Helft mir, es zu verstehen...

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Kleeblatt
Bronze-User
Bronze-User


Anmeldungsdatum: 17.05.2014
Beiträge: 31

BeitragVerfasst am: 26. Dez 2014 09:34    Titel: Helft mir, es zu verstehen... Antworten mit Zitat

Hallo liebe Community,

ich habe mich vor Monaten schonmal an euch gewandt und nette und konstruktive Antworten bekommen. Ich suche mal wieder Erfahrungen.

Kurze Schilderung der Situation: Freund, 28, seit seinem 19. Lebensjahr mit nur kurzen Unterbrechungen durchgehend substituiert. Letztes Jahr im Winter Interferon-Therapie, und da hat heftiger Beikonsum begonnen. Im Sommer auf Entgiftung (Benzos und Pola) auf eigenen Wunsch, ging natürlich nicht lange gut, nach drei Monaten mit heftigen Rückfällen wieder ins Programm. Trotzdem weiterhin in regelmäßigen Abständen wirklich schlimme Rückfälle mit Benzos.

Seit November hat er wieder angefangen zu arbeiten. Schwieriger Start, Pola reichte nicht, im Endeffekt is der Arzt dann aber im Laufe der Wochen von 5,5 ml auf 8 ml hoch. Und dann lief alles gut. Ich hatte das Gefühl, es geht vorwärts. Endlich wieder Arbeit, geregelter Tag, harmonisches Familienleben. Mit der Zeit hab ich aber mitbekommen dass er weiterhin ab und an sein Pola in die Leiste ballert.
Und dann gabs das erste Geld, und am nächsten Morgen is er mit dem
Zug nicht auf Arbeit gefahren sondern in die entgegengesetzte Richtung in die Stadt, um da zwei Stunden zu warten bis der Arzt seines Vertrauens um 8 aufmacht, um bei ihm zwei Flaschen Pola und seine Benzos zu "bestellen", anders kann man es garnicht sagen...
Ich hab ihn mit Glück im Park gefunden, er lag im Dreck, kaum ansprechbar. Krankenhaus, da is er dann getürmt, am nächsten Tag wieder dicht. Krankmeldung noch besorgt, aber gesehen worden. Bilanz von 48 Stunden: Kohle weg, Handy weg, Job weg. Und unsere Beziehung an nem Punkt, an dem ich nicht mehr weiter weiß.

Ich verstehe durchaus, dass sein Leben aus nichts anderem als Opioiden bestand, dass man seine Sucht und die letzten Jahre nicht einfach auslöschen kann. Dass er vor unserer Beziehung zeitweise mehr tot als lebendig durchs Leben ging und es jetzt vergleichsweise "gut" läuft.
Trotzdem empfinde ich es als untragbar für unsere Beziehung. Trotzdem bin ich nach solchen Rückfällen richtig sauer auf ihn. Auch wenn ich weiß dass er suchtkrank ist. Ich merke dass ich mit der Situation langsam nicht mehr umgehen kann. Ich habe das Gefühl, je länger es gut läuft, desto schlimmer werden die Rückfälle.

Und ich möchte eins verstehen: Was denkt er sich, wenn er frühs um halb 6 am Bahnhof steht, und statt auf Arbeit zu fahren, in die Stadt geht...?! Was macht die Sucht mit ihm? Schaltet sie alles ab? Gedanken an die Arbeit? Die Frage, was die Partnerin fühlt? Das Wissen dass der Tag eskalieren wird, denn er sagt selbst dass er kein Limit kennt?! Das Wissen dass sein Kind kommen will, er aber dicht im Park liegt?
Ich will es doch nur verstehen... Ich habe so viel Verständnis für seine Sucht, ich mache alles mit und reiß mir den A... auf, aber ich weiger mich zu glauben dass es frühs um halb 6 nicht irgendein Abwehrmechanismus gibt, der greift und ihn auf Arbeit gehen lässt?
Wer ist selbst betroffen und kann mir berichten, was da im Kopf los ist?! Was macht die Sucht mit ihm in diesem Moment, dass alle ihn liebenden Menschen um ihn rum unwichtig werden?
Ich will's doch nur verstehen...

Danke fürs Zuhören...

Kleeblatt
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Sebastian Brant
Silber-User
Silber-User


Anmeldungsdatum: 24.10.2014
Beiträge: 106

BeitragVerfasst am: 26. Dez 2014 11:04    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo Kleeblatt

Es wundert mich manchmal das Menschen in besonderen Lebenssituationen glauben das Erleuchtung aus
dem Mind kommt. Der Verstand ist einfach so konstruiert das jede Antwort neue Fragen produziert. Wie bei
dieser griechischen Hydra. Deshalb wirkt da wissenschaftliches (Ich will's doch nur verstehen...) Wissen für
die eigene Lebensführung schon fast als ein Bremsklotz.

Der (die) UserIn ? Nun hat gestern in einem Faden geschrieben:


Zitat:
Konzentriere dich nur auf die eine Frage: Willst du lernen mit der Realität umzugehen oder nicht?
Mit der harten, kalten Realität, den Enttäuschungen, die das Leben mit sich bringt, den Ängsten und
dem Ärger! Willst du das oder willst du weiter ein Weichbecher bleiben und vor all dem fliehen?

Das ist denke ich könnte deine: "ich mache alles mit und reiß mir den A... auf" Grundstimmung (Opferhaltung)
in eine andere Richtung lenken und dir deinen eigenen Wert erkennen lassen.

S.Brant
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BloKK
Gold-User
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Anmeldungsdatum: 11.11.2014
Beiträge: 548

BeitragVerfasst am: 26. Dez 2014 20:57    Titel: Antworten mit Zitat

Viel kann ich dazu nicht sagen..
Opiate bestimmen sein Leben, Opiate werden immer ober dir stehen, an seiner ersten und obersten Stelle, seine Taten sprechen ja dafür, er kümmert sich um Drogen und nicht um seine schwangere Freundin/Frau.
Mach keine Fehler, lass ihn selber lernen, früher oder später wird er es einsehen aber KEINEN Druck ausüben, keinen Zwang, keinen Stress, nicht Streiten deswegen, nur Unterstützung wenn er sie braucht oder du findest er könnte sie brauchen. Mit Druck, Drang, Zwang und Stress erreichst nämlich das Gegenteil von dem was du willst, du sollst ihm aber auch nicht zeigen das er so wie er es jetzt macht, richtig macht.
Fang mit ihm ein normales Gespräch an, da wo er noch dazu in der Lage ist und überleg dir gut was du sagst, sag ihm du macchst dir Sorgen um ihn und um euer zukünftiges Kiind aber lass ihn nicht glauben das du denkst er würde ein schlechter Vater werden, unterstütz ihn, sag ihm das er nix falsch macht, sei nicht enttäuscht wenn er mal wieder voll dicht ist.
Und bezüglich dem wo du ihn im Dreck gefunden hast, könntest du ihn nicht fragen ob er sich zu Hause bei deiner Anwesenheit zuknallt?
Nichtmal der Ticker selber (auch wenn er vielleicht der beste Freund ist) weiß was er da hat ausser er stellt die Opioide selber her, kann sein das er mal richtigen Dreck bekommt , kann aber auch sein das der Überzeug bekommt, sich nen Schuss setzt der sich der goldene nennt. Zu Hause könntest du auf ihn aufpassen und Notfalls noch Hilfe rufen bzw. helfen.

Er nimmt Hero, oder? Pharmaopiate wären da nicht so schlimm weil man immer weiß was man hat und es iimmer ugestreckt ist.
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Kleeblatt
Bronze-User
Bronze-User


Anmeldungsdatum: 17.05.2014
Beiträge: 31

BeitragVerfasst am: 26. Dez 2014 23:35    Titel: Antworten mit Zitat

danke für deine Worte, S.Brant, du hast schon Recht dass ich mir selbst im Weg steh und dass ich eigentlich wieder auf das achten sollte, was mir gut tut. Es ist nur einfach nicht so leicht. Liebe, Co-Abhängigkeit... Sad

BloKK, danke für deine Tipps. Hab's vielleicht bissl komisch geschrieben, aber ich bin nicht schwanger. Hatte gemeint dass sein Kind aus früherer Beziehung übers Wochenende kommen wollte.
Konsum zu Hause ist ausgeschlossen, ich habe selbst zwei kleine Kids.
Er konsumiert kein H, "nur" pharmazeutisches Zeug, also Pola und Benzos. Er kennt aber absolut kein Limit, und wenn er eh schon dicht is, is der Verstand ja auch schon ausgeschalten und es endet meist im Desaster.
Ich weiß dass ich keinen Druck ausüben sollte, aber es fällt mir zunehmend schwer, bei Eskapaden ruhig zu bleiben... Sad
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Sebastian Brant
Silber-User
Silber-User


Anmeldungsdatum: 24.10.2014
Beiträge: 106

BeitragVerfasst am: 27. Dez 2014 13:40    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo Kleeblatt

Du hast ja einen neuen Thread eröffnet. Ob da zwischen "Ich weiß nicht mehr weiter..." und einem "Helft mir,
es zu verstehen..." da so der grosse Sprung da ist. Ich sehe das nicht ausser das du glaubst mit diesem "es"
(ich weiss über Drogen Bescheid) zu punkten. Deine eigenen Bedürfnisse, vielleicht das Kleid das du neulich
in der Stadt gesehen hast oder ein Wochenendtrip mit den Kindern, nicht mehr wahrgenommen, hinterste
Schublade. Traurig, traurig.

Um eins kann ich aber nicht umhin. Einen Einblick in den Set (Ausdruck aus der Filmbranche).
Morgens um halb sechs am Bahnhof ist so mit das Armseligste was es gibt. Der Kaffee am Stehausschank
etwas teuer, aber die Qualität okay. Flachmann gibt es erst ab sechs. Die Geldscheine in der Hose fest
umklammert, der Blick angestrengt in der Halle ob nicht doch von irgendwo ein erlösendes "Brauchst du was"
erscheint.
Arbeit verdrängt, Partnerin vergessen, Kind ausgeblendet. Der nahe kleine Park - das Königreich. JETZT.

Das Kind deines Partners hat mein vollstes Mitgefühl. Es hat sich evtl. die ganze Woche schon gefreut auf`s
Land zu kommen. Den Vater zu sehen. Eine vielleicht versprochene Kinderveranstaltung zu besuchen.
Vater platt.
Seine Partnerin tausend Fragezeichen. Träumt weiter vom vorwärts, geregelter Tag, harmonischen
Familienleben.
Bitte nicht stören.

S.Brant
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Soltau
Platin-User
Platin-User


Anmeldungsdatum: 06.11.2014
Beiträge: 1628

BeitragVerfasst am: 27. Dez 2014 14:46    Titel: Antworten mit Zitat

Zitat:
Konsum zu Hause ist ausgeschlossen, ich habe selbst zwei kleine Kids.
Er konsumiert kein H, "nur" pharmazeutisches Zeug, also Pola und Benzos


Ich an deiner Stelle würde mir der Verantwortung bewusst sein, dass du zwei Kinder hast und dass die beiden an erster Stelle kommen in deinem Leben.

Trenn dich von dem Mann, er kann wieder kommen, wenn er sein Problem gelöst hat.
Wenn er ein bisschen Verstand besitzt wird er das akzeptieren.

Und du willst ihn sogar noch verstehen. Hier sieht man die Co-Abhängigkeit; dass sogar schon der normale Menschenverstand ausgeschalten wird.
Auch wenn es schwer fällt, versuch einfach zu tun, was vernünftig ist für deine Familie.

Und halte dir vor Augen, dass er nur an SICH denkt. Wenn ihr ihn wirklich interessieren würdet, du und deine Kinder, würde er Wege finden und Einsatz zeigen.

Soltau
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