Gefühle bei "Abschieben" von Nahestehenden?

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Cappu
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Anmeldungsdatum: 16.01.2009
Beiträge: 483

BeitragVerfasst am: 21. Jun 2010 23:42    Titel: Antworten mit Zitat

Oh Jens, jetzt bewegen wir uns aber plötzlich in nem ganz andren Feld.

Zitat:
Sie war schon mal in der psychiatrischen - hat selbst die Polizei angerufen, wegen Paranoia und Halluzinationen.


Jetzt kannste fast alles vergessen was mit logischem Verstand zu tun hat.

Mein Bruder ist ebenfalls Psychosekrank. Jetzt weiß ich auch was du mit merkwürdigen Entscheidungen meinst.
Ist natürlich jetzt für mich schwer einzuordnen, aber vielleicht hat deine Schwester auch einfach die ganze Zeit eine Psychose, was in meinen Augen sogar wahrscheinlich ist. Bei einer drogeninduzierten Psychose kannst du nicht gesund werden, wenn du weiterhin konsumierst. Unmöglich. Dann treten nämlich tatsächlich Paranoia, Schizophrenie, Angstzustände, Depressionen und anderes auf.
Jens ich will dir keine Angst machen, aber wenn das nicht behandelt wird, kann das ganze chronisch verlaufen und man baut mehr und mehr ab, d.h. man landet irgendwann nicht in der eigenen Firma, sondern in einer Behindertenwerkstatt zum arbeiten.
Falls deine Schwester tatsächlich eine akute Psychose hat (tritt meistens in Schüben auf, besonders nach Konsum), dann leidet sie nicht nur unter mangelndem Selbstbewusstsein , sondern vielleicht tatsächlich an Paranoia oder schizophrenen Schüben, d.h. sie kann die Realität vielleicht gar nicht mehr wahrnehmen. Das ist ne ziemlich gefährliche Sache.
Mein Bruder z.B. hat bei einem Schub immer ziemliche Angstzustände (z.b. Wahnvorstellungen von einem Wolf in der Wohnung), Angst vor Mördern die ihm auflauern, Angst, dass jemand seiner Familie etwas antut - Wahnvorstellungen er könnte Gedanken anderer beeinflussen, er könnte mit seinen eigenen Gedanken den Weltuntergang herbeiführen.
Das ist ne ganz andre Kiste als normale Probleme von Drogensüchtigen.


Muamphi:

Du solltest aufhören auf ein Wunder zu hoffen, denn es wird keines eintreten. Und nein, du solltest ihm die Drogen nicht wegnehmen, das schürt nur Wut und Hass gegen euch. Was es für Drogen sind kann ich dir nicht sagen, aber was du beschrieben hast könnte auf Amphitamine passen. Das gibt es in Pulverform und auch als Steine bzw. leicht klebrige Masse.
Und nein, es wird wahrscheinlich auch nicht helfen ihn vor die Türe zu setzen, aber es heißt nicht umsonst: My home is my castle.
Ein zu Hause sollte ein Ort der Geborgenheit und Sicherheit sein, und kein Palast von Angst. Du musst an dich und deinen Mann denken - an eure Ehe und eure Zukunft. Ihr könnt das so nicht ewig mitmachen und ihr könnt eurem Sohn nicht ewig hinterherräumen, waschen, kochen etc.
Er ist ein erwachsener Mann , auch wenn er krank ist. Wenn er sein Leben so führen will , dann soll er das tun, aber du musst für dich die Entscheidung treffen ob du diesen Weg mitgehst oder ob du deinen eigenen gehst.
So oder so, wirst du immer mit ihm leiden, aber es hilft wenn man nicht akut davon betroffen ist.
Meine Mutter hat es z.b. so gemacht (man denke, ihr Sohn ist nicht nur abhängig gewesen , mittlerweile clean, er ist wirklich krank und leidet an Schizophrenie durch die Drogen).
Sie hilft ihm wo es geht - hat nach einer totalen Räumaktion wegen krasser Unhygiene in der Wohnung alles sauber gemacht und eine neue Wohnung gesucht - sogar eingerichtet mehr oder weniger und renoviert.
Sie stattet ihm 1x wöchentlich einen Besuch ab, schaut nach dem rechten, nimmt Wäsche mit, bringt ein paar Einkäufe vorbei und trinkt ne Tasse Kaffee. Das ist für sie immer noch sehr anstrengend weil auch voll berufstätig, aber ich denke das ist ein Weg, den man gehen kann.
Man hilft, aber man opfert sich nicht auf. Vielleicht kannst du mit deinem Sohn gemeinsam eine Wohnung finden und ab und an vorbei schauen. Vielleicht bei euch in der Nähe. Ihm helfen sie sauber zu halten (nicht alles alleine putzen, sondern mit ihm gemeinsam). Lad ihn ab und an zum Essen ein oder auf einen Kaffee.
Das sind alles Dinge die du vorher mit ihm besprechen könntest, ob er sich so etwas vorstellen kann - falls du es kannst.
Aber das wäre auf jeden Fall ein großer Fortschritt. Vielleicht bemühst du dich auch um einen Sozialarbeiter der einiges regeln kann, z.b. behördliche Dinge.
Es gibt viele Wege die nach Rom führen, du musst nur deinen persönlichen finden.
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Jens
Anfänger


Anmeldungsdatum: 16.06.2010
Beiträge: 10

BeitragVerfasst am: 22. Jun 2010 18:41    Titel: Antworten mit Zitat

Nee, Cappu, finde ich sehr gut, wenn Klartext geredet wird.

Dass vieles in ihrem Verhalten (z. B. geheime Botschaften und Zeichen von Leuten, und sei es nur ein Verkäufer, die aber nur sie erkennt etc.) schon schizophrene Züge hat, wurde mir auch schon mal bestätigt. Wir wissen von vier oder fünf Situationen, in denen sie ganz schlimme "Ausfallerscheinungen" hatte - aber was ansonsten ohne unser Wissen schon vorgefallen sein könnte ... Was Du beschreibst, ist genau meine Angst. Dass sie, selbst wenn sie aufhören würde, nie wieder "da" sein wird, nie wieder sie selbst sein wird.

Ja, sie muss unbedingt in Behandlung. Aber jetzt ist bei keinem von uns ein Rankommen mehr an sie. Wir sind ratlos.

Sorry wegen Deines Bruders. Kommt er mit Medikamenten einigermaßen klar - ich meine, wie ist sein Leben, wie die Kommunikation?
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Cappu
Gold-User
Gold-User


Anmeldungsdatum: 16.01.2009
Beiträge: 483

BeitragVerfasst am: 22. Jun 2010 19:37    Titel: Antworten mit Zitat

Hey Jens...

also bei meinem Bruder ist das so abgelaufen und so läuft es wohl nach ner Zeit öfter ab wenn man psychose-krank ist.

Er hatte nen Komplettausfall und hat aus seiner Wohnung das komplette Möbiliar gepfeffert - weil Karneval war. "Kamelle" oder so ähnlich.
Wie dem auch sei, das war der Punkt an dem er zwangseingewiesen wurde von der Polizei. Wir haben in der Stadt eine große Nervenklinik in die er dann eingewiesen wurde. Erst mal in die geschlossene, was sehr heftig war - Fixierung ans Bett etc, sedierung mit Medikamenten. Danach ein paar Wochen offene Station. Mein Bruder war da plötzlich ein ganz anderer Mensch. Nur noch am Weinen, total verzweifelt und kaum zurechnungsfähig.
Danach hat er eine Drogentherapie gemacht und ist seit dem mehr oder weniger clean. Bekommt starke Medikamente die er nun seit Jahre täglich einnehmen muss. Die Psychose kann dadurch nicht geheilt werden , sie wird nur unterdrückt. D.h. ab und an treten immer wieder Schübe auf. Womit das zusammenhängt wissen wir nicht, oft ist es an Feiertagen oder für ihn besonderen Anlässen.
Auf jeden Fall geht es ihm im Großen und Ganzen gut. Er kann ein halbwegs normales Leben führen, er hat ne eigene Wohnung etc., Hobbies.
Du würdest es ihm nicht anmerken wenn du mit ihm redest, auf den ersten Blick ein normaler Mann. Aber halt mit Einschränkungen. Er schafft es z.B. nicht Vollzeit arbeiten zu gehen, was aber auch damit zu tun hat dass er keine abgeschlossene Berufsausbildung hat etc - das ist also so und so schon problematisch.
Ich denke wenn er beruflich schon mehr geleistet hätte, könnte er heute evtl. sogar arbeiten gehen und ein ganz normales Leben führen.
Leider weiß man nicht ob die Psychose noch mal weggeht, dafür müsste man die Medikamente runterdosieren und schauen was passiert, bisher sind sie aber höchsten erhöht worden.
Aber das ist ein weites Feld, manche Psychosen klingen wieder komplett ab, andre bleiben ein Leben lang. Das ist abhängig von vielen Faktoren die mir keiner so genau benennen kann, auch die Ärzte nicht.

Soll aber im Fazit heißen - wenn deine Schwester sich in Behandlung begibt und clean werden sollte, kann es durchaus sein dass sie noch ein normales Leben führen kann. Nur wenn man weiter konsumiert helfen auch die Medikamente nicht viel.
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muamphi
Anfänger


Anmeldungsdatum: 11.06.2010
Beiträge: 11

BeitragVerfasst am: 22. Jun 2010 21:29    Titel: martin hatte mehrere kompletausfälle Antworten mit Zitat

Hallo Jens,

ja, er hat auch schon zu Hause „aus Versehen“ Scheiben in Zimmertüren zerschlagen.

Er war vor ca. 6 Jahren mit der farbigen Nachbarstochter, 10 Jahre jünger als er, ein Bild von Mädel, gewonnene Schönheitswettbewerbe, zusammen.

Na ja, sie ist ehrgeizig und bei dem Altersunterschied - nur bezogen auch auf die sonstigen Gemeinsamkeiten, konnte das nicht gut gehen. Die Mutter ist Ärztin und das Mädel studiert heute Medizin.

Sie waren schon eine Weile auseinander und sie studierte schon und lebte nicht mehr nebenan, da hat Martin im Alkrausch, oder Kombirausch eine Wintergartenscheibe von ca. 2 x 2 m zertrümmert und ist auf Nachbars Garagendach, um dann die Scheibe des Exzimmers von dem Mädel zu zertrümmern.

Wie bei beiden Führerscheinentzügen, weiß er am nächsten Tag nix mehr davon und, ich denke, auch wenn er „nur“ normal oder wenn, eigentlich immer exzessiv Alk konsumiert – ohne Drogen, sein Hirn reagiert anders, als ein üblich besoffenes?!

Mein Mann hat nach derartigen Vorfällen wenig Probleme mit den Nachbarn, der Schaden wird bezahlt, ggf. von Opa und fertig. Ich tue mich da echt schwer.

Wir waren in der Jugend keine Heiligen, haben auch Partys gefeiert, zwischendurch aber überwiegend gearbeitet und geschafft, ich wohnte mit 25 im Eigenheim, dennoch suche ich die Schuld oft bei mir, obwohl ich in seinem heutigen Alter incl. Ausbildung 15 Jahre, wenn auch Teilzeit berufstätig war - einen Sohn hatte - mit dem ich viel machte - so genug - ich denke, dass ist Selbstmitleid, und dafür ist es eh zu spät!

„Jens“ war übrigens einer, der Martin in die Szene geführt hat, ich bin heute nicht mehr böse – Martin - „gönnt“ sich das Teufelszeug - von dem alle Kumpels von damals, wenigstens, Abstand nehmen!

Jens und mir, uns beiden wünsche ich einen akzeptablen Ausgang und ein akzeptables Leben.

Liebe Grüsse (mein Name ist nicht Ulla) Mum von Martin

Cappu:

wie immer besten Dank für Deine erfahrene, harte, und vor allem ehrliche Antwort.

Das mit den wöchentlichen Besuchen (oft vor verschlossener Tür), in ein, „milde gesagt“ Chaos haben wir hinter uns, Essen, Kleidung, tägliche Gebrauchsgegenstände angeliefert, Wäsche geholt und hingefahren, seine eigene Waschmaschine angeschafft, seine, in den Müll gesteckte Post bezahlt, wie erklärt!

Ich behaupte, um einem Drogenabhängigen gerecht zu werden, musst du wenigstens drei Leute täglich „tanzen“ lassen - rund um die Uhr! Trotzdem bist Du nie fertig mit seinem Müll.

Und dennoch, die kleinen Highlights, wie Zertrümmern und Randale bleiben auch.

Alle Achtung, was Deine Mutter da schafft.

Für meinen 31 jährigen, der seine Ansprechpartner – uns nimmt er nicht - , z. B. Sozialarbeiter und wie die alle heißen – kirre gemacht hat – fühle ich mich nicht mehr in der Lage - „zu klären“.

Wenn dein Bruder dann clean ist – Glückwunsch, mein Sohn nicht, ich hoffe evtl. nach einer Therapie, dass wir auch noch mal unseren Wünschen nachkommen können.

Ich kann auch keine Dinge mehr mit meinem Sohn besprechen, die Antwort bzw. Gegenfrage dauert ca 5 Minuten.

Lass es Dir weiter gut gehen, ich hoffe mein Sohn überlebt mich und ich versuche eine Wohnung für ihn zu finden.

Liebe Grüße

Mum von Martin
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Cappu
Gold-User
Gold-User


Anmeldungsdatum: 16.01.2009
Beiträge: 483

BeitragVerfasst am: 23. Jun 2010 13:26    Titel: Antworten mit Zitat

Hey Muamphi.

Ok wenn ihr diese Situation schon hattet, dann ist vorher ein Gespräch unabdingbar. Dein Sohn muss sich auch helfen lassen wollen. Du brauchst keine Hilfe geben die nicht angenommen wird, das ist Zeitverschwendung.

Ist denn wirklich gar kein Gespräch möglich? Vielleicht versuchst du es noch mal. Ganz ruhig. Sachlich. Freundlich. Erzähl ihm einfach mal was du dir vorgestellt hast. Vielleicht auch erst mal ohne die Androhung ihn rauszuschmeißen sondern einfach die Frage, ob er dazu bereit wäre mit dir "zusammenzuarbeiten" wenn ihr eine neue Wohnung für ihn findet. Es muss ja auch in seinem Interesse sein nicht ständig bei dir wohnen zu bleiben. Immerhin will Mann ja auch privatsphäre.

Ansonsten musst du halt klare Spielregeln festsetzen. Sowas wie: 1 x wöchentlich oder mehrmals Besuche (ohne dass die Türe verschlossen bleibt). Das könnte eine feste Regeln sein. "Besuchtstermine" müssen eingehalten werden. Vielleicht kannst du dich bei der Drogenberatung oder sonst wo schlau machen, wie die das machen mit dem betreuten wohnen. Was es da für Regeln gibt etc.

Und was noch ganz klar ist - du musst aufhören seine Probleme auszubügeln, damit meine ich explizit irgendwas bezahlen was er verursacht hat etc, auch wenn es hart ist wenn es mit Nachbarn zu tun hat. Dein Sohn muss Konsequenzen für sein Handeln tragen, zur Not auch rechtliche, damit er es lernt. Du darfst das nicht für ihn gerade biegen. Auch mit der neuen Wohnung würde ich das nicht tun.
Wenn du merken würdest, dass es nicht funktioniert und er die Wohnung ebenfalls wieder runterkommen lässt - dann lass ihn!

Lass ihn notfalls auf der Straße enden. Du hast keine andre Wahl. Erst wenn man sich selbst durchs Leben schlagen muss ohne Rückfallnetz fängt man an zu überlegen was man macht. Jeder muss Verantwortung tragen, aber man muss auch es auch erst mal lernen.
Wenn DU immer wieder die Verantwortung übernimmst, dann ist der logische Schluss, das er sich um Konsequenzen keinerlei Gedanken machen muss - und das kanns nun mal nicht sein.
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Jens
Anfänger


Anmeldungsdatum: 16.06.2010
Beiträge: 10

BeitragVerfasst am: 24. Jun 2010 22:17    Titel: Antworten mit Zitat

@ Cappu

Mensch, das ist alles ganz schön krass, da habt Ihr und er auch viel gemacht inkl. der Horror in der Klinik. Es scheint aber, dass jetzt doch alles so einigermaßen in normaleren Bahnen verläuft? Du sagst, dass die Schübe oft zu den Feiertagen und zu für ihn besonderen Anlässen auftreten. Ob das wohl etwas mit dem Druck/Erwartungen oder auch der Anwesenheit von vielen für ihn wichtigen Personen zu tun hat? Irgendwie denke ich, dass die einzige Chance für meine Schwester ist, auch "auffällig" zu werden (hoffentlich ohne sich oder andere zu verletzten) und sie dann eine Therapie zwangsauferlegt bekommt. Vielleicht würde aus dieser unfreiwilligen Situation dann doch zu einem "Augenöffner" werden? Als Dein Bruder eingewiesen wurde, kam er dann auch zu den Entschluss, dass es so nicht weitergehen kann und etwas passieren muss?
Siehst Du Deinen Bruder regelmäßig?

@ Muamphi - sorry, hatte die Namen verwechselt. Ist schlimm, was da vor sich geht. Ich stimme Cappu zu, dass die ganze Unterstützung, die Ihr ihm zukommen lasst, ihn eigentlich darin bestärkt nichts zu ändern. Wenn schon was bei Nachbarn und Euch zu Bruch geht, ist das doch nicht mehr tragbar. Zumindest das Zuhause sollte doch ein ruhiger Hafen sein, in dem man sich regenerieren kann. Aber, Ihr kommt ja nie zur Ruhe! Mit den Unterhaltungen kenne ich - ist doch traurig sowas zu sehen. Meine Schwester hatte zum Schluss eigentlich wenn, dann nur noch oberflächliches besprochen (und das auch meist sehr merkwürdig), auf anderes gab es keine Antwort oder nur hämische herablassende Bemerkungen bzw. Gelächter. Ihre Denkweise und Art die Welt und Menschen zu sehen (wie Cappu wohl meinte - Realitätsverlust) war meist gar nicht mehr nachvollziehbar.

Ja, ich weiss was Du meinst mit dem Feiern. Wir hatten damals vielleicht getrunken und gekifft, aber, was viele - besonders die Jüngeren - heutzutage machen ist ja extrem - alles chemische auf einmal einwerfen, dazu trinken etc. Auch interessant darüber nachzudenken, warum sich eigentlich die Meisten "weiterentwickeln" und die bewusste oder unbewusste Entscheidung treffen, etwas aus ihrem Leben zu machen, während die anderen irgendwie stehen bleiben und zulassen, dass ihnen alles entgleitet oder es auch gar nicht erst zu etwas kommt. Mir sagte neulich jemand, das wäre der Unterschied zwischen einem starken und einem schwachen Charakter - aber ich denke, so simplistisch ist es dann doch nicht.

Ich hoffe, Deine Woche ist ruhig verlaufen!
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Cappu
Gold-User
Gold-User


Anmeldungsdatum: 16.01.2009
Beiträge: 483

BeitragVerfasst am: 27. Jun 2010 23:33    Titel: Antworten mit Zitat

Hi Jens...

also bei meinem Bruder war es so, dass denke ich einfach keine Wahl hatte. Er stand wochenlang unter ständiger Beobachtung (in die Geschlossene kriegste ohne Hilfe erst mal nix rein), außerdem stand er unter starken Medikamenten - da brauchte man keine Drogen mehr. Er war teilweise schon mit gehen überfordert und ist uns dauernd im sitzen fast eingeschlafen.

Ich glaube wenn du jedes Mal nach einem Konsum einen schizophrenen Schub durchmachst, dann hörst du entweder auf, oder bringst dich irgendwann um. Tatsächlich kenne ich jemanden der auf einer Psychose auch weiterhin Amphe nimmt, ist dementsprechend aber auch immer wieder in Kliniken etc... total zerfressen von Paranoia - sowas wünsch ich keinem.

Ich bin mir auch gar nicht sicher ob diese Paranoia unbedingt mit einer Psychose zu tun haben müssen, ein Freund von mir hatte da auch Probleme mit wenn er sich was geschmissen hat - hat immer irgendwas fehlinterpretiert und sich "Filme geschoben" - d.h. die Realität anders wahrgenommen in Bezug auf seine eigenen Ängste. Wenn er nüchtern ist, hat er das nicht.

Es muss halt ein Experte da ran um das beurteilen zu können. Eines Tages wird sich deine Schwester die Hilfe holen, man kann das auf Dauer nicht durchziehen wenn man gesundheitliche Probleme bekommt, ich denke über früh oder lang endet man automatisch irgendwann mal bei nem Arzt, ob freiwillig oder nicht.
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Mami1010
Anfänger


Anmeldungsdatum: 29.06.2010
Beiträge: 2

BeitragVerfasst am: 29. Jun 2010 01:37    Titel: Mir laufen die Tränen ... Antworten mit Zitat

... ich bin seit Monaten immer wieder am Stöbern im Internet und hab soeben die zwei Seiten hier im Forum gelesen und prompt ist der Knoten bei mir wieder geplatzt...

Ich kann das alles so gut nachvollziehen...

Mein Mann und ich sind seit März getrennt.
Er ist mir gegenüber gewalttätig geworden und hat gedroht mich umzubringen und mir in den Bauch getreten. Obwohl ich zu diesem Zeitpunkt schon schwanger war.
Nachdem er mit der Polizei abgeholt wurde, kam ein paar Tage später der erste Anruf, die erste SMS usw... Es tue ihm alles so leid, er liebe mich und das Baby und will uns nicht verlieren.
Ich habe ihn erneut in die Wohnung gelassen.
Das ganze hielt drei Tage.
Es kam raus, dass er sein Gehalt bereits in bar abgeholt hat und es innerhalb von 4 Tagen komplett verbraucht hat.
Hierbei kam auch seine Drogenbeichte zum vorschein.
Am Anfang hat er sich für alles entschuldigt, ich bin unter Tränen zusammen gebrochen. Ich habe nicht verstanden, wie das alles kommen konnte.
Als ich von einer Therapie anfing ist er erneut komplett ausgerastet und wieder auf mich los gegangen.
Dieses mal hat er mich sogar gewürgt, dass ich schon kaum noch Luft hatte. Gott sei dank ist mein Vermieter dazwischen ... Ich weis nicht, ob ich heute noch da wäre.
Die Polizei kam erneut. Er sagte, ihm wäre sein Drogenleben wichtiger wie für seine Frau und sein Kind da zu sein und ging.

Natürlich kamen wieder die üblichen Entschuldigen usw...
Nach etlichen Telefonaten habe ich mich zu einem erneuten Treffen überreden lassen. (im beisein zweier Freunde von mir)

Schon nach wenigen Sekunden ist er wieder ausgerastet und erneut auf mich los gegangen.

Im Mai war dann der letzte Vorfall. Er kam zu mir um Post und Kleidung abzuholen und ist wieder ausgerastet. Mir wurden sämtliche Schimpfwörter an den Kopf geworfen, er wurde erneut gewalttätig usw...

Es ist nicht möglich ein normales Gespräch mit ihm zu führen. Auf der einen Seite sagt er immer, wie leid ihm alles tut und wie sehr er mich vermisst und liebt und auch für unser Baby da sein will (Termin 08.10.10). Sagt auch immer, was er für das Kind alles kaufen will.

Im nächsten Moment rastet er wieder komplett aus, schreit mich an, beschimpft mich, droht mir immer und immer wieder mich umzubringen.


Er wohnt mittlerweile wieder bei seinen Eltern (100 km entfernt). Seit vier Monaten, will er wieder zurück ziehen. Immer heißt es, wenn sein Gehalt kommt, zieht er zurück.
Es kommen immer wieder neue Ausreden, warum er dann doch nicht kommen kann.

Er zahlt keinen Trennungsunterhalt, keine Sachen fürs Baby, keine Untersuchungen beim Arzt, keine Miete nichts...

Er lebt nur noch für sich. Ist jeden Tag unterwegs, trifft sich mit Freunden (allesamt ebenfalls in der Drogenszene)...

An Abmachungen hält er sich nicht. Meldet sich entweder gar nicht mehr oder sucht irgendeinen idiotischen Grund um Streit anzufangen.

Legt am Telefon einfach auf, selbst wenn ich am weinen bin.

Zeigt kein Interesse mehr am Kind.

Er ist total "Ich"- bezogen geworden.
Mittlerweile wurde sogar eine einstweilige Anordnung erlassen, dass er keinen Kontakt mehr zu mir aufnehmen darf und sich mir nicht mehr nähern darf. Selbst das interessiert ihn nicht und es kommen weiterhin Morddrohungen.

Mittlerweile wird sogar mir die ganze Schuld in die Schuhe geschoben.

Von dem Menschen, in den ich mich verliebt habe und mit dem ich eine Familie gründen wollte ist nichts mehr, absolut gar nichts mehr übrig.

Zu Beginn unserer Beziehung hat er mir seine Drogenbeichte abgelegt, dass er gekokst und gekifft und auch gedealt hat.
Sein Vater ist seit etlichen Jahren Heroinabhänig und hat schon mehrere Entzüge hinter sich. Seine Mutter hat in bis er 13 Jahre alt war regelmäßig auch mit Gürtel verprügelt.

Er hat immer gesagt, dass die Drogen Vergangenheit sind und er eine richtige Familie haben will.

Er wollte auch selbst keinen Kontakt mehr zu seinen "Freunden", da die alle in der Drogenszene sind und somit die Drogen immer in unmittelbarer Nähe gewesen wären.

Im Januar sind wir 100km weit weg gezogen. Kurz darauf wurde ich auch endlich schwanger, was an unserem alten Wohnort aufgrund der ständigen Spannungen nicht funktioniert hat (Wunschkind).

Wir haben 1,5 Monate hier gewohnt bis raus kam, dass er heimlich Kontakt zu seinen alten Freunden hatte und er nicht mehr regelmäßig zur arbeit ging, sondern die Leute hier her gefahren sind um sich mit ihm zu treffen.

Mittlerweile hat er mir gestanden, die gesamte Beziehung über weiterhin Drogen konsumiert zu haben.

Ich frage mich, wie ich wirklich so blind sein konnte. Ich hab ihn immer "bewundert", da er immer gesagt hat, dass der Drang groß ist, aber er dem ganzen wiederstehen will...

Und jetzt? Alles eine Lüge?

Seine Eltern haben nie was gegen seine Drogensucht unternommen, seine Freunde natürlich auch nicht.

Mittlerweile wird er immer gleichgültiger. Er ist nicht mal in der Lage sich für einen Frauenarzttermin Urlaub zu nehmen (Termin alle vier Wochen im voraus vereinbart).

Er versetzt mich wegen einem Fußballspiel oder weil es bei seinen Eltern Abendessen gibt.

Er sagt immer, dass der kleine und ich sein Leben wäre, er mich immernoch liebt und zurück will und wird immer aggressiver.

Solange ich ruhig bin und nichts sage, oder frage wie es weitergehen soll ist alles in Ordnung. Sobald ich aber anfange zu weinen oder frage was jetzt ist, rastet er sofort aus.

Immer wieder kommen neue Lügen zum Vorschein, wenn man ihn darauf anspricht, rastet er wieder aus...

Ich weis einfach nicht mehr weiter...Wie kann ihm sein eigen Fleisch und Blut so egal sein?
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tomate28
Bronze-User
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Anmeldungsdatum: 13.05.2010
Beiträge: 72

BeitragVerfasst am: 29. Jun 2010 02:15    Titel: Antworten mit Zitat

@Mami1010

oh, das kommt mir alles sehr bekannt vor Rolling Eyes . ich habe dazu schon einiges geschrieben und auch fragen gestellt, hier im forum und gute antworten bekommen. wenn du lust hast, ließ doch mal die einträge. sind wirklich hilfreiche antworten dabei.
ich wünsche dir ganz viel kraft und denk an dein baby Wink
lg tom
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Mami1010
Anfänger


Anmeldungsdatum: 29.06.2010
Beiträge: 2

BeitragVerfasst am: 29. Jun 2010 02:30    Titel: @ tomate28 Antworten mit Zitat

dankeschön, werd mich mal schlau machen. Vielleicht hilft es mir auch irgendwie weiter ...

Ich geb mein Bestes, fällt schwer, sich gerade nur aufs Kind zu konzentrieren...

Hoffe, dass mit der Scheidung in drei Wochen vielleicht mal ein Anfang gesetzt ist, dass alles zu verarbeiten...
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ulla79
Gold-User
Gold-User


Anmeldungsdatum: 17.03.2009
Beiträge: 908

BeitragVerfasst am: 29. Jun 2010 11:03    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo Mami1010!

Rolling Eyes ja in abgewandelter Form kommt mir das auch ein wenig bekannt vor... Es ist wirklich sehr sehr traurig, was diese sch*** Drogen mit einem Menschen anrichten können!

Da sieht man mal wieder, das man als Partner und dann noch wenn ein Baby kommt nicht die Nummer eins ist, sondern immer das Zeug!

Ich denke mal, dass dein Mann leider gerade genauso wenig ans Aufhören denkt bzw. wahrscheinlich es auch möchte, doch sieht und merkt, dass er es nicht kann! Vielleicht kommen deswegen in deinem Beisein auch diese Aggressionsschübe. Es ist vermutlich auch schwer für ihn zu Ertragen, dass er das was er sich so gewünscht hat, eine Familie zu haben, doch nicht zusammenbringt. Oftmals sind solche Attacken (ich will die in keinem Fall beschönigen, es ist abscheulich gegen seine eigene Frau, die nochdazu ein Baby bekommt handgreiflich zu werden) ein Zeichen für sehr großen Scham. Sie wissen überhaupt keinen Ausweg und wollen im Prinzip sich selber weh tun und tun natürlich dem anderen noch viel mehr weh. Das wird ihnen dann natürlich auch wieder bewusst und der ganze Kreislauf fängt von vorne an….

Es ist auch wirklich so, nur wenn sie wirklich und freiwillig den Kontakt zu ihrer Drogenvergangenheit abbrechen, wollen sie es auch wirklich. Dieses hintenrum zeigt ja nur, dass sie im Grunde immer noch nicht bereit sind.

Ich denke mal schon, es ist für ihn auch sehr schlimm, das er weiß, jetzt hat er das, was er will, aber eben doch nur halb (wegen dem heimlichen Drogenkonsum). Vielleicht ist ja wirklich die Scheidung ein Knackpunkt in seinem Leben!

Ich wünsche dir und deinem Baby alles Gute!

Und vielleicht nimmt er ja eines Tage doch Hilfe an und es kann sich noch alles zum Guten drehen!

LG Ulla
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SkyAndSand
Bronze-User
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Anmeldungsdatum: 03.07.2010
Beiträge: 32

BeitragVerfasst am: 4. Jul 2010 19:13    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo Jens

Hier wurde die Situation schon sehr gut erklärt aber Eins ist sehr wichtig
Sie lebt in scharm Kann und will Nicht darüber reden Weil es ihr schwer fällt sich selber zu gestehen das man anderst is . . .
Ich kenn das alles selber !

Ich Will dir ein Tipp geben
Rede nicht mit ihr darüber behandle sie ganz normal das gibt ihr mehr das gefühl verstanden zu werden wie sich darüber zu unterhalten und die situation erklären zu müssen

Es tut ihr gut wenn sich nicht für dich der konsument sonder einfach nur deine schwester ist dieses gefühl hilft ihr ungemein

Es wird zwar zeit brauchen aber sie wird es von alleine merken das sie hilfe braucht wenn sie gleich behandelt wird den dan gibt es dieses "Ich schäm mich dafür das ich Konsumiere" nichtmehr sie wird viel mehr denken das sie was ändern muss damit es ihr genauso gut geht (im Kopf wie im Körper) wie euch den sie ist wie ihr nur mit einem problem ! das sie dann sehr schnell los werden will

Und dieses gefühl zuhaben das man akzeptiert wird hat mir persönlich sehr geholfen und ich hab eingesehen das ich genauso "normal" leben will das ich von der liebe und dem leben abhängig sein will und nicht von stoff

Ich wünsche euch Viel Glück und gib nie auf !
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Cappu
Gold-User
Gold-User


Anmeldungsdatum: 16.01.2009
Beiträge: 483

BeitragVerfasst am: 5. Jul 2010 23:31    Titel: Antworten mit Zitat

Kann - muss aber nicht sein. Nicht jeder Konsument schämt sich für seinen Konsum, das sei jetzt auch mal klar gesagt. Ich schäm mich ja auch nicht für meinen Konsum - was natürlich nicht bedeuten soll, dass ich das jedem auf die Nase binde, und ich werd einen Teufel tun das meinen Eltern jemals zu stecken, aber ich sehe dafür auch keine Veranlassung.

Aber prinzipiell haste natürlich Recht, es gibt einem ein gutes Gefühl wenn man das Thema wegfallen lässt. Ist auf Dauer zwar keine Lösung, sollte aber helfen den Kontakt wieder herzustellen und evtl. zu entspannen. Vielleicht öffnet sie sich dann irgendwann wieder.
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