MissxSunshine Anfänger
Anmeldungsdatum: 06.01.2011 Beiträge: 1
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Verfasst am: 6. Jan 2011 17:43 Titel: Ich gehe an meiner Beziehung kaputt... |
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Hey, ich habe das Forum von jemanden empfohlen bekommen, weil ich hier vielleicht Ratschläge, oder Erfahrungen von anderen Betroffen bekommen könnte.
Es wird wohl ein sehr langer Text werden, aber ich muss das hier einfach los werden, in der Hoffnung, dass mich hier vielleicht jemand versteht.
Ich habe vor ungefähr 4 Jahren meinen jetzigen Freund kennen gelernt, ich wusste damals schon, dass er Heroinabhängig ist, ich war damals gerade mal 16 und hatte bis dahin überhaupt gar nichts mit Drogen am Hut, ich war total unerfahren und naiv.
Anfangs haben wir uns nur ein- bis zweimal die Woche getroffen um zu reden, ich war eine Art Kummerkasten für ihn, nicht mehr und nicht weniger. Er war anfangs sehr verschlossen, hat nur oberflächlich über sein Leben gesprochen, meistens nur über die Gegenwart, niemals über das was geschehen ist, über das was ihm zu dem gemacht hat, was er damals war und heute noch ist.
Mich hat seine tiefe Traurigkeit so in den Bann gezogen, er tat mir so leid, ich wollte ihm helfen, ich wollte ihn retten.
Die Treffen wurden nach und nach mehr, bis wir uns irgendwann täglich gesehen haben und ich auch schon mehr aus seinem Leben erfahren durfte, ich weiß nicht warum gerade ich, kann mir nicht mal mehr genau erklären wie es dazu kam.
Aber nach etwa einem halben Jahr hatte ich das Gefühl ich war mehr als bloß der Kummerkasten, ich spürte, dass sich Gefühle bei mir anbahnten, ich wollte ihm doch so gerne helfen...
Nach ungefähr 8 Monaten habe ich ihm angeboten bei mir einzuziehen, da er keinen festen Wohnsitz hatte, er lebte immer wo anders, wo er halt gerade unter kam.
Ich war zu dem Zeitpunkt knapp 17 Jahre alt und lebte natürlich noch zuhause, meine Mutter hat sich das nur ein paar Wochen gefallen lassen, bis sie mich vor die Wahl stellte, sie meinte ich kann gerne bleiben, aber er geht. Doch ich konnte ihn nicht einfach rauswerfen und ihn wieder alleine lassen, also sind wir beide gegangen.
Ich war damals gerade im letzten Lehrjahr, hatte also nicht viel Geld, aber genug um eine eigenen kleine Wohnung zu mieten, für uns beide. Niemals habe ich einen Cent von ihm verlangt, da ich wusste er hat kein Geld.
Immer noch war ich naiv und habe schon davon geträumt, wie es in ein paar Monaten sein würde. Er ist clean und wir können eine richtige Familie sein.
Doch es wurde nicht besser, die Monate vergingen und nichts änderte sich und wenn dann zum Negativen. Ich lernte viele Seiten an ihm kennen, die ich lieber nie gesehen hätte. Er fing an mir Geld zu stehlen, verkaufte hinter meinem Rücken Dinge von mir, kam Nächte lang nicht nachhause, ohne auch nur ein Lebenszeichen.
Er erzählte mir, dass er hochverschuldet war, bei verschiedenen "Bekannten" und Dealern, ich gab ihm Geld, immer wieder gab ich ihm Geld weil er meinte, er muss das zurückzahlen sonst bekommt er große Schwierigkeiten.
Aber immer noch war ich mir sicher, es wird besser, ich muss mich nur noch mehr anstrengen.
Die Jahre vergingen, viele Therapien, Substitutionsprogramme, Klinikaufenthalte kamen, alles sinnlos, ich lernte seine vielen anderen Seiten kennen, seine ganzen Lügen, seine ewigen leeren Versprechungen. Ich begriff was eine Borderline Störung ist und erkannte auch, dass er an einer multiplen Persönlichkeitsstörung litt.
Mittlerweile weiß ich, dass ich ihn nicht retten kann, dass ich nie eine Chance hatte. Ich bin selbst verschuldet, habe seit Jahren keinen Kontakt mehr zu meiner Mutter, lebe sozusagen nur noch für ihn. Er kann hier leben, ich gebe ihm Geld, höre ihm immer zu, wenn es ihm schlecht geht. Doch mein eigenes Leben bleibt auf der Strecke, ich habe bereits selbst eine ambulante Therapie wegen Depressionen gemacht, weil ich niemanden habe der mir zuhört, wenn es mir schlecht geht, kaum noch Freunde, weil sich die meisten über die Jahre abgewandt haben, nur ein paar sind geblieben, aber sie verstehen mich nicht, sie können es auch gar nicht verstehen.
Ich war sogar schwanger, habe das Kind jedoch in der 14. Woche verloren.
Ich habe einfach das Gefühl, dass ich nur noch für ihn lebe, alles in meinem Leben dreht sich um ihn. Ich fühle mich verantwortlich für ihn, ich kann mich nicht von ihm trennen, weil er niemanden außer mich hat, ich habe ihm vor Jahren versprochen, dass ich ihm helfen werde, dass ich ihn unterstützen werde und immer für ihn da bin, weil ich ihn liebe. Aber damals habe ich das gesagt, weil ich eigentlich gemeint habe, ich werde ihm helfen "gesund" zu werden, werde für ihn da sein während der Therapie und ihn dabei unterstützen.
Ihm dabei helfen ein halbwegs normales Leben aufzubauen. Aber nichts hat sich getan, immer noch hat er keine Arbeit, kein Geld, keine Freunde, kein Sozial Leben. Er lebt für den Moment, für die Droge. Alles andere ist nebensächlich. Es gibt keine Zukunft und keine Vergangenheit, die Droge hat alles ausgelöscht und sorgt dafür, dass er sich nicht um das Morgen kümmert.
Er ist gerade mal 21 Jahre alt und schon fast 10 Jahre abhängig, mittlerweile frage sogar ich mich, gibt es überhaupt noch Hoffnung, kann man so ein festgefahrenes Denken noch ändern? ich kann es nicht, der einzige der das kann, ist er, das weiß ich.
Aber warum kann ich mich nicht von ihm lösen? Warum fühle ich mich so schuldig, so verantwortlich?
Was ist aus mir geworden? Nichts von dem anfänglichem Optimismus, der Hoffnung und der Lebensfreude ist mehr da. Er hat mich kaputt gemacht und trotzdem liebe ich ihn immer noch über alles, obwohl ich weiß, dass er nur seine Droge liebt. Immer wieder tut er mir weh, aber lösen kann ich mich nicht.
Ich weiß, ihr könnt mir auch nicht viel mehr raten, außer mich von ihm trennen, aber es war mir wichtig, das alles mal los zu werden und vielleicht habt ihr doch den ein oder anderen guten Rat für mich.
Ich wäre sehr dankbar.
Lg MissxSunshine |
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