Hello, again!

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BlancheNeige
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Anmeldungsdatum: 22.10.2011
Beiträge: 694

BeitragVerfasst am: 26. Dez 2014 02:37    Titel: Hello, again! Antworten mit Zitat

Liebe Foristen,

erst einmal wünsche ich den Christen
unter euch frohe Weihnachten.

Die Tatsache, dass ich am 25.12
{nach langer Abstinenz} den Weg ins
Suchtforum finde, erscheint mir als ein
trauriges Eingeständnis. Die vergangenen 1,5 Jahre waren eine
Mischung aus krassen Glücksgefühlen& noch viel krasseren Depressionen.
Ich werde nach wie vor substituiert (Bupre),
habe mich allerdings heimlich auf einegeringe Dosis eingestellt.
Ende des letzten Jahres traf ich einen Mann,
ich bekam die Jobs die ich wollte, ich konnte von
meinen Aufträgen für Zeitung & Radio leben.
Ich war so euphorisch, dass ich tagelang nicht
schlafen konnte, musste, wollte.
Dann, plötzlich, ging es mir wieder so schlecht,
dass ich tagelang im Bett lag, ungewaschen,
lethargisch, lichtempfindlich. Sogar das Trinken war
zu anstrengend. Dann wiederum wurde ich agressiv,
paraniod, rückfällig mit Oxycodon und Herion.
Vor allem, Heroin. Die einzig regelmäßige Bezugsperson
war für mich mein Dealer. Diese Aufs & Abs habe ich
seither in einem immer extremeren Ausmaß.
Der Neurologe sagt, ich sei bipolar. Ich glaube aber,
dass die Rückfälle und das Heroin und das Subutex
mich zusätzlich fertig machen. Der Typ ist weg.
Ohne, dass ich mir Hilfe suche, ginge es nicht, sagt er.
Er müsse dabei an sich denken.
Adäquate Hilfe zu finden ist nicht leicht.
Jeden Tag verspreche ich meinem vernünftigen Ich,
dass ich aufhöre mit dem Dope. Ich will der Zukunft
positiv entgegengehen. Ich will nicht an mir selbst
zugrunde gehen. Doch es ist so schwer. Und dann ist
es wieder so leicht - zu leicht, vielleicht. Dann sage ich mir:
Morgen. Morgen ist ein guter Tag, um aufzuhören.
Ihr kennt das.

Fakt ist, es geht so nicht mehr weiter. Ich lebe wieder
nur noch in meiner eigenen Welt. Liege depressiv in der
Ecke, im Dunkeln. Lasse Aufträge sausen, verpenne Deadlines,
bezahle meine Rechnungen nicht, ignoriere den 3. Brief vom
Amtsgericht Wedding. Ich versage momentan auf ganzer
Linie, traue mich aber nicht es mitzuteilen.
Oder es mir tatsächlich einzugestehen.
Meine Freunde denken, alles liefe super bei mir.
Ich lüge mir den Alltag zusammen. Auf Dope klappt das ganz
prima.

Ich wollte dieses Jahr an Weihnachten alles perfekt &
harmonisch haben. Stattdessen hat mich meine Ma nach
dem Essen gebeten zu gehen, Stress, Streit, Angst, Highsein.


Ich weiß einfach nicht, wie es weitergehen soll.
Der Kontakt zu meiner Familie ist sporadisch geworden
(was eher von Vorteil zu sein scheint), meine Freunde,
die wahren, sind momentan in der ganzen Welt verstreut
und mich verlässt die Energie überhaupt zu existieren.
Ab Januar bin ich festangestellt bei einer sehr großen,
landesweiten Tageszeitung. Ich darf mich im Feuilleton
verwirklichen und freue mich riesig darauf.
Jedenfalls tat ich das bisher.
Doch mit der {immer mehr außer Kontrolle geratenden}
Sucht und der Depression sehe ich dunkelschwarz.
Meine 'Familie' hilft aus, wenn ich mal pleite bin.
Gegen die emotionalen Krisen hilft leider nur Verständnis.

Ich weiß gar nicht, was ich mir von meinem Beitrag verspreche.
Eigentlich wollte ich mich nur mal auskotzen.
Und fragen, was ich tun kann, um Hilfe zu erhalten.
Echte, fundierte Hilfe. Die Therapeuten lehnen mich
regelmäßig ab: zu komplex, zu kompliziert sei mein
Krankheitsbild. Eine Klinik kommt für mich gerade nicht
infrage. Und die PSB bei meinem Substi-Arzt hat mich
rausgeworfen. Die übrigen SozialarbeiterInnen bei jenem
Träger verweigern mir weitere Beratung / mich als Klientin
aufzunehmen. Auch hier heißt es, dass ich zu anstrengend
sei. Nachdem ich monatelang ihre Vorzeigeklientin war.
Die Gespräche dort haben mir sowieso nichts gebracht.
Meine Amt-und Unisachen konnte ich bisher alleine klären.

Wie ihr seht, ist der Kreis der Helfenden etwas
beschränkt bei mir. Ich bin jetzt Mitte zwangzig
und fühle mich uralt + kaputt.
Ich will endlich wieder vernünftig schlafen, essen,
erwachen und leben.
Ich bin für jeden Input dabkbar.
Zur Debatte steht u.a, dass ich Berlin für eine
gewisse Zeit verlasse und nochmals ins Ausland gehe.
Vorzugsweise wieder Großbritannien (allerdings nicht
zurück nach London) oder eine längere Südamerika Reise.
Es soll kein Weglaufen sein. Auch keine gelebte Prokradtination.
Ich dachte dabei eher an das berühmte den-Kopf-freikriegen.

An alle, die bis hierhin gekommen sind: Danke für's
Lesen.

Gruß
Nora
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Sienna
Platin-User
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Anmeldungsdatum: 31.08.2009
Beiträge: 1986

BeitragVerfasst am: 26. Dez 2014 03:31    Titel: Antworten mit Zitat

Hi Nora,

Erstmal vorab: Du kannst toll schreiben. Ich habe damals schon alte Beiträge von dir gelesen und durch diesen neuen verfestigt sich mein Eindruck. Im Übrigen erkenne ich mich in vielen Punkten wieder.

Irgendwie musste ich beim Lesen deines Beitrages an Jörg Böckem denken. Der sagt dir bestimmt was? Ist ein bekannter Journalist beim Spiegel und ebenfalls auf Opiaten oder war es mal (weiß gar nicht ob er mittlerweile clean ist).

Dann ist mir noch in den Sinn gekommen, dass sich dein Verhalten nach einer Bipolaren Persönlichkeitsstörung anhört. Du hast ja bereits geschrieben, dass dein Neurologe dies diagnostiziert hat. Hast du es schon mal mit Medikamenten dagegen versucht? Lithium soll ganz gut helfen zur Stimmungsstabilisierung, hat mir jedenfalls mal jemand berichtet der selbst davon betroffen ist. Ansonsten gibt es noch die klassischen AD und NL... Aber da kann dir ein Psychiater mehr zu sagen.
Ich finde es übrigens schade, dass du noch keinen kompetenten Therapeuten gefunden hast. Kann mir nicht vorstellen, dass dein Krankheitsbild ZU kompliziert ist... Hast du schon einmal eine Psychotherapie gemacht?

Deine Idee, ins Ausland zu gehen, finde ich gut. Schaden tut das jedenfalls nicht und um neue Erfahrungen bereichert wirst du oben drein auch. Horizont-Erweiterung ist immer gut. Allerdings solltest du vorher einen Entzug machen oder dein Suchtproblem anderweitig in den Griff kriegen...Oder wie stellst du dir das vor? In GB geht Substi ja noch, aber in Südamerika? Da kannst du dich höchstens mit dem weißen Pulver substituieren, aber ob das so eine gute Idee ist?

LG
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BlancheNeige
Gold-User
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Anmeldungsdatum: 22.10.2011
Beiträge: 694

BeitragVerfasst am: 26. Dez 2014 04:13    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo Sienna!

Danke, danke für deine schnelle und hilfreiche Antwort!
Bezgl: Psychotherapie: ich hatte in der Tat bereits 2
Therapieversuche. Als Jugendliche, von 14-16, und eine
abgebrochene (aufgekündigt vom Therapeuten) ein paar
Jahre danach. Ansonsten war ich nebst Entzügen in 3 versch. Kliniken. DBT angefangen, Psychosomatische Klinik und geschlossene Psychatrie nach Krise. Ich brauche sehr lange um dort mental anzukommen. Und die Therapeuten
hier in Berlin haben eine so große Auswahl an potentiellen Patienten, da komme ich ganz zuletzt. Der Aufwand ist größer als die Erfolgsaussicht, so sagte man mir.
Besonders, weil ich mich weigere bestimmte Psychopharmaka
zu nehmen. Es gibt einen Arzt, der mich behandeln würde. Allerdings arbeitet er in einer Klinik hier & deshalb muss es privat bezahlt werden. Ich habe z.zt einfach keine Kraft bei der KK um die Übernahme zu kämpfen.
Ich sehe mich selbst nicht als schwierig an. Wenn ich jmd vertraue, versuche ich so ehrlich wie möglich zu sein. Allerdings sehen die meisten Therpeuten Gutachten/ Diagnosen und stempeln mich ab.
Mag sein, dass du recht hast. Womöglich ist die Diagnose
des Neurologen korrekt. Ich denke nur, dass, wenn ich das
Dope wieder aufgebe, ich weniger Stimmungsschwankungen
ins Depressive habe. Buprenorphin hat mir gegen meine Ängste
und rasenden Gedanken schon ziemlich gut geholfen.
Evt. wäre Fluctin passend. Allerdings kann es dann wieder sein, dass
ich eine erneute Psychose bekomme. Und dann bin ich ganz
raus aus der sog. Arbeitswelt.

GB wäre für meine Zwecke schon ausreichend.
Eine Südamerika Reise wäre toll. Das ist mein Traum.
Aber wenn ich realistisch bin, weiß ich, dass ich dazu
(nach Entzug etc.) viel zu labil bin. In GB kenne ich mich aus. Ich dachte an Manchester oder Edinburgh. Ganz auf Substi zu verzichten traue ich mich
im Moment nicht.

Gab es ein Medikament, das dir besonders geholfen hat?
Speziell nach den Opiaten? Du hast es doch auch ohne Klinik durchgezogen, oder?
Auf Subu habe ich häufig das Gefühl, dass etwas 'fehlt'. Dann denke ich paradoxerweise an Kokain oder nehme alte Ritalintabletten. Sport hilft dagegen nur temporär. Nach 10km joggen habe ich noch viel mehr Verlangen
nach einem *Kick*.

Liebe Grüße.
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QyX
Platin-User
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Anmeldungsdatum: 04.07.2013
Beiträge: 1270

BeitragVerfasst am: 26. Dez 2014 04:38    Titel: Antworten mit Zitat

Ich bin jetzt zu müde um mich ausführlich zu äußern, werde das noch nachholen aber hier ganz kurz:

Eine "Bipolare Persönlichkeitsstörung" gibt es nicht. Die Erkrankung die du meinst heißt bipolare affektive Störung, früher nannte man sie manisch depressive Erkrankung und davor manisch depressives Irresein.

Ich kenne deine älteren Beiträge nicht und habe jetzt nur desen hier gelesen.

Mich würde ja interessieren, warum du praktisch überall abgelehnt wirst, dich aktuell niemand so wirklich behandeln will. Welche Psychopharmaka willst du denn nicht nehmen? Wurdest du oder wirst du substituiert oder wäre das eine Option?

Wenn dazu noch psychiatrische Probleme wie extreme Stimmungsschwankungen bestehen, wärst du da bereit stimmungsstabilisierende Medikamente zu nehmen? Hier kämen vor allem Lithium, Carbamazepin und Valproat in Frage. Entweder als Monotherapie oder in Kombination (bei einem Spezialisten für bipolare Störungen, davon gibt es in Berlin einige!).

Wenn du affektiv stabiler wärst, das würde vermutlich zu einer besseren Impulskontrolle führen und es damit einfacher machen durchbrechendes Suchtverlangen zu kontrollieren, oder?
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BlancheNeige
Gold-User
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Anmeldungsdatum: 22.10.2011
Beiträge: 694

BeitragVerfasst am: 26. Dez 2014 06:22    Titel: Antworten mit Zitat

Guten Morgen!

Ich liege auch bereits im Bett.
Aber auch ich werde noch schnell antworten:
Genau, ich werde seit 2 Jahren mit Subutex substituiert.
Allerdings bekomme ich TH und teile mir das Zeug
selbstständig ein. Ich nehme selten viel und niemals meine
eigentliche Dosis. In guten Phasen brauche iches fast
gar nicht. Dann werde ich zwar nach einigen Std.
hypernervös und zappelig, aber es geht mir gut.
Dann wiederum gibt es Tage, an denen ich unbedingt
Opiate in Form von H oder Oxy brauche.
Meine Impulskontrolle ist sehr schlecht.
Wenn es mich überkommt, kaufe ich mich high.
Ich habe zuletzt für mehrere hundert Euro bücher bestellt,
die ich alle schon zig mal gelesen hatte. Ich kaufe auch wahllos, ohne Sinn. Vier Regenschirme und und sonstigen Schnickschnack.
Ich habe Kreditkartenschulden und habe sämtliche
Konten bis zur Kündigung überzogen. Und trotzdem werfe ich das Geld zum Fenster raus. Oder aber ich drehe total ab & schmeiße mit den
vulgärsten Wörtern um mich, ohne Sinn und Kontrolle.
Oder ich zerkratze meine eigene Haut im Wahn, wenn
ich mich nicht mehr steuern kann. Alles, was meine Impulse hemmt, ist willkommen. Allerdings weigere ich mich Seroquel und co. zu nehmen.
Lithium steht für mich ebenso wenig zur Diskussion.
Die depressiven Phasen sind schlimm. Das Schlimmste, das
ich je an Stimmungslage hatte. Ich war einige male kurz
davor, mir eine Plastiktüte über'n Kopf zu ziehen.
Aber: wenn diese Hochs kommen, ist alles so wunderbar,
so leicht und hell. Ich bin so produktiv und energiegeladen.
Das will und kann ich nicht aufgeben. Ich weiß, wie man sich
auf Trizyklischen oder Antipsychotika fühlt - das ist keine
Option für mich. Ich lebe von meiner Kreativität. Von Ideen und
und der Schreiberei. Ohne Schreibfluss und gedanklicher
Flexibilität habe ich rein gar nichts mehr, was mein Leben lebenswert
macht. Monotonie ziehe ich def. nicht der Depression vor. Ich weiß, das ist Rosinenpickerei. Aber ich will die Depris loswerden und die guten Phasen behalten.

Ich würde ein aktivierendes AD nehmen.
Sofern ich es gut vertrage & es mit Subutex zu
vereinbaren ist. Lithiumsalze machen auf Dauer dick und emotional flach. Zumindest bei den Bipolaren, die ich kenne.

Kannst du einen Experten in Berlin empfehlen?
Ich bin bereits beim 6. Psychiater innerhalb von 4 Jahren.
Außer ein Übermaß an Rezepten haben die alle nicht
viel bewirkt bei mir. Der vorletzte 'Arzt' meinte tatsächlich, ohne mich zu kennen, ich solle mich aktivieren. Dann klappt das schon mit den Depris.

Jute Nacht.
Nora
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Klatschkind
Silber-User
Silber-User


Anmeldungsdatum: 27.07.2014
Beiträge: 218

BeitragVerfasst am: 26. Dez 2014 11:22    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo Smile

Was deine Sucht betrifft kann ich dir nicht viel weiterhelfen, aber was die Depressionen betrifft, hast es schon mal mit "nur" einem Stimmungsaufheller wie Sertralin oder Citalopram versucht? Mir hat beides gut geholfen, gegen stimmungsschwankungen, die ins extreme gehen und depressive Phasen.
Hoffe, ich konnte die ein wenig helfen. Smile
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Kawasaki
Gold-User
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Anmeldungsdatum: 03.05.2013
Beiträge: 329

BeitragVerfasst am: 26. Dez 2014 14:58    Titel: Antworten mit Zitat

Hi Nora,
es tut mir von Herzen leid Deinen Bericht lesen zu müssen, es erinnert mich doch sehr an meinen Leidensweg, zwar mit anderen Drogen aber mit ähnlichen Auswirkungen , ich wünsche Dir alles erdenklich gute auf Deinem weiteren Weg, Kopf hoch es wird schon werden, es kommen auch wieder bessere Zeiten, fühl Dich ganz arg gedrückt.
Alles Liebe
Kawa
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Praxx
Foren-Guru
Foren-Guru


Anmeldungsdatum: 25.07.2014
Beiträge: 3203

BeitragVerfasst am: 26. Dez 2014 15:02    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo Schneeweißchen,

GB? Südamerika? - lass mich den alten Seneca zitieren, der einem Freund schrieb:

"wohin du auch immer reisen magst, du wirst dich selbst mitnehmen müssen"

Also, wegfahren macht nur Sinn, wenn du vorher "klar Schiff" gemacht hast!

Was du haben möchtest, ist die Quadratur des Kreises: Enweder, du bist manisch-depressiv, oder du bist es nicht.
Die subjektive Leichtigkeit des Seins in der Manie gefällt dir - aber dazu gehört auch die Selbstüberschätzung, das rauschhafte Einkaufen, die Übertreibung deines Lebensstils in allen Qualitäten - und der Zusammenbruch in die Depression.

Das eine ohne das andere wirst du nicht haben können.

LG

Praxx
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bewa
Gold-User
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Anmeldungsdatum: 30.08.2012
Beiträge: 881

BeitragVerfasst am: 26. Dez 2014 15:20    Titel: Antworten mit Zitat

"Zwischen den Jahren" - die schlimmste Zeit, dunkel und oft einsam!
Wenn ich Dir jetzt Tips gebe "spazieren ist gut - und SINGEN!" sagste bestimmt
Weeß ick selba! Und heisses Bad auch - mit Kerzen als Hartz IV - Version von Lichttherapie.
"Der Winter ist keine Jahreszeit, sondern eine Aufgabe"
Das mit dem Singen meine ich sehr ernst, es hilft wirklich, das Problem ist immer
man traut sich nicht!
Wer in Deutschland singt ist betrunken oder bescheuert, außer: Fussball - und Weihnachten!
Vielleicht probierste es einfach: Ein Spaziergang an einer stark befahrenen Strasse und dann
"Always look on the bright side of life" oder so
Dass Singen positive Auswirkungen auf die Psyche hat, ist hinreichend belegt.

Nur mal zur Info - wenn Du sonst Subu nimmst, und dann einen Tag Hero -
ist das dann ein Rückfall (böse böse) oder nimmst Du einfach nur ein anderes Opiat (nicht böse)?
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QyX
Platin-User
Platin-User


Anmeldungsdatum: 04.07.2013
Beiträge: 1270

BeitragVerfasst am: 26. Dez 2014 16:27    Titel: Antworten mit Zitat

Was du willst ist so in dieser extremen Form nicht zu erreichen. Bei Menschen mit einer bipolaren Störung kann man nicht einfach ein Antidepressivum geben und es bleiben die depressiven Phasen aus und nur noch die hochphasen bleiben bestehen.

Wie Lithium wirkt ist auch wieder eine Frage der Dosierung. Ich kenne bipolare Patienten die auf Lithium so eingestellt sind, dass sie nur kurze und schwache depressive Episoden haben aber dafür weiterhin längere Phasen mit einem gesteigerten Antrieb und Kreativität.

Ich denke das kannst du erreichen. Wenn nicht mit Lithium, dann mit Carbamazepin oder mit Valproat.

Kein Arzt kann dir helfen, wenn du nicht kooperrierst. So wie du dir das vorstellst, so funktioniert diese Krankheit einfach nicht.

Wenn du ein Leben in halbwegs geregelten Bahnen leben möchtest, also z.B. deine neue Stelle antreten möchtest und diese nicht in einem halben Jahr durch irgendwelche Exzesse wieder verlieren möchtest, dann musst du dich irgendwie professionell behandeln lassen.

Deinen Wunsch dabei auf Seroquel und Co. zu verzichten kann ich dabei nur zu gut nachvollziehen. Ich sehe auch nicht das so etwas bei dir notwendig ist aber ohne Mood Stabalizer wirst du langfristig immer nur noch mehr und mehr von deinem Leben verlieren, bis davon eben nichts mehr übrig ist.

Bei keiner psychiatrischen Erkrankung ist die Selbstmordrate so hoch wie bei der bipolaren Störung. Gefährliche Impulse bestehen bei dir bereits. Insbesondere Lithium hat eine antisuizidale Wirkung. Es ist das einzige Medikament überhaupt für das diese Wirkung nachgewiesen wurde. Lithium rettet Leben!

Niemand kann dich ja dazu zwingen so viel Lithium zu schlucken das du astronomische Werte von mehr also 1,4 mmol/l im Blut hast. Ich würde halt mal ausprobieren wie es dir bei einer Konzentration von etwa 0,5 mmol/l geht.

Es kann dich dann ja auch keiner zwingen das weiter zu nehmen. Vor was hast du denn Angst? Du verlierst doch nichts wenn du es ausprobierst. Du hast immer die Kontrolle und gewinnen tust du auf jeden Fall und sei es nur die sichere Erkenntnis, dass dieses Medikament ganz sicher nichts für dich ist. Das Lithium die Kreativität einschränkt ist Schwachsinn. Es ist die Depression die das dann tut, der fehlende Antrieb, die fehlende Motivation. Lithium ist das nicht.

Am Vivantes Humboldt Klinikum in Norden von Berlin gibt es eine Station (vollstationär und Tagesklinik so wie Ambulanz für ambulante Betreuung), die sich nur auf die Behandlung von bipolaren Störungen spezialisiert hat. Auch die Charité am Campus Mitte hat eine Spezialambulanz für bipolare Störungen.

Google mal bitte bipolar Forum. Es ist ein großes Selbsthilfeforum für Menschen und Angehörige mit bipolaren Störungen und zahlreiche Menschen, die so wie du der Behandlung mit Psychopharmaka kritisch und ablehnend gegenüber stehen, genaua so wie Menschen die mit ihren Medikamenten sehr gut klar kommen.
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BlancheNeige
Gold-User
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Anmeldungsdatum: 22.10.2011
Beiträge: 694

BeitragVerfasst am: 26. Dez 2014 16:32    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo, Praxx!

Im Grunde weiß ich, dass ein Wechsel des Aufenthaltsortes
kein neues Ich mit sich bringt. Ich hege bloß insgeheim die Hoffnung,
dass, wenn ich bspw. zurück auf die Insel gehe, es mir plötzlich
besser geht und ich floriere. England hat mir als Lebensort sehr gut
gefallen & ich empfand die Menschen dort als positiver und etwas mehr
easy going als hierzulande.
Obwohl meine Psychose damals in London ausbrach.
Es ist ja so, dass ich mittlerweile gar nicht mehr weiß, was meine
eigenen, originalen Gefühle sind und was von zu viel oder zu wenig
Subutex herrührt. Jedes unerklärliche Frieren ist für mich
mittlerweile Entzug. Depressionen an sich bin ich gewöhnt. Episodisch, zumindest.
Mit 14 Jahren war ich das erste Mal in Behandlung.
Allerdings war es nie so extrem wie in den letzten 2,5 Jahren.
Meine Grundstimmung war zwar seit jeher eher melancholisch
bis negativ, aber diese Depressiven Phasen, die ich aktuell erlebe,
schmerzen sogar körperlich. Von der Schlafsucht abgesehen, fällt es mir
dann sogar schwer den Kopf zu heben. Mein Körper ist dann so langsam
und schwerfällig, das ist verrückt. Und dann wechselt es sich ab, manchmal im 3 Tagesrhythmus, manchmal im Monatsrhytmus, dass ich platze vor Tatendrang.
Man sagte mir, dass außer diese Litiumsalze nichts so wirklich
hilft gegen dieses Auf und Ab. Und wenn ich etwas Pushendes nehme, würde es einen psychotischen Schub forcieren. Stimmt das so?

Ich bin fast bereit, einem aktivierenden AD eine Chance
zu geben. Aber ich sorge mich um meine Gesundheit.
Subu, AD - so zugestofft komme ich bestimmt gar nicht zurecht.

@bewa
Jo, ich sehe das auch als never ending Rückfall.
Ich nehme vielleicht morgens ne Minidosis Subu
& später am Tag dann H. Eher aus Zwang als aus purer
Lust. Meine UKs sind demnach problematisch & mein TH, wenn
nicht meine Behandlung im Allgemeinen, ist in Gefahr.
Aber ich sehe gerade kein Licht, dass mich zur Abstinenz motivieren
kann. Zumal ich trotz Subu einen kleinen Entzug verspüre, wenn
ich H nicht mehr nehme.
Und bzgl. des Singens: ich schaffe es nicht einmal zu essen, trinken,
aufstehen oder dauerhaft die Augen zu öffnen.
Singen, heißes Bad und Spaziergang mag bei moderaten
Depris helfen. Für mich ist das im Akutfall schier unmöglich.
Und ja, mamchmal nehme ich Oxys, nur, damit ich mich
beaser fühle und nicht so heruntergekommen (auch, wenn es
Selbstbetrug ist). Doch in 8 von 10 Fällen ist es H.

Gruß!
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BlancheNeige
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Anmeldungsdatum: 22.10.2011
Beiträge: 694

BeitragVerfasst am: 26. Dez 2014 16:42    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo Klatschkind,

es ist länger her, dass ich aktivierende ADs genommen habe.
Ich habe die Behandlung nach kurzer Zeit abgebrochen, weil
ich dieses 'Chemie-Feeling' nicht mochte. Bleirnder Geschmack
auf der Zunge, Magenprobleme usw.
Aber mittlerweile denke ich, Magenprobleme und co. sind
das kleinere Übel. Evt. probiere ich nochmals Cita, diesmal
korrekt. Mal sehen.

@Kawasaki

vielen Dank für deine Worte. Ich denke auch, dass es
irgendwann wieder bergauf geht. Heute ist ein relativ
guter Tag - nach Espresso geht es mir kurz ganz ok, wenn
ich einigermaßen fit bin. Alles, was mich glücklich macht,
versuche ich als Priorität einzuräumen.
Leider kenne ich deine Geschichte nicht.
Kann man gar nicht mehr auf's Profil klicken um die Beitrags-
historie nachzuvollziehen? Komisch.

Grüße!
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QyX
Platin-User
Platin-User


Anmeldungsdatum: 04.07.2013
Beiträge: 1270

BeitragVerfasst am: 26. Dez 2014 22:10    Titel: Antworten mit Zitat

Das mit dem aktivierenden AD wird nicht funktionieren. Irgendwann wird es dich in die Manie ballern und dann ist es nur eine Frage, bis die Depression wieder kommt. Das AD, was du dann nimmst wird dir dann gar nichts bringen außer vllt. dich in ekelhafte Mischzustände mit einer grässlichen, kaum aus zu haltenden Anspannung treiben.

Lithiumsalze, Carbamazepin und Valproat wären die Stoffe der Wahl. Die kannst du dann immerhin noch so dosieren, dass du Luft nach oben hast und dir in einem gewissen Ausmaß gehobene Stimmungen erhalten bleiben, ohne das zu intensive Depressionen auftreten werden.
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SAUBERMANN
Platin-User
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Anmeldungsdatum: 27.03.2012
Beiträge: 1356

BeitragVerfasst am: 26. Dez 2014 23:21    Titel: Re: Hello, again! Antworten mit Zitat

hallo nora,

freut mich, von dir zu hören. hatte mich öfter mal gefragt, was wohl aus dir geworden ist... leider liest sich das zum größten teil nicht gut.

so schön sich das beruflich auch anlässt, so wenig glaube ich, dass nach deinen schilderungen noch solche "leichten sachen" wie reisen, luftveränderungen etc. helfen.
die tatsache, dass du offenbar auch mit leuten aus dem "hilfesystem" (ärzte, therapeuten, drogenberater etc.) so große probleme hast, sollte dir das auch deutlich machen.
ich kann dir aus eigener erfahrung sagen, dass du wohl noch eine gewisse zeit weitermachen kannst. das können wochen sein, vielleicht auch jahre. aber du wirst "von allein" nicht auf die gerade spur zurückfinden.

was soll zb. der "gute job" oder eine fernreise bringen?
BlancheNeige hat Folgendes geschrieben:

Zur Debatte steht u.a, dass ich Berlin für eine
gewisse Zeit verlasse und nochmals ins Ausland gehe.
...
Ich dachte dabei eher an das berühmte den-Kopf-freikriegen.


du willst "den kopf frei kriegen"? wovon? von dir selbst? das glaube ich nämlich.

eigene wohnung, tagelang im bett liegen, briefe nicht öffnen, pleite sein, freunde/familie um geld bitten: alles selbst erlebt. immer gedacht: "du bist ja nicht blöd. also wirste schon IRGENDWIE noch die kurve kriegen!"

bei mir kam irgendwann der punkt, an der der strom abgeklemmt wurde. an dem tag bin ich dann nach fast 1 jahr wieder zum briefkasten und in den keller (wo die restliche post von ca. 9 monaten war!) und habe die briefe aus einem dreivierteljahr geöffnet. dazwischen waren 3 haftbefehle, die fristlose wohnungskündigung, vollstreckungsbescheid der räumungsklage inkl. räumungstermin, die kündigung meines telefons, die kündigung meines bankkontos, zig mahn- u. vollstreckungsbescheide usw. usf... JACKPOT!

hätte ich in der situation keine freunde gehabt, ich hätte möglicherweise schluß gemacht. keine lust mehr. keine perspektive.


mein gefühl und meine erfahrung sagt mir, dass du unbewusst auf eine helfende hand hoffst, auf deine rettung in der not. das ist auch ein stück weit die sehnsucht nach dem mutterschoß in dieser bösen, kalten welt. man bringt sich selbst zwar massiv in schwierigkeiten, nach außen hin wird aber verdrängt, beschwichtigt und die fassade gewahrt.


ich kenne dich nicht und kann dich natürlich auch nicht einschätzen. aber so wie du schreibst, ist dein leidensdruck aber recht groß. du scheinst auch ein echtes problem mit dir selbst zu haben. denn deine äußeren umstände lesen sich ja so weit ganz gut (zumindest nach dem zu urteilen, was du dazu sagst).

ich rate dir jetzt DRINGEND: tu was! du bist erst mitte 20 und weißt nicht, wieviele stufen noch kommen, bis es eskaliert. und du weißt nicht, wie du dann reagierst.

nehmen wir mal an, dass dein beruf noch ein letzter strohhalm für dich ist momentan. das bißchen, wo du selbstwertgefühl rausziehst und stabilität für dein fragiles leben. wenn damit jetzt etwas passiert, was dann?!


du bist vermutlich die erste person, der ich mal bewusst zu methadon rate. zumindest als versuch. es gibt einige menschen, den das methadon hilft, weil es ihnen diesen "filter" verschafft, so eine art puffer zur realität.
allerdings könnte es bei dir auch kontraproduktiv sein. schwer zu sagen. ein versuch ist es m.e. aber wert.

und ich weiß nicht, wie du tickst, aber mir ist oft aufgefallen, dass gerade junge leute oft eine verschobene wahrnehmung haben bzgl. der prioritäten in ihrem leben. da wird der partner oder der beruf an position 1 gesetzt... dabei ist die NUMMER 1 immer man selbst. denn wenn es uns nicht gut geht, können wir weder auf dauer gut arbeiten, noch eine schöne partnerschaft führen.


was mich mal interessieren würde: warum tust du dich so schwer, mit therapeuten u. drogenberatern etc.? weshalb bist du in deren augen "zu anstrengend"?

die sache ist die: es gibt menschen, die haben "nur" ein suchtproblem. dann gibt es die leute, die ein suchtproblem und depressiv sind. und am interessantesten wird es, wenn die dinge -so wie bei dir- zusammenkommen: sucht, depression, psychische störung. du hast eine aufgabe. diese aufgabe kann nur lauten: "wie kriege ich es irgendwann hin, ein für mich selbst gutes leben zu führen?"
ich bin ja kein experte auf dem gebiet. allerdings glaube ich, dass das nicht einfach ist, sowohl für den behandler, als auch natürlich für den kranken.

so wie du es beschreibst, scheinst du ja auch schon gefährliche züge an dir zu haben. anders gesagt: wäre ich mit die befreundet/verwandt etc., so hätte ich angst um dich. du wirkst einerseits relativ "stark", machst deinen job ganz gut usw., aber bist gleichzeitig total zerbrechlich.

dazu diese scheisse mit dem H... hör bitte auf, deinen kopf noch mehr zu ficken! das ist doch n ständiges up 'n down...! ich kann nur von mir sprechen: als ich noch auf kurzwirksamen opiaten war, war ich psychisch DEUTLICH labiler. erst nachdem ich ne gewisse zeit auf methadon war, haben sich gewisse dinge stabilisiert. und auch wenn ich immer wieder auf das zeug schimpfe, weil es so viele NW hat, so muß ich halt fairerweise auch sagen, dass ich insgesamt sehr viel weniger "gefühlskarussell" fahre... meine stimmung ist relativ stabil, ich bin ruhiger und gelassener. das ist echt angenehm. die depressionen sind in ihrer tiefe längst nicht mehr so übel ausgeprägt. teilweise dachte ich nur noch an negative dinge und war emotional wie gelähmt. das ist zum glück völlig vorbei.


ok, die worte zu mir bzw zum methadon mußten sein. von der logik her klingt es erstmal total unvernünftig, dir das zu empfehlen. allerdings würde mich das wirklich mal interessieren, wie es bei dir wirkt, wenn du es längere zeit einnimmst.

aber ganz gleich, was du tust: sei so offen zu dir selbst und laß dir helfen! solange du noch glaubst, du könntest das alles in den griff kriegen, indem du nach GB oder sonstwo hin gehst, wirds schwer... ich habe inzw sehr viele menschen mit problemen gesehen und eine der schwierigsten fragen ist ja zunächst einmal immer: sind das jetzt probleme, die internale oder externale ursache haben? und bei dir scheint es in der tat eine psychische störung zu sein, wenn man nach deinen schilderungen geht.


alles gute und bleib am ball!
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QyX
Platin-User
Platin-User


Anmeldungsdatum: 04.07.2013
Beiträge: 1270

BeitragVerfasst am: 27. Dez 2014 03:44    Titel: Antworten mit Zitat

Toller Post Saubermann!

Jetzt im Moment scheint ja aufgrund der Depressivität ein gewisses, wenn auch eingeschränktes Problembewusstsein zu bestehen.

In der nächsten Hochphase ist das aber wieder komplett verstunden und es dominiert ein Gefühl die Welt erorbern zu können, mit der Energie jetzt alle Probleme der Vergangenheit und in der Zukunft mal eben so bewältigen zu können, alles ist positiv und alles wird per Definition gut ausgehen. Bis zur nächsten Depression.

Das ist ein ewiger Kreislauf und entweder endet dieser irgendwann dann durch Suizid oder du entscheidest dich dafür stimmungsstabilisierende Medikamente zu nehmen. Dazwischen gibt es eigentlich nichts außer dieses Leben was du jetzt lebst. Und das ist kein Leben. Du bist doch lediglich Sklave deines Gehirns. Lass dich von ihm nicht in die völlige Selbstzerstörung treiben.
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