Wie grenzt man sich von Drogenabhängigen ab ?

[peterX]

Ich habe einen heroinabhängigen Freund, den ich regelmäßig bei meiner
Arbeit und gelegentlich bei mir zu Hause treffe.
Unsere Absprache war, daß ich ihm nie Geld geben würde, weil es klar ist, daß er es für Heroin ausgeben würde. Aber etwas zu Essen machen, Kaffee kochen und andere kleine Hilfestellungen dieser Art fand ich ok.
Leider ist es nicht dabei geblieben, vor ein paar Wochen habe ich ihm doch das erste Mal Geld gegeben, seitdem passierte das 2-3 mal wöchentlich,
"ausnahmsweise", "ist ja nur geliehen" und "wirklich das letzte Mal".
Gestern war er in einer echten Notsituation ( in die er sich selbst gebracht hat, aber egal) und ich habe ihm erstmals Geld verweigert, obwohl er herzzerreißend schilderte, was ihm alles blühe, wenn er das Geld nicht zusammen bekäme.
Seine Schilderungen entsprechen auch der Wahrheit.
Er schwankte zwischen Enttäuschung und Wut.
Wie soll man sich von einem Drogenabhängigen abgrenzen, ohne ihn zu verletzen ? Das ist ja nicht meine Absicht. Im übrigen war ich genervt, weil er mich gestern so oft und eindringlich gebeten hat.

[graham]

sag ihm was fase ist, daß es bei dir kein geld gibt! du siehst ja was kommt, wenn dus einmal machst; er kommt immer wieder und fragt! das ist keine basis für so etwas wie freundschaft. er wird sicherlich mit noch herzergreifenderen storys kommen aber da musst du hart bleiben, sonst greifst du ganz tief in die junkieschei*se und mit viel pech bist du der nächste, der seine kollegen auf geld anhaut!

greetz
graham

[Praxx]

Hallo Peter,

wieso machst du dir Sorgen, du könntest ihn verletzen? Mit seinem Verhalten verletzt er DICH, er degradiert dich zur billigen Melkkuh und verschafft dir vorsätzlich ein schlechtes Gewissen - ob du ihm was gibt oder nicht!

Sag ihm ganz klar, dass du auf eine Freundschaft keinen Wert legst, in der du mit deiner Freundschaft praktisch erpresst wirst.

Was soll ihm denn ohne dein Geld großes passieren, was auch MIT deinem Geld nicht sowieso passiert, aber halt später?

Er wird so weiter machen, bis auch dein Geld alle ist, aber immer noch in der gleichen Sch...e sitzen. Dann wird er dich beklauen, bis es nichts mehr zu klauen gibt...

Wenn du ihm Geld gibst, übernimmst du die Verantwortung dafür, dass er sein Konsumverhalten nicht zu verändern braucht!

LG

Praxx

[Nehell]

Das kommt mir sehr bekannt vor. Vor Jahren kannte ich auch mal jemand
der früher auf Crack war und dann irgendwann in der Psychiatrie gelandet
ist. Der wollte sich auch ständig Geld von mir leihen obwohl er nicht mehr
auf Droge war. "Morgen kriegst du es wieder"
war da der Standardspruch. Ich habe ihm mal Geld geliehen,
das habe ich dann erst nach 4 Wochen wieder bekommen,
weil ich ständig Druck machte.
Mit "Morgen kriegst du es" war da nichts mehr.

Ich will jetzt nicht verallgemeinern, aber durch den Suchtdruck
den viele Süchtige haben werden nicht wenige extrem unzuverlässig
gerade was Geldrückzahlungen und andere Rückerstattungen angeht.

Als Süchtiger muss man glaube ich sich ein sehr dickes Fell zulegen,
wird narzisstisch und dreht sich nur um sich selbst und die eigene
Sucht. Das konnte man auch früher in der Hippiebewegung
beobachten. Die meisten Hippies sind Narzissten, denen es
nur um das eigene Ego geht und die eigene Selbstdarstellung,
was für mich an deren Drogenkonsum lag, der sie innerlich
zu selbstsüchtigen Monstern gemacht hat, während sie nach
außen hin Liebe und Frieden und Utopien nachgejagt sind.

LG

Marius

[JohnDoe46]

Das du deinen süchtigen Freund unterstützt hast, ehrt dich, auch das du ihn nicht Verletzen willst, ehrt dich. Leider ist das alles umsonst. Egal was zwischen euch früher war, er ist nicht mehr dein Freund. Er manipuliert dich und sieht dich als „Option“ Kohle zu bekommen. (Denk an das hysterische Gehabe mit dem anstehenden Leid zu drohen).
Wie viel schuldet er dir schon? 100? 200? oder sind es schon über 1000. Wenn nicht, darauf läuft es hinaus.
Ihn nur mit Naturalien (Essen & Trinken) zu versorgen war schon der richtige Weg. Dreh den Geldhahn zu, bleib hart dabei und du wirst sehen! Plötzlich ist er weg!
Eine der übelsten Nebenwirkungen der Sucht, ist dieses narzisstische, Egoistische, nur auf sich und der eigenen Sucht fixierte, Verhalten. Dabei wird jedermann daran gemessen, was er zu bieten hat.
Du scheinst ein netter Mensch zu sein, du hast besseres verdient.
Liebe Grüsse

[peterX]

Zunächst einmal danke für die Antworten -
sich selbst und seine Beziehungen mal von anderen, Unbeteiligten und deshalb relativ Neutralen "gespiegelt" zu bekommen,
kann schon hilfreich sein, Dinge klar zu sehen.
Was ihr sagt, denke / befürchte ich auch alles.
Ich will dann mal berichten, wie es heute weitergegangen ist :
in der Annahme, er würde wegen des leichten Streits gestern nicht kommen,
ging ich nichtsahnend meiner Arbeit nach, als er, Stunden später als gewöhnlich, bei mir war.Wir haben zusammen Kaffee getrunken und
zu Abend gegessen, wenn ich ihn auf das Thema von gestern ansprach,
wehrte er ab und meinte, es sei alles wieder in Ordnung und er bedankt sich dafür, daß ich ihm schon sehr geholfen hätte.Nach Geld hat er nicht gefragt und als ich ihm noch mal deutlich sagen wollte "Von mir kriegst du kein Geld für Heroin mehr" tat er so, als ob er das voll und ganz verstehe, wechselte aber
sehr schnell das Thema.
Also heute hat er mich nicht nach Geld gefragt und klar gemacht, daß er mein Freund bleiben möchte ( mehr so indirket : "Hast du die DVD noch, die wir gemeinsam anschauen wollten ? Machen wir bald, ja ? ).
Wahrscheinlich ist es naiv,zu glauben, daß as so bleibt. Wenn er wieder auf das Geldthema kommt, muß ich halt erneut klar machen,
daß er von mir nichts mehr bekommt.

[JohnDoe46]

Genau! Pass auf das er nicht mal "total daneben" bei dir in der Arbeit auftaucht, um doch wieder nach Geld zu fragen. Oder Arbeitest du alleine und hast auch keinen Kundenverkehr. Ein abgewrackter Junkie, der rumkrakält in einem Laden, ist nicht gerade Geschäftsfördernd. Nicht das du schwierigkeiten bekommst. Ich hoffe du verstehst meine Intention.

[peterX]

Klar verstehe ich deine Intention.
Also ich arbeite alleine, Kundenverkehr haben wir nicht direkt und wenn
er bei mir ist, sieht man das von draußen nicht unbedingt.
So abgewrackt ist er noch nicht, daß jeder es ihm sofort ansehen würde,
die meisten Leute haben ja keine Erfahrungen mit Drogen oder Drogenabhängigen und bemerken es deshalb nicht

Ich passe da schon auf und hoffe , daß es zu keinen pikanten Situationen kommt.
Er hört auf mich - auch wenn er mal sehr breit ist - und ist, wie
die meisten Junkies / Drogenabhängigen vom Charakter eher weich und nachgiebíg. Wenn er zuviel Heroin gespritzt/geraucht hat, singt er und redet unverständlich laut mit sich selbst .Aber das kommt nicht so oft vor.
Wäre ich immer komplett allein mit ihm, fände ich das nicht weiter schlimm -
vor anderen Leuten habe ich manchmal ein leichtes Gefühl der Peinlichkeit.

[peterX]

Ich fand die Abgrenzung von Drogenabhängigen übrigens immer schwierig.Schon als Kind war ich damit konfrontiert, wegen meines Bruders und Cousins und deren Freundinnen.
Teilweise mußte ich als Kind dicht halten gegenüber Eltern und Polizei,
was einem Kind schwer fällt, weil es die Zusammenhänge noch nicht so erkennen kann.
Meine Eltern waren beide berufstätig und ich wurde, als ich klein war,
in der Obhut älterer Verwandter, sehr oft meines Bruders und oder Cousins
und derer Freundinnen zurückgelassen. Sie nahmen alle Drogen und so kam es vor daß ich in den Rauschschwaden zahlreicher Joints vor mich hin spielte
oder daß ein lieber Onkel in grün mich kindgerecht befragte, wenn es z.B. wieder mal zu einem Apothekeneinbruch oder ähnlichem kam und die Polizei die Liste der üblichen Verdächtigen abarbeitete.
Diese Erlebnisse waren nur ein winziger Teil meiner Kindheit, aber heutzutage habe ich mich schon gefragt, ob ich vielleicht damals schon gelernt habe, mit Drogenabhängigen solidarisch zu sein.

[CrazyMan]

Es ist ganz sicher nervig, um Geld angebettelt zu werden. Dass es so weit überhaupt kam, lag am Bruch der selbst gesetzten Regel, niemals Geld zu geben. Auf der anderen Seite kann ich aber auch die Verzweifelung des Abhängigen verstehen. Er ist nun mal leider tagtäglich auf H angewiesen. Die Entzugssymptome sind heftig und er wird panisch, je mehr die Symptome zu spüren sind.

Du könntest ihm auch auf andere Weise helfen. Ginge er in die Substitution wäre der tägliche Stress, etwas auftreiben zu müssen, nicht mehr gegeben. Du hast sicher einen PC und könntest die Adresse einer Drogenberatung heraussuchen, die für eine Substitution die erste Anlaufstelle ist. Vielleicht kannst du ihn sogar begleiten/hinfahren.

Dass er dich, ohne nach Geld zu fragen, besuchte, war doch ein netter Zug. Jemand, der wirklich nur auf Geld aus ist, sonst nichts, hätte das nicht getan. Und vorausberechnend wird das auch nicht durchgeführt worden sein, von H Abhängige leben in der Regel von Tag zu Tag und machen keine freundschaftliche Besuche, um ein paar Tage später um Geld fragen zu können. Ihm wird die Freundschaft durchaus wichtig sein.

Ich würde weiterhin freundlich, nicht abwertend, mit ihm umgehen, aber kein Geld mehr “verleihen“. Es wird irgendwann so viel sein, dass es ohnehin unmöglich sein wird, es auf einmal zurück zu zahlen. Er erhält vermutlich HarzIV, das braucht er für sich und wird davon nichts abgeben können, vor allem, so lange die Abhängigkeit besteht.

Wie erwähnt könntest du, insofern Zeit und Motivation vorhanden, ihm helfen, die Ursache mit psychologischer Unterstützung anzugehen und derweil das Angebot der Substitution zu nutzen, dass ihm den täglichen Druck der Geldbeschaffung nimmt.

[peterX]

@ Crazyman :
Er ist im Methadonprogramm.Das Methadon gibt er direkt an seinen Dealer weiter und erhält dafür Heroin.Bei den UK gibt er nicht sein eigenes, sondern cleanes Urin von jemand anderem ab.
Ich wohne einen Steinwurf von einer Drogenberatungsstelle entfernt, überhaupt gibt es in meiner Stadt ein engmaschiges Hilfsangebot für Drogenabhängige und Obdachlose, deshalb sammeln sich die Junkies aus der ganzen Region auch hier.
Ich habe eine enge und scheinbar immer enger werdende Beziehung zu ihm, aber es ist keine Liebesbeziehung. Gott sei Dank, denn sonst wäre die Abgrenzung noch schwerer.
Ja, die Ursachen. Ich habe die Theorie , daß er - und andere - sich in einem
"normalen" Leben, so wie ich es beispielsweise führe, so langweilen würde, daß er schon alleine deshalb wieder Heroin rauchen würde, um dem zu entkommen. Wir haben mal den Film "Trainspotting" zusammen geschaut, in der Anfangsszene erzählt der Junkie wie ihn alle diese Komponenten des bürgerlichen Leben unendlich anöden und daß er lieber ein kurzer aufregendes Leben mit Heroin hat und dafür sogar die Leiden und einen möglichen frühen Tod in Kauf nimmt.
Ich verstehe das sogar gut. Als Jugendlicher habe ich auch so gedacht und oft genug geht es mir heute noch so.

[Donut]

Nur mal so aus Interesse... ist dein Freund schwul?
Habe gehört dass ursprünglich der Missbrauch von Heroin aus der Schwulenszene kommt und hätte für mich die Schlussfolgerung dass Dein Freund oder im allgemeinen 90% der Junkies es sind...
benni

[CrazyMan]

Der Konsum von Heroin entstand also im homosexuellen Bereich. Und Kokain wurde von Sado-Masopraktikern eingeführt, während LSD aus den Reihen der Non-Sexuellen entstammte. Hatte ich nicht schon etwas zu sinnfreien Beiträgen angemerkt gehabt?!

[Nehell]

[Praxx]

Hört doch endlich auf, auf Beiträge von dem gebackenen Schmalzkringel zu reagieren!
Dann gibt er vielleicht irgendwann auf, seine Wixe über dieses Forum zu verteilen, und sucht sich eine andere Spielwiese

LG

Praxx