Esssucht/Binge Eating. Will davon loskommen!

[Dilaila]

Hallo!

ich bin hier neu in diesem Forum, da ich momentan sehr starke Probleme mit meiner Esssucht/meinem Binge Eating habe und keinen besonders greifbaren Ausweg sehen kann.
Ich habe vor 2 Jahren noch an einer Anorexie(keine besonders starke) gelitten und musste daraufhin die Pille nehmen. Seit dieser Zeit(die Pille ist schon lange abgesetzt) habe ich Fressanfälle, welche nur an einem Abend sein können, oder ich habe mehrere Tage an denen ich mich immer nur überesse.

Diejenigen die ähnliche Probleme haben, wissen, dass sich mit dieser Krankheit viele weitere Probleme ergeben:

- Selbsthass
- mangelndes Selbstbewusstsein
- Ausreden/Lügen um die Sucht zu verheimlichen/ausleben zu können
-man traut sich wegen der Zunahme nicht mehr aus dem Haus(vielleicht kenne auch nur ich das)
-man hasst sein Leben irgendwann
-...

Wenn es etwas in meinem Leben gibt, was mich wirklich runterzieht, dann ist es diese Esssucht/ dieses Binge Eating.
Ich habe schon so viel Beiträge im Internet und Bücher gelesen, Diätpillen geschluckt, versucht abzunehmen,... aber ich bin immer noch an meinem Ausgangspunkt. Nichts konnte mir helfen. Ich habe Angst, dass ich diese Sucht nie wieder loswerde.

Da mein Selbstwertgefühl leider sehr an mein Körpergewicht gebunden ist, macht mich diese ganze Situation auch psychisch sehr kaputt. Ich denke fasst den ganzen Tag an diese Sache und was ich tun könnte, damit dieser Abschnitt meines Lebens endlich vorbeigeht.

Ich will unbedingt wieder einen Körper, den ich gerne ansehe. Durch die Sucht habe ich von 55kg auf 85kg zugenommen und dieses Gewicht setzt mir sehr zu.

Zu einem Psychologen könnte ich nicht offen sein(ich war schon mal wegen der Magersucht in einer Behandlung), meine Eltern wissen auch nur grob Bescheid wie es mir geht und meine Freunde wissen überhaupt nichts.

Ich fühle mich sehr einsam und habe das Gefühl, dass ich es nicht schaffen kann. In Selbstmitleid will ich auf keinen Fall versinken, doch im Moment habe ich nicht sehr viel Hoffnung.
Ich bin erst 17 Jahre alt und diese Gesamtsituation wächst mir etwas über den Kopf hinaus.

Deswegen will ich euch nun um Hilfe/ein paar Tipps bitten, das wäre sehr hilfreich und würde mich sehr freuen!

Liebe Grüße!

[Haschgetüm]

Hallo!

Also ich kann nur von mir berichten...
Ich hatte schon immer so meine Schwierigkeiten mit dem Essen, und das ganze wuchs dann irgendwann in eine Esstörung. Nach starker Gewichtszunahme von ca. 15 kg kannte ich kein anderes Thema mehr. Alles drehte sich um Essen oder nicht Essen... ich hab dann eine Suchttherapie gemacht, und war mit anderen Essgestörten dort in einer Gruppe. Was mir das gebracht hat? Ne noch stärke Esstörung. Erst unter gleichgesinnten ist das ganze voll aufgeblüht und richtig schlimm geworden , mit Fressanfällen, Hungern, Erbrechen, Übersport treiben.

Mittlerweile bin ich zurück im wahren Leben. Ich habe gelernt mein "Übergewicht" zu akzeptieren. Ich mache mich nicht mehr verrückt - ich wiege mich nur alle paar Wochen. Ich versuche mich gesund und normal zu ernähren und natürlich klappt das nicht immer. Ich habe weiterhin Fressanfälle, aber sie sind weitaus seltener geworden. Generell gelingt es mir immer besser, diese Störung zu beherrschen.

Wie ich das geschafft habe? Ich weiß es nicht... ich wollte wohl nicht so werdne, wie die anderen in meiner Gruppe , die sehr viel stärker zu leiden hatten als ich. Ich habe erkannt, dass das gesellschaftliche Ideal nur ein Ideal ist, dem keiner gerecht werden kann.

Man muss halt damit leben, das man nicht den perfektne Körper hat, den man gerne hätte. Andere haben ihn auch nicht und deren Leben geht auch ganz normal weiter. So viele Menschen schämen sich wegen nichts und wieder nichts und das macht mich echt traurig.

Ich rate auch dir, wie schon anderen dazu, mit deinem Hausarzt zu sprechen. Er kennt Anlaufstellen. Mir hat meiner immer geholfen, aber das hängt natürlich auch von einem selbst ab. bist du bereit dazu, Hilfe anzunehmen, und zwar von außen? Das ist erst mal unangenehm! Aber du wirst dich erst dann ernsthaft damit auseinandersetzen und vllt. anfangen umzudenken.

Ansonsten hab ich in der Therapie folgendes gelernt:

Keine Verbote für bestimmte Lebensmittel aussprechen - das führt zu FAs.

Esstagebuch führen inkl. der Gefühle, die man vor , während und nach der Mahlzeit hat.

Informiere dich über gesunde Ernährung. Welche Nährstoffe gibt es, wie viele braucht mein Körper um zu funktionieren? Warum sind Kohlehydrate nicht böse sondern lebensnotwendig?

Es gibt Selbsthilfegruppen. Es gibt Kliniken. Aber so ne Klinik ist harter Tobak und das würde ich erst mal nicht unbedingt empfehlen - außer du denkst ,es wäre gut für dich. Das muss jeder selbst entscheiden.

[Haschgetüm]

Achso und erst als ich aufgehört habe abnehmen zu wollen, hat sich mein Essverhalten angefangen zu stabilisieren. Ich habe dann noch weitere 3 kg zugenommen und kann nun seit stolzen 2 Monaten mein Gewicht halten, was für mich Erfolg genug ist.
Natürlich bin ich manchmal immer noch etwas unzufrieden mit meinem Körper, aber das sind die meisten Frauen zwischenzeitlich.
Dennoch kann ich mich im Spiegel betrachten (meistens) ohne mich schlecht zu fühlen - im Gegenteil. Manchmal fühle ich mich sogar sehr attraktiv und auch die Männerwelt ist der Ansicht, dass ein bisschen Weiblichkeit in Form von Rundungen keineswegs abstoßend ist sondern für viele sogar reizvoll
Ich bin übrigens 29, bin 1,72 groß und wiege stolze 78 kg. und das ohne Selbsthass - ich hätts auch nicht für möglcih gehalten, aber das geht.

[JP]

[Haschgetüm]

Ja nee is klar

[Dilaila]

Hallo Haschgetüm,

vielen lieben Dank erstmal für deine lange Nachricht.


Ich traue mich nicht, mit jemandem darüber zu reden(Arzt,...).
Außerdem habe ich das Gefühl, dass das nichts an meinem Problem ändern könnte.
Ich habe zuhause keine Probleme, werde nicht gemobbt oder ähnliches.
Ich habe zwar große Probleme mit meinem Selbstwertgefühl, doch ein Arzt kann da leider nicht viel weiterhelfen. Ich war ´für eine kurze Zeit bei einem Psychologen und habe mit ihm darüber gesprochen, aber solche tiefverwurzelten Gedanken kann man leider nicht einfach so in Luft auflösen.
Ich werde erst wieder viel Selbstbewusstsein haben, wenn ich wieder dünn bin.

Hättest du noch einen Tipp wie man mit diesem "Drang" zu Essen umgehen kann?

LG Dilaila

[Soltau]

[Haschgetüm]

Du denkst jetzt es geht nur dünn aber das täuscht... Selbstbewusstsein hat nichts mit deinem Aussehen zu tun... Du musst dich öffnen um einen Weg aus der Sucht zu finden. Du schaffst es nicht einfach so die fresserei sein zu lassen, denn du machst das nicht grundlos. Es hat eine Funktion. Du musst einsehen das du ein Problem hast das du alleine nicht lösen kannst.

So lange deine Hauptsorge das dünn sein ist, wirst du es nicht schaffen.

Ziel muss sein gesund zu sein.

Und wenns nur um abnehmen geht dann hol dir Speed und zieh jeden Morgen 2 Nasen. Dann hast du keinen Apetit mehr. Kann zwar sein das du davon dann andere Störungen kriegst aber dann bist du dünn und das ist ja scheinbar alles was zählt.

[Soltau]

[Haschgetüm]

Verzeihung ich vergaß das Alter!

[Dilaila]

Hallo Soltau & Haschgetüm,

an Haschgetüm:
es ist nicht so, dass ich es mir ausgesucht habe in diesen Mustern zu denken. Ich habe schon seit der Grundschule diese sinnlosen Gedanken.
Ich versuche mir immer wieder beizubringen, dass ich auch gut bin so wie ich bin, doch sobald ich zum Beispiel in der Stadt bin werde ich sehr unsicher und fasst ein bisschen panisch. Ich denke dann, dass mich jeder ansieht und erkennt, dass ich eine Essstörung habe,...(ich spüre wirklich, dass sich mein Puls extrem beschleunigt und ich total nervös werde).

Ich habe leider keine Ahnung, wo ich mir Speed holen könnte, aber eigentlich löst das mein Problem sowieso nicht.


an Soltau:
danke auch für deine Nachricht!
Du hast vollkommen Recht, wenn ich mir deinen Text so durchlese.
Ich habe nämlich nichts(kein Hobby, keine Beschäftigung), was ich wirklich mit Leidenschaft mache. Seit ich 14/15 Jahre alt bin, dreht sich mein Leben um meinen Körper.
Wenn ich mir das eine Zeit lang durch den Kopf gehen lasse...o_o

Hast du einen Tipp, wie man solche Gedanken los wird(ich bin nur glücklich, wenn ich dünn bin, etc.)?


Liebe Grüße & nochmal danke für eure Nachrichten!
Dilaila

[Haschgetüm]

Ich hab hier einen Thread gemacht mit einem Buch, das ich gelesen habe. Es heißt: wie führe ich ein gutes Leben , Albert Kitzler... Das hat mir sehr geholfen.

Ansonsten würd ich sagen ne Psychotherapie wäre sicher hilfreich. So Denkmuster wird man nicht einfach so los man muss schon was dafür tun. Beschäftige dich mit anderen Dingen die dein Selbstvertrauen stärken. Rede mit anderen darüber und lass dir Feedback von Freunden geben. Was ist gut an dir und wofür schätzen dich die Menschen?

Es ist halt aber such ne Frage des Alters... In der Pubertät ist man einfach sehr auf so Dinge fixiert... Das legt sich stellenweise von ganz alleine...
Hast du irgendjemanden mit dem du reden kannst und dem du vertraust? Eltern? Freunde?

[Soltau]

[Seppel 4]

Guten Morgen, Dilaila !

Ich bin immer froh, wenn ich weiss, dass die Hilfe, die ich anbietete( zumindest)

bei mir funktioniert hat.

Du fragtest Soltau, ob er einen Tipp hat, wie man so Gedanken, wie:


Ich bin erst glücklich, wenn ich schön schlank bin!


...wieder los wird. Und zu dem Thema: Stimmen meine Gedanken und wie

werde ich sie los, wenn sie mich belasten oder sogar WEH tun?


...da gibt es eine Frau, die heisst BYRON KATIE und hat nach schwersten

Störungen eine Methode erfunden ( wobei sie später in Interviews sagt, dass

die Methode sie gefunden hat ),


WIE MAN SEINE GEDANKEN ÜBERPRÜFT

Wenn Du rausbekommst, ohne einen anderen zu fragen, sondern durch einen

ganz einfachen Selbsttest, dass die Gedanken DEFINITIV NICHT STIMMEN,

dann wäre es doch besser oder?

Ich weiss nicht, mit welchem Buch du anfangen solltest, doch wenn Du es ernst

meinst, empfehle ich Dir:

1. Byron Katie: Ich brauche Deine Liebe, stimmt das ?

2. Lieben was ist

und wenn Du einen sehr kleinen Geldbeutel hast:

3. Moritz Boerner: Byron Katie's THE WORK - Der einfache Weg zu einem

befreiten Leben für 8,95€!

Moritz Boerner hat auch ein Computerprogramm entwickelt, womit diese Fragen

am PC leicht und schnell gemacht werden können, doch:

Am ANFANG geht es erst mal darum, das Prinzip zu verstehen und mit leichten

Problemen anzufangen.

Es hat mir bei so Fragen, wie : Liebt meine Frau mich noch? oder

Warum ist mein bester Freund sooo gemein zu mir? zu ganz neuen und harmo-

nischen Sichtweisen geholfen.


Wenn Du wirklich unter Deinen destruktiven schmerzhaften Gedanken leidest,

kenne ich nichts, was sooo schnell wirkt und hilft, wieder glücklich zu sein.


Wie singen wir so schön:

Die Gedanken sind frei, wer kann sie erraten?

Sie fliegen vorbei, wie nächtliche Schatten.

Kein Mensch kann sie wissen, kein Jäger erschiessen,

es bleibet dabei:

Die Gedanken sind frei!

Also Dilaila: Mir hat Byron in meiner Ehe enorm geholfen, weil ich meinen

Gedanken einfach geglaubt habe und dann ALLES in diesen Fehlglauben ein-

geflochten habe, dass er weiterhin richtig ist und ich den ' BEWEIS ' hatte,

dass meine Frau mich nicht liebt.

Nach der Überprüfung meiner Gedanken kam raus:

1. dass ich meine Frau nicht liebe UND

2. dass ich mich nicht liebe !

Es ist wirklich einfach, die Gedanken zu überprüfen und nach ihrer Anweisung

die Sachen zu tun, die die Heilung und Hilfe ermöglichen.

Da es eine meiner besten und wichtigsten Selbsthilfemethoden sind, habe ich

auch DVD's von ihr. Ich könnte sie Dir kopieren, wenn Du Dich mit der Technik

vertraut gemacht hast. Für Fragen stehe ich Dir gerne zur Verfügung; Du wirst

es, so glaube ich, nicht bereuen.

Alles Liebe von

Sepp

[Dilaila]

Haschgetüm:

danke für den Buchtipp und naja, meine Eltern wissen grob Bescheid, aber das ist wie mit der Spitze eines Eisbergs. Ich will/kann mich nicht wirklich überwinden, zu einem Psychotherapeuten zu gehen. Es ist mir so peinlich und passt eigentlich nicht zu mir.

Ich hoffe, dass es sich wieder legt!
Wie hast du verstanden, dass das Selbstwertefühl nicht nur von der Figur abhängt?


Soltau:

ich verleugne diese Essstörung gerne wenn es mal gut läuft, doch sobald ich wieder mehr drin bin, verzweifle ich. Ich denke meistens eher ans abnehmen, als ans Gesundwerden. Und da hast du wieder Recht.
Ich muss aber auch sagen, dass meine Kindheit normal/schön war, ich hatte kein Trauma oder ähnliches. Deswegen frage ich mich auch, womit mir ein Psychologe helfen könnte...das Selbstwertgefühl kann er mir ja auch nicht einfach wieder zurückholen.
Aber deine Tipps werde ich befolgen!


Danke & liebe Grüße
Dilaila