auch bitter lernen musste. Was passiert denn, wenn du nicht ihre Erwartungen erfüllst? Kannst du dem Druck standhalten? Wenn ja, mach es.

Lieben Gruß
Sabiote555
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Yolande
Platin-User
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Anmeldungsdatum: 01.06.2011
Beiträge: 1438

BeitragVerfasst am: 23. Dez 2012 22:55    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo Tamal,

ich geh nur mal kur auf den Punkt mit deiner Familie ein...jeder scheint irgendwie ein Problem mit seiner Familie zu haben. Ich auch. Aber, in den meisten Fällen haben uns unsere Eltern geliebt und nicht böswillig versucht, uns zu schaden. Sie haben wider besseren Wissens und aus einer tiefen Liebe heraus gehandelt. Die einen tun das, in dem sie das Kind stets und ständig vor allem bewahren, die anderen, in dem sie das Kind loslassen, manchmal zu früh und zu heftig, aber immer lag der Gedanke nahe, dass das Kind geschützt wird. Natürlich, es gibt Extremfälle, es gibt Missbrauchsfälle, körperliche wie seelische Gewalt etc., aber das sind zum Glück Ausnahmen. Ich schreibe hier wirklich nur von der total normalen Eltermkindbeziehung. Als du auf die Welt kamst, warst du ein Neuling für deine Eltern, die dich so erzogen wie sie selbst es gelernt haben. Der Erfahrungsschatz deiner Eltern beruhte lediglich auf eigenen Erfahrungen...Du meinst, sie wollen nicht streiten, immer Harmonie? An sich ist das doch was total Tolles, etwas, was dich zu dem gemacht hast, was du heute bist. Du bist nicht nur Rebellin, nein du bist eine Person, die ebenso liebt, wie deine Eltern. Glaubst du, du hättest Kraft, jemanden zu bemuttern, wenn du nicht selbst einen sicheren Hafen der LIebe hast? Ich verstehe dich sehr gut, dass du dir wünschst, dass manche Dinge angesprochen werden...aber wem nutzt das? Deiner Streitlust? Vielleicht waren deine Eltern auch irgendwann rebellisch und haben mit der Zeit bemerkt, wie viel sinnlose Energie man oft damit verschwendet...
Weißt du, ich bin auch eine Rebellin, aber ich wünsche mir von Herzen, dass meine Kindern total spießig werden, denn dann muss ich weniger Angst um sie haben...sie haben weniger Ärger. Warum soll das nicht schön sein?
LG
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Tamal_Freundin
Silber-User
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Anmeldungsdatum: 21.10.2010
Beiträge: 269

BeitragVerfasst am: 24. Dez 2012 10:07    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo Sabiote555 und Yolande,

ich gehe mal auf eure Hauptpunkte ein und erst mal noch vielen Dank für eure Anregungen.

@Sabiote555: Was passiert, wenn ich nicht nach den Regeln meiner Mutter spiele. Sie wird krank. Sie regt sich dann furchtbar auf und ich bin dann quasi Schuld das es ihr so schlecht geht. Sie kann sich da bis zu einem weiteren Hörsturz hineinsteigern. Ich bin noch nicht bereit mit dieser Art von Schuld umgehen zu können. Daher kann ich da grad auch nicht anders als zu helfen, obwohl ich das alles furchtbar ungerecht finde.

@Yolande: Das ich jemanden lieben kann, liegt mit Sicherheit nicht an meiner Familie, sondern daran, dass ich mit 19 so schwer psychisch krank war, um in Behandlung gehen zu müssen. Das habe ich mir hart erarbeiten müssen. Klar ist Harmonie toll und wundervoll. Aber eben nicht um jeden Preis. Und Harmonie bedeutet bei meiner Familie einfach nur zu funktionieren. Um mal ein Beispiel zu nennen. Ich hatte mal furchbaren Durchfall und meine Oma hatte Geburtstag und ich musste da auf Teufel komm raus mit, weil es sich nicht 'gehört' krank zu Hause zu bleiben. Das war ein wirklich furchbarer Tag. Und ich wurde da noch als Störenfried hingestellt. Ich will ja auch gar nicht rebellieren in dem Sinne, aber ich hätte einfach gern das Recht so zu sein und so zu empfinden wie ich es nun mal tue und nicht so wie es für meine Familie 'bequem' wäre.
Und wie schon in einem vorherigen Post geschrieben, lebe ich nach außen hin ja extrem spießig, siehe Studium beendet und in festem Job mit gutem Verdienst und kleiner eigener Wohnung (zur Miete).

Dann wünsche ich euch allen ein schönes Weihnachtsfest!
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Sabiote555
Platin-User
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Anmeldungsdatum: 14.08.2011
Beiträge: 1568

BeitragVerfasst am: 24. Dez 2012 12:26    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo Tamal-Freundin,

das, was du mit deiner Mutter beschreibst, kenne ich. Das sind, das weißt du auch, natürlich nur Dinge, die sie benutzt, um dich unter Druck zu setzen. Du darfst dir klar machen, dass es allein ihre Entscheidung ist, krank zu werden, wenn Dinge anders laufen als sie es wünscht.

Wenn du daran "Schuld" hättest, hättest du Macht über deine Mutter. Das ist aber gerade anders herum. Sie manipuliert dich, weil du Schuldgefühle hast. Probier doch einfach mal aus, bleibe stur, beuge dich nicht ihrem Willen und du wirst sehen, dass ihre Krankheiten einen wesentlich positiveren Verlauf nehmen als prognostiziert.

Das wird eine harte Nervenprobe, weil die gesamte Familie Druck auf dich ausüben wird. Wenn du es schaffst, hart zu bleiben, also mehrmals, nicht nur einmal, kannst du an das Problem Erwartungshaltung schon mal einen Haken machen. Ich hab das schon durch, ich kann dich coachen. Es ist schwer, lohnt sich aber.

Und du tust deiner Mutter (und allen anderen) auch einen Gefallen. Sie können sich aus ihrer Verkrampfung lösen und feststellen, dass die Welt sich weiterdreht, auch wenn sie ihre Tochter (Schwester, was auch immer) nicht manipulieren.

Und am meisten bringt dir das selber. Vielleicht so viel, dass du deine Gefühle, die sich aufstauen, weil du so wehrlos bist gegen ihre Manipulationen, nicht mehr mit Medikamenten unterdrücken musst.

Das wünsche dir schöne Weihnachten und hoffe, dass du es wagst, dir selbst zu helfen, wenn du so weit bist

Alles Liebe,
Sabiote
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