Das Leben ist lebenswert - ohne Drogen

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DieDächsin
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Anmeldungsdatum: 21.03.2016
Beiträge: 335

BeitragVerfasst am: 8. Nov 2016 01:35    Titel: Antworten mit Zitat

Gaucho, ich hab auch lang so gedacht wie du.

mittlerweile denk ich, ich arbeite um zu leben; ich kannst auch nicht verstehen wie man das umgekehrt machen kann.
Aber sich Was zu leisten, ein Auto, nen Urlaub oder was immer einen glücklich macht, und zu wissen das man sich das selbst erarbeitet hat, ohne Hilfe, ohne den Staat ohne Mama und Papi, das ist schon echt ein irres Gefühl. Ich erfreu mich an sowas immer , weil ich weiß das ICH das erarbeitet hab, ALLEINE.

vllt hast du diese Erfahrung noch nie gemacht, aber probierst doch mal aus, ist echt toll Wink
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Marle
Foren-Guru
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Anmeldungsdatum: 06.10.2016
Beiträge: 3309

BeitragVerfasst am: 8. Nov 2016 08:42    Titel: Antworten mit Zitat

Guten Morgen Forum,

Lebenswert, allein schon deswegen, weil meine Schäden rein gehirnmäßig noch nicht so schlimm sind, dass ich andere nicht mehr achten und respektieren kann - wenn sie es verdient haben. Laughing

Ich bin schon froh darüber, dass ich jetzt, nüchtern, wieder meine und die Grenzen anderer erkennen kann. Was sehr wahrscheinlich in nassem Zustand nicht immer der Fall war.

Nüchtern, lebensfreudig und mit klarem Verstand werde ich es rein rational nie verstehen, wieso jemand in einen Thread geht, dort schreibt, und Wirklichkeit nichts zu sagen und nichts zum Threadthema beizutragen hat.

Ich fühle mich da nicht überlegen in dem Sinn, dass ich drüber stehe. Aber überlegen in dem Verständnis, dass ich mich - deutlich - distanzieren kann.

Am Horizont heute morgen eine unglaubliche Rosafärbung des Himmels.
Mal gespannt, ob der Wetterbericht von gestern (vorhergesagt:Regen und kalt) genauso daneben liegt (tatsächlich:Sonnenschein und relativ warm), wie der von vorgestern. Laughing

Liebe Grüße at all
Marle
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Haschgetüm
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Anmeldungsdatum: 26.03.2015
Beiträge: 2502

BeitragVerfasst am: 8. Nov 2016 08:50    Titel: Antworten mit Zitat

Da sagst du was Marle.
Ich hab im Rausch auch vieles verletzt - mich selbst und andere.
Das macht mir Schuldgefühle.
Aber wie sagte mein Vater mal zu mir:
Du musst dich nicht entschudigen - mach es in Zukunft einfach besser Wink
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Marle
Foren-Guru
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Anmeldungsdatum: 06.10.2016
Beiträge: 3309

BeitragVerfasst am: 8. Nov 2016 09:10    Titel: Antworten mit Zitat

Haschgetüm hat Folgendes geschrieben:
Das macht mir Schuldgefühle.

Das ist so, leider, aber das ist so nicht gut und für Dich nicht weiterführend richtig.
Zitat:
Aber wie sagte mein Vater mal zu mir:
Du musst dich nicht entschudigen - mach es in Zukunft einfach besser Wink

DAS ist gut so - und das ist sehr weise!

Ich kenne leider auch welche in meinem engeren Umfeld, die versuchen mir sogar immer wieder richtige Schuldgefühle wegen meiner Sucht zu machen.
Aber das sind nicht die, die wirklich wollen, dass ich frei und unabhängig lebe.
Das sind die, denen ich nass nicht gepasst habe - und trocken erst recht nicht.

Eine meiner Ex-en sagte mal: Wenn Du nur wieder saufen würdest, dann wäre es so viel einfacher mit Dir.

LG
Marle
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joe
Platin-User
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Anmeldungsdatum: 28.12.2007
Beiträge: 1167

BeitragVerfasst am: 10. Nov 2016 17:44    Titel: Antworten mit Zitat

guten tag,
ich wüsste tatsächlich nicht so wirklich, warum ich drogen nehmen sollte. die paar jahre wo das spass gemacht hat, stehen dann doch in einem ungünstigen verhältnis zu den unangenehmen zeiten.
zeiten voller wut und angst, zeiten voller selbstzerstörung, leugnung, rationalisierung, ignoranz, selbstmitleid, einsamkeit, aber auch zeiten, wo ich gar nichts gefühlt habe.
diese innere leere, gruselig.
es ist mir wichtig, das nicht zu vergessen. ansonsten ist es sicherlich leicht in so einen glorifizierungsfilm zu rutschen.

heute geht es mir in schlechten zeiten besser als früher in guten zeiten. als ich clean werden konnte, hatte ich tatsächlich keine vorstellung, wie mein leben sein sollte, oder sein würde.
ausser ... nüchtern sex, wieder marathon und mehr, auf dem landweg nach Indien.
hat geklappt.
wenn ich heute zu behörden muss, gehe ich rein und sage, hey, das ging aber schnell, ... auch wenns mal länger dauert. das wirkt wunder. der andere fühlt sich gesehen, das hilft dann allen ungemein.
ich bin heute eher dankbar für diese doch irgentwie ganz gut funktionierende gesellschafft, und versuche mein bestes dazu beizutragen.
diese einstellung ist geeigneter als diese ewige verneinung von allem.
fürs erste
joe
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mikel015
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Anmeldungsdatum: 27.03.2015
Beiträge: 4068

BeitragVerfasst am: 10. Nov 2016 18:35    Titel: Antworten mit Zitat

joe hat Folgendes geschrieben:
ich bin heute eher dankbar für diese doch irgentwie ganz gut funktionierende gesellschafft, und versuche mein bestes dazu beizutragen.
diese einstellung ist geeigneter als diese ewige verneinung von allem.
fürs erste
joe




Falsch! Du lebst noch in einer illusionierten Welt, die so scheinheilig ist. Solche Menschen wie du, haben keine Standfestigkeit auf dieser Welt. Gutmütigkeit wird heutzutage kaum noch angesehen.
Versteh mich nicht falsch, es ist schön, dass du denkst, und wenn das alle Menschen tun würden, dann wäre die Welt vielleicht heil? Aber der Mensch ist ein sozioTier, denn genau das ist seine größte Schwäche, sie prägt unsere Gesellschaft, und dein Gedankengut, wird unbewusst gehasst wie die Pest.



L.G.
Mikel
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joe
Platin-User
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Anmeldungsdatum: 28.12.2007
Beiträge: 1167

BeitragVerfasst am: 10. Nov 2016 18:45    Titel: Antworten mit Zitat

nun, ich würde sagen, meine weltsicht spiegelt mein inneres wieder.
ich kenne natürlich auch die andere seite.
deine texte zeigen dein inneres, und das ist mir auch bekannt. ich versteh dich schon.
aber ich bin dankbar, das sich mein leben heute nicht mehr so anfühlt.
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Marle
Foren-Guru
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Anmeldungsdatum: 06.10.2016
Beiträge: 3309

BeitragVerfasst am: 10. Nov 2016 18:50    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo Mikel,

vielleicht bin ich gerade irgendwie verpeilt, aber ich verstehe Null von Deinen Beiträgen zu Joes Beitrag, wie er heute sein Leben lebt.
Was ist oder soll daran falsch sein?
Für ihn fühlt es sich gut an, und offenbar funktioniert es auch ganz gut bei ihm.

Momentan nur Fragezeichen. Vielleicht magst es mir ja erklären?

LG
Marle
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mikel015
Foren-Guru
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Anmeldungsdatum: 27.03.2015
Beiträge: 4068

BeitragVerfasst am: 10. Nov 2016 19:34    Titel: Antworten mit Zitat

Marle hat Folgendes geschrieben:
Hallo Mikel,

vielleicht bin ich gerade irgendwie verpeilt, aber ich verstehe Null von Deinen Beiträgen zu Joes Beitrag, wie er heute sein Leben lebt.
Was ist oder soll daran falsch sein?
Für ihn fühlt es sich gut an, und offenbar funktioniert es auch ganz gut bei ihm.

Momentan nur Fragezeichen. Vielleicht magst es mir ja erklären?

LG
Marle



Nun ja ,vielleicht habe ich mich falsch ausgedrückt und wollte joes Weltsicht (Gesellschaft) und Lebensweise null angreifen.Ich denke Joe hat mich schon verstanden... was er ja mit seinem letzten Post bestätigt.Warum jetzt noch groß Erklärungen abgeben...?Habe mich nur an den Begriff"funktionierende Gesellschaft" gestoßen...
Aber nun gut...
Woran ich bemesse, ob jemand was falsch macht? Das ist eine gute Frage, die sich nicht ohne subjektive Wahrnehmung beantworten lässt. Für mich sind manche Dinge falsch. Als Extrembeispiele kann man dazu vllt die NS-Zeit nehmen. Trotz der damaligen Wertvorstellungen war es doch falsch oder? Es ist immer schwer zu sagen was richtig o. falsch ist. Was vernünftig was nicht ist. Aber wenn du mich so direkt fragst, sag ich, auch wenn ich dir dadurch viel Angriffsfläche offen lege, dass ich es an meinem eigenen Maßstab messe.



Beispiel;
Naja die heutige Gesellschaft kann unglaublich Ignorant sein.
Es gibt Menschen die kommen schon bereits seit Geburt mit einer schweren Körpeprlichen behinderlichen Last zu Welt und müssen diese bis ans ihr Lebensende mitschleppen
Dabei wird es ihnen noch viel schwerer gemacht als es ist durch Unsozialen Menschen die meinen sie wären was besseres.Ich sehe des öfteren Dinge die mich sehr traurig machen und Dinge die in der heutigen Zeit schon längst aufgeklärt sein müssten.
Dennoch würden diese Menschen erst begreifen wenn sie in der Tragischen Extreme derer stecken die diese körperliche Last tragen.



so long
Mikel

P.S.
Derzeit habe ich eine Lebenseinstellung, die ich niemandem
wünsche. Ich könnt alles hinschmeissen und laut Scheiße schreien. Den ganzen Tag.
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joe
Platin-User
Platin-User


Anmeldungsdatum: 28.12.2007
Beiträge: 1167

BeitragVerfasst am: 10. Nov 2016 19:57    Titel: Antworten mit Zitat

hallo, ... noch mal für die klarheit.
mit "ich versteh dich" meinte ich, das ich deine sichtweise natürlich auch in mir habe. das ist mir nicht fremd,
und ich habe auch keine probleme in diese sichtweise reinzuschlüpfen. da brauche ich mir nur all die scheisse auf der welt anschauen.
dieser zustand ist auf dauer nur nicht geeignet.

meine andere sichtweise hat sich dann in den letzten 10, 15 jahren entwickelt, ist gewachsen. das hat meiner ansicht auch damit zu tun, das ich keine drogen mehr nehme.
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dakini
Foren-Guru
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Anmeldungsdatum: 07.04.2015
Beiträge: 3361

BeitragVerfasst am: 11. Nov 2016 02:30    Titel: Antworten mit Zitat

Dank Dir Marle, für die Anregungen Idea Freu mich grad echt darüber, smile.

"hurra, ich lebe noch" , dachte ich unglaublich oft, wenn ich morgens in den Tag ging, während CleanJahren. Sucht ist immer ein kräftezehrendes Dasein, egal, wie "gut" man lebt. Drauf genieße ich Natur etc aber auch...Smile Meine Drogen lassen mich recht klar bleiben den Tag über. Da ist die Erfahrungswelt sicher eine andere, als auf Alk...es kommt drauf an, was man tut, wie man lebt. Ach ja, die meiste Zeit war schön. Clean war ich aber nur die Hälfte von mehr als 25 J.

Ich teile Deine Sichtweise auf unser System großteils, Gaucho. Zu Studienzeiten (clean, 2009 Abschluss)) eine regelrecht militante Systemgegnerin, bin ich heut einfach eine Systemkritikerin. Je mehr Wissen, Reife, desto mehr Verständnis für die Menschen als Individuen. Vertrittst Du nicht ebenso wie Deine Eltern eine starre Sichtweise?

Auf nem Hof ist ein anderer Kosmos angesagt. Ich kenn das nur von der Ausbildung. 8 Mo/a auf dem Acker. Auf dem Gelände hab ich gewohnt während der Zeit. "Die Hände in der Erde" war so gut, wie die Möbel abschleifen/ Bau Phase. Auch 2 Jahre, aber privat so gelebt und stundenweise gejobt. "Sich spüren", ist, glaub ich, überhaupt der Punkt.

Und da geht es wohl darum, so zu sein, dass Freude aufkommt. Die Welt ist nicht zu ändern, aber auf das, was in meiner Nähe ist, nehme ich doch automatisch Einfluss, ernte, was ich säe. (aber ich kann auch aussteigen, wenn es mir nicht gut tut,lerne ich seit ner kurzen Weile...ist wohl oft das Problem. "Gefangen in einer Situation", ach, da könnten wir meisten Bände schreiben...Aber tatsächlich ist jeder Zustand zu ändern, außer man ist mega ernsthaft krank, oder so...

Für alle eine gute Nacht, schöne Träume!
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Gaucho
Platin-User
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Anmeldungsdatum: 04.08.2015
Beiträge: 1031

BeitragVerfasst am: 11. Nov 2016 03:46    Titel: Antworten mit Zitat

Ich verstehe meine Eltern schon gewissermaßen, denn Sie wollen ihren Bekannten und Freunden - die ja dauerhaft nachfragen, was die Kinder denn so machen - endlich mal eine positive Nachricht übermitteln.

Sie wollen nicht das Gefühl haben als Eltern versagt zu haben und, dass all ihre Bemühungen und Unternehmung völlig umsonst waren. Sie vollen endlich voller Stolz und Inbrunst verkünden: "Seht her ! Mein Sohn hat einen Abschluss und kann nun am Erwerbsleben teilnehmen. Er ist nun kein Niemand mehr"

Für Sie definiert sich der Wert eines Menschen über das was er in der Gesellschaft erreicht hat. Ich möchte mir nicht ausmalen wie stolz Sie auf mich wären, wenn ich heute Banker oder Controller in einem renommierten Unternehmen wäre. Jedenfalls irgendwas, das Anerkennung verdient und Neid bei anderen schürt.

Nach dem Motto: Meine Kinder sind ja viel besser als eure, denn die haben mehr erreicht. Unsere Erziehungsmethode war am besten und wir sind die besten Eltern.

Sie schämen sich für einen 26 Jährigen, der zwar ein Abitur und Potenzial hat, ansonsten aber faul ist, nicht Ihre Werte teilt und daher in ihren Augen "dumm und unreif" ist. Auch wenn ich mich auf meine Art mehr oder weniger erfolgreich durchschlage, so muss ich doch ein offizielles Dokument vorweisen können, welches Sie später einmal einrahmen und an der Wand aufhängen können.

Vielleicht bin ich ja irgendwie dumm und unreif bzw. habe das falsche Weltbild und bin durch meinen Drogenkonsum vom Pfad der Tugenden, eines ehrwürdigen, hart arbeitenden "Konsumenten" abgekommen, der regelmäßig seine Steuern zahlt und damit die Gehälter unser sich um das Volkswohl bemühten Beamten und Politiker.

Möglicherweise gelange ich ja eines Tages wieder zu der Erkenntnis zurück , wenn es dann nicht schon zu spät ist. Auch mir tut es weh, wenn ich meine Eltern nicht stolz machen kann und nicht ihren Erwartungen entspreche.

Es ist daher ein verdammter Zwiespalt für mich. Ich müsste mich meinem süßen Vagabundenleben, des bequemen Nichtstuns entsagen und wie alle anderen fleißigen Bienchen pünktlich um 6.00-7.00 Uhr morgens aufstehen, dann um 17-18 Uhr völlig geschafft nach Hause gekommen, mich auf die Couch fallen lassen und für die restlichen 5 Stunden des noch verbleibenden Tages - genau wie mein Vater von RTL oder DMAX berieseln lassen.

So sollte dann im Idealfall mein restliches Leben aussehen, bis der Herr irgendwann so gütig ist und mich mit 80 weisen Jahren meiner irdischen Existenz auf gnädige Weise durch einen plötzlichen Herztod endlich erlöst.

Aber bevor ich in den Genuss der großzügigen Staatspension komme, muss ich natürlich bis zum 67. Lebensjahr oder in naher Zukunft womöglich gar noch länger, die mir gesellschaftlich aufgetragene Pflicht erfüllen.

Nur dann habe ich mir ein Platz im Garten Eden verdient.
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Marle
Foren-Guru
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Anmeldungsdatum: 06.10.2016
Beiträge: 3309

BeitragVerfasst am: 11. Nov 2016 14:23    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo Dakini,

freut mich, wenn Dich meine positiven, nüchternen Erlebnisse motivieren!
Ja, dieses „Hurra, Hurra, wir leben noch“ hat mich recht oft in meiner Suchtkarriere begleitet.

Manchmal, wenn ich zurückdenke, kann ich es selbst kaum verstehen, wieso ich es nicht nur da raus geschafft, sondern dazu noch relativ wenig Altlasten mitgenommen habe. Also altersmäßig zumindest nicht viel mehr, wie auch völlig suchtfreie Menschen mit sich herumtragen.

Während meiner Studienzeit habe ich auch „im Dreck gebuddelt“, um es finanzieren zu können. Ich bekam kein Bafög und musste mir was einfallen lassen.
Da war so ein Bio-Bauer, damals eine absolute Ausnahme, der suchte für seinen Hof so etwas wie einen Allrounder. War damals alles noch nicht so gesetzlich geregelt. So lernte ich dann Traktor fahren und mit den diversen Maschinen umzugehen.
War hart, der Job, aber er machte mir so viel Freude, dass ich beinahe mein Studium deswegen hingeschmissen hätte.

Damals konnte ich noch gut mit Alkohol und gelegentlichen Joints leben. War halt Spiegeltrinker. Und durch den Bauer und seinem Selbstgebrannten war ich kurz davor ganz auf Schnaps umzusteigen.

Naja, weil Du die Dauer Deiner Cleanzeit ansprichst: Wenn ich so zurückrechne, mit 14 mit Alk angefangen, mit 17/18 richtig drauf gewesen, bis 35 hurtig weitergesoffen, dann der erster, langer Ausstieg (so insgesamt 18 Jahre), dann wieder hin und wieder bis es richtig knallte. Da muss ich auch sagen, dass mich diese Scheißsucht wohl fast mein ganzes Leben begleitet hat.

Ich merke heute, wie gut es mir tut, dass ich praktisch alles, was mir heute das Leben versüßt oder verschönt, buchstäblich mit den eigenen Händen aufgebaut habe.
Da ist auch jede Menge Befriedigung dabei. Irgendwie wäre ich vielleicht nicht so zufrieden, wenn ich diesbezüglich notgezwungen anderen, oder dem Staat oder sonst wie dankbar sein müsste.

Ich bin ja einer, der von sich sagen kann, dass er verdammt gute und schöne Zeiten mit der Sucht erlebt hat. Nicht so, wie es manche (bei Alkis trifft man das häufiger) darstellen, dass alles nur Scheiße war.
Aber ich denke heute manchmal schon darüber nach, wie wäre die Situation XY gewesen, wenn ich schon damals trocken gewesen wäre. Ich bin mir fast sicher, dass vieles (noch mehr) zu meinen Gunsten verlaufen wäre. So manche Entscheidung hätte ich trocken sicher anders gefällt.

Trotzdem, oder gerade deswegen: Hurra, Hurra, ich lebe noch!
Es ist einfach wunderschön, dass ich die Kurve noch rechtzeitig gekratzt habe. Und ich genieße es, manchmal finde ich es selbst fast schon übertrieben, jetzt endlich vollumfänglich der Herr meines Lebens zu sein.
Ich weiß, wie schwer es ist, zu dem Punkt zu kommen. Zufrieden, gelassen, in sich ruhend und dankbar gegenüber seinem Leben.
Aber gerade weil ich das weiß, wünsche ich es von Herzen Jedem und Jeder da draußen!

Lieben Gruß
Marle
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dakini
Foren-Guru
Foren-Guru


Anmeldungsdatum: 07.04.2015
Beiträge: 3361

BeitragVerfasst am: 12. Nov 2016 12:21    Titel: Antworten mit Zitat

Grüß Dich, Marle,

wow, das hast Du ja sauber durch gezogen! Stimmt, was man sich selbst schafft, hat einfach mehr Wert für einen selbst, das empfinde ich ebenso. Allerdings bin ich mir nicht zu schade, um es mal so auszudrücken, alle Hilfe in Anspruch zu nehmen, die sich mir bietet auf meinem Weg. Na klar sitze ich jetzt auf den Bäfog Schulden, aber wenigstens ohne Zinsen, grins.

All in all stellt sich für mich keineswegs die Frage, welcher "Zustand" lebenswerter ist. Kann man ja auch gut nachlesen im Forum: strebe Abstinenz an, die aber keinesfalls dogmatischer Natur sein wird. "Clean" definiere ich persönlich so, dass ich die drugs raus lasse, die mich binden. Ich trink gerne mal ein Glas Wein (aber seit Ewigkeiten schon, würde ich keine Flasche mehr schaffen (wollen)), Heroin und Co sind raus, wobei ich lang in "homöopathischen Dosen" noch rumnaschte, wenn es mir mal in den Sinn kam. Und so versanden sie dahin, meine "Helferlis", weil ich sie immer weniger brauche.

Und da liegt wohl der Kern. Ich hab das schon immer so gemacht, dass ich solange "wartete",vllt einfach auch musste, aufgrund meiner Persönlichkeitsstruktur, bis ich die Nase voll hatte. Gleich, worum es ging. "Verbieten", mit Zwang, geht halt nicht. Allerdings war ich schon mit 21 so weit, dass ein Drogenleben ala Christiane F. nicht mein Ding ist und hab es so modifiziert, dass mein Konsum alltagstauglich wurde. Ätzend wurde es erst, als ich keinen Bock mehr hatte und von diesem verflixten Subutex nicht so einfach los kam, weil einfach zu lange genommen. (nach 1 Jahr war der Entzug ein Witz..ein halbes Jahr sauber, dann fing ich wieder an, weil mein Alltag cleansein offensichtlich nicht unterstützte). Praxx hatte ja gleich geschrieben, die Pflaster wären da die Lösung...nu ja, hab es schließlich angenommen und bin super froh...so komm ich da "gnädig" wieder raus. Aber ich hab mir lang genug einen abgequält, um die niedrigen Dosen zu halten vorher - hin/her, hoch/runter.

Zurück zum Kern - so sieht es bei mir aus. Aber die Menschen sind unterschiedlich (wem schreib ich das?) und allein der Gedanke, die Pulle stehen zu lassen, bringt so manch einen in derart depressive Zustände, dass erst gar kein ernsthafter Versuch dagegen zu steuern, unternommen wird. Und alles abgelehnt wird, was "helfen" könnte. Nicht jeder ist von Haus aus ein Sonnenscheinchen zu den weniger förderlichen Anteilen, die eine Psyche vereinen. Nach meinen Erfahrungen ist es meist die Zeit, die man einfach durchstehen muss...Aber ich kenne auch Menschen, die sich "nüchtern" wirklich nicht mehr vorstellen können, oder gar wünschen.

Für mich ist es einfach schön, zu lesen, wie es Dir geht! (im übrigen geht es mir selbst immer besser, je nüchterner ich werde). Aber ich frage mich, wie das bei einigen ankommt, die sich das zwar wünschen würden, aber "meinen", es nicht zu schaffen. Und schätze mal fifti/fifti -> manche macht es halt sauer, während es für andere eine Unterstützung sein kann: "er hat es geschafft, das kann ich auch." Das gibt Hoffnung!

Als ich heut morgen erwachte, dachte ich als erstes: JUHU! Alles, was mich blockierte: weg! Ich kann endlich durch starten! Marle, das ist das geilste Gefühl, das ich seit Ewigkeiten hatte! Dafür hab ich mir den A...aufgerissen, denn von nix, kommt nix und hab jahrelang drauf zu gearbeitet. Da würd ich mal sagen -ohne, dass wir uns kennen - wir sind d´accord Smile

Liebe Grüße von einer dakini, die sich erstaunlich schnell erholt von den Strapazen - trotz Hep C Thera! Es geht doch nix über Sonne im Herzen Smile (Aber ich fand auch raus, dass mein schlauer Arzt mich auf die niedrigste Dosis überhaupt setzte, er wusste ja, was mir bevor stand - so was nenne ich menschliches Interesse und wirkliche Hilfe!)
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rock
Platin-User
Platin-User


Anmeldungsdatum: 16.03.2015
Beiträge: 2481

BeitragVerfasst am: 12. Nov 2016 12:38    Titel: Antworten mit Zitat

dakini hat Folgendes geschrieben:
... trotz Hep C Thera! Es geht doch nix über Sonne im Herzen Smile


Mensch, das ist mal eine Meldung ! Da kommt Freude auf !
Es sieht so aus, als ginge es Dir rundum gut. Die Leber kann man schon einbeziehen, die holt schnell auf und meldet sich demnächst gesundet zum Dienst zurück.
Weitermachen dakini, laß' es Dir so richtig gut gehen ! Aber nicht ZU gut, das geht meistens schief Wink
Alles Gute !
Cheers

PS: Berichte bitte über die Fortschritte bzw den endgültigen Rückzug der Viren.
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