Methadon/Polamidon Entzug geschafft

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SAUBERMANN
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Anmeldungsdatum: 27.03.2012
Beiträge: 1356

BeitragVerfasst am: 13. Mai 2019 15:35    Titel: Methadon/Polamidon Entzug geschafft Antworten mit Zitat

So, lang ist s her...


Ich zitiere mich mal selbst.
Am 03.04.2012 um genau 00:00 schrieb ich diesen ersten Beitrag hier im Forum:


"zunächst hoffe ich sehr, dass dies nicht einer der zigtausend "Ich hab 1 Tag nix genommen und morgen bin ich leider doch wieder drauf" - threads wird. diese themen starten meist voller elan und nach einigen tagen hört man vom threadstarter dann nur noch einen zweizeiler, dass er wieder rückfällig geworden ist.. oder man hört gar nichts mehr und der thread verschwindet in den weiten des WWW...
es gibt nämlich leider auch nur wenige positive methadon-entzugs-topics im netz, was dann auch dazu führt, dass alle welt noch weniger an sich glaubt während des entzugs."



Bei mir hat es noch weitere 7 Jahre gedauert, bis ich mich aus der Substi abgemeldet habe.
Es war ein K(r)ampf.
Fast zweieinhalb Jahre habe ich abdosiert.
Zwischenzeitlich war ich auf 35ml (=350 mg) Methadon.
Nach Herzrhythmusstörungen entschied ich mich zum abdosieren, ganz langsam, obwohl mir dazu eigentlich immer die Geduld gefehlt hat.

Als ich startete, ging es mir nicht wirklich gut und ich hatte auch nicht unbedingt das feste Ziel, aufzuhören.

Mit der Zeit aber entwickelte ich wieder einen festen Willen. Ich suchte mir Arbeit, die mir Spass macht, nahm Gewicht ab und war irgendwann am einem Punkt, an dem ich tatsächlich aufhören wollte.

Für die letzten 4 ml (40mg) Methadon (ich habe zum Schluss Pola bekommen, also 20mg) brauchte ich 1 Jahr.

Von meinem Arzt bekam ich für mehrere Wochen Take Home. Ich konnte selber die Dosis einteilen und verdünnen.

Ab einem gewissen Punkt war ich 100% sicher, es zu schaffen.
Ein abrupter Nullversuch endete in einem heftigen Entzug.
Ich war noch nicht so weit...

Also dosierte ich immer weiter ab, ich merkte von meiner Dosis nichts mehr.
Und ich wollte es auch nicht mehr.

Zum Schluss war ich auf ca. 1mg (das entspricht 0,2ml).
Also mehr Wasser als Pola.


Während der zweieinhalb Jahre arbeitete ich mein Leben sukzessive auf, bastelte an den Baustellen, arbeitete an mir selbst und beschäftigte mich ausschließlich noch mit positiven Aussteigerstories.


Ich hatte mich längst ans Nüchternsein gewöhnt mit der Zeit.
Klar, das ist vielleicht etwas langweiliger als auf Opioiden, aber es ist befriedigender. Und nachhaltiger.


Ich habe die Methode des chinesischen Topfes angewendet. Meine Lösung immer weiter verdünnt.

Mir hilft Arbeit enorm, wegen der Ablenkung.
Ansonsten ein bisschen RLS, was sehr nervt, ein bisschen Verdauung, die nervt und heiss-kalt Schübe...
Aber alles im Rahmen.


Ich fühle mich etwas leer und erschöpft.
Aber ich bin glücklich und seeeeehr zufrieden.


Ich war die letzten 12-13 Jahre auf Opiaten, davon jetzt 10 auf Methadon.

Und ich bin stolz. Weil ich weiß, wie hart das war. Es war unglaublich. Zwischenzeitlich hatte ich mich aufgegeben.

Aber man darf wirklich niemals aufgeben. Ein dummer Spruch, aber ich habe ihn bewiesen.


In diesem Sinne: alles gute und hoffentlich auf Nimmerwiedersehen 😉

SAUBERMANN
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nebukadnezar
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Anmeldungsdatum: 26.08.2015
Beiträge: 4292

BeitragVerfasst am: 13. Mai 2019 17:34    Titel: Antworten mit Zitat

Na super! ...jetzt dran bleiben und du wirst deinen Irrtum bald erkennen, denn ein Leben ohne Opiodie und nüchtern ist keinesfalls langweiliger, ganz im Gegenteil wirst du bald feststellen, zu was du fähig bist und wie klare Gedanken die Oberhand gewinnen und einiges mehr!

Viel Erfolg weiterhin!

LG N
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Cariote
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Anmeldungsdatum: 18.06.2015
Beiträge: 1134

BeitragVerfasst am: 13. Mai 2019 18:21    Titel: Antworten mit Zitat

Hey Saubermann,
du warst immer mein "Opiatzwilling", du weisst was ich meine Cool
Jetzt bist du das nicht mehr und ich finde es so klasse! Smile

Du hast dich unheimlich entwickelt, alleine in den letzten 2Jahren.!

Ich war auch mal auf 0,4 ml. Dann wollte ich alles und sofort und ich krachte in einem gigantischen Rückfall. Damals, 2011.

Soo gut das du es langsam gemacht hast!

Von Herzen Glückwunsch!
LG Caro

PS Hast du verlagert, auf Alkohol oder so? Ach nein, stimmt. Hattest du geschrieben,damals. Das ist noch viel besser! Ohne Verlagerung! Super gemacht! Du lebst (wieder) !
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SAUBERMANN
Platin-User
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Anmeldungsdatum: 27.03.2012
Beiträge: 1356

BeitragVerfasst am: 13. Mai 2019 21:29    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo!

Nein, nix verlagert.
Hatte irgendwann einfach keine Lust mehr auf breit sein.
Keine Ahnung, wie und warum das kam.
Ich weiß es nicht.
Es war eine langsame Entwicklung, kein Hauruck "Du musst jetzt clean werden!" oder so.

Ich wusste seit über 1 Jahr, dass ich eines Tages aufhören werde. Das habe ich mir jeden Tag wieder gesagt, bis ich es selbst geglaubt habe.

Außerdem hat das Pola irgendwann einfach auch nicht mehr gewirkt. Ich habe mich fast sklavisch an meine Dosis gehalten. Dabei hatte ich jahrelang noch Pola zusätzlich besorgt... Einfach für s Feeling...


Interessant ist auch, dass mir Benzos gar nichts mehr geben, dabei hatte ich vor meiner Opiatzeit mal Probleme damit.

Bei mir war das eine jahrelange Entwicklung, die irgendwann ab ca 2015 hier im Forum begonnen hat.
Meine Beiträge gingen immer mehr in Richtung clean werden und ich reflektierte plötzlich meine eigenen Unzulänglichkeiten, anstatt über Strukturen zu heulen.

Eigentlich wollte ich noch gar nicht aufhören jetzt. Im Sommer hatte ich mir vorgenommen.

Aber es kam einiges zusammen, ich bin diese Woche durch die Arbeit gut ausgelastet und das kam mir sehr entgegen wegen der Ablenkung.


Entzug habe ich bisher kaum. Also ich bin entzügig und das ist nicht angenehm, aber das ist ein Witz im Vergleich zum Tramadol Entzug, den ich mal hatte...
Das schlimmste sind die RLS abends im Bett.
Und die unangenehmen Heiss-kalt- Schübe zwischendurch. Aber das ist nicht einmal wie eine Erkältung.

Man darf aber nicht vergessen, dass ich extrem langsam abdosiert habe. Das wird eine meiner größten Leistungen sein. Die will ich mir keinesfalls kaputt machen.

Opiate funktionieren nicht mehr.
Ich war jetzt so lange drauf und dachte ungefähr die Hälfte der Zeit, ich wäre "normal" damit.
Irgendwann ab ca. 7ml fing es langsam an in mir zu arbeiten.

Ich war voll in einem Teufelskreis aus Unzufriedenheit, Konsum und noch mehr Unzufriedenheit.
Den wollte ich durchbrechen.

Ich kam aus Hartz 4, aus Schulden, ohne Wohnung, depressiv, total gefrustet, wütend, hilflos.

Ich habe begonnen, das zu akzeptieren.
Und dann wollte ich das beste aus mir rausholen.
Ohne ewigen Blick zurück.

Das war hart.

Reality check, wie man so sagt.


Ich bin etwas kraftlos, ausgelaugt und muss erstmal damit umgehen.
Das ist so ein krasser Schritt für mich. Ich bin total überwältigt. Als ich mittags total entspannt beim Arzt anrief und sagte, dass ich mein Rezept nicht mehr abhole, kam nur ein "Herzlichen Glückwunsch!".
Ich war total entspannt und null verunsichert.
Ich weiß nicht, was mit mir los ist.


Eigentlich ist das gar kein Unterschied zu den letzten Jahren: ich muss meine Freizeit füllen ohne Rausch. Ich hab ja die letzten Jahre gar keinen Rausch mehr gehabt. Kein Alkohol, keine Benzos on top, keine anderen Opiate.

Es war irgendwann so, dass ich meine Dosis nahm, auf eine Euphorie wartete, die aber nicht mehr kam und dann nach 1-2 Std. des Wartens völlig unzufrieden meine Zeit totschlug.
"Dann kannste auch ganz aufhören!", dachte ich.


Ich bin mir sicher, dass es früher oder später Mal wieder eine Prüfung gibt. Vielleicht mal Tilidin vom Arzt oder sowas... Da muss ich dann reagieren und es ablehnen.
Aber mein Hausarzt wird mir eh keine Opiate mehr verordnen 😉


So, ich bin einfach nur leer. Erschöpft. Mein Körper arbeitet gerade extrem. Ich trinke 4-5 Liter. Ich fühle mich so seltsam, als bräuchte mein Körper jetzt Ruhe und Pflege. Lecker essen. Heisse Dusche. Gesundes Essen, Obst, Vollkornbrot, Tee.
Das gönne ich mir.

Leider kann ich meinem Umfeld nix erzählen. Nur 2 Menschen wissen davon, den hab ich es natürlich schön stolz berichtet.

Ich platze fast.

10 Jahre Methadon einfach vorbei. Jeden Tag. Jeden verdammten Tag.


Psychisch gehts mir gut. Ich bin nicht glücklich oder euphorisch. Ich bin einfach ich. Ich lebe. Mache mein Ding.
Das ist aber schon seit einem Jahr genau so und es hat sich emotional nix verändert.

Liegt wahrscheinlich daran, dass ich meine Konsummuster bewusst durchbrochen habe. Bei mir war es der abendliche Konsum.
Irgendwann habe ich auf Mittags/Nachmittag umgestellt. Dadurch musste ich die Abende natürlich "nüchtern" rumkriegen.

Naja, ich lasse es Mal gut sein hier.
Meine Zeit im Forum war eh schon lange vorbei und ich habe keinerlei Bedarf, mir über diesen Dreck noch den Kopf zu zerbrechen.
Für mich sind Opiate Dreckszeug.
Aber nur, weil ICH nicht mit ihnen umgehen kann. Ich kann es einfach nicht.


Übrigens: ich werde keinen schweren Rückfall erleiden.
Warum nicht?
Weil ich ohne Druck zu 100% freiwillig ausgeschlichen habe, sämtliche Konsummuster durchbrochen habe und keinerlei schwere Entzugssymptomatik entwickelt habe.

Das heißt NICHT, dass ich nicht doch eines Tages wieder rückfällig werden kann. Das kann immer sein.

Aber ich sehe aktuell keinen Sinn darin. Und den Sinn im Konsum habe ich für mich persönlich schon seit 1 Jahr definitiv nicht mehr gespürt. Selbst wenn ich ausnahmsweise Mal mehr genommen habe (zB wenn ich krank war und mich schlecht fühlte).


So, ich versuche mal,mit den Gliederschmerzen und RLS fertig zu werden. Magnesium hilft ein bisschen. Warme Dusche auch. Gymnastik (oder wie man sagt "Yoga").
Ibuprofen übrigens auch.


Man hat das Gefühl, dass das Methadon aus den Knochen gezogen wird. Aber das ist ein Junkie-Mythos, wie ich mal las.
Trotzdem tut alles zwischendurch mal weh. Aber die meiste Zeit geht es mir gut.


***
Nochmal zum Abschluss: hätte ich innerhalb von ein paar Wochen entgiftet, hätte ich es definitiv nicht geschafft.
Der körperliche Entzug ist ja das eine.
Das andere ist aber die Lebensstiländerung.
Das war viel gravierender.
***

Und wenn ich zurückdenke, wie ich vor 10 Jahren nicht in Substi war und auf der Szene einmal 10 Stunden im Schneematsch auf Methaddict warten musste, bis am Ende ein Russe für 15€ eine Tablette abgab, dann weiss ich, wo ich mal war.
Oder wie mir in Hamburg vorm DrobInn alles geklaut wurde von dreckigen Junkies und ich nicht mal mehr Geld für die Rückfahrt hatte...
Oder das typische "ja, ich kann dir Metha besorgen, wir müssen nur 2 Stationen mit der Bahn fahren zu einem Kollegen!" und dann hämmert der Typ da ans Fenster und klopft und brüllt usw. und man steht fassungslos daneben und denkt sich "Wo bist du hier bloß gelandet?!"

Oder man geht zu seinem Metha Ticker und der sitzt in seinem Zimmer und bittet dich, ihm den Arm abzubinden, weil er sich gerade einen Druck macht. Sorry, aber mich ekelt das an (ich weiss, ist eigentlich völlig "normal" für Leute in unserem Metier, aber mich stieß das ab).

Oder du gibst jemandem 150€, weil du dich vor Weihnachten eindecken musst und der verpisst sich mit deiner ganzen Kohle, während du einen Beutel "Koks" (Mehl) von ihm als Pfand behalten hast... Lehrgeld halt.

Oder du sagst deiner Freundin, dass du "nur kurz" mit Methadon "überbrücken" willst und plötzlich werden aus dem kurzen überbrücken mal mit eben 11 Jahre...

Im Winter um 7 Uhr morgens zur Telefonzelle rennen mit den letzten paar Cent, seinen Ticker anrufen, hoffen dass er rangeht und ihn dann anschnorren, dass er dir die Tabletten auf Kombi gibt...

Daneben stehen, wie dein Tablettenticker seinen Schore Dealer anruft, um Kombi bittet und dabei heult, weil er nix bekommt und danach den Parkplatz vollkotzt, auf dem man steht, weil er schoreaffig ist...


Aber ich würde lügen, wenn das nicht auch was Faszinierendes an sich hatte, so im Rückblick zumindest. Aber das verkläre ich nur...



Jetzt ist es vorbei.

Mal sehen, was als nächstes kommt.
Euch alles gute!
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SAUBERMANN
Platin-User
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Anmeldungsdatum: 27.03.2012
Beiträge: 1356

BeitragVerfasst am: 13. Mai 2019 22:17    Titel: Antworten mit Zitat

Hier nochmal ein Beitrag aus dem Januar 2017.
Echt interessant im Rückblick, denn ich war ja zu der Zeit noch voll drauf:

"dies soll nicht einfach einer der zahllosen threads der marke "WIE KANN ICH AM BESTEN VON OPIATEN LOSKOMMEN, BITTE TIPPS & TRICKS POSTEN, WIE MAN KINDERLEICHT VON OPIATEN LOSKOMMT?!"

vielmehr soll das eine art gegenentwurf zu diesen "generalstabsmäßig geplanten knastentzügen" sein, wo leute sich mit 3 tonnen lyrica, vodka, benzos usw. einschließen und hoffen, dass es schnell vorüber geht.

damit will ich aber AUF GAR KEINEN FALL diese art von entzügen abqualifizieren - im gegenteil, ich finde das persönlich sogar toll! - und wenn man es packt, hat man sich auch dieses ewige rumgewurschtel gespart.

FÜR MICH GANZ PERSÖNLICH geht es bei dieser ganzen sache aber weniger darum, dass ich unbedingt bis datum xx.yy.zz clean sein will oder muß, sondern mir geht es eher um ein sanftes rausfaden oder - weil das wort es in dem fall so gut trifft - um ein "ENTWÖHNEN".

deswegen kann ich auch keinen klaren zeitraum definieren. klar ist nur, dass ich dieses jahr anfange, mal zu schauen, wie weit ich komme.
meine ausgangslage: ich bin in substitution, bekomme 18ml und da ich mir noch ein wenig dazuhole, liege ich am tag so bei ca. 20-22ml.
beikonsum habe ich nicht. man muß allerdings wissen, dass ich ohnehin keine affinität zu heroin habe, nicht spritze und auch keinen alkohol (mehr) mag.
außerdem bin ich nicht gern "breit" im sinne von "ZUGEDRÖHNT", sondern ich mag einfach dieses opiattypische feeling: man ist "warm eingepackt", tief euphorisiert, angenehm und nur ganz leicht gedämpft und kann trotzdem fast alles machen, was man sonst auch tut.
vermutlich bin ich deshalb auch so hart an dem mist kleben geblieben. mir haben opiate einfach lange zeit etwas gegeben, was ich mir auf andere weise so niemals holen kann."
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mesut976
Gold-User
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Anmeldungsdatum: 15.02.2015
Beiträge: 930

BeitragVerfasst am: 15. Mai 2019 19:06    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo

Das freut mich für dich, von mir auch herzlichen Glückwunsch und weiterhin alles Gute. Klingt auch alles nicht so Zwanghaft wie du das gemacht hast. Ich glaube wenn man ehrlich mit sich und seiner Situation umgeht, lebt es sich doch viel entspannter und einfacher.

Top 👍👏👍👏
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Cariote
Platin-User
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Anmeldungsdatum: 18.06.2015
Beiträge: 1134

BeitragVerfasst am: 16. Mai 2019 15:27    Titel: Antworten mit Zitat

Es hat also 2 Jahre gedauert und du hast dich quasi entwöhnt, eine neue Freizeit entdeckt.
Da hängt es bei mir...Arbeiten ohne alles ist kein Problem aber mit Freizeit kann ich anscheinend nicht nüchtern umgehen. Das einzige was ich nüchtern kann ist Internet, lesen, schlafen. Sobald ich nach draussen gehe und hinterher nicht mehr arbeiten muss wird es schwieriger.
Um mich davon zu entwöhnen müsste ich morgens bis nachmittags Freizeit haben und erst abends arbeiten. Da wiederum habe ich keine Lust zu.

Ich finde es klasse, lieber Opiatzwilling, dass du dich dermassen gut entwickelt hast.

Hattest du Therapieangebote, Gespräche ect angenommen oder es ganz alleine so gestaltet?
Wenn du nicht mehr schreiben möchtest und keine Antwort mehr kommt finde ich das auch ok.

Morgens um 7 beim Dealer anrufen in der Hoffnung das er schon was hat, im Schnee stundenlang warten etc, so etwas hat sicher jeder mal erlebt. Etwas mystisches hat es irgendwie an sich...langweilig wird es so nicht...

Heute sollte ich zum Blut abnehmen aber es gab mal wieder keine Venen. Die Arztheferin meinte, dass solle der Arzt selbst machen. Der ist dann irgendwann in die Leiste. Solche Situationen sind wirklich Mist und das tut mir jedes mal leid. Rumgestochere, blaue Flecken, Zeitintensiver Patient halt... Confused
Sei froh und dankbar, dass deine Blutgefässe intakt sind!

Ich wünsche dir alles alles gute auf deinem Weg! LG Caro
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Terranoise
Bronze-User
Bronze-User


Anmeldungsdatum: 23.08.2015
Beiträge: 64

BeitragVerfasst am: 19. Mai 2019 21:49    Titel: Antworten mit Zitat

Klasse!

Alles geht vorbei. Das muss man sich nur hart genug einreden. Ich mach auch grade nen bösen Benzo Entzug der echt abartig eklig ist. Aber auch ich werde es schaffen sag ich mir die ganze Zeit. Glückwunsch. Vom Pola möchte ich auch noch wegkommen und das wird wohl noch härter als der Benzoentzug aber ich will auch endlich clean sein.

Nochmals Glückwunsch! Bleib sauber!
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Lillian
Foren-Guru
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Anmeldungsdatum: 22.05.2013
Beiträge: 3894

BeitragVerfasst am: 20. Mai 2019 08:08    Titel: Antworten mit Zitat

Lieber Saubermann,


herzlichen Glückwunsch auch von mir. JEDE/R der einen Pola oder Metha Entzug hinter sich hat, hat meinen größten Respekt.

Aber so wie Du es gemacht hast, scheint es genau die richtige Methode gewesen zu sein.

Auch ich kenne das Warten Nachts oder Morgens ( da ging es aber um K) stundenlanges warten.
Man, was hat mich das immer abgenervt
Laughing

Schreib doch noch mal was. Wie es Dir jetzt jetzt geht, das du ja komplett clean bist und wie es dir jetzt psychisch geht.


Herzliche Grüße von Lilli
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SAUBERMANN
Platin-User
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Anmeldungsdatum: 27.03.2012
Beiträge: 1356

BeitragVerfasst am: 24. Mai 2019 21:23    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo!

Danke für eure Beiträge!
Ich bin ja kaum noch in Foren unterwegs. Warum auch?

Es sind jetzt 12 Tage ohne Pola.
An einem Tag habe ich 1/2 Tablette Codein/Paracetamol genommen, als es auf Arbeit gar nicht mehr ging.
Aber das hat auch nix geholfen. Und breit gemacht hat es schon gar nicht (sind keine 15mg).
War eher für den Kopf.

Ansonsten ist es jetzt besser. Tag 7/8 war richtig bescheiden. Am schlimmsten war das Restless legs.
Ich hab mich auch auf dem Arbeit krank gemeldet.

Für mich was das Körperliche das Anstrengende, nicht die Psyche. Denn die habe ich über 2 Jahre an das "langweilige" Leben gewöhnt.

@cariote
Der Tag ist jetzt verdammt lang. Selbst wenn ich müde von der Arbeit komme, muss ich noch Zeit totschlagen.
Aber mit Hobbies geht das.

Hätte ich 2015 von jetzt auf gleich abgesetzt, wäre ich durchgedreht. "Der Schluck" war für mich jahrelang ein Begleiter für die Leere.
Es ist ja auch so bequem: du hast etwas, auf das du dich freuen kannst. Worauf freut man sich sonst so?

Ich habe halt bewusst irgendwann umgestellt. Für mich waren die nüchternen Abende immer das schlimmste.
Aber genau damit wollte ich brechen, indem ich mein Pola nicht mehr als abendliche Belohnung genommen habe, sondern weit vorher. Dadurch hatte ich Abends nichts mehr und musste notgedrungen "nüchtern" bleiben.

Ja, das ist anstrengend. Verdammt anstrengend, wenn man sich jahrelang konditioniert hat.

Aber so wie man drauf kommen kann, kann man halt auch wieder runterkommen.


Ich habe jetzt viel mehr Kontakt zu Menschen. Telefoniere wieder viel, mache mehr usw...

Jahrelang bin ich nämlich immer vorzeitig abgehauen unter allen möglichen Vorwänden. Ein Freund, der gar nix von meiner Sucht wusste, meinte mal scherzhaft: "Du willst doch nur in Ruhe Drogen nehmen!"


Ja, so war das.


Ich finde das Opiatfeeling natürlich nicht plötzlich schlecht. Aber es macht für mich einfach keinen Sinn mehr.

Denn ich habe einfach nur irgendwie in Unzufriedenheit vor mich hin gelebt. Ist ja hier alles detailliert nachzulesen, von daher halte ich mich kurz.

Ich bin raus.


Machts gut.

Ich werde bestimmt mal berichten, wie es weiter gegangen ist Smile
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SAUBERMANN
Platin-User
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Anmeldungsdatum: 27.03.2012
Beiträge: 1356

BeitragVerfasst am: 12. Jun 2019 19:02    Titel: Antworten mit Zitat

Kurzes Update:
Mir geht es immer besser, auch wenn selbst nach 1+ Monat immer wieder mal Entzugssymptome aufkommen.
Aber psychisch ist das alles absolut machbar.
Die beste Entscheidung der letzten Jahre.
Habe alle alten Opiatvorräte verbannt.
Muss jetzt nur noch lernen, mit der ganzen Zeit umzugehen. Wahnsinn.
Ich war eben 2 Stunden spazieren.

Unterm Strich kann ich das nur empfehlen.
Die Wahrnehmung ist doch ne andere Smile
Ich bin mir selbst viel näher und treffe gute Entscheidungen. Endlich wieder!

Haut rein!
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Jolina40
Gold-User
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Anmeldungsdatum: 28.12.2015
Beiträge: 767

BeitragVerfasst am: 13. Jun 2019 01:15    Titel: Antworten mit Zitat

Du machst das echt super, Herzlichen Glückwunsch und alles Gute weiterhin.
Ist natürlich sicher nicht leicht da es sich so lang hinzieht.
Wie ist das denn mit schlafen bei dir? Klappt das?
Durch mein Pola kann ich jederzeit stundenlang schlafen, in den Cleanjahren ging es tagsüber fast gar nicht und bin auch nachts öfter wach geworden. ...
Ich lass mich momentan auch abdosieren, aber nur alle paar Wochen um mittlerweile nur 2,5 mg. Will das ganz langsam machen weil ich sonst wieder schwächel...
Hab es auch nicht eilig und weiß auch noch nicht ob ich echt bis 0 geh oder dann auf ner Minimaldosis bleib... Ich lass das erstma auf mich zukommen!

Bis denne grüßt Jolina
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Seppel 4
Platin-User
Platin-User


Anmeldungsdatum: 05.12.2015
Beiträge: 1593

BeitragVerfasst am: 15. Jun 2019 07:45    Titel: Antworten mit Zitat

@ SAUBERMANN

Hei Saubermann, ich freue mich von Dir zu lesen, dass auch Du von dem

Metha abgekickt hast.

Ich hatte am 23.5.2019 meinen ersten Nulltag. Während des gesamten Ent-

giftungsprozesses kamen bei mir nachts ( und später auch beim Mittagsschlaf )

intensive Träume hoch, die ich so gut es ging in meinem Tagebuch sofort ver-

ewigte. Mein Motto:

Wer schreibt, der bleibt !

Ich würde mich gerne mit Dir über die Wahrnemungen und Erlebnisse 'während'

des Entgiftens austauschen, wenn auch Du magst.

Bis dahin, bleib taff!

Seppel
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SAUBERMANN
Platin-User
Platin-User


Anmeldungsdatum: 27.03.2012
Beiträge: 1356

BeitragVerfasst am: 29. Jun 2019 08:05    Titel: Antworten mit Zitat

Danke für eure Antworten!

@seppel
Also während des Entzugs habe ich auch intensiv geträumt. Seitdem aber nicht mehr, da ich eh viel zu wenig schlafe (zw. 2-3 Std. pro Nacht). Mehr geht noch nicht, leider.
Der Schlafentzug ist wirklich eklig. Aber ich habe über 10 Jahre Methadon genommen, was will ich erwarten..?!
Gestern und heute konnte ich immerhin mal 5-6 Std schlafen, es geht also aufwärts.

Mit geht es wirklich gut. Kein Suchtdruck.
Inzwischen sind es ca 7-8 Wochen.

Hat sich definitiv gelohnt.
Bin zufrieden.

Beste Grüße und euch auch alles gute!
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Cariote
Platin-User
Platin-User


Anmeldungsdatum: 18.06.2015
Beiträge: 1134

BeitragVerfasst am: 30. Jun 2019 22:50    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo ehemaliger Opiatzwilling Wink

Ich empfinde dich weiterhin als sehr stark. Du hast quasi das maturing out betrieben, das Herauswachsen aus der Sucht. Entwöhnung vom Gefühl der Substanz!
Das ist wohl das entscheidende bei der Sache!
So weit bin ich nicht. Ich mag die Wirkung und spüre sie auch.

Da ich keine negativen Konsequenzen habe weil Familie und Arbeit sowie Hobbys passen, so lange werde ich es nicht hinbekommen weil es mir gut geht so wie es ist. Der Leidensdruck fehlt.

Ich wünsche dir dass es beruflich in nd privat klappt so wie du es dir vorstellst. Du bist klug und kognitiv gut drauf. Da kann kaum etwas schief gehen Smile

Ganz liebe Grüße von Caro
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