Langzeittherapie - Kritik

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Mina P. Somniferum
Anfänger


Anmeldungsdatum: 24.05.2016
Beiträge: 17

BeitragVerfasst am: 31. Mai 2017 16:27    Titel: Langzeittherapie - Kritik Antworten mit Zitat

Hallo. Seltsamerweise findet man im ganzen Internet wenig Beiträge, die die Drogenlangzeittherapien kritisieren, dabei gäbe es, meiner Meinung nach, mehr als genug zu kritisieren. Ich versuche jetzt mal, eher allgemein zu bleiben, denn hier soll es nicht um spezielle Kliniken, sondern um das System an sich gehen:

-die Erfolgsquoten sind vllt. bei 5 %. Und trotzdem wird einem dauernd Therapie empfohlen. Warum? Und warum werden die Konzepte nicht in Frage gestellt? Wieso bezahlt man etwas, was eigentlich selten bis nie was bringt?

- teilweise hat man nicht mal 1 mal in der Woche ein Einzelgespräch beim Psychologen, dabei gäbe es bei den meisten sehr viel aufzuarbeiten.

-irgendwie wird viel Wert auf Arbeit gelegt. Beschäftigung mag schön und gut sein, aber hat man nicht schon in Lexington festgestellt, dass (Farm-)Arbeit einen nicht von der Sucht heilt? Und in wie weit soll, z.B., einem schwer traumatisierten Suchtkranken, Stall ausmisten o.ä. bei seinen Problemen helfen?

-die, die Therapie statt Strafe machen, werden mit den normalen Patienten zusammengetan. Ob das förderlich für die Motivation ist?

-oft werden junge Menschen mit eher leichteren Drogenproblemen mit schwer abhängigen älteren Menschen zusammengetan... und lernen leider oft genug das Falsche.

-Synanon/Fleckenbühler wird als Therapie statt Strafe-Einrichtung anerkannt. Obwohl es da keinen einzigen Arzt/Psychologen/Sozialarbeiter gibt.

Na ja, das ist das, was mir jetzt so spontan einfällt. Hättet ihr auch etwas zu kritisieren? Was könnte man verbessern? Oder denkt ihr ganz anders darüber?
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mikel015
Foren-Guru
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Anmeldungsdatum: 27.03.2015
Beiträge: 4068

BeitragVerfasst am: 31. Mai 2017 17:41    Titel: Antworten mit Zitat

was mir spontan einfällt... Langzeittherapien sind ein verdammt gutes Geschäft...

Aber das wichtigste ist, wie ich finde, dass der Arzt/Therapeut/Psychologe im Interesse des süchtigen Patienten handelt, also wirklich seine Interessen vertritt und nicht gegen ihn arbeitet ...
Als Junk aber täte ich mich unterbewußt schwer damit, einen Weißkittel mit theoretischem yadda-yadda ernstzunehmen, und damit stehe ich mit Sicherheit nicht alleine.
Außerdem ist es ein gewaltigen Unterschied in der Therapie ob jemand freiwillig da ist oder unter Zwang.
Wenn man es selber nicht wirklich will, bringt eine Langzeittherapie garnichts.
Gibt allerdings auch einige, die eine gerichtliche Auflage haben sich therapieren zu lassen , oder im Knast zu gehen.
Ich persönlich kenne Fälle im Bekanntenkreis die fingen kurz nach der Therapie wieder an...
Langzeittherapie...überhaupt nicht mein Fall...

so long
Mikel
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rock
Platin-User
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Anmeldungsdatum: 16.03.2015
Beiträge: 2481

BeitragVerfasst am: 31. Mai 2017 18:04    Titel: Antworten mit Zitat

Langzeittherapie = Zeitverschwendung.
Mir fallen im Moment nur zwei Beispiele für erfolgreich Langzeitherapierte ein. Beide sind in die Fänge einer Sekte geraten und befinden sich noch dort. Leben wie Sklaven, aber sie sind clean ...
Wahrscheinlich gibt es noch die eine oder andere Ausnahme, die mir jetzt nicht einfällt, ich erinnere mich aber nur an viele, viele erfolglose Langzeittherapien.
Wie mikel schon sagte, ohne gestrichen volle Nase, ohne daß man selbst wirklich aufhören will, ist nichts zu wollen. Es ist so schon schwer genug.
Die erzwungenen Therapien werden genauso abgesessen wie Knast. Alle Gedanken sind beim Datum, an dem man sich's wieder geben kann - und geben wird ...
Cheers
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nebukadnezar
Foren-Guru
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Anmeldungsdatum: 26.08.2015
Beiträge: 4292

BeitragVerfasst am: 31. Mai 2017 18:19    Titel: Antworten mit Zitat

Wie es scheint , hat sich in den letzten 30 Jahren nicht viel verändert Crying or Very sad
Habe 2 Therapien damals gemacht, war witzig, hatte viel Spass, doch hätte es evtl. ernst nehmen sollen, wäre schlauer gewesen und ich wäre seit 30 J clean, statt 2.5! Who knows!
Aber was kann eine Therapie leisten? Es bleibt eine Pauschallösung und Sucht ist nun mal nicht pauschal, sondern individuell. Je nachdem, wie sich die Leute entwickelt haben, bzw. überhaupt die Chance dazu hatten. Und doch kommt es auf einen selbst an, was er daraus macht.
Ansonsten kann eine Therapie nur den Abstand bringen, die Zeit und Möglichkeit seine Dinge neu zu ordnen, seine Gesundheit wieder in Form zu bringen, sich geistig zu stabilisieren etc.. Letztendlich steht man irgendwann nach 6,12 oder damals 18 Monaten wieder allein und sollte dann seiner Persönlichkeit / Leben ne Chance geben ( können).

Für wichtig halte ich, sich auf sich selbst zu besinnen und sich von Ver -/ Beurteilungen ggf. zu befreien und mit den tatsächlichen Dingen beschäftigen.

LG N
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Haschgetüm
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Anmeldungsdatum: 26.03.2015
Beiträge: 2502

BeitragVerfasst am: 31. Mai 2017 19:39    Titel: Antworten mit Zitat

Naja. Kritik ist immer leicht.
Ich denk es gibt da bessere und schlechtere Kliniken.
Auch ist nicht jede Klinik für jeden Patienten gleich gut geeignet.
Ich persönlich fand die Langzeitreha hilfreich.
Die psychologischen Einzelgespräche sind eh bisschen überbewertet.
Ich denke in der Entwöhnungstherapie gehts nicht darum direkt seine ganze scheiss Vergangenheit aufzuarbeiten - das wär auch zu viel des Guten.
Man muss sich ja ans nüchtern sein erst Mal gewöhnen und den meisten Menschen hilft es da Struktur zu haben und Beschäftigung.
In der Ergo, Kunst, Musik, Sporttherapie kann man lernen, was es sonst so gibt außer ballern und saufen.
Letztlich hängts halt echt von einem selbst ab aber ich würd das Ganze nicht so verteufeln und pauschal sagen: Das bringt keinem was.
Mir hats geholfen.
Nur darf danach nicht Schluss sein. Wink
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mesut976
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Anmeldungsdatum: 15.02.2015
Beiträge: 930

BeitragVerfasst am: 31. Mai 2017 21:55    Titel: Antworten mit Zitat

Langzeit Therapien sind das beste was es gibt, Problem ist meist nur das man so eine Art kapituliert und sich drauf einlässt ...

Jede Therapieform bringt was, ob es am Ende für ein Cleanes leben reicht steht woanders geschrieben.

Man braucht eben die richtigen Klinik und eine gesunde Einstellung dazu.

Viele glauben ja gar nicht an ein Cleanes, Suchtmittel freies Leben und dann funktioniert das auch nicht.

Allerdings habe ich vor nem halben ja eine von der Drobse gesehen und die meinte man will jetzt weg von diesen Kliniken mit regeln regeln regeln usw

Die Stellen alle um, wie die Eschenberg Wildpark Klinik in Hennef. Ist eher ein 4 Sterne Hotel mit bissel Psychotherapie
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Haschgetüm
Platin-User
Platin-User


Anmeldungsdatum: 26.03.2015
Beiträge: 2502

BeitragVerfasst am: 31. Mai 2017 23:24    Titel: Antworten mit Zitat

Ach um hier noch was zu ergänzen.

Ich weiß ja nicht wie´s sonst wo läuft, aber hier machen Straftäter die Therapie in der Forensik. Die, die noch nicht vorbestraft sind, also Therapie statt Strafe, ja die machen ne normale Therapie. Warum auch nicht?
Ist ja bisschen so wie die Diskussion soll man Hauptschülern zu Realschülern stecken?

Und was spricht denn gegen Arbeitstherapie?
Ok es gibt Einrichtungen, die bestehen fast ausschließlich aus Arbeitstherapie, was natürlich nicht so dolle ist, aber an sich... Ja auch das müssen manche beigebracht bekommen und Arbeit an sich ist ja nicht verkehrt.
Was man dabei lernt Ställe auszumisten?
Veranwortung zu übernehmen zum Beispiel. Demut. Fleiß. Solche Dinge.
Ganz nützlich im Alltag, kaum zu glauben.

Naja ich bin da recht positiv gestimmt, ich hatte ne gute Einrichtung.
Aber auch andre haben so ihre Vorteile.
Ne Freundin von mir ist in so nem Bootcampverschnitt gelandet.
Die hat das allerdings irgendwie auch gebraucht. Sehr jung, faul und undiszipliniert. Der hat das gut getan. Für die war´s ein Erfolgserlebnis diese Therapie zu überstehen. Ich persönlich hätt das nicht unbedingt gebrauchen können -war ja aber auch schon älter etc. .. naja.
Das meinte ich mit: Nicht jede Einrichtung ist für jeden Patienten gleich gut geeignet.
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Praxx
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Anmeldungsdatum: 25.07.2014
Beiträge: 3203

BeitragVerfasst am: 31. Mai 2017 23:42    Titel: Antworten mit Zitat

Was eine "Therapie" leistet:

Eine Pause vom Abhängigkeitsstress,
körperliche Regeneration, Fitness,
seelische Regeneration in stressarmer und unterstützender Umgebung (hoffentlch)

was eine Therapie vielleicht leisten kann
Struktur ins Leben bringen, Ziele finden und verfolgen lernen, das alte Alltagschaos sortieren, Besserung der "preaddiction morbidity", also Angsstörungen, Depressionen, PTBS etc

Was der Klient selbst machen könnte:
Die Therapiebedingungen nutzen, um in ein neues, suchtmittelfreies Leben zu starten

Therapie heilt keine Sucht... sie kann helfen, die "Resilienz" zu fördern, also die Selbstheilung fördern

"Ich geh in Therapie und bin danach clean" - so geht es leider nicht...

Warum wir immer wieder zu Therpien raten: Ihr verbessert damit eure Überlebenschancen - nach einer Therapie seid ihr auf jeden Fall gesünder als vorher und gewinnt damit weitere Lebenszeit

LG

Praxx
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mikel015
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Anmeldungsdatum: 27.03.2015
Beiträge: 4068

BeitragVerfasst am: 1. Jun 2017 09:24    Titel: Antworten mit Zitat

Haschgetüm hat Folgendes geschrieben:

Ok es gibt Einrichtungen, die bestehen fast ausschließlich aus Arbeitstherapie, was natürlich nicht so dolle ist, aber an sich... Ja auch das müssen manche beigebracht bekommen und Arbeit an sich ist ja nicht verkehrt.
Was man dabei lernt Ställe auszumisten?




Ich bin damals direkt aus der U-Haft nach "DayTop"gebracht worden...DayTop war vom Konzept ähnlich wie Synanon.Die Einrichtung war ein grosser Bauernhof mit zig Ställe und Nebengebäute.Zum Glück war mein Entzug schon etwas her aber dort sind Leute aufgeschlagen die gerade entgiftet haben und noch ganz klapprig und zittrig direkt malochen mussten (Arbeitstherapie).Rücksichtnahme gleich Null...

Aber Wut und Verzweiflung macht vieles möglich...
N´Kumpel dort von mir ist mal vor Wut abgedreht, nach ner Woche hatten sie ihn soweit das er in der Arbeitstherapie mitmachen konnte...Schreinerei...
Ab da stieg deren Materialverbrauch um 3000% - in der WOCHE!
Bis sie dann dahinter kamen, das mein Kumpel Nistkästen gebaut hat...für FLUGSAURIER! Shocked
Er meinte zum DayTop-Guru nur: " Alter, die kommen wieder!"
Nachts hockte er immer in einen von den 50 m2 großen Nistkästen und schrie wie ein Flugsaurier..."Lockruf, für die Männchen" ...meinte er... Laughing

Naja...ne ordentliche Macke hatte der...aber wir waren schon ein irrer Haufen... Wink

so long
Mikel
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Haschgetüm
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Anmeldungsdatum: 26.03.2015
Beiträge: 2502

BeitragVerfasst am: 1. Jun 2017 10:43    Titel: Antworten mit Zitat

Ist zwar ne nette Anekdote, steht aber hier eher für ein Extrembeispiel, denk ich. In modernen Einrichtungen sieht das anders aus.
Wir hatten (lass mich nicht lügen) ich glaube 4 x die Woche 3-4 Stunden Arbeitstherapie. Ich selbst war im Team "Aufnahme", das heißt ich hab neue Patienten begrüßt und hab sie aufs Zimmer gebracht, ihnen alles gezeigt, sie zu den Arztterminen etc. begleitet und manchmal die Betten bezogen / Zimmer hergerichtet.
Manche haben die Tiere versorgt (und ich denke tatsächlich, dass einem das viel geben kann), andere haben die Hausgestaltung übernommen (Dekokram gemacht etc.) und eine Gruppe hat Bücher gebunden und gestaltet (so ne Art Batiktechnik).

Eigentlich isses genauso wie Praxx sagt. Du hast die Chance ein paar Wochen - Monate clean zu sein - und das schaffen die meisten auch.
Was du damit anfängst ist dir selbst überlassen.
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dakini
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Anmeldungsdatum: 07.04.2015
Beiträge: 3358

BeitragVerfasst am: 1. Jun 2017 11:12    Titel: Antworten mit Zitat

Die Zeit hat gezeigt, dass sehr viele heute clean sind, die Langzeittheras machten. Man sagte damals schon, dass es mit einer oft nicht getan ist, sondern es 2-3 Therapien braucht. Lässt man sie aus und nimmt statt dessen Substitute, fällt vieles weg, das man lernte, in Cleanzeiten. Und diese Erfahrungen sind sehr wichtig. 1/3 aus der Nachsorgezeit allein blieb schon clean. (ü 20 J) Das, was man über sich lernt, nimmt einem auch keiner mehr.

Ansonsten hat Praxx es ja auf den Punkt gebracht, was da raus zu holen ist und was nicht. Und natürlich gibt es einfach schlechte Einrichtungen. Die gab es auch schon immer.

Allerdings, ich differenziere, zu den Problemen heute!

Nur ein Bsp aus dem Studentenalltag: Jeder 4. Student gibt an, dass herkömmliche Ausgleichsstrategien nicht mehr ausreichen, den Stress zu schultern. Bei den über 27 jährigen waren es noch mehr. (mit zunehmendem Alter steigt der Stresspegel). Die Fächerwahl spiele eine Rolle, Medizinstudenten leiden überdurchschnittlich an Depressionen, jeder 4. sei betroffen, 11% mit Suizidgedanken.(während meines ersten Semesters haben sich ein Zahnarztstudent und ein anderer -kann mich nicht an den Studiengang erinnern -umgebracht) Die Hochschulen haben längst ein breites Angebot: Stressbewältigung, Achtsamkeit, Psychotherapeutische Unterstützung...

Aus der Ecke gibt es genauso viele Zahlen, wie im Falle von ADHS, was die Medikamenteneinnahme angeht.

Von digitaler Überforderung bis...auf jeden Fall kann man nicht mehr NUR auf persönliche Ursachen schließen. Soziale Faktoren, gesellschaftliche und die Umwelt spielen eine wesentliche Rolle.(Postmortum lässt sich gut untersuchen, wie die Gehirne aussehen -> Ablagerungen von zig Substanzen. Klar kriegt man da evtl ein Problem im Stoffwechselgeschehen).

Unterm Strich ist für mich eine ernsthafte, isolierte Diskussion - Drogen - gar nicht mehr möglich, weil weit mehr mit hinein spielt, zum heutigen Zeitpunkt.

Therapien sind immer sinnvoll, wenn beide Seiten ihre Arbeit tun! Ich finde, das Ergebnis könnte man nicht nur an "Abstinenz" messen, sondern auch an der "Lebensfähigkeit", oder ähnlichem...

Eine Langzeitthera ist auch deshalb hilfreich, weil es ne ganze Weile dauert, bis man Abstand hat. Ich kann einfach keinen Kritikpunkt finden - im Vergleich zu "Alternativen", schon mal gar nicht.
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Haschgetüm
Platin-User
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Anmeldungsdatum: 26.03.2015
Beiträge: 2502

BeitragVerfasst am: 1. Jun 2017 11:43    Titel: Antworten mit Zitat

Ja ich denke auch, dass Abstinenz nicht das alleinige Ziel sein kann.
Manche erreichen damit einfach eine höhere Lebensqualität.
Ein Freund von mir ist zwar rückfällig geworden und konsumiert heute, aber hat sein Konsumverhalten ändern können und hat vor allem neue Lebenskraft getankt. Er hat nach der Therapie (die fast ausschließlich aus Arbeitsttherapie bestand) eine Lehrstelle gefunden, diese erfolgreich beendet und ist mittlerweile in einem festen Arbeitsverhältnis. Es geht ihm also weitaus besser als vor der Therapie - auch wenn er nicht abstinent lebt.
Laut seiner eigenen Aussage hat er das dieser Therapie zu verdanken, also das er überhaupt wieder Lebenswillen hat.
Das man wirklich sagen kann: Langzeittherapie = Zeitverschwendung.. das haut mich echt um. Aber ja, für den ein oder anderen, wars das vielleicht echt, aber für mich persönlich unverständlich.
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honeygirl
Platin-User
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Anmeldungsdatum: 07.08.2016
Beiträge: 1267

BeitragVerfasst am: 1. Jun 2017 21:34    Titel: Antworten mit Zitat

Zitat:

Ich bin damals direkt aus der U-Haft nach "DayTop"gebracht worden...DayTop war vom Konzept ähnlich wie Synanon.Die Einrichtung war ein grosser Bauernhof mit zig Ställe und Nebengebäute.Zum Glück war mein Entzug schon etwas her aber dort sind Leute aufgeschlagen die gerade entgiftet haben und noch ganz klapprig und zittrig direkt malochen mussten (Arbeitstherapie).Rücksichtnahme gleich Null...


Ja das würden sie bei mir auf der Klapse auch so machen wollen - also direkt kalt das Diazepam entziehen innerhalb von 2 Wochen und dann gleich klapprig und affig auf die Rehastation bzw Angstgruppe! Wie soll das gehen , frag ich mich in so einem Zustand wo man dann so ausgeknockt ist bzw so drauf war wie du - Mikel - Question Question Question Question Ja gut , ich wäre unter ärztlicher Aufsicht , aber mit tun kann man da ja nix möglicherweise.
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mikel015
Foren-Guru
Foren-Guru


Anmeldungsdatum: 27.03.2015
Beiträge: 4068

BeitragVerfasst am: 2. Jun 2017 09:15    Titel: Antworten mit Zitat

Das mit der Therapie mag stimmen, ja.
ich denke..ein 100% Rezept gibt es leider nie. Man muss eine Therapie individuell gestalten...es gibt ja zig Formen von Therapie...quasi für (fast) alles und jeden...
aber es kommt eben auf einen selbst an...
ich kann mir aber irgendwie kaum vorstelln dass es ein Fremder schafft, mich irgendwie auf den "normalen" Weg zu bringen ...zudem ich davon nicht so viel halte..
Und ich denke, das eine Erkenntnis auch "Klick" genannt werden kann. Wenn man aufhört sich Fragen zu stellen, warum man süchtig ist, oder warum man keine Motivation hat, konzentriert sich die eigene Energie (unbewusst) auf etwas anderes.
Der Trick ist, sich nicht alles so schwer zu machen... Wink
ein Klinikaufenthalt wäre für mich ausgeschlossen.
Ich hab eine ganz schlimme Krankenhausphobie, ich könnte nichtmal auf Kur gehn.


Naja...ich wünsch mir einen Ort, wo die Zeit still steht bis ich mal alles verarbeitet hab was passiert ist. Aber den gibts nicht. Und noch bevor ich mit einem Teil abschließen kann kommt die nächste Scheiße


so long
Mikel
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beatdieb
Anfänger


Anmeldungsdatum: 23.06.2016
Beiträge: 5

BeitragVerfasst am: 2. Jun 2017 11:43    Titel: Antworten mit Zitat

Ich habe noch weit vor der Substi das volle Programm (16 Wo.) absolviert. Ich weiß
zwar bis heute nicht wie ich mich selbst dazu gebracht habe
diese Therapie anzutreten aber ich habe es getan. Zum Glück.
Ich war dort clean und habe viel erlebt, teils in der Gruppe, teils in Einzelgesprächen,
vielmehr aber durch die Menschen/Patienten allgemein. In der Klinik wurden nicht nur
Sucht sondern viele Formen der Verhaltensstörung behandelt.
Es gab auch eine Senioren- sowie Jugendgruppe die echt gut drauf waren.
Aber auch nachgedacht habe ich hin und wieder denn das geht nur wenn man mal zur Ruhe
kommen kann. Daraus resultierten ein paar wichtige Lebens-Richtlienen.

Meine Gruppe war interessant gemischt aus Alk, Benzo, Polytox.
Die Klinik war ein ehemaliges Hotel mit bester, zentraler Lage am Marktplatz mitten
in der Stadt. Teilweise echt hart weil der Weihnachtsmarkt fast vor der Tür begonnen hat
und der Glühweinduft immer present war. Aber nur so gehts!
Unten gab es Saunas, Schwimmbad, Fitnessräume und eine nahe Sporthalle mit festen Zeiten
nur für die Klinik. Ich als Kassenpatient residierte im 13. Stock Penthouse, ok nicht das
Einzelzimmer aber trotzdem...

Meine Befürchtung das die Vergangenheit streng aufgearbeitet wird hat sich nicht
bewahrheitet, im Gegenteil es ging darum wieder Spaß im Leben zu haben. Es wurden Partys
mit sehr umstrittenen alkoholfreien Drinks gefeiert, ein Patienten-eigenes öffentliches Café geführt,
diverse Ausflüge organisiert, gemeinsame "Risikobesuche" in Kneipen, Spielos, Bahnhofsviertel FFM

Natürlich sieht man auch Zwangstransporte in die Entgiftung, Leute die auf der Dachkante stehen
und Abbrüche aller Art. In 4 Monaten passiert so einiges, sogar im Fahrstuhl steckenbleiben.
Diese Erfahrung dürften wir dann in der "Angstgruppe" zum Besten geben.

Für mich war kreatives Arbeiten, egal ob Holz, Farbe, Musik, Tiere was auch immer nicht meins, aber
ich konnte im Café arbeiten das war ok.

Es wurden regelmäßige "Infoveranstaltungen" der Kirche Jesu Christi der letzten Tage im dortigen
Tempel abgehalten. Für mich irgendwie auch eine Sekte. Gerade für Menschen die sich neu orientieren
kann das zum Verhängniss werden. Der Tempel war schön anzusehen aber sonst ...

Clean war / bin ich nicht aber mein Leben ist nie wieder so aus den Fugen geraten wie vor dieser Therapie!
Und das ist der eigentliche Gewinn für mich.
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