Tageszitat

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schattengewächs
Platin-User
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Anmeldungsdatum: 26.07.2015
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BeitragVerfasst am: 22. Nov 2018 19:47    Titel: Antworten mit Zitat

sorry, von mir schon wieder! ein Märchen, - diesmal aber kein trauriges-, es hat mich einfach total nachdenklich gestimmt,- also "was will uns diese Geschichte sagen?" Shocked -
evtl haben Hans - und meine Biographie irgendwelche Ähnlichkeiten, - auf jeden Fall eines meiner Lieblings-märchen...
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HANS IM GLÜCK

Hans hatte sieben Jahre bei seinem Herrn gedient, da sprach er zu ihm 'Herr, meine Zeit ist herum, nun wollte ich gerne wieder heim zu meiner Mutter, gebt mir meinen Lohn.' Der Herr antwortete 'du hast mir treu und ehrlich gedient, wie der Dienst war, so soll der Lohn sein,' und gab ihm ein Stück Gold, das so groß als Hansens Kopf war. Hans zog sein Tüchlein aus der Tasche, wickelte den Klumpen hinein, setzte ihn auf die Schulter und machte sich auf den Weg nach Haus. Wie er so dahin gieng und immer ein Bein vor das andere setzte, kam ihm ein Reiter in die Augen, der frisch und fröhlich auf einem muntern Pferd vorbei trabte. 'Ach,' sprach Hans ganz laut, 'was ist das Reiten ein schönes Ding! da sitzt einer wie auf einem Stuhl, stößt sich an keinen Stein, spart die Schuh, und kommt fort, er weiß nicht wie.' Der Reiter, der das gehört hatte, hielt an und rief 'ei, Hans, warum laufst du auch zu Fuß?' 'Ich muß ja wohl,' antwortete er, 'da habe ich einen Klumpen heim zu tragen: es ist zwar Gold, aber ich kann den Kopf dabei nicht gerad halten, auch drückt mirs auf die Schulter.' 'Weißt du was,' sagte der Reiter, 'wir wollen tauschen: ich gebe dir mein Pferd, und du gibst mir deinen Klumpen.' 'Von Herzen gern,' sprach Hans, 'aber ich sage euch ihr müßt euch damit schleppen.' Der Reiter stieg ab, nahm das Gold und half dem Hans hinauf, gab ihm die Zügel fest in die Hände und sprach 'wenns nun recht geschwind soll gehen, so mußt du mit der Zunge schnalzen, und hopp hopp rufen.'
Hans war seelenfroh, als er auf dem Pferde saß und so frank und frei dahin ritt. Über ein Weilchen fiels ihm ein, es sollte noch schneller gehen, und fieng an mit der Zunge zu schnalzen und hopp hopp zu rufen. Das Pferd setzte sich in starken Trab, und ehe sichs Hans versah, war er abgeworfen und lag in einem Graben, der die Äcker von der Landstraße trennte. Das Pferd wäre auch durchgegangen, wenn es nicht ein Bauer aufgehalten hätte, der des Weges kam und eine Kuh vor sich her trieb. Hans suchte seine Glieder zusammen und machte sich wieder auf die Beine. Er war aber verdrießlich und sprach zu dem Bauer 'es ist ein schlechter Spaß, das Reiten, zumal, wenn man auf so eine Mähre geräth wie diese, die stößt und einen herabwirft, daß man den Hals brechen kann; ich setze mich nun und nimmermehr wieder auf. Da lob ich mir eure Kuh, da kann einer mit Gemächlichkeit hinter her gehen und hat obendrein seine Milch, Butter und Käse jeden Tag gewiß. Was gäb ich darum, wenn ich so eine Kuh hätte!' ' Nun,' sprach der Bauer, 'geschieht euch so ein großer Gefallen, so will ich euch wohl die Kuh für das Pferd vertauschen.' Hans willigte mit tausend Freuden ein: der Bauer schwang sich aufs Pferd und ritt eilig davon.
Hans trieb seine Kuh ruhig vor sich her und bedachte den glücklichen Handel. 'Hab ich nur ein Stück Brot, und daran wird mirs doch nicht fehlen, so kann ich, so oft mirs beliebt, Butter und Käse dazu essen; hab ich Durst, so melk ich meine Kuh und trinke Milch. Herz, was verlangst du mehr?' Als er zu einem Wirthshaus kam, machte er Halt, aß in der großen Freude alles, was er bei sich hatte, sein Mittags- und Abendbrot, rein auf, und ließ sich für seine letzten paar Heller ein halbes Glas Bier einschenken. Dann trieb er seine Kuh weiter, immer nach dem Dorfe seiner Mutter zu. Die Hitze ward drückender, je näher der Mittag kam, und Hans befand sich in einer Heide, die wohl noch eine Stunde dauerte. Da ward es ihm ganz heiß, so daß ihm vor Durst die Zunge am Gaumen klebte. 'Dem Ding ist zu helfen,' dachte Hans, 'jetzt will ich meine Kuh melken und mich an der Milch laben.' Er band, sie an einen dürren Baum, und da er keinen Eimer hatte, so stellte er seine Ledermütze unter, aber wie er sich auch bemühte, es kam kein Tropfen Milch zum Vorschein. Und weil er sich ungeschickt dabei anstellte, so gab ihm das ungeduldige Thier endlich mit einem der Hinterfüße einen solchen Schlag vor den Kopf, daß er zu Boden taumelte und eine zeitlang sich gar nicht besinnen konnte wo er war. Glücklicherweise kam gerade ein Metzger des Weges, der auf einem Schubkarren ein junges Schwein hegen hatte. 'Was sind das für Streiche!' rief er und half dem guten Hans auf. Hans erzählte was vorgefallen war. Der Metzger reichte ihm seine Flasche und sprach 'da trinkt einmal und erholt euch. Die Kuh will wohl keine Milch geben, das ist ein altes Thier, das höchstens noch zum Ziehen taugt oder zum Schlachten.' 'Ei, ei,' sprach Hans, und strich sich die Haare über den Kopf, 'wer hätte das gedacht! es ist freilich gut, wenn man so ein Thier ins Haus abschlachten kann, was gibts für Fleisch! aber ich mache mir aus dem Kuhfleisch nicht viel, es ist mir nicht saftig genug. Ja, wer so ein junges Schwein hätte! das schmeckt anders, dabei noch die Würste.' 'Hört, Hans,' sprach da der Metzger, 'euch zu Liebe will ich tauschen und will euch das Schwein für die Kuh lassen.' 'Gott lohn euch eure Freundschaft' sprach Hans, übergab ihm die Kuh, ließ sich das Schweinchen vom Karren losmachen und den Strick, woran es gebunden war, in die Hand geben.
Hans zog weiter und überdachte wie ihm doch alles nach Wunsch gienge, begegnete ihm ja eine Verdrießlichkeit, so würde sie doch gleich wieder gut gemacht. Es gesellte sich danach ein Bursch zu ihm, der trug eine schöne weiße Gans unter dem Arm. Sie boten einander die Zeit, und Hans fieng an von seinem Glück zu erzählen und wie er immer so vortheilhaft getauscht hätte. Der Bursch erzählte ihm daß er die Gans zu einem Kindtaufschmaus brächte. 'Hebt einmal,' fuhr er fort, und packte sie bei den Flügeln, 'wie schwer sie ist, die ist aber auch acht Wochen lang genudelt worden. Wer in den Braten beißt, muß sich das Fett von beiden Seiten abwischen.' 'Ja,' sprach Hans, und wog sie mit der einen Hand, 'die hat ihr Gewicht, aber mein Schwein ist auch keine Sau.' Indessen sah sich der Bursch nach allen Seiten ganz bedenklich um, schüttelte auch wohl mit dem Kopf. 'Hört,' fieng er darauf an, 'mit eurem Schweine mags nicht ganz richtig sein. In dem Dorfe, durch das ich gekommen bin, ist eben dem Schulzen eins aus dem Stall gestohlen worden. Ich fürchte, ich fürchte, ihr habts da in der Hand. Sie haben Leute ausgeschickt, und es wäre ein schlimmer Handel, wenn sie euch mit dem Schwein erwischten: das geringste ist, daß ihr ins finstere Loch gesteckt werdet.' Dem guten Hans ward bang, 'ach Gott,' sprach er, 'helft mir aus der Noth, ihr wißt hier herum bessern Bescheid, nehmt mein Schwein da und laßt mir eure Gans.' 'Ich muß schon etwas aufs Spiel setzen,' antwortete der Bursche, 'aber ich will doch nicht Schuld sein daß ihr ins Unglück gerathet.' Er nahm also das Seil in die Hand und trieb das Schwein schnell auf einen Seitenweg fort: der gute Hans aber ging, seiner Sorgen entledigt, mit der Gans unter dem Arme der Heimath zu. 'Wenn ichs recht überlege,' sprach er mit sich selbst, 'habe ich noch Vortheil bei dem Tausch: erstlich den guten Braten, hernach die Menge von Fett, die herausträufeln wird, das gibt Gänsefettbrot auf ein Vierteljahr: und endlich die schönen weißen Federn, die laß ich mir in mein Kopfkissen stopfen, und darauf will ich wohl ungewiegt einschlafen. Was wird meine Mutter eine Freude haben!'
Als er durch das letzte Dorf gekommen war, stand da ein Scherenschleifer mit seinem Karren, sein Rad schnurrte, und er sang dazu

'ich schleife die Scheere, und drehe geschwind,
und hänge mein Mäntelchen nach dem Wind.'

Hans blieb stehen und sah ihm zu; endlich redete er ihn an, und sprach 'euch gehts wohl, weil ihr so lustig bei eurem Schleifen, seid.' 'Ja,' antwortete der Scherenschleifer, 'das Handwerk hat einen güldenen Boden. Ein rechter Schleifer ist ein Mann, der, so oft er in die Tasche greift, auch Geld darin findet. Aber wo habt ihr die schöne Gans gekauft?' 'Die hab ich nicht gekauft, sondern für mein Schwein eingetauscht.' 'Und das Schwein?' 'Das hab ich für eine Kuh gekriegt.' 'Und die Kuh?' 'Die hab ich für ein Pferd bekommen,' 'Und das Pferd?' 'Dafür hab ich einen Klumpen Gold, so groß als mein Kopf, gegeben.' 'Und das Gold?' 'Ei, das war mein Lohn für sieben Jahre Dienst.' 'Ihr habt euch jederzeit zu helfen gewußt,' sprach der Schleifer, 'könnt ihrs nun dahin bringen, dass ihr das Geld in der Tasche springen hört, wenn ihr aussteht, so habt ihr euer Glück gemacht.' 'Wie soll ich das anfangen?' sprach Hans. 'Ihr müßt ein Schleifer werden, wie ich; dazu gehört eigentlich nichts, als ein Wetzstein, das andere findet sich schon von selbst. Da hab ich einen, der ist zwar ein wenig schadhaft, dafür sollt ihr mir aber auch weiter nichts als eure Gans geben; wollt ihr das?' 'Wie könnt ihr noch fragen,' antwortete Hans, 'ich werde ja zum glücklichsten Menschen auf Erden; habe ich Geld, so oft ich in die Tasche greife, was brauche ich da länger zu sorgen?' reichte ihm die Gans hin, und nahm den Wetzstein in Empfang. 'Nun,' sprach der Schleifer, und hob einen gewöhnlichen schweren Feldstein, der neben ihm lag, auf, 'da habt ihr noch einen tüchtigen Stein dazu, auf dem sichs gut schlagen läßt, und ihr eure alten Nägel gerade klopfen könnt. Nehmt ihn und hebt ihn ordentlich auf.'
Hans lud den Stein auf und ging mit vergnügtem Herzen weiter; seine Augen leuchteten vor Freude, 'ich muß in einer Glückshaut geboren sein,' rief er aus, 'alles was ich wünsche trifft mir ein, wie einem Sonntagskind.' Indessen, weil er seit Tagesanbruch auf den Beinen gewesen war, begann er müde zu werden; auch plagte ihn der Hunger, da er allen Vorrat, auf einmal in der Freude über die erhandelte Kuh aufgezehrt hatte. Er konnte endlich nur mit Mühe weiter gehen und mußte jeden Augenblick Halt machen; dabei drückten ihn die Steine ganz erbärmlich. Da konnte er sich des Gedankens nicht erwehren, wie gut es wäre, wenn er sie gerade jetzt nicht zu tragen brauchte. Wie eine Schnecke kam er zu einem Feldbrunnen geschlichen, wollte da ruhen und sich mit einem frischen Trunk laben: damit er aber die Steine im Niedersitzen nicht beschädigte, legte er sie bedächtig neben sich auf den Rand des Brunnens. Darauf setzte er sich nieder und wollte sich zum Trinken bücken, da versah er s, stieß ein klein wenig an, und beide Steine plumpten hinab. Hans, als er sie mit seinen Augen in die Tiefe hatte versinken sehen, sprang vor Freuden auf, kniete dann nieder und dankte Gott mit Tränen in den Augen dass er ihm auch diese Gnade noch erwiesen und ihn auf eine so gute Art und ohne dass er sich einen Vorwurf zu machen brauchte, von den schweren Steinen befreit hätte, die ihm allein noch hinderlich gewesen wären. 'So glücklich wie ich,' rief er aus, 'gibt es keinen Menschen unter der Sonne.' Mit leichtem Herzen und frei von aller Last sprang er nun fort, bis er daheim bei seiner Mutter war.

Jacob Grimm (1785-1863) und Wilhelm Grimm (1786-1859)
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Mohandes59
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Anmeldungsdatum: 05.12.2014
Beiträge: 1858

BeitragVerfasst am: 23. Nov 2018 03:17    Titel: Antworten mit Zitat

Man soll weder annehmen noch besitzen, was man nicht wirklich zum Leben braucht.

Mahatma Mohandas Karamchand Gandhi

(Ist mir erst letztens aufgefallen, daß er (fast) mein Namensvetter ist).
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schattengewächs
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Anmeldungsdatum: 26.07.2015
Beiträge: 2236

BeitragVerfasst am: 23. Nov 2018 09:48    Titel: Antworten mit Zitat

jau, so ist es.
Alles eine Frage der Wahrnehmung.
Warum mich das Märchen von Hans im Glück anspricht, ist klar- es gibt ne Parallele zwischen mir und ihm.
Leute, die "von Außen" draufschauen, sehen nur, dass ich immer ärmer werde und meine Wohnung von Jahr zu Jahr "verwahrloster" ( in DEREN Augen, halt) erscheint - sie sehen aber nicht, was wirklich IN MIR passiert-

In den Augen anderer bin ich ein drogenabhängiger Nichts-haber, und evtl auch Nichts-Nutzer, - (hatte vorgestern mal wieder Besuch von meinem Vater, da fiel mir das krass auf)- entscheidend bleibt aber wirklich nur die Wahrnehmung, die man von SICH SELBST hat, - und die kann einem niemand nehmen, - Äußerlichkeiten werden zunehmend unwichtiger- auch das, was andere denken (my, wie blöd ist der Hans denn eigentlich, sieht er denn nicht seine Verlust-geschäfte? Shocked )- lol.
Wünsche euch einen guten Tag, - ist ja Vollmond! *plink*
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ast
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Anmeldungsdatum: 14.03.2012
Beiträge: 3305

BeitragVerfasst am: 23. Nov 2018 18:09    Titel: Antworten mit Zitat

hier mal eine interessante Interpretation, die ebenfalls betont, dass es immer auf die Sichtweise ankommt...
http://ewald-rumpf.de/texte/interpretation-des-maerchens-hans-im-glueck/
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schattengewächs
Platin-User
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Anmeldungsdatum: 26.07.2015
Beiträge: 2236

BeitragVerfasst am: 23. Nov 2018 19:20    Titel: Antworten mit Zitat

Thanx, ast. Interessante Interpretationshilfe.
Stimmt schon, dieses "Glück" ist ein Sekundenglück im Moment, wo Hans sein Hab und Gut eintauscht, gegen das, was ihn in dem Moment mehr "flasht". Ich würde das ganze nicht psychologisch als "Regression" abtun, wie der Autor deines Textes.
Logo, dieses Glück von dem hier die Rede ist, ist kein wahres -. Denn sonst würde sich der Protagonist ja erfreuen und Nutzen aus den neuen Erwerben ziehen können. Kann er aber scheinbar nicht.
Ich mag Märchen. Ich lasse sie aber mehr einfach so auf mich wirken, ohne den Kopf einzuschalten. Der macht die Magie kaputt, die darinnensteckt.

Nunja, auf jeden Fall denke ich, es gibt so einige Häns-lein hier im Forum, die sich ein wenig mit ihm identifizieren können. Incl meiner Wenigkeit.

Weniger ist mehr.
Das ist dem ganzen Interpretationsklamauk übergeordnet.

Bin heute auch nicht so helle im Oberstübchen, - dieses Billig-bier für 29 cent ist eben einfach geschmacklich mies. Ich hätte derzeit auch nix gegen Geld.
Evtl mache ich es wie das Sterntaler-kind, und halte einfach meine Schürze hoch, bis es Gold hineinregnet.
sorry, fürs Geschwafel, ich muß immer viel schreiben, wenn es mir nicht so gut geht.
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Mohandes59
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Anmeldungsdatum: 05.12.2014
Beiträge: 1858

BeitragVerfasst am: 23. Nov 2018 20:21    Titel: Antworten mit Zitat

Märchen sind Märchen, erzähle Geschichten. Manchmal schön, manchmal traurig. Klar, daß da die Psycho-Freaks ankommen und versuchen möglichst viel reinzuinterpretieren. (An meinem 'Kopf' haben sie auch herumgerätselt, die Psycho-Freaks - ohne wesentliche Erkenntnisse aber vielleicht wollte ich sie auch einfach nichts sehen lassen, hochinterlektuelle Ankreuzfragen und blah-blah - oder wenn du dich nicht zeigst, zeige ich mich auch nicht). Märchen erzählen Geschichten die älter sind als das geschriebene Wort. Einfach zuhören und staunen, wie ein Kind.

P.S. Der letzte Satz sagt doch schon alles: Mit leichtem Herzen und frei von aller Last ...
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Mohandes59
Platin-User
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Anmeldungsdatum: 05.12.2014
Beiträge: 1858

BeitragVerfasst am: 24. Nov 2018 01:56    Titel: Antworten mit Zitat

Märchen (schönes deutsches Wort übrigens) - kann ich nicht so gut erzählen. Aber GESCHICHTEN. Im Orient ist eine gut erzählte Geschichte mehr wert als ein goldener Klumpen. Auf dem Bazar bekommt du die Oliven umsonst wenn du eine gute Geschichte erzählen kannst. Hier also eine aus dem ewigen Schatzkästchen der Erinnerungen …

Es war einmal. Damals, ich war jung, und in den heißen Sommernächten schliefen wir auf dem Dach. Abends holten wir den Teppich nach draußen und saßen im Garten. Weintrauben und Maulbeeren, und tranken Chai. Die Tochter unseres Gärtners - alle sagten sie sei divane, nicht ganz klar im Kopf. Und alle sagten, sie wäre häßlich wie die Nacht (fand ich jetzt nicht so). Jedenfalls, sie hieß Sharzad = 'die mit dem königlichen Blut'. Und in diesen heißen Nächten kam sie zu uns in den Garten. Ihre Stimme war ganz klar! Und sie erzählte uns in tausend und einer Nacht ihre Geschichten. Sie erzählte von fremden Völkern, von fernen Reisen, von Tieren die wir nie gesehen hatten. Achso, sie war auch noch blind! Wir hatten keine Ahnung woher Sharzad ihre Geschichten nahm, blind und nie aus dem Ort herausgekommen - sie erzählte einfach mit ihrer schönen klaren Stimme. Und oft, wenn Divane-Sharzad eine Geschichte beendet hatte, waren wir alle ganz still, bein manchen kullerten die Tränen. Ihre Geschichten passten nicht zu den Büchern aber sie vermochte sie zu erzählen in einer geistigen Tiefe und Klarheit … wir freuten uns immer auf den nächsten Abend wo die 'Verrückte' auftauchte und ihren Faden weiter sponn. Später hörte ich, daß die angeblich verrückte und angeblich häßliche Diwane tatsächlich einen guten Mann gefunden hatte und daß sie Kinder hatten, nicht blind, nicht verrückt.

Soviel (erstmal) aus der Schatulle der ewigen Erinnerungen … LG in die Nacht!
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Schlaumeier
Platin-User
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Anmeldungsdatum: 05.06.2015
Beiträge: 1933

BeitragVerfasst am: 25. Nov 2018 10:29    Titel: Antworten mit Zitat

Heute mal was fuer unsere 'Qualitaetsrethoriker':

Je groesser das Maul, desto kleiner die Eier.
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schattengewächs
Platin-User
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Anmeldungsdatum: 26.07.2015
Beiträge: 2236

BeitragVerfasst am: 25. Nov 2018 10:50    Titel: Antworten mit Zitat

sehr schöner Erzähl-stil, mohandes!
Ich hatte dir ja mal privat gesagt, dass ich nicht interessiert bin an "Geschichten"- sondern vielmehr daran, was ein Mensch daraus für sich lernt... Shocked - bin ja auch oft latent aggro, also so kann ich das jetzt auch nicht stehenlassen.
Nur wenn jemand festhängt im Modus, - "ich erzähl dir mal, was mir gestern passiert ist, und dann bla, bla- sage ich; "x", sagt er: "y" - ich dann wieder: "z" - undsoweiterundsofort (Wiedergabe der wörtlichen Rede)... hmmm.
Aber zu der Sorte Mensch gehören wir ja nicht!
Wir reflektieren das Weltgeschehen, unser Erleben- und laichen im Forum nur die Quintessenz (Produkte unseres messerscharfen Geistes) ab.
LOL. Idea
Märchen sind ja wirklich in Geschichten verpackte Wahrheiten, könnte man sagen.
Das Gute ist, - bin ja ein Waldorf-Kind, und dort wird man damit nahezu zubombardiert!- dass das Kind gar nicht mit dem Verstand in den Sezier-modus kommt, sondern sich die Weisheiten im Unterbewußtsein ein-nisten und dort wirken.
my, ich muß mal was frühstücken, bin unterzuckert!
Soviel von mir zum Thema "Märchen und Geschichten aus 1001 Nacht"-

LOVE & PEACE Cool
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Schlaumeier
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Anmeldungsdatum: 05.06.2015
Beiträge: 1933

BeitragVerfasst am: 25. Nov 2018 14:29    Titel: Antworten mit Zitat

Zweifel ist das Wartezimmer der Erkenntnis.
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andy1977
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Anmeldungsdatum: 25.11.2010
Beiträge: 3104

BeitragVerfasst am: 25. Nov 2018 23:38    Titel: Antworten mit Zitat

Lass niemanden durch deinen Kopf spazieren, der

dreckige schuhe an hat.
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Schlaumeier
Platin-User
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Anmeldungsdatum: 05.06.2015
Beiträge: 1933

BeitragVerfasst am: 1. Dez 2018 09:22    Titel: Antworten mit Zitat

sleeping ...

... is not a crime.
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Seppel 4
Platin-User
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Anmeldungsdatum: 05.12.2015
Beiträge: 1593

BeitragVerfasst am: 1. Dez 2018 18:27    Titel: Antworten mit Zitat

""Irren ist menschlich" sprach der Igel,

und stieg von der Klobürste.
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Mohandes59
Platin-User
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Anmeldungsdatum: 05.12.2014
Beiträge: 1858

BeitragVerfasst am: 2. Dez 2018 01:53    Titel: Antworten mit Zitat

Laßt auch nicht veräppeln! (oder wie ich verstand zu handeln).

Story dazu (ohne Story geht bei mir nix): Ich lebte am Hindukush, da war Alkohol absolut verboten. Überall wuchs der Hanf, den konnte man nicht verbieten. Mir war nach ein wenig Bier, ich war den ganzen Abend gelaufen, hatte hier und da ein Gläschen Bhang (Milch mit Honig und etwas Hanf) getrunken.

Dann in der Teestube ... weil Alc prohibited war, mußte man durch den Keller und da war der Ausschank. "Ich hätte gerne Guru-Bier" - "kostet 3,50 Rupien" - "WAS? Gib mir 2 für 6 Rupien" - "Kann ich nicht machen Azisam, ich verdiene fast nichts".

Puh ... langsam wirkte das Bhang, ich wurde leicht dissoziativ. Die Gestalten im Hintergrund wurden zu Bildern. Er sah mich mit seinen fast schwarzen Augen an. Erzählte von den Steuern und dem schweren Leben, in seinem Singsang aus Urdu & Englisch. "Schau mal hinter Dich" - da war ein handgemaltes Schild in arabischer Schrift: 'Abends ist alles teurer' eintzifferte ich mühsam.

Dauernd zwinkerte er mir zu. Meine Sprache verließ mich fast, ich antwortete in einem anderen Kauderwelsch. Das Bhang wirkte immer mehr, fast Trip-artig. Ich fühlte mich gut, kramte meinen Kauderwelsch zusammen und erzählte ihm von meinem schweren Leben. "Guru-Beer, 2 Flaschen also nicht unter 7 Rupien für 2 Flaschen". "Ich könnte Dir 2 Flaschen Tiger-Beer für 6 Rupien geben" - ich hatte Bock auf Bier. "Adscha hä!".

So handelt man also. Zeige Deinem Gegenüber daß Du ihn magst, ihn respektierst. Schenke ihm Deine Zeit. Erzähle Geschichten. Und ich bekam 2 Flaschen Tiger-Beer für 6 Rupien. Er hatte sein Ziel erreicht, und ich auch. Beide zufrieden.

Muß man eben manchmal schöne Geschichten erzählen. Im Orient, und: das geht auch in düsteren Germanien (ist gerade so kalt und düster hier).

Auf dem handgemalten Schild stand "Abends ist alles teurer" - oder "Laß Dich nicht veräppeln" - haha. Laßt euch mal nicht veräppeln in dieser 'schönen' Konsumwelt!

LG Mohandes
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Jolina40
Gold-User
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Anmeldungsdatum: 28.12.2015
Beiträge: 767

BeitragVerfasst am: 2. Dez 2018 11:12    Titel: Antworten mit Zitat

Ich bin wie ich bin!
Die einen kennen mich,
die andern können mich!
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