Selbsthilfegruppe möchte einladen

[Tiffy03]

Hallöchen!
Ich gehöre zu einer neu gegründeten Selbsthilfegruppe und wir stehen noch ganz am Anfang, das heißt, wir sind gerade mal drei Personen. Da wir uns aber sicher sind, dass es bestimmt noch mehr Leute gibt, die in unserer Gruppe gut aufgehoben sein würden, wollen wir dazu einladen. Überlegt haben wir, ob es sinnvoll ist, dafür Flyer drucken zu lassen.
Das Flyer drucken würde wenig Geld kosten, das war unser Hintergedanke. Aber ob es was bringt, damit haben wir noch keine Erfahrungen und können das auch gar nicht einschätzen.
Daher würde mich von euch interessieren:
-Wisst ihr, wie andere Selbsthilfegruppen einladen, falls diese keine Flyer drucken?
-Wie habt ihr in eure Selbsthilfegruppe gefunden, falls ihr in einer seid?
-Würdet ihr Flyer als Einladungen annehmen?
Es wäre schön, wenn einige von euch antworten würden
Herzliche Grüße

[Jana]

Ah. Flyer. Flyer benutze ich persönlich, wenn ich davon um die 1000+ loswerden kann, es als Werbung sehe, und davon ausgehen kann, dass im Gegenzug für die Aufbringung von Zeit und etwas Geld jemand sich für mein Angebot interessiert. Für ein Angebot, dass Öffentlichkeits-tauglich ist. Noch sind es die wenigsten, die so einen Flyer haben wollen/brauchen werden, also verstehe ich nicht, wie du zu der These kommst, mit Flyern - die ja für alle sein sollen, sonst ergeben Flyer keinen Sinn - die Leute zu locken. Mit Flyern kann man in Fitnessstudios einladen, in neu eröffnete Bars, man kann den Leuten seine Partei näher bringen, aber eine Selbsthilfegruppe? Klar, ich stehe dann da als Abhängige mit dem Flyer, und 20+ Menschen sehen, dass ich mich dafür wohl interessiere - jetzt denk' mal darüber nach.

Menschen mit Problemen haben doch als Medium heutzutage das wunderbare Internet. Einfach mal ein wenig googlen, nach Menschen mit selben Problem, selber oder ähnlicher Postleitzahl, kontaktieren, Treffen organisieren. Später, mit etwas mehr Mitgliedern - 3 reichen da sicher schon fast -kennt vielleicht einer jemanden, der Räume zur Verfügung stellt und keine "Labertasche" ist, die über euch herzieht.

'ne Selbsthilfegruppe eröffnet man nicht wie eine kleine Firma...

[keine ahnung]

Hallo,

ich finde Flyer gar nicht so schlecht. Es kommt darauf an, wo du sie platzierst.
Interssante Stellen könnten sein: Führerscheinsstelle (wgen MPU), Rechtsanwälte, Ärzte, Betreuungsstelle der Kommune).

Vielleicht hilft dir ja auch unsere Homepage "www.freundeskreis-battenberg.de"

Viel Erfolg

[Sun-Tzu]

...hmm... da muss ich Jana leider Recht geben.

Es geht an der Thematik vollkommen vorbei.
Die einzigen die Du damit erreichst sind die Verwanten, Eltern,
Beziehungspartner die Ihre eigenen Probleme damit haben und
Ihre Problemkinder da rein zwingen.
Einen Suchti erreichst Du damit nicht (!) oder nur die, die Du mit
Sicherheit nicht haben möchtest.
Das wären dann die die Ihre Probleme gerne von anderen lösen lassen
damit Sie weiter konsumieren können oder die sich sagen: lass die Alte mal
reden, ich baller gleich zu Hause wieder, hauptsache die wendet die EV
für mich ab.

Das sind dann die wo Du vergeblich Arbeit investierst und Dich
anschließend auch noch bescheiden fühlst.

So sehr ich deinen Engagement und deine Hilfsbereitschaft auch schätze,
genauso kritisch sehe ich es leider auch.
Also bitte nicht böse auffassen was ich jetzt sage, ist nicht böse gemeint
aber halt mal kritisch nach gefragt.

Wie willst Du Suchtis helfen wenn Du Dich mit der Thematik bzw. Psyche
eines Suchtis nicht auskennst? (Kritik Flyer steht ja oben)
Suchtis die hilfe wünschen oder brauchen kommen von ganz alleine
weil die sich die Hilfe suchen oder in der Scene nachfragen.
Das sind dann auch die mit denen man zum großen Teil arbeiten kann.
(leider nicht alle)

In wie weit hast Du denn die Punkte Helferkomplex oder Coabhängigkeit
für Dich selber abgeklärt ?
Ich frage das jetzt mal als Warnung aufgrund eigener Erfahrungen
...habe mir die Frage gut 10-20 mal anhören müssen oder wurde mir
direkt von Fachpersonal preventiv(!) unterstellt.
(Aus der Erfahrung lässt es aber mit der Zeit nach und wenn Du erklärst
Du hast keine Lust es auch noch zum 100. mal zu wiederlegen oder
einfach sagst das Du auf Wunsch die vorbereitete schriftliche Antwort
zum Thema gerne nochmal ausdruckst und zu schickst )

Wie gehst Du mit den richtig erschütternden Dingen um und wo lässt Du
deinen Gefühlen freien lauf?
Ich frage das jetzt mal mit dem Hintergund was ich so in den letzten
Tagen erlebt habe, zb. Suchti-Mutter die durch geballert hat in der
Schwangerschaft, keinerlei Vorsogeuntersuchung, zu Hause entbunden
und Neugeborene mit entzugskrämpfen. Das sind Themen mit denen Du
erst mal umzugehen wissen musst genauso das es manchmal ganz einfach
nur begeitetes Sterben ist.


Das sind Fragen mit denen Du Dich ernsthaft beschäftigen solltest und
für die Du eine Antwort für Dich selber finden musst...ganz alleine und
nur für Dich selber.

Ich wünsche Dir trotzdem viel Erfolg und starke Nerven
LG Sun-Tzu

[Stecker]

Guten Morgen,
zunächst einmal möchte ich dir, Tiffy, sagen, dass ich es eigentlich gut finde, dass ihr in eurer Selbsthilfegruppe offen seid und es euch ein Anliegen ist, dass auch andere den Weg dorthin finden.

Aber so, wie du dazu einladen willst, indem du Flyer drucken lässt, find ich es auch nicht so toll. Jeder Suchti muss selbst in sowas wollen. Wie die anderen schon gesagt haben, ist es wenig sinnvoll, wenn man dahin gezwungen wird. Außerdem sind deshalb ja auch viele Gruppen anonym, um denen, die dort hingehen, die Blicke und Kommentare der anderen zu ersparen. Denn jeder weiß, dass unsere Mitmenschen manchmal echt grausam sein können, wenn sie unsere Probleme erkennen...

Aber um dich in deinem Eifer nicht ganz zu bremsen, hab ich noch 2 Ideen für dich.
Die eine geht in die Richtung von dem, was "keine Ahnung" geschrieben hat. Jedoch würd ich sie nicht einfach nur auslegen. Sondern du könntest Flyer drucken und die dann Ärzten oder Psychologen etc. geben, die sie gezielt an Personen weiterreichen, die diese wirklich brauchen. Der Vorteil wäre, dass das in einem geschützen Rahmen, nämlich dem Sprechzimmer des Arztes etc. passiert und die Öffentlichkeit das nicht mitbekommt. An dieser Stelle fänd ich Flyer gar keine schlechte Idee.

Und meine zweite Idee ist die: Wie wäre es, wenn ihr von eurer Selbsthilfegruppe aus eine Aufklärungsaktion startet? So nach dem Motto: Ein ehemals Süchtiger berichtet und warnt vor den Risiken. Wenn man aus erster Hand erfährt, was Suchtmittel mit einem Menschen machen, dann ist das oft besser, als zum Beispiel in der Schule nur darüber zu reden. Für eine solche Aktion würd ich sagen, lohnt sich das Flyer drucken dann wieder. Allerdings müsstet ihr selbst dazu bereit sein, euch sozusagen zu outen. Und ob ihr das wollt, das könnt nur ihr entscheiden...

Ich wünsch dir/euch jedenfalls alles Gute!

[Sun-Tzu]

ups...das ist eine wirklich gute Idee Stecker..

Gerade die Idee mit den Schulen ist gar nicht so dumm.
Ich hatte da vor 2 Wochen ein Gespräch mit einem Bekannten.
Es ging darum das die Sozialarbeiter hier in einer 25.000 Einwohner-Stadt
nur 10 Stunden haben um an 5 Schulen suchtgefärdete Kiddis auf zu klären.
Betreuung, Situationsanalyse, Beratung kannst Du da an den Schulen komplett
vergessen...
Auf der anderen Seite haben Wir hier ein betreutes Wohnen für Erwachsene
und Rechtliche Betreuer die Suchtis wieder aufbauen...schätze mal so 15 bis 25
Vollzeitstellen sind also so ca. 2500 Stunden im Monat.

Daher helfen Wir hier Kindern prinzipell erst wenn Sie in den
Brunnen gefallen sind und die Volljährigkeit erreicht haben.
Ist schon eine paraxoe Situation...

...vieleicht ist das eine geeignete Idee, denn Ihr habt ja die Erfahrung,
Ihr seid glaubwürdig und das Publikum ist einfacher zu Handhaben.
Wobei die Arbeit mit Kindern immer eine dankbare Aufgabe ist.


..war nur mal so eine Idee.

[Tiffy03]

Hallöchen!
Danke für eure ehrlichen Meinungen. Ich bin keinem von euch böse, im Gegenteil! Wenn ich jetzt darüber nachdenke, war das mit den Flyern eine echt blöde Idee. Außer eben, dass man sie wirklich über Ärzte und Kliniken verteilen lässt und genauso haben wir es auch gemacht! Die Arzte und Psychologen wissen auch, was so unser Gruppenprofil ist und die Alterstruktur und können dann die Patienten, die zu uns passen gezielt einladen! Das mit den Schulen haben wir auch begonnen. Das ist allerdings ein zähes Ringen mit den Zuständigen.
Herzliche Grüße Tiffy

[der hoffnungslose?]

ersteinmal finde ich solche aktionen super
aber ich habe eine frage, sollen nur cleane leute kommen?
falls nicht, das würde die cleanen abschrecken.
dann muß ich leider jemand recht geben, die flyers kannst du dir sparen, ich habe im promotion bereich gearbeitet, das bringt gar nichts,auf jeden nicht in diesem fall.
ihr seid doch schon 3 das ist doch schon was.sprecht leute an die ihr kennt, mundprobaganda das wäre eine option.
macht große plakate in suchtberatungstellen.
vor ca.15j. haben sich die NA´s nur einmal in der woche in wohnungen getroffen.
jetzt haben sie teilweise 2 meetings an einen tag.
bleibt am ball.