SUBSTITUTION: ist sie überhaupt noch zeitgemäß?

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SAUBERMANN
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Anmeldungsdatum: 27.03.2012
Beiträge: 1356

BeitragVerfasst am: 14. Aug 2013 21:40    Titel: Antworten mit Zitat

@anny:

einige haben ja schon beschrieben, wie sowas mit sanktionen laufen kann..

bei alk gibts halt keine dosis... bei mehrmaliger positiver UK wird lt. behandlungsvertrag die substitution "beendet" ("beendet" heißt: 3 wochen abdosieren). bei gewissen anderen verstößen wird die substitution lt. vertrag "abgebrochen" ("abgebrochen" heißt: SOFORTIGES beenden der substitution OHNE abdosieren). letzteres bezieht sich aber nur auch wirklich schwere vergehen, wie zb. gewaltandrohung ggüber mitarbeitern u.ä. dinge.. das finde ich auch völlig OK, da wir zt. sehr junge arzthelferinnen haben, die sich zb. gegen einen männlichen junk auch nicht wehren könnten, wenn der aggro wäre...

ich habe inzwischen verschiedene dinge erfahren.. so bekommen manche leute trotz sauberer UK kein take-home, zb. weil sie arbeitslos sind und in praxisnähe wohnen.. da sagt der arzt dann, dass es "den junkies mal ganz gut tut, ne tägliche aufgabe zu haben". de facto hat er bei einigen kaputten leuten schon auch recht, aber für mich hat so etwas dann einfach gar nix mehr mit der behandlung von kranken zu tun, sondern einfach mit schikanieren und bestrafen von abhängigen menschen... aber OK, das ist ja nix neues.

meine arbeitswoche schlaucht grad echt. ich muß samstag auch noch zur arbeit und das hab ich heut in der vergabe mitgeteilt.. die arzthelferin (dumm wie brot, wirklich hammerhart!) meinte, ich müsse das mit meinem substiarzt klären. und zwar spätestens bis morgen. ich meinte dann, dass ich ihn ja anrufen könnte, aber nein, das muß persönlich geschehen.. und das beste: "DER HERR DOKTOR BLABLUBB IST IM URLAUB BIS NÄCHSTE WOCHE!"
das heißt, ich muß also morgen nachmittag zum arzt, obwohl ich eigentlich arbeiten muß...

ganz ehrlich: so geht das nicht mehr lange weiter. die substitution soll mir helfen und nicht schaden bzw. mich belasten. als ich meinen arzt letzte woche mal drauf ansprach, meinte er nur wieder: "NAJA, DAS SIND EBEN DIESPIELREGELN! SIE KRIEGEN IHREN STOFF DAFÜR JA AUCH VÖLLIG KOSTENLOS!"

das stimmt aber nichtmal, weil man ja ne zuzahlung leisten muß zu den tabletten (und noch besser: JEDES TAKE-HOME WIRD AUSSCHLIESSLICH AUF REZEPT AUSGEGEBEN. DAS HEISST, DASS ICH ZB. FÜR 1 TAG TAKE HOME BEKOMME UND DAFÜR DANN 5 EURO ZUZAHLUNG BLECHEN DARF! letztes WE hatte ich für sonntag take home und musste 5 euro zahlen, weil der arzt keine tabletten aus der praxis mitgibt, obwohl das die tablettenpackung ist, für die ich schonmal zugezahlt hab).

das ist finanziell für mich derzeit kein problem, aber es gab auch zeiten, in denen ich das nicht stemmen konnte und es gibt in der vergabe eine menge leute, die das nicht zahlen können...


ich werde aber mal mit dem arzt sprechen. so wie es jetzt läuft, ist es nicht gut. wenn ich frühschicht habe, muß ich 2 stunden warten, bis die vergabepraxis überhaupt öffnet. und dann muß ich auch dort nochmal warten...

wie ich schon öfter sagte, sehe ich mich nicht als etwas besseres oder so. und mir ist auch klar, dass der arzt mir nicht direkt mit der ausnahme von der ausnahme entgegenkommen kann bzw. will.
aber wenn man nur mal die fakten betrachtet, wird schnell klar, dass leute wie ich zahlreiche probleme mit der substitution haben, wenn sie keine take home bekommen.

ach so: manche user hatten vorgeschlagen, eine apotheke in der nähe meines heimatdorfes mit der ausgabe zu beauftragen. aber das fällt schonmal komplett flach, da im behandlungsvertrag steht, dass die ausgabe AUSSCHLIESSLICH in der praxis erfolgt. es werden im regelfall auch keine rezepte ausgehändigt, sondern das praxispersonal löst die selbst ein. nur als take home'ler hat man mehr freiheiten...

ich gehe insgesamt aber stark davon aus, dass ich in absehbarer zeit mehr freiheiten kriege. saubere UKs usw. hab ich und ich bin vollzeit erwerbstätig. ich kann das meinem umfeld ja auch nicht erklären, weshalb ich so oft zum arzt renne...
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realflippy
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Anmeldungsdatum: 24.10.2011
Beiträge: 1167

BeitragVerfasst am: 15. Aug 2013 19:22    Titel: Antworten mit Zitat

jetzt hab ich mich durch das ganze hier durchgelesen und muss leider bestätigen...im westen nix neues.

ich will jetzt auch gar nicht auf die einzelnen probleme eingehen..dazu wurde ja schon alles geschrieben...und btw saubermann..ich kann deinen frust absolut verstehen...mit meinem medikamentengewusel komme ich momentan auch nicht wirklich weiter...es ist zum kotzen wie es momentan läuft.


es ist und bleibt das problem bei der substi das absolut alles was die regelungen betrifft ausgelegt werden kann wie es die ärzte..die kv..teilweise staatsanwaltschaften ( bei verfahren gegen ärzte) grade für richtig halten.

bsp wurden hier ja zu genüge aufgezählt...und alleine die willkür die hier auf grundlage der absolut überflüssigen btmvv regelungen von den substiärzten teilweise auf extreme art und weise ausgelebt wird würde bei anderen behandlungsschwerpunkten für eine klagewelle im gigantischen ausmaß reichen.
man stelle sich mal vor mit diabetis oder einer krebserkrankung würde man so behandelt...es würde ein aufschrei durch die bevölkerung gehen...

das bekloppte bei der ganzen gechichte...vernünftige vorschläge..statistiken...debatten..studien...es liegt alles vor und es interessiert die politik nicht die bohne...nein..die verkaufen ihre inkompetenz auch noch als großen erfolg..aber was erwartet man auch von politikern.
sogar unsere suchtbeauftragte mechthild dyckmans verkennt die lage total.

nach der gescheiterten anhörung vorm gesundheitsausschuss und der blockade durch die regierungsparteien habe ich ihr folgende zeilen geschrieben


sehr geehrte frau dyckmans,

mit erschrecken musste ich feststellen das ihre partei im gesundheitsausschuss jeden antrag zur verbesserung der substitutionspolitik abgelehnt hat... darunter einige punkte die eigentlich in einem land vom stande deutschlands selbstverständlich sein sollten.
es gibt immer noch keine einheitlichen regelungen zur substi in haftanstalten
die btmvv schreibt den ärzten vor wie sie zu behandeln haben, ohne individuell auf bedürfnisse der substitutionspatienten eingehen zu können.
eine wissenschaftliche anpassung der beikonsum-regelung wurde auch abgelehnt.
eine neuregelungen der take home vergabe..grade für substituierte in festen arbeitsverhältnissen..ist auch nicht in sicht
die völlig irrwitzige allgemeinheitspflicht zur psb, die wahrlich nicht für jeden substituierten einen sinn macht und die leider in ländlichen gegenden eher der substi im wege steht als sie zu fördern steht immer noch wie ein fels in der brandung...
eine substitutionsabdeckung grade in ländlichen gegenden ist so gut wie gar nicht gegeben..
die frage der überalterung der substituierenden ärzte wurde auch nicht geklärt.
die regelungen zur diamorphin-behandlung sind ein witz...
eine freie medikamentenwahl ist so gut wie unmöglich.
das abstinenzparadigma ist veraltet.

all diese punkte wurden in der anhörung vor dem gesundheitsausschuss behandelt und erörtert.
lösungsvorschläge sind seit jahren vorhanden..unter anderem vom deutschen ärztetag..der dgs...und sogar die vom bund in auftrag gegebene premos-studie kommt zu der erkenntnis das es änderungsbedarf gibt.

leider scheitern die vorschläge permanent an ihrer partei und an fast steinzeitlichen ideologischen positionen der derzeitigen regierungspartei.

daher meine frage..gibt es ansätze die sie als suchtbeauftragte den abgelehnten vorschlägen entgegenzusetzen haben oder sind sie der meinung das es keiner signifikanten veränderung bedarf.

mfg



die antwort (erstaunlich das sie darauf überhaupt geantwortet hat)

sehr geehrter herr f.

vielen Dank für Ihre Frage vom 05. Juli 2013.

Sie sprechen Probleme bezüglich der Substitutionsbehandlung an, die uns auch beschäftigen.

Die Substitution mit Methadon und Buprenorphin hat sich seit Langem bewährt. Ich setze mich insbesondere dafür ein, dass die Versorgungssituation Substituierender verbessert wird.

Beispielsweise habe ich gegenüber dem G-BA eine Änderung der Richtlinie Methoden vertragsärztliche Versorgung (MVV-RL) für den Bereich der diamorphingestützten Behandlung von Schwerstopiatabhängigen angeregt. Dadurch sind inzwischen auch Erleichterungen bei den räumlichen und personellen Anforderungen für diamorphinsubstituierende Einrichtungen erreicht worden. Danach ist die Anwesenheit von Ärzten im Umfang von drei Vollzeitstellen pro Einrichtung nicht mehr erforderlich. Es genügt eine angemessene Anzahl von Arztstellen und qualifizierten nichtärztlichen Stellen, die innerhalb eines zwölfstündigen Zeitraums während der Vergabezeiten und Nachbeobachtung anwesend und darüber hinaus per Rufbereitschaft erreichbar sind. Zudem ist die strikte räumliche Trennung von Warte-, Ausgabe- und Überwachungsbereich aufgehoben worden.

Ich erhoffe mir davon, dass sich dadurch weitere Einrichtungen der Behandlung von Schwerstopiatabhängigen mit Diamorphin annehmen und noch mehr Patienten, die diese Behandlung brauchen, versorgt werden können.

Zudem habe ich mich mit einem Informations- und Motivationsblatt an Ärzte gewandt, die eine suchtmedizinische Weiterbildung absolvieren, um sie dafür zu gewinnen, die Substitutionsbehandlung tatsächlich anzubieten.

Darüber hinaus unterstütze ich die Kampagne "Bitte substituieren Sie!", die Sie auch unter bitte-substituieren-sie de einsehen können.

Am 22. und 23. Januar 2013 hat im Bundesministerium für Gesundheit (BMG) - auf Einladung des BMG - ein orientierendes Fachgespräch zu der Fragestellung "Inwieweit empfiehlt es sich, die betäubungsmittelrechtlichen Vorschriften zur oralen Substitution Opiatabhängiger anzupassen?" stattgefunden. Das Gespräch hat insbesondere dem fachlich-informellen Austausch über aktuelle Aspekte der Substitutionsbehandlung gedient. Das BMG prüft derzeit die in diesem Fachgespräch vorgetragenen Anliegen.

Weitere Informationen können Sie meiner Internetseite
drogenbeauftragte de sowie dem aktuell im Mai 2013 erschienenen Drogen- und Suchtbericht entnehmen.

Außerdem möchte ich Sie auf die Antwort der Bundesregierung auf eine Kleine Anfrage der Fraktion DIE LINKE zur Versorgungssituation in der Substitutionsbehandlung aufmerksam machen: dipbt bundestag de

Mit freundlichen Grüßen
Mechthild Dyckmans


also ausser parteipolitischem bla bla und dem aufzählen vermeindlicher erfolge kommt da nüx.
und meine befürchtung ist das auch unter einer spd-regierung keine signifikante veränderung der situation eintreten wird. deutschland ist und bleibt was seine drogenpolitik angeht steinzeitlich.

lg

flippy

btw..musste die punkte in den links entfernen wg der komischen regelung hier...wat ein stunz^^ sind aber als solche zu erkennen^^
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Nehell
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Anmeldungsdatum: 14.06.2013
Beiträge: 802

BeitragVerfasst am: 19. Aug 2013 13:46    Titel: Antworten mit Zitat

Stimmt es eigentlich, dass der Entzug von Heroin 10 bis 14 Tage dauert und
der von Subutex 3 bis 5 Monate ?
Wenn das wahr ist, dann frage ich mich wirklich warum Heroin nicht
klinisch hergestellt wird und dann in den Subsitutionsambulanzen
verabreicht wird ? Käme sicher auch billiger als Subutex.
( Wenn man die Kosten einer Entgiftung beider Substanzen
gegenüberstellt )

LG

Nehell
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SAUBERMANN
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Anmeldungsdatum: 27.03.2012
Beiträge: 1356

BeitragVerfasst am: 19. Aug 2013 21:36    Titel: Antworten mit Zitat

Nehell hat Folgendes geschrieben:
Stimmt es eigentlich, dass der Entzug von Heroin 10 bis 14 Tage dauert und
der von Subutex 3 bis 5 Monate ?
Wenn das wahr ist, dann frage ich mich wirklich warum Heroin nicht
klinisch hergestellt wird und dann in den Subsitutionsambulanzen
verabreicht wird ? Käme sicher auch billiger als Subutex.
( Wenn man die Kosten einer Entgiftung beider Substanzen
gegenüberstellt )


die von dir genannten zeiten treffen v.a. auf den vergleich HEROIN vs. METHADON zu: gerade bei methadon zieht sich der entzug schier ewig...


warum gibt man dann kein heroin?
das hat viele gründe. außerdem ist man ja in anderen ländern schon viel weiter als bei uns (zb. CH und NL, wo es heroinprogramme gibt).

in deutschland hat es vor allem IDEOLOGISCHE gründe. man will dem süchtigen keinen "RAUSCH AUF REZEPT" gönnen, wie es ein CDU-politiker vor einigen jahren mal ausdrückte...

und noch etwas, auf das mir viel zu selten hingewiesen wird: wir opiatabhängigen menschen sind für eine ganze branche eine fette einnahmequelle. es gibt viele ärzte, die SEHR GUT von uns leben.

kürzlich gab es im wartezimmer der substipraxis ne diskussion über die vor- und nachteile der substitutionsbehandlung. und irgendwer meinte dann, dass er heilfroh wäre, die möglichkeit zur substi überhaupt zu haben.

OK, ganz unrecht hat er natürlich nicht. es geht immer noch schlimmer...

ABER: glaubt denn wirklich jemand ernsthaft, dass es die substitution nur uns zuliebe gibt? natürlich nicht!
erstmal ging es darum, die kriminalität etc. einzudämmen und die süchtigen aus den "aufgewerteten" stadtteilen und innenstädten zu vertreiben, damit die konsumorientierte, zahlungskräftige kundschaft in ruhe shoppen kann, ohne von solch einem gesocks belästigt zu werden...

wenn es wirklich UM DEN SÜCHTIGEN AN SICH ginge, würde sehr, sehr vieles anders laufen...

z.b. würde man den arbeitenden oder studierenden substituierten öfter take home geben (die user'in "kullerbunt" zb. ist mutter und hat n job - trotzdem muß sie seit jahren täglich zur vergabe kommen.. oder "realflippy", der von nem substiarzt mit dem satz abgespeist wird: "ihr job ist mir scheißegal", oder so ähnlich).

außerdem würde man nicht mehr unbedingt ABSTINENZORIENTIERT substituieren, so wie es viele ärzte noch immer tun, sondern man würde nach den bedürfnissen des patienten gehen...

und logischerweise wäre wohl auch der patient an der auswahl eines geeigneten substituts beteiligt. hier bietet man den süchtigen methadon oder buprenorphin an. beides sind keine opiate, mit denen man die bedürfnisse aller süchtigen befriedigen kann.


so, jetzt will ich aber nochmal in die andere richtung denken. und dabei werde ich versuchen, mich in die lage der ärzte zu versetzen...
wenn ich ehrlich bin, dann ein gutteil der substituierten auch eine klientel, auf die ich selbst auch keinen bock hätte. aber ich muß genau so wie alle anderen, die mit süchtigen zu tun haben, aufpassen, dass ich nicht das negative überbewerte. denn wir wissen alle aus dem grundkurs psychologie:
NEGATIVE DINGE BLEIBEN IN DER WAHRNEHMUNG STÄRKER HAFTEN.

insofern konzentriere ich mich auch auf die ganzen user, die man z.t. hier im forum findet... menschen, die noch "geradeaus" denken können, sich waschen, arbeiten und noch ein paar dinge mehr tun, die ein "anständiger bundesbürger" lt. spießbürgerdefinition tun sollte... (für mich ist es übrigens unwichtig, ob jmd. zb. einen job hat oder nicht. entscheidend sind andere faktoren, in erster linie ein vernünftiges, höfliches auftreten usw.).

es gibt also auch vernünftige menschen, die ein opiatproblem haben. und diese menschen wollen verdammt nochmal nicht anders behandelt werden als eine jenny elvers, die eine alkoholsucht behandeln lässt oder der topmanager, der sich aufgrund einer kokainsucht therapieren lässt...

nicht nur die substitutionsbehandlung, sondern die gesamte drogenpolitik an sich muß endlich begreifen, dass opiatsüchtige menschen im jahr 2013 eben keine homogene szene mehr darstellen, wie man es sich typischerweise anhand von "CHRISTIANE F.-KLISCHEES" usw. vorstellt. die opiatsüchtigen von heute lungern nicht ALLE immer nur tagein-tagaus auf der szene rum, gehen anschaffen und klauen "für den nächsten schuss"... heute gibt es schüler, studenten, berufstätige, genau wie es noch immer die o.g. "typischen junkies" gibt...

dieser heterogenen "kundschaft" werden die ärzte nicht einmal im ansatz gerecht. man geht noch immer davon aus, dass opiatsüchtige per se asozial sind und nicht bis 3 zählen können...

was ich auch nicht verstehe, ist der sanktionscharakter vieler maßnahmen bei sog. "beikonsum". wenn jemand zum arzt geht, der seit 5 jahren täglich 5g heroin konsumiert hat und nun nur noch 2x die woche rückfällig wird, dann wäre das für mich ein erfolg. aber in der logik der drogenpolitik ist das ein schwerer verstoß gegen die regeln...

ich kann durchaus verstehen, dass bei beikonsum die dosis verringert bzw. verweigert wird, da die gefahr einer atemdepression latent vorhanden ist.
allerdings sollte sowas keine "strafe" darstellen.

aber ob sich in absehbarer zeit etwas daran ändert? verdienen tut die branche so oder so an uns... die strengen regeln können denen doch nur recht sein. so können sie ganz nebenher auch noch etwas "master an servant" spielen...
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SAUBERMANN
Platin-User
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Anmeldungsdatum: 27.03.2012
Beiträge: 1356

BeitragVerfasst am: 19. Aug 2013 22:00    Titel: Antworten mit Zitat

und nochmal zu meiner eigenen situation:
ich hatte ein gespräch mit dem arzt. dabei ging es wohl nur darum, dass er etwas zum abrechnen hatte, denn "gesprochen" wurde kaum...

als er mein auftreten u. verhalten in der substitution lobte ("das haben wir hier gaaaaanz selten, dass jemand arbeitet und saubere UKs und BP abgibt") hab ich mal kurz ganz vorsichtig nach take-home gefragt... er wolle "ausnahmsweise" etwas früher bei mir drüber nachdenken.. in 3 monaten!

als ich sagte, dass es scheiße ist, wenn ich morgens VOR der arbeit meine gesamte dosis abschlucke, weil ich dann angebreitet auf arbeit bin, meinte er, ich solle wieder 2x täglich zur vergabe kommen.. aber das geht zeitlich nicht...

ich bin dem arzt aber gar nicht böse. letztlich sind die vorgaben ja auch völlig gaga. und er hält sich einfach sehr penibel dran.
von anderen ärzten hab ich schon wirklich oft gehört, dass schon ein arbeitsvertrag reicht, um take home zu bekommen. die UKs erfolgen nicht unter sicht und jeder faked sie...

es ist zermürbend: ich stehe saufrüh auf, fahre über 1std zur arbeit, arbeite vollzeit, fahre nach feierabend zur vergabe, muß dort warten (hab heute ca. 1std. gewartet), schlucke die dosis auf einmal, warte dann auf meinen bus nach hause u. fahre nochmal 1std nach haus.. der tag außer haus hat minimum 12 stunden. zu hause wartet dann noch ein hund, der spass haben will... wenn mein arzt mich zb. nur noch 3x die woche zur vergabe bestellen würde, wäre das ne enorme erleichterung..

ganz ehrlich: wenn ich nicht so hoch dosiert wäre, würde ich sofort wieder auf schwarzmarktversorgung wechseln... so viele stunden, wie ich am tag noch nebenberuflich für die beschaffung verballer... meine fresse, ey...

und man ist so hilflos... klar, ich könnte ja entziehen.. jeder, der ne opiatsucht nicht selber kennt, würde das mit sicherheit denken... "HÖR DOCH EINFACH DAMIT AUF!"

tja, wenn das so einfach wäre...



FASSEN WIR ZUSAMMEN:

durch die substi habe ich...

- eine stabile versorgung (+)
- eine grosse geldersparnis (+)
- einen ansprechpartner bei gesundheitlichen fragen (+)

- einen hohen beschaffungsaufwand, v.a. zeitlich (-)
- sehr viel kontakt zur szene, deutlich mehr als je zuvor (-)
- probleme in meinem privaten umfeld, da ich die täglichen arztbesuche verschleiern u. rechtfertigen muß, denn mein umfeld soll von meiner sucht nicht erfahren (-)


so traurig es ist: wenn man niedrig dosiert ist, lohnt sich eine substi nicht unbedingt. da kann es durchaus sinn machen, sich anders zu behelfen... und ich kenne halt auch viele, die das tun...
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realflippy
Platin-User
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Anmeldungsdatum: 24.10.2011
Beiträge: 1167

BeitragVerfasst am: 20. Aug 2013 01:58    Titel: Antworten mit Zitat

sicher ist man in manchen ländern schon weiter...und sogar dort läuft noch einiges schief...siehe das morphin-problem in wien...aber die haben auch erkannt das gewisse begleiterscheinungen zur opiodabhängigkeit dazu gehören und nicht einfach wegzubeschönigen sind.
deutschland hat da immer noch den idelogisch verbohrten anspruch alles so zu verschlimmbessern das gar nix mehr vernünftig funktioniert.

wenn ich mir die zahlen ansehe..von ca 70000 substituierten bekommen ca 400 leute diamorphin...400 noch dhc wg unverträglichkeit von metha...der rest verteilt sich zu ca 1drittel auf subus und 2 dritteln auf metha/pola...warum...größtenteils aus kontrollsucht der politik und aus bequemlichkeit...dhc patienten muss man ein gewisses vertrauen entgegenbringen...sonst kannste denen den saft nicht mitgeben...metha und subupatienten kannste täglich antanzen lassen...

wenn ich dann die aussage von frau dyckmanns lese...das ihr vermeindlicher vorstoss im diamorphinprogramm hoffentlich die auswirkung hat das mehr vergabestellen entstehen könnte ich kotzen.

natürlich wurde die substi nicht nur uns zu liebe eingeführt...
aber ok..ich gehe mal beim ursprung der substi noch davon aus das ein gewisser humaner ansatz nicht von der hand zu weisen war...das es dann solch komische auswüchse annimmt wie in österreich..wo mundipharma verträge mit politikern hat um den substitol-absatz zu sichern...ich glaube sanofi hält das hier mit pola ähnlich...tja..das sind halt die auswüchse die man nicht wegbekommt...aber sogar damit könnte ich persönlich noch leben.

was mich allerdings wundert ist dann wieder, das politik und ärzte..kassenverbände und appoverbände es nicht schaffen auf einen nenner zu kommen.
ich meine es wird ja eine individuelle behandlungsfreiheit gefordert von den ärzten...jene die ihre substi ernst nehmen sehen ja als erste das dieses christiane f klischee schon lange nicht mehr das gros der abhängigen vertritt...(ich bin eh der meinung das der stern mit christiane f der aufklärung zur heutigen zeit mehr geschadet hat als ihr zu helfen..aber andere baustelle)
sondern das es wie du schon geschrieben hast durch alle bevölkerungsschichten geht...der droge ist es egal ob du auf "penner" machst oder ob du studierst...das sollte grade die politik begreifen denn nur die können die btmvv dahingehend ändern das den ärzten mehr behandlungsspielraum ermöglicht wird.
wenn dahingehend ein signal aus berlin kommen würde gäbe es bestimmt mehr und mehr ärzte die nicht nur nach schema f behandeln würden...vermute ich mal^^

über die schwammige auslegung der btmvv und sich daraus ergebenen problemen hatten wa irgendwo ja glaub ich schon geschrieben...das nimmt dann natürlich auch solche komischen auswüchse an das kein arzt genau weiss wie er mit rückfällen umzugehen hat..welche art beikonsum nun zum abbruch führt..wie und wann er take home geben kann...will..sollte..usw...und dummerweise bleiben dann leute wie du und meine kranke seele auf der strecke.

und nöö..es wird sich in absehbarer zeit nix ändern...nicht unter der cdu..und da merkel zu 98% die wahl gewinnen wird ist der drops gelutscht.
ich bin mir im übrigen nicht sicher ob es unter einer rot grünen regierung anders laufen würde...schließlich wurde dort..trotz liberalerer ansätze während ihrer regierungsperiode auch nicht wirklich was verbessert...und solange sich die linken fraktionen im bundestag bei abstimmungen und anträgen selber im wege stehen ändert sich auch unter so einer regierung gar nix

lg

flippy
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SAUBERMANN
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Anmeldungsdatum: 27.03.2012
Beiträge: 1356

BeitragVerfasst am: 20. Aug 2013 19:21    Titel: Antworten mit Zitat

schon krass.. realflippy erfasst mit 3 beiträgen das ganze dilemma der drogenpolitik und unsere hochbezahlten politiker (dich ICH sicher nicht dorthin gewählt habe!) sind seit jahren absolut unfähig, nur ein klein wenig mal zu verbessern...

denn wie du schon sagst: die BTMVV ist absolut schwammig. da kann man besser einen pudding an die wand nageln, als eine konsequente auslegung der verordnung zu finden... da möchte ich auch nicht in der rolle des arztes sein. und wehe, dir stirbt n patient mit ner OD weg... wenn der BK hatte und du hast nicht richtig kontrolliert, gibts auffe nuss... nee, ich kann die zt. schon verstehen.. zum teil aber nur..


für dich gäbe es -REIN THEORETISCH- ja noch die option, dass dir n arzt ganz regulär die 120er DHCs von mundipharma aufschreibt.. aber PRAKTISCH macht das kein arzt auf kassenrezept mit der N3... und auf privat-rp. geht auch schlecht, außer du hast im lotto gewonnen oder verdienst so ca. 3000 euro netto im monat... alternativ bietet sich noch an, dass du vertreter für die wirst.. die sitzen in limburg.. das ist doch gar nicht soooooooo weit weg von dir, oder? hehe...

nee, im ernst: WAS RECHTFERTIGT EIGENTLICH DIESE SCHWEINEPREISE FÜR DHC?!

das perduretas-codein aus spanien war auch ziemlich gut und brauchbar dosiert. aber leider ist das ja alles nicht mehr so easy wie früher... und die französischen codein-präparate kann man komplett vergessen, wenn man ne toleranz hat, weil man zig tabletten schlucken müsste und aufgrund der zusatzstoffe ist das nicht zu empfehlen.. (hab ich öfter gemacht, als ich noch nicht drauf war)... hab da drüben NEO-CODION (oder wie das hiess) gekauft..

und selbst zustände wie in der schweiz würden dir wenig nützen, wenn du hoch dosiert bist.. immerhin gibts da ja DHC ohne rezept..

naja, wir wurschteln uns schon irgendwie weiter durch...
und flippy, denk bitte dran: BEVOR du dich mit tramadol oder so hochdosierst, geh besser mit metha in substi! ich sprech da aus erfahrung...
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realflippy
Platin-User
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Anmeldungsdatum: 24.10.2011
Beiträge: 1167

BeitragVerfasst am: 20. Aug 2013 20:03    Titel: Antworten mit Zitat

schmunzel...wenn unsere politiker einfach mal den versuch machen würden ein viertel ihrer verbohrten ideologischen haltung abzulegen und diese 25% aus der sicht des patienten zu sehen wären wie schon ne ganze ecke weiter...aber fällt auch unter die kategorie wunschdenken.

zu einem gewissen teil hab ich ja auch verständnis für die ärzte...ich würde mir sowas auch nit antun wollen.
dswg gab es ja auch diese debatte vorm ausschuss...nur wenn sich die antragsstellenden parteien sogar bei sowas selber im weg stehen ist es auch kein wunder das es in deutschland drogenpolitisch keine positive entwicklung gibt.

zu meinen alternativen...ich hatte ja nen doc..und hab den dhc-saft ja auf privat-btm-rezept bekommen...das hat schon so ca 250€ / monat gekostet...und bei dem versuch da was von der kasse zu kriegen fing ja mein schlamassel an...unwissender arzt..flippy fast pleite...und patsch...
wie du schon geschrieben hast..auf kassenrezept dhc macht kein doc mehr..egal ob die tropfen oder tabs..und mundipharma kannste wirklich nicht zahlen.
ob die jemanden wie mich als vertreter einstellen würden...gröhl Laughing Laughing Laughing Laughing never...und och wenn limburg jetzt nicht ganz soweit weg von mir ist..(n bissel isset schon noch..sitze ja hier in der ecke ks..^^ ) wäre das nit mal n versuch wert.

die preise für dhc rechtfertigt eigentlich gar nüx...es ist eh bezeichnend das in deutschland die meds so sau teuer sind...wir stehen mit den preisen für alle meds ziemlich an der spitze europas...ein schelm wer böses dabei denkt^^


wenn wenigstens morphin zur substi zugelassen würde...käme ich auch mit zurecht..aber metha..brauch ich nicht nochmal...das hab ich durch und das runterkommen von dem zeug muss ich mir kein zweites mal geben..
problem ist halt auch das hier kaum substiärzte sind...alles auch so 30-40km entfernt...und ähnlich wie bei dir gäbe das auch nur probs mit meinem job...dswg kommt das nit infrage.
einem substidoc hier in der gegend hab ich die kv aufn hals gehetzt..wat ein assiarzt..hat zwar nit viel gebracht..aber ich war meinen frust los und der hatte mehr arbeit. Twisted Evil

na ja..der vorteil beim tramal ist..mich kotzt das medikament sowat von an das ich..bis auf n paar kleine ausrutscher...stabil zwischen 300-400mg hänge..und das kann ich noch vor mir selber verantworten.
zwischendurch auch mal andere opis..ausser shore..für den blues..und so tüftel ich mich grade durchs leben...
ich denke mal das ich irgendwie in richtung schmerzen Wink gehen werde...der grundstein ist gelegt..mein rücken ist durch meinen job eh im eimer..nächste woche mrt fürs erste knie...dann das zweite..die gehen dank ehrlicher arbeit auch langsam den bach runter..und dann zum schmerztherapeuten.
mal sehen was draus wird..n guten hausarzt habbich..der unterstützt mich..kann nur besser werden.

viel glück das das mit deiner substi bald irgendwie besser läuft.

lg

flippy
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anny
Gold-User
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Anmeldungsdatum: 14.10.2011
Beiträge: 464

BeitragVerfasst am: 20. Aug 2013 20:44    Titel: Antworten mit Zitat

Was spricht denn gegen Subutex als Substitutionsmittel in eurem Fall?

Da wird ja doch nochmal eher take home gegeben, zumindest hier hat man dann einen deutlichen Vorteil was das angeht, und aus irgendeinem Grund ist es auch in der Öffentlichkeit viel weniger verpönt.

Soll ja auch langfristig viel angenehmer sein. Ich bin sowas von überzeugt, dass Methadon auf Dauer mehr Schaden beim Konsument anrichtet als dass es hilft.
Für die kurzweilige Entgiftung ist es sicherlich gut geeignet, aber für längerfristig ist es mMn absolut schädlich.
Alleine die psychischen Auswirkungen sind derartig gemein, dass es selbst für einen total motivierten Menschen schwer ist damit den Alltag zu meistern und auch noch Lebensfreude zu empfinden. Das macht man ein paar Jahre und dann hängt man schnell ganz tief drin in einem Loch.

Grüße
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realflippy
Platin-User
Platin-User


Anmeldungsdatum: 24.10.2011
Beiträge: 1167

BeitragVerfasst am: 20. Aug 2013 21:00    Titel: Antworten mit Zitat

wie gesagt..metha oder pola geht gar nit...und ich geb dir absolut recht anny..es macht einen fertiger und schadet eigentlich mehr als das es nutzt.
subus sind nicht mein ding..zum abdosieren find ich die ideal...auf dauer ist mir der zustand darauf aber zu klar.
der mittelweg ist dann halt dhc oder morphin... dhc gibt es so gut wie gar nit mehr...hatte glaube ich n paar posts vorher mal zahlen eingebracht..
sind noch ca 400 leute..ähnlich wie die diamorph-patienten..es ist einfach zu viel aufwand für die ärzte.
tja..und das ideale substimed..morphin...da sträuben sich mal wieder unsere politiker mit händen und füßen gegen...leider.

na ja..irgendwo gibbet nen weg..den find ich und dann gehe ich den...bis dahin muss es halt mit dem tramal laufen...ist alles besser als wieder an der gun zu hängen.

glg

flippy
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Kullerbunt
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Anmeldungsdatum: 08.05.2012
Beiträge: 778

BeitragVerfasst am: 21. Aug 2013 00:30    Titel: Antworten mit Zitat

SAUBERMANN hat Folgendes geschrieben:
z.b. würde man den arbeitenden oder studierenden substituierten öfter take home geben (die user'in "kullerbunt" zb. ist mutter und hat n job - trotzdem muß sie seit jahren täglich zur vergabe kommen...

das möchte ich korrigieren. Ich muss seit einem Jahr nur noch einmal die Woche zum Doc, hole das Rezept und gehe dann in die Apo die 7 Dosen holen.
Allerdings habe ich die ersten 4 Semester studiert und musste tgl (außer Sonntag) in die Apo zum abschlucken. Das war oft schwierig. 7:30 ging die Vorlesung los, die Apo öffnete 8 Uhr. Die Vorlesungen und Seminare waren so getacket, dass ich bis 12:45 durchgängig zu tun hatte. Eine halbe Stunde Frühstückpause war dazwischen und jeweils 15 Minuten zw. den Vorlesungen zum Raum oder Gebäudewechsel. Das hat dann oft dazu geführt, dass ich entweder die erste Vorlesung hab ausfallen lassen oder in der Frühstückspause in die Apo gerast bin (und natürlich zur nächsten Vorlesung zu spät kam). Das hat meinen Doc null interessiert, wie ich das hinkriege. "Dann holen sie ihr Pola doch nachmittags." Toll...bei einer Dosis von 3ml und weniger war ich nach 20h schon leicht entzügig. Und dann gab es auch nachmittage, an denen ich von 11 bis 18 Uhr an der FH war. Also Pola morgens holen. Hätte mein Pola also mal frühs 8 Uhr, dann wieder mittags 13 Uhr, dann wieder morgens usw nehmen müssen. Als ich meinen Arzt darauf ansprach, dass man das Medikament doch regelmäßig zur gleichen Tageszeit nehmen soll, erntete ich nur ein Achselzucken.
Irgendwann lies er sich darauf ein, dass ich tgl in der Apo eine Flasche für den nächsten Tag bekam. So konnte ich wenigstens jeden morgen die Dosis vor der Vorlesung trinken.
Ganz ehrlich...hätte ich meinen Ehemann nicht, der mir so viel abnimmt ohne sich zu beschweren...ich weiß nicht ob ich das Studium gepackt hätte.
Als ich dann bis auf 1ml runter war und immer noch tgl zur Apo musste um meine Flasche zu holen, war ich kurz vorm aufgeben. Hab z.T. auf dem Weg zur Apo geheult vor Wut. Wegen einem beschissenem ml dieser Aufwand. Es war Sommer, 35°C und die Straßenbahnen fuhren wochenlang durch eine Baustelle Umwege. Ich braucht nun anstatt 30 Minuten hin- und zurück eine Stunde.
Hab dem Doc dann meine Lage geschildert und er hat sich dann auf 3/4-Tages-TH eingelassen, nach ein paar Wochen dann auf volle 7 Tage.

Vor ein paar Wochen gab es ein Problem: ich hatte Heroin konsumiert, war mir sicher das nach 3 Tagen nix im Speichel nachweisbar ist - war es aber doch.
Nun sollte ich wieder jeden Tag zu Apo. In der zwischenzeit arbeitete ich aber Vollzeit, mein Mann auch und es war schon so immer organisatorischer Aufwand unser Kind in die KiTa zu bringen und abzuholen.
Nun klar, ich hätte es wissen müssen. Ich hätte nicht konsumieren müssen. Das hielt mir auch mein Doc vor. Wenn ich konsumiere, dann müsse ich mir der Konsequenzen bewusst sein. Die da wären: TH weg, wenns dumm läuft Job weg...und dann? Ganz schön krasse Konsequenzen für eine Nase H.
Und Sucht funktioniert nunmal nicht so...ich betrachte alle pro und contas, was spricht für, was gegen den Konsum und entscheide dann. Nein, verdammt. Wenn mich der Suchtteufel packt dann will ich was nehmen. Das kann man bis zu einem gewissen Punkt steuern. Aber manchmal auch nicht, wenn die Kraft fehlt.
Deswegen bin ich ja in Behandlung...weil ich süchtig bin und meinen Konsum nicht steuern kann. Ich versuche es, aber es geht halt mal was schief..

Und ganz ehrlich...ich verstehe die Leute, die UKs fälschen um nicht aus dem Programm zu fliegen oder ihr TH zu verlieren. Denn wenn man ehrlich ist, wird man bestraft, sanktioniert.
In der Substi-Ambulanz in Leipzig bekommt man zB bei pos. UK einen ml weniger Pola/ 1mg Subu). Erst wenn die UK negativ ist, wird man wieder hochgesetzt. Das ist doch verkehrte Welt. Wenn jemand es nicht schafft mit 4ml sauber zu bleiben, wird er es mit 3ml bestimmt ganz easy schaffen
Rolling Eyes
Das ständige über einen schwebende Damoklesschwert zermürbt. Und dabei kann ich noch nichteinmal alles mit meinem Nicht-Beikonsum beeinflussen. Gegen meinen Doc läuft seit einem Jahr ein Verfahren (ein Patient starb, woran ist unklar weil die Obduktionsakte verschwunden ist), aber er war im Programm...und na klar...da kann nur der Substiarzt für seinen Tod verantwortlich sein... Rolling Eyes
Im Worst-Case müsste ich, wenn der nicht mehr substituieren darf ohne Pola über die runden kommen oder in die Substi-Ambulanz. Und das heißt tgl antanzen zwischen 9 und 10Uhr, Ausnahmen gibt es nicht und ganz praktisch das ganze Angebot von , Crystal, Benzos und Kiffe im Park nebenan.

Ach mann, manchmal bin ich echt frustriert. Und wenn ich dran denke, dass ich den einem ml vielleicht in 1, 2 Jahren immer noch nicht los bin...besser nicht dran denken. Ich denke, alle Substis, die neben ihrer Suct noch anderen "Verpflichtungen" nachkommen wollen/müssen haben ähnliche Probleme, wie Saubermann, realflippy, wie ich...
Trotzdem muss ich faierweise auch sagen, dass mir die Substi geholfen hat. Die geregelte Versorgung, kein Affe mehr haben mir damals so viel Last von den Schultern genommen. Und auch die strengen Regeln helfen mir z.T. : wenn ich weiß, ich muss am Mittwoch zum Doc und eventuell einen Speicheltest abgeben, und Montag oder Dienstag ist das Verlangen nach H so stark, dann hilft das schon, "nein" zu sagen. Aber es ist dann mehr ein Verzicht aus Angst und keine innere Entscheidung ala "du brauchst das nicht"...aber vielleicht kommt das ja noch...

huch, der text ist jetzt lang geworden, aber ich musste mich auch mal auskotzen Embarassed
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Nehell
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Anmeldungsdatum: 14.06.2013
Beiträge: 802

BeitragVerfasst am: 21. Aug 2013 09:36    Titel: Antworten mit Zitat

In Deutschland haben wir ( ebenso wie in Norwegen und Schweden )
die Situation das die ärztliche Substitutionsbehandlung von Beginn an
an eine psychosoziale Komponente (PSB ) gekoppelt ist.
Auch wenn die inhaltliche Ausgestaltung und Finanzierung der
Angebote nicht bundeseinheitlich geregelt ist, gesetzlich verankert
wurde die PSB bei der Substitution schon 1998 in der Betäubungsmittelverschreibungsverordnung
( BtMVV § 5 )

Das poste ich nur, um diese Hintergründe ein wenig hervor zu heben.
Nur in Deutschland, Norwegen und Schweden wird die Substitutionsbehandlung
auf eine psychiatrische Ebene verlegt und wird auch nur im Verbund
mit psychotherapeutischer und psychiatrischer Behandlung durchgeführt.
In den anderen europäischen Ländern nicht.
Das hat sicher auch ein paar Nachteile.
Wie wir alle wissen, ist ohne die entsprechende rechtliche Absicherung
gerade der psychiatrische Bereich schnell ein "rechtsfreier Raum"
wo man sich als Ärzteschaft nicht an die sonst üblichen Umgangsformen
oder gesetzlichen Regeln halten muss. Also wie ich das als Außenstehender
blicke, kann man einen Betroffenen willkürlich leichter auf die Straße setzen
als wenn die Ambulanz nicht mit dieser psychosozialen Komponente
arbeiten würde. Natürlich kann die PSB auch hilfreich sein, doch sie kann
auch dafür verwendet werden schnell mal Hilfe zu unterlassen, wenn
der Klient nicht mit tanzt oder nicht mit tanzen kann.
Die PSB wird ja nach wie vor in den Therapieverlauf einer
Substitution eingebaut obwohl die Bundesärztekammer schon am
19.02.2010 in ihrer neuen Richtlinie fest gelegt hat:

"Zur Abwehr akuter gesundheitlicher Gefahren kann die Substitution
ausnahmsweise auch dann erfolgen, wenn und solange eine
psychosoziale Betreuung nicht möglich ist."

Ich will hier keineswegs psychosoziale Betreuung an sich schlechtmachen,
ich sehe nur wieder das damit den Betroffenen mehr Bedingungen
diktiert werden können als ohne.
Ich weiß nicht wie eine Substitutionsbehandlung z.B. in Portugal
oder England abläuft aber nach allem was ich bisher hörte,
wird nicht seelischer Druck und Leistungsdruck
mittels einem psychosozialen Komplex bei der Therapie ausgeübt.

LG

Nehell
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realflippy
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Anmeldungsdatum: 24.10.2011
Beiträge: 1167

BeitragVerfasst am: 21. Aug 2013 18:43    Titel: Antworten mit Zitat

na ja..die verbände wie akzept und dgs fordern ja schon lange die psb nicht zur pflicht zu machen sondern individuell einzusetzen.
alleine schon aus dem grund das in ländlichen gegenden teilweise gar keine psb zur verfügung steht und es vor allem überhaupt keine genaue definition gibt was das ist..was sie bewirken soll usw.
hat übr nicht viel mit psychatrie zu tun sondern wurde eher mit dem hintergedanken der sozialpädagogischen gesellschaftlichen reintegration eingeführt.
wer das braucht..ok...wer aber sozial gefestigt ist..also nicht die typische bahnhofsklientel...sondern leute wie saubermann...meine wenigkeit usw muss solche auflagen nun wirklich nicht haben.

die psb und auch die unmöglichen bedingungen die in der btmvv im bezug auf substi verankert sind waren bei einführung der substi wohl auch nur ein kompromiss zwischen befürwortern und substigegnern.
um dem "konsum auf staatskosten" etwas entgegenzusetzen wurden halt einfach bedingungen in die vergabeverordnung eingebaut um beide seiten zufriedenzustellen...leider ist deutschland auf diesem standpunkt stehen geblieben.
der deutsche ärztetag legt in zusammenarbeit mit den verbänden im suchtbereich jedes jahr vernünftige alternativen nach wissenschaftlichen erkenntnissen vor und unsere berliner betonköppe lehnen das ganz stoisch jedes jahr ab...
traurig für ein land unseres wissensstandards.

lg

flippy
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SAUBERMANN
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Anmeldungsdatum: 27.03.2012
Beiträge: 1356

BeitragVerfasst am: 21. Aug 2013 21:31    Titel: Antworten mit Zitat

anny hat Folgendes geschrieben:
Was spricht denn gegen Subutex als Substitutionsmittel in eurem Fall? ... Soll ja auch langfristig viel angenehmer sein. Ich bin sowas von überzeugt, dass Methadon auf Dauer mehr Schaden beim Konsument anrichtet als dass es hilft.


hallo anny,

ein paar dinge dazu: ich vertrage buprenorphin gar nicht. immer wenn ich es genommen habe, bekam ich starke kopfschmerzen und mir war unwohl, irgendwie flau und seltsam.. außerdem wurde mir immer übel. ich habe relativ oft subutex genommen und es ist mir nie bekommen (und klar: natürlich BEVOR ich auf metha war, falls jmd. mich für derart blöd halten sollte!).

generell gibt es übrigens vieles, was gegen subutex spricht: es gibt viele user, denen mit subutex etwas fehlt (mache fühlen sich "zu klar" im kopf). außerdem nimmt es vielen leider nicht ihren suchtdruck. und dann gibt es noch die o.g. gründe, die zb. auf mich zutreffen.

daher muß man ganz deutlich sagen, dass buprenorphin mit sicherheit keine komplettlösung für das opiatproblem sein kann.

man hat es mit süchtigen menschen zu tun und daher ist es absolut notwendig, dass diesen menschen durch ihr substitut auch ihr suchtdruck genommen wird.
es heißt ja schließlich nicht umsonst "SUBSTITUT". ein ersatzstoff sollte also auch geeignet sein, die ursprüngliche substanz zu ersetzen.


methadon ist m.e. auch kein allheilmittel. dazu hat es definitiv zu viele nebenwirkungen. die kann ich an dieser stelle nicht schon wieder aufzählen. ich habe mich ja auch schon oft genug über metha "ausgekotzt"...


dass man mit subutex eher take home bekommt, kann ich so absolut nicht bestätigen. auch mit subutex wird gehandelt - und das nicht zu knapp. und auch buprenorphin ist ein hochpotentes opioid, das zb. zu einer atemdepression führen kann.
es hat u.a. auch deshalb nicht jenes negativ-image wie zb. methadon, weil es noch nicht so verbreitet und bekannt ist. und dann gab es natürlich auch noch diese sache mit chantal aus hamburg-wilhelmsburg, die eine methadontablette geschluckt haben soll und daran starb... sowas wird von der presse natürlich ausgeschlachtet.

dabei gab es es vor kurzem einen weiteren fall in deutschland, bei dem ein kind vermutlich an opiatkonsum starb: und zwar ist kürzlich ein kind gestorben. man nahm den vater in U-haft und beschuldigte ihn, das kind getötet zu haben. hinterher stellte sich aber folgendes heraus: die vormieterin der wohnung, in der die familie lebte, ist schmerzpatientin. und die hat bei ihrem auszug offenbar versehentlich einige medikamente in der wohnung zurückgelassen (fragt nicht "HÄ? WIE GEHT DENN SOWAS?", denn das ist mir auch schon passiert: ich hab subutex hinterm badezimmerspiegel gebunkert und die da vergessen... zum glück hab ich die damals wiederbekommen und niemandem ist was passiert...).
die polizei fand bei einer hausdurchsuchung zb. auch ein altes opiatpflaster (ich tippe mal schwer auf fentanyl), das nachweislich der vormieterin gehört.
damit war der vater entlastet...

genau diese situation kam mir damals schon in den sinn, als der fall chantal hitzig diskutiert wurde. da wurden ja sachen gefordert wie zb. ne abschaffung vom take home usw... und es wurde in einer tour auf die substituierten eingedroschen... dabei gibt es in deutschland unter garantie mehr schmerzpatienten, die opiate bekommen als substituierte (das ist definitiv so!).

wenn ein kind eine tablette schluckt, macht es absolut keinen unterschied, ob das jetzt ne METHADDICT 40mg war oder ne OXYCODON 80mg - für ein kind ist beides absolut lebensgefährlich!

also kann man solche dinge getrost als "populistischen scheißdreck" abtun...
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SAUBERMANN
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Anmeldungsdatum: 27.03.2012
Beiträge: 1356

BeitragVerfasst am: 21. Aug 2013 21:45    Titel: Antworten mit Zitat

@anny

kurzer nachtrag noch:
die menschen sind ja doch unterschiedlich. sowohl natur als auch chemie bieten uns eine große vielfalt an opiaten. was glaubst du wohl, warum es in der apotheke so viele verschiedene opiate gibt?
na klar: weil die leute unterschiedlich auf die jeweiligen stoffe ansprechen...

in der schmerzmedizin verwendet man ua.:
- oxycodon
- hydrocodon
- hydromorphon
- fentanyl
- DHC
- codein
- tilidin
- tramadol
- piritramid
- morphin
- buprenorphin
- levomethadon

in der substitution verwendet man lediglich:
- buprenorphin
- levomethadon/methadon
- DHC (aber nur noch in absoluten ausnahmefällen)


daran sieht man doch schon, wie ungleich das verteilt ist. nun muß man von mir aus auch nicht alle o.g. opioide zur substi freigeben. aber wenn zusätzlich noch DHC (nicht nur als ausnahmefall), morphin und noch 1 weiteres opioid mit eigenständigem wirkprofil, wie zb. retardiertes oxycodon o. hydromorphon, zulassen würde, wäre das schonmal ein enormer fortschritt.

denn unterschiedliche süchtige brauchen jeweils passende medikamente.
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