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hammerhart1984 Silber-User

Anmeldungsdatum: 23.08.2012 Beiträge: 190
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Verfasst am: 17. Nov 2015 20:27 Titel: an alle aus dem kv-breich nordrhein! |
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...oder die, die es interessiert.
hallo ihr lieben,
anhand dessen, dass ich mich manchmal wundere, wie manch einer an verschreibungspflichtige schmerzmittel, benzodiazepine oder barbiturate gelangt, auch ohne befunde oder anderweitige nachweise, habe ich mal ein wenig recherchiert.
zu allererst moechte ich erwaehnen, dass ich selber schmerzpatientin bin (derzeitige medikation: gabepentin 300, ibuprofen 800, diclofenac 75 sl, oxycodon 60mg, pantoprazol 40mg und acemetacin 60mg. diclofenac und ibuprofen im zwei-wöchigen wechsel und fuer jeden verstaendnis habe, der medikamente aufgrund einer erkrankung benötigt; selbiges gilt natuerlich auch fuer substitutionspatienten.
und da bin ich auf die homepage der kv-nordrhein gestoßen.
unter der rubrik "verdachtshinweise auf arzneimittel- und versichertenkartenmissbrauch" koennen arztpraxen bei begruendeten verdacht patienten melden, die rezepte verlangt haben und ein missbrauchverdacht besteht. die patientendaten enthalten den jeweils ersten buchstaben vom vor-und nachnamen sowie das geburtsdatum, anbei wird der/die ort(e) der praxis/praxen und die bezeichnung/name des/der präparate. auch versuchte rezeptfälschungen oder "ausraster" wegen verweigerter rezepte/verordnungen koennen gemeldet werden. einerseits finde ich es schon okay, weil aerzte werden ja auch bei zu vielen verordnungen in regress genommen und da ist es ärgerlich, wenn es wegen sog. "aerzte- hopper" teuer wird. andererseits ist da auch die frage nach dem datenschutz.
soweit ich weiss, ist die kv-nordrhein bundesweit die einzigste kv, die solche daten veroeffendlicht.
was meint ihr?
findet ihr es okay, dass solche daten dort offen zugänglich sind?
freue mich auf eure meinungen!
lg, hammerhart1984. |
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Dr.Mabuse Foren-Guru


Anmeldungsdatum: 19.02.2015 Beiträge: 4074
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Verfasst am: 17. Nov 2015 21:25 Titel: |
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Hallo Hammerhart,
Der ermessensspielraum von Ärzten ist doch sehr beträchtlich,hatt man bei dem einen Arzt schon arge Probleme,wegen einer Grippe eine Woche krankgeschrieben zu werden,verordnet im Gegenzug ein Hausarzt,ohne gesicherte Diagnose eines Kollegen,mal Tilidin wegen Rückenschmerzen...
Dies scheint auch nach Bundesland jeweils stark zu variieren...
Benzodiazepine können übrigens über Selbstzahler/Privat.verordnet werden,wie Smarties,die Krankenkasse erfährt hiervon nichts...
Allein die unterteilung hier in Deutschland,zwischen Privat/Gesetzlich,ist schon seit Jahrzehnten ein klares Indiz,für eine zwei Klassen Gesellschaft...
Übrigens war vor 2-3 Jahren eine Partei,ganz stark daran,sämtliche Daten eines Patienten auf der Karte der Krankenkasse zu Speichern...
Doppeldiagnosen könnten so vermieden werden,eine Zweite Meinung unmöglich...
Auch würde der HNO Arzt,sehen,ob man wegen Alkohol schon mal in Kur war...
Dies wurde nochmal abgewendet,ich bin mir aber sicher,das es nochmal auf den Plan kommt,zumindest für Gesetzlich versicherte... |
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Big T Bronze-User

Anmeldungsdatum: 08.11.2012 Beiträge: 49
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Verfasst am: 17. Nov 2015 21:26 Titel: |
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Hallo zusammen!
@hammerhart,
das ist ja äußerst interessant; zugegeben.
Deine Bedenken zum Thema Datenschutz kann ich zwar nachvollziehen, auf der anderen Seite werden ja keine Namen genannt.
Von daher denke ich, daß es mit Initialien gerade noch in Ordnung geht.
Von der Sache her kann ich diese Maßnahme absolut verstehen.
Ich finds ok.
Beste Grüße... Big T. |
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Praxx Foren-Guru

Anmeldungsdatum: 25.07.2014 Beiträge: 3203
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Verfasst am: 17. Nov 2015 23:38 Titel: |
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Ich bin Arzt in Nordrhein, habe diese Seite aber bisher weder gesehen noch genutzt. Das kostet nur Zeit und letztlich erlauben die Angaben keine sichere Zuordnung.
Ihr könnt mal davon ausgehen, dass solche Dinge in Zukunft mit der eGK online geprüft werden - dafür muss auf der eGK gar nichts gespeichert sein, da wird jede Karte bei der Krankenkasse geprüft und die übermittelt dann den Warnhinweis...
Die meisten ÄrztInnen verschreiben eben nicht kritiklos starke Analgetica oder BZD an unbekannte Patienten.
Es ist eine kleine skrupellose Gruppe unter den Ärzten, die für einen Zehner cash BZD in beliebiger Menge verordnet - die werden unter den Süchtigen als Geheimtipps gehandelt, andere Ärzte erfahren nur zufällig davon, wenn üerhaupt.
LG
Praxx |
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dakini Foren-Guru

Anmeldungsdatum: 07.04.2015 Beiträge: 3361
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Verfasst am: 18. Nov 2015 19:40 Titel: |
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Seit ein paar Tagen das erste Mal wieder lauthals gelacht!
Die einen schmeißen Kids mit Neuroleptika zu, die anderen wollen Süchtige, bei denen es eh nicht mehr drauf an kommt, kontrollieren...
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Phil78 Gold-User

Anmeldungsdatum: 05.12.2014 Beiträge: 479
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Verfasst am: 18. Nov 2015 20:16 Titel: |
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Nun ja, Praxx...
Zu Zeiten meiner Benzosucht habe ich in fast jeder Stadt in der ich war,einen Arzt gefunden, der ohne Probleme was aufgeschrieben hat. Und ich musste den Ärzten nie "zehn Euro" bezahlen um ein Privatrezept zu bekommen. Meist auf einem ganz normalen Rezept. Und die Krankenkasse hat nie was gesagt. Wenn ein Arzt öfters aufgeschrieben hat, dann wurde es meist auf einem Privatrezept geschrieben. Aber es wollte nie ein Arzt "Provision" dafür haben... und ich war damals beruflich in sehr vielen Städten... sicherlich gab es auch einige Ärzte die es nicht aufgeschrieben haben, aber mit den richtigen Argumenten war es meist kein Problem. Nicht falsch verstehen, ich bin da sicherlich nicht stolz drauf.
Aber meine Erfahrung sagt mir, das es 80% der Ärzten egal war, was sie damit unterstützen bzw. anrichten. |
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Praxx Foren-Guru

Anmeldungsdatum: 25.07.2014 Beiträge: 3203
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Verfasst am: 19. Nov 2015 01:11 Titel: |
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Einspruch!
Es geht mir nicht darum, Süchtige kontrollieren zu wollen - ich mag es nicht, wenn ich benutzt werden soll. Auf meinem Schild steht "Praxis", nicht "Fachgeschäft für Suchtbedarf". Ich mache meinen Job nicht bloß zum Geldverdienen, ich will auch zufrieden sein mit dem, was ich mache!
Außerdem ist diese Überflutung mit Benzos für meine Suchtpatienten ein enormes Risiko, das die Anstrengungen vieler Monate ratz-fatz verruinieren kann.
Wenn jemand seine Sucht unter Kontrolle bringen will, ist das für die Katz, wenn stattdessen eine Suchtverlagerung stattfindet, weil an jeder Ecke Sch... Diaz warten.
Benzos, Substitut, Alkohol, Pep und Schore und das auch noch gleichzeitig - eine sichere Garantie, nie mehr wieder irgendwas im Leben gebacken zu kriegen. Job, Geld, Wohnung, Beziehung, Familie - alles weg... Zukunft? Irgenwann in einer dreckigen Ecke verrecken als Lebensziel? Wie bringt man sein Gehirn dazu, seine einzige Tätigkeit weitgehend einzustellen?
Findet es wirklich jemand richtig toll, die Kontrolle über Gesichtszüge, Sprache und Gehvermögen zu verlieren? Oder sieht man das nur von außen?
LG
Praxx |
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Phil78 Gold-User

Anmeldungsdatum: 05.12.2014 Beiträge: 479
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Verfasst am: 19. Nov 2015 07:50 Titel: |
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Ich finde deine Einstellung sehr gut, Praxx... Aber leider, meine Erfahrung, sehen das die meisten deiner Kollegen nicht so. In meiner Stadt gibt es z. B. zwei Ärzte die dafür bekannt sind, Benzos etc zu verschreiben. Auch können Krankmeldung telefonisch bestellt werden. |
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Los Fritzos Gold-User

Anmeldungsdatum: 08.09.2015 Beiträge: 982
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Verfasst am: 19. Nov 2015 10:05 Titel: |
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@Praxx
Ich bin zwar nicht polytox, aber ja, man bemerkt schon, wenn einem die Gesichtszüge entgleisen, wenn man eine Ladung zu viel genommen hat. Hier reicht meine Opiaterfahrung vollkommen aus, um dir diese Frage zu beantworten.
Ich kann mich sehr gut selbst ab Zustände erinnern, wo ich so dicht war, dass ich mir völlig unbewusst über lange Zeit die Zunge taub und blutig gebissen habe, der Mund offen stand und die Sabber gelaufen ist. Wenn man den Kopf nicht aufrecht und die Augen nicht geöffnet halten kann. Wenn man dann auch noch versucht zu sprechen, scheitert man käglich. Ein Gefühl, als ob man einen Golfball an der Zungenspitze kleben hat. Zusätzlich lallt man rum wie ein Laierkasten. Glaub mir, das merkt man schon, nur stört es einen nicht. Klar gibt es Situationen, wo man versucht, das zu kontrollieren, doch geht das oft zierlich in die Hose.
Gruß, Fritze |
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mattfällt Silber-User

Anmeldungsdatum: 19.05.2013 Beiträge: 237
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Verfasst am: 19. Nov 2015 11:21 Titel: |
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Haha. Eine kleine Gruppe von Ärzten nur die Benzodiazepine verschreiben.
Nach meinen langjährigen Erfahrungen ist es eher umgekehrt. Noch nicht mal. Mir fällt nämlich grad tatsächlich nicht ein einziger Arzt ein, der nicht wenigstens einmalig ein Rezept für Dias oder (damals noch) Flunis ausgestellt hat.
Dafür aber massig Ärzte, die das wöchentlich gemacht haben: 50Dias/20Flunis alle sieben Tage.
Auf Privatrezept, klar. Und einfach so. Irgendwelches Geld dafür zu nehmen- DAS wiederum habe ich noch nie bei Ärzten gesehen und ist eher die Ausnahme.
Bei Apotheken dagegen..frag nicht nach Sonnenschein.
Da allerdings eher im Zusammenhang mit Rezepten abkaufen. Vornehmlich schön teure natürlich. Wie Medikamente gegen HIV und Aids.
Die die Leute natürlich eigentlich bräuchten. Aber mal eben 200-300€ auf die Hand, für ein Monatsrezept der benötigten Medis, sowas ist für Süchtige natürlich verlockend.
Und für Apotheker umso lohnenswerter. Bei Medis die über tausend Euro wert sind.
Diese Süchtigen. Kann man einfach nicht trauen. Ach nee, halt...?! |
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rock Platin-User

Anmeldungsdatum: 16.03.2015 Beiträge: 2481
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Verfasst am: 19. Nov 2015 13:19 Titel: |
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Hier kristallisiert sich etwas heraus, das auch ich so sehen würde.
Die Ärzte sind vielleicht oft etwas zu kooperativ, aber die Apotheken sind die wahren Gieralde.
Was habe ich mich geärgert, wenn zeitweise wöchentlich in den Zeitungen stand, daß ein Valiumverteiler gefaßt/verurteilt wurde. Valium, Captagon etc.
Niemals wurde die Frage gestellt, wo die Leute ihre Ware herbekamen. Generika aus China oder Indien ? In den 1970er Jahren ? Nö, es kam alles aus der Apotheke. Ich selbst habe auf dem Heimweg täglich 4-5 Stangen Valium und 2-3 Stangen Captagon geliefert. Täglich ! Und immer schön nach 18:00 Uhr, wenn sonst alle weg sind. Der Verkauf fand über die Würstelbude gegenüber der Apotheke statt. Als der Dealer ertappt wurde, bin ich zur Gerichtsverhandlung gegangen. Nicht einmal ansatzweise wurde darauf eingegangen, woher das Zeug überhaupt kam. Das Urteil war moderat und der Deal ging mit ein paar Monaten Unterbrechung frisch fröhlich weiter. In der Zwischenzeit wurden keine Valium zur Lieferung nach 18:00 Uhr bestellt ... Danach schon, aber die Lieferung übernahm dann ein Anderer.
Nur ein Beispiel aus einer langen Reihe, über die ich berichten könnte.
Cheers |
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hammerhart1984 Silber-User

Anmeldungsdatum: 23.08.2012 Beiträge: 190
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Verfasst am: 19. Nov 2015 14:18 Titel: |
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hi leute,
um nochmal kurz aufgreifen zu koennen, weshalb ich diesen post hier rein gestellt habe.
anscheinend geht es ja in erster linie um "aerzte-hopping", welches gerade kleine arztpraxen finanziell zu schaffen machen kann und eventuell auch um verdachtsmomente von dealerei festzuhalten, oder täusche ich mich da?
aber ob das viel bringt, sei dahingestellt, weil die kv nordrhein schon zum groessten bundesland gehoert, aber trotzdem die einzigste ist.
was ist mit bayern, berlin oder hamburg?
flächendeckend wuerde es meiner meinung nach mehr sinn machen.
selbst wenn diese dinge durch die ecard bald sichtbar sind, gut, dumm gelaufen.aber dann gibt es die moeglichkeit, die kk zu wechseln und umzuziehen; ich denke mal jemand der von bestimmten medikamenten abhängig ist, scheut auch diese wege nicht.
und natuerlich verstehe ich auch praxx, den es sauer aufstoesst, wenn beratungsgespraeche, interventionen und apelle von monaten fuer die katz sind, weil diaz etc. so frei zugaenglich sind.
aber die verschreibungsproblematik von benzodiazepinen ist ja auch nicht so neu.
habe neulich auf zdfneo eine reportage gesehen "deutschland auf droge", und da berichtete eine frau, die hat zum schluss 50! diazepam- tabletten täglich genommen und erzählte, dass es fuer sie der entzug echt horror war. wenn man bedenkt, das erstmals 1983 auf die abhängigmachende komponente hingewiesen wurde.
lg, hammerhart1984. |
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Praxx Foren-Guru

Anmeldungsdatum: 25.07.2014 Beiträge: 3203
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Verfasst am: 19. Nov 2015 14:38 Titel: |
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Das muss man schon etwas differenzierter sehen...
Wenn jemand über Jahre eine gleichbleibende, geringe Dosis eines BZD schön brav einnimmt, kann man nicht einfach sagen "das ist low-dose-Abhängigkeit" und diese Menschen in den gleichen Topf werfen mit den wirklich Abhängigen, die sich von mehreren Ärzten gleichzeitig große Mengen verschreiben lassen und die dann unkontrolliert konsumieren.
Für alte Menschen ist Angst und Schlafmangel genauso gefährlich wie die Nebenwirkungen einer Minidosis eines BZD, das nimmt sich nicht viel.
Und wer 50, 100 oder 200mg Diazepam auf einmal in der Birne braucht, um mal "abzuschalten", sollte überlegen, ob es nicht sinnvoller wäre, die Traumafolgestörung zu behandeln, als zeitweise die Erinnerung auszuknipsen...
LG
Praxx |
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