das Leben nicht auf die Reihe kriegen :? :? :(

[Miu]

Hallo ihr Lieben,

puh, mich überschwemmen gerade total viele Gefühle und mir gehts total mies, total unerwartet und ich will mich euch irgendwie mitteilen ...

also, gestern war einer der miesesten Tage seit langem, ich hab überhaupt gar nichts mehr unter Kontrolle gehabt, es war richtig richtig furchtbar und ich hab meinen Körper auch an seine Grenzen gebracht..

Naja und gerade eben habe ich mit meinem Ex geschrieben, weil mich einfach soviel an ihn erinnert und ich mit ihm was machen wollte .. naja .. und dann bin ich irgendwie drauf gekommen, dass er nicht von mir denken soll, dass ich ein Versager bin und nichts auf die Reihe bekomme und so weiter... weil er sooft zu mir gesagt hat, dass ich dumm und unbedacht wäre und alles falsch anpacke und ich keine Disziplin hätte und zu schwach wäre und deshalb krank bin und dass ich mich mal beherrschen soll und eine leere leblose Hülle (das hat er mal genauso gesagt, ist schon länger her) wäre und generell dass ich eigentlich nichts richtig kann (kochen, waschen, planen, Dinge erledigen, lernen ...) ..

Und als ich ihm das gerade so geschrieben hab, dass ich nicht dumm bin und auch irgendwie mein leben schaffen werde, da hab ich einen wahnsinnigen Kloß im Hals bekommen...

ich glaube das ganze hat mich innen drin noch viel tiefer getroffen als ich gedacht habe!
Er hat ja mit vielem Recht, ich bekomme / bekam wirklich so einiges nicht auf die Reihe, weil ich einfach sehr stark überfordert bin, kaum aus dem Bett komme teilweise, auch wegen den massiven Schlafproblemen und mich einfach diese starke Depression immer irgendwie "gefangen" hält. Ich hab immer versucht ihm zu erklären, wie es mir geht aber für ihn war das immer nur eine Ausrede.

Was meint ihr? Ist es nur eine Ausrede? Sollte ich nicht trotzdem "alles" meistern können, ganz egal wie es mir geht? Sollte man das nicht trotzdem schaffen? Bin ich wirklich einfach nur zu schwach und kann die Zähne nicht zusammenbeißen?
Ich glaube schon irgendwie dass es mir einfach oft so schlecht geht und ich wirklich wirklich nicht.mehr.kann. aber vielleicht rede ich mir das auch nur selbst ein als Rechtfertigung ...

Bei mir bleiben viele Dinge liegen zb, ich schaffs irgendwie nicht die zu erledigen, traue mich teilweise auch keine Post zu öffnen, aus Angst vor weiteren Mahnungen. Das ist total dumm und bringt gar nichts, ich weiß, aber manchmal da bin ich so down und irgendwie "verkrafte" ich das dann nicht, noch eine schlechte Nachricht - habe ich so das Gefühl.

Ich glaub der Text ist total zusammenhangslos ... danke an jeden der es bis dahin durchgelesen hat.
Könnt ihr irgendwas dazu sagen?

verwirrte, traurige, unsichere, etwas hilflose
liebe Grüße
Miu

[Arschbombe]

Halli Miu, das hört sich alles sehr traurig und verzweifelt an. Für einen "normalen Menschen" ist das schwer nachvollziehbar. Sicher hat jeder auch schlechte Tage, nur finden die meisten schnell wieder zurück ins Leben.
Wie siehts denn aus? Gibts überhaupt etwas was Du gerne machst? Gibts einen "Traumjob"? Hast du schon mal versucht einen Plan aufzustellen? Mach doch mal ne schriftliche Liste mit Sachen die dir Spass machen, die Du kannst und potentiellen Hobbys. Man muß nicht alles können.
Leider weiß icht als "nicht Betroffener" nicht wie man sich aus so nem Schlamassel rausholt. Aber durch jahrelange H Sucht und den Verlust von Existenzen, Freunden, und dem in der Sache liegenden Abstürzen bis hin zum Knast, weiß ich das alles möglich ist. Nach jedem Absturz kann man aufstehen und weitergehen, oder eben liegen bleiben. Aber eines ist sicher, der Stillstand macht mehr kaputt als alles andere.
Ich wünsche Dir Du findest Deine Motivation.

[Flu]

Hey Miu,

hallo nach langer Zeit, in der ich nicht hier war...

Es tut mir leid, dass es dir schlecht geht.
Was du nie vergessen darfst: es liegt im Wesen der Depression, dass man alles schwarz sieht. Man denkt anders, man fühlt anders, man i s t anders.

Depressionen sind eine schwere Krankheit. Da kann man nicht die Zähne zusammenbeißen. Im Gegenteil. Man ist ja völlig außer Kontrolle, wird
ständig emotional durchgeschüttelt, nein geschleudert, hat unbeschreibliche Ängste, trauert, ist schlapp, kaputt, unattraktiv, leidet innerlich wie ein
Hund und von außen siehts keiner, verstehts keiner. Man fühlt sich
saueinsam und ist es irgendwie auch.
Und als ob das nicht reicht, schämt man sich noch für all das. Vor sich
selbst und vor allen anderen. Dafür, dass man nicht in der Lage ist, lebenslustig, kommunikativ, aufstrebend oder wenigstens immerhin alltagstauglich zu sein.

Das mit den Mahnungen, Dinge aufschieben ist ja völlig klar. Man ist ja
schon vom Alltag überfordert, wie soll man da noch Probleme lösen...

Ich finde, dein Exfreund hat sehr gemeine Dinge gesagt.
Die wenigsten Menschen können nachvollziehen, wie sich eine Depression auswirkt und haben nur bis zu einem gewissen Grad Verständnis.
Warum er dich aber so abwertet hat vermutlich andere Gründe, die wohl
auch mehr mit ihm als mit dir zu tun haben

Frage dich, ob es dir gut tut, wenn du momentan mit jemandem wie ihm zusammen bist.
Mich hat es immer total runtergezogen, wenn ich mich in Situationen

begeben habe, in denen ich mich minderwertig gefühlt habe.
Also typischerweise in Situationen mit Leuten, denen man eigentlich
gefallen will oder die einen besonders kritisch betrachten... oder beides.
Sowas tut man sich wenn, dann lieber an, wenn man stabil ist, oder?

Du d a r f s t krank sein. Irgendwas ist noch nicht gelöst bei dir und deine Seele schreit und dein Körper sabotiert... so lange, bis sich das geregelt hat.
Du brauchst keine Schuldgefühle haben! Und dich auch nicht rechtfertigen.

(Wenn das bei dir so stark ist, könnte das auch ein Hinweis sein auf die Grundproblematik... Bei mir trifft das jedenfalls zu.
Also dieser Rechfertigungszwang. So als ob man sich seine Existenzberechtigung immer wieder erst verdienen müsste...)

Ich glaube, ich habe dich das vor Monaten schonmal gefragt.
Gibt es irgendetwas für das du brennst? Eine Leidenschaft?
In welchen Situationen in deinem Leben hast du dich wohl gefühlt?
Wie würde dein Leben aussehen, wenn du glücklich wärst?

Das würde mich wirklich interessieren.

Liebe Grüße
von Flu

[GagaMama]

Och Mensch, Miu!

Wat machse denn nur? Da haste aber wirklich einen mordsmäßig beschissenen Tag gehabt - gut, dass er jetzt vorbei ist. Eigentlich kann jeder andere Tag nur besser werden.

Wenn mir das mein Partner sagen würde. . . könnte ich nur hoffen, dass ich hinterher "Mildernde Umstände" bekäme! Ein Partner ist dafür da, dass er einen unterstützt, aufbaut, stützt. . . und nicht fertig macht und noch weiter runterzieht, wenn es einem schon schlecht geht! Natürlich treffen Dich solche Bemerkungen ganz tief, wenn Dein Selbstwertgefühl wegen all der unerledigten Dinge und Probleme sowieso schon im Keller ist!

Nee, also wirklich! Da fühlst Du Dich schon grottig - und der Idiot geht hin und BESTÄTIGT das auch noch? Ist er überzeugter Sadist XXL? Oder will er Dich klein und fertig machen? Braucht er das für sein eigenes Mini-Ego?

Das, was Du hast, sind ganz massive Depressionen mit einer gigantischen Antriebsschwäche! Das kenne ich absolut und alles, was Du beschreibst, hatte ich auch! Manchmal hatte ich gedacht, ich hätte Demenz oder einen Gehirntumor, weil ich die einfachsten Sachen nicht hintereinander bekam, die ich früher mit links und ohne darüber nachzudenken erledigt hatte! Ich kam mir unglaublich dumm und unfähig vor! Ich konnte mich zu nichts aufraffen, wollte nur meine Ruhe haben, mich mit Tagesgeschäften wie Briefen, Telefonaten oder Aufgaben nicht beschäftigen müssen - ich war nicht einmal in der Lage, beim Zahnarzt einen Termin für eine Kontrolluntersuchung zu machen! Unglaublich! Alles war zu mühsam, Entscheidungen zu treffen war schwierig bis unmöglich! Ich konnte mir die einfachsten Dinge nicht merken, konnte mich an Gespräche und Vereinbarungen nicht erinnern, habe ständig Termine vergessen, konnte einfachste Rechnungen nicht im Kopf lösen, Gesprächen zwischen mehreren Personen folgen, es war alles unglaublich frustrierend und verwirrend für mich! Waschen, Putzen, Organisieren - es ging einfach nicht! Selbst Kleinigkeiten erschienen mir wie absolut unlösbare Probleme! Das war eine furchtbar schlimme Zeit nicht nur für mich, sondern auch für meine Familie! Da aber meine Traurigkeit nicht im Vordergrund stand, bin ich überhaupt nicht auf die Idee gekommen, dass es sich um Depressionen handeln könnte!

Miu, ich bin absolut davon überzeugt, dass Deine Probleme keine Ausrede sind und Du Dir nichts einredest oder schwach, dumm, unfähig, undiszipliniert bist und Du Deine Probleme nicht mit Beherrschung oder "Zähne zusammenbeißen" in den Griff bekommst. Klar, kann man damit eine kurze Zeit überbrücken - aber das kostet so viel Energie, dass es einem im Anschluss daran noch schlechter geht! Und ein Versager bist Du ganz bestimmt nicht!

Ich hatte das Glück, dass ich wegen eines neurologischen Problems zum Arzt gegangen bin, der gleichzeitig auch psychiatrisch arbeitet - und der fragte mich plötzlich, ob ich wegen Depressionen behandelt würde. . . mein ganzes Benehmen schrie förmlich nach schweren Depression! Zu dem Arzt zu gehen, hat wirklich mein ganzes Leben verändert!

Ich bekam ein SSRI-Antidepressivum, das ganz gezielt die Antriebsschwäche bekämpft - und das gleichzeitig mit großem Erfolg bei Bulimie eingesetzt wird. . . und bei mir war es wirklich erfolgreich Wir mussten uns langsam an die richtige Dosis herantasten. Es heißt Fluoxetin und ich nehme davon 40 mg morgens gegen die Antriebsschwäche - gegen Bulimie wären es 60 mg. Die einzige Nebenwirkung bei mir - besonders bei dem Wetter - ich schwitze wie ein Springbrunnen. . . das Wasser tropft mir von den Haarspitzen! PEINLICH!

Wenn Du es gegen Deine Antriebsschwäche versuchen willst: Du schleichst es langsam ein mit 10 mg für eine Woche und dann steigerst du es allmählich auf 40 mg - bei mir hat es etwa vier Wochen gedauert! Bei Bulimie eben bis auf 60 mg - bevor Du dort angekommen bist, wirst Du wahrscheinlich das Gefühl haben, ständig Fressattacken zu bekommen, aber das Bedürfnis, sich erbrechen zu müssen, lässt stark nach. Wenn Du dann ein paar Wochen auf 60 mg bist, lassen auch die Fressattacken stark nach. Klar, die Bulimie ist immer noch da und die Suchtzyklen verschwinden auch nicht komplett - dafür brauchst Du das Glück, die Ursache zu finden! Sie belastet Dich und Deinen Körper aber nicht mehr so stark, weil sie nur noch selten bei starker seelischer Belastung oder Stress auftreten. Gleichzeitig reduziert sich Deine Antriebsschäche und du bekommst Dein Leben deutlich besser auf die Reihe und den Alltag organisiert. . . und das entlastet wiederum Deine Stressbelastung!

Hast Du es eigentlich einmal eine Woche lang ausprobiert, das Einkaufen, Fressen und Erbrechen entspannt in Deinen Tag zu integrieren? Warst Du auch bei einer Ernährungsberatung?

Kopf hoch, Miu! Du bist ganz prima in Ordnung - nur Dein Gehirnstoffwechsel spinnt! Und dagegen kommt man nur kurzfristig an und ruiniert damit seine Rest-Energie und sein Selbstwertgefühl. Da musst Du mit Deinem Psychiater so lange rumprobieren, bis Du das richtige Antidepressivum gefunden hast - frage ihn ´mal nach Fluoxetin. Es gibt Kapseln und teilbare Tabletten - letztere halte ich für sinnvoller, bis Du die richtige Dosierung gefunden hast. Vielleicht kannst Du sogar Deine beiden Probleme damit in den Griff bekommen - einen Versuch wäre es wert. . . über vier Monate solltest Du die Tabletten mindestens ausprobieren und davon zehn Wochen bei 60 mg.

Alles Gute, Miu!

GaGa

[Miu]

Hallo ihr alle lieben,

mich rührt das so sehr alles dass ich es jetzt gleich schreiben muss, habe nur gerade keine Zeit ausführlich zu antworten.

Danke für all eure Worte
..

@GaGa: Ich nehme schon länger Fluoxetin, 3-4 Tabletten (also 60-80mg) pro Tag...

Ich bin froh dass es euch gibt!

Bin letztens eine Landstraße entlang gefahren und habe daran gedacht, dass es euch/uns wirklich alle gibt da draußen, mit all den (geheimen) Gedanken und jeder von uns hin und wieder irgendwo auf einer Straße entlang fährt, morgens aufsteht, lebt und abends wieder ins Bett geht.
Das hat mich irgendwie beruhigt.

Liebe Grüße
Miu

[Miu]

Hallo ihr alle lieben,

mich rührt das so sehr alles dass ich es jetzt gleich schreiben muss, habe nur gerade keine Zeit ausführlich zu antworten.

Danke für all eure Worte
..

@GaGa: Ich nehme schon länger Fluoxetin, 3-4 Tabletten (also 60-80mg) pro Tag...

Ich bin froh dass es euch gibt!

Bin letztens eine Landstraße entlang gefahren und habe daran gedacht, dass es euch/uns wirklich alle gibt da draußen, mit all den (geheimen) Gedanken und jeder von uns hin und wieder irgendwo auf einer Straße entlang fährt, morgens aufsteht, lebt und abends wieder ins Bett geht.
Das hat mich irgendwie beruhigt.

Liebe Grüße
Miu

[Flu]

Hey Miu,

bevor ichs die nächste Zeit selten ins Internet schaffe, wollte ich dir unbedingt noch sagen, dass ich dich und deine Texte sehr sympathisch und interessant finde.

Ich hab das Gefühl, dass bei dir ein ganz dicker Knoten ist, der dich an allem total hindert und dass, wenn der mal gelöst ist, da eine sprudelnde
Quelle voller Neugier und Kreativität, Hingabe und Lebenslust steckt.

Nimm dir mal was vom Leben und lass nicht immer die anderen vor.
Nutze deine Gaben, sie sind versteckt, aber sie sind da! Benutze sie ...auch wenn momentan nicht viel geht.

Halte durch, es lohnt sich!

Viel Mut + Kraft
...und bis demnächst!
Flu