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QyX Platin-User
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Anmeldungsdatum: 04.07.2013 Beiträge: 1270
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Verfasst am: 10. Jul 2013 23:20 Titel: Sucht und süchtig werden ... |
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Ich lese jetzt schon seit einigen Tagen hier fasziniert im Forum und es bringt mich dazu mich erneut mit Themen wie Sucht, insb. Opiatsucht, Suchtentstehung & Substitution zu beschäftigen. Ich studier Medizin und werde womöglich mal Facharzt für Pharmakologie & Toxikologie, interessiere mich aber auch für viele psychiatrische Themen.
Opiate interessieren mich verstärkt da ich seit einem 3/4 Jahr Schmerzpatient bin. Seit dem tauche ich immer tiefer in die Materie ein. Es gibt zwar reihenweise "tolle" Bücher über die Entstehung von Sucht aus sozialer, psychologischer und neurobiologischer Sicht aber nichts fand ich bisher so spannend wie den Austausch mit Menschen die wirklich eigene Erfahrung haben.
Teilweise finde ich die Sprache in Büchern und Gesetzen auch diskriminierend oder komme zu dem Eindruck, dass die Autoren voller Vorurteile sind und kaschiert hinter fadenscheinigen medizinischen Argumenten eine bestimmte ideologische Sichtweise in der Suchtmedizin vertreten.
Ich versuche zur Zeit irgendwie nun zu verstehen, wie Sucht funktioniert und entsteht. Ich weiß auch, dass es darauf keine einfache Antwort, eine monokausale Erklärung gibt. Jede Suchtgeschichte ist individuell, genau so wie jeder Mensch einzigartig ist.
Die Opiatsucht interessiert mich besonders, weil wohl keine andere Sucht in unserer westlichen Gesellschaft so diskriminiert ist wie diese. Auch habe ich vor einigen Jahren meinen damals besten Freund, (ein "Junkie") nach einem Rückfall durch Selbstmord verloren. Er hatte mir viel aus seinem Leben erzählt und es wird einem schnell klar, dass man so ein Leben nur aushalten kann, wenn man voll auf Stoff ist.
Was ich nicht verstanden habe waren seine Rückfälle. Er war weit gekommen. Er hatte eine psychisch gesunde und körperlich attraktive Freundin, er konnte in einem Beruf arbeiten der ihm gefiel aber er konnte einfach nicht die Finger von den Drogen gelassen. Pirmär war er Opiatabhängigkeit aber er hat sich alles geschmissen oder gespritzt, was er in die Finger bekommen hat.
Ohne Zweifel benötigt es so was wie eine neurologische Disposition um eine Substanzabhängigkeit zu entwickeln. Ich will mal ein paar Sachen von mir erzählen.
Ich hatte 14 Jahre geraucht. Angefangen hatte ich, weil die "coolen Jungs" es auch machten. Ich wollte mal probieren, dazu gehören. Von Sucht und Abhängigkeit hatte ich keine Ahnung und als ich dann regelmäßig rauchte war ich überzeugt davon, dass ich ja jederzeit wieder damit aufhören könne. Ich habe viele versucht benötigt und es war auch ein wenig Zufall im Spiel, sonst würde ich heute noch rauchen.
Cannabis hatte ich lange geraucht. In allen Formen. Ich war mir aber sicher: was ich nie mache ist Kokain oder H spritzen. Mit dem Cannabis ging es bei mir dann so weit, dass ich mit ner fetten Psychose in der Klinik landete. Autsch!
Einige Jahre später lag dann Kokain vor mir auf dem Tisch. Denkt ihr ich hab eine Sekunde gezögert? Ne! Und die Euphorie war gigantisch. Insgesamt hatte ich aber nur 3 mal konsumiert. Ich hatte gemerkt wie extrem ich darauf abfahre, dass mir das mein ganzes Leben kaputt machen könnte und es dann gelassen.
Seit ich dann in der Medizinerwelt bin ist es mit dem Zugang zu Substanzen sehr einfach geworden und wenn man dann auch noch selbst Medizinstudent ist. Weiter unten im Forum steht beschrieben wie ich mir 60 mg Morphin i.V. spritze. Etwas wovon ich früher dachte, dass ich das niemals tun werde.
Ich hatte das dann einigen Freunden erzählt. Die haben alle extrem schockiert reagiert, so ala "Das ist das Ende, jetzt geht es nur noch Abwärts etc." Ich will das was ich gemacht habe in keinster Weise rechtfertigen aber es war ein geplanter Versuch unter ärztlicher Überwachung, Naloxon-Spritze griffbereit und meine übliche Abenddosis Schmerzmittel hatte ich weggelassen.
Alle denen ich davon erzählte haben ziemlich entrüstet reagiert. Keiner hat sich dafür interessiert, warum ich das gemacht habe. (Anmerkung: hat nichts mit dem Forum zu tun, war schon länger in Planung).
Was ich verstehen möchte: warum gibt jemand für die Wirkung von Opiaten sein Leben auf? Wenn man "drauf" ist, dann muss man doch seine ganze Zeit und sein ganzes Geld in die Beschaffung von Drogen investieren, leidet häufig am Entzug, ruiniert sich gesundheitlich und dann ist ja noch die Toleranzentwicklung.
Ich kann mir gut vorstellen, dass es nach längerem Gebrauch gar nicht mehr "knallt" und es nur noch um das Vermeiden von Entzugssymptomen geht?
Und wie ist das mit den Ersatzmitteln? Ihr nehmt doch da täglich die gleiche Dosis, so wie ich mein Schmerzmittel (16 mg Hydromorphon 8 - 0 - . Eine Wirkung davon spüre ich nicht wirklich. Ich habe halt keine Schmerzen und das die Wirkung aufhört merke ich daran, dass meine Beine & Füße "kalt" werden und die Schmerzen so langsam wieder einsetzen.
Ich vermute mal, dass wenn die Wirkung des Ersatzmittels nachlässt einfach ein Suchtdruck entsteht der befriedigt werden muss?
Was ging da bei euch so im Kopf vor wenn es in eurem Leben nur noch darum ging sich den nächsten Schuss zu organisieren?
Kann man sich "frei" für den Rausch entscheiden? Gibt es diesen Rausch überhaupt oder ist das nur ein Vermeiden von Entzugssymptomen?
Ist die Droge eine Flucht vor den Konflikten des realen Lebens?
Hat es was mit Angst und Minderwertigkeitsgefühlen zu tun?
Angst nicht gemocht zu werden?
Angst zu versagen?
Angst abgelehnt zu werden?
Bringt die Droge eine Konstanz und Sicherheit in das Leben, die es sonst nicht für euch gibt?
(Wenn ich könnte würde ich sofort meine Schmerzmittel absetzen. Sie zerstörten nämlich meine Libido. Über den Umweg Tramadol hatte ich mich innerhalb von ein paar Tagen auf 0 mg dosiert. Das war psychisch kein Problem aber diese affigen Schmerzen. Prognostisch soll meine Krankheit mit zunehmendem Alter auch immer schlimmer werden. Vllt. hat jemand nen Tipp für mich?) |
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Nehell Gold-User
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Anmeldungsdatum: 14.06.2013 Beiträge: 858
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Verfasst am: 10. Jul 2013 23:57 Titel: |
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Hallo
interessante Fragen stösst du da an. Süchte sind meiner Meinung
nach vielschichtig. Sowohl auf der körperlichen wie auch auf
der seelisch-geistigen Ebene.
Manche Leute erfahren durch den Konsum von einer Substanz
entweder wohl einen erhöhten Energiezufluss oder werden
künstlich beruhigt.
Die natürliche Lebensweise mit der Natur ist schon im
19 Jahrhundert kaputt gegangen. Damals kam es ja zu einer
Landflucht und einer Einwanderung in die Städte.
Dort mussten die Arbeiter mehr Leistung bringen und
in den Fabrikhallen die Hitze, den Lärm und den Stress
ertragen lernen. Damals kam es wohl zum ersten
Mal zu einem flächendeckenden Drogengebrauch
in der Arbeiterschaft und beim einfachen Volk.
Einerseits wohl um dieser neuen Lebensweise gerecht
zu werden und andererseits um sich zu betäuben,
denn das Leben in einer Stadt bot ja viele Zerstreuungen
Reize und ganz andere Möglichkeiten als auf dem Land
wo jeder jeden kennt.
Na ja der Prozess hält ja bis heute an.
Während der Weltkriege wurde auch die heutige
Pharmaindustrie geboren, da immer mehr Menschen
krank geworden waren, invalide oder traumatisiert.
Das färbt auch bis heute ab, im Verhalten und auch
im Umgang miteinander.
LG
Nehell |
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QyX Platin-User
![Platin-User Platin-User](img/rang-05.gif)
Anmeldungsdatum: 04.07.2013 Beiträge: 1270
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Verfasst am: 11. Jul 2013 00:21 Titel: |
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Du bringst mich jetzt auf ein paar Gedanken.
Vermutlich ist es ja so, dass sich die Menschheit schon immer berauscht hat. Es gibt da ja diese rituellen Völker in Südamerika, die Maya, die Indianer und was weiß ich noch alles. Auch Alkohol ist schon sehr lange bekannt.
Du hast mich nun auf die Industrialisierung aufmerksam gemacht.
Ich hab da jetzt mal ne platte These:
Die einen brauchen Antidepressiva / Neuroleptika um klar zu kommen, andere Benzodiazepine und wieder andere Opiate / Buprenorphin / Methadon ...
Am Ende alles nur Ausdruck der selben "Krankheit"?
(Ich selber wäre ohne Antidepressiva nicht gesellschaftsfähig. Ohne schaffe ich es nicht mal das Altpapier nach draußen zu bringen, ERNSTHAFT!) |
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Warrior Platin-User
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Anmeldungsdatum: 13.11.2012 Beiträge: 1004
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Verfasst am: 11. Jul 2013 00:35 Titel: |
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Hallo QyX,
ich denke schon, dass an deiner "plattenThese" so Einiges dran ist. Allerdings steht es ja schon im Widerspruch: Einerseits berauscht man sich, um gesellschaftsfähig zu sein, andererseits spaltet man sich ja gerade DURCH den Gebrauch/Missbrauch von Drogen von der Gesellschaft ab.
Auch der Satz von Nehell, was die Naturverbundenheit angeht, scheint so zu stimmen, viele Konsumenten erzählen hier von besonders tollen Erfahrungen, die sie im Rausch in der Natur gemacht haben.
Die Liste der Gründe ließe sich wahrscheinlich beliebig erweitern. Grundsätzlich denke ich schon, dass ein Großteil der Sucht dadurch entsteht, dass bestimmte Glückshormone freigesetzt werden, was im Alltag nicht gelingt. Und irgendwann gewöhnt man sich halt an den tollen Zustand.
Und wenn man das dann zu oft macht, sieht man dies als den gewöhnlichen, normalen Zustand an und dadurch erscheint das Leben ohne Drogen farblos und öde. |
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QyX Platin-User
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Anmeldungsdatum: 04.07.2013 Beiträge: 1270
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Verfasst am: 11. Jul 2013 01:00 Titel: |
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Warrior hat Folgendes geschrieben: | Hallo QyX,
ich denke schon, dass an deiner "plattenThese" so Einiges dran ist. Allerdings steht es ja schon im Widerspruch: Einerseits berauscht man sich, um gesellschaftsfähig zu sein, andererseits spaltet man sich ja gerade DURCH den Gebrauch/Missbrauch von Drogen von der Gesellschaft ab.
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Ich kann dem so nicht ganz zustimmen.
Ist nicht gerade Alkohol eine Gesellschaftsdroge (Fußball, Vereinsfeier, ...)
Auch als ich früher noch kiffte, ich hab das nur extrem selten alleine gemacht. Das war eigentlich immer ein Gemeinschaftsereignis.
Ich hab so den Eindruck, dass an der Opiatabhängigkeit irgendetwas "besonderes" ist. Die Menschen hängen oft ihr ganzes Leben dafür an den Nagel und die Erfolgsquoten in der Substitution mit dem Ziel Abstinenz sind frustrierend gering.
Wenn man substituiert wird, dann ist man ja aber auch nicht high sondern in so einem Normalzustand. Das Gehirn kann gar nicht dauerhaft "high" sein. Es kommt zu einer Anpassung der Rezeptoren, zu einer Up- und Down-Regulation.
Wenn man auf der Straße lebt, sich prostituieren muss um an Geld für Stoff zu kommen oder ein Einbrechen muss, das macht doch nicht glücklich.
Kann ein Rausch es wirklich wert sein, dass man so was macht?
Da muss doch mehr dahinter stecken. |
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Warrior Platin-User
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Anmeldungsdatum: 13.11.2012 Beiträge: 1004
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Verfasst am: 11. Jul 2013 01:10 Titel: |
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Hm, ich würde den Alkohol und das Kiffen da auch eher ausklammern. Hätte ich vielleicht dazuschreiben sollen.
Mit Opiaden habe ich keinerlei Erfahrung und kann da leider auch nur mutmaßen.
Ich denke mal, der Eine oder Andere mit entsprechender Erfahrung wird sich hier noch äußern, dann sind wir schlauer.
Gruß Warrior |
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Warrior Platin-User
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Anmeldungsdatum: 13.11.2012 Beiträge: 1004
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Verfasst am: 11. Jul 2013 01:13 Titel: |
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Bevor ihr Alle mich jetzt für total ahnungslos haltet, schreibe ich lieber noch nen post hinterher:
Ich bin mir bewusst, dass es "Opiate" heisst und nicht "Opiade".
Bevor hier Einer noch was Falsches denkt! |
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QyX Platin-User
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Anmeldungsdatum: 04.07.2013 Beiträge: 1270
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Verfasst am: 11. Jul 2013 01:20 Titel: |
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Nachtrag: man muss doch auch klare Momente haben, wo man Leben reflektiert und es gibt ja auch viele Hilfsangebote, auch wenn da sicher nicht alles optimal ist.
Warum schaffen nur 5% durch die Substitution die völlige Abstinenz? (Kann mich bei der Zahl auch täuschen)
Es scheint eher so zu sein, als würden diesen Menschen diesen dringend benötigen.
Mal folgender Vergleich:
Ohne mein Antidepressivum (ein stink normales SSRi) kriege ich nix auf die Reihe. Ich hab ständig Angst, dusche nicht, esse nicht, traue mich nicht zur Uni, meine Wohnung vergammelt, ich verliere den Überblick über meine Finanzen, mein Leben kommt mir leer und langweilig vor, ich kann keine Freude empfinden.
Wenn die Substanz, die dieses Problem beheben kann verboten wäre, dann würde ich auch ganz viel Aufwand betreiben um an diese Substanz zu kommen.
Kann man das nicht zumindest in Teilen auf Opiatabhängige übertragen?
Etwas platt formuliert: vielleicht muss man die Opiatsucht viel differenzierter betrachten als wir das heute tun? Vllt. gibt es Subformen von Depressionen, die sich durch Opioide behandeln lassen? Diese Menschen werden dann in unserer Gesellschaft zu Opiatabhängigen.
Ich habe in meinem Leben etwa 15 verschiedene antidepressive Wirkstoffe ausprobiert, bis wir endlich ein wirksames gefunden hatten.
Bei den Opioiden sind solche Tendenzen doch auch zu erkennen, gerade was das Methadon betrifft.
Ich plädiere für eine differenzierte und pragmatische Sichtweise.
Ich unterstelle jetzt einfach mal, das es den meisten Menschen irgendwie nur darum geht, ein halbwegs angenehmes Leben zu führen.
Das 100% Rausch nicht geht, ist denke ich jedem klar. Kann mir vorstellen, dass gerade bei Menschen mit extrem schwerer Sucht noch massive Probleme mit der Impulskontrolle etc. dazu kommen. Die Euphorie kann einem ja regelrecht die Sinne benebeln und dann will man immer mehr und mehr und denkt alle Gesetze sind für einen aufgehoben.
Also vielleicht geht es weniger Sucht sondern einfach nur darum irgendwie erträglich leben zu können. Für mich ist das Leben ohne Antidepressiva unerträglich. Das nennt man Depression. Das ist als Krankheit anerkannt und der Arzt kann aus einer Vielzahl von Arzneien wählen um mich optimal zu Therapieren.
So. Was wenn das Leben für mich ohne Opiate unerträglich ist? Ich Opiate zum Leben brauche? Dann heißt es doch schnell: niemand braucht Drogen um leben zu können. Aber warum kann man nicht einfach Opiatkrank sein?
Wenn für mich das Leben erst durch Antidepressiva erträglich wird, warum soll es dann nicht auch Menschen geben, wo das Leben erst durch bestimmte Opiate erträglich wird?
Die Einordnung Droge / Medikamente ist doch vor allem eine rein juristische. Auch Antidepressiva sind gefährlich. Auch mit Antidepressiva kann man sich umbringen. Und man kann auch von Antidepressiva abhängig werden. Es gibt zahlreiche Internetforen die sich mit der Abhängigkeit von Antidepressiva und Neuroleptika beschäftigen.
Ich habe selbst einen extrem qualvollen Neuroleptika-Entzug hinter mir. Mir war nicht zu helfen. Ich hab mich in Schmerzen gewunden und gedreht, konnte nicht geschlafen, hab geschrien. Es war nix zu machen. Nix wirkte.
Wenn man die aktuell gültigen Kriterien für Abhängigkeit nimmt, so war ich definitiv von Neuroleptika abhängig. Ich hatte mir Dosen von bis zu 1.800 mg Seroquel eingebaut. |
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PumpsnRoses Silber-User
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Anmeldungsdatum: 06.03.2013 Beiträge: 265
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Verfasst am: 11. Jul 2013 01:40 Titel: |
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Hallo Qyx,
ich kann ja nur von mir ausgehen um deine Fragen zu beantworten.
Mein erster Drogenkontakt fand im Alter von 12Jahren statt.
Ich wurde nicht überredet, war in Bezug auf Drogen relativ gut aufgeklärt und nahm es nicht damals und auch heute nicht zum feiern.
Begonnen habe ich mit Drogen, um eine aktuelle Missbrauchssituation zuhause etwas besser ertragen zu können.
Später ging es dann darum, die vielfältigen psych. Probleme die daraus resultierten aushalten zu können.
Auch heute dient Beikonsum für mich dem lindern der psych. Schmerzen.
Psychotherapeutische Hilfe in der Art wie ich sie bis jetzt kennengelernt habe, verschlimmbessert die Situation. eher noch.
Auch eine reguläre Drogentherapie hat ganz andere Ziele, als ich aktuell wohl bräuchte.
Was den Beikonsum in der Substitution betrifft, so hast du da einen kleinen Denkfehler drin. Wie gesagt ich spreche hier nur für mich. Weder Subutex(das gleich garnicht), noch Methadon oder Polamidon sorgten/sorgen bei mir dafür, das unter der Einnahme der Suchtdruck entfällt. Das ist nicht der Fall. Einzigst die körperlichen Entzugserscheinungen sind größtenteils verschwunden dadurch, und minimal hilft es mir da bei meine Psyche nicht die Oberhand gewinnen zu lassen.
Warum ich das Substitut nicht absetze?
Das ist leicht zu beantworten. Bei jedem Absetzversuch wurde ich spätestens kurz nach Entlassung aus der Entgiftung rückfällig. Hätte ich nicht wahnsinnig dagegen angekämpft, wäre das noch eher passiert. Warum? Während des Absetzens dringt alles was ich mit Hilfe von Substitut,Medikamenten und gelegentlichem Beikonsum weit in mein Unterbewusstsein zu schieben versuche, mit aller Kraft nach aussen.
Für mich ist ab dem Moment nur noch meine Psyche vorhanden. Ein halbwegs normales Leben ist dann nicht mehr möglich. Ich habe dann den ganzen Tag nur meinen persönlichen Horrorfilm vor Augen. Teilnahme am Leben? Unmöglich.
Es lässt sich auf einen Nenner fassen: Clean zu Leben ist für mich nicht ertragbar. Unter Drogen existiere ich wenigstens und kann mir dann und wann sogar schöne Momente schaffen.
Einen wirklichen Rausch kann ich mit allen Substanzen ausser Heroin noch erzeugen. Will ich aber meist garnicht. Für mich geht es um den Effekt des Normalfühlens, so wie Menschen deren Leben keiner Aneinanderreihung großer und kleiner Katastrophe gleicht.
Was die Dosis des Substitut betrifft, so habe ich mittlerweile seit einigen Jahren eine stabile Dosis von 1213ml Polamidon. Dazu kommen div. AD's und 2NL's, sowie gelegentlich Chrystal oder Kokain.
Bin übrigens mittlerweile 32, und außer einer Konsumpause(Schwangerschaft+Stillzeit), kenne ich überhaupt kein cleanes Leben.
Mhm, mir fällt erstmal nix mehr ein. Wenn du noch etwas wissen möchtest, dann frag einfach.
LG Rose |
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MaHo86 Silber-User
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Anmeldungsdatum: 30.06.2013 Beiträge: 126
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Verfasst am: 11. Jul 2013 21:30 Titel: |
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Ich denke nicht, dass man irgendwann die Shore noch braucht um das Leben als erträglich zu empfinden, sondern eher das Leben was man sich eventuell verbaut hat durch die Sucht erträglich ausblendet.
Je länger man in der Heroinsucht drin steckt, desto unerträglicher wird es doch, wenn man nicht gerade durch kriminelle Handlungen die Beschaffung finanziert.
Anfangs geht es sicher noch um den Kick... Aber irgendwann nur noch darum, dass man bloß nicht affig wird. Hat man es dann geschafft, geht entgiften - vermisst man den "Kick", nicht aber das jahrelange Junkiedasein mit all seinen Problemen. Wird rückfällig, genießt Kick für Kick und ehe man sich versieht geht es nicht mehr ums Genießen, sondern um die Flucht vor dem Tuck! Manche sind so wahnsinnig schlimm drauf, dass sie es nicht einmal hinbekommen sich konsequent um eine Entgiftung zu kümmern. Jeden Morgen dort anrufen, zu hören auf welchem Platz man in der Warteliste steht. Ruft man einen Tag mal nicht an (weil man mit der Beschaffung beschäftigt ist), ist man raus. So war es jedenfalls noch vor gut 8 Jahren. Es ist ein ewiger Teufelskreis und würde der Scheiß nicht so SCHNELL abhängig machen, gäbe es wohl nicht so viele Langzeitjunkies...
"So. Ist das Leben?"
Hilfsangebote wie beispielsweise Heroin auf Rezept halte ich für völlig sinnlos. Was soll das bringen außer weniger Beschaffungskriminalität? Dort geht es nichtmal darum, dass man irgendwann davon loskommt und ich kann mir auch nicht vorstellen, dass man hier auch LEBEN kann, wenn man 3x täglich zum Spritzen muss. Welcher Arbeitgeber macht das denn mit? :-/
Von Drogentherapien halte ich absolut nichts. Nur von diesen, die mit Rückfällen arbeiten...
Ich weiß nicht WAS genau dazu beiträgt, dass man immer und immer wieder rückfällig wird... Dazu muss man es wohl selbst "erleben"...
Und nur der Teufel lockt mit dem Paradies :-/ |
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SAUBERMANN Platin-User
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Anmeldungsdatum: 27.03.2012 Beiträge: 1356
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Verfasst am: 12. Jul 2013 00:39 Titel: |
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QyX hat Folgendes geschrieben: |
Was ich verstehen möchte: warum gibt jemand für die Wirkung von Opiaten sein Leben auf? Wenn man "drauf" ist, dann muss man doch seine ganze Zeit und sein ganzes Geld in die Beschaffung von Drogen investieren, leidet häufig am Entzug, ruiniert sich gesundheitlich und dann ist ja noch die Toleranzentwicklung.
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hi qyx,
das stimmt so pauschal ja nun auch nicht. du mußt klären, was du mit "drauf sein" meinst. mir kommt es so vor, als ob die vorrangig das stereotyp des "heroinjunkies" vor augen hast...
ich kenne sehr viele opiatuser. einige davon sind ü50 und seit über 30 jahren abhängig. und da gibts auch leute, die in erster linie ihr substitut einnehmen und GELEGENTLICH dann heroin, kokain usw. beikonsumieren. und einige von denen können sogar einigermaßen mit geld umgehen und kloppen nicht alles an tag 1 für schore raus.
dann gibt es zb. auch immer mehr leute wie mich (das ist zumindest mein fester eindruck), die nicht aus dieser heroinwelt kommen und -wenn überhaupt- nur am rande damit zu tun haben.
ich bin über tilidin und tramadol dazu gekommen. das erste mal hab ich mit 18 VALORON N genommen und ich war auf "wolke 7", ehrlich... das war so ein gutes feeling.. wahnsinn.
irgendwann mit mitte 20 kam ich durch zufall an etwas tramadol. ich hatte jahrelang kaum bzw. keine opiate konsumiert. und nachdem mich auch das tramadol wieder absolut begeisterte, begann ich, im internet zu recherchieren. dabei stieß ich dann auch einschlägige foren und habe wahnsinnig viel über opiate gelernt.
zu der zeit hatte ich n WG-mitbewohner, der arzt von beruf war... ich hab ihn dann ab und zu losgeschickt, damit er mir tilidin und codein aus der apotheke holt. und das hat er netterweise auch gemacht (ich hab ihm einfach erzählt, dass ich das von meinem arzt auch verschrieben bekomme, denn er wusste nix von meinem faible für diese hervorragenden rauschmittel und warnte mich daher auch eindringlich, dass das süchtig machen kann und ob ich denn wirklich gleich die große packung bräuchte. außerdem wunderte er sich, weshalb ich dafür bereit bin, geld zu bezahlen, anstatt das von nem niedergelassenen arzt zu holen, denn der arztausweis ist ja kein rezept, sondern berechtigt den ausweisinhaber ja lediglich, sich ein medikament seiner wahl zum apothekenverkaufspreis zu holen. also quasi wie ein privat-rezept).
jedenfalls konnte ich in der zeit einen kleinen vorrat anlegen. aber mein konsum blieb für längere zeit kontrolliert, das heißt, ich hab ca. 1x in der woche was genommen. das lief auch alles wunderbar, auch mit meinem studium, meiner freundin, meinem nebenjob u. meiner kohle... also nix mit "junkielifestyle".
in der zeit begann ja schon meine sucht. aber meinst du, ich hätte das gemerkt? zwar bin ich nicht so blöd und im großen und ganzen auch zu selbstkritik fähig, aber um auf eine deiner fragen zu antworten:
"WARUM GIBT JEMAND FÜR DIE WIRKUNG VON OPIATEN SEIN LEBEN AUF?"
das macht ja niemand bewusst (außer der user "MAXIMUS" aus diesem forum vielleicht)! es wacht ja niemand morgens auf und sagt sich: "UND HEUTE VERLIER ICH MEINE FRAU, MEINEN JOB, MEINE KOHLE, MEINE WOHNUNG UND MEINE GESAMTE BÜRGERLICHE EXISTENZ, WEIL ICH LIEBER OPIATE NEHMEN WILL!"
ne gegenfrage: hast du das gefühl, dein leben gerade "wegzuschmeissen"? mit sicherheit nicht, oder? ich kann da zb. von mir selbst berichten: als ich wieder anfing, opiate zu naschen, da ließ sich das ja hervorragend in mein leben integrieren. ich hab von montag bis samstag "diszipliniert gelebt", das heißt, ich hab studiert, gejobbt, viel sport gemacht, mit meiner freundin zb. gern gekocht usw. und alles lief seinen gang. es war alles gut. und meist war dann sontag abend mein "konsumabend". ich hatte NIE das gefühl, dass ich mal abstürzen könnte... NIE!
aber wie gerade die opiatsucht eben so ist: sie kommt auf leisen sohlen... ich machte immer öfter "konsumtag" und als ich einmal gegen 5 uhr aufgewacht bin und gegen 7 schon zum praktikum mußte, auf das ich gerade gar keinen bock hatte, nahm ich "ausnahmsweise" etwas tilidin...
so fing es dann stück für stück an, einzubrechen... ich sah zwar, was geschah, aber ich unterschätzte die gefahr. damals hatte ich zb. noch nicht so gute quellen wie heute, wo ich mit entsprechend geld sofort krieg, was ich brauche und dachte mir so sachen wie: "WENN DIE FLASCHE TILIDIN LEER IST, GIBTS EH ERSTMAL KEINE NEUE MEHR!"
aber logo: wenn du erstmal "drauf" bist, kriegst du dein zeug fast immer, weil du nämlich plötzlich bereit bist, dinge zu tun, die du vorher nicht getan hättest.. (und ich meine jetzt keine handtaschen von omas klauen o.ä., obwohl das ja auch süchtige tun, sondern eher zb. das enorm hohe zeitinvestment, das man tätigt.. man ist dann zt. auch mal einige stunden auf achse, nur um seinen stoff zu organisieren, wobei man vermutlich in ner früheren phase, als man noch nicht "drauf" war, eher genervt nach 2 stunden warten abgezogen wäre..).
ich will meine story jetzt nicht schon wieder "zu ende" erzählen, deshalb kürz ichs mal ab: wie jeder andere wohl auch so hab auch ich nicht rechtzeitig gechecked, was die sucht mit mir so macht und wie ich mich verändere...
IM NACHHINEIN kann man alles ganz wunderbar erklären. aber solche "ex-post-erklärungen" sind meist wertlos. sie wären erst was wert, wenn es gelingen würde, "ex ante", also quasi im voraus zu prognostizieren, wie es weitergeht mit einem.
auf deutsch:
nur weil ich IM NACHHINEIN sagen kann, dass ich aus diesem und jenem grund süchtig wurde und abgestürzt bin, heißt das nicht automatisch, dass ich das auch von vornherein wusste...
wer hier noch logisch mitdenkt, fragt sich vielleicht: "WIESO IST DAS WERTLOS? VIELLEICHT KANN MAN AUS DEN FEHLERN DER ANDEREN LERNEN? DANN WÄRE DIESE ERKLÄRUNG IM NACHHINEIN JA DOCH WAS WERT!"
und genau das ist der knackpunkt: ich fürchte, dass fast kein mensch auf dieser erde in der lage ist, sich selbst in bezug auf seine beginnende sucht realistisch einzuschätzen.
das liegt halt auch daran, dass wir an dem bestimmten punkt, an dem wir merken könnten: "HEY, MIT MEINEM KONSUM STIMMT WAS NICHT! ICH GLAUB, ICH WERD SÜCHTIG!", schon sehr viel von unserer selbstkontrolle verloren haben. und auch unsere fähigkeit zur realistischen problemeinschätzung ist an diesem punkt schon kaputt und unbrauchbar. mit einem satz gesagt:
WENN WIR SELBER MERKEN KÖNNTEN, DASS WIR GERADEWEGS IN DIE SUCHT ABGLEITEN UND DIE KONTROLLE VERLIEREN, IST ES LEIDER FAST IMMER AUCH SCHON ZU SPÄT!
und die opiatsucht ist oftmals ne echt langwierige geschichte. ich kenne keine studien oder zumindest statistiken zu dem thema, aber allein schon durch die körperliche abhängigkeit (und den damit verbundenen gang in substitution) dürften opiatsüchtige im schnitt noch länger an diesem mist zu knabbern haben als andere süchtige...
inzwischen ist meine opiattoleranz so hoch, dass ich 4 methaddict einwerfen kann, ohne dass ich groß was spüre. ich (und viele andere auch) hätte mit sicherheit schon öfter versucht, mit dem mist mal für ne weile aufzuhören. denn wenn es eh nicht mehr positiv wirkt, warum dann noch was einwerfen?
tja, die antwort kennt hier jeder: weil man muß... stichwort "körperliche abhängigkeit". es nervt ohne ende...
ich hoffe, dass ich n bißchen zur erhellung beitragen konnte... |
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Nehell Gold-User
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Anmeldungsdatum: 14.06.2013 Beiträge: 858
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Verfasst am: 12. Jul 2013 09:02 Titel: |
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Hallo Qyx,
Depressionen kann man in etwa mit störenden Autogeräuschen vergleichen.
Damit man sie nicht hören muss nimmt man Antidepressiva das man
mit einem Autoradio vergleichen kann. Es überschallt die störenden
Autogeräusche, aber sie sind eben immer noch da nur werden nicht
mehr wahr genommen.
So ist das sicher auch bei Drogen, mit denen lenkt man sich auch
von einigem ab um es nicht mehr wahr nehmen zu müssen.
Ich kannte mal ein Mädel das hat ebenso wie du auch studiert
( Medizin ) und bekam dann während dem Studium Bulimie.
Ich habe ihr gesagt, also
du bist du überhaupt nicht der Typ um später Ärztin zu werden.
Leichen sezieren und vollkommen gefühlskalt und intellektuell
zu lernen wie man Patienten behandelt ist für viele Menschen
die natürlich sind nicht machbar ohne das sie sich dafür
total in ihrem inneren verdrehen müssten.
Aber dann kommt es eben zu solchen Krankheiten.
Ich selbst könnte an einer Uni nichts anfangen.
Dieses Pseudo-intellektuelle Getue dort von den Profs und
Studenten die meinen sie wüssten etwas und wären deshalb
besser als der Rest der Menschheit ist mir einfach nur zum kotzen.
Da würde ich auch wegen dieser Atmosphäre dort
Depressionen bekommen oder schreiend
weg laufen wollen.
Lg
Nehell |
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SAUBERMANN Platin-User
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Anmeldungsdatum: 27.03.2012 Beiträge: 1356
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Verfasst am: 13. Jul 2013 23:25 Titel: |
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Nehell hat Folgendes geschrieben: |
Ich habe ihr gesagt, also
du bist du überhaupt nicht der Typ um später Ärztin zu werden.
Leichen sezieren und vollkommen gefühlskalt und intellektuell
zu lernen wie man Patienten behandelt ist für viele Menschen
die natürlich sind nicht machbar ohne das sie sich dafür
total in ihrem inneren verdrehen müssten.
Aber dann kommt es eben zu solchen Krankheiten. |
ich verstehe ja, worauf du hinaus willst. aber das ist mir dann doch etwas zu eindimensional gedacht. aber auch nur ein bißchen, denn leider hast du zum größten teil recht mit deiner kritik. das gilt so in etwa auch für deine folgende aussage:
Zitat: | Ich selbst könnte an einer Uni nichts anfangen.
Dieses Pseudo-intellektuelle Getue dort von den Profs und
Studenten die meinen sie wüssten etwas und wären deshalb
besser als der Rest der Menschheit ist mir einfach nur zum kotzen.
Da würde ich auch wegen dieser Atmosphäre dort
Depressionen bekommen oder schreiend
weg laufen wollen. |
mal davon abgesehen, dass ich bisher noch nie das glück hatte, mich irgendwo in einer hierarchischen struktur mal wohlzufühlen, muß man halt auch sagen, dass das letztlich doch fast überall so oder ähnlich ist (mit jeweils anderen ausprägungen).
nicht-akademiker lästern oft über studenten ("faules pack", usw.) und in firmen mit geringem akademikeranteil gibt es dafür auch viele dinge, die mich stören, zb. herrscht im handwerk, im handel usw. ein ziemlich derber umgangston und es gibt viele unsitten...
was mich in meinem studium am meisten angekotzt hat, waren die studenten. es gibt zwar auch ausnahmen, aber im großen und ganzen sind das doch alles egomanen, die sich für die checker halten und sich ganz besonders lässig fühlen, weil sie ja studieren, also etwas "intellektuelles" tun, aber gleichzeitig so locker und "cool" sind.
viele studenten geben sich nach außen hin oft chillig und easy, aber im kopf haben diese kackvögel immer nur dasselbe... je nachdem, welchem typus student sie angehören.
da gibt es erstens den bewusst karrieregeilen studenten, der ganz versessen darauf ist, zügig voranzukommen, praktika am liebsten nur bei "global players" wie BMW, FACEBOOK und co. macht und vor lauter ehrgeiz vom prof. überall die note 1,2-1,6 bekommt, weil er sonst mit dem prof ewig diskutiert und um ne bessere note feilscht, weil "die mich bei BMW sonst nicht nehmen"... (diesen karrieregeilen typus gibt es auch in "alternativeren" studienfächern. da gehts dann nicht zu BMW, sondern an die UNI oder zur GTZ usw...).
und zweitens gibts die sorte student, die "irgendwie durchkommen" will und das studium -wie der erstgenannte typus- auch nur als mittel zum zweck sieht.
mir sind hierzu ganz besonders die lehramtsstudenten aufgefallen, die bereits frühzeitig die für ihren abschluß benötigten "credit points" errechnet hatten und auch ihr einstiegsgehalt kannten. die haben sich schon ab dem 1. semester damit beschäftigt, wie sie später verbeamtet werden. das studium ist notwendiges übel, das vollkommen leidenschaftslos durchgezogen wird. dieser student interessiert sich noch weniger als typus 1 für den lernstoff. wenn sie für ihren abschluß papierflieger bauen müssten, so würden sie auch das über 8-9 semester tun, ohne irgendwas zu hinterfragen.
an den unis werden heutzutage intellektuelle tiefflieger ausgebildet. da schlackert man mit den ohren. natürlich gibt es in jedem semester irgendwo immer einen streber, der in jedem seminar genau die fragen stellt, die im text zur veranstaltungsvorbereitung bereits beantwortet wurden. und das ganze garniert er dann mit einem wenig subtilen verweis auf eine bekannte geistesgröße ("hat nicht auch kant die freiheit des geistes postuliert? oder war dies ein diktum von schopenhauer? ich bin mir grad nicht ganz sicher, herr professor!").
dann gibt es natürlich noch vereinzelt weitere arten von studenten, zb. die notorischen abbrecher. aber mit denen befasse ich mich jetzt nicht.
interessant dabei ist, dass ich mir ganz sicher bin, dass KEIN EINZIGER STUDENT, den ich fragen würde, ob er zu einer der o.g. gruppen gehört, mit "JA" antworten würde... selbstbild und fremdwahrnehmung klaffen gerade bei der angeblichen "zukünftigen geistigen elite" (HAHA, OMG!) sehr weit auseinander...
was mich an studenten auch sehr stört, ist deren fokussierung auf bildung als zentrale ressource (nicht mißverstehen: bildung ist sehr wichtig! ich will auf was anderes hinaus!). viele leute im akademischen betrieb -und gerade auch das akad. personal- neigt mit der zeit dazu, akademische abschlüsse als für die eigene person superwichtige entität zu begreifen. dabei vergisst man dann oft andere dinge, die das leben lebenswert machen. und noch viel schlimmer: MAN ÜBERSCHÄTZT SICH UND SEINE BEDEUTUNG FÜR DIE GESELLSCHAFT MAßLOS.
eine anekdote dazu: ein frisch emeritierter philosiphie-professor (für die nicht-akademiker: ein prof., der quasi in rente geht, aber i.d.r. noch weiter akademisch tätig ist) hat mal in der cafeteria am nebentisch mit seinen früheren kollegen zusammengesessen und wirklich gejammert: "ICH GLAUB, ICH HABE MEIN LEBEN ETWAS VERGEUDET. AUßERHALB DER UNI INTERESSIERT DAS JA FAST NIEMANDEN, WAS ICH HIER JAHRELANG GEMACHT HABE"...
ich bin ein großer philosophie-freund und halte es -entgegen der weit verbreiteten meinung- für essentiell und absolut NICHT "unnütz" oä., denn der mensch lernt, fragen zu stellen und zu reflektieren.
allerdings hatte der prof, der dazu n ziemliches arschloch war, seit ca. 25 jahren nur noch an einem völligen exotenthema "gearbeitet", das nun wirklich nicht das allergrößte interesse auf sich zieht. der prof. entstammte einem berühmten adelsgeschlecht (u. hatte entsprechend geerbt u. fetten wohlstand). einer seiner ur-ur-ur-was-weiß-ich-vorfahren war wohl mal irgendwann ein mittelmäßig bekannter tschechischer (?!) "intellektueller" (ich meine dichter; zumindest gibt es für seinen namen einen entsprechenden eintrag auf wikipedia). im prinzip hat der prof also auf steuerzahlerkosten an seiner familienchronik gearbeitet. in den seminaren, die er gab, hat er dann texte von sich selbst und diesem typen behandelt.
naja, jedenfalls wurde ihm sein ganzes berufsleben über immer zugehört und mit "ja" geantwortet. das ist ein typisches phänomen "mächtiger" menschen (und auch lehrer u. professoren haben macht!). als dozent sitzen leute vor dir, die ne gute note wollen und du redest und redest und irgendwann bist du davon überzeugt, dass es dein publikum interessiert, was du da sagst.
als der prof dann in rente war, hat er auf einmal mit leuten zu tun gehabt, die sich für andere dinge interessierten. also hat er völlig unvorbereitet feststellen müssen, dass sein thema ja gar nicht jene gesellschaftliche bedeutung besitzt, die er dem thema immer zugemessen hat.
das ist schon fast tragisch. aber mein mitleid hält sich in grenzen. das ist typisch für das übereitle personal an hochschulen. fürchterlich... |
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QyX Platin-User
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Anmeldungsdatum: 04.07.2013 Beiträge: 1270
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Verfasst am: 14. Jul 2013 01:11 Titel: |
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Also ich danke euch erst mal für eure Antworten. Ich hatte gemerkt, dass ich den naiven Gedanken hatte, das alles irgendwie mal mit einer Spritze Heroin begann. Meine Fragestellung war wohl an das Klischee "Heroinjunkies" gerichtet aber im Großen und Ganzen scheint die Szene sehr viel differenzierter zu sein, als ich mir das bisher gedacht habe.
Natürlich macht es Sinn, dass viele über den Umweg Schmerztabletten zu den Opioiden gekommen sind. Es wurde dann ja sehr gut beschrieben wie das weiter gehen kann.
Ich schlucke aufgrund meines chronisch-schmerzhaften RLS mittlerweile 16 mg Hydromorphon (etwa 120 mg Morphin).
Ich war noch nie high von Opiaten/Opioiden aber heißt das auch automatisch, dass ich nicht süchtig werden kann?
Bei meiner Erkrankung ist bekannt, dass es eine Störung beim Schmerzempfinden gibt und das Opioid-System im Gehirn selbst gestört ist und darin eine der Ursachen der Erkrankung liegt. Die meisten die ich kenne, die auch tatsächlich RLS haben schlucken Opioide. In den USA interessanterweise auch viele Methadon.
Durch die Opioide habe ich leider auch schwere Schlafstörungen. Sie aktivieren mich sehr stark und sedierende Antidepressiva oder Neuroleptika vertragen sich mit meiner Erkrankung nicht. Deswegen konsumiere ich auch immer wieder Benzodiazepine. Es gibt sogar aktuelle Therapieleitlinien, die die Dauereinahme von kurzwirksamen Benzos/Z-Drugs oder die dauerhafte Einnahme von Clonazepam empfehlen. Ich finde das grässlich.
Ich sag meinem Arzt wie viel ich zur Zeit nehme oder brauche und er schickt mir dann ein Rezept. Es sind immer Großpackungen und so wirklich kontrolliert er das auch nicht.
Ich suche nun nach Opiaten oder Opioiden, die weniger diese Schlafstörungen machen. Irgendwie scheint das aber bei allen ein Problem sein und gerade RLS-Patienten reagieren da empfindlich drauf.
Ich empfinde das als Anstrengend 24/7 drauf zu sein. Hatte es mal geschafft mich innerhalb von 3 Tagen runter zu dosieren. Psychish oder bzgl. Entzugssymptome war das kein Problem aber mit jeder Stunde kamen mehr meine Krankheitssymptome zurück und nach 20 Stunden ohne hatte ich die Schmerzen nicht mehr ausgehalten. Das frustriert mich ziemlich!
Ich kenne sehr gut die körperlichen Entzugssymptome von Benzodiazepinen. Das ist ein extremer Horror, der über viele Wochen gehen kann.
So ein körperlicher Entzug von Opiaten scheint mir da sehr viel einfacher zu sein. Gleichzeitig scheint da aber eine psychische Komponente zu existieren, die bei den Benzos fehlt.
Wenn man die Zahlen vergleicht gibt es sehr viel mehr erfolgreiche Benzo-Entzüge als Opiat-Entzüge.
Was macht diese Opiate so speziell? Vllt. würde ich es verstehen, wenn ich mal einen Rausch erlebt hätte, hatte ich aber nie, auch ganz am Anfang nicht. |
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lämmchen Foren-Guru
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Anmeldungsdatum: 09.02.2012 Beiträge: 3756
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Verfasst am: 14. Jul 2013 14:52 Titel: |
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Hallo QyX,
ich denke, das es bei Deiner Grunderkrankung sowieso mit den Opiaten/Opioiden schwer werden wird. Immerhin verringern sie Dein RLS und das ist doch das wichtigste. Mich hat noch kein einziges Medikament aus dieser Gruppe schlafen lassen.
Auf das "besondere" an diesen Medikamenten würde ich an Deiner Stelle nicht mehr warten. Ich habs auch aufgegeben, denn Substanzen die noch eine Stufe höher gehen und eventuell das verursachen, was wir beide suchen, sind der Untergang, so wie man hier nachlesen kann. Auch wenn man anfänglich meint, alles kontrollieren zu können. NEIN, das kann man irgendwann eben nicht mehr.
Davor schützt auch keine ausgemachte Klugheit und Vernunft.
Und Du willst Doc werden. Mit einer Heroin Sucht wäre dies unwahrscheinlich und Dein Leben im Arsch.
Ich hatte gelesen, das Du in Berlin einen verständnisvollen Schmerzmediziner suchst. Hier ein Link, wende Dich bitte an den Chef und Gründer dieses Zentrums, Dr. Jan-Peter Jansen! Er hat die Schmerzmedizin in Berlin revoltiert und hat viele gute Docs um sich geschart. Jedes Jahr auf's Neue kämpft er gegen die Verlogenheit und Erpressungen der Krankenkassen. Ausserdem ist er ein Freund der echten und wahren Worte. Kurz: er ist GUT und MENSCH!
http://www.schmerzzentrum-berlin.de/cms/front_content.php
Alles Gute wünscht Dir Lämmi |
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