Vorheriges Thema anzeigen :: Nächstes Thema anzeigen |
Autor |
Nachricht |
Sabiote555 Platin-User
Anmeldungsdatum: 14.08.2011 Beiträge: 1568
|
Verfasst am: 24. Sep 2011 15:14 Titel: Meine große Liebe starb an zu stark verschnittenem Stoff |
|
|
Dieser Thread ist eine Antwort auf die Frage, die in einem Thread gestellt wurde, zu dessen Thema diese Antwort nicht passt. Deshalb neuer Thread!
Hallo Jule,
ja, warum bin ich eigentlich hier? Weniger wegen meines teils schon recht ungesunden Essverhaltens und irgendwie hat es doch was damit zu tun. Ich war vor ein paar Jahren in Urlaub und hatte mich damals unsterblich verliebt – in einen Süchtigen. Der war damals 29 und hatte seine Drogenkarriere mit ca. 16 begonnen und seit er 21 war, war er auf Heroin.
Allerdings hatte er durch Gefängnisaufenthalte und Flucht ins Ausland (Flucht vor einer erneuten Verhaftung) mehrere Zwangspausen eingelegt und war, als ich ihn kennenlernte, gerade seit 6 Wochen wieder an der Nadel - Kokain – und spritzte im Intervall von einigen Tagen. D.h., er war ganz am Anfang nach einem Rückfall.
Clean war er zwar nie gewesen, nahm immer Tabletten und hat auch gekifft, nur Opiate i.v hatte er einen Zeit lang weggelassen bzw. musste sie weglassen, weil er in dem Dorf, in dem er Unterschlupf fand, nicht an Drogen kommen konnte. Er war auf Pakete seiner Mutter angewiesen, die ihn mit Tabletten versorgte. Sie war an Darmkrebs erkrankt und hat ihre Schmerzen ausgehalten und ihre Schmerzmittel lieber an ihn geschickt.
Äußerlich konnte man seine Sucht nicht erkennen und eh ich es wusste, war ich so in ihn verliebt, dass ich tatsächlich dachte, die Liebe würde ihn heilen und er hätte nur auf mich gewartet, um seine Drogenvergangenheit hinter sich lassen zu können. Ich muss grad selber ein bisschen lachen, wenn ich das grade schreibe. Damals glaubte ich aber wirklich daran. Alles, was ich über Drogen wusste, war aus Christinae F.‘s Buch und an ihr Happy End glaubte ich auch noch (do I haver to be any more obvious?)
Wir verbrachten wunderschöne Wochen zusammen (6 Wochen) und ich dachte damals, es gäbe eben die eine große Liebe im Leben und dass er das sei.
Nach dem Urlaub traf ich in Deutschland Vorbereitungen, um nach Spanien umzusiedeln, um bei ihm sein zu können und nichts und niemand konnten mich davon abhalten.
Dazu kam es dann allerdings nicht mehr, denn er starb an vergiftetem Stoff, zusammen mit seinem besten Freund. Seine Vermieterin fand ihn und Uwe noch mit der Nadel im Arm. In derselben Nacht starben sehr viele User, eben weil der Stoff mit zu viel Strychnin gestreckt war.
Für mich brach damals eine Welt zusammen, ich wurde sehr depressiv und hatte jegliche Lebenslust verloren (lange Geschichte). Mit der Zeit habe ich mich wieder berappelt und meine Leben nahm nach ihm eine andere, positive Wendung, ich begann eine Studium (das ich nächstes Jahr abschließe).
Seit kurzem bin ich dabei, aufzuarbeiten, was damals passierte und deshalb landete ich hier im Forum, was mir dabei enorm geholfen hat. All die Jahre wusste ich nicht, ob ich dem Schicksal danken oder mit ihm hadern sollte wegen seines Todes. Das Forum bietet mir die Möglichkeit, diese Dinge aus den verschiedenen Perspektiven anzuschauen, Anteil zu nehmen (Frau Holle, Beso, Aroha und Feeeh, Trini und natürlich JuleXXX sind meine Threads) und damit auch meine Geschichte zu bilanzieren.
Mit meinem Übergewicht (20 Kilo) hat das insofern zu tun, als ich nach seinem Tod die Kilos anfutterte und sie sind mir auch geblieben. Oft merke ich, dass ich esse, um meine Gefühle zu unterdrücken und das zu unterlassen, das kann ich nicht. Deshalb habe ich sehr viel Verständnis für jegliche Art von Sucht und glaube auch an das Prinzip von Sucht und Suche.
Ja, und deshalb bin ich hier.
So long,
Sabiote |
|
Nach oben |
|
|
JuleXXX Gold-User
Anmeldungsdatum: 29.05.2011 Beiträge: 525
|
Verfasst am: 24. Sep 2011 15:41 Titel: |
|
|
Das tut mir alles sehr leid!
Jedoch freue ich mich, dass dieser Schicksalsschlag einen positiven Lebenswandel mit sich brachte, und du dein Studium (Soziale Arbeit ?) bald beendest.
Ich habe auch schon mehrere Lete, die mir nah standen (unter anderem mein bester Freund) durch Heroin (und Methadon-Cocktails) verloren. Jedoch habe ich dadurch KEINEN positiven Lebenswandel vollzogen, sondern habe trotzdem noch mit den Sachen weitergemacht...
Was auch immer! Ähm ich musste lachen, als ich deinen letzten Satz las (Sucht und Suche)
Denn ich gebrauche oft das zitat "jede Sucht hat mal mit einer Suche begonnen"
LG jule |
|
Nach oben |
|
|
Sabiote555 Platin-User
Anmeldungsdatum: 14.08.2011 Beiträge: 1568
|
Verfasst am: 24. Sep 2011 16:21 Titel: Soziale Arbeit |
|
|
Hallo Jule,
schon witzig, dass du mich fragst, ob ich "Soziale Arbeit" studiere, denn genau das war der Plan, kurz nach Marcels Tod. Der Gedanke dahinter war, anderen Betroffenen zur Seite zu stehen, gerade weil Marcel immer von seiner Dropse erzählt hatte, die ihm wohl extrem geholfen hatte.
Warum genau ich dann Geschichte und Englisch und nicht Sozialpädagogik gewählt habe, weiss ich nicht mehr. Jedenfalls war es die richtige Entscheidung, denn ich bin etwas zart besaitet (hört sich blöd an, ist aber so) und kann teilweise diese Schicksale nicht abhaken und träume nachts davon. Wahrscheinlich würde ich selber dran zu Grunde gehen und könnte keinem Süchtigen eine Hilfe sein.
Du hast das mal geschrieben von deinem Kumpel, der sich versehentlich in die Arterie im Fuss ballerte und auch von dem Freund, der nach einem Abszess seinen Arm verlor und immer noch drauf ist (vielleicht ist es auch die ein und selbe Person). Obwohl ich weder dich, noch die anderen Personen kenne, habe ich davon nachts geträumt und bin schweißgebadet aufgewacht, mehr als einmal!
Irgendwie scheint es mir so, als würde ich die Sorgen und Nöte der Angehörigen, die ich durch den Tod Marcels nicht mehr ertragen musste, in stark abgeschwächter Form hier im Forum "nachholen" und somit meinem Frieden mit seinem Tod schließen, denn es ist mir ja ne Menge erspart geblieben.
Jedenfalls ist mein Nervenkostüm nicht geeignet für soziale Arbeit mit Süchtigen, doch, wenn ich in den Schuldienst gehen (Lehramtsstudium) kann ich, so hoffe ich, dort meinen Teil dazu beitragen, Leute vor Drogen zu bewahren.
Damit beabsichtige ich nicht, nur plump Aufklärung zu betreiben, um mein Gewissen zu beruhigen. Vielmehr werde ich versuchen, Jugendlichen Möglichkeiten aufzuzeigen, anders mit ihren Gefühlen und ihrer Freizeit umzugehen, als Drogen zu konsumieren.
Im Grunde weiß ich, dass dieses Unterfangen frustrierend sein kann, doch wenn ich nur eine oder einen davon abhalten kann, drauf zu kommen, lohnt sich das schon.
Die Gesellschaft tabuisiert solche Dinge und sieht fast nie das Schicksal, das hinter der Sucht steht und auch dagegen versuche ich, was zu tun.
Du studierst ja (jetzt bald) Soziale Arbeit und das halte ich für eine gute Idee. Das scheint mir (auf die Ferne, ich kenne dich ja nur aus dem Forum) für dich das Richtige zu sein und du scheinst mir auch die Richtige für die anderen zu sein. Mir ist schon mehrfach aufgefallen, dass du sehr pragmatisch anderen helfen kannst, stets einen Tipp oder Link hast und auch ganz schön pfiffig bist.
Damit kannst du sicher sehr gut helfen und deine eigenen Sucht ist diesbezüglich eigentlich nur von Vorteil bzw. die Erfahrung, die du dadurch mitbringst.
Was mich freut, ist, dass du jetzt wohl an einem Punkt bist, wo du ans Aufhören denkst und darüber freue ich mich. Du hast ja selbst gesagt, so einfach sei das nicht, doch was ist schon einfach? Ich wünsche dir aber ganz doll die Daumen, dass du den Ausstieg schaffst, wenn auch vielleicht in kleinen Schritten.
Du wirst das schon wissen. Dein Freund hat ja, unabhängig von dir, auch schon in die Richtung gedacht, was ne gute Voraussetzung ist.
Ja, im Oktober beginnt für dich eine neues Leben und ich wünsche dir alles Gute dafür und freue mich, wenn du erzählst, wie es dir so geht an der Uni und auch sonst so.
Wie ist das eigentlich mit M.? Zieht er auch um oder bleibt es erst mal eine WE-Beziehung? Ach ja, heute ist ja schon der 24. Wann ist denn der große Umzug?
Liebe Grüße
Sabiote |
|
Nach oben |
|
|
JuleXXX Gold-User
Anmeldungsdatum: 29.05.2011 Beiträge: 525
|
Verfasst am: 24. Sep 2011 18:48 Titel: |
|
|
Hey
Oh je, das wollte ich aber nicht, dass du von meinen Erzählungen Albträume bekommst
Ne, der Typ war kein freund von mir, ich kenne den nur zufälligerweise (es ist der Vater einer Bekannten, die mit mir damals zur Schule gegangen ist, und er wohnt in meiner Nähe)
Ja, ich habe direkt an Soziale Arbeit gedacht, ich dachte direkt (von dem, was ich bisher von dir gelesen habe), dass diese Thematik das Richtige für dich ist, aber wenn du Albträume bekommst...
...hmmm, dann hast du (denke ich) die richtige Entscheidung getroffen, als du dich für den Mittelweg "Lehramtsstudium" entschlossen hast
WOW Englisch und Geschichte, cool! Geschichte ist super interesant, aber mit Englisch steh ich irgendwie auf dem Kriegsfuß Ich weiß immer noch nicht, wie ich es geschafft habe, im letzten Schuljahr 11 Punkte im Abschlusszeugnis in Englisch zu bekommen, ich bekam es bei Referaten ja noch nicht mal hin, in der richtigen Zeit zu bleiben.
Simpla Past selber Satz: Past Perfect ein bißchen Simple Present durfte auch nicht fehlen!
Wegen dem Soziale Arbeit-studium hast du aber was falsch verstanden, aber ist ja nicht schlimm. Ich habe bereits 2 Semester S.A. studiert, jedoch war das mehr als enttäuschend! Denn der S.A.-Studiengang dieser Uni, auf der ich bis vor den Semesterferien noch war, war nicht sehr vielfältig, und hat sich fast nur auf einen Bereich der SA konzentriert, und da ich nach dem Studium NICHT im Altenheim arbeiten möchte, habe ich mich dazu entschlossen, die Uni zu wechseln.
Jooo, womit ich nicht gerechnet habe war, dass mein Notendurchschnitt von 2,1 für das kommende Semester zu schlecht ist
Der NC lag bei den Unis/FH, wo ich mich beworben habe, zwischen 1,4 und 2,0
Ich habe mich jetzt für Soziologie eingeschrieben, und werde dann ab dem Sommersemester 2012 Soziale Arbeit einfach noch dazu nehmen, da der NC im Sommersemester ja vieeeeel niedriger ist! Da dürfte ich mit meinen 2,1 keine Probleme haben!
Morgen in einer Woche ziehe ich um also am 02.10. und am 04.10 gehts mit der Einführungswoche los. Freue mich schon riesig darauf!
Das einzige, worüber ich mir momentan echt viele Gedanken mache ist über die tatsache, dass ich ganz lleine in eine fremde Stadt ziehe
M. macht ja jetzt bald ne Therapie, 6 Monate stationär, hat schon ne Kostenzusage
Und danach, suchen wir uns eine gemeinsame Wohnung in F.
Danke für deine lieben Worte
LG Jule |
|
Nach oben |
|
|
|
|