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Charlie34 Anfänger
Anmeldungsdatum: 27.01.2014 Beiträge: 1
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Verfasst am: 27. Jan 2014 14:48 Titel: Ein langer Weg aus der Sucht |
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Moin allerseits,
kurz zu meiner Suchtgeschichte: mit 10 J. habe ich angefangen zu rauchen und zu trinken (v.a. Bier, Wodka), mit 13 kam dann das tägliche Kiffen dazu, mit 16 hatte ich ne Phase (ca. 3 Monate), wo ich auf Chemie feiern ging und Speed und Ecstasy ausprobierte. Da das Runterkommen für mich immer mit starken Depressionen und Angstzuständen verbunden war, hörte ich damit schnell wieder auf.
Mit 20 kokste ich zum ersten Mal: 1g auf Nase (war gutes Material für 200DM/g), was mich total euphorisch machte. Die ganze Nacht über war ich hellwach und zog die Nasen (jeweils ca. 0,1g) im Stundentakt. Zum angenehmeren Runterkommen gab mir mein damaliger Dealer 2 Diazepam (insgesamt also 20 mg). Seitdem bin ich psychisch abhängig von Dias. Da Koks sehr teuer war/ist, blieb ich bei meinen damaligen Hauptdrogen Gras und Bier zum Feierabend und gönnte mir 1-2 Mal im Jahr jeweils 0,5 bis 1g Koks.
Mit 25 probierte ich das erst Mal Shore (0,5g auf Nase), was mir sehr gefiel, v.a. die angenehme Wärme und dass alle Probleme im Alltag weit weg waren. Mit 29 stieg ich um auf i.v.-Konsum, da Shore ziehen und Blech rauchen mich nicht mehr kickten. Mein erster Knaller überwältigte mich total: ich dachte "so muss sich Gott fühlen". Von da an wollte ich das High-Gefühl des ersten Drucks wieder empfinden und so fing ich an die Shore mit Flunis zu mischen. Es ging nicht mehr ohne meine tägliche Dosis Opiate bzw. Opioide und so kam es, dass ich ins Methadon-Programm ging.
Meine letzte Beziehung zerbrach an der Drogensucht. 2,5 Jahre war ich mit meiner damaligen Freundin zusammen. Dann beendete ich die Beziehung, weil sie im Gegensatz zu mir nicht aufhören wollte täglich Heroin zu spritzen. Das war für uns beide sehr hart, da wir einander noch liebten. Es war eine reine Vernunftsentscheidung meinerseits. Ich ließ sie so lange in unserer Wohnung allein wohnen bis sie dann ca. 6 Wochen später ein WG-Zimmer in der Nähe ihrer Arbeitsstelle gefunden hatte. Ich ging für diese Zeit zu meinem Vater und seiner Freundin bis ich meine Bewilligung für ein Betreutes Wohnen hatte.
Inzwischen habe ich 3 Langzeittherapien hinter mir; 2 davon habe ich regulär beendet. Stationäre Entgiftungen habe ich schon bestimmt 20 hinter mir. Zum ersten Mal in meinem Leben habe ich die Schnauze voll von Alkohol-, Medikamenten- und Drogensucht. Ich will frei und unabhängig durchs Leben gehen und selbst entscheiden welchen Weg ich einschlage. Davor war es so, dass die Droge - in den letzten Jahren v.a. Heroin - bestimmt hat wann ich was mache. Das ging gleich morgens nach dem Aufstehen los: entzügig und kein Geld vorhanden, also Geld besorgen und Stoff kaufen. Jeden Tag dasselbe bis ich es nicht mehr aushielt und ins Substitutionsprogramm ging.
Das war ein großer Schritt für mich, da ich damals noch in einer Kleinstadt lebte, wo jeder jeden kannte. Es war mir sehr unangenehm und ich schämte mich für meine Sucht als ich jeden Mittag in der Schlange der Ausgabe anstand und mein Substitut dringend brauchte wenn ich nicht affig sein wollte. Am schlimmsten am Entzug finde ich persönlich die stark ausgeprägte innere Unruhe in Kombination mit Schlaflosigkeit über mehrere Wochen. Das kann einen echt wahnsinnig machen, v.a. wenn dieser Zustand schon über einen Monat anhält und keine Besserung in Sicht ist.
Seit 4 Monaten lebe ich im Betreuten Wohnen zusammen in einem Haus mit 10 anderen Süchtigen. Ich habe dort mein eigenes Zimmer und kann mich abends zurück ziehen wenn ich mal etwas Zeit für mich brauche. Alles in allem bin ich echt froh dort zu wohnen und mir im Falle eines Rückfalls sofort fachmännische Hilfe holen zu können. Wenn ich vor 4 Monaten in eine eigene Wohnung gezogen wäre, sähe das komplett anders aus. Dann ist da niemand, der mir hilft, dass aus einem einmaligen Rückfall nicht wieder täglicher Konsum wird. Ich nehme z.Zt. nur noch 5ml Methadon (vor 4 Monaten waren es noch 10ml!) und habe außer ab und zu Kiffen keinen Beikonsum.
Bis bald! Liebe Grüße von Charlie 34 |
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prinzessin22589 Gold-User

Anmeldungsdatum: 01.01.2013 Beiträge: 498
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Verfasst am: 27. Jan 2014 22:58 Titel: |
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Was mich an deiner Beschreibung sehr betroffen macht ist die Tatsache, dass du mit 10 Jahren mit Drogen angefangen hast. Was ist deiner Kinderseele nur passiert, dass du dich so weit weg Beemen wolltest um nichts mitzubekommen. Schrecklich. Ich hoffe, du schaffst es und findest einen weg daraus in ein leben mit Gefühlen und Emotionen |
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teddy Gold-User

Anmeldungsdatum: 09.10.2013 Beiträge: 371
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Verfasst am: 28. Jan 2014 20:56 Titel: |
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Hallo Charlie34,
was für ein Leben Mit 10 Jahren angefangen...da stellt man sich
echt die Frage, die Prinzessin gestellt hat. Wirklich unglaublich!
Ich wünsche dir weiterhin viel Kraft und Ehrgeiz und das du auch nach der
Zeit in der "Clean WG" deinen Weg findest .
Alles Gute von Teddy  |
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