Kokainparanoia und Wahnvorstellungen

Neues Thema eröffnen   Dieses Thema ist gesperrt, du kannst keine Beiträge editieren oder beantworten.    Drogen-Forum Foren-Übersicht -> Illegale Drogen
Vorheriges Thema anzeigen :: Nächstes Thema anzeigen  
Autor Nachricht
sonderbar
Silber-User
Silber-User


Anmeldungsdatum: 29.01.2014
Beiträge: 189

BeitragVerfasst am: 29. Jan 2014 09:43    Titel: Kokainparanoia und Wahnvorstellungen Antworten mit Zitat

Hallo ihr Lieben,

ich bin neu hier im Forum und als Angehörige eines Kokainabhängigem nicht wirklich direkt betroffen. Ich selber habe in jungen Jahren viele Partydrogen ausprobiert und auch neuerdings mein Faible für Opiate entdeckt, war aber nie abhängig und kann mich, wenn ich will, recht gut steuern, was den Konsum angeht.

Nun aber zu meiner Frage: Mein Bruder ist kokainabhängig i.V. und was ich die letzten Jahre mit ihm durchgemacht habe, war der reinste Horror.
Er denkt ständig die Polizei ist hinter ihm her, alle seine Freunde (einschließlich mir) arbeiten hinter seinem Rücken mit der Polizei zusammen. Er ist sich sicher, dass seine Wohnung verwanzt ist und sich die Polizei in seiner Abwesenheit wiederholt Zugang zu seiner Wohnung verschafft. Er markiert Türklinken, stellt Videokameras auf. Er wird gewalttätig gegenüner seiner Freundin und Freunden, weil er jedem und allem misstraut. Er fasziniert sich so endlose Geschichten zusammen, dass ich selber schon teilweise anfange, diese Dinge zu glauben. Es ist furchtbar und wie in einem schlechten Film.

Nun macht er seit kurzem eine Therapie und ich dachte, wenn er kein Kokain mehr spritzt und "ein bisschen runter kommt" merkt er selber, dass alles Einbildung war. Aber er ist sich trotzdem immer noch sicher, dass seine Geschichten tatsächlich so passiert sind.

Kann es sein, dass er eine dauerhafte Psychose erlitten hat und nie wieder "normal" wird? Wieso bekommt man von Kokain so grässliche Paranoia, dass man sogar seinen liebsten Menschen misstraut und ihnen weh tut? Was habt ihr für Erfahrungen damit gemacht, das würd mich besonders interessieren! Und: wie geht man mit so einem Menschen um?

Danke schonmal für Antworten Smile
Liebe Grüße, sonderbar
Nach oben
43 Therapie
Bronze-User
Bronze-User


Anmeldungsdatum: 18.01.2014
Beiträge: 26

BeitragVerfasst am: 29. Jan 2014 16:30    Titel: Antworten mit Zitat

Hey, das hört sich ja echt heftig an Sad. Hatte sowas ähnliches auch mal (erlebt), war nicht direkt dran, war auch eher der Kumpel von nem Kumpel^^. Aber was er da erzählt hat war echt heftig, wirklich komplette Wahnvorstellungen, z.b. versucht übers Wasser zu gehen u fast ertrunken. Jetzt gehts ihm soweit ich weiß wieder gut. Hat seine Zeit, und viele Tabletten gedauert, aber das Gehirn muss sich ja auch ers wieder regenerieren. Also think positive Wink
Nach oben
veilchenfee
Foren-Guru
Foren-Guru


Anmeldungsdatum: 18.12.2009
Beiträge: 4072

BeitragVerfasst am: 29. Jan 2014 18:55    Titel: Antworten mit Zitat

Zitat:
Wieso bekommt man von Kokain so grässliche Paranoia, dass man sogar seinen liebsten Menschen misstraut und ihnen weh tut?

Tja, wieso ... es ist einfach so. Hab das am eingenen Leib oft genug erlebt, denn auch ich habe über einen längeren Zeitraum Erfahrungen mit Kokain i.v. gemacht. Dass Dein Bruder sogar jetzt noch diesen Paranoias nachhängt, ist heftig. Meine waren weg, sobald ich wieder nüchtern war. Dafür war der seelische Entzug dann um so grausamer ... aber das ist ne andere Geschichte. Hab Leute auf Koksparanoia üble Dinge tun sehen. Einer hat seine ganze Wohnung in Trümmer gelegt, auf der Suche nach Wanzen. Und "wir" waren mittendrin ...
Nach oben
tusem67
Gold-User
Gold-User


Anmeldungsdatum: 22.12.2013
Beiträge: 367

BeitragVerfasst am: 29. Jan 2014 20:20    Titel: Antworten mit Zitat

Hey

Ja auf Koks ist das wirklich übel mit der "Phantasie". Meine Wohnung hab ich zwar nicht zertrümmert, aber ne Fernbedienung hab ich auch schon auseinander gepflückt. Bei mir waren die genau wie bei Veilchenfee auch weg, sobald ich ein paar Stunden geschlafen hatte.

Nüchtern kam zwar manchmal der "Gedanke", aber geglaubt habe ich nicht wirklich dran.

Ich kann mir gut vorstellen sowie Therapie 43 das erklärt hat, dass es besser wird wenn er wieder fit ist und behandelt wurde.

Gruß
Nach oben
sonderbar
Silber-User
Silber-User


Anmeldungsdatum: 29.01.2014
Beiträge: 189

BeitragVerfasst am: 30. Jan 2014 11:11    Titel: Antworten mit Zitat

@ veilchenfee: Das Warum ist vielleicht die falsche Frage, worum es mir ging, ist, dass ich dieses Verhalten einfach nicht nachvollziehen kann, ich verstehe nicht, was da in seinem Kopf vorgeht und vor allem weiß ich nicht, wie ich damit umgehen soll.
Wie soll ich reagieren, wenn er mir wieder stundenlang seine Verschwörungstheorien vorträgt.
Was soll ich tun, wenn ich in seine Wohnug komme und alle Zimmer mit Schränken verstellt sind, überall sind die Türklinken markiert und die Wohnung sieht aus wie eine Müllhalde?
Seine Freundin ruft oft nachts tränenüberströmt bei mir an, weil er gewalttätig geworden ist, denkt sie geht fremd oder lügt ihn an. Kann ich einfach sagen, du bist drauf, das alles ist nicht echt, du hast Paranoia?

Ich weiß, es ist doof, aber ich habe mir von einem Bekannten auch Koka spritzen lassen, ich wollte einfach wissen, was da mit einem passiert und warum man es immer wieder macht, obwohl es einen richtig wahnsinnig macht. Ich fand die Wirkung echt bescheiden, nichts was ich wiederholen müsste. Mich hat es unzufrieden und ruhelos gemacht, nachdem der (kurze) Kick weg war...

Was ist es, was viele so toll daran finden?
Nach oben
lämmchen
Foren-Guru
Foren-Guru


Anmeldungsdatum: 09.02.2012
Beiträge: 3756

BeitragVerfasst am: 30. Jan 2014 16:32    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo sonderbar,

aus eigener Erfahrung ( Freund ) kann ich Dir eins mit auf dem beschwerlichen Weg geben: bleib ruhig...immer und immer wieder. Er ist nicht er selbst. Er wird noch lange benötigen um Klarheit in sein Leben und in sich selbst zu bekommen.
Ich weiss, das vieles enorm weh tut, nicht für Dich und andere nachvollziehbar ist. Aber irgendwann, wenn der Körper das Koks los ist...bei einem dauert das länger und bei nem anderen dauert es kürzer, erst dann wird er bemerken...und Ihr/Du...das ein neues Leben angefangen hat.

Mein Freund hat das letzte Mal im November Koks geballert. Heute noch hat er Paranoia..vorallem was Handy/ NSA, Internet und solch Kram betrifft. Mit Vernunft brauche ich ihm nicht zu kommen...das ist für mich schwer, aber für ihn auch.

Nimm seine Wohnung so hin wie sie ist, verändere nichts. Denn sonst würde sein restliches...mickriges Vertrauen ganz flöten gehen. Wenn seine Freundin seiner Gewalt ausgesetzt ist...muss und sollte sie sich in Sicherheit bringen. Zu nem Freund oder Freundin gehen und warten und sich fragen...ob sie noch Liebe für ihn empfindet.

Ich weiss, dass das viel Kraft kostet...sehr viel...von Euch allen alles abverlangt. Ich bin nun keine, die irgendjemand fallen lässt, da muss viel geschehen. Letztendlich könnt nur Ihr entscheiden wie Ihr weiter verfahrt.

Sucht Euch Hilfe bei der Suchthilfe, redet...und wartet auf den Moment, wo Ihr mit ihm reden könnt. Teilt ihm Eure Ängste mit...

Sein Verhalten kann nur jemand nachvollziehen der auch Koks geballert hat, das dann nicht nur einmal, sondern ne Weile. Niemand, wirklich niemand, kann sich in einen verkoksten Körper/Geist hineinversetzen wenn er/sie nicht selber ne Weile drauf war. Versuch das erst gar nicht.

Ich wünsch Euch von Herzen alles Gute.

Liebe Grüsse von Lämmi
Nach oben
veilchenfee
Foren-Guru
Foren-Guru


Anmeldungsdatum: 18.12.2009
Beiträge: 4072

BeitragVerfasst am: 30. Jan 2014 16:37    Titel: Antworten mit Zitat

Zitat:
worum es mir ging, ist, dass ich dieses Verhalten einfach nicht nachvollziehen kann, ich verstehe nicht, was da in seinem Kopf vorgeht

Was geht im Kopf eines Schizophrenen vor? Oder eines Psychotikers? Die Hirnchemie ist halt durcheinander und das wirkt sich entsprechend aus.

Zitat:
Kann ich einfach sagen, du bist drauf, das alles ist nicht echt, du hast Paranoia?

Ja!

Zitat:
Mich hat es unzufrieden und ruhelos gemacht, nachdem der (kurze) Kick weg war...

Genau. Und aus dieser Unzufriedenheit und Ruhelosigkeit heraus wird nachgelegt, immer und immer wieder ... die Dosis wird erhöht, die Frequenz auch ... und wenn man das eine Weile (Stunden bis Tage) gemacht hat, kommen die paranoiden Zustände. Man befindet sich in einem endlosen Film, der erst zuende geht, wenn das letzte Material und das letzte Geld weg ist.
Nach oben
campmaster
Gold-User
Gold-User


Anmeldungsdatum: 22.07.2012
Beiträge: 623

BeitragVerfasst am: 31. Jan 2014 16:13    Titel: Antworten mit Zitat

Hab solche Paranoias hauptsächlich von anderen Drogen und während ich meine Medikamente dagegen genommen hab, hab ich mir nur gedacht was für ein Bullshit da durch die Drogen in meinem Kopf abgegangen sein muss. Seit ich kein Antipsychotikum mehr nehme merk ich auch wieder das sich mein Kopf immer noch nicht komplett erholt hat. Ich beziehe wieder zu viele Sachen auf mich, suche Zusammenhänge wo keine sind, mache so Wortspiele (-dreher) im Kopf, habe Angst vor der Angst...

Aber auch ohne Medis hab ich das Gefühl der Kopf erholt sich und man muss sich das halt auch erkämpfen, Spaß suchen am Clean sein und sich über den Heilungsprozess im Kopf (auch wenns vielleicht erstmal nur der ist) freuen!
Nach oben
sonderbar
Silber-User
Silber-User


Anmeldungsdatum: 29.01.2014
Beiträge: 189

BeitragVerfasst am: 2. Feb 2014 21:53    Titel: Antworten mit Zitat

Vielen Dank für eure Worte, einerseits ist es beruhigend zu wissen, dass es andere gibt, die mit dem gleichen Problem gekämpft haben und es Aussicht auf Besserung gibt. Auf der anderen Seite ist es kaum auszuhalten und man schwankt zwischen mörderischer Wut diesem Menschen gegenüber und totaler Hilflosigkeit und Mitleid.
Auch frage ich mich immer wieder: Gibt es nicht bestimmte Dinge, die man nicht akzeptieren darf, egal wie abgeschossen mein Bruder ist? Ist Gewalt gegen die eigene Freundin entschuldbar, nur weil er nicht er selber ist? Ich bin selber eine Frau und wenn ich nur darüber nachdenke, kommt in mir eine unbeschreibliche Wut hoch, das glaubt ihr gar nicht...

Unsere Familie hat ihn schon zwei Mal in die Psychatrie einweisen lassen, aber länger als die vorgeschriebene Zeit wollen sie ihn selbst da nicht behalten, weil er "die Gruppe durcheinander bringt". Dieses Mal war er sogar fünf Tage auf der Entgiftung und hätte Aussicht auf einen weiterführenden Therapieplatz gehabt und dann war wieder "ein Vorfall". Jetzt ist er draußen, zwar entgiftet, aber überhaupt nicht einsichtig udn wir könne warten, bis der ganze Spaß von vorne los geht... Sad
Nach oben
Beiträge der letzten Zeit anzeigen:   
Neues Thema eröffnen   Dieses Thema ist gesperrt, du kannst keine Beiträge editieren oder beantworten.    Drogen-Forum Foren-Übersicht -> Illegale Drogen Alle Zeiten sind GMT + 2 Stunden
Seite 1 von 1
Gehe zu:  
Impressum & Rechtliches
ForenübersichtIndex   SucheSuche   FAQFAQ   LoginLogin