Ich habe niemanden, mit dem ich über meine Sucht reden kann

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Martin
Anfänger


Anmeldungsdatum: 25.09.2014
Beiträge: 5

BeitragVerfasst am: 25. Sep 2014 21:55    Titel: Ich habe niemanden, mit dem ich über meine Sucht reden kann Antworten mit Zitat

Hallo,

ich bin süchtig nach Designerdrogen. Ich war nun ein halbes Jahr in Langzeittherapie und bin 1,5 Monate draußen.

Ich habe festgestellt, dass ich mit niemandem über meine Sucht reden kann. Die Drogenberatung ist ein guter Ansprechpartner und meine Mutter mittlerweile auch. Aber das wars. Was meine Geschwister angeht, beiße ich auf Granit. Vorwürfe, Vorurteile und Verachtung prägen die Beziehung seit meiner Sucht, die übrigens nur 1,5 Jahre gedauert hat. Sie verachten mich keinesfalls, aber wollen schlichtweg nichts mit meiner Sucht zu tun haben. Ein Tabu. Sobald ich davon anfange interpretieren sie es als verherrlichend, faule Ausreden oder Hinweis auf einen Rückfall.
Sie treiben mich bei jedem Gespräch in die Nähe des Rückfalls und merken es nichtmal. Sage ich ihnen das, eskaliert es.

Gestern hatte ich nach 7,5 Monaten das erste Mal einen Rückfall. Ich konnte mit niemandem sprechen. Hätte ich das getan, wäre alles viel schlimmer ausgegangen. Der schlimmste Vorwurf (von meinen Geschwistern) ist der, dass ich nie die erste Droge hätte nehmen sollen. Was soll ich darauf bloß antworten?
Meine Mutter weiß es. Sie tut alles um mir zu helfen. Trotzdem habe ich ihr davor nichts erzählt. Ich habe es 2 Tage lang geplant und mich abgeschottet. 4 Tage depressiv, 2 Tage verhaltensrückfällig und dann rückfällig.

Noch schlimmer ist, dass ich gestern vor meinem DXM Rückfall, 9g Spice im Internet bestellt habe und das Zeug innerhalb von einer Woche in der Packstation landet. Ich bin so hoch-ambivalent, dass ich nicht absehen kann, ob es zum Rückfall kommt, oder nicht.

Meine Sucht manipuliert mein Handeln bis zum gehtnichtmehr. Niemand will das überhaupt verstehen, geschweige denn als Krankheit anerkennen. Ich würde mich ja selber dafür entscheiden, mir Schaden zuzufügen. Ein Beratungsgespräch für Angehörige bei der Drogenberatung? Dafür haben meine Geschwister keine Zeit. Es gibt "so viel Wichtiges" im Leben (Zitat).
Offenheit mit einem Rückfall? Unmöglich. Für die ist Rückfall = Wieder zurück ins alte Leben. Dafür werden die mich irgendwie bestrafen und verachten.



Was soll ich tun, damit ich verstanden werde?
Was soll ich tun, damit in den nächsten Tagen ich kein Spice konsumiere? (Will ich das? Ich weiß nicht so genau...)
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Sabiote555
Platin-User
Platin-User


Anmeldungsdatum: 14.08.2011
Beiträge: 1568

BeitragVerfasst am: 25. Sep 2014 22:23    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo Martin,
Bei mir war es so, seit ich wusste dass ich auf Opiate nicht verzichten möchte habe ich allen gesagt: Ich nehme das weil es in dem Moment für mich gut ist und ich werde es weiter nehmen bis ich 80 bin. Akzeptiert das. Opiate gehören zu mir und meiner Sucht. Dagegen ankämpfen möchte ich im Moment nicht weil es mir zu schwer fällt.
Das sagt auch aus dass ich nicht jammernd vor ihnen stehe und sage: Mist, ich hatte einen Rückfall, sondern ich sage gar nichts. Denn mit der Aussage: Gestern war ich breit und habe es genossen können die nichts anfangen. Das ist, wie du schreibst tabu.
Bei Sucht verändern sich die Synapsen im Gehirn, der Endorphinspiegel verändert sich, ebenso wie der Serotoninspiegel. Deswegen handelt der Süchtige so wie er handelt.

Zu dir: Du mòchtest clean leben. Also kommt meine Einstellung von oben bei dir nicht zum tragen.
Ich empfehle eine Selbsthilfegruppe. Zum Beispiel die Gruppe Narcotics Anonymous, abgekürzt N.A. Das ist eine Drogenselbsthilfegruppe. Zwar ein wenig tricky dort aber sehr nette Menschen. Dort findest du offene Ohren.
Oder eine andere Drogenselbsthilfegruppe. Schau msl im Internet.

Deine Familie wird nicht verstehen dass Sucht bedeutet gegen seinen eigentlichen Willen zu handeln. Sie wissen nicht wie sie mit dir und dem Thema umgehen sollen. Am besten ignorieren und dir andere Leute zum Gespräch suchen. Hier ist es auch sehr nett, übrigends Smile

Deine Packstation wirst du wahrscheinlich leeren. Aber vielleicht kannst du sie leeren und das Zeug erstmal liegen lassen?
Bei mir liegt das Jahrelang Wink

Glückwunsch zu deinem cleanen Leben und der Therapie übtigens. Eie alt bist du? Sagtest du?
Lg Caro
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Bundelin
Silber-User
Silber-User


Anmeldungsdatum: 13.09.2014
Beiträge: 122

BeitragVerfasst am: 25. Sep 2014 22:31    Titel: ... Antworten mit Zitat

Ohman ich kann dir nur raten dich weiterhin tapfer an deine mama zu halten..sie liebt dich anscheinend sehr und würde das mit dir zusammen überstehen..
Klär sie auf was du denkst in Hinsicht auf die Beziehung mit deinen Geschwistern..
Was du für Ängste hast.. und das du einen Rückfall hattest...
Bist du bereit das zeug in der packstation weg zu schmeißen? Wenn nein dann erzähl ihr davon..
Du solltest ein ganz ganz enges vertrauensverhältniss zu deiner Mama aufbauen damit du dich nicht iwann völlig abgrenzt..
Vertrau auch du deiner Mama das sie hinter dir steht..
Versuch es..
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nanun
Gold-User
Gold-User


Anmeldungsdatum: 09.08.2014
Beiträge: 353

BeitragVerfasst am: 25. Sep 2014 22:31    Titel: Antworten mit Zitat

hey martin - nur ganz kurz weil totmüde - die anderen wirst du nicht ändern können - nur dich selbst...

was meinst du, was ich mit meinem vater für kämpfe ausgestanden habe - und das ende vom lied: er hat immer noch nichts begriffen - der einzige unterschied zu damals ist jetzt - aber das funktioniert nur wenn es mir psychisch gut geht - das ich das so nehmen kann...

zu deinem rückfall - ja ist doof, ist passiert, kannst du nicht mehr ändern - ganz wichtig ist jetzt, dass du dich da nicht reinsteigerst a la die sucht hat mich wieder im griff... das hat sie sicherlich - sucht ist ein mächtiger begleiter, aber noch mächtiger bist du selbst! zeig ihr das! hast ja jetzt gelegenheit dazu, wenn das spice kommt!

es liegt in deiner hand! joe hat hier mal nen schönen spruch geschrieben- für unsere sucht sind wir nicht verantwortlich, für unsere genesung aber schon...

hier kämpfen gerade viele ums clean sein... clean bleiben... - kämpf doch einfach ein bißchen mit - tag für tag... nur für heute... kannst gerne den nur für heute thread für dich nutzen!

wenn du das so nicht willst, ist das auch okay... vielleicht magst du dich - nur für heute - mal entscheiden, was du willst - weiter den cleanen weg gehen oder eben nicht... es ist an dir! die abgrenzung deiner geschwister ist an dieser stelle schon okay, auch wenn es dir wehtut!

du willst über sucht reden? herzlich willkommen - hier findest du absolute profis zu dem thema!
lg
nanun
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nanun
Gold-User
Gold-User


Anmeldungsdatum: 09.08.2014
Beiträge: 353

BeitragVerfasst am: 25. Sep 2014 22:35    Titel: Antworten mit Zitat

drei zeitgleiche posts! Very Happy hallo caro! hallo bundelinchen - siehste: gleich drei engel für martin! Wink
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Martin
Anfänger


Anmeldungsdatum: 25.09.2014
Beiträge: 5

BeitragVerfasst am: 25. Sep 2014 23:11    Titel: Antworten mit Zitat

Wow, solch eine Zuneigung wie von euch könnte ich mir von meinen Geschwistern niemals erträumen.

Irgendwie bin ich von der Person her jemand, der Zuneigung braucht, aber leider auch Aufmerksamkeit usw... Bekomme ich das nicht, verfalle ich z.T. in die Opferrolle. Nicht mehr so schlimm wie damals, aber ich habe genügend Probleme, sonst wäre ich nicht süchtig geworden.

@Sabiote555: Dass Drogen das Gehirn manipulieren ist etwas, das niemand verstehen will. Für uns ist es hart nachvollziehbar, wie man es nicht verstehen kann. Für andere ist Biochemie und Psychologie in diesem Kontext absurd. Ich gehe seit ca. 5 Wochen zu den NA's. Letzten Freitag (5 Tage vor dem Rückfall) war ich nicht da. Da war ich schon depressiv und bin einfach nicht hin gegangen. Danach wurde ich verhaltensrückfällig. Ich habe es kommen sehen und ignoriert. Das habe ich schon immer gerne getan. Auf dinge "scheißen".

Die Packstation leeren? Wenn ich es schaffe, das Zeug nicht zu konsumieren, lasse es nicht liegen, sondern entsorge es schnellstmöglich & unwiderruflich. Aber es gibt keine Möglichkeit, mein Handeln vorherzusehen. Ob ich es konsumiere, oder nicht, entscheidet der Tag und der Zufall. Das liegt an meiner hohen Ambivalenz.

@Bundelin: Ja. Meine Mutter liebt mich über alles! Sie weiß vom Rückfall gestern und vom Spice. Sie will mit mir zusammen dort hin gehen und denkt, sie hilft mir damit. Aber sie kann mir nicht helfen, sondern nur ich selbst. Wenn ich es will, nehme ich sie nicht mit, oder renne mit dem Zeug davon. Mein Handeln ist schwer gestört was meine Sucht angeht. Bei allem anderen bin ich der rationalste Mensch auf der Welt (echt).
Dass nur ich selbst mir helfen kann, fühlt sich hilflos und einsam an.

@nanun: Die anderen kann ich nicht ändern, das weiß ich. Aber mein immenses Bedürfnis, verstanden zu werden macht mich kaputt. Und die Gelegenheit ist schwierig zu ergreifen, wenn ich konsumieren will. Aber irgendwie will ich offensichtlich auch nicht. Sonst hätte ich mich anders verhalten. Mein eigenes Verhalten ist mir Fremd und nicht verständlich. Ich bin jedoch nicht psychotisch.


Danke für eure Antworten!
Ich will etwas sentimentales sagen, weiß aber nicht was.
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joe
Platin-User
Platin-User


Anmeldungsdatum: 28.12.2007
Beiträge: 1168

BeitragVerfasst am: 26. Sep 2014 09:18    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo Martin. Geh auf s Meeting. Teile dort. Such dirn sponsor. Arbeite die
Schritte. Kennste wahrscheinlich.
Wir sind nicht stärker als die Drogen. Machtlosigkeit heisst aber nich
Hilflosigkeit. Also lass das Päckchen dort wo es ist.
Hol dir hilfe. Bei cleanen drogis.
Ach ja. Die Schritte führen zum Selbstverständnis. Dann löst sich das mit den
Anderen.
Bis denne
Nur für heute nehme ich nix
Joe
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nanun
Gold-User
Gold-User


Anmeldungsdatum: 09.08.2014
Beiträge: 353

BeitragVerfasst am: 26. Sep 2014 18:41    Titel: Antworten mit Zitat

ohne joes vorschlag entwerten zu wollen - ich mag die NA irgendwie und liebäugle auch ein bißchen mit dem Verein, kann aber die hiesige vertretung nicht wirklich ernst nehmen... aber darum geht es gerade nicht.
sorry - ich schweife ab.

was ich dir eigentlich sagen will - du kommst gerade aus einer behüteten insel der langzeittherapie mit gruppen- und einzelgesprächen, jeder ist süchtig - man wird verstanden..

jetzt bist du wieder zuhause und diese oase der verständnisses und des umdiesuchtdrehens ist der eigentlichen lebensrealität gewichen...

das reißt natürlich gerade eine große lücke in dein leben, es sind nur noch sehr begrenzt - du schreibst keine - menschen mehr da, die dich in deiner ganzheit und deinem krankheitsbild (darauf bist du ja jetzt auch sechs monate getrimmt worden) verstehen können.

so eine therapie macht etwas mit einem - und nicht nur ausschließlich positives - umgangssprachlich : therapieschaden Wink

und das braucht eine zeit, bis sich das in deiner seele wieder gerade rückt und mit deiner lebensrealität in einklang zu bringen ist... gerade willst du alle bekehren, sie sollen auch spüren, auch hinterfragen, sich austauschen, aufarbeiten... aber deine geschwister haben schlicht keinen bock und sehen auch keinen grund dazu... das ist ihr recht!

bei mama ist das anders - aber das ist eine andere nummer und erstmal zu vernachlässigen...

ich für meinen teil habe sehr lange gebraucht, die langzeittherapie für mich wieder gerade zu rücken, auch zu desillusionieren, auch als wirtschaftsunternehmen zu sehen ... ich musste sogar zurückkehren, um dort zu arbeiten...

kannst du ein wenig verstehen was ich meine? deine aufgabe ist gerade, deine ganzen gemachten erfahrungen in eine normale lebensrealität zu übertragen und zu inkludieren - kein leichter job, aber machbar...

es gibt ambulante nachsorge, NA - was könntest du dir denn vorstellen?

lg
nanun
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Rotterdamned
Bronze-User
Bronze-User


Anmeldungsdatum: 02.06.2014
Beiträge: 49

BeitragVerfasst am: 27. Sep 2014 03:48    Titel: Der Süchtige ist oft Symptom-Träger in einer kranken Familie Antworten mit Zitat

Ich rate Dir auch Dich an Deine Mum und die Dropse zu halten.

Ich hatte mit meinen Eltern über Jahre das Problem, daß sie nichts verstanden haben.
Ich habe mir mit 14 den ersten Knaller Heroin gemacht, Chriatiane F. war mein großes Vorbild. Meine Eltern waren extrem autoritär und auch psychisch gestört, ich habe auch durch sie so früh Heroin konsumiert, wären es keine Drogen gewesen, wär ich komplett in die Magersucht gerutscht, aber eine Form der Sucht hätte ich auf jeden Fall entwickelt.

Jahrelang habe ich auf Verständnis gehofft oder daß sie eingesehen hätten, daß auch sie Fehler gemacht haben, die maßgeblich mit zu meiner Sucht beigetragen haben.
Sie wollten auch nie zu einer Angehörigen-Beratung, denn ich war ja "die Kranke."

Jetzt, wo ich 35 Jahre alt bin, sind sie verständnisvoller, vieles begreifen sie trotzdem nicht, denn sie haben noch den Krieg erlebt und manches ist ihnen unbegreiflich, leider, besonders meine Ess-Störung hat mein Vater als Kriegskind nicht verstehen können und ich weiß daß einen so ein unverständnisvolles oder Vorwurfsvolles Verhalten der nächsten Angehörigen echt in einen Rückfall treiben kann.
Morgen fahr ich meine Eltern besuchen und habe für diesen Anlass Rivotril und Diazepam gekauft, da sie mich noch heute in den Wahnsinn treiben können, meine Mutter besonders, deshalb besuche ich sie selten, aber meinen Vater mag ich inzwischen sehr und da muss ich eben auch Mutter ertragen :-/

Meide Kontakte, die Dir nicht gut tun! Suche Dir Hilfe bei Leuten, die Dir wohlgesonnen sind.

Der Süchtige ist oft Symptom-Träger in einem kranken Familiengefüge!

Heißt bei Dir zeigt sich, daß in der ganzen Family was nicht stimmt!
Nimm Dir den Satz zu Herzen und es bringt aber auch nichts die Schuld bei jemandem zu suchen. Das bringt nichts, übernimm für Dich Verantwortung und guck nach Möglichkeiten, Dir so im Leben das zu suchen, was die Droge Dir gegeben hat, gesunde Dinge, die genauso faszinierend sind und zufrieden stellen, einem das Gefühl von Geborgenheit und Liebe geben können, das man mittels Drogen bekommen hat!

Alles Liebe!
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Martin
Anfänger


Anmeldungsdatum: 25.09.2014
Beiträge: 5

BeitragVerfasst am: 27. Sep 2014 16:37    Titel: Antworten mit Zitat

"therapieschaden" Very Happy

Ja, diesen Begriff haben wir auch benutzt. Langzeittherapien und deren Patienten scheinen wohl alle sehr ähnlich zu sein. Trotzdem bin ich froh, aus diesem verquerten Milleu mit Petz-zwang draußen zu sein.

Ja, es ist so ein bischen wie in den Thriller-Blockbustern, wo ein unbedeutender Mensch z.B. etwas schreckliches vorhersieht, ihm aber niemand glauben will. Er wird dann als krank dargestellt. Als Zuschauer verspannt mich sowas, aber im Grunde ist es das, was ich gerade erlebe.

Jegliche Versuche zu erklären, warum es für meine Genesung wichtig ist, dass andere einen kleinen Beitrag leisten, oder dass wenn ich nicht süchtig geworden wäre, irgend etwas anderes passiert wäre, sind hoffnungslos. Zu erklären, dass sie mir "vertrauen sollen und sich beraten lassen sollen, weil das gut für mich ist", wird so ernst genommen, wie ein Kind in einem Film, der den Weltuntergang vorhersagt.

Wird wohl Zeit brauchen, bis ich mich von diesem Thema gegenüber anderen distanziere und akzeptiere, dass sie das nicht verstehen werden und gleichzeitig mich nicht ernst nehmen. Von Suchtdruck oder Rückfällen erzähle ich denen auch nichts mehr.

Die Spice-Kacke habe ich abbestellt. Das Geld habe ich zurück bekommen und sie haben es trotzdem losgeschickt. Idioten! Ich frage mich, ob die das absichtlich gemacht haben, diese "Drogendealer im Anzug", wie ich sie nenne.

Also reagierte ich mit einer Kurzschlussreaktion entgegen der vorherigen und schnitt mit der Schere die Packstation-Karte durch. Jetzt habe ich mir eine neue Hürde aufgebaut. Mein Rückfall wäre jetzt, eine neue DHL Karte vor ablauf von 9 Tagen zu bestellen Smile Idiotische Lösungen für Idiotische Fehler. Ich kann mich scheinbar auch im positiven selbst manipulieren Wink

Ich war gestern am Freitag (Rückfall war am Mittwoch) bei den NA's. Das hat mir Stabilität gegeben und meinen Kopf sortiert. Endlich habe ich die Wichtigkeit meiner NA-Besuche verstanden. Bei der Drogenberatung kriege ich meine ambulante Therapie und das ist meine Pille gegen die Sucht!
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oxy moron
Gold-User
Gold-User


Anmeldungsdatum: 23.08.2014
Beiträge: 387

BeitragVerfasst am: 28. Sep 2014 00:41    Titel: Antworten mit Zitat

Martin hat Folgendes geschrieben:
Von Suchtdruck oder Rückfällen erzähle ich denen auch nichts mehr.


„Suchtdruck“ gehört mit zu den übelsten Wortschöpfungen, die mir bekannt sind. Es stellt einen Menschen, der bewusst Bewältigungsstrategien, welche Anderen nicht bekannt sind (und zumindest am Anfang so effektiv, dass sie sich tief ins Gehirn gegraben haben), nicht mehr anwenden will, in die Ecke triebgesteuerter Dumpfbacken. Die enorme Anpassungsleistung, welche es bedeutet, willentlich auf gründlichst erlernte, im weitesten Sinne zur Persönlichkeit gehörige Automatismen zu verzichten, wird zu einfacher Impulskontrolle degradiert. Da soll es noch jemanden wundern, wie Süchtige gerne behandelt und eingeschätzt werden, wenn sich sogar die „Profis“ solcherlei Polemisierungen bedienen, genanntes Wort ist ja nur ein (paradigmatisches) Beispiel.

Sorry for my rant,
moron
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Martin
Anfänger


Anmeldungsdatum: 25.09.2014
Beiträge: 5

BeitragVerfasst am: 28. Sep 2014 02:26    Titel: Antworten mit Zitat

Zitat:
„Suchtdruck“ gehört mit zu den übelsten Wortschöpfungen

Stimmt... Warum habe ich das Wort an sich nie in Frage gestellt. Ich meld mich nochmal, wenn mir ein besseres Wort einfällt Smile

Zitat:
triebgesteuerter Dumpfbacken

Das würde für einen "Triebtäter" beleidigend klingen und er fühlt sich bestimmt so missverstanden, wie wir jetzt hier. Was wenn Triebtäter auch Kranke sind, wie wir? Was wenn alle Verbrechen aus Krankheit erfolgen? Verhalten kann ja schließlich nicht irrational sein, sondern beruht auf irgend welchen persönlichen und psychologischen Problemen. (Achtung: Grundsatzdiskussionsgefahr Wink )
Btw: Ich bin kein Triebtäter.

Zitat:
wie Süchtige gerne behandelt und eingeschätzt werden

Genau so, wie behinderte Menschen vor 20 Jahren, Frauen vor 50 Jahren, Schwarze Menschen vor 100 Jahren und intelligente Menschen vor 500 Jahren Smile Merkst du was? Wink
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joe
Platin-User
Platin-User


Anmeldungsdatum: 28.12.2007
Beiträge: 1168

BeitragVerfasst am: 28. Sep 2014 11:28    Titel: Antworten mit Zitat

Moin Moin. Na, ist doch nur ein Wort. Wie wäre es mit; der Wunsch destruktive
Verhaltensweisen auszuüben ?
Und wir sind doch auch nicht die unterdrückten des neuen Jahrtausend s.
Typisch süchtige Egozentrik.
Und ... Therapeuten sind auch nur Menschen. Wenn sie scheissen gehen
stinkts ebenso.
Ich finde es für mich geeigneter anderen menschen erst mal gute absichten
zu unterstellen. Also so allgemein.
Schönen sonnigen Tag.
Joe
Da nehm ich erst mal nix
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oxy moron
Gold-User
Gold-User


Anmeldungsdatum: 23.08.2014
Beiträge: 387

BeitragVerfasst am: 28. Sep 2014 15:58    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo Martin,

das war meinerseits wieder polemisiert, aber nur deshalb, weil eine solche Bezeichnung bei vielem, was mit psychischen „Erkrankungen“ zusammenhängt, eben schlicht nicht passt. Zutreffend wäre sie nur (und auch dann natürlich despektierlich überspitzt), wenn es sich um jenes handeln würde, was man im Juristenjargon „niedere Beweggründe“ nennt, was mit krank oder nicht erst einmal nichts zu tun hat. Wenn man also etwa vergewaltigt, nur weil man gerade Lust hat, etc.

Mein Problem mit der Sichtweise, die kritisierter Begriff ausdrückt, ist, dass es sich bei dem (in den unterschiedlichsten Kontexten auftretenden) Wunsch, seine Wahrnehmung etc. durch Substanzen zu verändern, eben nicht um einen „Trieb“ handelt, den man kontrollieren müsste, sondern um erlernte Umgangsweisen mit An- und Herausforderungen bzw. Erfahrungen, die sich im Grunde nicht von den übrigen unterscheiden und zu dem zu zählen sind, was eine bestimmte Person ausmacht.

Die notwendigen Veränderungen, um auf den Substanzgebrauch zu verzichten, sind nun einmal deutlich komplexer und tiefergehender, als es die Verwendung solcher Vokabeln suggeriert.

Natürlich gibt es irrationales Verhalten. Was Du vielleicht meintest, ist, dass es keine unbegründeten Handlungen gibt. Manche charakterisieren allerdings „Verhalten“ gerade so, dass dieses nicht aus der Abwägung von Gründen, also zumindest teilweise rational, geschieht und grenzen es so von „echten“ Handlungen ab. Aber auch manche vordergründig guten Gründe können genauer besehen völlig irrational sein.


@joe
joe hat Folgendes geschrieben:

Und wir sind doch auch nicht die unterdrückten des neuen Jahrtausend s.


Da hast Du aber mal sowas von recht..

Im Rahmen des Weltgeschehens sind dies absolute Luxusprobleme, was jedoch keinesfalls bedeutet, dass für nicht wenige die Qualität des eigenen Lebens dadurch stark berührt werden kann und verbesserungswürdig ist im Grunde so gut wie alles auf dieser Welt.

Gute Absichten, rationale Kritik und Kritikfähigkeit auf das eigene Handeln und Denken bezogen sind zusammen Grundvoraussetzungen für konstruktiven Umgang mit Problemen.

Eine gewisse Egozentrik ist dem Menschen inhärent, die Probleme, die einen selbst betreffen, werden nun einmal am deutlichsten erlebt, das gilt für alles und jeden.

Einen schönen Restsonntag und beste Grüße,
moron
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Martin
Anfänger


Anmeldungsdatum: 25.09.2014
Beiträge: 5

BeitragVerfasst am: 28. Sep 2014 18:32    Titel: Antworten mit Zitat

Zitat:
Eine gewisse Egozentrik ist dem Menschen inhärent, die Probleme, die einen selbst betreffen, werden nun einmal am deutlichsten erlebt, das gilt für alles und jeden.


Es gab eine Zeit in der ich "Anti-Drogen" war. Ich konnte mir nicht vorstellen das freiwillig zu nehmen, abgesehen davon, dass es kein Thema war, mit dem ich mich länger als 5 Minuten am Stück beschäftigt habe. Ich dachte es ist eine Randgruppe, die "sowas machen" und wieso/weshalb/warum war mir nicht schlüssig, hat mich auch nie interessiert. Ich habe diese Menschen verachtet und bemitleidet.

-Änderung in meinem Leben hier-

Jetzt ist das mein Lebensmittelpunkt und ich bin davon überzeugt, dass es ein riesen Thema ist, und nichts besonders. Die meisten haben diese Mentalität.

Müde? Kaffe!
Kopfschmerzen? Aspirin!
Kontaktschwierigkeiten? Alkohol!
Drogen? "Niemals!"

Dabei ist es ein so grundlegendes Konzept, Gehirnabläufe zu verändern, um irgendwas zu erreichen. Ein Konzept auf tiefer Ebene, wie Gravitation oder Materie in der Physik.

Ich bin überzeugt, dass diese Thema sehr wohl riesig ist! Und dass es völlig außer acht gelassen wird, was manchen zum Verhängnis wird.

OK, wo ist meine Pille gegen Philosophische Anfälle? Wink
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