Bezug zur Realität verloren? 4 Jahre Benzos...

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limitless
Bronze-User
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Anmeldungsdatum: 13.12.2013
Beiträge: 37

BeitragVerfasst am: 14. Dez 2013 00:45    Titel: Bezug zur Realität verloren? 4 Jahre Benzos... Antworten mit Zitat

Hey zusammen,
Erstmal nettes Forum hier, ich lese schon ne ganze Weile mit Wink
Ich bin 23 und habe vor 4 Jahren mit Benzos aufgrund starker Depris und Ängsten angefangen. Damals haben mich diese Medikamente gerettet. Mir wurde immer nahe gelegt, ich solle es nur nehmen wenn unbedingt nötig (Gründe sind bekannt..) aber wie das nunmal so ist habe ich das Diazepam seitdem -mal mehr mal weniger- dauerhaft missbraucht. Also auch in Phasen, in denen es mir nicht schlecht ging, zum chillen, vor Unireferaten, zum runterkommen, in allen Möglichen Situationen die mir eben unangenehm waren. Hintergrund dessen war, dass ich nach meiner wirklich miesen Phase absolut keine Toleranz mehr für auch nur ansatzweise schlechte Stimmungen aufbringen kann.
Nun kamen in den letzten Monaten v.a. allerdings vermehrt andere Drogen dazu...Alk, Amphe, MpH... (klassischer freier Tag bei mir: morgens-> 10mg Dia gefolgt von 50mg ephe vorm joggen, mittags wieder Dia 10mg, evtl Ritalin, abends dia und in letzter Zeit echt zuviel Alk). Durch diese dumme Mischung bin ich öfter in sehr unschöne zustände geraten und mir wurde nahegelegt einen Entzug zu machen.
Vor 4 Wochen für 2 1/2 Wochen stationär gewesen und alles auf 0 jetzt.
Schön wars nicht, aber notwendig.
Seit ich allerdings wieder daheim bin komm ich einfach nicht mehr klar, mir geht es eigentlich zwischen beschissen und grade so erträglich, kommt drauf an ob ich Sport mache oder mich sehr gut ablenke, aber ausser Sport hilft nicht viel.
Meine Interessen sind drastisch zurückgegangen, ich habe starke soziale Ängste, kann kaum klar denken usw... wirklich nicht lebenswert so ...
Verliert man den Sinn für Realität nach so einem langen Benzokonsum? Lernt man jemals wieder Stress und schlechte Stimmungen auszuhalten bzw will man es überhaupt? Kann es zu einer extremen Interessenverschiebung kommen (ich habe zB jegliches Interesse an meiner Beziehung verloren seit ich wieder hier bin)?
Ich war nun gestern bei meinem Psychiater und schilderte es ihm, in der Hoffnung, dass ich Benzos und MPH (wenn ich ehrlich bin) bekomme. Natürlich war das nicht in seinem Sinne aber ich habe das Gefühl ich halte es so einfach nicht aus, und ähm ich will es einfach nicht. Ich hatte schon so viele beschissene Phasen, für mich ist da echt die Toleranz weg für Sad
Dass ich von Alk/Amphe/MPH für lange Zeit die Finger lasse wäre kein Problem, aber wenn mir einer Benzos hinstellt wären die drin...
Ich hoffe es liest wer, es is doch verdammt lang geworden ...
Freu mich über alle Antworten!
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Billy Bones
Silber-User
Silber-User


Anmeldungsdatum: 01.11.2012
Beiträge: 275

BeitragVerfasst am: 14. Dez 2013 19:33    Titel: Re: Bezug zur Realität verloren? 4 Jahre Benzos... Antworten mit Zitat

Hey ! Smile
Hmmm, schwieriges Thema, da können dir sicher viele was dazu erzählen...

Newlife, der ja leider nicht mehr hier aktiv ist, hat da auch viel über seine Erfahrungen geschrieben!

Du mußt wahnsinnig aufpassen: Weil der Suchtdruck & ---damit in direktem Zusammenhang--die Rückfallquote sind in den ersten 3 Monaten am höchsten...danach wirds LANGSAM besser!

Ich kenne das Problem auch!
Bei mir wars so...Am Anfang des Cleansein war ich richtig euphorisch, wohl ZU euphorisch...man ist---zu RECHT! ---stolz, es durchgezogen zu haben & genießt die wiedergewonnene Freiheit!

Aber ganz so einfach ist es halt auch nicht, dass mit dem "Entgiften"/Cleansein alles "Friede, Freude, Eierkuchen wird"...eher "Friede, Freude... Eierhandgranaten" Evil or Very Mad

Weil die Probleme, die einen in die Sucht getrieben habe, sind ja in der Regel immer noch da & immer noch dieselben...nur, dass man sie jetzt "ohne Schutzpanzer" & ungefiltert wahrnimmt!

Therapie machst du (wg. Psychiater) oder nicht?
Würde ich dringend empfehlen: Muss ja nicht stationär sein!

limitless hat Folgendes geschrieben:
Lernt man jemals wieder Stress und schlechte Stimmungen auszuhalten


Ja, schon, aber es braucht seine Zeit & es braucht Geduld...den einen Grund habe ich schon genannt, dazu kommt noch ein rein "biologischer"...du hast durch die Abhängigkeit massiv in deine Gehirnchemie eingegriffen & dein GABA-Rezeptorsystem massiv durcheinander gebracht...da fällt es erstmal schwer, so wie andere, nicht-süchtige Menschen Freude zu empfinden!

Sport ist IMMER gut!


limitless hat Folgendes geschrieben:
bzw will man es überhaupt?.


Tja, das ist der eigentliche KNACKPUNKT! Exclamation
Aber die Frage kannst NUR DU SELBST beantworten!

Da heißt es halt Pro & Contra abwägen...schreib doch mal nur für dich auf ein Blatt Papier: Vor-/Nachteile von Sucht/Cleansein...

Ich meine, was ist die Alternative?

Du kannst natürlich wieder Diaz nehmen, aber dann brauchst du ne sichere Quelle...hat dir dein Doc eigentlich jetzt welche gegeben oder nicht?

Ich hasse diesen Spruch, zwar selbst Wink...aber bei dir stimmt er schon eher, als bei mir, der ich 15 Jahre älter bin (und da stimmt er verglichen mit anderen auch!)...du bist halt wirklich noch jung!

Bei jemand, der seit 40 Jahren täglich Diaz nimmt und über 70 ist (nicht sooo selten, da damals die Pharmaindustrie lange Zeit das Äbhängigkeitspotential von Benzos geleugnet hat)...da finde ich auch, dass es eine unnötige Quälerei ist, so jemanden zu einem Entzug zu "zwingen", der dann Monate-Jahre dauert!

Du mußt dir halt über eines klar sein:

limitless hat Folgendes geschrieben:
Hintergrund dessen war, dass ich nach meiner wirklich miesen Phase absolut keine Toleranz mehr für auch nur ansatzweise schlechte Stimmungen aufbringen kann.


DAS IST HALT DAS HAUPTPROBLEM!

Ich kenne das ja selbst...es hilft super gegen Streß, keine Frage, aber umgekehrt wirst du immer streßanfälliger...am Ende brauchst du für jede lächerliche Kleinigkeit (wie nen Telefonanruf) erstmal ne Ladung Diaz (oder 3 Dosen Bier; oder ne Line etc.)...hast du ja selbst schon gemerkt!


Also, wie gesagt...die Frage, was ist mir mehr wert...die dann dir keiner abnehmen!

VLG, Billy
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tuutsweet
Gold-User
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Anmeldungsdatum: 22.05.2012
Beiträge: 929

BeitragVerfasst am: 15. Dez 2013 09:16    Titel: Antworten mit Zitat

moinsen,
was du jetzt dringend benötigst , ist...Geduld.
4 Jahre Benzos , lt deiner Schilderung 30mg plus?/tag, sind mit 2-3 Wochen Abstinenz nicht zu reissen.

Die Benzos haben sich tief in dein innerstes Ich reingefressen, das ist ja das fatale an den Scheissteilen.
>Du kannst jetzt nicht mal ebenso anknüpfen , als wär gar nix los.
Immerhin hast du Benzos ja auch aufgrund deiner Soziophobie oder wie man das auch immer nennen soll bekommen.

Als jahrelang periodisch Benzoabhängiger kann ich dir raten nimm dir erstmal 3 Monate Zeit, um diese Sucht fürs gröbste loszuwerden.Die braucht dein Kopf und dein Körper um nach 4 Jahren Missbrauch auf einen anderen Zug aufzuspringen.
Du kannst keine Genesung erzwingen.

Aus einem Nebensatz von dir klang raus , dass du auf Uni gehst oder ähnliches.
Kennst die Benzolöcher? Momente und Situationen die du erlebt hast , aber keine Erinnerung mehr daran hast?
Eine weitere unangenehme Begleiterscheinung des Konsums.

Und wenns ganz dumm läuft , brauchst du auf lang wieder ein Medikament mit dem du klarkommst, das die aber nicht dein Gedächtnis in Arsch macht.

Naja, jetz ist erstmal tote Hose die nächsten 3Wochen, lass mal sacken und die Idee mit dem Psychiater war schonmal gut, vllt war es nicht der Richtige.

Gib nicht auf , sonst zerfressen die Benzos dein Hirn und du kannst dein Studium an den Nagel hängen.
Da bringt auch joggen gehn nix mehr.

lg
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Domenico
Foren-Guru
Foren-Guru


Anmeldungsdatum: 19.04.2013
Beiträge: 3089

BeitragVerfasst am: 15. Dez 2013 09:34    Titel: Antworten mit Zitat

hi limitless
ich kann dir nur raten eine therapie zu machen.ich habe auch eine sozialphobie/
generalisierte angsstörung und ich war auch mehrere jahre benzoabhängig.
das geht nicht von heut auf morgen!
ich finde sowieso das ein so kurzer enzug für eine so lange abhängigkeitsdauer
viel zu kurz ist.
in deinem fall sollten die dias über mehrere monate langsam abdosiert werden!
und du brauchst dringend eine therapie ob stationär/halb-stationär(tagesklinik)
oder ambulant sei dir überlassen,das solltest du wissen was am besten für dich
ist zumindestens vom gefühl her.
ich war vor knapp 3 monaten für 8 wochen in einer tagesklinik und gegen die ängste
hat es mir leider so gut wie nichts geholfen.
aber wenigstens sind die depressionen sind besser geworden die mit der sozialphobie
einher gehen!
du musst auf jeden fall dringend was machen und ich denke auch das du zumin-
destens mal auf irgendeine für dich geeignete medikation eingestellt werden
solltest!

Gruss Vittorio
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limitless
Bronze-User
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Anmeldungsdatum: 13.12.2013
Beiträge: 37

BeitragVerfasst am: 16. Dez 2013 19:15    Titel: Antworten mit Zitat

Halloo Smile
Vielen Dank für die Antworten, ich dachte es mir in die Richtung aber habe irgendwie gehofft es würde leichter als gedacht werden... naja...
Halte mich weiterhin viel an Sport und treffe Leute mit denen ich keine scheiße baue..
Problem ist halt auch, dass ich grade durch die Sucht aus so ziemlich allem in meinem Leben raus bin, also is Uni auch grade nicht.
Denke dass es für mich nur den Weg in eine Klinik gibt oder wieder was nehmen.. Habe Ende Januar voraussichtlich einen Platz und versuche bis dahin die Zeit möglichst gut hier zu verbringen.
Wünsche euch einen schönen Abend und Alles Gute Smile
limitless
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