Von Tilidin loskommen

[Simi]

Hallo alle miteinander!
Ich bitte um Entschuldigung, falls es schon einen Thread zu diesem Thema gibt und ich euch langweile.
Ich nehme seit gut zwei Jahren Tilidin. Zuerst als Schmerzbekämpfung, doch mittlererweile ist es, glaube ich, ausgeartet. Ich nehme die letzten Tage bis zu 300 mg retard täglich. So viel war es sonst nie. Und obwohl ich immer noch Schmerzen habe, sehne ich mich bei der Einnahme nach dem Rauschgefühl, welches sich allerdings nicht mehr einstellt.
Jede Nacht nehme ich mir vor, die Dosis zu reduzieren und jeden Tag breche ich dieses Vorhaben. Ich schäme mich auch ganz schrecklich, mit jemandem aus meiner Umgebung darüber zu sprechen.
Habt ihr Tipps für mich, wie ich es schaffe, standhaft zu bleiben?
Danke an alle, Simi

[musikera]

Grüß Gottle,

Da bist Du nicht alleine mit Deiner Sucht nach Tili. Hier im Forum gibt's einige die es nehmen bzw. wegen Schmerzen nehmen müssen
und es dann nach einiger Zeit überdosieren, sprich "mißbrauchen".

Aber zu schämen gibt es da nix.

Ich gehe davon aus das Du das Tili vom Hausarzt bekommst, oder?
Nun, wenn Du es nicht schaffst, das "Problem" alleine zu lösen und durch Dosisreduktion bzw. ausschleichen, davon loszukommen...tja, dann bleibt Dir nix Andres übrig als es dem Arzt zu sagen. Es ist nicht soooo außergewöhnlich das ein Schmerzpatient eines Tages merkt das ein Opiod auch noch für andere Sachen Ideal ist, nämlich sich wegzubeamen und schön in Watte eingehüllt die Euphorie zu spüren die ein Schriftsteller mal " mit einem fliegenden Teppich fliegen" verglich.
So ist es halt und Dein Doc wird es bestimmt nachvollziehen und mit Dir zusammen eine Strategie entwickeln wie Du aus dem Dillema wieder rausfindest.

Aber Du mußt es wollen!

Möglicherweise bist Du depressiv bzw. hast eine Affinität dazu. Um das in den Griff zu kriegen wäre es denkbar eine bestimmte Zeit Antidepressiva zu bekommen.

Also keine Benzos, die machen noch mieser abhängig. Lass Dich beraten bei Arzt. Wenn er es nicht kapiert dann geh zu einem anderen. Wichtig aber das Du von dem Tili Abstand bekommst.

Hast Du denn schon Entzug? Das wollte ich Dich schon eingangs Fragen.

Davon hängt ja einiges ab. Ich meine ob Du schon körperlich drauf bist...

Gruß

[Kawasaki]

Servus,
so ganz erschließt sich mir nicht was Du genau machen willst.
Willst Du reduzieren oder ganz raus.?
Gruß
Kawa

[Simi]

Guten Abend!

Danke für eure Antworten und Tipps. Ich bin mir selber noch nicht ganz klar, wie ich damit umzugehen habe.
Ich habe mir erstmal einen Termin beim Orthopeden besorgt - vielleicht lässt sich der Schmerz, der inzwischen als chronisch vom Hausarzt eingestuf wurde, auch anders behandeln. Und dann beim Psychologen, weil ich glaube, dass meine persönliche Situation derzeit schwierig ist.
Das heißt, ich will es ausschleichen lassen und sehen, ob es auch ohne geht. Es hat mr Angst gemacht, als ich gemerkt habe, dass es mich nach dem Rausch dürstet.
Vielen Dank auch an Musikera. Dein Beitrag hat mir Hoffnung gegeben.

Gute Nacht, Simi

[realflippy]

@simi
auch wenn ich die hoffnung nicht ganz trüben möchte das dein hausdoc mit dir eine strategie entwickelt...was ja wünschenswert wäre...mal ein paar kurze punkte die meiner meinung nach beachtenswert sind.

zuerst aber mal die frage...du bekommst das tili wegen schmerzen...was für schmerzen sind bzw waren das?
du musst dich darauf einstellen das dein schmerzempfinden nach dem absetzen eine gewisse zeit erst einmal wieder zunimmt...vor allem wenn du das tili rapide reduzierst. bedeutet du hast a) entzugserscheinungen...und b) der urschmerz kommt wieder durch...
darauf sollte man auf jeden fall gefasst sein...

das problem bei hausärzten ist...die hauen gerne medikamente mit erheblichem abhängigkeitspotenzial raus..und wenn dann das kind im brunnen liegt..die ärzte also merken der patient hängt auf besagtem medikament fest...und gesteht das sogar noch vor dem arzt ein...kann (nicht muss) es passieren das der hausarzt dem ehrlichen patienten den hahn abdreht...oder ihn schnurstracks in eine entgiftung einweist...ob man das dann unbedingt gebrauchen kann ist fraglich.
was ich..nach jahrelanger ärzteerfahrung..gelernt habe ist...die ärzte müssen nie die volle wahrheit wissen...sondern nur das was sie grade zur lösung das problems wissen müssen...liegt natürlich auch im eigenen ermessen und an der vertrauensbasis die man zu dem doc hat...

es hält sich auch noch immer die mähr das schmerzpatienten nicht wirklich anfällig für eine abhängigkeit sind...wenn es dann doch passiert ticken die ärzte (vor allem die hausdocs) meistens aus...
dazu kommt noch das beim eingeständnis einer abhängigkeit der arzt später sehr vorsichtig wird beim verschreiben opiodhaltiger schmerzmittel...man sollte sich also auch die frage stellen..."was ist wenn ich beim doc alles auspacke...und merke nach einiger zeit es geht schmerztechnisch doch nicht ohne opiode/tili)"
man ist relativ aufgeschmissen wenn man dann mit ibus oder metamizol nach hause geschickt wird..mit dem argument man sei ja opiodabhängig und dann dürfe der doc nichts anderes verschreiben...(stimmt übr. nur bedingt)

vorschlag: kauf dir in der apotheke für 3,75€ nen tablettenteiler...und taste dich an deine "wohlfühldosis" schritt für schritt heran...die tili-tabs kann man mit den dingern relativ gut teilen (zumindest die von stada und valoron)...viertel die tabs (wenn es die 100er sind)...dann versuch es mit 275mg...wenn du nach ein paar tagen merkst es klappt gehste auf 250 runter...wieder 3-4 tage stabilisieren...dann wieder 25mg runter...bis zu dem punkt an dem du mit den schmerzen leben kannst...aber dein konsum nicht überhand nimmt.

vorschlag 2) geh in ne schmerzambulanz...schilder denen dein problem...nimm alle befunde mit...und such mit denen nach ner lösung...die sind auf sowas spezialisiert..helfen auch beim abdosieren und beim finden einer stabilen dosis zur analgesie.

lg

flippy

[Simi]

Lieber Flippy,

danke für deine Tipps. Das ist auch in etwa mein Vorhaben. Ich hatte vor 20 Jahren mal eine Wirbelsäulen OP, wegen Skoliose. Meine ganze Wirbelsäule ist mit einer Metallstange festgetackert. Es macht die Rippen und die Wirbelsäule sehr unbeweglich. Mit den Jahren hat es angefangen zu schmerzen, immer mehr. KG hilft nur für ein paar Stunden. Tabletten (also freiverkäuflich) halfen zwar ein wenig, aber ich habe eine chronische Gastritis und konnte sie nicht nehmen. Irgendwann haben wir Tilidin ausprobiert und es half, für sehr lange Zeit, ohne Nebenwirkungen. Ich war so happy! Gut ein Jahr lang ging es total gut. Dann nahmen die Schmerzen zu und ich nahm mehr Tabletten. Jetzt, nach zwei Jahren, halte ich diese Lösung nicht mehr für optimal. Ab und zu eine gegen dem Schmerz zu nehmen, damit mache ich meinen Frieden. Aber ich merke, dass ich abhängig bin. Ich wollte sie schneller ausschleichen lassen. So 50 mg jeden Tag. Meinst du, so langsam ist es besser?

Grüße, Simi

[Kawasaki]

Servus,
guter Beitrag Flippy, das eine wäre das ausschleichen, zum anderen kann ich Dir Kratom ans Herz legen.
Meiner Meinung nach ist das zur Unterstützung beim Entzug sehr gut geeignet, gerade was Opioide angeht, kannst Dich ja mal schlau machen. Finde Kratom hilft auch bedingt und eingeschränkt bei Schmerzen. Muss man einfach ausprobieren.
Was bei mir nach jedem Tili Entzug immer irrsinnig schwierig war, und mich manchmal verzweifeln lies waren die Depressionen die ich trocken bekam, muss aber bei Dir nicht sein.
Gruß
Kawa

[Simi]

Hallo Kawa,

ein interessanter Tipp. Ich habe es gerade gegoogelt, werde aber nicht ganz schlau - kann ich es in der Apotheke kaufen?

LG, Simi

[SPORTFREI]

Bin auch v Tille abhängig,physisch.
Nehme auch so 2-3 Jahre aber nur noch 200 mg pro Tag.
Um ehrlich zusein hab ich keine Lust abzusetzen da es sowas von affig macht...
Den Körper schadet es ja nicht wirklich.

Ich bin froh das ich es bekam u.mir nicht mit den nichtopioden die nieren schaden muss.

Mein ortho wollte aber mir irgendwann nix mehr geben.
Jetzt bin ich beim Schmerztherapeut.

Meine orhopaedin emphal mir gegen schmerzen zu kiffen.
Schade das DE da noch sehr verklemmt ist.

[Kawasaki]

Hallo,
sorry das ich erst jetzt antworte, Info`s über Kratom bekommst Du hier im Forum..bitte Sufu benutzen.
Ein guter Vendor z.Bsp.
http://kratom.eu
Gruß
Kawa

[Kawasaki]

[Simi]

Ich möchte euch allen danken für eure hilfreichen Beiträge.
Ich konnte die Dosis schon deutlich reduzieren (200 mg) und fühle mich gut.
Ein frohes neues Jahr allen.

LG, Simi

[SPORTFREI]

@kawasaki ja ohne Witz.
Doc fragte wie es bei mir mit kiffen aussieht, ich meinte nein, sie sagte das hilft

In mehreren US Staaten gibts ja schon länger grünen auf Rezept, THC hat etliche positive Eigenschaften.
Leider bekommen hier Leute sehr schwer THC haltige Arznei.

[korn]

THC wurde mir auch schon nahe gelegt, nutze es auch gerne.
Dass mein Konsum rein medizinischer Natur wäre, mache ich mir aber nicht vor.

@Simi
Mir ging es mit Opiaten auch so. Als Schmerzmittel bekommen und auf Dauer genutzt. Die Dosis konnte ich halbwegs halten, aber meine Kombinationen damit wurden immer abenteuerlicher und riskanter. Das machte mir Angst. Dazu kam noch, dass sie zu breit gestreut wirkten um weitere Nebenschauplätze (Wirbelgelenke, Wirbelkörper) frühzeitig zu erkennen.
Ich fand mich selbst unter deren dauerhaftem Einfluss auch ziemlich langweilig und unkeativ.

Mir hat geholfen, zwischen den Schmerztypen, ihrem Auftreten und den Ursachen zu differenzieren. Alternativen zu Opiaten/Opioiden die dasselbe Spektrum abdecken gibt es nicht - also ich kenne keine.
Manche Schmerzarten sind erträglicher, vielleicht ausblendbarer, andere treten nur abends nach Belastung auf, nur bei morgendlicher Dehydration und unaufgewärmter Stützmuskulatur, falsche Bewegungen, zu lange stehen oder sitzen, die neuropathischen Freunde, schmerzinduzierte Verspannungen, Entzündungen,...
Die können auch gezielt kurzfristig behandelt werden, präventiv verhindert oder umgangen, oder auch langfristig gelindert/vermieden. Das habe ich dann mit meinem Arzt besprochen und seither justieren wir in den einzelnen Fällen nach Bedarf.

Ich habe das Gefühl so besser mitzubekommen was mit meinem Körper los ist.
Mehr Aufwand ist es ...

Ich gönn' mir jetzt ein Wärmepflaster