Ratschläge

[Fee1]

Mein Freund ist demnächst im Methadonprogramm. Könnt ihr mir Ratschläge geben, wie ich ihn am besten unterstütze bzw. wie ich mich verhalten soll ?

[veilchenfee]

Es werden halt neue Themen anstehen: Erlebnisse bei der Vergabe, Urinkontrollen, Take home ... vielleicht wird es Ärger mit dem Arzt oder dem Personal geben, vielleicht passt die Dosis zu Anfang nicht. Eventuell wird er Beikonsum und die damit verbundenen Probleme haben. Versuche halt, Dich in das Thema "Substitution" einzuarbeiten, damit Du weißt, wovon er berichtet.

[Fee1]

Danke schön, ich bin tatsächlich um jeden Ratschlag verlegen und dankbar. Ich möchte alles richtig machen, obwohl sich Fehler wohl kaum vermeiden lassen .

[veilchenfee]

Hast Du denn mit Drogen überhaupt nichts zu tun? Wie bist Du denn an einen abhängigen Freund geraten? Es geht bei der Sache weniger darum, dass DU alles richtig machst. ER muss mit der Substi zurechtkommen. Es ist lobenswert, dass Du ihn unterstützen möchtest, aber pass´ auf, dass Du Dich und Dein eigenes Leben darüber nicht vergisst!

[Praxx]

Hallo Fee,
du musst dich auf Folgendes Einstellen:
Erst wird dein Freund froh, glücklich und fast euphorisch sein, dass er dem Stoff nicht mehr hinterherjagen muss, kein Geld mehr auftreiben muss, plötzlich endlos Zeit übrig hat...
Danach kommt eine Phase, in der er feststellt, dass es nicht so einfach ist, darauf zu verzichten, nach Bedarf durch Drogenzufuhr seine Stimmung zu regulieren - das Metha gibt es täglich zu einer festen Zeit in gleichbleibender Dosis. Das wird besonders schwierig, wenn man gleichzeitig viel Zeit hat, über das verpfuschte Leben nachzudenken...
Du musst damit rechnen, dass es durch das Substitut Probleme mit dem Sex geben kann, also entweder völlige Lustlosigkeit oder auch Potenzprobleme auftreten können.

LG

Praxx

[Fee1]

Nein, ich habe nicht aber auch gar nichts mit irgendwelchen Drogen zu tun. Für viele bestimmt unverständlich, wie ich mir einen solchen Freund "anlachen" konnte.
Aber das ist ein anderes Kapitel.
Ich habe mir schon irre viel erlesen, was in nächster Zeit ansteht. Danke für die Tips und Ratschläge. Es wird bestimmt nicht einfach werden. Ich hoffe wir schaffen das.

[Kleeblatt]

Hallo Fee,

auch ich lebe in einer Beziehung mit einem ehemals Substituierten, der sich gerade nach einer Entgiftung durch den Entzug quält. Als ich ihn kennen lernte, war er allerdings schon im Programm.
Auch ich habe rein garnichts mit Drogen zu tun, und mein Leben hat sich im letzten Jahr stark verändert. Und ich habe teilweise wirklich vergessen an mich zu denken, jede aufzubringende Kraft habe ich investiert um immer da zu sein, um zu versuchen, etwas zu verhindern, was ich nie verhindern hätte können: Suchdruck. Mein Freund hatte enorme Probleme mit Beikonsum.
Vor drei Monaten war er freiwillig auf Entgiftung um sein Pola und die Benzos loszuwerden. Seitdem quälen wir uns nach einigen schlimmen Rückfällen durch den Entzug. Und noch immer lebe ich nur für ihn, trau mich manchmal kaum aus dem Haus. Will immer da sein.
Ich kann dir nur raten: Vergiss nie an dich selbst du denken! Alles Gute wünsch ich euch!

Lg, Kleeblatt

[Fee1]

Hallo Kleeblatt,

vielen Dank für deine lieben Worte.
Deinen Ratschlag, mich nicht zu vergessen, versuche ich zu berücksichtigen. Aber ich denke, es wird nicht einfach sein.
Mein Freund kennt die Umstände, die ein solches Programm mit sich bringt sehr gut, leider. Aber ich hoffe ganz stark, dass wir es schaffen werden.

auch dir, liebes Kleebatt, wünsche ich alleds erdenklich Gute.

Ganz liebe Grüße
Fee1

[Praxx]

Hallo Fee,
es gibt ein paar einfache Regeln, an die du dich halten solltest:
Nur dein Freund kann entscheiden, ob, wann und wieviel er konsumiert, diese Entscheidung kann niemand anderes für ihn treffen. Nur er ist verantwortlich, wenn er konsumiert, niemals du!
Kontrolliere nicht! Kontrolle schafft einen Wettbewerb, ob sie nicht umgangen werden kann, und sie übernimmt Verantwortung: "Du hast nicht genug aufgepasst, du bist schuld"
Kritisiere nicht! "du nörgelst eh nur an mir rum, ob ich was nehme oder nicht - da konsumier ich lieber, dann macht mir das nichts aus, und du bist schuld"
Trefft nur Vereinbarungen, die jeder von euch auch tatsächlich einhalten kann,
entschuldige ihn nicht bei anderen, lüg nicht für ihn!

Jeder von euch ist erst mal für sich selbst verantwortlich. Du kannst nur dann für ihn sorgen, wenn du vorher gut für dich selbst gesorgt hast - und er muss auch lernen, gut für sich selber zu sorgen. Er muss seine eigenen Ziele festlegen und zu erreichen suchen - dabei kannst du ihm helfen! Deine Ziele spielen dabei keine Rolle.


LG

Praxx

[Fee1]

Hallo Praxx,

ich danke dir für deine offenen und ehrlichen Worte.
Es wird sich zeigen, was alles auf uns/mich zukommt.
Ich bin zuversichtlich, dass wir es schaffen

LG
Fee1

[Fee1]

Hallo Praxx,

unsere Beiträge haben sich wohl überschritten.
Deine Worte wirken sehr realistisch auf mich. Du beschönigst nichts, was mir auch nicht helfen würde.

Ich hoffe, dass wir durch gut durch die nun anstehende Zeit kommen werden. Es hilft mir, als gänzlich Unerfahrene, hier ernst genommen zu werden.

Alles Liebe
Fee1

[Praxx]

Ganz wichtig, Fee
Es ist SEIN Projekt - es ist nicht dein Verdienst, wenn es funktioniert, und es ist nicht dein Versagen, wenn es nicht klappt!

LG

Praxx

[Kleeblatt]

Wahre Worte, Praxx, und doch leider sehr schwer umzusetzen...



Bla bla bla bla bla... Was ne bescheidene Regel...

[Fee1]

Ich denke auch, dass diese Regel recht schwer einzuhalten ist.

Man darf einfach nicht zu idealistisch sein, sondern eher realistisch. Wenn es alles nur nicht so verdammt schwer wär

[Fee1]

Ich bin es noch mal. Mein Freund ist jetzt seit einigen Wochen im Programm. Augenscheinlich läuft es gut, wenn auch die bekannten ersten Schwierigkeiten da waren.
Was kann ich denn jetzt och machen, damit nichts mehr schief läuft. Von heute auf morgen geht das nicht, das weiß ich.

Aber es wäre so hilfreich für mich von euch Ratschläge zu bekommen.
Danke dafür