selbstschädigendes verhalten und sucht

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miramööp
Silber-User
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Anmeldungsdatum: 10.11.2008
Beiträge: 163

BeitragVerfasst am: 6. Dez 2008 23:09    Titel: selbstschädigendes verhalten und sucht Antworten mit Zitat

Hallöchen,
ich habe mir grade mal wieder gedanken über die geschichte meiner süchte gemacht, und festgestellt dass das einzig konstante eine art von selbstzerstörungs-programm ist, dass irgendwie seit ich denken kann in mir abläuft, mal mehr mal weniger sichtbar aber immer da. es hat sich vielleicht mit den jahren und den therapien etwas "gebessert", also ich bin etwas einsichtiger geworden was das betrifft und mittlerweile bin ich auch nicht mehr so radikal, also ich gebe mir oft mühe, "nett" zu mir zu sein - das konnte ich zu manchen zeiten einfach gar nicht.

naja, ich glaube irgendwie das viele suchterkrankungen ihre wurzel in einer mehr oder minder bewußten neigung zur selbstschädigung liegen. also selbst bei leuten, die von sich behaupten es wäre alles prima und sie fänden sich selbst toll - ich finde man erkennt dennoch den trieb zur selbst"verletzung" wenn man so will.

ich weiß auch, welche ursachen dahinter stehen - also welche es generell sein können und welche es bei mir sind, ich weiß aber nicht, wie ich es ändern soll. wie schon gesagt ist es irgendwie besser geworden und nicht mehr so krass und eindeutig, aber ich hab trotzdem angst dass ich niemals aus dieser denkspur rauskomme. Ich bewundere und beneide menschen, die sich wirklich mögen und für sich sorgen und einfach genießen dass sie da sind und einen körper haben, den sie verwöhenen können. also ich weiß dass es so leute gibt. als wäre das eine welt, zu der ich keinen zutritt habe.

da wir ja hier in einem suchforum sind, hab ich mir gedacht dass es hier vielleicht einige leute gibt, die dieses thema auch beschäftigt, also dieses grundsätzliche selbstschädigende denken und handeln. vielleicht mag ja jemand erzählen wie er/sie damit umgeht, oder gelernt hat es anders zu machen oder was auch immer euch produktives dazu einfällt.

würde mich freuen...mira
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anja
Gold-User
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Anmeldungsdatum: 16.09.2008
Beiträge: 469

BeitragVerfasst am: 7. Dez 2008 19:12    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo
Ich habe auch schon immer so was selbstzerstörerisches in mir.Konnte mich selbst noch nie leiden, war nie mit meinem Äusseren zufrieden, fand mich immer doof, uninterressant,schwach,ein Nichts eben.Versuchte immer mit Hilfe von Drogen dies zu ändern,damit ich mich wohler in meiner Haut fühlte.Brachte mich selbst auch schon in Situationen,die nicht nachzuvollziehen sind, vorher schon gewusst das es schief läuft und trotzdem gemacht. Auch was Selbstzerstörerisches.Bei mir ist es auch besser geworden nach meiner Therapie,achte mehr auf mich und kann mir auch mal was gönnen.Versuche mir nicht mehr über Alles und Jeden einen Kopf zu machen ,sondern schaue auf mich und auf die Menschen die mich lieben.Hat aber ca.24 Jahre gedauert bis ich dies erkannt habe und was dagegen getan habe.
L.G.
Anja
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miramööp
Silber-User
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Anmeldungsdatum: 10.11.2008
Beiträge: 163

BeitragVerfasst am: 7. Dez 2008 23:03    Titel: Antworten mit Zitat

hallo anja.
danke für deine antwort.
ich finde es verflucht schwierig, etwas daran zu ändern, am erkennen haperts eigentlich nicht mehr - ich seh es eigentlich überall. also in der art wie ich denke, wie ich mit mir umgehe und mit mir umgehen lasse. ich habs jahrelang regelrecht gefeiert, mich selbst kaputt zu machen, das mar das einzige was sich richtig anfühlte. auch diverse substanzen waren da - zwar kurzzeitige erleichterung - aber wenn ich es ehrlich betrachtet habe war mir klar, dass ich da sachen mache, die mich eindeutig kaputt machen. und ein teil von mir fand und findet das immer richtig. ich hab dem einen anderen teil entgegenzusetzen, der eigentlich nicht will, dass ich leide. aber der wird manchmal einfach überhört.
im moment befinde ich mich in einer aufräum und ordnungsphase, und deshalb beschäftige ich mich auch wieder mit diesem grundproblem und frage mich, wie ich das ändern soll. bleibt dieses denken nicht einfach immer in einem drin? also therapeuten haben da so antworten wie "achten sie auf sich" und " tun sie sich was gutes", aber diese typischen guten sachen fühlen sich nicht gut an! ich weiß es gibt da kein patant-rezept, und dass ich es selber rausfinden muss. aber ich steh da oft wie vor ner wand....*grübel*
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bright
Gold-User
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Anmeldungsdatum: 09.11.2008
Beiträge: 733

BeitragVerfasst am: 8. Dez 2008 00:40    Titel: Re: selbstschädigendes verhalten und sucht Antworten mit Zitat

miramööp hat Folgendes geschrieben:
ich habe mir grade mal wieder gedanken über die geschichte meiner süchte gemacht, und festgestellt dass das einzig konstante eine art von selbstzerstörungs-programm ist, dass irgendwie seit ich denken kann in mir abläuft, mal mehr mal weniger sichtbar aber immer da.

Zu einer süchtigen Persönlichkeit gehört es leider, dass die Eigenliebe gestört ist. Der Mangel an Urvertrauen ist in anderen Worten dasselbe.
Dadurch ist aus der Person selbst keine stabile Sicherheit zu erreichen.
Das Schmerzgedächtnis und das Besserfühlgedächtnis, auch Belohnungssystem genannt übernehmen daher mit kurzfristigen Ambitionen die Steuerung . Ich benutze den Begriff Belohnungssstem ungern, weil er doch an eine vordergründige Dressurarbeit erinnert. Das Schmerzgedächtnis müsste dann ja Strafgedächtnis heissen. Ich gehe also von Schlechter- und Besserfühlgedächtnis aus. Zum besseren Verständnis. Da ohne Stabilität, ohne Gleichgewicht nicht nach vorne gelebt werden kann, ist die Person damit beschäftigt momentane kurzfristige Verbesserungen der Befindlichkeit zu erreichen. Dies wird Impulsivität genannt, die man im Experiment sogar "messen" kann. Und zwar vergleicht man, wielange jemand eine spätere grössere "Belohnung" gegen eine kleinere schnellere Belohnung einzutauschen in der Lage ist. Und da sich im Moment besser zu fühlen sehr wichtig sein kann, liegt hier die Falle in einem späteren Preis der zu bezahlen sein könnte. Es liegt in der Natur der Sache.
Für das Besserfühlgedächtnis gibt es nichts Wichtigeres als die Leere, die den Schmerz verursacht zu füllen. Da alle vitalen Funktionen davon abhängen. Dass es da verschiedene Möglichkeiten gibt, mehr oder weniger schädliche, ist Dir und auch einigen Anderen hier bewusst.
Natürlich gibt es auch selbstmörderische Tendenzen, die nicht wie man vorschnell denken könnte den Tod zum Ziel haben (Selbstmord auf Raten), sondern die Handlungen dienen dem Ziel diesen so weit wie möglich hinauszuschieben.
So würde ich behaupten, dass das was Du als selbstschädigendes Verhalten bezeichnest eigentlich ein Überlebenskampf, ein Kampf um Lebensgefühl ist. Handlungsfähig zu bleiben. Leider gibt es da kaum Hilfe, weil die angeblichen Helfer sich in der Regel mit ihren eigenen latenten Problemen wenig bis gar nicht in Kontakt befinden, und aus einer gewissen Oberflächlichkeit nicht herauskommen. Das ist leider Fakt.
Deshalb ist es wichtig mit den Suchtmitteln, nicht Alkohol, in der Legalität zu bleiben. Um so durchzukommen bis es auch hier in Deutschland Morphin auf Rezept für Süchtige gibt.
miramööp hat Folgendes geschrieben:
es hat sich vielleicht mit den jahren und den therapien etwas "gebessert", also ich bin etwas einsichtiger geworden was das betrifft und mittlerweile bin ich auch nicht mehr so radikal, also ich gebe mir oft mühe, "nett" zu mir zu sein - das konnte ich zu manchen zeiten einfach gar nicht.

Das ANDERE in irgendeiner Form Verzweiflung war wohl wichtiger, drängender. Verzweiflung läuft nicht über die lebenswichtige Funktion Vernunft.



miramööp hat Folgendes geschrieben:

naja, ich glaube irgendwie das viele suchterkrankungen ihre wurzel in einer mehr oder minder bewußten neigung zur selbstschädigung liegen.

Nein sie ist eine Nebenwirkung von unbefriedigter, unbehandelter, unmedikamentierter Sucht. Panischem Verhalten.
miramööp hat Folgendes geschrieben:
also selbst bei leuten, die von sich behaupten es wäre alles prima und sie fänden sich selbst toll - ich finde man erkennt dennoch den trieb zur selbst"verletzung" wenn man so will.

Es gibt eben kaum jemanden der gesund ist. Ich kenne absolut keinen.
miramööp hat Folgendes geschrieben:
ich weiß auch, welche ursachen dahinter stehen - also welche es generell sein können und welche es bei mir sind, ich weiß aber nicht, wie ich es ändern soll. wie schon gesagt ist es irgendwie besser geworden und nicht mehr so krass und eindeutig, aber ich hab trotzdem angst dass ich niemals aus dieser denkspur rauskomme.

Dein Bewusstsein ist Deine beste Waffe die Du hast, und dass Du insgesamt doch in Ordnung bist.
miramööp hat Folgendes geschrieben:
Ich bewundere und beneide menschen, die sich wirklich mögen und für sich sorgen und einfach genießen dass sie da sind und einen körper haben, den sie verwöhenen können. also ich weiß dass es so leute gibt. als wäre das eine welt, zu der ich keinen zutritt habe.

Ich kenne keinen!
miramööp hat Folgendes geschrieben:
da wir ja hier in einem suchforum sind, hab ich mir gedacht dass es hier vielleicht einige leute gibt, die dieses thema auch beschäftigt, also dieses grundsätzliche selbstschädigende denken und handeln. vielleicht mag ja jemand erzählen wie er/sie damit umgeht, oder gelernt hat es anders zu machen oder was auch immer euch produktives dazu einfällt.

Ich habe erstmal einen rundumschlag versucht. Du kannst wirklich sehr genaue Fragen stellen.
Hier noch ein Link, wo viele Suchtverhaltensweisen zu erkennen sind. Geht um Kriegstraumatisierungen. Du wirst vieles wiedererkennen.

http://www.zeit.de/2007/44/Veteranen?page=2



würde mich freuen...mira[/quote]
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Gast





BeitragVerfasst am: 4. Jan 2009 16:37    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo bright, (hm ich adressiere mal an dich, weil du mich zum nachdenken eingeladen hast mit deiner Antwort. Aber im Grunde monologisiere ich... Rolling Eyes )

danke, wenn auch verspätet, für deine Antwort.
Nun ja, das Thema ist irgendwie mein Stiefkind, hm ich denk nicht gerne oder oft drüber nach, werde dann nur selbstmitleidig... Confused

Das mit dem urvertrauen stimmt schon. Ich habe keins.
Ich hab neulich mal versucht, in einer Geschichte zu beschreiben wie es mir abhanden gekommen ist. Ich weiß, dass man das nicht an ein paar Ereignissen festmachen kann, sondern dass die gesamte (Kindheits-)erfahrung, und wie ich manchmal fürchte sogar die pränatale Erfahrung, diesen "Verlust" besiegelt hat. Allerdings gibt es so ein paar für mich traumatische Erlebnisse und Bilder inmeinem Kopf, die ich nie wieder vergessen werde. Und bei denen ich gefühlsmäßig nicht drumrum komme, ihenen eine Bedeutung im Bezug auf alles weitere zuzumessen.
Sicher erlebt jedes Kind seine Traumata. Was das Problem denke ich ist, wenn die Umgebung das Kind nicht auffangen kann. Das eigenliche Urvertrauen lernt man doch in der Familie, also ich meine bei Mamma und Pappa... Ein Kind gesund groß zu kriegen ist vielleicht die schwierigste Aufgabe die ich mir vorstellen kann. Ich würde mir das nie zutrauen, und ich grolle meinen Eltern nicht, dass sie Fehler gemacht haben. Es gibt Sachen, auf die sie gar keinen Einflus hatten, weil sie es nicht erkennen oder nicht ändern konnten. In der Therapie wurde mir mal gesagt, dass genau das das Problem wäre, dass ich keine Wut gegen meine Eltern empfinde und stattdessen alles an mir auslasse. Und gleichzeitig auf die Art zu zeigen versuch(t)e, das was falsch gelaufen ist. Emotionale Rache oder so. Ich weiß nich, ob das stimmt. Fakt ist, dass ich mir niemals erlaue, auf meine Eltern böse zu sein, zumindest heute nicht mehr, nachdem ich erwachsen bin....

ich komm mir komisch vor bei der seelenstriptease, aber das halb-anonyme Klima...naja, ich schreib halt was mir einfällt.

ka, für mich ist das Thema hier im Forum dann auch gegessen, ich wollte deinen ausführlichen Beitrag nicht unbeantwortet lassen.

Und ich fürchte auch, das mein Medi allein den Verlust nich ausgleichen wird. Schade eigentlich, aber dafür mach ich ja Therapie und hoffe mal, dass de Therapeut mir helfen kann, mir selbst zu helfen. Zumindest hilft Therapie doch immer mal wieder, die gedanken zuu Ordnen und das eigene Spiegelbild ein ganz klein wenig besser zu erkennen.

Hm ja, ich stimme dir zu, dass die "Störungen" die sie mir bescheinigt haben, Überlebensstrategien waren. Aber es ist schwer, selbst wenn ich anderen dazu raten will, sich dafür nicht selbst zu verurteilen. Es bleibt immer der Gedanke, das man es doch hätte besser machen können, doch dankbarar hätte sein müssen anstatt sich selbst, und wahrscheinlich auch die anderen, zu verachten.
Naja, dass ist auch was nicht zum eigentlichen besser fühlen wollen passt: das man, dass ich ja auch wirklich Hass oder zumindest Verachtung für mich empfunden habe. Heute nicht mehr, aber tendenziell sorge ich eher automatisch dafür dass es mir schlechter geht. Dafür zu sorgen, dass es mir gut geht, erfordert immer anstrengung und bewusstes Wahrnehmen. Das automatische Programm läuft anders...

Naja. Ich versuche mich selbst kennenzulernen, um mich selbst an der Hand nehmen zu können. Was besseres fällt mir nicht ein. Aber es ist erstaunlich, wie schwierig es ist, sich selbst zu sehen wie man ist. Alles an mir ist Zweifel, wenn es um die innere Wahrnehmung geht.
Psychologisch gesehen weiß ich auch warum, das ist das was fast jedes Kind irgendwann erlebt. Aufgeschlagene Knie brennen wie Feuer, und jemand sagt: das tut doch nicht weh. Wenn man das konsequent durchzieht, is klar das das Kind nich mehr weiß, was jetzt wahr is oder nicht....
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