Mein Freund ist WoW Süchtig - Ich und 2 Kinder leiden.. :(

[Novalee]

Hallo Leute,

ich bin 23 Jahre alt und habe 2 Kinder aus einer anderen Beziehung. Mein jetziger Freund ist 20 und lebt seit einem Jahr bei uns mit. Wir haben uns kennengelernt, als er mit seiner Oma in die Mietwohnung meines Bruders eingezogen ist und uns auf Anhieb verstanden. Da die Oma Mietschulden bei meinem Bruder machte, zog sie irgendwann aus, mein Freund blieb und zog bei mir ein. Er war zu der Zeit im 3. Lehrjahr zum Bäcker. Er erzählte mir, dass er lange Zeit X-Box süchtig war aber er von alleine damit aufgehört hatte (jetzt weiß ich mittlerweile: Die Oma hatte die Telefonrechnung nicht bezahlt und er konnte somit nicht "Online-zocken")

Die ersten Monate liefen super, irgendwann wollte er mal bei einem Freund übernachten und "mal wieder" ne Zockernacht machen. Für mich kein Problem. Ich hab ihm vertraut. Als er wiederkam, installierte er WoW (muss dazu sagen das das ganze immer nur über irgendwelche Privaten Server läuft, ich bezahle dafür kein Geld!) Das war auch erst Mal okay für mich. Dann saß er da und spielte und spielte.. Ich und die Kinder machten einen gemeinsamen Ausflug zum Zoo, er wollte nicht mit. Wir kamen erst spät Abends wieder, ich brachte die Kinde rzu Bett und freute mich auf einen gemeinsamen Abend mit ihm. Aber er wollte noch irgendeine Instanz machen. Da wurde ich sauer. Ich hab zu ihm gesagt das Spiel kommt weg! Oder er muss gehen. Widerwillig deinstallierte er den Mist und WoW war erst Mal Geschichte. Ich "gewährte" ihm stattdessen in seiner Freizeit mit seiner X-Box zu spielen, das tat er dann auch, MW2 bzw. 3, auch schon in einem übertriebenem Maße, aber es war noch OK.

Dann kam November. Er schmiss seine Ausbildung. Angeblich weil der Chef verstorben war und er vom Backstubenleiter nur noch gemobbt wurde. Ich habe ihm gesagt das es bei meiner Familie nicht grad gut ankommen wird wenn er den Schritt geht, aber wenn es ihm wirklich so schlecht geht, okay.. wir werden einen anderen Weg finden. Seit dem ist er bei meiner (großen) Familie untendurch.

Es kam kein Geld mehr rein, vom Amt bekam er für 3 Monate nix, weil es ja SEIN Eigenverschulden war das er die Arbeit verloren hatte. Er spielte mehr und mehr. Hin und wieder eskalierten Versuche ihn davon ab zu bekommen darin, dass er für ein paar Tage mit all seinen Sachen auszog zu seinem Zockerfreund, aber ich hab ihn immer wieder nach Hause geholt

Ich habe ihm Anfang des Jahres einige Praktika vermittelt als Zimmermann und KFZ Mechatroniker, die er auch super gemacht hat, er hat echt gute Bewertungen bekommen. Ich habe Bewerbungen für Ausbildungsplätze geschrieben, leider ohne bisherigen Erfolg.

Am Geburtsag meiner Großen Tochter ist es bei uns wieder eskaliert und er zog aus. 3 Tage. Als er wiederkam, brachte er einen Laptop mit, auf dem WoW installiert war. Wieder für Privat Server. Ich habe ihm gesagt ALLES, aber NICHT dieses Spiel! Er sagte er würde aufpassen das es nicht wieder eskaliert.

Ich muss dazu sagen das er auch WAS macht. Er steht morgens mit mir auf, macht den Haushalt und um 20 Uhr ist schicht im Schacht. Da geht er mit mir aufs Sofa Fernsehen schauen oder so. Aber die 10 Stunden dazwischen sitzt er eben nur am PC. Nur zum Mittag kommt er runter oder wenn ich ihn rufe und was möchte.

Nach 5 Tagen hatte ich die Schnauze voll, es wurde mir zuviel mit diesem WoW, dazu dieses ständige Gelaber mit den anderen leuten über Teamspeak. Ich hab gesagt es ist Schluss, das Spiel kommt WEG! Er hat gesagt, ich solle tolerieren das er das spielt, es würde zu ihm gehören. Ich hab den Laptop aus dem Fenster geschmissen. Dann ist er wieder ausgezogen. Für 4 Tage.

Ich hab ihn WIEDER nach Hause geholt.. ich weiß nicht warum, ich liebe ihn, ich KANN nicht ohne ihn. Ich check's selber selber nicht. Mein Verstand weiß das es so nicht weitergehen kann, nur irgendwas hindert mich daran, DAS zu beenden. Ich bin deswegen sogar schon beim Psychologen in Behandlung.

Naja er kam wieder und hatte die Festplatte des Laptops wohl gerettet und im PC eingebaut. Er spielt es wieder. Den ganzen Tag. Morgens steht er auf, macht 20 Minuten mit mir den Haushalt, und verschwindet dann. Bis Abends 20 Uhr. Meine Kinder bekommen ihn kaum zu Gesicht, nur sein Gerede über Equip und weiß der Geier was hört man ständig.. Ab und zu zieht er sich dann noch ein paar Pornos rein (sehe ich am Verlauf), und das war's dann.

Bekommt man so jemanden überhaupt noch von WoW weg?

Meine letzte Hoffnung ist jetzt, dass ich am Samstag für 1 Woche mit meiner Familie in den Urlaub fahre - OHNE ihn. Das ich merke, es geht auch ohne ihn. Ich liege ungelogen Abends im Bett und wünsche mir einfach nur, ihn nicht mehr zu lieben, mich endlich trennen zu können! Aber ich kann es einfach nicht..

[rudi]

Hallo, meiner Meinung nach bist du bereits coabhängig. Das heißt, du unterstützt ihn bereits in seiner Sucht, indem du zum Beispiel die Bewerbungen für ihn geschrieben hast.
Liebst du ihn wirklich oder hast du nur Angst davor allein zu sein?
Ich war selber nie spielsüchtig habe aber schon öfter gehört, dass es eine sehr heftige Abhängigkeit sein kann.
Da hilft wie so oft wohl nur die harte Tour. Stell ihn vor die Wahl, du oder spielen. Beides zusammen geht nicht.
Wenn dein Freund vom Spielen weg kommen will, dann muss er einen radikalen schnitt machen und GANZ mit dem Spielen aufhören. Ein bisschen weiterzocken, dass funktioniert nicht.
Ist so als ob ein Alki ab und zu Mal ein Bier trinkt.
Nach deinem Bericht scheint es bei ihm schon ziemlich weit fortgeschritten zu sein. Er zieht sich bereits aus der Realität zurück.
Dieses Wow scheint ein ganz schönes Suchtpotential zu haben.

[newlife]

mann, das liest sich ja echt heftig. Ich kann genau dieselben Verhaltensweisen sowohl von deinem süchtigen Freund als auch von dir als Co.-Abhängige sehen, wie bei stoffgebundenen Süchten.
Was ich nicht nachvollziehen kann, ist überhaupt diese Begeisterung für das Spielen. Aber so sind wir Menschen halt verschieden. Mich macht sowas nicht an, im Bekanntenkreis von mir hängt jemand allerdings an Geldspielautomaten der früher getrunken hat. Er hat sozusagen "umgesuchtet". Aber darum solls jetzt nicht gehen. Für Spieler gibts genauso Therapieeinrichtungen und ihm kann geholfen werden. Ich war auch während meiner Langzeittherapie in einer Einrichtung die Spielsucht behandelt hat.
Und ja, er muss ganz aufhören. Genauso wie ich es mit dem Alkohol getan habe. Ist schon so, wie Rudi es schreibt. Ich geb mir ne Woche oder zwei und ich kann wieder zur Entgiftung rennen. Will ich nicht, also lass ich es.

[suchosmn]

Ich war selber nie spielsüchtig habe aber schon öfter gehört, dass es eine sehr heftige Abhängigkeit sein kann.
Da hilft wie so oft wohl nur die harte Tour. Stell ihn vor die Wahl, du oder spielen. Beides zusammen geht nicht.

[Dindchen]

Es ist ein ernst zu nehmendes Thema.
Gerade bei WOW wissen viele nach kurzer Zeit nicht mehr, wo der Ausschalter ist. Mist. Hier gibt es sicherlich auch den ein oder anderen, der das gleiche Problem hat.
Es wäre schön, wenn sich mal der ein oder andere äußern könnte.
Ich kann auch nachvollziehen, dass du nicht mehr weiter weißt. Wer will seinen Mann schon an den Computer verlieren?

______
Gründe gibt es genug

[Dindchen]

[Bloodstained]

Hallo Novalee,

ich habe selbst einige Zeit (viel) Wow gespielt und war auch mal mit einem Alkohol- und WOW-süchtigen Freund zusammen. Ich kann also deine Verzweiflung und den Zwiespalt nachvollziehen.

Ich sehe bei euch(!) die Probleme allerdings auch noch an anderer Stelle als in WOW. Sicher kann man ihn als süchtig danach bezeichnen, aber immerhin hilft er dir im Haushalt und macht Abends die Kiste aus. Respekt.

Allerdings scheint er das vor allem zu tun, um den Frieden zu wahren, sehe ich das richtig?

Was mir in deiner Beschreibung ganz stark auffällt, ist deine Sorge um ihn. Nicht die psychische, sondern die physische. Er (ziemlich Jung) zieht von Mama (resp. Oma) zu dir und du kümmerst dich um ihn, finanzierst sein Leben, stellst klare Regeln auf, die er bemüht ist einzuhalten. Du schmeißt / gehst an sein Eigentum (Laptop) und schmeißt ihn raus, holst ihn aber reuig nach Hause, weil du nicht ohne ihn kannst. Du organisierst ihm Praktikumsstellen, die er auch annimmt. In recht jungem alter hast du zwei Kinder bekommen. Für mich wirkt er nicht wie dein Freund, sondern wie ein großer Sohn um den du dich kümmerst, an dem du hängst, aber der dir eigentlich außer den "kindlichen Pflichten" nichts gibt.

Hast du darüber schonmal nachgedacht? Sicherlich liegt das SUCHTproblem bei ihm, ein ganz anderes Problem vermute ich aber bei dir. Kann da etwas dran sein?

Gruß
Bloodstained