nach Ihrer Entgiftung wie verhalten

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Petitewazoo
Anfänger


Anmeldungsdatum: 03.02.2009
Beiträge: 11

BeitragVerfasst am: 18. Feb 2009 00:39    Titel: nach Ihrer Entgiftung wie verhalten Antworten mit Zitat

Vor einigen Tagen habe ich meine Freundin (nicht girlfriend), ich nenne sie hier mal Sanne, zur Entgiftung gefahren. Dorthin wollte sie aus eigenem Antrieb.
Nun stellt sich mir die Frage, wie ich mich danach ihr gegenüber am besten verhalte um sie zu unterstützen. Einiges muß ich da auf jeden Fall umstellen.
In den letzten Wochen habe ich ihr oft "Einkaufsgeld" gegeben und finde das auch richtig so. So konnte sie sich den ein oder anderen Tag mal mit sich statt mit Beschaffungsaktivitäten befassen und ich habe ihr auch mal Knete vorbeigebracht als sie auf Turkey war.
Ich habe ihr allerdings auch gesagt, daß sie von nun an nie wieder Geld für Drogen von mir bekommt und werde das auch konsequent durchhalten.

Was kann ich demnächst noch für sie tun?
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worstcase
Gold-User
Gold-User


Anmeldungsdatum: 28.11.2008
Beiträge: 596

BeitragVerfasst am: 18. Feb 2009 08:58    Titel: Antworten mit Zitat

Hi!
erstmal: schön, dass sanne diesen schritt gemacht hat!
die nächste zeit wird sicher sehr schwer für sie sein. du kannst dir das wie eine psychische achterbahn vorstellen. während einer entgiftung ist man mit allen extremen konfrontiert. völlige verzweiflung, depressionen, wut, traurigkeit, aggressionen gegen sich, gott und die welt, unterbrochen von euphorie.....
auch körperlich geht man dabei oft an seine grenzen. trotz helfender medikation kann sie schmerzen haben, nervosität, zittern, übelkeit, schweissausbrüche....
ich denke, das beste, was du jetzt tun kannst, ist, ihr weiterhin zu signalisieren, dass du für sie da bist und sie auf ihrem weg begleiten und unterstützen willst.
es ist schwierig, einen mittelweg zu finden, aber behandle sie einerseits nicht wie eine kranke, die man nicht 100%ig ernst nehmen kann (auch wenn sie sich während der entgiftung manchmal vielleicht so verhält), andererseits solltest du ihre sucht auch nicht völlig ausklammern.
wie gesagt, wenn du ihr zeigst, dass du für sie da bist und sie sich an dich wenden kann, dann hast du schon das wichtigste getan. wichtig ist es auch, sie jetzt nicht zu drängen. das alles braucht jetzt seine zeit und sie hat sicher fachleute um sich, die sich gut um sie kümmern.
wenn der schlimmste entzug einmal vorbei ist, dann ist sanne wieder voll mit dem konfrontiert, was sie (vielleicht) in ihre sucht getrieben hat und dadurch, dass sie sich jetzt nicht mehr zudröhnen kann, kommt das mit tausendfacher wucht zurück. noch dazu muss sie sich dem stellen, was ihr während ihrer abhängigkeit widerfahren ist, was sie alles gemacht hat, was die droge mit ihr gemacht hat...
das ist, meiner meinung nach, das schwierigste überhaupt. man muss lernen, sich selbst wieder zu mögen, sich zu akzeptieren, sich neu zu definieren, sein leben völlig neu aufzubauen und wege zu finden, mit problemen umzugehen. das ist sehr harte, jahrelange arbeit.
ich hatte nach meinem entzug das gefühl, all das, was mich mal als mensch ausgemacht hat, ist weg und ich stehe quasi nackt und nur mit einer negativen vorgeschichte behaftet im leben. ich konnte nichts an mir finden, was ich selbst mag und war mir sicher, dass niemand anderes mich lieben könnte. ich fühlte mich nur unzulänglich und schlecht und sah keinen weg, wie sich das jemals wieder ändern könnte. ich war einige male wieder im krankenhaus, habe verhaltenstherapie gemacht und so weiter. ich hatte währenddessen nie das gefühl, das was weitergeht, erst im nachhinein habe ich gemerkt, dass sich etwas geändert hat. heute geht es mir relativ gut und ich stehe wieder mitten im leben (wenn auch manchmal etwas wackelig), aber es war ein sehr steiniger, gebirgiger weg dahin mit vielen abstürzen, und ich weiss, dass es jederzeit wieder bergab gehen kann.
das ist für einen nicht-süchtigen oft nicht so ganz nachvollziehbar, aber ich werde nie wieder der mensch, der ich vor meiner abhängigkeit war. und das ist auch gut so, da dieser mensch zu suchtmitteln greifen musste, um sein leben auszuhalten.
das sind alles nur meine persönlichen gedanken und erfahrungen in dem bereich und die werden sicher nicht auf jeden und alles zutreffen. ich hoffe, ich konnte dir trotzdem weiterhelfen.
sei für sie da, dränge sie nicht und akzeptiere auch, wenn sie mal keinen kontakt will, weil sie vielleicht erstmal mit sich allein sein will/muss.
viel glück und alles alles gute! karo
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dad
Bronze-User
Bronze-User


Anmeldungsdatum: 23.01.2009
Beiträge: 24

BeitragVerfasst am: 18. Feb 2009 10:14    Titel: Antworten mit Zitat

Zitat:
Was kann ich demnächst noch für sie tun?


Sei für sie da und stell keine Ansprüche. Stell dich darauf ein das das mit den Drogen noch viel länger läuft.
Sei deiner Freundin die Aussicht/Brücke in ein normales Leben, aber erwarte und fordere nichts, da sie die gefangene ihrer Sucht ist und wahrscheinlich nicht ohne Hilfe daraus finden wird und aufgrund der Situation sich sowieso total mies fühlt, und Hilfe in Anspruch nehmen muss. Leider ist man meistens erst dazu bereit wenn man völlig am Boden ist. Sucht ist die Geissel der neuen Welt und läst sich leider nicht mit gutem Willen und zureden erledigen. Harte Arbeit an sich selber und Freunde die zum RICHTIGEM Zeitpunkt NOCH DA sind können da helfen. Also wenns schlimmer werden sollte, bewahre deinen Abstand und las dich nicht so tief in ihre Welt reinziehen, sodas du irgendwann ihr denn Rücken zukehren musst. Sei eher der stille Beobachter und Ansprechpartner und wenn sie wirklich wieder auf dem Weg ist dann lass sie an deinem normalen Leben teilhaben, sonst wirst du nur enttäuscht und erreichst garnichts.


Zuletzt bearbeitet von dad am 7. Apr 2009 09:13, insgesamt einmal bearbeitet
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Petitewazoo
Anfänger


Anmeldungsdatum: 03.02.2009
Beiträge: 11

BeitragVerfasst am: 19. Feb 2009 00:21    Titel: Antworten mit Zitat

Herzlichen Dank für Eure Antworten.

Klar, Ansprüche werde ich nicht stellen und auch nicht versuchen, auf Schritt und Tritt auf sie aufzupassen. Und auch klar, ich werde ihr meine Schulter anbieten aber auch nicht versuchen aufzudrängen.
Auch weiß ich, wie ich ihr etwas "normales" Leben bieten kann. Und ich habe auch keine Lust, sie ausschließlich als Suchtkranke zu sehen. Ist ja in erster Linie ein Mensch, den ich sehr mag und vor dem ich einen Riesenrespekt habe.

Schlecht vorbereitet bin ich auf einen Moment in dem sie mir von Suchtdruck erzählt und es vielleicht an mir liegt, die richtigen Worte zu finden um sie davon abzuhalten......
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dad
Bronze-User
Bronze-User


Anmeldungsdatum: 23.01.2009
Beiträge: 24

BeitragVerfasst am: 23. Feb 2009 20:44    Titel: Antworten mit Zitat

Zitat:
Schlecht vorbereitet bin ich auf einen Moment in dem sie mir von Suchtdruck erzählt und es vielleicht an mir liegt, die richtigen Worte zu finden um sie davon abzuhalten......


Du kannst ihr dann sagen, das der auch vorbei geht und das du zumindesten
mit einem Ex Mehrfach Abhängigen gesprochen hast, der sagt das man
irgendwann garnicht mehr daran denken muss. Ich konnte mir nach 2 Jahren das Caffe der Drogen Beratung/Fixerstube geben ohne Druck zu bekommen, eher ihm Gegenteil ich habe überlegt was der Schlüssel für meinen Erfolg war und wie ich das weitergeben könnte.

Im Akut Fall(Suchtdruck) schnapp dir deine Freundin und mache was mit ihr was sie Ablenkt. Geht ins Kino oder Sauna, tue dir und ihr was gutes, und sie wird wahrscheinlich für diesen Tag gerettet sein. Wenn du sie so über das erste Jahr bringst, hat sie gute Chancen es zu schaffen. Leider dauert der Psychische Entzug min. ein Jahr, aber nach 1,2 Jahren verblasst der Suchtdruck und ist nur noch ein Schatten seiner selbst. Das dumme ist nur, bei jedem Rückfall wird der Schatten größer, stärker und dichter, bis er so stark ist und dich einfach nimmt und deinen Willen bricht, also immer auf der Hut sein und die Erinnerung was die Sucht von H ausmacht, am besten in eine Steintafel hauen und als Mahnung über die Ausgangs Tür hängen damit man, wenn man das Haus verläßt, immer ein Auge auf seinen Schatten hat. Manchmal verkleidet der sich auch, sozusagen dein bester Freund wenn es drauf ankommt, wenn einen z.B alle Freunde im Stich lassen........
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Kilon
Silber-User
Silber-User


Anmeldungsdatum: 08.11.2008
Beiträge: 187

BeitragVerfasst am: 23. Feb 2009 22:41    Titel: Antworten mit Zitat

Du kannst es ihr sagen, um sie zu motivieren. Dass der Suchtdruck nach 1-2 Jahren verschwindet, da höre ich aber von den meisten (ob Alk, Benzos, Kokain oder Opis) was anderes. Es ist leider meistens auch nach Jahren noch ein täglicher Kampf. Das sollte dir klar werden, wenn der Suchtdruck nach 1-2 Jahren weg ist, ist es ein relativ seltener Glücksfall. Vorallem aber wenn sie den Konsum als Selbstmedikation gesehen hat wird ohne eine massive Therapie oder "Lifestyle"-Änderung der Druck kaum verschwinden, ablenken ist jedenfalls immer gut.

Sie wird sich aber evtl. seeehr schwer tun überhaupt was machen zu wollen. Notfalls "nerv" sie etwas, natürlich nicht im negativen Sinne aber versuch sie zu überreden wenn sie ihn eine Stimmung fällt wo sie am liebsten nur auf der Couch sitzen würde und in die Luft starren. Manche kennen diese Phase nachdem Entzug vielleicht, wo einem alles dermassen egal und sinnlos erscheint, ich fand diese Trainspotting-Szene wo er da beim Bingo sitzt, dick Geld gewonnen hat und ihm das alles scheiß egal ist und die Welt einfach nur an ihm "vorbei" zieht...

Es wird hart, ist aber zu schaffen und einen Lieben Menschen zu haben der einen unterstützt ist sehr hilfreich, aber wenn es doch nicht klappt, darfst du es keinesfalls persönlich nehmen oder gar als dein Versagen werten. Ich wünsch euch alles Gute. Ups, habe jetzt nochmal gelesen und gemerkt, dass ihr gar kein Paar seid... egal zählt trotzdem alles soweit, nur dass du eben weniger mitkriegst und wenn sie es nicht möchte fast gar nix.
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