Mein Bruder und Heroin

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aya
Anfänger


Anmeldungsdatum: 13.02.2013
Beiträge: 4

BeitragVerfasst am: 13. Feb 2013 22:50    Titel: Mein Bruder und Heroin Antworten mit Zitat

Hi! Very Happy

Erstmal: ich möchte hier lediglich meine Erfahrung als Aussenstehender teilen. Selber habe ich noch nie konsumiert.

Es geht um meinen kleinen Bruder (17):
Dank falschen "Freunden" hat mit 13 das Kiffen angefangen und er ist ziemlich schnell in ein Suchtverhalten gerutscht. Anscheinend rauchte er mindestens einen oder mehrere Joints täglich. Dies hat rasch dazu geführt, dass er mehrmals aus der Schule geschmissen wurde, da er meistens abwesend war und seine Leistung stark abnahm. Gleichzeitig hat er angefangen, bei uns zu Hause zu klauen (hauptsächlich Schmuck und Bargeld), um den Konsum zu finanzieren.
Letzten Endes wurde er in ein Schulheim eingewiesen, wo er gut betreut wurde und sowohl schulisch, als auch verhaltensmässig Fortschritte machte, bis es zu einem Zwischenfall mit einem Schulleiter kam, weswegen er angezeigt wurde. Darauf beschloss die Behörde, dass es für ihn sinnvoller ist, eine zweijährige Lehre zu beginnen.
Im ersten Lehrjahr wurde seine Kriminalität schwerwiegender, u.a. hat er meine Karte und meinen (soeben per Post erhaltenen) Pincode geklaut und mein Konto geleert. Dasselbe tat er mit einem "Freund" bei einem Arbeitskollegen und erhielt dafür eine Anzeige (es wurden €4000 entnommen).
Im Herbst 2012 wurde eine "Beobachtungszeit" verordnet, und wurde einer (m.E. sehr guten) Pflegefamilie zugewiesen. Die Lehre hat er weiterhin besucht.
Vor dem Sommer begann er zusätzlich LSD zu konsumieren. Im Oktober fing er an, MDMA und Amphetamin zu nehmen, worauf er regelmässig einen Test durchführen musste. Im November kamen Kokain, (einmalig) Meth und (einmalig) Opiate dazu. Ich vermute, dass er nur am Wochenende konsumierte, da die Lehre gut lief und er diese täglich besuchte. Die Leistung war bisher in Ordnung.
Im Januar fing er an, Heroin zu rauchen, zuerst wöchentlich, dann alle 2-3 Tage (die verbrannten Alufolien waren ausschlaggebend). In den vergangenen zwei Wochen hat er angefangen, Heroin intravenös zu nehmen (wir haben Spritzen, angebrannte Löffel und Filter gefunden). Er scheint es nun mindestens einmal pro Tag zu machen. Während der letzten Woche ist er nicht mehr zurück zur Pflegefamilie. Er wohnt stur zu Hause (trotz Warnung der Behörden) und geht gar nicht oder nur für 2-3 Stunden zur Arbeit. Er ist entweder extrem nervös und agressiv, oder er schläft. Er klaut wieder. Die Zimmertüren sind alle abgeschlossen, aber man lässt schnell etwas liegen. Falls niemand zu Hause ist bricht er die Türen auf. Falls man kurz vergisst abzuschliessen, kommt er ebenfalls rein.

Zudem muss gesagt werden, dass er Autismus hat, was die Kommunikation erschwert und seine Persönlichkeit sehr labil macht. Meine Mutter ist der Meinung, man soll ihn schnellstmöglich in eine geschlossene Klinik zwangseinweisen, da er noch im Anfangsstadium der Sucht ist. Mein Vater ist der Meinung, ein Entzug sei auch in einer offenen Institution möglich, oder ganz ohne Hilfe von aussen.
Es ist auf jeden Fall klar, dass er in diesem Zustand nicht dazu fähig ist, ein "normales" Leben zu führen. Sad
Er selber streitet den Konsum ab ("ich habe es nur einmal probiert") und scheint nicht aufhören zu wollen.

Daher wollte ich fragen, ob jemand ähnliche Erfahrungen hat. Was macht man in so einer Situation am besten? Ist ein Entzug gegen seinen Willen überhaupt sinnvoll?

Zudem: Falls ich bei ihm Drogen finde, soll ich sie lassen, oder wegnehmen? Er besorgt sich ohnehin mehr davon, andererseits konsumiert er dann etwas weniger, weil er zuerst wieder Geld finden muss usw…

Liebe Grüsse
~ Aya ~
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SAUBERMANN
Platin-User
Platin-User


Anmeldungsdatum: 27.03.2012
Beiträge: 1356

BeitragVerfasst am: 14. Feb 2013 00:10    Titel: Antworten mit Zitat

hallo aya!

hui... das klingt echt hart. wirklich...

wenn dein bruder 4000 euro mal eben durchbringt und euch erzählt, er habe es "nur einmal probiert" oder sowas, dann ist das unglaubwürdig. drogen gehen ins geld, ja... aber wenn er so intensiv stiehlt, dann sind drogen bei euch entweder extrem überteuert oder dein bruder ist ziemlich tief drin und konsumiert viel...

ich weiß jetzt nicht, inwiefern du dich mit dem thema sucht auskennst. wenn du "normal" informiert bist, dann glaubst du sicherlich zu wissen, dass zb. heroinkonsumenten quasi alle klauen und lügen..?! und dass dein bruder insofern eine "ganz normale suchtkarriere" durchlebt..?!

dazu sei angemerkt, dass so ein verhalten keineswegs die regel ist. ich kenne viele konsumenten, aber leute, die so intensiv die familie beklauen, sind schon ein ziemlich hartes kaliber. da sind nämlich schon viele skrupel verschwunden.

aber hier liegt auch der hase im pfeffer:
bei deinem bruder kann man gar nicht mit normalen maßstäben messen, da er autist ist, wie du sagst. insofern dürfte es auch extrem schwierig werden, hier gute tipps zu bekommen. du solltest evtl. den threadtitel ändern und darauf hinweisen, dass dein bruder autist ist. denn das verändert alles. ich kenne mich mit dem thema autismus jetzt aber nicht so aus, weshalb es sinn machen könnte, tatsächlich nach ähnlichen erfahrungen zu suchen.

was ich grundsätzlich sagen kann als persönlich betroffener und suchterfahrener: JE FRÜHER INTERVENIERT WIRD, DESTO BESSER! es ist nicht immer angebracht, einen süchtigen fallenzulassen (früher war das oft ein grundsatz: lass den süchtigen tief fallen, bis er richtig am boden ist).
mit 17 jahren kann man noch einiges beeinflussen. wenn dein bruder jetzt 5 jahre so weitermacht, dann ist der zug fast abgefahren... erst recht, weil er schon ein ziemlich asoziales verhalten an den tag gelegt hat. er hat also schon gewisse grenzen überschritten.

allerdings befürchte ich auch, dass ihr als familie völlig überfordert seid bei dem thema. das ist keine schande, sondern völlig normal. das geht im grunde jedem angehörigen so.

es gibt kein patentrezept. macht euch bewusst, dass es nicht damit getan ist, deinen bruder zwangseinzuweisen und ihm einen entzug aufzuzwingen. der rückfall ist vorprogrammiert. man darf keine unrealistischen erwartungen an therapien haben! ein mensch ist kein auto, das man in die werkstatt gibt und das danach heil rauskommt. der betroffene muss bei einer sucht IMMER kooperieren.

ich weiß auch nicht, was euch noch erwartet... es ist schon verdammt schwierig, relativ gut integrierte menschen aus einer sucht zu befreien. es gibt ja viele süchtige, die relativ "vernünftig" mit ihrer sucht umgehen und sich das problem eingestehen. menschen, die nicht klauen und lügen erzählen... und selbst für die ist es teuflisch schwer, die finger von den rauschmitteln zu lassen...

das klingt nicht sehr hoffnungsvoll, ich weiß... aber das ist meine realistische einschätzung.

alles gute!
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veilchenfee
Foren-Guru
Foren-Guru


Anmeldungsdatum: 18.12.2009
Beiträge: 4072

BeitragVerfasst am: 14. Feb 2013 20:42    Titel: Antworten mit Zitat

Zitat:
Mein Vater ist der Meinung, ein Entzug sei auch in einer offenen Institution möglich, oder ganz ohne Hilfe von aussen.

Möglich ist vieles, aber Dein Vater wird dabei schnell an seine Grenzen stoßen, vorallem dann, wenn der den Entzug Deines Bruders höchstpersönlich und alleine betreuen möchte. Zudem wird Dein Bruder zu 99% sofort wieder zur Droge greifen, sobald man ihn nach der körperlichen Entgiftung alleine an die frische Luft lässt. Insofern --> wenig sinnvoll.

Zitat:
Falls ich bei ihm Drogen finde, soll ich sie lassen, oder wegnehmen?

Da Dein Bruder bei Euch klaut und einbricht, hätte ich wenig Hemmungen, ihm zum "Ausgleich" seine Drogen wegzunehmen. Wobei das einen gewaltigen Wutausbruch auslösen könnte. Habe mit Autisten leider keine Erfahrung und kann daher kaum abschätzen, was in diesem speziellen Fall sinnvoll ist und was nicht. Gefühlsmäßig würde ich es ähnlich sehen wie Deine Mutter und ihn in eine Geschlossene stecken wollen, wobei man nicht sagen kann, dass er sich mit seiner Sucht noch im Anfangsstadium befindet. Er hat mit 13 angefangen und konsumiert vielleicht schon länger und heftiger harte Drogen, als Ihr glaubt. ES wird ja schon längere Zeit an ihm herumerzogen, ohne dass es was gebracht hätte. Ohne Einsicht seinerseits wird es wirklich schwierig und es kann dauern, bis die Einsicht da ist. Wenn das überhaupt jemals passiert.

Es muss wirklich äußerst anstrengend und aufreibend sein, was Eure Familie durchmacht. Möchte nicht tauschen.
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standard76
Bronze-User
Bronze-User


Anmeldungsdatum: 06.11.2010
Beiträge: 25

BeitragVerfasst am: 14. Feb 2013 22:26    Titel: Antworten mit Zitat

Ich möchte hier noch anmerken das ich das anders erlebt habe mit der Entgiftung/ Therapie.

Ich bin zwar Freiwillig entgiften gegangen, aber ich hätte auf jeden Fall abgebrochen wenn meine Mutter und meine Geschwister mich nicht gedrängt hätten.

Deswegen teile ich nicht unbedingt die Meinung, "er muss es auch wollen"

Ein Drogensüchtiger will auf der einen Seite seine Drogen und auf der anderen auch endlich Clean werden und normal alles erleben und meistern können.

Wenn meine Mom mich nicht gedrängt hätte, wäre ich nie solange (8 Monate) in der Klinik geblieben.

Und ich hatte erst nach 5 Monaten wirklich das Gefühl, dass die Therapie doch was bringt und ich es schaffen. Das kam dann irgrendwie von selbst, ich bin immer noch sicher das es mit dem Beten zusammen hing, aber das ist ein anderes Thema
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Yolande
Platin-User
Platin-User


Anmeldungsdatum: 01.06.2011
Beiträge: 1438

BeitragVerfasst am: 14. Feb 2013 22:43    Titel: Antworten mit Zitat

Wenn dein Bruder Autist ist, aber eine Lehre machen kann, dann hat er ja vermutlich das Asperger Syndrom. Meist sind ja das ja hochintelligente Menschen, den leider das Gefühl für jegliches Soziale fehlt, sie sind nicht empathisch und können, dass was wir "Zwischen den Zeilen" oder über Emotionen ausdrücken gar nicht nachempfinden. So etwas überfordert natürlich jemand, der das einfach nicht kann, weil tagtäglich tausend solcher Reize auf ihn ungefiltert einströmen, die er nicht in der Lage ist, zu verarbeitet. Möglich, dass er mit Drogen annährend etwas fühlt, auch wenn das Autisten ohne Drogen ja eher nicht haben. Dazu hab ich ehrlich gesagt noch nie etwas gelesen. Und verständlich, gerade bei einem Autisten, ist, dass er seiner Sucht noch viel stärker Rechnung trägt als jeder andere, der durch Gefühle eben eine gewisse Hemmschwelle besitzt. Dein Bruder fühlt vermutlich nichts, auch nicht für euch. Das ist keine böse Absicht seinerseits, es ist Teil seines Krankheitsbild. Du erreichst ihn nicht mit Moral, mit Tränen oder Gewissen. Allenfalls überfordert es ihn, aber ich denke eher, es ist ihm egal. Deshalb bricht er auch bei euch ein und klaut alles, was er kriegen kann, denn er ist einzigst von dem Trieb getrieben. Aus diesem Grund halte ich es für sehr schwierig, dass er es ohne eine Einweisung in eine geschützte Einrichtung schafft, denn selbst wenn er nicht mehr an Bares bei euch kommt, weil ihr euch besser schützt, dann könnte es sein, dass er gewalttätig wird, denn sein Trieb, seine Sucht ist zu stark und er besitzt eben kein Gefühl, was die Sache ziemlich schwierig macht.
Na ja, ich wünsch euch ganz viel Glück

Yolande
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