Substitution und dann...?

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Südösi
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Anmeldungsdatum: 19.05.2015
Beiträge: 374

BeitragVerfasst am: 15. Jun 2015 20:21    Titel: Substitution und dann...? Antworten mit Zitat

Hallo zusammen!

Ich war mir nicht sicher wo ich das posten soll. Man könnte meinen, es passe am besten zum "Clean-Sein-"Forum. Aber da es hier hauptsächlich um die Substitutionsbehandlung bzw. um uns Substuierte selbst geht, "threadiere" ich es hier.

Viele von uns (Substutierten) wollen abstinent werden. Sie wollen aus der Substi raus. Einige schaffen das auch (dauerhaft). Für andere ist der Ausstieg gar nicht das Ziel. Für sie geht es ausschließlich um "Schadensminimierung".

Wie ist das bei Euch? Wollt Ihr "raus"?

Es geht mir hier nicht nur um Clean-Sein oder nicht, es geht mir darum, was Ihr in Eurem Leben anstrebt?

Und vor allem wie Ihr glaubt, Eure Ziele erreichen zu können? Braucht es für Euch Opioide um gut zu leben, oder denkt Ihr, dass Opioide einem gelungenem Leben eher im Weg stehen?

Liebe Grüße
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TeenIdle
Silber-User
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Anmeldungsdatum: 13.03.2013
Beiträge: 132

BeitragVerfasst am: 15. Jun 2015 20:39    Titel: Antworten mit Zitat

Also ich bin in der Substitution, weil mir das Heroin letztendes irgendwann mehr genommen als gegeben hat. Bin eine ziemliche Mimose und da ist das ständige affig sein nur schwer auszuhalten. Außerdem war es viel zu teuer, so dass ich kaum was zu essen hatte. Also konnte ich nur in die Substitution oder aufhören. Aufhören ging nicht, da ich zur Schule gehe und es da nicht gut kommt so viel zu verpassen, Vorallem da bald Ferien sind.
Und suboxone habe ich als Substitution Mittel gewählt, weil ich das abstinente Leben anstrebe. Für dieses Leben ist Suboxone eine perfekte Übung, quasi wie trocken schwimmen, denn man hat keinerlei Opiatgefühle und auch keinen Entzug zu keinem Zeitpunkt. Zudem kann man es auch sehr gut abdosieren und der Entzug zieht sich nicht ewig lang hin.
Dass einzige Problem was ich habe bzw haben werde ist, dass ich ganz genau weiß (und es jetzt, wo ich Dauer-nüchtern bin auch merke), dass ich mit meinen Depressionen absolut nicht klar komme. Ohne Drogen ist jeder Tag wirklich die Hölle für mich. Seit der Substitution geht es mit genau so scheisse wie vorher, als ich das heroin kaum noch bezahlen konnte. Erträglich bis Normal ging's mir wo ich genug Stoff hatte . Aber wirklich glücklich war ich damit auch nicht. War ich nie. Außer mal ein halbes Jahr...
Jedenfalls weiß ich, dass 'ab und an' konsumieren nicht funktioniert und meine Depression mich wieder in die Sucht stürzen wird. Weiß gar nicht warum ich den Entzug überhaupt erst mache...

Und wie stehts um dich und deine Gedanken zur Substitution?
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Südösi
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Anmeldungsdatum: 19.05.2015
Beiträge: 374

BeitragVerfasst am: 15. Jun 2015 21:27    Titel: Antworten mit Zitat

Ist zwar schade das zu hören, aber ich freue mich über Deine ehrliche und offene Antwort!

Und zu mir: Ich war nie von Heroin süchtig. Ich habe mit Apotheken-Opioiden begonnen. Eigentlich hab ich mich von Anfang an selbst substituiert. Ich war nämlich früher polytox, also MDMA, Alk, Benzos, Speed... Einfach alles ich bekommen konnte... Und ich hab dann erkannt, dass wenn ich Opioide konsumiere, ich eigentlich gar nichts anderes brauche! Dann hab ich mit Subutex begonnen und nur ab und an mal was anderes genommen. Codein, Morphin oder manchmal auch H.

Und jetzt bin ich eben seit zwei Jahren offiziell in Substitution. Aktuell mit Morphin. Und ich komme wirklich gut zurecht! Habe auch keinen Beikonsum.

Momentan hat die Substi für mich einfach keinen Nachteil! Und ich kann mir nur schwer ein Leben ohne Opiat/Opioid vorstellen.

Und zurzeit, überhaupt jetzt mit Morphin, bin ich wirklich zufrieden. Ich will nicht sauber werden...

Aber ich wollte ja schon x-mal clean werden. Also mal sehen...
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normanthedoorman
Gold-User
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Anmeldungsdatum: 07.06.2015
Beiträge: 401

BeitragVerfasst am: 15. Jun 2015 21:37    Titel: Antworten mit Zitat

Zitat:
Und vor allem wie Ihr glaubt, Eure Ziele erreichen zu können? Braucht es für Euch Opioide um gut zu leben, oder denkt Ihr, dass Opioide einem gelungenem Leben eher im Weg stehen?


Man kann sich nur selbst im Weg stehen - ich denke, es liegt immer daran, wie, wann wofür und zu welchem Zweck man Opiate ge-oder mißbraucht.

Auch hier gilt: Jeder ist seines eigenen Glückes (oder Unterganges) Schmied.

Wir sind alle ausschließlich für uns selbst verantwortlich, das kann und sollte uns niemand abnehmen, ja nicht mal abnehmen dürfen.

Wie man damit umgeht, was man daraus macht - ist die eigene Suppe.
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Südösi
Gold-User
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Anmeldungsdatum: 19.05.2015
Beiträge: 374

BeitragVerfasst am: 15. Jun 2015 21:43    Titel: Antworten mit Zitat

Südösi hat Folgendes geschrieben:
Ist zwar schade das zu hören, aber ich freue mich über Deine ehrliche und offene Antwort!

Und zu mir: Ich war nie von Heroin süchtig. Ich habe mit Apotheken-Opioiden begonnen. Eigentlich hab ich mich von Anfang an selbst substituiert. Ich war nämlich früher polytox, also MDMA, Alk, Benzos, Speed... Einfach alles ich bekommen konnte... Und ich hab dann erkannt, dass wenn ich Opioide konsumiere, ich eigentlich gar nichts anderes brauche! Dann hab ich mit Subutex begonnen und nur ab und an mal was anderes genommen. Codein, Morphin oder manchmal auch H.

Und jetzt bin ich eben seit zwei Jahren offiziell in Substitution. Aktuell mit Morphin. Und ich komme wirklich gut zurecht! Habe auch keinen Beikonsum.

Momentan hat die Substi für mich einfach keinen Nachteil! Und ich kann mir nur schwer ein Leben ohne Opiat/Opioid vorstellen.

Und zurzeit, überhaupt jetzt mit Morphin, bin ich wirklich zufrieden. Ich will nicht sauber werden...

Aber ich wollte ja schon x-mal clean werden. Also mal sehen...


Ich war noch nicht fertig, ich wollte noch schreiben:

Mein einziges "Ziel" ist ein gutes Leben! Und das kann ich momentan nurp mit Opiaten erreichen...
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TeenIdle
Silber-User
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Anmeldungsdatum: 13.03.2013
Beiträge: 132

BeitragVerfasst am: 15. Jun 2015 21:51    Titel: Antworten mit Zitat

normanthedoorman hat Folgendes geschrieben:
Jeder ist seines eigenen Glückes (oder Unterganges) Schmied.

finde den Spruch sehr dämlich und falsch. Als könnte jeder alles in seinem Leben machen. Echt Schwachsinnig.
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unsauber
Bronze-User
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Anmeldungsdatum: 05.06.2015
Beiträge: 84

BeitragVerfasst am: 16. Jun 2015 00:51    Titel: Antworten mit Zitat

interessanter thread, auch wenn wir das thema schon öfter mal so in der art hatten... und ich finde es ziemlich schwer, darauf ne "gerade" antwort zu finden, zu der man auch in einiger zeit noch genau so stehen kann.

ich bin jetzt etwa mitte dreißig. im laufe der jahre habe ich eines über (meinen) opioidkonsum gelernt: OPIOIDKONSUM IST UNBERECHENBAR AUF LANGE SICHT!
wenn ich zurückblicke, dann stelle ich fest, dass -so weit ich sehe- alle meine "ziele", die ich bzgl. meines konsums hatte, verfehlt habe. und letztlich ist auch keine meiner einschätzungen genau so eingetroffen.

deshalb habe ich mir abgewöhnt, längerfristige pläne zu schmieden. also natürlich schaue ich nach vorn und sehe zu, dass ich mein leben selbst steuere, soweit das eben geht. aber ich sage mir zb. jetzt nicht, dass ich im herbst clean werden will o.ä., denn sowas geht grundsätzlich schief... zumindest bei mir.


mit opiaten hab ich angefangen, als ich etwa 18 war. da gab es valoron n von einem kumpel, der sagte, ich solle das mal probieren. danach würde es mir besser gehen. und weil ich zu der zeit an depressionen litt (die mich begleiten seit ich ca. 16 bin), war ich auch offen dafür...
das war mein schlüsselerlebnis. die nächsten ca 2-3 jahre hab ich dann mit dem valoron meine erfahrungen gemacht, meinen ersten affen geschoben usw...

heroin hab ich zwar auch mal probiert, aber ich hab es nie besonders toll gefunden. mein ding sind opiate aus der apotheke! auf heroin habe ich aus unterschiedlichen gründen null bock.

ich hab in den folgenden jahren ohne opioidsuchtprobleme gelebt, nur eine benzosucht von ca. 2-3 jahren war da noch.. in der zwischenzeit hab ich dann mein leben in geordnete bahnen gelenkt: eine (überwiegend) schöne beziehung mit meiner frau angefangen, ein studium begonnen, sportfanatiker geworden... mir ging es RICHTIG gut.

auf der spitze dieser lebensphase kam ich auf die wahnsinnig clevere idee, mal wieder nach opiaten zu recherchieren. durch großen zufall kam ich dann an eine angebrochene, winzig kleine flasche tramadol. ein freund hatte im hinterkopf, dass ich ihm mal von der rauschwirkung von bestimmten medikamenten erzählt hatte und weil er selber das tramadol nicht mochte, gab er es mir... das war nun vor etwa 10 jahren...

und so begann dann vor etwa 10 jahren meine 2. opioidabhängigkeit.
damals nahm ich dann tramadol, codein und tilidin, dann und wann gabs auch mal oxycodon und hydromorphon.

wie das bei einem suchtcharakter so ist, wurde der konsum immer heftiger: ich nahm immer mehr und immer öfter opiate. irgendwann war ich so hochdosiert auf tramadol, dass ich was ändern MUSSTE. durch einen weiteren zufall kam ich dann an methadon und war anfangs ganz angetan: mir gefiel es die ersten tage/wochen nämlich gar nicht gut und so dachte ich, dass das ein optimaler weg zum absetzen sei...

tja, das war wohl noch größerer bockmist als jeder vorherige fehlentscheidung von mir... und dazu begann es mir auch noch zu gefallen. als ich mich erstmal eindosiert hatte, konnte ich das rauschpotenzial vom methadon erkunden... und ja - methadon hat einen miserablen ruf. das dürfte aber vor allem daran liegen, dass die nebenwirkungen vor allem beim dauerkonsum richtig zum tragen kommen: das gilt besonders für das penetrante schwitzen und die gewichtszunahme (die zum glück ja nicht alle betrifft).
trotz dieses schlechten images ist methadon durchaus was wert: das euphoriepotenzial bei gelegentlichem konsum ist beträchtlich.

allerdings ist das auch die crux:
die euphorie kommt m.m.n. richtig gut zum vorschein, wenn man noch nicht so sehr an methadon oder andere hochpotente opioide gewöhnt ist.
allerdings würde ich NIEMALS einem gelegenheitsuser oder jemandem mit niedriger toleranz raten, methadon zu nehmen. denn gerade methadon ist extrem gefährlich, da man sich sehr schnell ne überdosis verpassen kann (das liegt vor allem an 2 sachen: erstens dauert es ungewöhnlich lange, bis die wirkung endlich kommt. ungeduldige bzw. unerfahrene user legen aber dann gerne mal nach. das kann jedoch fatale folgen haben! der zweite grund ist die extrem hohe dosierung bei den meisten tabletten und lösungen. wenn ein unerfahrener user sich auf der szene 1 tablette methaddict besorgt, kann das schon tödlich sein! vielen unterschätzen es und denken sich, dass eine tablette ja nichts böses anrichten kann... aber selbst eine halbe tablette, also 20mg, kann schon VERDAMMT gefährlich werden! ALSO MAXIMALE VORSICHT!).
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to make a long story (a bit) short(er):

NEIN, aktuell möchte ich noch nicht aufhören! ich nehme bis auf mein methadon vom arzt (zzgl. einer extraportion von ca. 100 mg 2-3x die woche) NICHTS. kein alkohol, keine zigaretten, kein THC usw... nix!
damit gehts mir ziemlich gut.

und da ich zur zeit -trotz aller unwägbarkeiten- ganz sicher sagen kann, dass ich nach einem opiatentzug NICHT mit anderem kram anfangen werde, möchte ich einfach (NOCH!) nicht auf dieses stück "lebensqualität" verzichten.
übrigens: es braucht auch keiner kommen und sagen, dass ich ja gar nicht wissen könne, ob ich nicht doch zb. zum kokser oder so werden könnte. denn ich bin keine 20 mehr (ich weiß, das klingt furchtbar altklug!) und da ich viel ausprobiert habe, weiß ich einfach eine sache: WENN RAUSCHMITTEL - DANN OPIATE! punkt. mir gefallen andere sachen einfach nicht wirklich (mit ausnahme von MDMA/XTC. aber das ist nicht "alltagstauglich").


LANGFRISTIG möchte ich dann aber AUF JEDEN FALL aus der substi raus. es gibt da so ein paar dinge, die ich nicht mit methadon oder anderen opiaten machen kann bzw will. so kann ich mir zb. nicht vorstellen, eine beziehung zu führen mit opiaten. allein schon wegen der libido.

man KANN sein leben auch mit opioiden sehr gut meistern. dazu gehören allerdings viele faktoren, die passen müssen:
- eine (relativ) stabile persönlichkeit
- ein stabiles umfeld
- kein(e) übertriebene(r) suchtdruck/"nadelgeilheit" o.ä.
- am besten KEIN heroinkonsum!
- kein bzw. nur wenig beikonsum
- kein bzw. nur wenig szenekontakt
- eine gesunde einstellung zum eigenen körper bzw. zur eigenen gesundheit
- eine gewisse "struktur" im alltag (das muß aber nicht unbedingt arbeit sein! das geht als rentner, arbeitsloser etc. auch)
- möglichst keine depressionen!

wenn diese faktoren passen, dann KANN man auch ziemlich gut leben, auch wenn man in substitution ist.

allerdings geht es den meisten leider anders (und auch bei mir war es lange so): viele konsumenten leiden an psychischen störungen. ob nun depressionen, borderline usw.: oftmals versuchen opiatuser diese probleme durch den konsum zu "heilen" bzw. zu lindern. das fatale daran: eine zeit lang scheint das auch zu funktionieren! aber irgendwann kommt der punkt, an dem man merkt, dass die konsumbedingt eigehandelten probleme nun noch zusätzlich zu den ohnehin schon persönlichen problemen hinzukommen. und dann hat man nämlich den salat!

diese scheiße kennen sicher viele von uns. und in dieser phase ist der opiatkonsum ein weiteres großes hindernis.


aber auch wenn das gröbste geregelt ist, lauern stolperfallen: ich finde nämlich, dass opiate einen mitunter dazu verleiten, länger als eigentlich in einer mißlichen lage zu bleiben. die gefahr ist auf opiaten verdammt groß, dass man im leben stagniert und die dinge einfach geschehen lässt, anstatt zu handeln...

ganz egal, ob es um den miesen job geht, den ich mache, die kaputten beziehungen von einigen membern hier oder den fehlenden elan beim dinge regeln, den hier sicher viele kennen: WENN DU OPIATE NIMMST, DANN GEHT ALLES, WAS SONST "DRINGEND" WÄRE, HALT AUCH MORGEN... ODER ÜBERMORGEN... ODER NÄCHSTE WOCHE! das kennen brigens auch kiffer zur genüge...

user "OXYSCHNECKENFRAU566" sucht in bayern oder baden württemberg n substiplatz und fragt hier im forum nach rat. jemand postet ne liste mit substiärzten. bei einem ruft sie an. der ist voll. 2 stunden später dann die rückmeldung hier im forum: "der eine arzt war schon voll. die anderen ruf ich morgen an! ich muß meinem kind jetzt noch die klettverschlußschuhe zumachen. sorry, bin grad voll im stress!"


ihr wisst, was ich meine... das phlegma!

und DESHALB finde ich opiate auch so fies und tückisch: sie lähmen deinen willen und zersetzen deine willenskraft!
vor ein paar jahren noch bin ich oft um 6 uhr morgens im winter 70 minuten laufen gegangen. und jetzt? jetzt ist man manchmal selbst zum pinkeln zu faul und quält sich vom bett aufs klo und würde am liebsten einfach im bett "laufen lassen"... ihr versteht vllt, was ich meine..?!

und weil ich um diese gefahr weiß, versuche ich mich ja auch am riemen zu reissen. aber wer kennt es denn nicht: wenn man eh schon so viele probleme hat, warum dann auch noch zusätzlich stress? bringt doch auch nix...


OK, FALLS irgendwer bis hierhin gelesen haben sollte: selbst schuld Cool
nee, im ernst: das thema lag mir einfach am herzen, da mußte ich meine gedanken einfach notieren... und ich hab sogar radikal gekürzt!
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unsauber
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Anmeldungsdatum: 05.06.2015
Beiträge: 84

BeitragVerfasst am: 16. Jun 2015 01:36    Titel: Antworten mit Zitat

normanthedoorman hat Folgendes geschrieben:

Auch hier gilt: Jeder ist seines eigenen Glückes (oder Unterganges) Schmied.

Wir sind alle ausschließlich für uns selbst verantwortlich, das kann und sollte uns niemand abnehmen, ja nicht mal abnehmen dürfen.


das sehe ich vollkommen anders. naja, wenn man sich mal mit dingen auseinandersetzt wie zb. der sozialisation usw. und wenn man erkennt, wie prägend alleine schon die herkunft ist, dann sieht man das ganze doch völlig anders.

während ich mir hier gedanken mache(n kann) über "unbefriedigende jobs" und "mehr autonimie und entfaltung im beruf", kämpfen ein paar hundert km die schwarzen auf flüchtlinsbooten oder gegen ebola...

und ein paar häuser weiter verzweifelt grad ein milliardär, weil er von verarmungsängsten getrieben wird...

deutschland ist ein land der erben: zu dem thema hab ich im studium viel gemacht... sehr interessant. man bekommt ein gefühl für die soziale ungerechtigkeit (nicht nur) hierzulande.


ACHTUNG: das heißt NICHT, dass man selber komplett dem schicksal ausgeliefert ist. man kann im leben viele dinge beeinflussen. und ZU OFT machen menschen es sich leicht, indem sie sich von jeglicher verantwortung entbinden...

"der arzt hat mich damals süchtig gemacht"
"ich durfte nie klavier spielen lernen"
"ich sollte ja damals nicht studieren"
"der arzt will nicht, dass ich mit der substi aufhöre"

beispiele gibt es viele. DAS IST AUCH NICHT DER RICHTIGE WEG!

allerdings ist es eben auch vollkommen unangebracht, immer auf den einzelnen zu rekurrieren. das ist leider aber ebenso stark in mode wie das abschieben von eigenverantwortung.


ich hab n alten schulkameraden: nix "richtiges" gelernt, mit mitte/ende 30 hartz 4, 2 kinder, sozialwohnung im vorstadtghetto.
ist er der "hartz iv assi, der selbst schuld ist? er hätte ja auch studieren können! gibt ja bafög und so. kann ja jeder. wenn er denn nur genug WILL!"

seine herkunft: vater? nie gesehen, nie gekannt. mutter? arbeitslose trinkerin. ich war als schulkind mal zum spielen bei ihm. und ich war damals geschockt von seiner lebenswelt.
in seiner siedlung waren 90% arbeitslos. er hatte keine "positiven role-models", die ihm was erstrebenswertes vorgelebt hätten.

ganz anders - ein anderer schulkollege (ein hoch auf integrative schulen! dort lernt man nämlich genau diese unterscihede kennen!): vati ist augenarzt, mutti lehrerin. sohnemann lernt klavier, urlaub in den usa, in südfrankreich, die eltern gehen ins museum mit ihrem jungen. zu hause stehen die literaturklassiker im regal. in der nachbarschaft wohnen ärzte, juristen, professoren, lehrer, unternehmer. positive rollenvorbilder gibt es genug.
dass SO JEMAND dann abitur macht, medizin studiert und dann in papas praxis mit einsteigt, ist in meinen augen keine so unfassbar große leistung.

aber unser zeitgeist gibt die deutung vor: dieser junge mann kann voller stolz von sich behaupten: "DAS HAB ICH MIR SELBST ERARBEITET! JEDER IST SEINES GLÜCKES SCHMIED!"

das ist unser zeitgeist: DER ERFOLG WIRD IMMER SICH SELBST ZUGESCHRIEBEN - UND DER MISSERFOLG IMMER DEN ANDEREN ODER STRUKTURELLEN HINDERNISSEN! dabei ist beides -wenn es so starr erfolgt- völliger blödsinn.


es ist de facto kaum möglich, objektiv und vernünftig eine lebensleistung zu bewerten bzgl. des eigenen einsatzes. man ist IMMER geprägt von irgendwem und von irgendwas. immer!


unsere gesellschaft hat einen sprung in der schüssel: da darf sich tatsächlich eine lenke wischusen (oder wie die heißt!) als spitzenkandidatin der bremer FDP profilieren und so eine grütze ausrufen wie: "WIR BRAUCHEN MEHR GRÜNDERGEIST!"
die möchte also, dass mehr junge leute firmen gründen. das "unterstützt" sie auch mit sog. "venture capital". sie guckt nach vermeintlich guten geschäftsideen, bietet dem gründer dann ein investment i.h.v. zb. 50.000 euro. dafür verlangt sie dann zb. 51% der anteile am unternehmen. logo, dass es dabei immer nur 1 gewinner gibt, wenn die firma erfolg hat! und wenn nicht: dann sind die 50.000 euro steuersparsam abgeschrieben. fertig ist der lack.

ach ja: sie selbst ist ende 20 oder so und hat opas firma geerbt. jetzt fährt sie dicken benz, trägt teure kleider und hat ein penthouse gekauft...
ihre "lebensleistung": sie hatte das glück, als unternehmertochter geboren zu werden.

und nun reisst so jemand den mund auf? alter... das ist dreist!


aber so lange wir genug menschen haben, die sowas nicht checken, wird sich auch nix ändern.


und übrigens: für meine eigene berufliche unzufriedenheit bin in dem konkreten falle zum großteil ICH SELBER verantwortlich. ich kann das relativ sachlich bewerten. es gibt aber viele fälle, die nicht so klar liegen.

was mich aber fast am meisten ärgert, sind diese leute: ich kenne zb. einen beamtensohn, vater hochrangig in einem NRW-ministerium. sohnemann hat nach seinem abschluß während der wirtschaftskrise genau so probleme wie viele andere, einen passenden job zu finden. also "parkt" er sich quasi zwischen in einem doktorandenstudium. natürlich nur, um nicht den stempel "arbeitslos" zu kriegen. ein doktorandenstudium kostet heutzutage fast immer geld, zumindest den semesterbeitrag. und wer ALG bezieht, darf zb. gar nicht eingeschriebener student sein. also geht diese option nur, wenn man woanders geld her kriegt.. aber vati ist ja noch da!
also ca. 18 monate rumgedaddelt, während andere in der zeit vom jobcenter schon mürbe gemacht worden sind... und weil bei sohnemann noch immer nix geht, zieht papa seine trumpfkarte: er hat ja zig kontakte zu großen konzernen, gerade in NRW... 2 telefonate später hat er ne "trainee-stelle" bei einem riesenkonzern...

diese story ist nicht erfunden, sondern genau so passiert. der typ sitzt natürlich inzwischen fest im sattel und hat n ziemlich guten job...

und wenn du irgendwann merkst, dass das kein einzelfall ist, sondern dass das system hat und wenn du das immer und immer wieder ähnlich beobachten kannst, dann zweifelst du halt irgendwann auch mal an so sätzen wie dem mit dem schmied und dem glück...
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TeenIdle
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Anmeldungsdatum: 13.03.2013
Beiträge: 132

BeitragVerfasst am: 16. Jun 2015 07:30    Titel: Antworten mit Zitat

Danke, Unsauber, Vorallem für den zweiten Post!
Habe meine Meinung aus schreibfaulheit nicht begründet, es sind aber genau die selben Gründe wie die die du aufgezählt hast. Die Beispiel die du dazu gebracht hast finde ich auch klasse und sehr treffend. 10/10
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Südösi
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Anmeldungsdatum: 19.05.2015
Beiträge: 374

BeitragVerfasst am: 16. Jun 2015 14:30    Titel: Antworten mit Zitat

Unsauber, Du sagst da viele Dinge, die ich zu 100 % unterschreiben würde! Und das kommt nicht allzu oft vor!

Vor allem dieses Prinzip des "jeder ist seines eigenen Glücks Schmied". Dieses Prinzip ist in unserer Gesellschaft so stark verankert. Nur durch diese Denkweise funktioniert unsere Welt, so wie sie ist, überhaupt! Es gibt 95 % Unterpriviligierte und 5 % Reiche und Mächtige. Und da sich die Unterpriviligierten immer zu selbst sagen: "Wenn Du nur fleißig genug bist, kannst Du alles erreichen und eben auch zu den oberen 5 % gehören", besteht unser System weiter so, wie es ist...
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unsauber
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Anmeldungsdatum: 05.06.2015
Beiträge: 84

BeitragVerfasst am: 29. Jun 2015 22:08    Titel: Antworten mit Zitat

eine kurze anekdote zum thema substitution und perspektivlosigkeit:

da treff ich in der vergabe kürzlich auf einen junkie, der MIT GROSSEM ABSTAND vom äußerlichen her zu den abgelebtesten figuren der ganzen szenerie gehört. er sieht alt aus (optisch mind. mitte 50, aber ich meine mal gehört zu haben, dass der erst um die 40 sei, naja), hat von den benzos und dem alk eine leise, stark verwaschene sprache (so ein ganz schlimmes nuscheln gepaart mit leichtem lallen), seine hautporen im gesicht sind so groß, dass man sie als golfplatz benutzen könnte... und so gehts weiter...

ich dachte immer: DER TYP BLEIBT HIER BIS ER INS ALTERSHEIM KOMMT!
und da erzählt er mir doch, dass er grad abdosiert! und er ist schon bei 8mg methadon angekommen! der war mal bei 210 mg! und jetzt geht er jede woche 1mg runter... WOW, das finde ich stark! ehrlich, dafür bekommt er respekt von mir.

und am besten war sein spruch: "MEINST DU, ICH WILL EWIG ZUM ARZT RENNEN WEGEN DEM SCHEISS?!"

ok, klar, er muß halt jeden tag hin, wegen seiner sauferei und den benzos.. und darauf hat er keinen bock mehr. kann ich gut verstehen.

viele ex-substituierte die ich kenne (ich kenn aber gar nicht so viele, die aufgehört haben, lol), trinken lieber 2-3 bier abends oder rauchen n joint, anstatt n substitut zu nehmen, von dem sie eh nix merken...

tja, so verschieden sind menschen..
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Praxx
Foren-Guru
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Anmeldungsdatum: 25.07.2014
Beiträge: 3203

BeitragVerfasst am: 29. Jun 2015 23:32    Titel: Antworten mit Zitat

Ich weiß nicht, ob der Typ das freiwillig macht - wer permanent Benzos, Alk und alles andere nebenbei konsumiert, wird irgendwann zwangsweise abdosiert, weil sein Doc sonst verknackt wird, wenn ihm was passiert.

Methadon, Alk und Schore, dazu HepC - das ist eine tödliche Mixtur. 90% aller Sterbefälle in meiner Substitutionsbehandlung gingen aufs Konto von Alk und HCV.

Also, seid vorsichtig mit dem Zeug.

Praxx
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unsauber
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Anmeldungsdatum: 05.06.2015
Beiträge: 84

BeitragVerfasst am: 30. Jun 2015 21:12    Titel: Antworten mit Zitat

Praxx hat Folgendes geschrieben:
Ich weiß nicht, ob der Typ das freiwillig macht - wer permanent Benzos, Alk und alles andere nebenbei konsumiert, wird irgendwann zwangsweise abdosiert, weil sein Doc sonst verknackt wird, wenn ihm was passiert.

Methadon, Alk und Schore, dazu HepC - das ist eine tödliche Mixtur. 90% aller Sterbefälle in meiner Substitutionsbehandlung gingen aufs Konto von Alk und HCV.

Also, seid vorsichtig mit dem Zeug.

Praxx


ja, hep c hat der typ auch. du wirst wahrscheinlich recht haben: der machts wohl nicht freiwillig. zumindest weiß ich, dass er weiterhin trinkt und auch benzos nimmt... hat er selbst erzählt...
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Leviathan
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Anmeldungsdatum: 30.03.2013
Beiträge: 983

BeitragVerfasst am: 30. Jun 2015 22:06    Titel: Antworten mit Zitat

unsauber hat Folgendes geschrieben:
interessanter thread, auch wenn wir das thema schon öfter mal so in der art hatten... und ich finde es ziemlich schwer, darauf ne "gerade" antwort zu finden, zu der man auch in einiger zeit noch genau so stehen kann.

ich bin jetzt etwa mitte dreißig. im laufe der jahre habe ich eines über (meinen) opioidkonsum gelernt: OPIOIDKONSUM IST UNBERECHENBAR AUF LANGE SICHT!
wenn ich zurückblicke, dann stelle ich fest, dass -so weit ich sehe- alle meine "ziele", die ich bzgl. meines konsums hatte, verfehlt habe. und letztlich ist auch keine meiner einschätzungen genau so eingetroffen.

deshalb habe ich mir abgewöhnt, längerfristige pläne zu schmieden. also natürlich schaue ich nach vorn und sehe zu, dass ich mein leben selbst steuere, soweit das eben geht. aber ich sage mir zb. jetzt nicht, dass ich im herbst clean werden will o.ä., denn sowas geht grundsätzlich schief... zumindest bei mir.


mit opiaten hab ich angefangen, als ich etwa 18 war. da gab es valoron n von einem kumpel, der sagte, ich solle das mal probieren. danach würde es mir besser gehen. und weil ich zu der zeit an depressionen litt (die mich begleiten seit ich ca. 16 bin), war ich auch offen dafür...
das war mein schlüsselerlebnis. die nächsten ca 2-3 jahre hab ich dann mit dem valoron meine erfahrungen gemacht, meinen ersten affen geschoben usw...

heroin hab ich zwar auch mal probiert, aber ich hab es nie besonders toll gefunden. mein ding sind opiate aus der apotheke! auf heroin habe ich aus unterschiedlichen gründen null bock.

ich hab in den folgenden jahren ohne opioidsuchtprobleme gelebt, nur eine benzosucht von ca. 2-3 jahren war da noch.. in der zwischenzeit hab ich dann mein leben in geordnete bahnen gelenkt: eine (überwiegend) schöne beziehung mit meiner frau angefangen, ein studium begonnen, sportfanatiker geworden... mir ging es RICHTIG gut.

auf der spitze dieser lebensphase kam ich auf die wahnsinnig clevere idee, mal wieder nach opiaten zu recherchieren. durch großen zufall kam ich dann an eine angebrochene, winzig kleine flasche tramadol. ein freund hatte im hinterkopf, dass ich ihm mal von der rauschwirkung von bestimmten medikamenten erzählt hatte und weil er selber das tramadol nicht mochte, gab er es mir... das war nun vor etwa 10 jahren...

und so begann dann vor etwa 10 jahren meine 2. opioidabhängigkeit.
damals nahm ich dann tramadol, codein und tilidin, dann und wann gabs auch mal oxycodon und hydromorphon.

wie das bei einem suchtcharakter so ist, wurde der konsum immer heftiger: ich nahm immer mehr und immer öfter opiate. irgendwann war ich so hochdosiert auf tramadol, dass ich was ändern MUSSTE. durch einen weiteren zufall kam ich dann an methadon und war anfangs ganz angetan: mir gefiel es die ersten tage/wochen nämlich gar nicht gut und so dachte ich, dass das ein optimaler weg zum absetzen sei...

tja, das war wohl noch größerer bockmist als jeder vorherige fehlentscheidung von mir... und dazu begann es mir auch noch zu gefallen. als ich mich erstmal eindosiert hatte, konnte ich das rauschpotenzial vom methadon erkunden... und ja - methadon hat einen miserablen ruf. das dürfte aber vor allem daran liegen, dass die nebenwirkungen vor allem beim dauerkonsum richtig zum tragen kommen: das gilt besonders für das penetrante schwitzen und die gewichtszunahme (die zum glück ja nicht alle betrifft).
trotz dieses schlechten images ist methadon durchaus was wert: das euphoriepotenzial bei gelegentlichem konsum ist beträchtlich.

allerdings ist das auch die crux:
die euphorie kommt m.m.n. richtig gut zum vorschein, wenn man noch nicht so sehr an methadon oder andere hochpotente opioide gewöhnt ist.
allerdings würde ich NIEMALS einem gelegenheitsuser oder jemandem mit niedriger toleranz raten, methadon zu nehmen. denn gerade methadon ist extrem gefährlich, da man sich sehr schnell ne überdosis verpassen kann (das liegt vor allem an 2 sachen: erstens dauert es ungewöhnlich lange, bis die wirkung endlich kommt. ungeduldige bzw. unerfahrene user legen aber dann gerne mal nach. das kann jedoch fatale folgen haben! der zweite grund ist die extrem hohe dosierung bei den meisten tabletten und lösungen. wenn ein unerfahrener user sich auf der szene 1 tablette methaddict besorgt, kann das schon tödlich sein! vielen unterschätzen es und denken sich, dass eine tablette ja nichts böses anrichten kann... aber selbst eine halbe tablette, also 20mg, kann schon VERDAMMT gefährlich werden! ALSO MAXIMALE VORSICHT!).
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to make a long story (a bit) short(er):

NEIN, aktuell möchte ich noch nicht aufhören! ich nehme bis auf mein methadon vom arzt (zzgl. einer extraportion von ca. 100 mg 2-3x die woche) NICHTS. kein alkohol, keine zigaretten, kein THC usw... nix!
damit gehts mir ziemlich gut.

und da ich zur zeit -trotz aller unwägbarkeiten- ganz sicher sagen kann, dass ich nach einem opiatentzug NICHT mit anderem kram anfangen werde, möchte ich einfach (NOCH!) nicht auf dieses stück "lebensqualität" verzichten.
übrigens: es braucht auch keiner kommen und sagen, dass ich ja gar nicht wissen könne, ob ich nicht doch zb. zum kokser oder so werden könnte. denn ich bin keine 20 mehr (ich weiß, das klingt furchtbar altklug!) und da ich viel ausprobiert habe, weiß ich einfach eine sache: WENN RAUSCHMITTEL - DANN OPIATE! punkt. mir gefallen andere sachen einfach nicht wirklich (mit ausnahme von MDMA/XTC. aber das ist nicht "alltagstauglich").


LANGFRISTIG möchte ich dann aber AUF JEDEN FALL aus der substi raus. es gibt da so ein paar dinge, die ich nicht mit methadon oder anderen opiaten machen kann bzw will. so kann ich mir zb. nicht vorstellen, eine beziehung zu führen mit opiaten. allein schon wegen der libido.

man KANN sein leben auch mit opioiden sehr gut meistern. dazu gehören allerdings viele faktoren, die passen müssen:
- eine (relativ) stabile persönlichkeit
- ein stabiles umfeld
- kein(e) übertriebene(r) suchtdruck/"nadelgeilheit" o.ä.
- am besten KEIN heroinkonsum!
- kein bzw. nur wenig beikonsum
- kein bzw. nur wenig szenekontakt
- eine gesunde einstellung zum eigenen körper bzw. zur eigenen gesundheit
- eine gewisse "struktur" im alltag (das muß aber nicht unbedingt arbeit sein! das geht als rentner, arbeitsloser etc. auch)
- möglichst keine depressionen!

wenn diese faktoren passen, dann KANN man auch ziemlich gut leben, auch wenn man in substitution ist.

allerdings geht es den meisten leider anders (und auch bei mir war es lange so): viele konsumenten leiden an psychischen störungen. ob nun depressionen, borderline usw.: oftmals versuchen opiatuser diese probleme durch den konsum zu "heilen" bzw. zu lindern. das fatale daran: eine zeit lang scheint das auch zu funktionieren! aber irgendwann kommt der punkt, an dem man merkt, dass die konsumbedingt eigehandelten probleme nun noch zusätzlich zu den ohnehin schon persönlichen problemen hinzukommen. und dann hat man nämlich den salat!

diese scheiße kennen sicher viele von uns. und in dieser phase ist der opiatkonsum ein weiteres großes hindernis.


aber auch wenn das gröbste geregelt ist, lauern stolperfallen: ich finde nämlich, dass opiate einen mitunter dazu verleiten, länger als eigentlich in einer mißlichen lage zu bleiben. die gefahr ist auf opiaten verdammt groß, dass man im leben stagniert und die dinge einfach geschehen lässt, anstatt zu handeln...

ganz egal, ob es um den miesen job geht, den ich mache, die kaputten beziehungen von einigen membern hier oder den fehlenden elan beim dinge regeln, den hier sicher viele kennen: WENN DU OPIATE NIMMST, DANN GEHT ALLES, WAS SONST "DRINGEND" WÄRE, HALT AUCH MORGEN... ODER ÜBERMORGEN... ODER NÄCHSTE WOCHE! das kennen brigens auch kiffer zur genüge...

user "OXYSCHNECKENFRAU566" sucht in bayern oder baden württemberg n substiplatz und fragt hier im forum nach rat. jemand postet ne liste mit substiärzten. bei einem ruft sie an. der ist voll. 2 stunden später dann die rückmeldung hier im forum: "der eine arzt war schon voll. die anderen ruf ich morgen an! ich muß meinem kind jetzt noch die klettverschlußschuhe zumachen. sorry, bin grad voll im stress!"


ihr wisst, was ich meine... das phlegma!

und DESHALB finde ich opiate auch so fies und tückisch: sie lähmen deinen willen und zersetzen deine willenskraft!
vor ein paar jahren noch bin ich oft um 6 uhr morgens im winter 70 minuten laufen gegangen. und jetzt? jetzt ist man manchmal selbst zum pinkeln zu faul und quält sich vom bett aufs klo und würde am liebsten einfach im bett "laufen lassen"... ihr versteht vllt, was ich meine..?!

und weil ich um diese gefahr weiß, versuche ich mich ja auch am riemen zu reissen. aber wer kennt es denn nicht: wenn man eh schon so viele probleme hat, warum dann auch noch zusätzlich stress? bringt doch auch nix...


OK, FALLS irgendwer bis hierhin gelesen haben sollte: selbst schuld Cool
nee, im ernst: das thema lag mir einfach am herzen, da mußte ich meine gedanken einfach notieren... und ich hab sogar radikal gekürzt!


Ich habe alles gelesen. Ich finde den post gut. Das mit dem Phlegma bei Dauerkonsum von Opiaten ist bei mir, wie bei Dir.
Einziger Unterschied Du bist auf Metha, ich bin auf Bupre.

LG der Leviathan
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