totkrank - was kann ich jetzt noch tun?!

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Mardou2
Anfänger


Anmeldungsdatum: 26.07.2013
Beiträge: 7

BeitragVerfasst am: 26. Jul 2013 22:40    Titel: totkrank - was kann ich jetzt noch tun?! Antworten mit Zitat

ich weiss gar nicht, ob mein problem in diesem bereich richtig aufgehoben ist, aber da es das thema polytox und unheilbar krank nicht gibt, leg ich die langjāhrige heroinsucht meines freundes zugrunde und schreibe es hier. ich kônnte es genauso gut unter alkohol ablegen oder tod und trauer.
all diese bereiche werden bei der kommenden geschichte tangiert. es gibt keine klaren grenzen und keine eindeutigkeiten mehr.

zum thema:

ich hatte vor einiger zeit eine beziehung zu einem schwerstabhángigen menschen ( vorwiegend alkohol ( bier ), heroin, koks ( i.v.), methadon ( im programm aber mit ordentlichem beikonsum ), benzos...
ich war verliebt und wollte ihm helfen wos nur geht. hab nen ziemlich grosses ueber-ich, was dazu fuehrte dass ich das schnell bemerkt habe, dass ihm helfen-wollen kein weg ist, diese beziehung zu fuehren.
aber auch ohne meine hilfe lieben wir zusammen, gaben einander halt&kraft, bis... ja, bis das misstrauen zu gross wurde und zu iele enttauschungen die wunde so gross werden liess, dass ich mich trennte.
er war und ist, trotzdessen er so kaputt ist, ein toller kerl. er ist der richtige typ fuer mich an meiner seite, aber eben nicht mit diesen umstaenden.

waehrend unserer beziehung erfuhr er dass er hiv positiv ist, zudem hatte er schon jahrelang ne hep c. schoene scheisse. fuer mich kein grund zu gehen, ich hab mich schlau gemacht, mit wissen gewappnet, ihn unterstuetzt bei arztbesuchen und downs,...
er nahm dann recht schnell auch medikamente und die blutwerte besserten sich.

nie war er stabil. er blieb halbe naechte weg, kam immer wieder soaet nachts zu mir und in den meisten faellen, liess ich ihn auch rein.

ich musste die beziehung irgendwann um meinetwillen beenden, ich hatte mir etwas erhofft, das weder mit noch ohne mein zutun eintreffen wollte: ein gemeinsames, ehrliches, wenn moeglich gar cleanes, leben. ich selbst kiffe ziemlich hart seit ich 14 bin, es gibt eine grosse faszination heroin gegenûber, habe es aber nie probiert.
alles weitere ( das meiste) probiert u zum glueck nie drauf kleben geblieben.
gerade haeufen sich meine igenen proleme bzgl des konsums, aber es geht mir um etwas ganz anderes und es tut mir leid, dass ich soviel schreibe, bevor das eigentlich kommt.

HIER DAS EIGENTLICHE:
hab gestern meinen ex nach 9 1/2 wochen wiedergetroffen. mein stand war, dass er entweder m knast oder in einer speziellen hiv-einrichtung ( sprich kh) sein muesse, aber nin, ich begegnete ihm zufaellig am bhf als er gerade geld fuer seinen naechsten schuss aufbaun wollte.
ich bin ziemlich erschrocken bei seinem anblick.
er ist total m arsch! aber so richtig.

er hat ne aszitis u daher einen bauch wie ne schwangere, wasser im bein, dass megafett ist, im arm ist auch wasser ( alles rechtsseitig)' er sagt er war neulich auf der intenivstation, dort haben ie seine lunge punktiert damit er wieder amen kann, er habe blutkonserven bekommen, seine milz sei ufs 6-fache angewachsen, seine lunge im grnde tot, er wuerde staendig nasenbluten haben, seine zaehne ind fast gaenzlich verfault, er ist unterernaehrt und dennoch voll drauf da aus dem programm geflogen vor ner ganzen weile schon, dann das -im moment - unbehandelte hiv, interferon fuer die hep c nie gemacht, die also auch noch, dazu die alk-abhaengigkeit und obwohl im moment eigentluch nix mehr gehn duerfte, 2-3 radler am tag sind noch drin.

die aerzte haetten ihm gesagt, er schaffts nicht mehr lange.
das ist nicht zu uebersehen, er ist der wandelnde, humpelnde tot, der aber weiter h, koks ( cocktail) und eben alk gibt.
ich hab ihm gestern n 5 er gegeben damit er sich was holen kann ( war frueher nie der fall, dass ich ihm geld gegeben haette), sin in nen druckraum ( haette er wiederum frueher nie gemacht) und dann haben wir uns hingesetzt und unterhalten. er hatte trotz des schusses ziemliche schmerzen, er kriegt schlecht luft und hat keine kraft mehr in sich,... als ich ihn in ein kh bringen wollte, wo er meiner meinung nach hingehôrt als schwerkranker, moment: sterbenskranker mensch, verneinte er. er habe in den letzten wochen zuviel miterlebt in den khs unserer stadt und ausserdem haette man ihn weggeschickt mit den worten: wir koennen nichts weiter fuer sie tun.

ich weiss nicht weiter! ich kann ihn nicht pflegen, ich weiss nicht an wen mich zu wenden, ich moecht ihm gern helfen, dass er nich so leiden muss. er ist ofw u im moment auf der strasse, er ist aktiv h-abhaengig und hat n leberzirrhose gepaart mit hep c und hiv.
ich weiss, dass es bald zuende sein kann, aber das kanns ja immer mit jedem von uns. das was mir wichtig ist, ist: so wenig leiden wie moeglich, hilfe wenn jemand zu schwach ist, sich selbst zu helfen und nicht alleine zu sein...
ich kann das alles in der jetzigen situation nicht leisten u weiss nicht mehr was ich tun soll o kann, aber ich kann es auch nicht ertragen, nichts tun zu koennen fuer ihn, denn da ist ganz viel aufrichtige liebe fuer ihn in mir.
fuck! ich musste es mal losvwerden.
habt ihr was zu sagen dazu?
(ich bin uebrigens mardou von 2010, erinnere aber meine zugangsdaten nich mehr u musste mich neu anmelden. ) ich lese seit jahren hier mit und hoffe, dass jemandem was einfaellt.
liebe grüsse!
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CrazyMan
Platin-User
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Anmeldungsdatum: 15.01.2010
Beiträge: 2108

BeitragVerfasst am: 26. Jul 2013 23:54    Titel: Antworten mit Zitat

Es ist nicht das, was du hören möchtest, und vielleicht klingt es auch herzlos, obwohl es nicht so gemeint ist, aber: Meinst du nicht, er will es ganz genau so? Gibt er nicht alles, auch seine Gesundheit und sein Leben, nur um weiter zu konsumieren? Hätte nicht manch anderer an seiner Stelle anders gehandelt, hätte einen wachrüttelnden Schock erfahren und hätte plötzlich einen anderen Pfad eingeschlagen? Was für Gründe könnten es sein, dass er weiter macht wie bisher, dass ihm alles sch... egal ist?!

Wie willst du einem Menschen helfen, der sich nicht helfen lasse will? Du zerbrichst dir den Kopf, während er, versinnbildlicht, Spaß dabei hat, Poker um seine letzte Niere zu spielen.

Wir treiben es alle manchmal ziemlich bunt, ignorieren alle eigenen Regeln, auch jene, die die eigene Gesundheit betreffen. Aber nicht alle würden weiterhin mit Anlauf gegen eine Wand laufen, während bereits das Blut aus allen Ritzen läuft. Gehört dazu nicht eine große Portion Herzlosigkeit dem eigenen Selbst gegenüber?!
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CrazyMan
Platin-User
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Anmeldungsdatum: 15.01.2010
Beiträge: 2108

BeitragVerfasst am: 27. Jul 2013 00:06    Titel: Antworten mit Zitat

Wenn ich von solchen Extremfällen höre, fallen mir Suizide auf Schienen ein, die doch sehr brutal sind, weil der Körper regelrecht vernichtet wird. Betreibt dein Bekannter nicht auch eine ähnliche Art Suizid, nur eben zeitlich weit langsamer?
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Domenico
Foren-Guru
Foren-Guru


Anmeldungsdatum: 19.04.2013
Beiträge: 3088

BeitragVerfasst am: 27. Jul 2013 00:53    Titel: Antworten mit Zitat

nabend Mardou

das ganze tut mir wirklich leid für dich.das ist ne tragische sache.
ich glaube aber leider das du nicht mehr viel für ihn tun kannst.
auch wenn sich das hart anhört.
denn ich habe das gefühl das er selber nicht mehr will.sonst würde
er doch alles dafür tun das es ihm etwas besser geht.dann hätte
er doch schon längst mit der interferon behandlung angefangen.
und er würde versuchen einen neuen substi platz zu bekommen und
nichts oder wenigstens weniger zu konsumieren.
er ist doch körperlich schon so gut wie am ende und nimmt trotzdem
null rücksicht auf seinen eigenen körper.
das ist ech traurig.ich denke das ist so weil er selbst nicht mehr will
und klann und sich selbst schon aufgegeben hat,leider!
ich wüsste echt nicht was du da machen könntest denn du kannst
ihn ja nicht zwingen!
normal müsste er umgehend ins krankenhaus und sich komplett durch-
checken lassen um zu sehen wie schlimm es genau um ihn steht.

und dann sollte er umgehend mit dem interferon anfangen und auch
medikamente fürs hiv nehmen.und er dürfte nichts mehr konsumieren
ausser vielleicht substi denn ich denke ganz ohne schafft man in so
einer schrecklichen situation nicht!
denn wenn er weiter so macht alkohol,heroin,koks und so weiter konsumiert
wird er auch noch den rest seiner leber und nieren zerstören und wird
dann leider bald nicht mehr leben.
es ist allerhöchste zeit etwas zu tun sonst ist er leider bald nicht mehr
unter uns!
du könntest jaq mal ganz offen mit ihm darüber reden.also frag ihn ob
er leben will oder nicht und wenn ja das du ihm hilfst alles radikal zu
ändern.und wenn er nicht mehr will würde ich ihn an deiner stelle aufgeben.
auch wenn das natürlich total hart und schrecklich für dich wäre aber
wenn er selbst nicht mehr leben wöllte dan kannst du da auch nix mehr tun!
ich hoff das beste für dich und ihn und das er sich für das leben entscheidet!

Liebe grüsse Domenico
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PumpsnRoses
Silber-User
Silber-User


Anmeldungsdatum: 06.03.2013
Beiträge: 265

BeitragVerfasst am: 27. Jul 2013 01:11    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo vito,

hab dir über e-mail eine Nachricht geschrieben, da mein Handy gesponnen hat und ich dir keine PN bei Drogen schicken konnte.

Tut mir leid wegen OT.

LG Rose
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Mardou2
Anfänger


Anmeldungsdatum: 26.07.2013
Beiträge: 7

BeitragVerfasst am: 27. Jul 2013 13:09    Titel: Antworten mit Zitat

Vielen Dank Crazy Man und Domenico für eure Antworten.

Es ist nicht das, was ich hören möchte, aber darauf kommts nicht an.
Ich denke, dass ihr recht habt, ich hab keine möglichkeiten ihm zu helfen, wenn ers nicht will.

wenn ich ihn noch mal sehen sollte, werde ich es so machen, wie vorgeschlagen: ich werd ihn fragen, ob er leben will.
je nachdem, was er mir antwortet, werde ich es belassen.

wie ich ihn kenne, wird die antwort aber lauten: ja, natürlich will ich leben! was glaubst du denn?
und wenn ich dann sage: ok, dann lass uns was unternehmen, geh ins krankenhaus, ich komm auch mit und sorg dafür, dass sie dich nicht scheiße behandeln wie sonst immer, wenn du hilflos und alleine bist und wir sehen zu, dass du was geändert bekommst.
er wird sagen: ich will zwar leben, aber...

und dann wird er gründe für sich finden, dieses und jenes nicht zu tun, oder er wird sagen, er wird es tun, und es dann letztendlich doch nicht tun, ...wie so oft. das gesprochene wort und sein handeln klaffen weit auseinander.

ich weiß genau, dass ich da keine chance mehr habe. ich habe nur noch nie einen menschen in meinem leben aufgegeben. nie aufgeben müssen und
es gelingt mir irgendwie auch nicht, mich bewusst dafür zu entscheiden.

wie soll ich denn weiterleben ohne das getan zu haben, was in meiner macht steht, um ihm zu helfen?
wenn er keine hilfe will...
ich weiß, ich weiß es ja.
scheiße. ich dreh mich damit im kreis.
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campmaster
Gold-User
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Anmeldungsdatum: 22.07.2012
Beiträge: 623

BeitragVerfasst am: 27. Jul 2013 13:34    Titel: Antworten mit Zitat

Wenn ich dran denke wie schlecht ich schon behandelt wurde nur weil ich Dorgen genommen habe. Das ich selbst so viel mitgemacht habe das ich es ohne Drogen bzw. jetzt halt Medikamente einfach nicht mehr ertragen konnte hat erstmal keinen interessiert. Ich kann mir schon vorstellen das die gar keinen Bock mehr haben ihm überhaupt zu helfen. Ich wünsch Dir viel Glück und Kraft sowas ist ne Scheiß Situation, höchstens bei Alkohol haben noch Verständnis.
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Yolande
Platin-User
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Anmeldungsdatum: 01.06.2011
Beiträge: 1438

BeitragVerfasst am: 28. Jul 2013 09:18    Titel: Antworten mit Zitat

Ich denke sehr wohl, dass du ihm "helfen" kannst. Sicher nicht in dem Sinne, dass er mit den Drogen aufhört und ein glückliches Leben führt, so wie du dir das vorstellst, aber du könntest sein baldiges Sterben akzeptieren und ihm ab und an mit einem ernstgemeinten Gespräch dienen, in dem es vielleicht nicht um die Drogen und seinen Zustand geht, sondern um andere Themen. Er selbst wird wissen, wie es um ihn bestellt ist und er hat sich dafür entschieden, den Rest seines Lebens Drogen zu nehmen. Ich kann das sogar nachvollziehen, warum sollte man sich noch mit einem Entzug quälen, wenn man so krank ist. Ich glaube aber, dass es ihm dennoch gut tun würde, wenn du ab und an nach ihm schaust, ihn mal zum Kaffee einlädst oder ihm einfach das Gefühl gibst, dass da noch jemand ist, den es interessiert, wie es ihm geht. Mehr wirst du nicht tun können.
LG
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Mardou2
Anfänger


Anmeldungsdatum: 26.07.2013
Beiträge: 7

BeitragVerfasst am: 28. Jul 2013 16:07    Titel: Antworten mit Zitat

danke dir, yolande.
es ist hart für mich, das zu tun, es macht verdammt viel mit mir und ich bekomme es auch nicht ordentlich verarbeitet, aber nehme mir deinen hinweis zu herzen.
mich, meine wuensche und hoffnungen zurueck zu nehmen und ganz fuer ihn da sein in einem gespraech, - nicht mehr handeln zu koennen, hilflos zu sein,...
das ist keine rolle, in der ich mich gerne bewege,...aber du hast recht,
ich kann ihm zuhoeren, mit ihm reden.
ich werd mir vielleicht ma son buch zur sterbebegleitung besorgen, wobei diese buecher sicherlich nicht auf diese art des sterbens abzielen...
lieben dank und einen schoenen sonntag noch.
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SAUBERMANN
Platin-User
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Anmeldungsdatum: 27.03.2012
Beiträge: 1356

BeitragVerfasst am: 29. Jul 2013 01:11    Titel: Antworten mit Zitat

hallo mardou,

viele entscheidende dinge wurden ja bereits gesagt. und auch ich denke, dass du an diesem punkt nicht mehr viel FÜR SEINE GESUNDHEIT tun kannst. inwiefern du etwas FÜR IHN (also alles, was er außerhalb seines körpers ist) tun kannst, hängt v.a. auch von ihm selbst ab.

eine gemeinsame "ZUKUNFT" ist -so hart es auch sein mag- bei seinem programm ausgeschlossen. die krankheiten in kombination mit seinem lifestyle werden auch ihm irgendwann zeigen, dass niemand unverwundbar ist. das jahrzehntelange schänden seines körpers wird ziemlich sicher bald konsequenzen haben...


an dieser stelle sei eine kurze anmerkung zu ärzten u. pflegern und co. erlaubt, weil auch darauf hingewiesen wurde, dass einige von euch diese schlechte behandlung kennen...

auch für ärzte ist so etwas meist keine besonders schöne situation. klar, es gibt auch unter ärzten richtige "arschlöcher", die sich offenbar am leid anderer hochziehen können (solche erbärmlichen und kranken menschen gibt es überall: behördensachbearbeiter, lehrer, priester etc.).
aber für viele ärzte ist es einfach nur enttäuschend, wenn sie jemanden wie deinen ex-freund sehen. denn sie wissen meist schon, dass sie solchen menschen kaum helfen können. und selbst wenn sie es könnten: diese sorte mensch WILL es offenbar auch nicht anders.

ich bin mir im klaren darüber, dass es schwer ist, von sucht zu sprechen und gleichzeitig einen FREIEN WILLEN zu unterstellen. den gibt es in der form nämlich nicht mehr. aber bei allem verständnis für süchtige (ich bin ja selbst süchtig): ES GIBT GEWISSE GRENZEN. und wenn der arzt einem sagt: "JUNGE, HÖR AUF ZU SAUFEN, DEINE LEBER IST AM ENDE!", aber nichts passiert, dann ist das einfach nur enttäuschend und völlig frustrierend...

genau so siehts bei denjenigen aus, die ins KH kommen, weil sich vom i.v.-konsum im bein alles entzündet hat oder ne blutvergiftung eingestellt hat... die werden operiert, kriegen ggf. ne sautheure prothese und 7 monate später (grad als die reha vorbei war u. der patient noch keine woche wieder zu haus war) kommt derselbe patient wieder und hat dasselbe spiel mitm anderen bein... da fühlst du dich als arzt doch verarscht!

außerdem kostet das alles ne stange geld. und wenn man dann sieht, dass diese leute zum teil echt drauf scheissen, dann muß man auch mal für den frust dieser menschen verständnis haben...

aber natürlich hat die schlechte behandlung von süchtigen v.a. ideologische und z.t. auch irrationale gründe.

denn ärzte haben zwar studiert, sind aber leider oft nicht in der lage, mal die eigenen grundannahmen zu reflektieren und einer kritischen prüfung zu unterziehen. gerade beim thema "SUCHT" wäre das aber absolut notwendig! denn es ist doch so:

die definition von SUCHT ALS KRANKHEIT hat der ärzteschaft (inkl. pfleger, psychologen etc.) ein riesiges betätigungsfeld -und damit auch eine sehr große einnahmequelle- gesichert.

wenn es zb. darum geht, süchtige zu entmündigen, wird oft deren "krankheit" als argument herangezogen.

andererseits -UND DAS IST FÜR MICH DER ENTSCHEIDENDE PUNKT- sind süchtige menschen so ziemlich die einzige klientel, die man mal vollkommen offen und mal eher subtil verantwortlich macht für ihre "krankheit".

ein süchtiger, der in die ambulanz geht, um seinen eitrigen monsterabszess behandeln zu lassen, bekommt nicht selten vom arzt zu hören: "WAS SIND SIE BLOSS FÜR EIN SCHWACHKOPF? HABEN SIE NIX BESSERES ZU TUN ALS SO EINEN SCHEISS ZU MACHEN?!" (das beispiel ist nicht erfunden!).
man macht also den süchtigen für seine lage verantwortlich.

wenn jedoch ein mann in die arztpraxis marschiert und zu den sprechstundenhilfen rüberbrüllt: "HALLO IHR BLÖDEN FOTZEN! KANN ICH EUCH FICKEN? ARSCHLOCH BLÖDER WICHSER!" und danach den arzt begrüßt mit "HALTS MAUL DU WICHSER!" und daraufhin erklärt, dass er das "tourette-syndrom" habe, dann lässt man ihm das ungestraft durchgehen, denn "er ist ja krank"...

das war ein exkurs zum thema "ärzte und die behandlung von süchtigen".
--

ich komme nochmal auf den ex-freund der threadstarterin zurück:
du solltest vor allem versuchen, deinen frieden mit der geschichte zu machen. denn an einer stelle schien dich ja damals zumindest im ansatz mal die frage zu beschäftigen, warum denn wohl kein cleanes leben mit ihm möglich sei...

dein ex mag ja der tollste typ der welt FÜR DICH sein - eines aber scheint ihm völlig zu fehlen: VERANTWORTUNGSBEWUSSTSEIN. das ist m.m.n. für eine beziehung unabdingbar.

und du kannst getrost von einer sache ausgehen: wie soll jemand einen anderen menschen wirklich LIEBEN können, wenn er nichtmal sich selbst liebt? und dass er sich nicht liebt, steht für mich außer frage. NIEMAND, der nur einen funken selbstachtung übrig hat, würde sich derart gehen lassen.

dass er JETZT so drauf ist, ist ja nicht mehr wirklich verwerflich, finde ich. der zug ist ohnehin abgefahren. selbst wenn ihm noch einige jahre blieben, so wäre das aufgrund seines brutal schlechten körperlichen zustands wohl auch nicht mehr wirklich schön, denke ich (wobei ich mir hier absolut kein urteil anmaßen möchte!).

wie CRAZYMAN es schon sagte: dein kumpel scheint es auch nicht anders zu wollen. man könnte zwar sagen: "JETZT IST ES EH ZU SPÄT!" und so sehe ich es ja im grunde auch irgendwo...
aber auch hier im forum gibt es zumindest 2 H.I.V.-positive user, die zt. im höheren lebensalter clean wurden und nochmal auf jobsuche gingen etc... also quasi das gegenteil von "sich hängen lassen"...

wenn dir was an ihm liegt, dann mach ihm keine vorwürfe. versuch nicht, ihn zu bekehren oder sowas... dafür ist es in diesem fall wirklich zu spät... sei einfach für ihn da.
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CrazyMan
Platin-User
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Anmeldungsdatum: 15.01.2010
Beiträge: 2108

BeitragVerfasst am: 29. Jul 2013 11:46    Titel: Antworten mit Zitat

SAUBERMANN hat Folgendes geschrieben:
ein süchtiger, der in die ambulanz geht, um seinen eitrigen monsterabszess behandeln zu lassen, bekommt nicht selten vom arzt zu hören: "WAS SIND SIE BLOSS FÜR EIN SCHWACHKOPF? HABEN SIE NIX BESSERES ZU TUN ALS SO EINEN SCHEISS ZU MACHEN?!" (das beispiel ist nicht erfunden!).
man macht also den süchtigen für seine lage verantwortlich.

Wer ist sonst dafür verantwortlich?

Kann es sein, dass es "Saubermann"'s Gewohnheit geworden, so extrem lange Beiträge zu schreiben? Wink
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SAUBERMANN
Platin-User
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Anmeldungsdatum: 27.03.2012
Beiträge: 1356

BeitragVerfasst am: 31. Jul 2013 16:20    Titel: Antworten mit Zitat

CrazyMan hat Folgendes geschrieben:
SAUBERMANN hat Folgendes geschrieben:
ein süchtiger, der in die ambulanz geht, um seinen eitrigen monsterabszess behandeln zu lassen, bekommt nicht selten vom arzt zu hören: "WAS SIND SIE BLOSS FÜR EIN SCHWACHKOPF? HABEN SIE NIX BESSERES ZU TUN ALS SO EINEN SCHEISS ZU MACHEN?!" (das beispiel ist nicht erfunden!).
man macht also den süchtigen für seine lage verantwortlich.

Wer ist sonst dafür verantwortlich?

Kann es sein, dass es "Saubermann"'s Gewohnheit geworden, so extrem lange Beiträge zu schreiben? Wink


hi crazyman,

ja, ich versuch mich mal kürzer zu fassen...

es lag vermutlich auch an meinem langen beitrag, dass du nicht rausgelesen hast, was ich damit sagen wollte. natürlich ist der süchtige für seinen abszess verantwortlich (was glaubst du, weshalb ich den leuten hier immer wieder klarzumachen versuche, NICHT zu ballern? eben weil ich davon ausgehe, dass der mensch in fast jeder lebenslage auch noch ein stück eigenverantwortung hat).

es ist aber doch so: den süchtigen wird von seiten der betreuungsindustrie ja in manchen belangen gern die eigenverantwortung abgesprochen.

wenn ich zum substiarzt gehe und ihn bitte, mir fürs WE die methaddict-tbl. mitzugeben, lacht der mich aus und sagt: "NÖ! SIE SIND SÜCHTIG. IHNEN FEHLT DIE SELBSTKONTROLLE. DESHALB KÖNNEN SIE SICH DAS EH NICHT EINTEILEN!"

wenn jemand mitm eitrigen abszess beim arzt sitzt, wird der angelitten: "WAS MACHEN SIE DENN FÜRN SCHEISS? SIND SIE DUMM? SIE GEFÄHRDEN IHRE GESUNDHEIT!"

einerseits entmündigt man also den süchtigen, indem man ihm unterstellt, er sei ohnehin wie "ferngesteuert" und verfüge nicht über genug selbstkontrolle.
andererseits schiebt man ihm dann aber doch wieder die verantwortung zu.

das finde ich inkonsequent. und genau das wollte ich damit sagen. ich werde das zukünftig mal etwas kürzer versuchen...
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Mardou2
Anfänger


Anmeldungsdatum: 26.07.2013
Beiträge: 7

BeitragVerfasst am: 10. Aug 2013 12:38    Titel: Antworten mit Zitat

danke saubermann für deine antwort. mein vater ist arzt und ich hab schon mein lebenlang mit dem medizinischen feld zu tun und kann sehr gut den frust der ärzte nachvollziehen. ich war nur geschockt, wie sie ihn zurück auf ie strasse lassen können, obwohl er totkrank ist und hilfe u zuwendung braeuchte.
mittlerweile denke ich, hat er vielleicht auch selber dafuer gesorgt, nicht bleiben zu duerfen. ich war nicht dabei und kenne also die andere seite nicht, nur seine und die ist eben ein-seitig.
ich hab viel verstaendnis fuer meinen freund, weil ich sein inneres gefuehl den menschen u der welt gegenueber kenne und auch nachvollziehen kann, ... ich kenne seine geschichte und wuesste auch nicht, wie ich das leben meistern sollte, wenn ich so einen start ins leben wie er gehabt haette.

habe ihn gestern zufaellig getroffen, am abend unseres letzten treffens, das mich bewogen hatte, den beitrag hier zu schreiben, ist er ins krankenhaus gegangen und sie haben sich seiner fuer 1 woche angenommen.
als ich ihn gestern wieder sah, sah er etwas besser aus und ich hab mich lange mit ihm unterhalten und hab alles sein lassen, wie es ist ohne vorwurf, ohne erwartung, ohne bewertung.
hab ihm von schoenen momenten erzaehlt, hab ihm einen schutzengel geschenkt ( den hatte ich in meiner tasche, er ist winzig, vielleicht nur 0,8 cm gross) und hab ihn auch sein bier trinken lassen, one darueber ein wort zu verlieren.

ohne ihn gefragt zu haben, sagte er irgendwann, das er nich mehr weiss, ob er noch leben wolle...
sein verhalten ist die antwort.

fuer mich bleibt im moment nur noch, damit u mgehen zu lernen.

ausserdem sagte er, dass er evtl in ein betreutes wohnheim gehen kann, das auch eine medizinische versorgung gewaehrleisten kann. das waere in meiner naehe und mich wuerde es freuen, wenn er dort unterkaeme,, weil er dann wieder n dach uebern kopf hat.

er ist nicht mehr der, den ich mal kannte. er ist nur noch ein abbild, schwach und unendlich traurig und er weiss genau, was mit ihm los ist, kann nur nich nders damit umgehen als so wie er es tut.

ich hab imme r noch liebe fuer ihn in mir und werd fuer ihn da sein, so wie ich es eben kann.
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hammerhart1984
Silber-User
Silber-User


Anmeldungsdatum: 23.08.2012
Beiträge: 190

BeitragVerfasst am: 11. Aug 2013 00:39    Titel: Antworten mit Zitat

hallo mardou,
ich habe deinen thread eben gerade gelesen...
die geschichte erinnert mich sehr an das, was ich letztes jahr mit meiner mummy durchgemacht habe...ihr todestag jährt sich in 3 wochen.
sie hatte ein alkoholproblem, über viele jahre hinweg, zwischendrin immer mal wieder kh-aufenthalte; immer wieder ermahnungen von ärzten den alkohol sein zu lassen...keine einsicht.
dann wurde sie letztes jahr im juli quitten-gelb ins kh eingewiesen; dann lebte sie noch knapp sechs wochen.
was ich dir vielleicht noch ans herz legen möchte, hast du mit deinem freund schonmal über ein umzug ins hospiz gesprochen?
du weisst sicherlich, was ein hospiz ist? gerade weil dein freund in einem jetzt noch recht klaren geistigen zustand sich befindet waere es doch gut, zum einen könnte er dort linderung erfahren und er ist dort in guter betreuung.
und niemand erzählt ihm, wie schädlich sein "feierabendbier" oder die "guten-morgen-zigarette" ist, man lässt den menschen , wie er ist.
ich wünsche euch alles gute, besonders dir viel kraft, und hoffe, das seine letzte zeit, wie lang sie auch sei, für euch eine recht schöne wird.
lg, hammerhart1984
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Etosha
Bronze-User
Bronze-User


Anmeldungsdatum: 20.09.2012
Beiträge: 42

BeitragVerfasst am: 11. Aug 2013 17:19    Titel: Antworten mit Zitat

Mardou2 hat Folgendes geschrieben:



...und hab alles sein lassen, wie es ist ohne vorwurf, ohne erwartung, ohne bewertung.
hab ihm von schoenen momenten erzaehlt, hab ihm einen schutzengel geschenkt ( den hatte ich in meiner tasche, er ist winzig, vielleicht nur 0,8 cm gross) und hab ihn auch sein bier trinken lassen, one darueber ein wort zu verlieren.

ohne ihn gefragt zu haben, sagte er irgendwann, das er nich mehr weiss, ob er noch leben wolle...
sein verhalten ist die antwort.

[...]
er weiss genau, was mit ihm los ist, kann nur nich nders damit umgehen als so wie er es tut.


Ich finde, dass ist ein ganz ganz bewundernswertes Post, liebe Mardou, denn genauso findet m.E. in einer solchen Situation richtige Hilfe statt. NICHT bewerten. NICHT ändern. NICHT schlauer sein...sondern einfach DASEIN. Zeit schenken. Zuhören, sehen. Gefühle der Trauer und der Hilflosigkeit nicht überdecken mit Floskeln und schnöder Besserwisserei, sondern die Herausforderung annehmen und versuchen ja zu sagen zur totalen Lähmung. Ich kenne Menschen, die in ähnlichen Situationen gesteckt haben und stecken und denen tatsächlich aktive Hilfe gar nichts gebracht hat. Gerade Leute, die auf der Strasse leben sind oft so weit weg von allem...und dann noch so krank und wahrscheinlich einsam ohne Ende. Keine Gespräche mehr, nix wirklich menschliches...keine Nähe, nur das Hangeln von Tag zu Tag, gucken, dass Du den Tag überstehst und nicht auf Entzug kommst. Das muss ein so unwirkliches Leben sein...
Die meisten wissen ja ganz genau, wo sie hin können und Hilfe bekommen. Die muss man ihnen nicht anbieten. Aber für viele ist das halt Endstation und Eingeständnis vom totalen Versagen, Kapitulation. Das, was er momentan lebt, ist so schlimm es auch aussieht, der letzte Rest Freiheit, der ihm noch geblieben ist. Und viele wollen eben einfach nicht in betreuten Einrichtungen vor sich hin vegetieren, sondern sich den letzten Rest an "Würde" bewahren. Die definiert ja jeder anders...
Aber die Menschen haben einfach in ihrem Leben schon zu viel erlebt, als das sie sich freiwillig in Obhut begeben. Obhut bedeutet eingesperrt sein, sich an Regeln halten, bevormundet werden, unfrei sein. Und gerade Leute, die viel in Gefängnissen waren, bedeutet ja allein schon ein KH-Aufenthalt oft eine Katastrophe. Ein Freund von mir ist erst kürzlich aus der Haft entlassen worden nach 9 Monaten. Er war bei 180cm auf 58kg. 2 Tage nach seiner Entlassung wurde er notoperiert, weil er ein Loch in der Magenwand hatte. Schon nach 5 Tagen entliess er sich selbst (reine Vermutung, kein Mensch wird nach so einer OP nach so kurzer Zeit wieder auf die Strasse geschickt. - Aber er redet nicht darüber). Jetzt sitzt er da mit seiner frischen Narbe und den Heparinspritzen: Auf der Strasse. Und auch er wäre so ein Kandidat wie Dein Freund: Er würde sich egal wie krank er wäre wohl nie freiwillig helfen lassen. - Tja, so ist das. Man kann nichts tun, nur da sein ab und an und hoffen, dass man eine wie auch immer geartete Nähe aufbauen kann und Vertrauen.

Ich wünsche Euch viel Kraft und Mut.

E.
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