Kalter Entzug

Neues Thema eröffnen   Dieses Thema ist gesperrt, du kannst keine Beiträge editieren oder beantworten.    Drogen-Forum Foren-Übersicht -> Erfahrungsberichte
Vorheriges Thema anzeigen :: Nächstes Thema anzeigen  
Autor Nachricht
Stefan1966
Anfänger


Anmeldungsdatum: 30.03.2014
Beiträge: 3

BeitragVerfasst am: 30. März 2014 17:51    Titel: Kalter Entzug Antworten mit Zitat

ich habe den kalten Entzug an mir selbst angewendet um endlich mal einen neu Anfang hinzubekommen. Nachdem ich letztes Jahr durch meine Alkoholexzesse meinen Job verloren hatte und bedingt durch die Arbeitslosigkeit, einem misslungenen Suizidversuch, die Suchtspirale immer weiter drehte und letztendlich darin gipfelte das ich am Tag eine Flasche 54% Rum getrunken hatte, musste eine sofortige Lösung her. Entweder weiter machen und geradewegs in den Untergang trinken oder aufhören und das Leben wieder in die Hand nehmen.
Am ersten Tag ohne Alk, kam wie üblich morgens der Brechreiz, den habe ich sonst immer wie üblich mit einer großen Tasse Cognac unterdrückt, das klappte nicht immer, meistes kam es gleich wieder raus, aber dann im zweiten Anlauf ging es dann. Diesmal musste ich darauf verzichten und habe den ganzen morgen über der Spüle gehangen und nur noch Galle und Magenflüssigkeit erbrochen und das am laufenden Band. Dann kamen noch die üblichen Kreislaufprobleme hinzu, durch das viele Alk trinken, hatte ich auch all die letzten Tage nichts oder sehr wenig gegessen, war dementsprechend auch sehr geschwächt. Gegen Abend stellte sich auch das Zittern der Hände ein, das kam sporadisch und hielt ca. 3 Tage an. Ich müsste nur einmal an der Flasche nippen und alle diese Dinge würden sofort aufhören. Aber ich war fest entschlossen das durchzuhalten. Mir war oft schwindelig, konnte es nur im liegen ertragen, Hungergefühl kam auch 4 Tage lang keines auf. Dazu immer der Durchfall, obwohl ich nichts gegessen hatte, musste ich sehr oft auf Toilette. Die erste Nacht war wie zu erwarten schlaflos, es sollte aber nicht nur bei der einen Nacht bleiben, geschlagene 6 Nächte gab es keinen erholsamen Schlaf, Stundenlang lag ich wach, mein Körper war total erschöpft, aber schlafen war unmöglich, ständig Herzrasen, ein Ruhepuls von 100, mal war der Blutdruck oben dann wieder unten und dann immer diese Panikattacken zwischendrin. Sollte ich tatsächlich mal kurz eingenickt sein, dann allenfalls für max. eine Stunde, in der Zeit plagten mich aber Alpträume, quasi in Spielfilmlänge, mit einer kompletten Handlung, entweder wachte ich auf und wusste nicht was wahr und was Traum war, oder ich wurde blitzartig wach, durchgeschwitzt, mit Herzrasen, begleitet mit einer Panikattacke. Das ständige schwitzen hat mich all die Tage begleitet, ganz schlimm war es bei körperlicher Anstrengung, da konnte ich das T-Shirt im Stundentakt wechseln. Bei 19° saß ich in der Unterhose in der Wohnung und schwitzte trotzdem. Ich habe auch Geräusche gehört die nicht da waren und Dinge die sich scheinbar bewegten, das führe ich aber mehr auf den ständigen Schlafentzug zurück. Heute ist der 9. Tag, das Hungergefühl ist wieder zurück, mit der Verdauung geht es bergauf, die Panikattacken und das Zittern der Hände ist verschwunden. Seit 3 Tagen kappt sogar das schlafen einigermaßen wieder, jedenfalls ist die Tendenz es wird jeden Tag besser und ich bin froh all die Tage ohne fremde Hilfe durchgestanden zu haben. Es war auf keinen Fall einfach und teilweise wollte ich tatsächlich aufgeben, aber grad an diesem Punkt muss man absolut stark gegen sich selbst sein. Kalten Entzug empfehle ich trotzdem nicht jedem, zumindest die ersten 3 Tage sind die schlimmsten, da wäre es ratsam die Sache unter ärztliche Hilfe anzugehen, es gehört ein absoluter starker Wille und Disziplin dazu. Der Anfang ist gemacht nun habe ich noch einen weiten Weg vor mir.
Nach oben
Obelix
Gold-User
Gold-User


Anmeldungsdatum: 18.06.2011
Beiträge: 784

BeitragVerfasst am: 30. März 2014 17:59    Titel: Antworten mit Zitat

Zitat:
und ich bin froh all die Tage ohne fremde Hilfe durchgestanden zu haben.


Ja, es gibt zig Wege dem Alkohol ADE zu sagen.
Ich habe, wie Du hier wahrscheinlich schon gelesen hast, gerade eine Therapie abgebrochen, und trotzdem habe ich daraus etwas gelernt.

Fixiere Dich nicht auf den Standart Weg.
Ich habe es gehasst, wenn ich zu hören bekam; Entgiftung, Therapie und dann lebenslänglich SHG...(Öhmmm?)
Ich habe auch 1000 mal entzogen, aber, die Entgiftung hat bei mir doch schon postives hinterlassen. Was ich da geshen und erlebt habe, das reicht erstmal Exclamation

Ich möchte Dich fragen, wie wirst Du dein "neues Leben" leben?
Was tust Du um dem alten Kreis zu entrinnen, der Dich zum Suff brachte?

Auf was ich hinaus will; Mit aufhören alleine ist es nicht getan.

Viel Glück erstmal
Nach oben
Obelix
Gold-User
Gold-User


Anmeldungsdatum: 18.06.2011
Beiträge: 784

BeitragVerfasst am: 30. März 2014 18:02    Titel: Antworten mit Zitat

Zitat:
Ich habe auch 1000 mal entzogen


Also kalt.


So, hätte ich davor mal nachgedacht, dass ich noch "kalt" erwähnen wollte, dann gäbe es jetzt kein Kampf mit den Zeichen. Gewonnen.
Nach oben
Katzentante
Bronze-User
Bronze-User


Anmeldungsdatum: 21.02.2014
Beiträge: 42

BeitragVerfasst am: 31. März 2014 19:51    Titel: Antworten mit Zitat

Also erstmal Respekt, dass du das so durchgezogen hast! Ich glaube, es gibt nur sehr wenige, die dann nicht doch sich nen Schluck gönnen, damit es nicht so hart wird...Ich persönlich könnte sowas nicht durchziehen!

Trotzdem lief es mir beim Lesen eiskalt den Rücken herunter, da du ja körperlich voll am Limit warst! Zum Glück ist es gut gegangen, aber man darf sich nicht vorstellen, was passiert wäre, wenn du umgekippt wärst oder das Herz das nicht verpackt hätte...

Deswegen finde ich, dass kalte Entzüge nicht so das Wahre sind, grad weil es den Körper so extrem belastet und es zu lebensbedrohlichen Situationen kommen kann...Vor allem bei deiner ehemaligen Dosis: 1 Flasche 54% Rum...

So nen H-Entzug kalt+zu hause find ich jetzt au net so besorgniserregend (zumindest schließe ich mich da der Meinung meines Freundes an weil ich es selber nicht erlebt habe) aber grad bei Alk ist doch die Krampfgefahr sehr hoch?!

Trotzdem bewundere ich dich und deine Willenskraft! Und jetzt ist es ja zum Glück gut gegangen Very Happy Ich wünsch dir weiterhin viel Durchhaltevermögen und alles Gute!

LG Katzentante
Nach oben
Stefan1966
Anfänger


Anmeldungsdatum: 30.03.2014
Beiträge: 3

BeitragVerfasst am: 2. Apr 2014 13:39    Titel: Antworten mit Zitat

Obelix hat Folgendes geschrieben:
Zitat:
und ich bin froh all die Tage ohne fremde Hilfe durchgestanden zu haben.


Ja, es gibt zig Wege dem Alkohol ADE zu sagen.
Ich habe, wie Du hier wahrscheinlich schon gelesen hast, gerade eine Therapie abgebrochen, und trotzdem habe ich daraus etwas gelernt.

Fixiere Dich nicht auf den Standart Weg.
Ich habe es gehasst, wenn ich zu hören bekam; Entgiftung, Therapie und dann lebenslänglich SHG...(Öhmmm?)
Ich habe auch 1000 mal entzogen, aber, die Entgiftung hat bei mir doch schon postives hinterlassen. Was ich da geshen und erlebt habe, das reicht erstmal Exclamation

Ich möchte Dich fragen, wie wirst Du dein "neues Leben" leben?
Was tust Du um dem alten Kreis zu entrinnen, der Dich zum Suff brachte?

Auf was ich hinaus will; Mit aufhören alleine ist es nicht getan.

Viel Glück erstmal



Dem alten Kreis werde ich nicht entrinnen können, der wird wohl immer da bleiben, allerdings stelle ich mich den Problemen und werde sie nicht wieder im Alk ertränken. Sie werden dadurch ja nicht besser oder weniger, es war nur vermeintlich erträglicher Wink
Heute ist der 13. Tag im neuen Leben und es fühlt sich gut an, das Barfach ist gut gefüllt und ich kann daran vorbei gehen ohne es leer trinken zu müssen.
Wenn sich noch ein Jobangebot einstellt, dann sind schon mal 50% der Sorgen weniger und den Rest schaff ich dann auch noch Rolling Eyes
Nach oben
Stefan1966
Anfänger


Anmeldungsdatum: 30.03.2014
Beiträge: 3

BeitragVerfasst am: 2. Apr 2014 13:58    Titel: Antworten mit Zitat

Katzentante hat Folgendes geschrieben:
Also erstmal Respekt, dass du das so durchgezogen hast! Ich glaube, es gibt nur sehr wenige, die dann nicht doch sich nen Schluck gönnen, damit es nicht so hart wird...Ich persönlich könnte sowas nicht durchziehen!

Trotzdem lief es mir beim Lesen eiskalt den Rücken herunter, da du ja körperlich voll am Limit warst! Zum Glück ist es gut gegangen, aber man darf sich nicht vorstellen, was passiert wäre, wenn du umgekippt wärst oder das Herz das nicht verpackt hätte...

Deswegen finde ich, dass kalte Entzüge nicht so das Wahre sind, grad weil es den Körper so extrem belastet und es zu lebensbedrohlichen Situationen kommen kann...Vor allem bei deiner ehemaligen Dosis: 1 Flasche 54% Rum...

So nen H-Entzug kalt+zu hause find ich jetzt au net so besorgniserregend (zumindest schließe ich mich da der Meinung meines Freundes an weil ich es selber nicht erlebt habe) aber grad bei Alk ist doch die Krampfgefahr sehr hoch?!

Trotzdem bewundere ich dich und deine Willenskraft! Und jetzt ist es ja zum Glück gut gegangen Very Happy Ich wünsch dir weiterhin viel Durchhaltevermögen und alles Gute!

LG Katzentante


Sicher war es ein Risiko, aber ins Krankenhaus wollte ich auf keinen Fall. Die wollten mich nach dem missglückten Suizid schon wegsperren. Am schlimmsten fand ich den Schlafmangel, nach ner Flasche Rum hab ich immer super gut geschlafen, 6 Tage & Nächte ohne Schlaf war schon streckenweise der Horror, vor allem das sich Dinge scheinbar bewegten, du siehst Dinge die sind nicht vorhanden, oder ich hörte mein Handy klingeln oder die Türklingel obwohl dem nicht so war. Klar hab ich aufs Handy geschaut und bin zu Tür gegangen, ich wusste ja nicht was ist nun real oder Einbildung. Bleibste aber liegen und ziehst dir die Decke übern Kopf, drehste irgendwann tatsächlich durch. Die Tage konnte ich auch teilweise nur im liegen ertragen, körperliche Anstrengung war nicht möglich. Heute ist Tag 13, bin froh das ich das gemacht habe, alle Panikattacken total verschwunden, die Depressionen erträglich, der Alk hat die nur verstärkt, obwohl es in dem Moment der Vernebelung einem ganz gut geht, absoluter Trugschluss... und meine Leber freut sich bestimmt auch Wink
Nach oben
scrabble
Bronze-User
Bronze-User


Anmeldungsdatum: 30.03.2014
Beiträge: 66

BeitragVerfasst am: 3. Apr 2014 21:34    Titel: Antworten mit Zitat

Wow, das ist echt hardcore.
Wahnsinn, was der Körper so alles mitmachen und durchhalten kann.
Shocked Sad
Aber ich finde es wirklich bemerkenswert, dass du das so durchgehalten hast.

Früher habe ich bei meinem Stiefvatermitbekommen, wie dreckig es ihm morgens ging, wenn er noch nichts getrunken hatte Sad
Das war wirklich nicht schön.
Daher finde ich es aber auch wirklich bedenklich, dass du das ohne Begleitung durchgezogen hast.
Nicht vorzustellen, wenn etwas schief gegangen wäre Confused Sad
Man kann sich ja absprechen, dass derjenige nur eingreift, wenn es wirklich bedrohlich wird und/oder die ersten Tage dabei ist.

Und wie hier schon erwähnt wurde, ist der Entzug natürlich "nur" die halbe Miete. Wichtiger ist diesen Kreislauf, der dich dazu gebracht hat zu durchbrechen und die Gewohnheiten zu ändern.
Ich wünsche dir viel Kraft, tschakka, du schaffst das! Exclamation Idea
Nach oben
Beiträge der letzten Zeit anzeigen:   
Neues Thema eröffnen   Dieses Thema ist gesperrt, du kannst keine Beiträge editieren oder beantworten.    Drogen-Forum Foren-Übersicht -> Erfahrungsberichte Alle Zeiten sind GMT + 2 Stunden
Seite 1 von 1
Gehe zu:  
Impressum & Rechtliches
ForenübersichtIndex   SucheSuche   FAQFAQ   LoginLogin