Familie und ihre Sorgen

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Haschgetüm
Platin-User
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Anmeldungsdatum: 26.03.2015
Beiträge: 2502

BeitragVerfasst am: 17. Okt 2016 20:43    Titel: Familie und ihre Sorgen Antworten mit Zitat

Hey ho...

ich würde gerne mal eure Meinung hören, eure Erfahrungen zu dem Thema oder was auch sonst. Ist natürlich keine neue Frage, die ich hier stelle, aber es beschäftigt mich im Moment einfach. Sorry wenn´s zu lang geworden ist.

Ich bin jetzt 30 Jahre alt, lebe mein eigenes Leben, versorge mich selbst und bin auf keinen sonst angewiesen.
Das war aber natürlich auch mal anders und könnte sich auch wieder ändern, wer weiß.
Meine Eltern, die schon lange geschieden sind, haben nun seit knapp 20 Jahren mit den Drogen-Problemen ihrer Kinder zu kämpfen. Erst war es nur mein Bruder, der als Jugendlicher anfing zu kiffen, während ich noch schön brav zur Schule ging und das Vorzeigekind der Familie war. Zum Kiffen kam (ohne das es jemand wusste) irgendwann speed dazu, LSD, xtc, Engelstrompete und was weiß ich. Meine Oma erzählte mal was von crack - aber da weiß ich nicht ob sie da was durcheinanderwirft, ich persönlich weiß nichts davon.
Er bekam dann mit 20 eine Psychose, es folgte ein Klinikaufenthalt, eine Reha, ihm wurde ein Betreuer zur Seite gestellt. Er lebte immer alleine, war aber nie wirklich selbständig. Arbeitslos, immer wieder psychotisch, strikte Verweigerung von Hilfe, gleichzeitig die Erwartungshaltung, dass wir ihn finanzieren, Verwahrlosung, Aggressionen, bis hin zum Beinahe-Tod, Androhung von Selbstmord, bis zur Zwangseinweisung, die man sich hätte sparen können. Er lebt den Traum des Frührentners und es besteht keinerlei Grund zur Hoffnung.

Mein Vater und ich haben momentan keinen Kontakt zu meinem Bruder. Meine Mutter wohnt in der selben Stadt wie er und schafft es nicht, sich zu distanzieren. Sie kümmert sich wahrscheinlich heute noch um ihn, kauft für ihn ein, bezahlt die Rechnungen, schickt ihm zum Friseur damit die Nachbarn beruhigt sind.

Ich habe das alles miterlebt und hatte immer eine negative Meinung von Drogen. Bis ich dann mit Anfang 20 selbst angefangen habe und meinem Bruder in seinem Lebenslauf gefolgt bin.
Als ich mit Paranoia in der Psychiatrie gelandet bin und in meiner Verzweiflung meinen Eltern alles gestanden habe, waren die logischer Weise geschockt. Ich kann mir nicht vorstellen, was sie durchlebt haben müssen.
Auch ich habe eine Reha gemacht, bin aber seit Monaten rückfällig.
Meine Mutter hat den Konakt zu mir abgebrochen, kurz bevor ich die Reha angetreten habe. Sie wollte ihn wieder aufbauen, doch das habe ich nicht zugelassen. Sie weiß also gar nichts im Moment von mir. Seit 2 Jahren reden wir nicht miteinander und das habe ich auch noch nicht vor zu ändern.

Mit meinem Vater dagegen pflege ich im Moment einen sehr guten Kontakt, was nicht immer so war. Er ist sehr konservativ eingestellt und da er miterlebt hat, was aus meinem Bruder geworden ist, kann man sich ungefähr vorstellen, was der so von Drogen hält. Er weiß, dass es auch Menschen gibt, die ohne Probleme ein Leben lang kiffen können, er weiß aber auch, dass ich nicht dazu gehöre.
Er hat mich während der Reha besucht, hat mich immer unterstützt, wenn es drauf ankam. Er hat wirklich viel für mich getan und das ich nun wieder konsumiere...ist einfach ... mir fehlen die Worte. Mir kommen die Tränen, wenn ich drüber nachdenke.
Wie kann ich ihm sowas antun? Wie kann ich nur so sein?
Ich habe mich so sehr von mir selbst entfernt. Ich war immer so vernünftig...

Wie dem auch sei. Ich habe darüber nachgedacht, wie ich etwas ändern kann. Ob ich meinem Vater alles erzählen sollte. Ob er nicht ein Recht darauf hat, es zu erfahren.
Mein Freund meint, ich würde damit die Beziehung zu meinem Vater zerstören und das er sich dann nur Sorgen machen würde. Er glaubt ich wäre auf die Bestätigung meines Vaters angewiesen und würde nach Vergebung suchen.
Er selbst verschweigt seinen Eltern das meiste was mit seinem Konsum zu tun hat. Seine Eltern mussten allerdings auch noch nie unter seinem Konsum leiden und sind da generell auch anders eingestellt - haben früher selbst konsumiert.

Ich weiß es nicht. Vielleicht würde die Reaktion meines Vaters ja etwas in mir bewegen. Vielleicht würde es mir helfen aufzuhören. Offenheit ist ja angeblich der Weg aus der Sucht und ich spüre, dass das wahr ist. So lange ich meinen Konsum verbergen kann, werde ich wohl auch nichts daran ändern. Was wenn ich dann genau so ende wie mein Bruder? Mein Freund hält das für ausgeschlossen, aber es wäre durchaus möglich.
Sollte man nicht zu seinem Handeln stehen? Verantwortung dafür übernehmen? Oder ist es egoistisch von mir meinen Vater mit einzubeziehen, weil ich mir etwas davon erhoffe? Sollte ich ihn lieber schützen und versuchen ohne seine Hilfe klar zu kommen?
Er fragt selbst nicht nach, ob ich noch mal was genommen habe. Ich weiß nicht was ich sagen soll, wenn er es doch mal macht. Ich glaube nicht, dass ich dann lügen kann. Aber ich denke er hat zu große Angst davor. Heißt das, dsa er es lieber nicht wissen will?
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olafbensen
Silber-User
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Anmeldungsdatum: 14.06.2016
Beiträge: 189

BeitragVerfasst am: 17. Okt 2016 21:19    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo Haschilein, da hast ja wirklich eine schwere Last am Rücken zu tragen. Ich verstehe nicht warum Du Deinen Vater damit belasten möchtest. Am besten suchst Du dir einen Psychotherapeuten, der hört sich Deine Probleme an und kann Dir gute Ratschläge geben, auch wie Du am besten mit deinem Vater umgehst. Ich selbst hab auch einen Therapeuten und bin um die Ratschläge immer dankbar! Übrigens ist die Erstsitzung meist kostenlos!
Viel Glück im weiteren Leben wünsch ich Dir von Herzen.
olaf
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Praxx
Foren-Guru
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Anmeldungsdatum: 25.07.2014
Beiträge: 3203

BeitragVerfasst am: 17. Okt 2016 22:12    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo Haschgetüm,

anscheinend hast du dich selbst vor langer, langer Zeit aus den Augen verloren...
Wenn zwei Kinder einer Familie nacheinander in die Drogenwelt abdriften, lief bei den Eltern wohl gewaltig was schief...

Du brauchst also überhaupt keine Schuldgefühle zu haben - die sollten vor allem deine Eltern haben. Auch wenn zu einer "Schuld" vielleicht die Absicht fehlt - Verantwortung der Eltern ist es allemal.

Ich spekulier jetzt mal - auf der Erfahrung ganz vieler ähnlicher Biografien:

Irgenwann haben eure Eltern in dir und deinem Bruder die feste innere Überzeugung geprägt, ihr dürftet nicht so sein, wie ihr seid, ihr seid irgendwie verkehrt, ihr müsst es euren Eltern immer recht machen, so gut ihr könnt...

Irgendwann switcht das ins Gegenteil - dann wird es euch unmöglich, irgendetwas zu tun, mit dem ihr es "denen" recht machen würdet, egal ob es euch schadet oder nützt.

Ihr tut euren Eltern mehr an, wenn ihr sie weiter in ihrem Wolkenkuckucksheim des "immer alles richtig gemacht" träumen lasst. Nicht die böse Welt hat euch "verdorben" - "wir wollten doch nur das Beste" ist eine unbefriedigende Entschuldigung für Bockmist

Ich hoffe, du findest einen guten Therapeuten

LG

Praxx
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Berliner2013
Silber-User
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Anmeldungsdatum: 13.04.2013
Beiträge: 113

BeitragVerfasst am: 18. Okt 2016 00:01    Titel: Antworten mit Zitat

Deine Mutter , die dich 9 Monate in sich trug,die dich fütterte und pflegte.Solltest du mal Kinder haben,wird dir das gleiche passieren.


Du bist in mir,
wächst jeden Tag ein Stück,
Du bewegst Dich, strampelst,
unendliches Glück!

Sowas muss man erleben,
das Beschreiben fällt schwer,
hergeben möcht ich Dich
jetzt schon nicht mehr!

Jeder Tritt, jedes Zucken
bringt mich näher zu Dir
und jeden Tag wart ich
auf diesen Teil von mir!

Ich denk an die Stunden
nach Deinem Erwachen
und bilde mir ein,
ich hör dich schon lachen.

Ich lieg da, halt dich fest
und träum vor mich hin
und ich hoffe du weißt,
wie glücklich ich bin!
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dakini
Foren-Guru
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Anmeldungsdatum: 07.04.2015
Beiträge: 3361

BeitragVerfasst am: 18. Okt 2016 00:25    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo liebes Haschgetüm,

ich denke ebenso, wie Praxx, dass es keinen Sinn macht, die Eltern (einen Elternteil) "schützen zu wollen". Es hat ein wenig etwas von Selbstverleugnung, was an sich schon zu unguten feelings führt. Dann kommt noch dazu, dass ich mich gut an unseren Austausch, Deinen Elan, vor der Reha erinnern kann. Und ich denke mal, dass Du selbst es am "schlimmsten" findest, dass es nun so gelaufen ist. Unterbewusst läuft da sicher ne Menge ab. Bei uns in Therapie damals wurde gesagt, dass man meist 2-3 Therapien benötigt, um dann wirklich auszusteigen. Von daher ist das ja noch "in normalem Rahmen", so zu sagen.

Ich kenne es, wie es sich anfühlt, der Mutter Schmerz zu zu fügen, aber bei mir wechselte es später zu Wut, bevor es vor nicht allzu langer Zeit eine Veränderung gab. Schätze, das hatte was mit Abnabelung zu tun. Heute sage ich meiner Mutter immer noch, was läuft, aber ich gehe nicht auf Einzelheiten ein und sie macht sich auch keine Sorgen mehr, so, wie früher. Es hat sich ja viel verändert. Wir beide haben uns verändert. Sie vertraut darauf, dass ich meinen Weg gehe...

Vllt ist es gut, wenn Du selbst erst mal im Reinen mit Dir bist, bevor Du mit Deinem Vater redest, zumal es den Anschein macht, als wollte er es gar nicht so genau wissen. Lügen würd ich nicht, wenn er fragt. Das gibt vermutlich noch miesere feelings...Mit 30 hab ich allmählich mehr und mehr Verantwortung für mich selbst übernommen und von da an rief ich nicht mehr so oft bei meiner mum an, um ihr alles zu erzählen. Irgendwann führt man sein Leben, ohne dabei an die Eltern zu denken, auch, wenn man selbst der Meinung ist, dass man auf dem Bauch gelandet ist.

Was hälst Du denn von einer ambulanten Therapie, einer Gruppe etc, um Dir Unterstützung zu holen? Ich wünsche Dir, dass Du Dich wieder Dir selbst zu wendest, ähnlich, wie vor der Reha. Es ist kein gutes feeling, rückfällig zu sein, wenn man was anderes vorhatte, das kenne ich nur zu gut. Ich glaub, das ist das zentrale Thema, wobei sich dann auch die Beziehung zu den Eltern klärt mit der Zeit, bzw, wie man miteinander umgeht.

Alles Liebe für Dich!
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Seppel 4
Platin-User
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Anmeldungsdatum: 05.12.2015
Beiträge: 1593

BeitragVerfasst am: 18. Okt 2016 09:42    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo Haschgetüm,

ich habe die Geschichte von mir schon des Öfteren gepostet, dass manchen

es ' zu den Ohren rauskam '. Deshalb werde ich nicht mehr den ganzen Block er-

zählen.

Mein leiblichen Vater habe ich 7 mal im Leben gesehen; den Stiefvater, der

jede Freundin von mir versucht hat ( mit und ohne Erfolg ) hat es bei einem

Autounfall auf der A2 2007 (? ) tödlich erwisch. Leider auch eine Schwester

von mir. So fehlten Bruder ( vom leiblichen Vater und Schwester vom Stiefvater


Ich habe immer wieder versucht, mit Mutter neu zu beginnen; letztes Jahr zwei-

mal. Doch danach war Schluss. Die beiden ERFOLGREICHEN Geschwister leben

und das reicht ihr. Ich bleibe der Sohn des Alkoholikers und Spielers und

habe zu kuschen.

Das ist vorbei. Auch Beerdigungen ( ich gehe zu allen Beerdigungen in der

Nachbarschaft und von Freunden ) sind tabu. Dieser Bruch ist definitiv.

Wenn man immer als Mülleimer ( direkt oder manchmal so pervers durch die

Blume ) behandelt wird, und die Aussprachen zu Gerichtsverhandlungen werden

dann muss man die Konsequenzen ziehen.

Habe ich gemacht.

Doch wenn sie klingeln würde und wir es einmal schaffen würden, gleichbe-

rechtigt und friedvoll miteinander zu kommunizieren; ich wäre dabei.

Es tut manchmal weh und ist schlecht zu ändern.

Liebe Grüsse

von Sepp
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mikel015
Foren-Guru
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Anmeldungsdatum: 27.03.2015
Beiträge: 4068

BeitragVerfasst am: 18. Okt 2016 12:14    Titel: Antworten mit Zitat

Du bist eine erwachsene Frau und hast deinen eigenen Standpunkt. Du musst dich vor niemandem entschuldigen, insbesondere nicht vor deinen Eltern.
Es gibt nur zwei Instanzen, die eine Rechtfertigung von dir verlangen dürfen: deine Kinder (wenn du mal welche hast) und vielleicht dein Lebenspartner. Sonst niemand!
Das ist nun mal meine Meinung
Oder man lebt mit sich und seinen Eltern in einem ehrlich-toleranten Verhältnis, dessen Basis auf gegenseitiges Verständnis beruht

...meine Ma sagt zwar immer, man kann mit ihr über alles reden, jedoch wenn man es tut, kommt sie nicht aus ihren Ansichten heraus und reagiert dementsprechend.
Das, was nicht in ihr Weltbild passt, wird niedergemacht.
So fühle ich mich jedenfalls.
"Toleranz" rühmt sie sich...jedoch ist die Toleranzgrenze genau dort,wo ihre eigenen Erfahrungen ihre Grenzen haben - à la "damit man mir nichts vorwerfen kann

L.G.
Mikel
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Lillian
Foren-Guru
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Anmeldungsdatum: 22.05.2013
Beiträge: 3894

BeitragVerfasst am: 18. Okt 2016 12:35    Titel: Antworten mit Zitat

Bei mir wissen es alle, trotz dessen ich erst nach Jahren wieder seit kurzem mit meiner Mutter Kontakt habe. Aber mit ihr kann man immer nur über Oberflächliches reden. Sie iost außerdem immer besoffen und das nervt mich tierisch. Habe ihr schon des öfteren gesagt, sie kann sich melden, wenn sie mal nüchtern ist. Aber wie soll sie das als Alkoholikerin schaffen? Werde jetzt den Kontakt wieder abbrechen und habe zu sonst niemandem Kontakt.
Bin halt das kranke Kind, was jede Familie hat. Mein einer Bruder ist auch auf Drogen. Aber zum Glück weder Nadel noch H. Sondern mehr Partydrogen und Alk. Und mein anderer Bruder ist workaholic. Also keiner von uns ist gesund. Und ausgesucht haben wir uns das auch nicht.

Ich bin der Meinung das Du es Deinem VAter sagen solltest und ihn nicht für dumm zu verkaufen. Vielleicht weiß er es ja schon und traut sich nichts zu sagen, weil er Angst hat, genau das zu hören wovor er am meisten Angst hat. Nämlich das Du wieder drauf bist.
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wolfenstein
Silber-User
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Anmeldungsdatum: 22.01.2016
Beiträge: 276

BeitragVerfasst am: 18. Okt 2016 20:43    Titel: Antworten mit Zitat

unsere Tochter ist ja vor 3 jahren abgehauen, habe ich ja schon geschrieben im Forum.
Eltern brauchen die Kinder und die Kinder brauchen die Eltern.

Ich weiss heute noch nicht was schief gelaufen ist, aber das alleine belastet schon.
Durch Reden (und Zuhören) könntest du ja noch einen Versuch unternehmen. Sonst wirfst du dir immer etwas vor. Scheinbar ist dein Dad kein Unmensch, sondern hat genauso Angst wie du.
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Haschgetüm
Platin-User
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Anmeldungsdatum: 26.03.2015
Beiträge: 2502

BeitragVerfasst am: 19. Okt 2016 06:47    Titel: Antworten mit Zitat

Danke für die ganzen Antworten.
Es ist nicht leicht mit dem Thema fertig zu werden. Vor sich selbst und auch vor anderen.
Ich persönlich sehe meinen Rückfall als Teil eines Prozesses. Ich mach mich deswegen nicht fertig. Ich versuch mich selbst in die richtige Richtung zu schubsen, aber im Moment bin ich noch ein paar Sachen am verarbeiten.

Mit meiner Mutter ist ein normaler Umgang im Moment einfach nicht möglich.
Sie ist mit der Situation überfordert und das ist verständlich. Ich tue uns beiden keinen Gefallen damit, wenn ich im Moment Kontakt herstellen würde.
Ich bin mir momentan auch nicht sicher, ob ich das jemals wieder möchte.
Wie Sepp so schön geschrieben hat - aus manchem muss man Konsequenzen ziehen, selbst wenn es weh tut.

Ich denke mein Vater würde mir weiterhin beistehen, sofern ich den Willen bekunde, etwas zu ändern oder Hilfe anzunehmen. Er könnte wahrscheinlich damit umgehen. Wahrscheinlich würde er sowas sagen wie: Du kannst dich melden, wenn du nen Therapieplatz hast. Vorher nicht.

Natürlich muss ich mich vor meinen Eltern nicht rechtfertigen.
Natürlich muss ich eigentlich keine Schuldgefühle haben, aber es tröstet mich auch nicht, dass meine Eltern welche haben.

Ich finde das mein Vater wirklich gut mit dem Thema umgeht und ich muss anerkennen, dass er sich große Mühe gibt. Ich will das einfach honorieren indem ich ehrlich bin. Aufrichtigkeit ist für mich ein großes Zeichen von Respekt und Vertrauen und ich erwarte ja ebenso, dass man mir nicht irgendnen Scheiss erzählt. Wer damit nicht umgehen kann, der kann sich ja fern halten. Ich würds ihm nicht übel nehmen, wenn er nichts mit mir zu tun haben wollen würde, so lange ich konsumiere. Dafür ist einfach zu viel passiert.
Aber... natürlich würde es mir das Herz brechen.

Zum Thema Therapeut:
Jaaa das ist so´n Thema. Ich kenne lediglich eine Psychologin, mit der ich gerne arbeiten würde ,aber die hat keine Kassenzulassung. Ich komm da auch nicht wirklich in die Gänge mich drum zu kümmern. Ich verweigere mich da momentan noch und weiß auch nicht so genau warum eigentlich.
Irgendwie will ich momentan nicht so genau auf mich selbst schauen. Ich bin ein sehr selbstkritischer Mensch und die Reha war in einer Hinsicht auch anstrenged für mich. Wahrscheinlich wünsche ich mir zu sehr, dass alles hinter mir zu lassen.

Eine Selbsthilfegruppe kann ich mir im Moment noch am ehesten vorstellen, aber da hindert mich die Vorstellung, dass ich da nur clean hingehen kann und abstinent sein muss, um daran teilzunehmen.
Ich weiß nicht so genau was da von einem erwartet wird.
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Seppel 4
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Anmeldungsdatum: 05.12.2015
Beiträge: 1593

BeitragVerfasst am: 19. Okt 2016 07:37    Titel: Antworten mit Zitat

Moin, Haschgetüm,

ich war bis jetzt neben der Langzeittherapie in 3 Selbsthilfegruppen. Die erste

war für Junkie's und Pillenabhängige und wurde nach 2 Jahren aus Kosten-

gründen geschlossen. Dann war ich noch bei den AA's und zuletzt (2 jahre her )

beim Blauen Kreuz.


Natürlich kann man AUCH nüchtern zur Selbsthilfegruppe gehen, wer's mag.

Ich war nie extrabreit, sondern normal substituiert oder leicht dosiert in die

Gruppen gegangen.

Erstens bin ich freiwillig gegangen und da wollte ich natürlich etwas mitbekom-

men. In der ersten Gruppe war ich auch oft nüchtern.

Ich habe lediglich bei den ersten Meetings meine Dosis meiner Schüchternheit

und Ängste angepasst. Doch wenn ich aus Versehen megabreit am Gruppentag

war, habe ich mich vorher abgemeldet.

Es reichte stets ein: Hallo hier ist Sepp, ich kann heute nicht kommen. Grüss alle

schön von mir. Ende.

Gruppen sind freiwillig und machen auch Spass. Und wer keine Freunde hat,

kann da welche finden. Es waren sehr viele Langzeitabstinenzler in den Gruppen.

So, liebes Haschgetüm, das war meine kurze Erfahrung mit Gruppen.

Sepp
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Haschgetüm
Platin-User
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Anmeldungsdatum: 26.03.2015
Beiträge: 2502

BeitragVerfasst am: 19. Okt 2016 07:47    Titel: Antworten mit Zitat

Dakini:
Ja... seitdem ist viel passiert. Ich glaube ich war einfach nicht bereit mein Leben komplett umzukrempeln. Ich habe dem Ganzen nicht die nötige Priorität eingeräumt. Gewisse Dinge waren abzusehen, aber auch wenn ein Teil von mir das wusste, so hat mich eine gewisse - wenn auch naive - Hoffnung dazu verleitet, es zu ignorieren.

Es gefällt mir, dass du vom schlechten Feeling redest, denn ich seh das ähnlich. Die ganze Situation macht natürlich nicht unbedingt glücklich und etwas verbergen zu müssen gibt tatsächlich einfach nur ein schlechtes feeling.

Im Moment befinde ich mich in so ner Art Selbstjustierung. Mein Denken scheint hin und her zu schwappen. Ich hab das Gefühl, dass ich mich die ganze Zeit selbst verarsche und zwar so gut, dass ich es kaum mitkriege. Ich versuche mich daraus zu befreien, aber das wäre ein schmerzlicher Schritt der mir viel abverlangen würde. Ich müsste dafür einsehen, dass ich mich zumindest vorerst von meinem Freund fernhalten müsste. Das logischste wäre, die Beziehung zu beenden. Aber nur dann, wenn das alles oberste Priorität hätte, und das hat es nicht. Ich müsste meinen Job wechseln. Ich wäre nicht komplett allein auf der Welt, aber ein Großteil meiner sozialen Kontakte würde wegfallen. Die Vorstellung mein Freund würde für mich aufhören ist zwar echt romantisch, aber unrealistisch. Meine erste große Liebe wäre also an der Sucht zerbrochen.

Auf der anderen Seite wäre es für mich ein leichtes neu anzufangen. Ich kann überall arbeiten oder wohnen. Mir stehen die nötigen Mittel zur Verfügung um sowas zu finanzieren. Ich kann mich auch gut anpassen. Nur an Umzugshelfern würde es dann wohl mangeln, aber dafür kann man ja auch Leute bezahlen.
Ich will ehrlich gesagt nicht für immer konsumieren und wenn mein Freund nicht einsieht, dass mein Gesundheitszustand es erfordert, dass ich von dem Zeug wegkomme, und er auch nicht dazu bereit ist diesen Weg mit mir zu gehen - was soll ich dann langfristig gesehen mit ihm? Wir stehen kurz davor zusammen zu ziehen etc, aber ich hab ehrlich gesagt keine Lust auf den ganzen Stoff in der Bude. Ihm wäre wohl am liebsten ich würde einfach schaffen aufzuhören und er könnte weitermachen wie bisher - verständlich. Ich weiß es besser. Ich kann nicht dauernd zugucken. Kein Mensch hält das auf Dauer aus.

Und jetzt das Klischee: Aber ich liebe ihn doch so sehr.

Ja das tue ich tatsächlich. Aber Liebe ist manchmal nicht alles.

Wenn es wahre Liebe ist... werden wir uns dann wieder finden? Es wäre ein tröstlicher Gedanke darauf zu hoffen. Schließlich ist noch ein Leben lang Zeit sich zu ändern.

An diesem Punkt sollte ich eigentlich bereit sein ihn zu verlassen und mein Leben selbst in die Hand zu nehmen.
Eins hält mich davon ab.
Er hat mir immer zur Seite gestanden und hat eine Phase von mir miterleben müssen, die sehr extrem war und ihm viel abverlangt hat. Er hätte das alles nicht tun müssen. Es ist schon sehr egoistisch sich selbst von jemandem aufbauen zu lassen und sobald man wieder halbwegs fit ist abzuschießen.
Auf der anderen Seite bin ich mir allerdings selbst der Nächste und um mich selbst zu schützen wäre es eigentlich angebracht. Ich würde zwar nicht behaupten, dass ich clean wäre, sobald ich ihn nicht mehr sehe, aber ich weiß dass es nur dann überhaupt klappen kann. Mein Freund ist meine einzige Quelle. Wenn das wegfällt, krieg ich erst Mal Beschaffungsprobleme. Ich hab mich von Verkäufern fern gehalten. Klar kenn ich welche , aber ich müsste erst nen neuen Kontakt aufbauen. Bremsen würde es mich also in jedem Fall und wenn ich mcih schon trenne, dann würd ich wohl auch versuchen clean zu werden, sonst würde das Ganze ja keinen Sinn machen.

So weit die Theorie...
(wer merkt das ich im Moment viel Zeit habe und selten nüchtern bin - ja stimmt, is so)
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Haschgetüm
Platin-User
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Anmeldungsdatum: 26.03.2015
Beiträge: 2502

BeitragVerfasst am: 19. Okt 2016 07:51    Titel: Antworten mit Zitat

Sepp...

Danke. Das nimmt mir so ein bisschen die Angst davor.
Ich werde mich versuchen weiter mit dem Gedanken anzufreunden.
Ich hab mich bereits informiert wo eine Gruppe in meiner Nähe ist und wann sie stattfindet... ich muss jetzt nur noch hingehen. Wink
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Haschgetüm
Platin-User
Platin-User


Anmeldungsdatum: 26.03.2015
Beiträge: 2502

BeitragVerfasst am: 19. Okt 2016 08:22    Titel: Antworten mit Zitat

Auf die Gefahr hin wegen Spam gesperrt zu werden - das muss jetzt noch raus.

Man sagt ja immer: kleine Schritte macht der Mensch...

Ich muss ja nicht direkt umziehen und alles hinter mir lassen.

Für den Anfang würde es wohl reichen, mal mit meinem Freund zu sprechen.
Und zwar etwas unverblümter und realistischer als sonst.
Vielleicht wirds einfach mal Zeit sich zu entscheiden und was zu unternehmen.
Die eigenen Ratschläge anzunehmen und dementsprechend zu handeln.

Wenn ich ich wäre , was würde ich mir raten?

Ich sollte wirklich einfach mal in die Gruppe gehen. Das würde mir helfen.
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Kirschblüte
Silber-User
Silber-User


Anmeldungsdatum: 05.08.2016
Beiträge: 138

BeitragVerfasst am: 19. Okt 2016 08:34    Titel: Antworten mit Zitat

Guten Morgen Haschgetüm!

Da steckst Du ja mitten in einem Prozess bei dem ich Dir nichts raten kann, außer: ich habe das kiffen nur sein lassen können als der Kontakt abgebrochen war. Aber das weiß Du ja von Dir auch, deswegen: ich schreibe dieses Post damit Du nicht gesperrt wirst wegen Spam. Smile

Hab einen guten Tag!

LG
Kirschblüte
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