Angehörige von Sexsüchtigen

[noir]

Hallo,

wollte mich hier mal mitteilen, da ich anderen vielleicht damit weiterhelfen kann.
Ich bin eine ehemalige Angehörige eines Sexsüchtigen.

Ich habe im Januar 2005 einen wunderbaren Mann geheiratet, mit dem ich bereits vorher 5 sehr harmonische Jahre zusammengelebt hatte. Ab dem Tag der Heirat war es damit vorbei. Wie ich erst später erfuhr, hatte er ganz kurz vor der Hochzeit eine Affäre mit einer Frau aus dem Bekanntenkreis begonnen, und ist dieser Frau regelrecht sexuell und emotional "verfallen".
Mehrere Versuche sich von ihr zu trennen misslangen, da es ihn doch immerwieder zu ihr hinzog und sie ihn auch nicht loslies. Er hat sie sogar auf unsere Hochzeit mitgebracht, und ich ahnte NICHTS!
Ich wußte rein gar nichts von Sexsucht und Co-Abhängigkeit! Ich wunderte mich nur, war total verstört, da er sich von Tag zu Tag mehr veränderte. Der Mann, der mich vorher auf Händen trug, zeigte nur noch wenig Interesse an mir, war reizbar und provozierte mich. Er verschloss sich immer mehr, besonders in seinem Arbeitszimmer. Als er nicht mehr anders konnte, gestand er mir die Affäre. Es begann eine schreckliche Zeit! Mehrere Male trennte er sich von der Anderen, die er im prinzip hasste, und kam wieder zu mir. War er dann bei mir, bekam er regelrechten Entzug nach IHR, bis er es nicht mehr aushielt und wieder bei IHR war. Sie nahm ihn ebenfalls immerwieder auf, aber nicht aus Liebe, sonder weil sie "Co-Abhängig" ist. Nichts in dieser Art von Beziehung hatte irgendwas mit Liebe zu tun!
Irgendwann begann ich zu ahnen, um was es eigentl. ging und stieß im Internet auf "S-Anon", eine Selbsthilfegruppe für die Angehörigen von
Sexsüchtigen. Ich schloss mich dieser Gruppe an, während mein Mann bereit war die Gruppe der Sexsüchtigen (AS) aufzusuchen.
Heute kann ich sagen, dieser Schritt hat mich gerettet! Es geht NICHT von heute auf morgen, aber über eine gewisse Zeit, die bei jedem unterschiedlich ausfällt, habe ich begriffen, dass nur ich mich aus diesem Teufelskreis befreien kann, und ihn loslassen muss, damit ich nicht daran kaputtgehe. Nur ER kann sich selbst retten! Niemand kann ihm dabei helfen!
Es war schwer, sehr schwer! Ich wollte ihn ja nicht aufgeben, aber es passierte soviel schlimmes. Es gab keine Hoffnung mehr für uns. Bei ihm besserte sich überhaupt nichts. Er hatte einen Rückfall nach dem anderen. Seine Augen, sein zittern, seine Schweissausbrüche, wenn er auf Entzug war, werde ich nie vergessen. Genauso wie bei einem Heroinabhängigen. Und diese Frau (seine emotionale Droge) war immer da, und redete ihm ein, das sei wahre Liebe.
Zuerst trennte ich mich, 9 Monate nach der Hochzeit, räumlich. 1 Jahr später lies ich mich scheiden. Dann dauerte es immernoch fast 4 Jahre bis ich emotional frei von ihm war und vollkommen den Kontakt zu ihm abbrach. Doch auch heute muss ich noch oft an ihn denken. Vor allem an ihn, wie er früher war, vor unserer Heirat.
Er lebt jetzt seit unserer Trennung mit IHR zusammen. Freunde hatten mir damals erzählt, dass sie sich ständig stritten und nicht besonders gut miteinander umgingen. Er behandle sie, wie er mich in unserer gesamten Zeit nicht 1x behandelt hätte...doch sie bleibt.
Durch Zufall habe ich kürzlich gesehen, dass er in fast jeder Partnerschaftsbörse zu finden ist.
Heute tun mir beide nur noch leid! Ein Leben unter Abhängigkeit, ist kein Leben!

Ich möchte allen betroffenen das Buch "Wenn Sex süchtig macht" von Kornelius Roth empfehlen, es hat mir die Augen geöffnet. Außerdem "Die Sucht nach der Sucht" indem die Co-Abhängigkeit erklärt wird.