20 Jahre Heroin-Sucht - Hab ich noch eine Chance?

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micro88
Silber-User
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Anmeldungsdatum: 08.07.2011
Beiträge: 211

BeitragVerfasst am: 1. Aug 2011 15:20    Titel: Antworten mit Zitat

Hi Karam,

ich bin jetzt auch schon 19 Jahre dabei, aber ich bin mit der Substitution sehr zufrieden und sehe meine Lage daher nicht als hoffnungslos an. Wenn du mit Buprenorphin gut zurechtgekommen bist, suche dir doch einen Arzt in Frankreich (z.B. im Elsass). Rezept gibt's dann fuer einen Monat, muss alle zwei Wochen in der Apotheke eingeloest werden. Ein Arztbesuch, wenn du ihn selbst bezahlst, kostet nur 28 Euro. Zusammen mit dem Buprenorphin Generikum bleibst du auf jeden Fall unter 80 Euro im Monat.

Allerdings hatte ich auch in Deutschland nie Probleme, einen Arzt zu finden, der mir mindestens eine Woche Take Home gegeben hat, manchmal muss man halt dann weite Fahrten in Kauf nehmen, das war es mir dann aber Wert.

Viel Glueck

Doro
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cursty
Bronze-User
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Anmeldungsdatum: 29.09.2009
Beiträge: 33

BeitragVerfasst am: 1. Aug 2011 21:59    Titel: Antworten mit Zitat

wow, vielen Dank für die tollen feedbacks. Das war auch ein Grund, die Doku zu machen, nicht die tollen Feedbacks, aber hin und wieder mal zu hören, dass ich auf dem richtigen Weg bin, auch wenn ich meine Sucht durchaus noch nicht in den Griff bekommen habe.
Der Thread von Steaufmännchen interessiert mich sehr, ich werde danach suchen.
Mir ging es auch hauptsächlich daran, die Menschen um mich herum darauf aufmerksam zu machen, dass es jeden treffen kann, dass man es dem Menschen evtl nicht ansieht oder anmerkt, es sei denn, man hat mit der materie zu tun, und das es eine Krankheit ist und nicht eine Frage von wollen und nicht wollen. Ich habe nicht 4 mal komplett meine Existenz aufgelöst, wenn ich nicht wirklich gewollt hätte, aber irgendwie geht es dann immer wieder schief.
Was meine Kinder betriffe, habe ich Gott sei Dank immerzu meine eigene Kindheit, meine Wünsche und Sorgen in dem Alter vor Augen gehabt, Dinge, die ich längst vergessen hatte, und versucht, so gut wie möglich ihnen eine unbeschwerte Kindheit zu gestalten. Manchmal ging das sehr an die Substanz aber ich habe es immer geschafft, im letzten Moment die Bremse zu ziehen und mir Hilfe zu holen, das ist das Erste, was ich gerlnt habe, ehrlich zu sein, mit dem, was ich tue, und zuzugeben, dass ich es alleine nicht gebacken kriege. Das ist manchmal ganz schön schwer, besonders jetzt, wo meine große Tochter offensichtlich sehr Angst um mich hat, wenn sie mal mitbekommt, dass ich Beigebrauch hatte, sie sagt dann nichts aber sie hat Tränen in den Augen, das tut mir sehr weh, und trotzdem mache ich weiter, dafür hasse ich mich dasnn, was mir wiederum einen Grund gibt, zu vergessen und Beigebrauch zu haben...Ja, um Ausreden ist man als Junkie nie verlegen, ich verstehe es nur nicht, wie es manchmal so gut laufen kann und dann gibt es Perioden, wo es gar nicht geht...

Jörg ist wirklich ein ganz lieber Mensch, ich bin froh, dass es ihn gibt, ich kann ihn immer kontaktieren und er baut mich immer wieder auf, er hat schon mit seiner Hep C Therapie so viel mitgemacht in den letzten Jahren, ich bin glücklicherweise immun gegen A,B und C, hatte sie alle und habe nun Antikörper und nichts mehr nachweisbar...
ich hoffe, wir bleiben in Kontakt
Danke an euch und lg, cursty
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cursty
Bronze-User
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Anmeldungsdatum: 29.09.2009
Beiträge: 33

BeitragVerfasst am: 1. Aug 2011 22:09    Titel: @ frau Holle Antworten mit Zitat

Hallo Frau Holle, das mit deiner Tochter ist echt blöd, meine Kinder sind beide grundverschieden, die Große ist mit 5 in die 2. Klasse gekommen und hat mit 17 Jahren das Abi, noch mit 13 Jahren gemacht und will jetzt soziale Arbeit studieren, ein Traumkind. DIe Kleine ist 12 und am Sonntag von der Polizei nach hause gebracht worden, weil sie einen Mercedes Stern abgerissen haben. Ich wusste immer, dass der Teufel in ihr steckt und fürchte sehr, dass sie die selbe Laufbahn wie ich einschlägt. Ich dachte immer, man kann mit Erziehung und Liebe viel abfangen, aber es scheint doch, dass jeder Mensch auf seine Art auf die Welt kommt. Ganz ehrlich, wenn ich mein Kind auf harten Drogen erwischen würde, ich würde sie direkt in eine geschlossene Therapie stecken, bevor es zu spät ist, so lange, bis sie selber einsieht, dass es nötig ist und so lange ich das Sorgerecht habe. alles andere bringt nichts, in meiner Sicht. Ich habe das zu oft gesehen, zu viele Freundinnen, die nach Jahren nur einmal probieren wollten, wie das so ist, wie ich mich dann fühle, und alle sind drauf hängen geblieben. Noch ist Zeit, das man sagt, "Zeit heilt alle Wunden", wenn man erst mal zu lange drauf war, eist ein Teil des Hirns so kaputt, dass ich nicht wiß, ob das jemals wieder heilt. Es heißt ja, man ist 3 mal so lange physisch abhängig, wie körperlich, also 5 Jahre drauf, bedeutet 15 Jahre Abstinenz, bis du sagen kannst "jetzt habe ich eine Chance" aber das sind nur Sachen, die man so hört. Wobei ich mir das gut vorstellen kann. Es gibt Menschen, die sind so sensibel, die können das nicht nach aussen hin verarbeiten, also richten sie es gegen sich selbst, oder erst nach aussen, mit Musik (letztes Beispiel: Amy Winehouse) und dann, wenn sie erreicht haben, was sie wollten, gegen sich selbst. Ich habe 7 Jahre mit einem Musiker in England gelebt, glaub mir, ich habe viele, viele abstürzen sehen. und die meisten Junkies waren Künstler oder Musiker und konnten ihre Gabe nicht kanalisieren, oder nur zu einem gewissen Grad. Deswegen geht einem die Musik ja so rein, weil sie von der Seele geschrieben ist und einen teil eines jeden widerspiegelt...
gute nacht erstmal
lg, Cursty
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Karam
Bronze-User
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Anmeldungsdatum: 31.07.2011
Beiträge: 63

BeitragVerfasst am: 8. Aug 2011 01:17    Titel: Antworten mit Zitat

Sorry für die Verspätung, ich bin wieder voll drauf und da vergeht eine Woche oft wie ein Tag. Endlich hab ich mir Subutex besorgen können, das bedeutet, erst mal wieder Ruhe zu haben.

Warum nicht immer z.B. in Marokko bleiben? Gute Frage. Mal wars Heimweh, besonders nach meiner Mutter, mal hatte es finanzielle Gründe, dass ich nach Deutschland zurück bin. Dieses Hin- und Her geht nun seit über 20 Jahren so. Oft dachte ich: nun bist Du so stark und so gut drauf, jetzt kannst Du beruhigt nach Deutschland zurück und wirst dort nie mehr drauf kommen. Tatsächlich hat man hier ja viele Möglichkeiten, die man dort nicht hat. Nicht umsonst fliehen so viele Menschen unter Lebensgefahr nach Europa. In Tunis z.B. hatte ich 7-Tage-Woche in einem Restaurant von 10 Uhr morgens bis nach Mitternacht. Für keine 10 Euro am Tag. Ich hatte immer spätestens nach 12 bis 18 Monaten den Traum, zurück in Deutschland Karriere zu machen bzw. Kohle, und das hätte auch geklappt, wenn nur die scheißteure-Sucht nicht wäre. Hätte ich Geld, z.B. eine Rente o.ä. von 300 Euro schon, dann wäre ich nicht mehr hier.
Anja ("Anja33") schrieb:
Zitat:
Beim Thema Afrika fiel mir gerade Iboga tabernathe ein.
Kenn ich gar nicht. Hab eben bei Wiki nachgeschlagen, aber ich versteh nicht: Hilft das bei Opiat-Entzug?

Danke Doro ("Micro88") für den Tipp mit Frankreich. Kann dort jeder Hausarzt Subutex (Buprenorphin) verschreiben? Und ist die Einfuhr dann legal?

"Cursty":
Zitat:
...nicht eine Frage von wollen und nicht wollen. Ich habe nicht 4 mal komplett meine Existenz aufgelöst, wenn ich nicht wirklich gewollt hätte, aber irgendwie geht es dann immer wieder schief.

Kommt mir sehr bekannt vor. Ich denke inzwischen, es wäre vielleicht leichter gewesen mich mit meiner Sucht abzufinden, anstatt immer wieder dagegen anzukämpfen. Hätte ich mich damit arrangiert, wie auch immer, als Dealer oder als Substituierter, hätte ich weniger gelitten. Aber ich war ja über 7 Jahre im Heroin-Programm, sauberer Stoff auf dem Silbertablett, und trotzdem hat es mich am Ende immer mehr angewidert. Nicht nur, weil es kein Take-Home gibt und ich quasi 365 Tage im Jahr Köln nicht verlassen konnte. Die erste Clean-Zeit danach war wie ein Orgasmus, wie eine Wiedergeburt, das Leben kam wieder zurück mit aller Kraft, bunt und aufregend. So geil das H auch sein mag, aber es dämpft das Lebendige ab und lässt das Leben ereignis- und vor allem emotionsarm werden.
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micro88
Silber-User
Silber-User


Anmeldungsdatum: 08.07.2011
Beiträge: 211

BeitragVerfasst am: 8. Aug 2011 18:20    Titel: Antworten mit Zitat

Hi Karam,

ja, in Frankreich darf jeder Hausarzt Buprenorphin verschreiben, waehrend es Methadon nur in spezialisierten Zentren/Schwerpunktpraxen gibt. Die Verschreibung beim Hausarzt erfolgt allerdings auf einem speziellen Rezept mit Durchschlag, aehnlich zu den deutschen Betaeubungsmittel-Rezepten. Der Durchschlag bleibt in der Apotheke, du bekommst das Original zurueck mit einem Stempel drauf. Da du nur alle vier Wochen zum Arzt musst, aber entweder jede Woche oder alle 14 Tage in die Apotheke (in meinem Fall z.B.), gehst du dann noch ein bis drei Mal mit dem Rezept zur Apotheke. An die Apotheke ist man dann leider gebunden.

Bei Grenzuebertritten bin ich bisher zweimal kontrolliert worden (von Schweizer und von Deutschen Zollbeamten), und es war jedes Mal ok. Den Schweizern musste ich das Rezept zeigen. Rein rechtlich gesehen muesste man glaube ich das "Schengen-Formular" ausfuellen

http://www.indro-online.de/deutschland.htm

Allerdings trifft der dort geschilderte Fall nicht ganz auf dich zu, du waerest kein auslaendischer Substitutionspatient der sein Medikament nach Deutschland einfuehrt, sondern ein Deutscher der einen Arzt in Frankreich hat.

Da muesste man sich mal erkundigen..

lg

Micro
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Nero
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Anmeldungsdatum: 08.07.2010
Beiträge: 36

BeitragVerfasst am: 15. Aug 2011 14:29    Titel: so ist es Antworten mit Zitat

danke euch Oldies ! Very Happy
schön dass es doch noch richtige Alt-Junkies gibt. Viele, sehr viele sterben ja i-wie mit der Zeit.
Ich bin in einem bayr. Gasthaus aufgewachsen und daher mit dem Thema Sucht schon immer direkt konfrontiert. Im März war mein 40. - hab mit 20 Jahren einen regulären Fußballverein gegründet mit Freunden und wir 30 aktive waren zu 90 % Suchtis. Damals, da habe ich gerade Psychatrie-Pfleger gelernt, waren wir alle multi-tox, nahmen quasi alles was wir bekommen konnten. Nach 3 Jahren in der Liga starben dann 3 meiner besten Freunde und wir stellten den Spielbetrieb ein. Die Presse titulierte uns auch immer "der etwas andere Verein" , nur langhaarige etx. Die deutschen sind einfach sh..., daher sehe ich mich als Bayer Cool nun, habe auch 20 Entgiftungen gemacht(alle erfolgreich), 2 Therapien, kurze Haft erlebt (5 monate stadelheim) und 10 Berufe hinter mir. 250.000 € habe ich in 8 Jahren i.v. in die Adern gejagt. Doch seit sie mir den Führerschein genommen haben, gingz richtig bergab. und das hört i-wie nicht mehr auf. Bin nun 10 Jahre in Substi insges. mit Codein-Metha-Pola und jetzt wieder Metha. Seit ich 12 bin gabs ausser der Therapie eigentlich keinen clean tag- hmmm. obwohls clean besser geht, besonders hat man dann mehr Energie-trotzdem...nachdem es immer mühseliger wird bleibt diese Frage - wie lange mache ich dass noch mit. Aber hey, ich lebe, hab nur dieses eine Leben und daher mich entschlossen eine Anlaufstelle für Junkies zu gründen. So mit Essen für 1 € usw. kennt ihr vielleicht aus euren Städten. hartz 4 und drauf sein ist ein unlustiger Spaß auf Dauer. Ich hoffe die Medizin kann uns i-wann richtig helfen. PS. der Erfinder von Coca-Cola war ja auch morphium-abhängig und wollte einen trunk entwickeln, der ihm die arbeit erleichtert... hahahaha - so eigentlich wollt ich ein anderen Thread aufmachen... bis später Razz
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Karam
Bronze-User
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Anmeldungsdatum: 31.07.2011
Beiträge: 63

BeitragVerfasst am: 16. Aug 2011 15:00    Titel: Re: so ist es Antworten mit Zitat

Nero hat Folgendes geschrieben:
danke euch Oldies ! Very Happy
schön dass es doch noch richtige Alt-Junkies gibt. Viele, sehr viele sterben ja i-wie mit der Zeit...
...nachdem es immer mühseliger wird bleibt diese Frage - wie lange mache ich dass noch mit. Aber hey, ich lebe, hab nur dieses eine Leben und daher mich entschlossen eine Anlaufstelle für Junkies zu gründen. So mit Essen für 1 € usw. kennt ihr vielleicht aus euren Städten. hartz 4 und drauf sein ist ein unlustiger Spaß auf Dauer. Ich hoffe die Medizin kann uns i-wann richtig helfen. ... ... bis später Razz


Hallo Nero,
ich brauch keine Nudeln fürn Euro sondern Heroin oder wenigstens Opium/Opiate - und zwar legal, sauber und auf Kassenrezept. Eine Initiative von und/oder für Junkies find ich eine super Idee - aber ich bins verdammt Leid, ständig die kranke arme Sau zu sein, der man mit 1000 Sachen helfen will einschließlich guter Ratschläge ("Suchtberatung" etc.), aber dem man die einfachste und einzige Lösung verweigert. Kein Mensch ist stolz darauf, opiatabhängig zu sein, aber wenn es leider nun mal so ist, dann meine ich gibt es ein selbstverständliches Menschenrecht auf Medikation. Wir sollten endlich das 20. Jahrhundert der Verbote hinter uns lassen. Natürlich wär ich lieber clean, aber wenn oder solange es nicht klappt, frage ich mich, mit welchem Recht verbietet mir eigentlich diese Gesellschaft + dieses BTM-Gesetz, das zu nehmen und zu bekommen, was ich nun mal brauche.

Ich bin zwar kein Jurist aber ich glaube, das BTM-G ist das einzige Gesetz in einem Rechtsstaat, das Menschen bestraft, die niemanden einen Schaden zufügen (außer vielleicht sich selbst). Die Drogenpolitik ist mindestens so überholt wie die Berliner Mauer.
Eine Initiative, die Heroin für alle die es brauchen fordert, das fände ich zeitgemäß. Die ersten Schritte sind ja bereits gemacht, ich war von Anfang an dabei als Patient - zuerst im Modellprojekt und dann in der Regelvergabe in Köln. Seit einigen Monaten gibt es Heroin auf Krankenschein, aber eben bisher nur in wenigen Städten und ohne TakeHome. Jede Stadt kann inzwischen eine Heroin-Ambulanz aufmachen, die Gesetze dafür stehen, wir brauchen eine flächendeckende Versorgung. Schon einfach und allein deshalb, damit das Sterben aufhört. Auch Junkies haben ein Recht auf Leben und körperliche Unversehrtheit, außerdem auch wie alle Patienten auf beste medizinische Versorgung. Und die heißt nun mal Heroin, jedenfalls solange man es nicht schafft oder nicht schaffen will, clean zu sein. Diese simple Wahrheit gilt es in die Beton-Köpfe in den Rathäusern und Gesundheitsämtern zu hämmern. Dann werden die außerdem schnell merken, dass diese Lösung auch für die Gesellschaft die beste ist. Die Bullen werden entlastet und können sich den wirklich Kriminellen widmen (wenn sie dürfen), die Beschaffungskriminalität entfällt, die sog. Drogenmafia wird arbeitslos, die Abhängigen gesunden auffallend und sogar so weit, dass sie wieder anfangen zu arbeiten und Steuern zu zahlen, die Krankenkassen sparen enorme Summen ein, weil die Begleiterkrankungen der illegalen Sucht wegfallen und dazu die unzähligen und unsinnigen Not- und Verzweiflungs-Entgiftungen, die Justiz spart an Prozessen und die Knäste leeren sich, das Stadtbild wird nicht mehr verschandelt durch die "Platten" voller verzweifelter und kranker Menschen und nicht zuletzt erhalten die Süchtigen ihr Recht auf Leben zurück, das Sterben hört auf. Dieser ganze Wahnsinn, nur weil das Verbot einer Pflanze unreflektiert weiter aufrecht erhalten wird.
Kein "Heroin für Alle", das ist Quatsch, aber für alle die es brauchen.
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Intervallmorphinistin35
Silber-User
Silber-User


Anmeldungsdatum: 19.08.2011
Beiträge: 238

BeitragVerfasst am: 6. Sep 2011 20:40    Titel: Antworten mit Zitat

@Karam: Du sprichst mir aus der Seele!
Welcher Institution kann ich mich anschliessen um mich dafür einzusetzen?
Heroin legal auf Kassen- oder meinetwegen Privatrezept incl Take Home für 1Woche. Ein Traum oder?

Ich müsste bei " Rückfällen" nicht mehr aus Strassendope zurück greifen. Wäre herrlich da nicht illegal!
Mfg
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Yolande
Platin-User
Platin-User


Anmeldungsdatum: 01.06.2011
Beiträge: 1438

BeitragVerfasst am: 7. Sep 2011 14:06    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo Karam,

ich lese deine Beiträge wirklich gern, dein Stil gefällt mir gut. Warum schreibst du diesen Post nicht einmal an Stellen/ Initiativen, die sich für Heroin auf Rezept einsetzen? So etwas muss es doch geben. Irgendeine Lobby, die sich für euch einsetzt? Auf die Straße gehen...keine Ahnung, aber wenn ihr für eure Rechte kämpft, dann kann das doch nicht aussichtslos sein, oder?

LG
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CrazyMan
Platin-User
Platin-User


Anmeldungsdatum: 15.01.2010
Beiträge: 2108

BeitragVerfasst am: 8. Sep 2011 04:29    Titel: Antworten mit Zitat

Hey Karam,

hast du schon mal versucht oder daran gedacht, anstatt nach Afrika zu entfliehen, auf das Land zu ziehen? Je ländlicher, desto schwieriger, an Stoff zu kommen. Wenn man Glück hat (oder Pech, je nach Ansicht), wird im nächstgrößeren Ort etwas angeboten, das in derart mieser Qualität, dass man freiwillig clean wird. Als ich kürzlich meine Ex besuchte, in einer Gegend, wo sich Fuchs und Eule gute Nacht sagen, kam ich nach 15 Kilometern nur an sehr schlechtes H, weshalb ich vorzog, mein Geld zu behalten und mich weiter durchzuquälen, nachdem der Vorrat an Methadicct aufgebraucht war.

Natürlich ist auch eine ländliche Gegend keine Garantie auf Drogenfreiheit. Zur Not reist man eben ein paar Kilometer mehr, um an etwas brauchbares zu gelangen. Je östlicher aber in Deutschland, desto weiter weg also von der Grenze zu den Niederlanden, desto schlechter wird das H auch in größeren Städten. Mir persönlich war es das Geld nicht wert, auch wenn für 50 Euro ein 5'er Beutel erhältlich war - wie dünn, kann sich jeder denken! Es gab mir nicht mehr das, wonach ich üblicherweise ein Craving verspürte, und mit dem Wegfall dieses Gefühls, dieses Zustandes, was letztendlich zur psychischen Abhängigkeit führte, ließ auch der Drang nach H nach. Ich war mir sicher, würde ich dort dauerhaft wohnen, würde ich diese "schlechte Angewohnheit" alsbald ablegen und mich anderen, sinnvolleren Dingen widmen. Ob es bei dir ähnlich wäre, kann ich nicht sagen. Es soll ja nur ein Tipp, ein gedanklicher Anreiz sein.

Selber würde ich auch sehr gerne ins Ausland "entfliehen". Dort würde die Sucht mit Garantie in den Hintergrund treten, ist erst das körperliche überwunden. Doch auch ich werde familiär, Eltern und meine Kinder, an unsere Heimat gebunden.

Manchmal meine ich, der richtige Mensch an der Seite würde mir aus diesem Problem heraushelfen können. Also eine Partnerin zum Beispiel, wobei ich aber jegliche Beziehung vermeide, solange das Problem besteht. Wie sieht es denn bei dir aus? Bist du Single? Könntest du dir vorstellen, eine Partnerin zu haben, die dir täglich in den Allerwertesten tritt, dein Leben zu ändern?

Auch nach so langer Abhängigkeit, wie sie bei dir vorliegt, ist es möglich, der Sucht für alle Zeiten ade zu sagen. Ich denke da z.B. an den Journalist Jörg Böckem, der ein sehr unterhaltsames Buch geschrieben hat: "Lass mich die Nacht überleben - Mein Leben als Journalist und Junkie." Etwas Intellekt und Charakter vorausgesetzt, was wir hier im Forum doch alle haben sollten, und es wird jederzeit zu schaffen sein. Das hört sich einfach an und ist es im Grunde auch, wenn einem nur bewußt wird, was wirklich dazu treibt, an diesem destruktiven Verhalten festzuhalten, und wie man damit in einer Art und Weise umgeht, die den Konsum von Heroin vollkommen unnötig macht. Kein gesunder Mensch tut etwas ohne Sinn, ohne einen persönlichen Vorteil/Gewinn zu erlangen. Welchen Gewinn erbringt dir Heroin? Einen finanziellen sicher nicht, darin sind wir uns alle einig, es sei denn als erfolgreicher Dealer.

Nebenbei, während ich schreibe, denke ich auch über mich selbst nach und mir wird wieder etwas mehr bewußt, was für einen positiven Effekt Heroin für mich selbst hervorruft, ungeachtet all der negativen Konsequenzen. Ich denke, die Erkenntnis über die eigene Motivation, fortwährend Heroin zu konsumieren ist der Schlüssel für die Tür aus der Abhängigkeit heraus.
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