alles hat ein ende...

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endstation
Silber-User
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Anmeldungsdatum: 28.03.2016
Beiträge: 208

BeitragVerfasst am: 15. Jul 2017 20:43    Titel: alles hat ein ende... Antworten mit Zitat

...nur die sucht hat 2... oder so ähnlich...

ich möchte mich eigentlich nur einmal von euch verabschieden und mich bei einigen usern hier für den support, die netten worte, aber auch für die kritik bedanken. auch wenn es nicht immer das war, was man hören wollte... aber ich lasse mir grundsätzlich dinge auch dann sagen, wenn sie nicht charmant sind. hauptsache, es ist die wahrheit.

dagegen kann ich unverschämte idioten nicht leiden, die ständig rumkritteln, um sich selbst aufzuwerten. primitives gehabe sowas...


vor ca. 4 monaten war ich noch auf 20 - 25 ml polamidon.

jetzt bin ich clean. seit 15 tagen.

ich habe noch ein bißchen zipperlein und richtig arbeitsfähig bin ich noch nicht. ausserdem habe ich noch begleitmedikation (low dose benzos bei bedarf, also wg. der suchtgefahr SELTEN, aber KEINE opiate!).

mein arzt hat mich runterdosiert. ich hatte ein paar gesundheitliche probleme und hab mein leben step by step geändert. scheiß-job hingeschmissen, nach oben orientiert, hobbys reaktiviert, freundschaften wiederbelebt, ernährung umgestellt usw... ich muß schließlich DIE ZEIT FÜLLEN, die ich durch die abstinenz wieder habe. ungewohnt ist es v.a. abends, ich gehe jetzt oft schwimmen, schreibe viel, gehe vieeeeel mehr raus und fühle mich schon besser als vorher.


2x hatte ich bisher abends kurz den gedanken an opiate (habe noch blister oxys und einige wenige hydromorphon hier rumliegen), aber nicht wirklich drängend oder störend. eher aus gewohnheit...

interessant waren 2 begegnungen mit freunden, die mir unabhängig voneinander attestierten, ich würde "viel besser" aussehen...

ich hatte ja u.a. probleme mit dem QT-intervall im EKG. der internist hat nur leicht resigniert gesagt: "ES WÄRE NATÜRLICH AM BESTEN, WENN SIE MIT DEN OPIATEN AUFHÖREN WÜRDEN! ABER DAS GEHT JA NICHT..."
es ist auch keine schlimme auffälligkeit, die ein sofortiges absetzen notwendig gemacht hätte. aber ich fühlte mich nicht mehr wohl in meiner haut, gerade mit der "elefantendosis".

ich war halt gleichzeitig am abdosieren und wie es halt so ist, ereilte mich bei 7ml eine heftige entzündung, die mich vor schmerz nicht schlafen ließ.
nach der 3. nacht, in der ich nicht pennen konnte, suchte ich im netz nach erfahrungsberichten für kalte entzüge.
auch eine entgiftungsstation zog ich in erwägung, das allererste mal in meinem leben, dass ich so etwas auch nur für möglich hielt.

aufgrund der medikamte gg. die entzündung hatte ich eh extrem probleme mit dem magen-darm-trakt. und schlafen ging halt auch nicht wirklich. also kam mir halt der gedanke: "LASS DOCH DAS SCHEISS POLA MAL WEG! WENNS NICHT GEHT, NIMMSTE HALT WAS!"

gesagt - getan!

fortan quälte ich mich etwas ab. der von @PRAXX oft zitierte vergleich "METHA/POLA-ENTZUG IST WIE EINE ERKÄLTUNG" passte nicht wirklich. eine erkältung hat nicht so heftige gastro-nebenwirkungen und die gliederschmerzen sind auch nicht sooo prall...

trotzdem war mein maß voll. ich hatte mich ja bereits seit ende 2016 regelmäßig mit der idee des "SUBSTI-ausstiegs" befasst. ich wusste nur nicht, WIE ich das konkret umsetzen könnte. meine LUST auf opiate war in den letzten jahren allerdings überschaubar geworden.
dazu kam, dass ein guter freund gerade auf langzeit-therapie war (aber nicht wg. opiaten). das motivierte mich zusätzlich.


als ich vor ca. 10 jahren wieder mit opiaten anfing, tat ich dies in der FESTEN ÜBERZEUGUNG, alles unter kontrolle zu haben. dass ICH mal mit den szenejunkies im wartezimmer bei der vergabe chille, hätte ich mir damals NIE TRÄUMEN LASSEN! aber das ist halt sucht...

die ersten 1-2 jahre waren auch noch ganz schön. ich hatte wirklich so etwas wie KONTROLLE und ahm es nur 1x die woche immer dann, wenn meine freundin keine zeit hatte. das war schön, denn ich schob somit ja keinen affen, verbrauchte relativ wenig und hatte aufgrund des seltenen konsums auch keine großen negativen einflüsse auf meinen normalen lifestyle.


irgendwann verlor ich dann aber die kontrolle. es folgten sucht, depression, trennung, arbeitslosigkeit und der totale absturz. in dieser situation war die substi ein rettungsring für mich. es war okay, dass ich fortan zum arzt musste und dort mein zeug bekam...

so lief das dann einige jahre relativ ebenmäßig.

in den letzten jahren merkte ich dann aber zunehmend, dass ich unzufrieden wurde. mich beschlich das gefühl, dass ich vllt. nie wieder davon wegkäme. denn ich hatte einfach keine motivation zum entzug. zwar hatte ich irgendwie die nase voll von dem ganzen theater.. arzt, junkies, kontrolle, elend, noch mehr kontrolle, maßregeln, gängelei, warterei, noch mehr kontrollen, null vertrauen und KEIN METER FORTSCHRITT ZU SEHEN.


außerdem stagnierte ich innerlich wie äußerlich. ich war unheimlich phlegmatisch geworden. ende letzten jahres versuchte ich einiges, aber zum teufel nochmal: WO WAR BLOSS MEIN ANTRIEB GEBLIEBEN?

zwar leide ich seit meiner jugend unter depressiven episoden, aber der mangelnde antrieb war diesmal NICHT mit depressionen erklärbar. ICH WOLLTE JA, NUR KONNTE ICH EBEN NICHT...


inzwischen weiß ich d e f i n i t i v : ES LAG AM OPIOIDKONSUM!

man igelt sich ein. man schottet sich ab. man betäubt seine unzufriedenheit. und so vergehen die tage... wochen.. monate.. und sogar JAHRE!


nein, es wird nicht alles schlagartig GUT, nur weil man nüchtern und clean ist. im gegenteil: jetzt kommen die dinge zutage, die man vorher schön verdrängen konnte, zb.: WAS LIEF BERUFLICH DIE LETZTEN JAHRE SCHIEF? WIE ZIEHST DU DAS WIEDER GERADE?

wenn man opiate nimmt, kann man ewig rumdümpeln. EWIG... es ist ja nun nicht so, als seien dies neuartige erkenntnisse. und auch mir war das im grunde ja immer klar. nur ÄNDERN.. ja, ändern konnte ich es nicht.


aber nun bin ich dabei. wie gesagt: es ist nicht alles super. nur der unterschied ist der: JETZT TU ICH WAS DAGEGEN! ob ich damit erfolg habe oder nicht, ist erstmal nachrangig. wichtiger ist, dass man überhaupt mal wieder was macht.


ich gehe jetzt auch nochmal raus zu einem konzert. hab ich jahrelang nicht gemacht. da wurde um diese zeit vorm PC abgehangen, bis es schlafenszeit war...


ok, das wars erstmal von mir. ich werde mich hier erstmal nicht mehr blicken lassen. das thema OPIATE ist für mich durch. wirklich, ich bin durch damit. ich sag zwar nicht: "NIE WIEDER!", denn dazu kennen wir den mist alle zu gut inzwischen... und es kann gut sein, dass ich mit 60 wieder bock auf opiate hab. mag sein. aber fürs erste bin ich nur noch froh, dass dieses thema irgendwann erledigt ist.

nein, es ist nicht so, dass opiate nicht mehr wirken bei mir. ich habe bis zum schluß was von meinem pola gespürt. aber das gibt mir eben nichts mehr.. und andere drogen fallen eh flach.


ich kann leider niemandem ein PATENTREZEPT nennen. und wieso es 10 jahre gedauert hat, bis es in meinem kopf "klick" gemacht hat, weiß ich auch nicht...
es war jedenfalls so, dass es ab diesem zeitpunkt FÜR MICH VORBEI WAR mit der sucht. ab diesem zeitpunkt war es keine quälerei mehr, sondern ein relativ einfacher, klarer weg für mich. mein körper dankt es mir überigens auch. ich habe 6 kg in nur 3 wochen verloren!


so, zum ende noch ein persönliches anliegen an jeden konsumenten: ACHTET AUF EUCH UND EURE GESUNDHEIT! lasst euch regelmäßig durchchecken vom arzt! das zeug ist NICHT gesund. PASST AUF EUCH AUF!


und wenn ihr WIRKLICH aufhören wollt: arbeitet darauf hin! ERZWINGT ES, INDEM IHR EUCH IMMER WIEDER DAMIT BEFASST! ich habe mir zb. ein gedankliches klima geschaffen, in dem der entzug die einzig logische konsequenz für mich war. 10 jahre hat es insgesamt gedauert. und vor ca. einem dreivierteljahr schrieb ich hier im forum beiträge, die um das thema "AUFHÖREN" kreisten. dafür wurde ich ja sogar angegiftet so nach dem motto: "jetzt schreibt der so n ellenlangen beitrag darüber, aber die laberbacke packts doch eh nicht!"

ich hab mich davon aber nicht entmutigen lassen, weil ich ja wusste, dass sich IN MIR etwas veränderte.

anders gesagt: ich habe ab diesem punkt wieder AN MICH SELBST GEGLAUBT!


ich wünsche jetzt allen netten membern hier alles alles gute! und denkt daran: wenn ihr aufhören WOLLT, dann schafft ihr das auch. auch wenns n paar jahre dauert...


viele grüße

endstation
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Cariote
Platin-User
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Anmeldungsdatum: 18.06.2015
Beiträge: 1134

BeitragVerfasst am: 15. Jul 2017 23:30    Titel: Antworten mit Zitat

Meine Güte Endstation,. Saubermann, richtig?
Das ist so gut wie du das gemacht hast, dass es mir nur noch bleibt dir herzliche Glückwünsche zu schreiben!

Das du kein Suchtdruck hattest ist gigantisch! Das du aktuell keinen hast ebenso.
Am hilfreichsten war dass dir die Opiate nichts positives mehr gegeben haben plus die Erkrankungen,richtig?
Wie lange hattest du Schlafstörungen wegen dem Pola und Durchfall oder Erbrechen?
Hast du von 7 ml abgesetzt und pö a pö runter? Falls abrupt: Nach wie vielen Tagen fing der Entzug an? Auch erst nach 3,4 Tagen wie bei mir?

Sei stolz auf dich und geniesse das Gefühl! Wunderbar gemacht!

LG Caro
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Cariote
Platin-User
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Anmeldungsdatum: 18.06.2015
Beiträge: 1134

BeitragVerfasst am: 16. Jul 2017 19:49    Titel: Antworten mit Zitat

Noch was: wie viele schlaflose Nächte hattest du seit du auf Null bist?

Hältst du es für möglich, dass Gelegenheitskonsum ohne Abhängigkeit über Jahre klappt?wie bei Rock? Einmal konsumieren pro halbes Jahr und das wars?
LG C
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Quasimodus
Platin-User
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Anmeldungsdatum: 04.02.2015
Beiträge: 1797

BeitragVerfasst am: 16. Jul 2017 23:03    Titel: Antworten mit Zitat

coole Leistung.
Wer vom Pola abturnt verdient meinen Respekt.
Jetzt das Erreichte halten, verdammt schwer, man muss sich immer wieder reseten, und ein paar Stellschrauben drehen, vor allen Dingen sollte man sich nicht ausruhen auf der Leistung.
Belohnung ist auch wichtig, ich mein Belohnung im Sinne von was schönem, iwas, was du schon immer mal machen wolltest, und wenn es "nur" ein kleiner Urlaub ist oder so.
Du hast viel erreicht, hast soz 51% und stehst auf der Gewinnerseite des Lebens, egal wie scheisse manche Tage auch sein mögen, ohne Konsum bist du ein Gewinner.
Du hattest jetzt ein Pola_PROGRAMM, jetzt brauchst du ein ein anderes Programm, ich glaub wir Süchtigen brauchen zumindest am Anfang des cleanseins Führung in Form eines Programms, wie das auch immer aussieht, und wenn es darin besteht, jeden Tag zum Sport zu gehen, ein fester Termin, 24h clean sind verdammt lang, wenn Langeweile aufkommt.

Gutes Gelingen
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nebukadnezar
Foren-Guru
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Anmeldungsdatum: 26.08.2015
Beiträge: 4292

BeitragVerfasst am: 17. Jul 2017 06:21    Titel: Antworten mit Zitat

Na siehste,Endstation, war doch gar nicht so schwer, wie viele meinen! Man muss es nur machen Very Happy
...und man fragt sich: wieso eigentlich nicht schon früher?

Alles Gute weiterhin!

LG N
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Freder
Silber-User
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Anmeldungsdatum: 09.07.2016
Beiträge: 104

BeitragVerfasst am: 3. Sep 2017 13:31    Titel: Antworten mit Zitat

Seit 3 Jahren bin ich in Substi. Seit einem Jahr habe ich auch das Gefühl einfach nichts geht voran ich lasse die Zeit so an mir vorbei ziehen und nichts passiert. Habe zwar ein Hobby reaktiviert aber da kümmer ich mich auch nur sparsam drumm. Gratulation finde sowas sehr stark und hoffe es bleit dabei. Wenn du einmal soweit warst täglich zu konsumieren denke ich nicht das es möglich ist nur ab und zu zu konsumieren. Man fällt sofort wieder in die Routine. Erst ist es nur einmal im Monat dann einmal die Woche und schon biste wieder dabei. Habe ich zu oft mitgemacht.
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rock
Platin-User
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Anmeldungsdatum: 16.03.2015
Beiträge: 2481

BeitragVerfasst am: 3. Sep 2017 14:52    Titel: Antworten mit Zitat

Alles hat ein Ende, nur die Wurst hat zwei Wink
Alles Gute !
Cheers
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Domenico
Foren-Guru
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Anmeldungsdatum: 19.04.2013
Beiträge: 3088

BeitragVerfasst am: 3. Sep 2017 22:01    Titel: Antworten mit Zitat

hi saubermann ich wünsch dir wirklich alles gute und bleib stark man!mögen die Engel dich schützen und dir helfen deinen weg beizubehalten!Vittorio
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graham
Platin-User
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Anmeldungsdatum: 04.07.2012
Beiträge: 2205

BeitragVerfasst am: 4. Sep 2017 13:45    Titel: Antworten mit Zitat

abwarten, tee trinken. ich gönne es wirklich jedem aber meine erfahrung sagt mir a.:zehn jahre sind eigentlich nicht wirklich der zeitraum, in dem man es lernt und b.:gerade solche "abschiedsreden"(sei mir nicht bös aber ich hab wohl nur 20% gelesen)nie wirklich den abschied bedeuten!

schön wäre es, wenn saubermann mir das gegenteil beweist!

graham
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ast
Foren-Guru
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Anmeldungsdatum: 14.03.2012
Beiträge: 3305

BeitragVerfasst am: 4. Sep 2017 15:23    Titel: Antworten mit Zitat

ye, wäre schön, wenn Saubermann mal ein Feedback geben würde, wie sich sein neues Leben so anfühlt...
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endstation
Silber-User
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Anmeldungsdatum: 28.03.2016
Beiträge: 208

BeitragVerfasst am: 27. Sep 2017 15:48    Titel: Antworten mit Zitat

hallo zusammen


kurzes feedback.. also wenn ich ehrlich bin: es geht mir nicht so gut körperlich. weil ich definitiv zu schnell abdosiert habe. mein arzt hatte mir angeboten, nochmal auf 1-2 ml in substi zurück zu gehen. bis jetzt keine option. hier liegen noch oxycodon rum, aber auch das ist keine option für mich.

wenn ich ehrlich bin, hat der ausstieg nicht nur positive aspekte. ich hatte große probleme auf meiner neuen arbeitsstelle (habe dann das gespräch gesucht, was sich AUSNAHMSWEISE mal als positiv erwiesen hat. habe jetzt ein zeitfenster bis januar, um mich zu regenerieren).

ich hatte (und habe) mittelgradige entzugssymptome. nix dramatische, aber meeeeega zermürbend. durchfall, heiss-kalt, nervöse füsse usw.. das volle programm.

2x in dieser zeit habe ich jeweils 1 viertel diazepam genommen, das hats direkt erträglich gemacht. aber auch wenn ich benzos hier habe: ich nehme sie nicht.

und damit direkt mal auf @GRAHAMs einwurf: ich weiß genau, was du meist bzgl. "abschiedsrede". von ca. 100 beträgen dieser art sind vllt. 2 mit happy end.
dazu muß man aber folgendes wissen: bereits letztes jahr hatte sich IRGENDWAS (fragt micht nicht was, ich weiß es nämlich nicht!) in mir verändert bzgl. konsum.
das war eine mischung aus gedanken a la "wenn du so weiter machst, dann...":
- ruinierst du deine gesundheit!
- verkackst du dein ganzes leben!
- bist nie du selbst!

besonders der letzte und vorletzte punkt saßen fortan wie ein stachel in meinem kopf. ich war nie der typische "junk" (verglichen mit der mehrheit in substi; KEINE PERSÖNLICHE BEWERTUNG bzgl. gut o. schlecht!). nie gefixt, keine schore, zu 99% safer use, alltag unauffälig etc.
nur deshalb ging das in meinem drogenfreien umfeld überhaupt so lange gut.
dazu kommt, dass ich einen wesentlichen teil meiner lebenszeit "clean" verbracht habe, starke interessen u. hobbies habe (also kaum langeweile im klassischen sinne) und dass inzw. meine depressionen weg sind. mein freundeskreis beinhaltet 2 kiffer. ansonsten sind alle clean.



als ich ende etzten/anfang diesen jahres von diesen veränderungen berichtete und mich über ausstiegsmöglichkeiten u. das leben "danach" informierte, kassierte ich hier eine schellen so nach dem motto "das schafft der eh nicht" bla bla... das übliche halt. und ich kann es ja auch niemandem verdenken. jeder süchtige weiß doch, was opiate mit unserem willen machen.

ganz ehrlich: das gab mir tatsächlich etwas ansporn. aber der auslöser, warum ich mit abdosieren begann, waren dann die auffälligkeiten im ekg unter opiateinfluß. ich habe mehrere todesfälle bzgl. des herzens i.d. familie, weshalb das mein wunder punkt ist. als mein arzt dann auf meine frage: "WAS SOLL ICH JETZT TUN?", nur schulterzuckend antwortete: "POLA ABSETZEN. ABER DAS GEHT JA NICHT!", dachte ich mir: "WIESO GEHT DAS NICHT?!"

zu haus habe ich mich darufhin belesen nach möglichkeiten zur gesundung. dort standen zur wahl:
- abdosieren (mind. auf 6ml pola; ich stand bei über 20ml!)
- umstieg auf subutex o. substitol

mein arzt bot mir eine umstellung noch an. aber ich hatte ja bereits seit 2016 dieses gefühl "ICH WILL NICHT MEHR!"

das war ein ganz seltsames gefühl. früher hatte ich mich all die jahre auf die einnahme gefreut und auf die kleine welle, die dann ca. 30-45 min später gab...

und genau DAS war lange weg. ich merkte regelrecht, was für ein verlustreicher deal die opiate für mich waren: für 2 std. scheinbaren "seelenfrieden" am tag gab ich so unfassbar viel von meiner persönlichkeit auf.

ich wurde bequem, phlegmatisch, taub, stumpf, willensschwach, ergab mich kampflos und ließ die dinge geschehen.

der springende punkt war dann irgendwann, als ich auf ca. 6ml war. da ich recht hoch dosiert war, ging das erste abdosieren auch relativ schnell noch ganz gut. aber auf einmal hatte ich eine völlig andere WAHRNEHMUNG. obwohl ich doch immer dachte, ich sei "normal" unter pola.

meine rezeptoren waren wie ein deich aufgeweicht von der flut an opiaten. da war nix mehr "normal". dann änderten sich plötzlich viele weitere dinge, zb. der schlafrhythmus: konnte ich vorher bis 12-13h mittags schlafen ohne wecker, so stand ich nun wieder früher (ca. 8-8.30h) auf.
hatte ich vorher JAHRELANG auf der couch gelegen und abends eine mischung aus fußball, internet und lesen auf dem programm, fing ich nun wieder an mit dingen, die mir wichtig sind (waren) und spass mach(t)en. zb schreibe ich mit einem freund ein buch über kunst, das er bereits gelayoutet hat, einen verlag geklärt usw., es fehlen nur noch die deutschen u. englischen texte. das ist mein job. und das bringt mir viel freude.


hört sich doch alles super an?

nein. der negative part folgt als neuer beitrag.

bis gleich
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endstation
Silber-User
Silber-User


Anmeldungsdatum: 28.03.2016
Beiträge: 208

BeitragVerfasst am: 27. Sep 2017 16:35    Titel: Antworten mit Zitat

so, teil 2, das negative am "clean sein"...


negative aspekte gibts leider auch. zb die ständigen latenten entzugserscheinungen, die daher rühren, dass ich VIEL ZU SCHNELL abdosiert habe. davor haben mich ALLE gewarnt, die schwestern, die ärzte u. mitpatienten in d. vergabe. aber ich hatte einfachg keine lust mehr.

außerdem hatte ich zu beginn angst, wie lange woh die motivation halten wird...?

aber bzgl. motivation: ich all den monaten hatte ich noch nicht 1 einziges mal "LUST" auf opiate! nicht einmal. das hätte ich NIE gedacht.

ok, das war ein prozess und kam ja nicht von heut auf morgen. ich habe es bereits letztes jahr bemerkt, dass es sich nicht mehr gut anfühlt für mich und dass ich gerne nichts mehr nehmen würde. aber es erschien mir utopisch, von ~20-25ml auf null zu gehen.


und weil ich zu schnell war, habe ich halt mit bestimmten problemen zu kämpfen:
- der schlaf ist leicht und (zu) kurz
- heiss-kalt-schübe (nerven abartig!)
- magen-darm-grummeln inkl. durchfall (häufig)
- GEREIZTHEIT

und besonders der letzte punkt hat mich mit dem arzt sprechen lassen. denn ich hatte während eines praktikums (wir hatten 4 wochen bezahte probearbeit vereinbart, weil ich keinen einschlägigen abschluss in dem bereich habe, sondern in einem nachbarfach) gesundheitl. u. nervliche probleme. die kamen ganz klar vom entzug. so war ich teilweise sehr schwer genervt, leicht reizbar das kam natürlich nicht gut an.
als ich das gemerkt habe, habe ich die initiative ergriffen (weil die mich sonst eh nicht übernommen hätten in der verfassung). ohne große hoffnung das gespräch gesucht, einfach mal das thema medikamentensucht erklärt bla blubb... das kam offenbar ganz gut an (also nicht die sucht, sondern die offenheit). und ich hab auch klar gemacht, dass ich seit 10 jahren abhängig bin und gerade seit ein paar monaten clean, wobei ich mir viel zu viel zugemutet hab. wir haben jetzt erstmal eine "pause" vereinbart, spätestens anfang januar müsste ich aber bei 100% sein, weil dann richtig arbeit wartet...

mein arzt hat mir angeboten, mich ganz niedrig dosiert wieder aufzunehmen, damit ich den job nicht verliere. ich habe erstmal abgelehnt, weil ich finde, dass kein job so vikel wert ist wie mein eigenes leben bzw gesundheit.
übrigens: mental fühle ich mich nicht schlechter seit ich abstinent lebe, wenn man eben mal davon absieht, dass mir das dicke fell fehlt.

andererseits würde mir der job schon sehr gut im lebenslauf passen, der bei mir ja bekanntlich nicht mehr so toll ausschaut.. ich bin noch bis mitte okt. krank geschrieben und soll mir bis dahin was überlegt haben Sad

meine hofnung ist natürich, dass das mit jedem tag besser wird. aber es ziiiieeeht sich und mein arzt meinte, dass es mind. auch noch einige monate, ggf. auch bis ende frühjahr 17 so gehen könnte.

angebot meines arztes: niedrigdosiert in substi mit pola o. subutex (2ml pola) und dann bis anfang januar in kleinen schritten ausschleichen.

die eute i.d. selbsthilfegruppe sind geschlossen dagegen, weil die sagen "DAS GEHÖRT HALT DAZU!". mein arzt sagt: "SCHWACHSINN! DER SCHLEICHENDE ENTZUG KOMMT NUR VOM RAPIDEN ABDOSIEREN, DER FAST SCHON EINEM KALTEN ENTZUG ENTSPRICHT UND MEINE PSYCHISCHE VERFASSUNG WIRD SICH STABILISIEREN."
außerdem hält er mich aufgrund der pers. entwicklung des letzten jahres für nicht rückfallfährdet bzgl. einer erneuten sucht.
er rät mir dazu, nochmal 2 monate in substi (okt. + nov.), um dann anfang nov. auf entgifte zu gehen und in 3 wochen den rest stationär zu machen.


wie gesagt: mir geht es körperlich nicht optimal. ich fühle micf nicht 100%ig leistungsfähig. das ist woh auch normal für eine so lange abhängigkeit.

einerseits macht es alles sinn, was der arzt sagt. andererseits empfinde ich es als schritt zurück in die falsche richtung, wo ich doch so viel bereits geschafft hab und auch mal echt stolz auf mich bin, denn vor 2 jahren hätte ich NICHT AUF MICH GESETZT, wenn jemand auf meine abstinenz gewettet hätte.



was ich sagen kann: ich habe zwar keine therapeutischen ansätze erlernt zum thema "rückfallprophylaxe" usw., aber meine psyche ist doch sehr stabil, wenn es ums thema opiate geht.

1 beispiel aus der jüngeren vergangenheit: ich traf beim arzt auf einen anderen patienten. von dem hab ich ab und an mal was zu naschen bekommen und er war mein einziger kontakt aus der substi, mit dem ich auch mal n kaffee trank (vernünftiger, typ, mein alter, feste arbeit usw.). als ich ihm sagtem, dass ich heute geburtstag hab, zog er einen streifen hydrom. aus der tasche und meine "happy birthday, dicker!"

früher hat so ein blister in meinem kopf schon endorphine ausgeschüttet, ohne dass ich überhaupt was nehmen musste davon! inzw. ist das für mich ungefähr so reizvoll, als hätte er mir gerade 1 tube zahncreme von aldi geschenkt...
ich sagte ihm, dass ich clean sei und nur wg. gesprächen beim doc sei und gab ihm den blister zurück.

am anfang hab ich jeden tag drauf gewartet, dass suchtdruck kommt. oder zumindest ma konsumlust. aber es kam nichts. egal was für scheiße mir passiert ist (und es gab 2-3 richtig ätzende situationen dazwischen).


wisst ihr was?

gut, dass ich hier schreibe. ich habe bereits einmal den fehler gemacht, opiate zu nehmen, um besser zu funktionieren. das ergebnis ist bekannt... 10 jahre fast nonstop drauf. jahrelang jede woche ca 100$ an den ticker für methaddict... dann knapp 5 jahre substi mit fast 1 jahr jeden verf*ckten tag zur vergabe, trotz vollzeit schichtdienstjob..

also das war alles sooooo ätzend.

nun bin ich "frei" (also fast).
und ich geh doch NICHT für einen job zurück in diese hölle?
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endstation
Silber-User
Silber-User


Anmeldungsdatum: 28.03.2016
Beiträge: 208

BeitragVerfasst am: 27. Sep 2017 17:36    Titel: Antworten mit Zitat

Cariote hat Folgendes geschrieben:

Hältst du es für möglich, dass Gelegenheitskonsum ohne Abhängigkeit über Jahre klappt?wie bei Rock? Einmal konsumieren pro halbes Jahr und das wars?
LG C



hi caro,


zu dem thema: also, ich war ja vor rund 10 jahren auch schon woanders im forum aktiv (wer erinnert sich noch an die gute ate zeit, als es noch das FOF, LDT und DF gab?) und hab lustigerweise auf nem alten PC von mir auf der festplatte alte beiträge von mir dazu gefunden..

da argumentiere ich wie ein löwe (lol) dafür, dass gelegenheitskonsum funktioniert. und jeder, der das bestritten hat, war für mich einfach nur zu willensschwach.. haha, wie naiv ich doch war!


also EHRLICHE antwort auf deine frage?

N E I N !

ich bin fest davon überzeugt, dass es bei den meisten (NICHT bei allen!) auf dauer wieder zu problemen führen wird. auch bei mir, selbstverständlich.


vor 2 jahren hatte ich auch noch die ansicht: mir war immer klar, dass ich später IRGENDWANN mal wieder opiate nehmen WILL. dazu erschien mir das leben als zu trist/zu doof/ zu sinnlos. und opiate erschienen mir dazu als zu schön. das hat dann automatisch zu dem gedanken geführt: "entzug lohnt doch eh nicht, weil du eh wieder rückfäig wirst!"


inzw. bin ich mir allerdings gar nicht mehr so sicher, dass ich unbedingt wieder opiate nehmen will irgendwann. die reine wahrscheinlichkeit spricht natürlich dafür. aber momentan zählt erstmal DAS LEBEN UND FÜHLEN ohne was.


im endeffekt muß ich echt sagen: das leben OHNE OPIATE ist halb so wild.
als ich drauf war, war mir nicht (mehr) klar, wie ich jemals 7 abende hintereinander nüchtern aushalten soll?
ich hatte das vorher ja auch jahrelang geschafft, obwohl ich davor ja auch schonmal süchtig nach tilidin und benzos war (~1999-2001)

man gewöhnt sich dran. so einfach ist das. vorteil für mich ist sicherlich, dass ich mir über die jahre sämtliche anderen substanzen abgewöhnt habe (besonders alk u. benzos!) und dazu echt gar keinen bezug mehr habe.


ich muß jetzt nur eine wichtige entscheidung treffen: nach x gesprächen (u.a.) mit 2 erfolgreich abdosierten, stehe ich vor der wahl, mich auf UNBESTIMMTE ZEIT WEITER ZU QUÄLEN oder eben super low dose substi mit abdosierplan bis zum jahresende zu machen...

WAS WÜRDET IHRT TUN?


und @NEBUK.: WIE LANGE HAST DU MIT DEN SYMPTOMEN RUMGEMACHT? musstest du derweil arbeiten? oder konntest du dich zu hause auskurieren? wie lang ahts gedauert, bis du dich GUT gefühlt hast?


liebe grüße und danke für eure netten worte! sowas hilft wirklich in dieser situation!


allen alles gute!


und ich kann es echt vielen usern empfehlen, einfach mal versuchsweise runterzugehen (sofern ihr psych. u. sozial stabil seid u. keinen schwerwiegenden beikonsum habt natürlich!)
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nebukadnezar
Foren-Guru
Foren-Guru


Anmeldungsdatum: 26.08.2015
Beiträge: 4292

BeitragVerfasst am: 28. Sep 2017 07:24    Titel: Antworten mit Zitat

Moin e.

hab z.Z. sehr wenig Zeit , daher kurz:

Symptome , immer leichtes Entzugsgeeling, Schmerzen von Fersen ( extrem) bis in Nacken, immer extrem kalte Hände, sehr wenig Schlaf, andauernden Ruhepuls von +110, aber trotzdem gutes Kopffeeling und viel Appetit...dauerte so ca.6 Monate an, dann wurde es besser

Arbeiten wäre nicht möglich gewesen, das hat ca. 9. -12 Monate gedauert( würde ich schätzen im nachhinein), tats. bin ich erst wes.später zurück in nen Job.

Ich hatte den Vorteil, eine starke Frau an meiner Seite zu haben, das machte viel aus!

Wenn du irgendwann mal wieder konsumieren willst, dann nie weil das Leben oder die Welt scheisse ist, sondern nur aus einem starken, festen und guten feeling heraus, sonst gehts eher in die Hose!


Alles Gute...und die paar Monate sind schnell rum!

LG N
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Freder
Silber-User
Silber-User


Anmeldungsdatum: 09.07.2016
Beiträge: 104

BeitragVerfasst am: 5. Okt 2017 16:51    Titel: Antworten mit Zitat

viele schwören ja auf Kratom für die Übergangszeit.
Allerdings ist das ja auch ein Opiatagonist (kein eigentliches Opiat aber Agonist am Rezeptor).
Habe es selber nicht probiert spiele aber mit dem Gedanken damit nächsten Frühling aufzuhören.
Auf Subu umzusteigen kann den Entzug sicher angenehmer gestallten.
Ich habe vor ein paar Jahren über ein halbes Jahr lang 1-2mg Subu jeden Tag nasal konsumiert und dann ganz langsam über 3 Monate ausgeschlichen.
Hab immer eine 8er klein gemacht und in ein kleines Gefäss getan dann hälfte Milchzucker drauf. Jedes mal wenn ich was raus habe (einmal Morgens) genauso viel Milchzucker drauf. So hat mir eine 8er einen Monat gereicht.
Dies habe ich 3 Monate so gemacht und dann ganz aufgehört.
Ich hatte Null Entzug.
Bin zwar wieder rückfällig geworden aber der Entzug von wenig Subu ist kaum zu merken. Vorallem wenn man nicht lange und auf hohen Dosen war.

Aber ich bin selber auch der Meinung das ein Entzug schmerzen muss (zumindest für 1-2 Wochen) um sich selber und dem Körper klar zu machen wie schädlich und wie betäubt man eigentlich durchs Leben wandelt. Deine Einstellung lieber nichts zu nehmen kann ich verstehen aber spätestens nach 2 Monaten wäre ich an dem Punkt bei jeder Gelegenheit schwach zu werden.
Wenn dies bei dir nicht so ist bleib lieber sauber!
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