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LittlePain Anfänger
Anmeldungsdatum: 06.08.2011 Beiträge: 10
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Verfasst am: 7. Dez 2014 11:15 Titel: Ob ich es jemals schaffe? |
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Einen wunderschönen guten Morgen,
ich muss etwas weiter ausholen bei meiner Geschichte. Also, ich bin nicht der typische Heroin Konsument, sondern war seit frühester Jugend (bin jetzt 46) dem Alkohol verfallen...seit dem 30. Lebensjahr dann mit schweren körperlichen Entzügen nach den Trinkphasen.
2007 nahm ich einen Kumpel bei mir auf, der aus dem Knast kam und wohnungslos war. Dieser war schon ewige Zeiten heroinsüchtig, hat aber nicht gespritzt sondern "nur" Folie geraucht.
Mich hat das nie gestört oder irgendwie angemacht...hatte mehr oder weniger mit meiner Sauferei zu tun und vor harten Drogen, wie Heroin, gewissen Respekt.
Anfang 2008 kam ich mal wieder von Entgiftung und hatte diesmal wirklich felsenfest vor, mit dem Trinken aufzuhören, da die Entzüge immer schlimmer wurden und ich zum Schluss auch schon Krampfanfälle usw. hatte.
Ja, Ihr ahnt es wahrscheinlich schon, es kam, was kommen musste: ich fing an, ab und an mal mit von der Folie zu naschen...fragt mich nicht, wie ich auf einmal auf den Trichter kam, vor allem, da ich immer so einen Respekt davor hatte!
Es blieb natürlich nicht bei den paar Bahnen...es wurde sebstverständlich immer mehr und irgendwann, dauerte gar nicht so lange, war ich dann auch drauf...
Das ging etwa ein Jahr, bis Ende 2008...dann waren meine Geldreserven aufgebraucht und ich hatte auch echt keinen Bock, jeden Tag nicht zu wissen, wie man an Geld kommt für die nächste Murmel.
Kurz gesagt, wir (mein Kumpel und ich), fanden relativ schnell einen Platz in einer Substitutionspraxis und dort bin ich auch heute noch.
Inzwischen bin ich recht weit runter mit dem Polamidon...nur noch 10mg pro Tag, habe auch Take home und muss nur einmal die Woche dort erscheinen.
Jetzt kommt das AAAAAaber: ich bin nicht Beikonsumfrei!
Ich in jeden Dienstag in der Praxis...das ist mein Lieblingstag, denn anschließend hole ich mir 2 Murmeln (20er) und rauche dann 2 Tage Folie. Ab Donnerstag ist wieder Schluss, da am Dienstag meine Spuki wieder sauber sein muss...so geht das jetzt schon fast 2 Jahre.
Am liebsten wäre es mir, vom Pola ganz weg zu kommen, damit mir auch der Weg in die Praxis erspart bleibt. Klar werden manche sagen, 1x die Woche is doch kein Ding. Das stimmt natürlich...trotzdem würde ich gerne weg da.
Nun habe ich aber das Problem oder besser gesagt die Angst, dass ich es dann vielleicht nicht mehr bei dem seltenen Konsum bleiben würde, keine Ahnung, wie ich das Beschreiben soll.
Aber ich kann doch auch nicht ewig so weitermachen oder doch? Dieser Dienstag ist für mich wie so eine Freude auf's Wochenende (wenn man arbeitet).
Keine Ahnung, warum ich das jetzt auch hier rein geschrieben habe oder was für einen Tip ich will...
Alkohol habe ich übrigens seit der Entgiftung damals 2008 nicht mehr getrunken...wenigstens was, oder?
Danke für's Zuhören und liebe Grüße,
LittlePain68 |
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joe Platin-User

Anmeldungsdatum: 28.12.2007 Beiträge: 1183
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Verfasst am: 7. Dez 2014 11:27 Titel: |
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Guten Tag.
Auf meiner letzten Entgiftung hat mich so eine Ärztin gefragt "sagen sie mal Herr D.
wollen sie in ihrem Leben eigentlich noch mal was anderes machen als Drogen
nehmen? " Da war ich 38.
Also, little pain, möchtest du?
Dann kannst du einiges tun. Und Hilfe zur Selbsthilfe gibts auch genug.
Nur Mut.
Lieben Gruß
Joe
Nur für heute nehm ich nix |
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LittlePain Anfänger
Anmeldungsdatum: 06.08.2011 Beiträge: 10
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Verfasst am: 7. Dez 2014 11:41 Titel: |
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Hallo Joe,
ich danke Dir für Deine Antwort.
Auf einer meiner Therapien hat mal so ein Therapeut zu mir gesagt, ich hätte im Grunde gar kein reines Alkoholproblem...wenn ich nicht trinken würde, wäre es irgendetwas anderes, wonach ich süchtig wäre.
Wie recht er damals hatte...
Um Deine Frage zu beantworten, ich weiß es nicht, ob ich ganz ohne leben möchte! Manchmal ja, dann habe ich Pläne und nehme mir auch Dinge vor. Dann aber wieder gibt es Tage, da kann ich mich zu gar nix aufraffen...
LG |
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joe Platin-User

Anmeldungsdatum: 28.12.2007 Beiträge: 1183
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Verfasst am: 7. Dez 2014 12:10 Titel: |
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... na ja, wir sind halt süchtig.
Und der Rest ist halt das Leben. Das ist mit und ohne Drogen so.
Mein Leben ohne dope ist auf jeden fall intensiver, aufregender, stressfreier
friedvoller ... und noch so einiges mehr.
Ich kann Ideen besser umsetzen.
Joe |
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Praxx Foren-Guru

Anmeldungsdatum: 25.07.2014 Beiträge: 3203
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Verfasst am: 7. Dez 2014 13:43 Titel: |
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Hallo LittlePain
Dr Albrecht Ulmer (Suchtmediziner aus Stuttgart) vertritt die Auffassung, dass Alkoholiker mit schweren psychischen Störungen (und der frühe Beginn deiner Sucht weist darauf hin!) möglicherweise psychotrop wirkende Substanzen lebenslang benöigen könnten. Das, was du so unbedarft gemacht hast, nämlich eine kontrollierte Suchtverlagerung vom hochtoxischen, organschädigenden Alkohol auf ein nicht organschädigendes Opioid (DHC, BUP) oder in Einzelfällen auf Amphetamin als Maßnahme zur Sicherung eines möglichst gesunden Überlebens, macht Dr. Ulmer als kontrollierten Therapieversuch und berichtet gute Erfolge.
Ärzte ohne Bundesverdienstkreuz und ohne enorme suchtmedizinische Reputation dürften dieses strafrechtliche Wagnis allerdings nur selten eingehen, weil das Vorgehen gegen fast alle bestehenden Leitlinien der Suchtbehandlung verstößt.
Was du machst, ist unter Substituierten weit verbreitet: 1-2x/Woche mal ein paar Dots rauchen.
Du könntest erst mal versuchen, ob es funktioniert, nur einen Bubble zu kaufen und gezielter für deinen indiviudellen Zweck zu konsumieren. Finde heraus, was dir am H-Konsum besonders wichtig ist - eher morgens, um den Tag über zu "funktionieren", eher abends, um schöne Träume zu geniessen, oder einfach der "warme Pulli" für die zwei Tage in der Woche.
Genügt dir vielleicht ein einziger Konsumtag? Probiere es aus...
Ich habe mal einige meiner Patienten gefragt, ob sie sich ein sonst abstinentes Leben vorstellen könnten, wenn es die Möglichkeit gäbe, 1-2 Mal pro Woche kontrolliert und legal eine vorher bestimmte Dosis eines Opiats zu erwerben und zu konsumieren - die Mehrheit sagt dazu ganz klar "ja".
Anlass für die Frage waren diverse Regulierungsmodelle für den Umgang mit Drogen im Zusammenhang mit einem Versuch, die gescheiterte Prohibition durch eine regulierten, aber legalen Zugang zu Drogen zu ersetzen.
Eine Reduktion des Methadon macht übrigens nur dann Sinn, wenn du vorher die Kontrolle deines H-Konsums gefestigt hast - also auch Mal mit Ansage ne beigebrauchfreie Woche hingekriegt hast oder mal nur einen statt zwei Tage konsumiert hast.
LG
Praxx |
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GagaMama Silber-User


Anmeldungsdatum: 08.03.2014 Beiträge: 256
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Verfasst am: 7. Dez 2014 16:57 Titel: |
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Hallo Praxx,
Dein Beitrag bestätigt alles, was ich zu dem Thema gehört und gelesen habe . . . und aus meinem Umfeld mitbekomme - und damit meine ich die Mitarbeiter der Suchtberatung und nicht unbedingt die Süchtigen, obwohl viele das auch so sehen.
Es ist mir - und nicht nur mir - ein absolutes Rätsel, warum die Politik sich so sehr an die nachweislich sogar international nicht funktionierenden Leitlinien zur Suchttherapie klammert und damit Milliarden aus dem Fenster bläst, der illegale BK gleichbleibende, wenn nicht sogar steigende Tendenz hat und es den Süchtigen unglaublich schwer gemacht wird, nicht kriminell zu werden - alleine schon durch die Beschaffung auf dem Schwarzmarkt für den Eigenbedarf. Diebstahl, Rezeptfälschungen, Dealen, etc. kommen dann ja noch dazu!
Jeder Blödsinn wird durch die EU reglementiert: Haushaltshandschuhe, Staubsauger, Bananen. . . aber an solche Themen wagt sich weder die nationale noch die internationale Politik, weil einen das bei den "konservativen" Wählern unpopulär macht. Wäre vielleicht einmal eine gute Idee, von der emotional belasteten Argumentationsschiene "kriminelle Drecks-Junkies" weg zu den zu erwartenden finanziellen Einsparungen im Gesundheitswesen, bei Polizei-Einsätzen, Gerichten und Inhaftierungen zu wechseln. Man könnte aufzuzeigen, dass mit einer modernen Drogenpolitik viele Süchtige entkriminalisiert und damit stabil sozial integriert würden. . . Damit könnte man - denke ich - durchaus eine Menge "Spießbürger" überzeugen. . . und mehr Ärzte dazu bringen, die Substitutionstherapie zu begleiten, ohne dass sie Angst haben müssen, dass die nicht-süchtigen Patienten bzw. die Anwohner dagegen angehen. Und man könnte den Süchtigen die Substi studien- und berufsbegleitend erleichtern, weil deren schlechtes Image sich bei der Bevölkerung mittelfristig deutlich verbessern würde und sie dann nicht nur zu "speziellen" Substi-Zeiten in der Praxis erscheinen müssten. Klar, wird es immer Ausnahmen geben. . . aber das ist auf allen Gebieten, wo es um Menschen geht, so. . . und es wird immer wieder Süchtige geben, die das System zu ihrem eigenen Vorteil auszunutzen. . . aber das ist jetzt auch schon so!
GaGa |
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Django. Gold-User


Anmeldungsdatum: 10.11.2014 Beiträge: 786
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Verfasst am: 7. Dez 2014 17:07 Titel: |
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@Praxx
ich habe hier irgendwo einen Artikel von Dr. Ulmer zu seiner Studie , und finde ihn sehr interessant!
Aber, ich fürchte, dass seine Idee "never-ever" umgesetzt werden wird, oder? |
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LittlePain Anfänger
Anmeldungsdatum: 06.08.2011 Beiträge: 10
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Verfasst am: 7. Dez 2014 20:46 Titel: |
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@Django: wo kann man denn über diese Studie was finden? Wenn ich den Namen des Arztes eingebe, wird mir so gar nix weiter angezeigt außer die Adresse usw. |
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Django. Gold-User


Anmeldungsdatum: 10.11.2014 Beiträge: 786
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Django. Gold-User


Anmeldungsdatum: 10.11.2014 Beiträge: 786
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Verfasst am: 7. Dez 2014 21:05 Titel: |
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Edit: Hab ihn doch noch gefunden...
http://www.indro-online.de/Ulmer_07.pdf
Das birgt jetzt wieder "Strei t-Potential", aber ich finde, "Denkverbote" solltes nicht geben... |
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Praxx Foren-Guru

Anmeldungsdatum: 25.07.2014 Beiträge: 3203
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Verfasst am: 7. Dez 2014 21:08 Titel: |
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Ich weiß nicht, ob Dr Ulmer das schon irgendwo veröffentlicht hat, ich habe mit ihm auf dem Suchtkongress in Berlin darüber gesprochen, da war er auf dem Weg nach Rio, um dort auf einem Kongress darüber zu referieren.
Das funktioniert nur, wenn man im Vorfeld die juristischen Komplkationen mit Amtsapotheke, Staatsanwaltschaft und Ärztekammer ausräumt - und die Medikamente müssen vom Patienten bezahlt werden, weil die KK die Kosten nicht übernimmt.
Ich hätte nur zwei bis drei Fälle für so ein Vorgehen, mir sind allerdings die Risiken viel zu hoch - sinnvoll oder nicht muss da zurücktreten.
Die Politik wird da mit Sicherheit nicht daran ändern, besonders die CSU mauert hier - die Bestellung eine "Meisterin der ländlichen Hauswirtschaft" von einem Hopfenbauernhof zur Drogenbeauftragten zeigt die Verachtung des Themas durch die "Christliche Säufer Union"
LG
Praxx |
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LittlePain Anfänger
Anmeldungsdatum: 06.08.2011 Beiträge: 10
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Verfasst am: 7. Dez 2014 21:12 Titel: |
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@Django: danke für den Link...das ist ja hochinteressant...werde mich da jetzt erstmal durchlesen
LG |
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Kullerbunt Gold-User

Anmeldungsdatum: 08.05.2012 Beiträge: 778
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Verfasst am: 8. Dez 2014 21:19 Titel: |
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@littePain: wie gehts dir denn an den Tagen Donnerstag bis Montag? Wartest du nur auf Dienstag und findest die restlichen Tage scheiße?
Mir gings nämlich mal so...war wie ein Kind vorm Heilig Abend, endlich raus aus der Substi-Praxis vom wöchentlichen Termin und sofort ab zum Ticker. Manchmal auch schon am Vorabend was geholt und dann nach dem Termin ab nach Hause, Nase ziehn...ist irgendwie nervig  |
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SAUBERMANN Platin-User

Anmeldungsdatum: 27.03.2012 Beiträge: 1356
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Verfasst am: 9. Dez 2014 00:54 Titel: |
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also zunächst einmal kann ich mich praxx und gaga mama auch nur anschließen. und ich glaube, dass es für deinen körper die bessere variante ist, opiate zu nehmen.
ich würde erstmal versuchen, mir selbst bewusst zu werden, was ICH überhaupt will und warum. du bist ja schon ziemlich lange süchtig. ich hätte wohl etwas bedenken, wenn ich so lange süchtig bin, das pola abzusetzen, weil ich dann einen rückfall erwarten würde...
du darfst ja eine wichtige sache nicht vergessen: das polamidon nimmt dir natürlich sehr viel vom suchtdruck. ich kenne es von mir zb auch mit benzos: seit ich methadon nehme, habe ich mit benzos aufgehört. so ähnlich wird das bei dir mt alk sein. wenn du jetzt ohne pola lebst, kanns dir natürlich passieren, dass du wieder trinkst oder mehr H konsumierst.
DAS IST DIE EINE SEITE.
DIE ANDERE SEITE SIEHT SO AUS: es kann natürlich auch plötzlich passieren, dass du durch die völlig neue erfahrung der nüchternheit wieder leben in die bude bringst. ich weiß ja nicht, wie du so lebst, aber bei uns in der substi-praxis gibt es wahnsinnig viele "männer-pärchen": das sind 2 süchtige freunde/kumpel, die immer zusammen zur vergabe kommen, oft sogar zusammen wohnen, zusammen konsumieren, sich mit geld aushelfen und sich zusammen die zeit vertreiben.
diese typen sind zu 99% arbeitslos, um die 40 jahre alt, i.d.regel single (manche waren verheiratet u. haben auch kinder). und natürlich teilen sie auch ihre sucht. es wird zusammen stoff besorgt usw... manchmal haben die auch solche "1-euro-jobs" oder "arbeitsgelegenheiten" etc...
was mich immer so deprimiert, wenn ich diese jungs sehe: die haben fast immer RESIGNIERT. also man merkt richtig, dass die mit ihren 40 jahren im grunde reif für die rente sind. einige bekommen sogar schon rente, andere die sog. "grundsicherung". man bekommt als beobachter dann immer deren gesprächsthemen mit und das ist wirklich unheimlich bedrückend, finde ich. denn da scheint immer eine völlige aufgabe des eigenen lebens durch.
konkret äußert sich das so: es wird nicht gearbeitet und man will auch gar nicht arbeiten. ich kann ja voll und ganz verstehen, dass nicht jeder bock auf harte lohnarbeit hat. aber denen fehlen oft auch hobbies oder leidenschaften. ok, "abhängen" und pc bzw. konsole spielen ist häufig angesagt. mit 40 jahren... hmmm... dann merkt man halt auch, wie der elan weg ist, vielleicht mal wieder eine frau kennenzulernen und somit die chance auf eine tolle beziehung zu haben oder zb. auch mal wieder zärtlichkeiten auszutauschen...
ich habe nichts gegen diese menschen. aber irgendwie macht es mich traurig, wenn ich sehe, dass sie keinerlei träume mehr zu haben scheinen... und dann ist es halt so, dass am letzten tag des monats sehnsüchtig das geld erwartet wird und man erstmal H und n paar bier holt... dann hat man noch n schönes wochenende, kauft mal ein und das wars dann meist auch schon wieder...
diese jungs haben kein selbstvertrauen mehr. wenn man allein schon fragt, was sie beruflich machen, dann höre ich immer wieder ähnliche sories: man hat ne handwerkliche ausbildung, zb. maurer, dachdecker, kfz'ler, aber auch berufe wie koch, kurierfahrer usw. und man kann "WEGEN KRANKHEIT" nicht mehr arbeiten. mit der "krankheit" meint man in der regel die eigene sucht...
naja, das hat jetzt nix direkt mit dem thema zu tun. aber vllt erkennt ja der ein oder andere jemanden in dieser schilderung wieder..?
vllt deprimiert es mich auch deshalb so arg, weil ich selber z zt arbeitslos bin und -wie ich ja schon öfter schrieb- beruflich auch nicht wirklich glücklich bin... aber ich habe -trotz sucht- meine träume (sagen wir besser: "ziele") noch nicht abgehakt. wenn alles passt, hab ich ab mitte januar übergangsweise erstmal wieder n neuen job und dann werd ich wohl nochmal "etwas kleineres" studieren, also zb n berufsbegleitenden master o.ä...
ich denke, dass solche dinge für uns süchtige enorm wichtig sind. man braucht ziele im leben. und leider müssen die meisten von uns hart arbeiten, um erfolg zu haben.. und dann hat man nichtmal ne garantie auf den erfolg.. grr... das leben kann schon "grausam" sein.. nee, spass beiseite! so ist das halt...
der threadstarter sollte vllt wirklich mal die erfahrung machen, wie sich ein cleanes leben anfühlt.. ich denke aber, dass das schwer wird, wenn man seit der jugend ständig süchtig war.. ob nun alk, thc oder heroin: das spielt dann keine so große rolle mehr, wenn es um suchtbedingte entwicklungsstörungen geht... ein bekannter von mir ist zb mitte 30.. der kifft, seit er 15 ist! er hatte insges. 2 cleanjahre in diesen 20 jahren auf droge.. vor einigen monaten hat er entzogen. und nun hat er plötzlich überall anpassungsschwierigkeiten: im job, bei frauen, im freundeskreis... zb. verhält er sich frauen gegenüber völlig unangemessen. er hat es halt nie nüchtern gelernt... das ist halt ein sehr verbreitetes problem bei süchtigen, die schon so früh in die sucht gerutscht sind... ich zb bin erst mit mitte/ende 20 tief in die sucht geraten. das hat viele vorteile, zb sind meine sozialbeziehungen zum größten teil "drogenfrei" und "nicht drogenverzerrt" (ich habe also keine "saufkumpanen", mit denen ich mich mal im suff verbrüdert hätte und mit denen man außer drogen nix am hut hat).
allerdings ist es auch scheiße gewesen, in dem alter süchtig zu werden, weil in der lebensphase halt viele wichtige weichen gestellt werden. und ich war zb beim übergang vom schul- und studentenleben ins berufsleben gerade dabei, mich mit einer entstehenden sucht zu befassen... so richtig schlimm wurde die such halt auch erst durch meine arbeitslosigkeit, mit der ich gar nicht umgehen konnte... und dadurch reitet man sich halt noch ne ecke tiefer rein. sehr unkluge wahl damals von mir. das muß ich mal so selbstkritisch anmerken. es zeugt sicherlich nicht von großer weisheit, wenn man auf konflikte mit tabletten reagiert...
warum so ein roman in diesem thread? nun, ich hoffe, dass der threadstarter hier evtl den einen oder anderen gedanken für sich rausziehen kann... denn er weiß ja gerade gar nicht, welchen weg er wählen soll... und ich glaube, dass diesen zwiespalt auch nur süchtige verstehen können.
und gerade bei opiaten ist das doch so unglaublich schwer! wenn einer so einen thread starten würde und es ginge nicht um polamidon sondern um alkohol, dann würde ich ihm sagen, dass er sofort aufhören solle! andere substanzen vernebel den verstand ja richtig.
bei opiaten ist das i.d.regel nicht so (zumindest wenn man sich dosistechnisch nicht abschiesst und keinen mischkonsum betreibt!). man kann damit relativ normal und gut leben.
andererseits: fragt man abstinente wie zb. JOE, dann hat er gute argumente, die fürs aufhören sprechen. und auch ein KEVIN RUSSELL (der ehem. leadsänger der "BÖHSEN ONKELZ") hat über seine drogenzeit, seinen zwangsentzug von polamidon und sein cleanes leben danach ein interessantes interview gegeben.
der kerl war ja auch seit frühester jugend süchtig. erst alk, dann die ganzen anderen drogen bis zum heroin.. und diese ganzen drogen haben ihn ständig begleitet. bevor er in den knast kam, war er ja auf opiaten (heroin und polamidon), benzos, kokain, thc und dazu noch alkohol... und das ganze in hoher konzentration, so dass der gerichtsmediziner damals meinte, dass dies keine werte von einem gelegenheitsuser wären...
naja, jedenfalls wurde er in der JVA ja in 2 oder 3 wochen zwangsabdosiert vom pola.. und dann hat er ja "therapie statt strafe" gemacht und ist seitdem wohl clean (ich hab das vor ca 6 monaten gelesen, also kp ob der danach wieder drauf kam.. so sehr interessiert der herr mich nun nicht, aber ich empfand ihn als ein gutes beispiel für dieses thema. außerdem gibt es leider nur sehr wenige fälle, bei denen ein erfolgreicer opiatentzug öffentlich thematisiert wurde).
er hat über sein cleanes leben nur positives berichtet.
und wie der threadstarter frage ich mich zb auch, was ich verliere, wenn ich aus der substi aussteige? gut, bei mir wäre das das ende jeglichen drogenkonsums, da ich kein H nehme, nicht trinke, nicht rauche usw. und demnach völlig abstinent leben würde.
wenn es einfacher wäre, hätte ich schon längst einen "testlauf" gemacht. ich glaube nämlich -so wie JOE-, dass es nüchtern leichter ist, seine ideen zu verwirklichen. ich fühle mich mit methadon zwar recht "normal": ich bin klar im kopf und reagiere auch im grunde so wie früher (also ohne drogen)... aber manchmal GLAUBE ich einfach, dass ich nüchtern an einige dinge anders rangehen würde... das ist nur ne vermutung! ich WEISS es nicht!
aber nehmen wir bspw mal den punkt "jobsuche"...
nüchtern mach ich 3 telefonate: "bla bla bla, ja hallo, bla bla blubb... und zack, montag fang ich an!"
auf methadon mach ich mir am montag ne liste mit jobs, auf die ich mich bewerben will. dienstag schreib ich die bewerbung, mittwoch mach ich ne pause und chille, weil ich ja montag und dienstag "schon so viel geschafft hab"... donnerstag schick ich die mails dann ab und schaue erst nach dem wochenende wieder ins email-postfach, ob ne antwort kam...
das ist natürlich total überspitzt und ich bin halt vom typ her auch kein "aufschieber".. aber ein bißchen wahrheit ist da dran. ich bin durchsmethadon mit sicherheit etwas "gemütlicher" unterwegs...
da das aber alles so negativ klingt und ein außenstehender denken muß: "DANN SETZ DEN SCHEISS DOCH MAL AB, JUNGEEEE !", muß ich fairerweise ja auch anmerken, welche positiven aspekte das zeug hat... ich bin ruhiger geworden. das ist gut für mein herz. früher war ich impulsiver und habe auch öfter konflikte gesucht etc.. ich habe mich zb sinnlos in diskussionen verbissen und viel energie verschwendet... zudem war ich zt. sehr ungeduldig.. und emotionaler war ich.. aber das war auch eher negativ für mich. und die depressionen sind enorm abgeschwächt in ihrer intensität im vergleich zu früher.
mir haben die opiate in sehr schlechten zeiten lebensqualität gegeben, ohne die ich evtl. dummheiten begangen hätte, weil ich das leben zeitweise nur noch scheiße fand... das ist einfach so.
und wenn ich jetzt absetzen würde, käme sehr schnell der suchtdruck. ich habe einfach immer diese "lust auf opiate". auch als ich clean war, hatte ich von früher immer dieses tolle gefühl im hinterkopf, das mit tilidin und codein gegeben haben.. leider lösen opiate bei mir halt dieses gewisse gefühl aus.. dieses gefühl, "komplett zu sein" damit...
man merkt, wie ambivalent das thema ist. daher kann ich den threadstarter auch sehr gut verstehen.. so, das wars mal wieder.. respekt, falls es jemand bis hierhin gelesen haben sollte...
alles gute an den threadstarter! |
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tuutsweet Gold-User


Anmeldungsdatum: 22.05.2012 Beiträge: 929
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Verfasst am: 12. Dez 2014 01:35 Titel: |
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Dr Ulmer, Schwabstrasse S - West ?
Den kenn ich noch aus 95, das gabs immer th mit DHC, da biste immer mit einer 1 liter Flasche Codeinsaft rumgelaufen und hast Kappen vertickt mit Saft, 30ml gingen da rein in so eine Kappe, für 5 oder 7,50 DM die Kappe.Dann warst du erstmal gut bedient.
Stimmt, der war sehr engagiert, damals schon.
Alter Schweizer, der Dr Ulmer..
Der Dr Matschinski, der mit der "Ravensburger Strategie" hatte doch auch eine Substi Ambulanz in S.
Die Schwoaben, die habens erfunden glaub ich, ich hab da 6Jahre gelebt zu Zeiten des magischen Dreiecks, insider für Fussballfans. |
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