Suchtprinzip

Neues Thema eröffnen   Dieses Thema ist gesperrt, du kannst keine Beiträge editieren oder beantworten.    Drogen-Forum Foren-Übersicht -> Erfahrungsberichte
Vorheriges Thema anzeigen :: Nächstes Thema anzeigen  
Autor Nachricht
blue.blue
Anfänger


Anmeldungsdatum: 11.08.2016
Beiträge: 3

BeitragVerfasst am: 11. Aug 2016 07:43    Titel: Suchtprinzip Antworten mit Zitat

Hallo Suchtmittelforum,


inzwischen habe ich einige Süchte erfolgreich besiegt und möchte meine Erfahrungen teilen. Seit ich Denken kann, hatte ich immer irgendwelche zwanghaften Verhaltensweißen / Gedanken oder einen stark regelmäßigen Konsum irgendeiner Substanz. ( Marihana, Hash, Alkohol ) Oder in der Ernährung extrem übermäßigen Butterkonsum, oder Mengen an Zucker.

Aufräumwahn. Waschzwang. Fluchsucht. Kratzsucht. Selbstbefriedigung. Sex. Sport.

Oder beim Lesen oder Lernen, einfach das Buch nicht mehr zur Seite gelegt. So dass sich irgendwann Kopfschmerzen einstellen oder ich nicht mehr Einschlafen kann. Dadurch vernachlässige ich andere Dinge, die eigentlich wichtig wären.

Eine Sache ist immer gleich: Einfach nicht das richtige gesunde Maß gefunden, sondern immer ein Ticken zuviel, wie mir eigentlich gut tut. Deshalb klassifiziere ich mein Verhalten auch als Sucht. Und dabei ist es völlig egal, mit welcher Thematik ich mich auseinandersetze oder was ich mache. Ich habe die allgemeine Tendenz Dinge ins Extrem zu ziehen. Und das auch ein Hinderniss für mich. Bei einigen Themen ist das z.b. hilfreich. Aber bei anderen Themen wünsche ich es mir, es bleiben zu lassen. Ich wünsche mir besser auf meinen Körper zu hören und Verhaltensweißen zu entwickeln, die gut für mich sind.

Durch die Bekämpfung vieler Süchte in den letzten 10 Jahren, habe ich ein Grundmuster festgestellt. Ich habe viel über mich selber gelernt. Inzwischen sehe ich kaum mehr eine Verhaltensweiße von mir als krankhaft an.
Sobald ich etwas übertreibe oder zu regelmäßig mache, kürze ich es sofort oder verzichte eine Zeit lang ganz bewusst darauf. Ich will immer Herr meiner Gedanken und Verhaltensweißen sein. (Wobei ich merke gerade, da bahnt sich ein solider Kontrollwahn an. javascript:emoticon('Laughing'))

Themen denen ich mich jetzt noch annehmen werde sind:
- Prokastination beim Lernen
- Dermatillomanie (Skin - Picking)


Gruß Blue
Nach oben
joe
Platin-User
Platin-User


Anmeldungsdatum: 28.12.2007
Beiträge: 1167

BeitragVerfasst am: 11. Aug 2016 09:33    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo blue, ja, ja, die gute alte Kontrollsucht.
Aber krank ist das nicht, nur süchtig.
Vielleicht magst du ja auf "clean leben" einsteigen.
Wir brauchen dich.
gute 24 h
Joe
Nur für heute nehm ich mal wieder keine drogen
Nach oben
Kirschblüte
Silber-User
Silber-User


Anmeldungsdatum: 05.08.2016
Beiträge: 138

BeitragVerfasst am: 11. Aug 2016 09:45    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo Blue!

Herzlich willkommen hier. Du hast ja schon einiges sein lassen können, Glückwunsch! Auch wenn es ein langer Weg ist, es ist machbar.

Ich bin gespannt, wie Du die letzten Baustellen angehst.

Gruß
Kirschblüte
Nach oben
Stein
Gold-User
Gold-User


Anmeldungsdatum: 14.08.2015
Beiträge: 497

BeitragVerfasst am: 11. Aug 2016 23:58    Titel: Antworten mit Zitat

Ist das nicht auch eine Sucht, wenn man alle Süchte in sich besiegen möchte? Was kommt danach?

Das Gleichgewicht zwischen bewusstem und unbewusstem Leben, darin liegt das Geheimnis und der Reiz des Lebens, denke ich.

Sucht ist immer auch ein bisserl Leidenschaft - die darf man nicht verlieren.

Alles Gute weiterhin!

Stein
Nach oben
joe
Platin-User
Platin-User


Anmeldungsdatum: 28.12.2007
Beiträge: 1167

BeitragVerfasst am: 12. Aug 2016 22:36    Titel: Antworten mit Zitat

hallo, ich kann meine sucht nicht besiegen. ich nehme sie an, als teil meiner persönlichkeit.
heute bin ich wesentlich leidenschaftlicher, als zu der zeit als ich noch drauf war.
allerdings leide ich heute nicht mehr so viel.
wenn ich heute sucht auslebe, ohne drogen, ist das manchmal anstrengend.
das ist okay.
manchmal richte ich schaden an, bei mir und anderen. das ist dann nicht so geeignet.
bis denne
Joe
Nach oben
Stein
Gold-User
Gold-User


Anmeldungsdatum: 14.08.2015
Beiträge: 497

BeitragVerfasst am: 13. Aug 2016 13:00    Titel: Antworten mit Zitat

Du leidest weniger, weil du die Kraft hast, mit deinen Problemen umzugehen bzw. sie aus der Welt zu schaffen. Ein Süchtiger tut sich da schwerer.

Ich wünsche dir weiterhin alles Gute!

Stein
Nach oben
blue.blue
Anfänger


Anmeldungsdatum: 11.08.2016
Beiträge: 3

BeitragVerfasst am: 10. Sep 2016 08:11    Titel: Moin moin Antworten mit Zitat

Danke für eure Nachrichten!

Kurzes update zu meiner Baustelle Dermatillomania.
Inzwischen bin ich 1 kompletten Monat kratzfrei. Schwierig waren die ersten Tage. Inzwischen vergesse ich mein altes Muster phasenweise komplett, als ob ich nie darunter litt.
Ich hab den Teufelskreis durchbrochen.

Positive Nebeneffekte: Ich kann mich viel besser auf meine Arbeiten konzentrieren und unterbreche diese nicht ständig mit diesem durch das Kratzen entstehenden Schmerz.

Parallel lese ich: The Woman Who Thought too Much: A Memoir
von Joanne Limburg

Darin geht es um ihre ihr leben dominierende Obsessive–compulsive disorder, quasi Zwangstörung und wie sie damit umgehen gelernt hat.

Mir wurde klar, das meine vielen Zwänge und Süchte eine Persönlichkeitsstruktur aus kleinster Kindheit sind.

Schon fertig gelesen habe ich folgendes e-paper:
The Ultimate Skin Picking Cure Guide: How to Overcome Compulsive Picking and Dermatillomania for Life
von Caesar Lincoln

Von diesem Buch hatte ich mir keine neuen Einsichten versprochen und auch keine bekommen. Im Grunde hatte ich schon davor die Lösung. Aber es war ein gutes Gefühl, die eigene Vergangenheit und das Durchlebte noch einmal von einem anderen Menschen als Zusammenfassung zu Lesen.

Eine Sucht und eine Verhaltensstörung kann meiner Meinung nach bezwungen werden, indem konzentriert an der Lösung gearbeitet wird. Es braucht eben Zeit und Auseinandersetzung. Es braucht Beobachtung. Und vor allem muss man es aushalten immer wieder rückfällig zu werden. Diesen Rückfall analysieren und das maximale daraus Lernen. Dadurch gewinnt man an Zuversicht und Stück für Stück arbeitet man sich aus der Sucht/Verhaltensweise.


Derzeit bin ich auf der Suche nach einem neuen Thema, dass ich anpacken kann. Eine Sucht die ich bezwingen kann. Jetzt habe ich wieder mehr Zeit für andere Themen. Vielleicht kann ich wieder mehr Zeit in meine Familie investieren. An meiner Körperhaltung will ich auch Arbeiten.

Konzentriertes und Fokussiertes Lernen ist mir auch ein wichtiges Anliegen. Ohne unterbrechung und Prokastination Arbeiten können.
Zu oft lese ich irgendwelche Artikel, Videos oder irgendein social Media gedöns, dass mich von der eigentlichen Arbeit abhält. Und das kostet viel Zeit. Und das hört sich auch nach einem Suchthaften negativen Verhalten an bzw. ist es auch. Und in gewisser Weiße ist das auch selbstschädigend.

Als Antwort darauf habe ich alle Signaltöne von irgendwelchen Messengern und apps ausgeschaltet. Mein Handy in der Schublade. Mein Desktop ist leer und aufgeräumt. Ebenso mein Emailpostfach. Also so wenig Störquellen wie möglich.
Leider klicke ich beim recherchieren dann doch öfters auf einen Link zu einem Thema, das mich eigentlich gar nicht interessiert und auch für meine Arbeit nicht dienlich ist. Das kostet dann jedes mal 10 Minuten Aufmerksamkeit und Enerige wieder zurückzufinden. Außerdem hinterlässt es ein blödes Gefühl, weil ich ganz genau weiß, wieder Zeit vergeudet zu haben.

Also. Das nächste Große Suchtmittel ist die Information. Das Internet. Der Zugriff auf unbegrenzte Daten und Neuigkeiten. Quasi die Mutter des Dopamins oder das Dopamin höchst persönlich Smile.

LG Blue
Nach oben
perl
Platin-User
Platin-User


Anmeldungsdatum: 10.07.2016
Beiträge: 1100

BeitragVerfasst am: 10. Sep 2016 08:50    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo,
mit meiner Ansicht scheine ich ziemlich alleine da zu stehen: Ich denke, dass es viele schöne oder weniger schöne Theorien über Sucht gibt und dass immer auch Wellenbewegungen in diesen Theorien sind.
So, wie zum Beispiel in den Siebzigern - ich schreibs jetzt mal verkürzt - die "soziale" Sicht im Vordergrund stand, so steht momentan vermeintlich felsenfest die biologistische Sichtweise vorne.
WAS Sucht WIRKLICH ist, weiß meiner Ansicht nach letzten Endes noch niemand.

Grüße perl
Nach oben
Soltau
Platin-User
Platin-User


Anmeldungsdatum: 06.11.2014
Beiträge: 1628

BeitragVerfasst am: 10. Sep 2016 09:15    Titel: Antworten mit Zitat

Für mich hat Sucht immer bedeutet bzw. bedeutet es heute noch, abzutauchen und mich abzulenken von meinem realen Leben, um einfach mal für Stunden daraus auszusteigen gefühlsmäßig.

Ein Aussteigen aus der jedweiligen Sucht ist meiner Meinung nach hauptsächlich eine Kopfsache. Wenn einen die Sucht, das Abhängigsein dermaßen ankotzt, dass man sich so nicht mehr leiden kann. Ein Aussteigen aus der Sucht bedeutet für mich Freiheit und diese Freiheit habe ich mir immer wieder vor Augen gehalten und das Wollen am eigentlichen Leben wieder teilhaben zu wollen, was genau im Moment stattfindet. Mit körperlichen Beschwerden kam ich gut klar, ich habe mir halt immer gesagt, jedes Unwohlsein bringt mehr Abstand von der Abhängigkeit / Sucht mit sich und betrachte es als positives Zeichen und es geht vorbei, ists ja schließlich auch Very Happy .

Wird wahrscheinlich vom Stoff abhängen, auf dem man ist, bei mir wars Koks und Alkohol. Ich konsumiere aber noch gelegentlich.

Soltau
Nach oben
perl
Platin-User
Platin-User


Anmeldungsdatum: 10.07.2016
Beiträge: 1100

BeitragVerfasst am: 10. Sep 2016 09:24    Titel: Antworten mit Zitat

Schöner Beitrag, Soltau!

Ja, bitte! FREIHEIT!

Die Ärztin gestern knallte mir an den Kopf, wenn ich nicht bereit sei, in die hiesige Psychiatrie zu gehen, kanns mir ja wohl noch nicht schlecht genug gehen Shocked .
Nein, ich möchte mir, wenn, die Klinik schon gut aussuchen dürfen.

Aber genau das ist es, Soltau, Freiheit ist eine große, große Motivation, ja.
Grüße perl
Nach oben
Soltau
Platin-User
Platin-User


Anmeldungsdatum: 06.11.2014
Beiträge: 1628

BeitragVerfasst am: 10. Sep 2016 09:50    Titel: Antworten mit Zitat

Das kann ich gut nachvollziehen perl, in eine geschlossene Psychiatrie wollte ich auch nicht.
Ich habe keine Ahnung mit Entzugskliniken, ich war zwar schon zweimal auf einer psychosomatischen Reha, da sind jedoch Leute, die bereits den Entzug hinter sich haben.

Da wünsche ich dir viel Glück, dass dir hier jemand einen guten Tipp gibt und nebenbei kannst du doch im Netz recherchieren und unter Klinikbewertungen nachlesen, was die Leute für Erfahrungen dort gemacht haben. Und selbst kannst du bereits beginnen ganz langsam, nach deinem eigenen Tempo, runter zu dosieren und nebenbei gut für dich zu sorgen. Sporteln wäre topp, doch soweit ich gelesen hatte leidest du an Schmerzen, evtl. Schwimmen, irgendwas tun, wo du dich körperlich einbringen kannst, das ist die beste Unterstützung bei einem Entzug, oder radeln oder was auch immer.

Gruß Soltau
Nach oben
Lillian
Foren-Guru
Foren-Guru


Anmeldungsdatum: 22.05.2013
Beiträge: 3894

BeitragVerfasst am: 10. Sep 2016 10:40    Titel: Antworten mit Zitat

Bei jeder Entgiftung war ich auf einer geschlossenen Abteilung, was nicht gerade sehr angenehm war. Doch habe ich jede Entgiftung bis zum Ende durchgezogen.
Nach oben
mikel015
Foren-Guru
Foren-Guru


Anmeldungsdatum: 27.03.2015
Beiträge: 4068

BeitragVerfasst am: 10. Sep 2016 16:54    Titel: Antworten mit Zitat

Aha-Suchtprinzip,so heißt doch dieser Thread!
Meine Meinung;

Vielleicht verfallen wir alle einer Sucht, weil wir auf der "Suche" nach etwas sind!
Zumindest erscheint mir das nicht allzu abwegig!

Das Schöne an der Sucht ist: Es hält die Gesellschaft am Laufen.
Jeder Alki, jeder Junkie, jeder Kiffer, jeder Zocker, jede Essgestörte und jeder Arbeitssüchtige sorgt dafür, dass der Laden läuft und die Kasse brummt!
Etwas staatserhaltenderes und gesellschaftsstabilisierenderes gibt's sonst im Kapitalismus kaum. Wink

Ebenfalls kann ich nicht verstehen, dass man süchtige Menschen als "schwach" oder gar "willensschwach" betitelt- um mit einer Sucht zu leben, diese möglicherweise zu verstecken, zu finanzieren und vor allen Dingen seelisch zu ertragen, muss man äußerst diszipliniert sein. Wer suchtkrank ist, ist so wenig "willensschwach" wie ein Krebskranker oder ein Alzheimer-Patient. Mit dieser Begründung "willensschwach" hat man vor siebzig Jahren Suchtkranke in KZs geschickt, zwangssterilisiert oder umgebracht.

In diesem Sinne

so long
mikel
Nach oben
rock
Platin-User
Platin-User


Anmeldungsdatum: 16.03.2015
Beiträge: 2481

BeitragVerfasst am: 10. Sep 2016 18:14    Titel: Antworten mit Zitat

mikel015 hat Folgendes geschrieben:
Mit dieser Begründung "willensschwach" hat man vor siebzig Jahren Suchtkranke in KZs geschickt, zwangssterilisiert oder umgebracht.


Schweren, durch einen Fasttag monatlich verschärften Kerker (ja, wie im Mittelalter ...) habe ich Anfang der 1970er Jahre bekommen. In der Urteilsbegründung steht, daß ich als Süchtiger willensschwach (genau der Ausdruck !) sei und eine "Auszeit" (im Sinne von Auszeit - weiß den verwendeten Begriff nicht mehr) benötige, um eventuell wieder auf die rechte Bahn zu kommen.
Knast als "Auszeit", als Therapie sozusagen ... Was für eine verlogene und bigotte Bagage in der Rechtssprechung unterwegs war und ist !
Cheers
Nach oben
perl
Platin-User
Platin-User


Anmeldungsdatum: 10.07.2016
Beiträge: 1100

BeitragVerfasst am: 10. Sep 2016 18:51    Titel: Antworten mit Zitat

Ja, mikel und rock, dem ist nichts hinzuzufügen!
So - oder ähnlich ist das wohl...
Grüße perl
Nach oben
Beiträge der letzten Zeit anzeigen:   
Neues Thema eröffnen   Dieses Thema ist gesperrt, du kannst keine Beiträge editieren oder beantworten.    Drogen-Forum Foren-Übersicht -> Erfahrungsberichte Alle Zeiten sind GMT + 2 Stunden
Seite 1 von 1
Gehe zu:  
Impressum & Rechtliches
ForenübersichtIndex   SucheSuche   FAQFAQ   LoginLogin