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Sublimis Anfänger
Anmeldungsdatum: 11.06.2013 Beiträge: 1
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Verfasst am: 12. Jun 2013 00:28 Titel: Soll ich ins Methadonprogramm? |
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Hallo alle,
ich bin gerade im Zwiespalt, weil ich nicht weiß, was ich machen soll. Seit 3 Jahren konsumiere ich Heroin, habe zwischendurch auch Tilidin genommen, v.a. vor kurzem zum Entzug. Jetzt bin ich eigentlich "clean", bis auf die Tatsache, dass ich dazu viel Lyrica brauche, so ca. 900 mg pro Tag, um irgendwie klarzukommen. Übermorgen stelle ich den Antrag auf die Kostenzusage für eine Drogentherapie. Aber irgendwie habe ich das Gefühl, ich schaffe das nicht, so ganz ohne. Ich habe das Gefühl, mein Rückfall ist vorprogrammiert. Zwar bin ich jetzt keine 20 Jahre drauf gewesen, aber trotzdem bin ich hochgradig süchtig und Borderlinerin. Selbst wenn ich es schaffe, kein Heroin mehr zu nehmen, dann verlagert sich vielleicht die Sucht und ich fange z.B. mit Alkohol an (bin schon auf den Geschmack gekommen, heute habe ich zwei Bier getrunken, weil sich Lyrica und Alkohol gegenseitig verstärken).
Deswegen überlege ich: Soll ich ins Methadonprogramm? Auf der einen Seite könnte ich damit normal leben, mein Studium konsequenter verfolgen und hätte nicht dieses Teufelchen namens Suchtdruck im Kopf, der mich lähmt, apathisch macht, mir die Freude am Leben nimmt. Auf der anderen Seite bin ich dann natürlich genauso abhängig wie vorher, sowohl von der Substanz als auch von den Ärzten. Und der Entzug ist auch nicht ohne...
Also, könnt ihr mir irgendeinen Ratschlag geben oder eigene Erfahrungen mitteilen? Ich bin für jede Antwort dankbar!
Gruß Sublimis |
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Lillian Foren-Guru


Anmeldungsdatum: 22.05.2013 Beiträge: 3894
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Verfasst am: 12. Jun 2013 08:50 Titel: |
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Hi,
super das Du clean bist. Ich habe auch Borderline und bin im Substiprogramm. Allerdings auf Subuxone. An Deiner Stelle würde ich nicht ins Programm gehen. Weil Du dann 1. 6 Monate lang jeden Tag hin musst ( inkl. We) und dann wieder abhängig b ist. Der Suchtdruck wird immer wieder kommen auch wenn Du im Programm bist. |
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Lugosi Gold-User

Anmeldungsdatum: 06.05.2013 Beiträge: 739
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Verfasst am: 12. Jun 2013 11:38 Titel: |
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hi,
ich sehe es ähnlich wie Lillian, metha ist nicht wirklich eine option, denn abhängigkeit besteht weiterhin, aber wenn du zunehmend kriminell werden solltest könnte substitution übergangsweise eine option sein.
aber mach dir bewusst, das der entzug von metha um einiges länger und wellenförmiger verläuft. sicherlich hast du in den ersten wochen ruhe vor dem suchtdruck, aber der kommt sobald der kick vom metha weg ist.
ich möchte nie wieder vom metha entziehen ist echt eklig und endlos!
mach was drauss |
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SAUBERMANN Platin-User

Anmeldungsdatum: 27.03.2012 Beiträge: 1356
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Verfasst am: 12. Jun 2013 17:08 Titel: |
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hallo,
ich kann dir nur dringend von methadon abraten. du ahnst noch gar nicht, was du dir damit antust... das zeug macht schweinesüchtig und vielen fällt es ekelhaft schwer, davon runterzukommen.
außerdem hat methadon sehr viele nebenwirkungen. wenn du studierst bzw. das vorhast, halte ich metha für das am schlechtesten geeignete mittel. du stellst dir in der theorie ja gewisse dinge vor... aber die werden so nicht eintreten. da bin ich mir ganz sicher. ich hab n studium abgeschlossen und muß sagen: "ZUM GLÜCK BIN ICH ERST DANACH AUF METHADON GEKOMMEN."
denn meine motivation wich einem gigantischen phlegma und die bleierne müdigkeit zieht sich nun seit 4 jahren durch mein leben, so dass - wenn immer es geht - ich bis mittags schlafe u. selbst arbeit danach ausrichte (also spätschicht mache, wenns geht). ich bin damals sogar mal auf der arbeit eingeschlafen.. omg.. es war sommer, mittags, ich hatte grad gegessen und dann kam das metha richtig durch.. und ich hatte n büro für mich.. ich hab nur mal kurz die arme verschränkt und zack - war ich weg... zum glück hab ich nur ca. 15min geschlafen, bis mich der netteste kollege weckte... also alles halb so wild.. trotzdem scheiße...
also ich würde eher noch zu subutex raten. aber sei dir bitte immer bewusst, dass viele menschen durch die substi erst so richtig draufkommen. denn du akzeptierst es als "medikament", obwohl du deiner sucht erst recht nachgehst und dazu noch mit einem sehr starken opiat...
wenn du körperlich jetzt auch schwer abhängig wärst, würd ich vllt eher sagen: "GEH IN SUBSTI!", aber da du ja körperlich fast clean bist z zt, halte ich das für bullshit. versuch doch erstmal, deine sucht so in den griff zu kriegen. und wenn du merkst, dass das nicht geht, nimm lieber tilidin oder so. ehrlich. das mag saublöd klingen, aber inzw. hab ich ne sehr negative meinung zum thema substi und besonders methadon.
außerdem: wenn du bis jetzt auf H und tilidin abgefahren bist, dann ist metha wohl eher nicht das ding, was deinen suchdruck dauerhaft killt. ok, das kann man nicht wirklich so sagen, aber H u. tilidin sind eher schnellwirksame substanzen. das anfluten dauert beim metha ewig und nach ner zeit merkst du außer den NW nix gutes mehr von dem zeug.. und dann kommt der suchtdruck auch wieder.. warum haben denn wohl so viele substituierte beikonsum?
also: überleg dir gut, was du tust und v.a. WO DU HINWILLST! meiner meinung nach sollte methadon viel dezenter eingesetzt werden und auch nur für leute, die körperlich schwer druff sind...
ballerst du? oder rauchst bzw. sniefst du das H? und wie alt bist du? alles wichtige faktoren.. aber wenn du körperlich clean bist, kommst du eh nicht so einfach in ne methadon-substi. außerdem: wenn du JETZT in substi gehst, wird dir in n paar jahren erst klar werden, wie weit du jetzt im grunde schon warst. wenn du auf opiate verzichten kannst, ist das schonmal n riesenschritt. dieser punkt wird so schnell nicht wiederkommen, wenn du erstmal in substi bist...
versuch erstmal noch, die therapie anzugehen. in substitution kannst du immer noch gehn, wenn das alles nix hilft.
man darf nicht zu spät in substi gehn, aber auch nicht zu früh... |
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Lugosi Gold-User

Anmeldungsdatum: 06.05.2013 Beiträge: 739
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Verfasst am: 12. Jun 2013 17:27 Titel: |
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ich hab die substitution auch nur in erwägung gezogen da die TE
vor hat in therapie zu gehen oder hab ich das falsch verstanden?
denn ebenfalls wie saubermann kann ich substi mit metha auch
nicht empfehlen, wie es mir tex ist weiß ich nicht, hab es ein paar
mal in cleanphasen gezogen.
zudem wird eh immer viel zu schnell auf substi hier im forum verwiesen!
doch zum übergang in therapie und das ist ja in der regel fünf bis
sechs monate ist das schon machbar.
nur ist die gefahr, dann eben doch nicht in therapie zu gehen um
einiges höher - hab ich 1995 selbst gemerkt das die motivation
geringer wird. |
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Domenico Foren-Guru


Anmeldungsdatum: 19.04.2013 Beiträge: 3089
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Verfasst am: 12. Jun 2013 18:20 Titel: |
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hi sublimis
also an deiner stelle würde ich es erstmal mit der therapie
versuchen bevor du ins programm gehst und damit wahrscheinlich
noch tiefer in die sucht rutschst.
ich denke wenn du keinen erfolg hast und die therapie nichts bringt
könntest du immer noch in substitution gehen.
ich meine du bist gerade mal 3 jahre auf H.ich finde da solltest du
erst mal alle möglichkeiten ausschöpfen bevor du dich substituieren
lässt.
der enzug vom methadon ist die hölle.dagegen ist der enzug von H
wie ne hahmlose erkältung deswegen überlege dir gut was du machst.
mach erst eine therapie.also stell den antrag und versuche es und
denk nicht von vorne herein das du nicht ohne leben kannst denn dann
brauchst du es erst garnicht versuchen!
ich wünsche dir alles gute und viel erfolg!
gruss domencio |
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SAUBERMANN Platin-User

Anmeldungsdatum: 27.03.2012 Beiträge: 1356
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Verfasst am: 12. Jun 2013 23:17 Titel: |
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@lugosi & domenico:
WORD!
und generell fällt echt auf, dass gerade jüngere user oder welche, die -zum glück!- noch nicht so weit abgerutscht sind, recht schnell an SUBSTITUTION als "lösung" denken.
dabei machen sich viele offenbar gar nicht klar, was substitution eigentlich bedeutet. offenbar haben manche leute die idee oder hoffnung, in der substitution bekommt man ein medikament, das die sucht "beseitigt".
aber man muß sich absolut deutlich vor augen führen, was substitution mit methadon (und ggf. auch mit subutex, DHC oder morphin) bedeutet:
man nimmt TÄGLICH EIN EXTREM STARKES OPIAT ein. man macht in dieser hinsicht also weiter wie vorher. die sucht wird dadurch überhaupt nicht bearbeitet. bei vielen substis hat auch nur eine suchtverlagerung von heroin auf methadon stattgefunden.
die vorteile liegen auf der hand:
- die beschaffung ist billiger.
- die beschaffung ist "einfacher" (stimmt so eigentlich auch gar nicht, da substi beim arzt echt stressig sein kann und die abhängigkeit vom doc auch echt nerven kann).
- man hat keine versorgungslücken mehr.
dann gibt es noch einige weitere vorteile, die nur für eine bestimmte gruppe von süchtigen zutreffen. es wird zb. die weitere verelendung gestoppt oder abgemildert, die gesundheitliche lage verbessert sich (wenn man sich an die regeln der substi hält: kein i.v. konsum, keine anderen drogen und kein alk etc.).
substi ist sehr gut für süchtige, die den ausstieg wirklich nicht schaffen und die schon lange auf starken opiaten und körperlich schwer abhängig sind.
als die substitution mit methadon eingeführt wurde, war die situation der suchtbehandlung und auch der süchtigen an sich ja völlig anders. deshalb bot sich zum damaligen zeitpunkt das opiat methadon auch besser an.
substituiert wurden nur leute, die jahrelang süchtig waren, i.d.regel schwer krank waren, mehrere gescheiterte entzüge u. therapieversuche hinter sich hatten usw... außerdem war der stoff damals noch viel stärker als heute. im heutigen strassenheroin ist ein heroinanteil von zt. nur 3-10% enthalten.
deshalb sieht man immer wieder auch folgendes phänomen: leute, die überwiegend schore konsumieren, brauchen nur sehr wenig methadon, um den affen einen ganzen tag zu killen. aber leute, die fest auf methadon eingestellt sind, liegen nicht selten im mittleren bis hohen dosisbereich.
darauf müsste sich die suchtbehandlung im grunde noch viel stärker einstellen. denn wenn man heutzutage heroinsüchtige in substitution holt, wird nicht selten eine viel zu hohe dosis methadon oder subutex gegeben, obwohl vermutlich ein einigen fällen deutlich weniger den gleichen effekt hätte...
wohl auch deshalb findet man im internet etliche erfahrungsberichte oder fragethreads (zb. auf diesen frage-antwort-seiten), wo substituierte fragen, wie man am besten von methadon entzieht. da habe ich schon oft folgendes gelesen: "HALLO! ICH BIN JETZT SEIT 5 JAHREN IN SUBSTITUTION. WAR DAVOR 6 MONATE AUF HEROIN UND BIN DANN INS PROGRAMM MIT 12ml TÄGLICH METHADON GEKOMMEN. ALS ICH DAMALS EINMAL VOM HEROIN ENTZOGEN HAB, WAR NACH 3 TAGEN DAS SCHLIMMSTE VORBEI. ABER JETZT GEHTS MIR SCHON SEIT 3 WOCHEN KONSTANT BESCHISSEN. WAS KANN ICH DAGEGEN TUN? UND WANN IST DAS BLOSS VORBEI?"
solche und ähnliche fragen findet man oft. die wussten gar nicht, was da auf sie zukommt.
wenn überhaupt würde ich zu subutex bei der threadstarterin raten. aber auch hier gilt: du nimmst jeden tag ein sehr starkes opiat. damit bringst du dich evtl. viel stärker drauf, als du es jetzt bist...
aber ich will auch nochmal betonen, dass ich dich nicht von einer substi abhalten will, wenn zb. der suchtdruck konstant hoch ist und du die tgl. schore i.v. gibst oder so... oder falls du für stoff klauen gehst etc.. dann geh bitte RECHTZEITIG in substi.
schade, dass es noch immer zu wenig drogenberater gibt, die eigene suchterfahrung haben (und zwar nicht nur mit alk oder vor 30 jahren mit H oder so). es wäre gut, wenn es leute gäbe, die die lage in der heutigen zeit besser kennen würden...
denn ich hab jetzt schon öfter von leuten gelesen, wo der drogenberater nur das stichwort "heroin" hören musste und direkt die "lösung substitution" vorgeschlagen wurde... |
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tuutsweet Gold-User


Anmeldungsdatum: 22.05.2012 Beiträge: 929
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Verfasst am: 13. Jun 2013 09:22 Titel: |
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hi und herzlich willkommen,
also was du so an facts angibts, da würde ich mal sagen , du bist polytox.900mgLyrica ist eine sehr hohe Dosis, dazu Alkohol, dass geht auf dieselben Rezeptoren.Borderline, Heroin, Tilidin etc
Ich weiss nicht , ob eine Methadonsub dir hilft, die anderen Gifte zu reduzieren.Würdest du sagen , dass Heroin deine bevorzugte Droge ist?
Methadon ist ne harte Nummer , erstmal bist du in Watte gepackt, aber das Gefühl hält nicht ewig, muss also gepusht werden, mit Höherdosierung des Substituts oder Erhöhung des Beikonsums.
Methadon soll ja eine Hilfe sein, aber für viele ist es der Anfang vom Ende.
Wenn du zu 900mg Lyrica/Tag und Alkohol noch Pola/Metha konsumierst bist du bedient.
Ich bezweifle , ob das dem Studium förderlich ist.
Und gerätst in eine Abhängigkeit, die dir wieder ein Stück Freiheit nimmt.
Ich nehme mit Unterbrechungen seit `94 Pola, was mich aber nicht davon abhält mir Heroin zu kaufen.
Das heisst natürlich nicht dass du auch so tickst.
Also ganz ehrlich , ich würde mir erstmal Gedanken machen , ob vllt Subutex eine Lösung wäre.Wenn dir das nicht hilft, kannst du problemlos sofort auf pola/metha umsteigen.
Ob du , um diese Erfahrung zu machen, gleich in ein Programm gehen musst, ist deine Entscheidung, du kannst es dir ja auch testweise erstmal privat organisieren.
Auf jeden Fall ist eine Therapie eine gute Idee, wenn du wirklich dahinterstehst. |
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Lugosi Gold-User

Anmeldungsdatum: 06.05.2013 Beiträge: 739
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Verfasst am: 13. Jun 2013 10:43 Titel: |
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moin, moin
ich find es mal richtig gut, das sich hier ernsthaft mit der substituierung
auseinander gesetzt wird, denn vor kurzem war hier ein thread, in dem jemand
von seiner einjährigen sucht berichtete, derjenige nahm wohl 2 gr über die woche
verteilt und da wurde ihm geraten doch in substitution zu gehen, das halte ich schlichtweg für ein unding.
leider lese ich immer häufiger die beispiele, wie sie von Saubermann beschrieben sind und das ist traurig, das sich so des drogenproblem entledigt wird.
wer weiss vielleicht ist das auch politisch so gewollt - ich denke so werden probleme statistisch geschönt, denn je mehr leute substituiert werden, desto weniger drogendelikte sind vorhanden und zack wird eine versagende drogenpolitik zu einer erfolgreichen.
ich kenne ebenfalls noch die zeiten wo ans programm bestimmte voraussetzungen gebunden waren eben langjährige sucht, schwere krankheiten, gescheiterte therapien oder eben für einen kurzen zeitraum therapievorbereitend.
ich gönne jedem die substitution keine frage, aber die wenigsten wissen wirklich nicht was sie sich damit antun.
ich selbst war zweimal im programm, einmal therapievorbereitend für sechs monate und einmal für acht jahre, eigentlich wollte ich beim zweiten mal nur für ein oder zwei jahre im programm bleiben, mich stabilisieren und dann ein 'normales' oder zumindest drogenfreies leben führen - leider hatte ich einen guten arzt, der für jeden rückfall verständnis hatte, einen apotheker der mich gut leiden mochte und mir des öfteren mehr gab als ich brauchte, take home von zwei wochen war oftmals kein problem.
die entzüge waren die hölle, ich kann es keinem empfehlen, andererseits je nach situation rate ich jedoch keinem davon ab.
zur therapievorbereitung gut.
wenn jemand nicht mehr ohne drogen leben kann und sich der folgen bewusst ist auch gut.
aber, wenn jemand nur ein bisschen venenpflege betreiben will eher nicht. |
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