Stimmungsschwankungen auf Pep

[Sybille]

Hallo,

hab mal eine Frage,

Mein Freund ist hochgradig Pep-, davor jahrelang Koksabhänging. Bin seit etwas über einem Jahr mit ihm zusammen und kann seine extremen Stimmungsschwankungen nicht ganz einordnen. Er schwankt zwischen intensiver Verliebtheit und Zuständen in denen er völlig aggro ist und auf mich nicht klarkommt. Gerade hat er diese Aversion gegen mich entwickelt. Davor hat er wochenlang jede freie Minute mit mir verbracht und wir waren uns emotional sehr nahe.

Habe etwas Angst, daß dieses Gefühl der Ablehnung dauerhaft ist. Sowas ist ihm schon häufiger mit anderen Personen passiert und das war dann meist ein endgültiger Bruch.

Er sagt, er liebt mich, aber kommt momentan nicht mit mir klar. Was ist das? Liegt das am Stoff? Ist das normal bei Pep? Oder passiert sowas eher auf koks. Habt ihr da irgendwelche Erfahrungen gemacht? Geht Euch das auch so? Und was mache ich nun?

Danke!
LG
Sybille

[Brooklyn_Zoo]

Würde mal behaupten, dass die Drogen ihm nicht gut tun in Bezug auf dich...was soll man da raten? Entweder Droge oder Beziehung wäre mein erster Gedanke dazu, auch wenn's erstmal hart klingt... ich bezweifel jetzt mal, dass das ne einmalige Phase bleiben wird (kenne genügend Beispiele von Beziehungen, in denen sich die Partner auf Dauer mehr oder weniger wörtlich gegenseitig die Schädel eingeschlagen haben - bei manchen nur verbal, bei anderen gab's physische Gewalt). Würde mal fast drauf wetten, dass es auf Dauer in die Hose gehen wird, da sowohl Koks, als auch Amphe keine gute Grundlage für ne Beziehung sind... nimmst du denn auch chemische Drogen? Oder macht er das komplett für sich allein? Ich persönlich hätte keine Lust nur das 5. Rad am Wagen zu sein, sobald meine Partnerin konsumiert, aber im Endeffekt musst du wissen, wie du handelst... solang er lieber konsumiert, als mit dir Zeit zu verbringen, bist du nur die 2. Wahl und in ner Beziehung sollte man schon an 1. Stelle kommen

Zur Frage, ob es an den Drogen liegt, kann ich nichts sagen, da ich deinen Freund nicht kenne, aber Kokain ist nunmal DIE Ego-Droge schlechthin und Amphetamine machen einen eh komisch drauf im Schädel, also kann es auch an den Drugs alleine liegen, evtl auch an seinem Charakter (den er vielleicht durch das Koks damals schon ziemlich vermasselt hat)

[Sybille]

Danke, Brooklyn_Zoo. So ähnlich hat er das letztens auch formuliert. Er meint ich soll mich von ihm trennen und ihn nur zurücknehmen, wenn er clean sei. Traue ihm aber nicht so ganz über den Weg, weil ich das in einer seiner ,Zuneigungsphasen' einmal versucht habe und er mir danach vorgeworfen hat, er bedeute mir nichts und ich ließe ihn hängen. alles ziemlich kompliziert. Ich vermute eher, daß er mich los werden will, weil er gerade mit mir nicht klar kommt. Er ist zwar gerade durch den Schlafentzug ziemlich fertig, habe aber nicht den Eindruck, daß er ernsthaft entziehen würde. Er identifiziert sich viel zu sehr mit dem ganzen Lifestyle um den Stoff (Party, Freunde, etc.)

nein, habe keine Erfahrung mit dem Stoff, oder irgendeinem anderen Stoff, was ihm eigentlich auch wichtig ist, aber andererseits fühlt er sich deshalb unverstanden.

Bin gerade etwas verzweifelt, weil ich ihn nicht verlieren möchte, aber auch nicht mehr so richtig zu ihm vordringe.

[JP]

Brooklyn_Zoo scheint, vom konkreten Rausch nicht gerade die meiste Ahnung zu haben,
was nicht schlecht ist.

Koka ist keine Ego Droge, während des rausches, hat du ähnlich wie auf XTC,
den unheimlichen Drang dich mit anderen Menschen auszutauschen,
du fühlst dich natürlich selbstbewusst, aber das nutzt du nicht aus,
sondern es befriedigt dich, keine Selbstzweifel,
mit jedem mit dem du redest,
hast du das Gefühl die Welt liebt dich, und das ist auch so,
denn du hörst deinen gegenüber auf einmal richtig zu,
du gehst 100 000 mal genauer auf ihn ein.

Also auch deine Mitmenschen erleben dich total erfrischend,
wenn ich auf Koka bin, merke ich richtig wie alle den Kontakt zu mir suchen,
weil die Gespräche so unendlich klar sind.

Wie eine Symbiose, wie eine USB Kabel von meinen Kopf in den meines Gegenüber.

Ich kenne niemanden der Ego auf Koks ist,
ich weiß aber das dauert konsum, seine Spuren hinterließt.

Man jetzt habe ich wieder Bock auf Koka

Beim Speed ist es sehr ähnlich, du sagtest ja ihr seid euch emotional sehr nahe gewesen,
weil er auf dich eingehen konnte wie es sonst niemand kann,
das ist genau wie beim Koks.

Das Problem, beim runterkommen, ist davon nichts mehr da,
beim Koks kommst du brutal runter,
du fällst für 30 Minuten in tiefe Depressionen,
danach geht es dir aber wieder gut,
beim Speed kann es mehrere Tage dauern bis es dir wieder gut geht.

[Sybille]

JP, wenn Du sagst, es ist wie ein USB Kabel, bedeutet es, daß Du Dich Deinem Gegenüber selbst auch näher fühlst, bzw. bekommt diese fremde Person dann einen Stellenwert in Deinem Leben, den sie unter normalen Umständen nicht hätte? Und wenn ja, hat sie diesen Stellenwert noch, wenn Du wieder runter kommst? Oder interessiert Dich Dein Gegenüber dann nicht mehr? Und wie ist das auf Speed? Ist das genau so?

[JP]

[ast]

das ist eigentlich bei allen Drogen gleich:
solange man sein Level hat und gut gesättigt ist, hat man Kapazitäten für andere Dinge (wie auch Beziehungen) frei, sobald man runter kommt, fällt man quasi wieder auf sich selbst zurück,
man wird unzufrieden und hadert mit sich selbst und es geht erst mal nur darum, wieder auf sein Level zu kommen (oder eben ganz aufzuhören).
beides nimmt einen jedenfalls ziemlich in Beschlag, so dass in Entzugszeiten wenig Raum für andere Dinge übrigbleibt.
die Verfälschung der Gefühle, wie von JP beschrieben, spielt natürlich auch noch eine Rolle.

[Sybille]

Warst Du schon einmal in einer Situation in der Du auf eine Person, die Du liebst/die Dir sehr nahe steht nicht mehr klarkommst? Also eine Nase ziehst, runterkommst, die Person vielleicht gerade schlecht gelaunt ist, Dich ein wenig kritisiert und Du dadurch eine bleibende Abneigung gegen sie entwickelst? Läßt sich das irgendwie revidieren? Diese Aggro Zustände sind normalerweise immer nach ein paar Tagen vorbei, aber das dauert gerade schon etwas länger. Was hat das mit diesen Abneigungen auf sich? Er entwickelt alle paar Monate einmal extreme Abneigungen gegen irgendwelche Leute, zu denen er den Kontakt dann irgendwann abbrechen läßt. Was steckt dahinter?

[JP]

Danke ast das du das noch mal kompakt erklärt hast
Aber den Film, requiem for a dream, musst du trotzdem noch sehen,
so einen guten Film hast du noch nie gesehen,
da wird gezeigt wie die Drogen eine ganze Familie zerstört,
aber auf so eine reale Art und Weise, und so emotional das haut dich um.

Das mit der Abweisung kann wohl niemand erklären,
hört sich an als hätte er nicht mehr alle Latten im Zaum

Geh mal auf Abstand und zeig ihm was er verlieren kann,
dann wird er dir schon wieder zeigen wie wichtig du ihn bist,
und wenn nicht, weißt du, das er ein Assi ist und du findest einen besseren

[SPORTFREI]

[Sybille]

@ JP, also, daß er auf Speed/Koks Abneigungen gegen bestimmte Personen entwickelt ist nicht normal? Er sagt, er baut sich dann so einen Film ein und kommt dann überhaupt nicht mehr auf diesen Mensch klar.

@ ast, ja, er hat diese Phasen in denen er akuten Schlafmangel hat, trotzdem noch weiter zieht und dann meist wenn er keinen Stoff mehr hat, irgendwann einschläft und zwei, oder drei Tage am Stück schläft. Danach kommt er ohne Stoff kaum hoch, was ihn beides aggro werden läßt. Irgendwann danach tritt dann eine Phase ein, in der er einen Endorphinüberschuß produziert und extrem liebevoll und Nähe bedürftig ist. Genau wie Du schreibst ist er in diesem ständigen Konflikt, mit diesen Drogen aufhören zu wollen und es dann doch nicht zu schaffen. Hast Du irgendeinen Rat, wie ich ihm da raushelfen kann. Meine Strategie war bislang, ihn in allem zu unterstützen und seine Sucht vor allem zu akzeptieren, um ihn nicht auch noch unter Druck zu setzen und ihm das Leben somit schwer zu machen. Hast Du da irgendeine Idee?

[ast]

das ist echt schwierig. dass er sagt, Du sollst Dich von ihm trennen und ihn erst 'zurücknehmen', wenn er clean ist, deutet zumindest darauf hin, dass er ein Problembewusstsein hat und dass es in ihm arbeitet.
Du könntest versuchen, ihm zu verdeutlichen, dass Du ihn, sollte er einen Entzug in Erwägung ziehen, auf jede erdenkliche Art unterstützen wirst aber nicht möchtest, dass die Sucht mit den damit verbundenen Stimmungsschwankungen eure Beziehung zerstört.
akzeptieren solltest Du seine Sucht nicht unbedingt, versuche eher mal Dich ganz objektiv (wertungsfrei) für seinen Substanzgebrauch zu interessieren, wofür er das braucht und was es mit ihm macht, sozusagen.
und die Aggro- Zustände keinesfalls persönlich nehmen, er ist dann nur mit sich und der Droge beschäftigt.
lG ast

[James09]

hi jp

[JP]

[James09]