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laBamba Anfänger
Anmeldungsdatum: 18.08.2011 Beiträge: 2
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Verfasst am: 19. Aug 2011 00:00 Titel: Die Sucht nach dem Kick |
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Hallo,
ich bin neu hier und habe mich extra für diesen Thread angemeldet. Habe mir in letzter Zeit mal wieder viele Gedanken über mein Leben gemacht und mir ist etwas aufgefallen wozu ich jetzt gerne ein paar Meinungen hören würde:
Vorneweg: Ich lebe in einer gut situierten Familie, habe ein stabiles Umfeld, eine Freundin, soziale Kontakte, usw... Kurz: Man würde mir meine Probleme nie sofort ansehen oder zutrauen.
Ich leide aber schon seit schätzungsweise 4 bis 5 Jahren an einer Art "Lebensunlust". Klingt zunächst nach Depression oder eventuell sogar Borderline... Ich war vor zwei Jahren deswegen schon mal beim Psychiater, der verschrieb mir verschiedene Antidepressiva, die aber alle keinerlei Wirkung außer einigen unschönen Nebenwirkungen zeigten.
Auf jeden Fall habe ich in den vergangenen Jahren immer nach einem Weg gesucht, aus dieser gigantischen Langeweile und Gefühlstaubheit auszubrechen. Das führte dazu, dass ich mich immer wieder (praktisch gezwungenermaßen) in Situationen versetze, die mich aus dieser Lethargie rauskatapultieren, mir aber auch meist in irgendeiner Art schadeten.
Ich nutz(t)e die verschiedensten Möglichkeiten, um mir einen Kick zu verschaffen. Hier mal eine kleine Übersicht: Legale Drogen , Illegale Drogen (keine harten), Exzessiver Sport, Geld verprassen, Schlaf vernachlässigen (habe ohnehin ziemliche Schlafstörungen), bewusstes Überschreiten von Regeln und Gesetzen (Graffiti, Autoraserei), Provozieren von Autoritäten... um mal die üblichen Wege zu nennen, wie ich versuche, dem Alltagstrott zu entfliehen.
Diese Dinge mache ich aber fast ausschließlich allein. Ich gelte in meinem Freundeskreis fast schon als Abstinenzler und fahre auch immer vernünftig wenn andere Personen im Auto sitzen.
Es ist, als würde ich ein Doppelleben führen. Auf der einen Seite ein scheinbar funktionierender junger Mensch, auf der anderen ein emotional Verkrüppelter auf der Suche nach einer Ausflucht.
Das seltsame dabei ist: Ich betrachte mich in gewisser Weise durchaus als süchtig, allerdings nicht nach einer bestimmten Substanz oder Sache, sondern vielmehr nach dem Kick im Allgemeinen.
Es ist mir relativ egal, zu welchem Mittel ich greife, um diesen Kick zu erzeugen, wichtig ist nur, dass irgendetwas passiert, was meine Lethargie durchbricht. Ich wechsle praktisch zwischen allen mir zur Verfügung stehenden Möglichkeiten hin und her, je nachdem, was mir zur Verfügung steht und wie stark der Drang ist.
Es gibt Zeiten, da versteife ich mich ein paar Wochen auf den Sport und verliere dann von einem Tag auf den nächsten das Interesse. Es gibt Tage, da möchte ich mich in einen Rausch versetzen und wenn ich an die eine Droge nicht rankomme dann greif ich zur anderen. Dann folgen auch gelegentlich Zeiträume in denen ich ohne das alles gut klarkomme (mal sind es zwei Tage, mal auch zwei Monate). Früher oder später suche ich aber wieder irgendeine Form von Kick. Diese Gier nach Extremen fällt mir manchmal auch erst während dem jeweiligen "Exzess" oder sogar danach auf. Wenn ich mich an mehrere Abenden hintereinander abgedichtet habe -womit auch immer- folgt die Ermahnung durch den Kater o.ä. und ich besinne mich. Treibe dann zum Ausgleich beispielsweise wieder Sport und merke erst, das 140 Kilometer auf dem Rad einfach zu viel sind, wenn ich zitternd vom Rad absteige und die Treppe zu meinem Zimmer fast nicht mehr hochlaufen kann.
Es gab in den letzten Jahren immer Phasen mit mehr und mit weniger Drang nach diesen Kicks. Es gab mehrmonatige Perioden und nur Stunden andauernde Zeiträume in denen entweder die Vernunft und Ausgeglichenheit, oder aber ein irgendwie gearteter Exzess stattfand.
Mein Verhalten hat mir schon einiges an Ärger (vor allem mit meinen Eltern) eingebracht und ich würde es in Zukunft gerne in den Griff kriegen, weiß aber nicht, wo ich anpacken soll und was ich dagegen tun kann. Es ist schwer steuerbar und verselbständigt sich leicht. Auf Dauer kann ich aber mit dieser "Exzess-Sucht" nicht weiter leben.
Über Meinungen und Ratschläge würde ich mich freuen,
Grüße,
laBamba |
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Sonnenscheinchen Silber-User
Anmeldungsdatum: 09.06.2011 Beiträge: 202
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Verfasst am: 19. Aug 2011 09:24 Titel: |
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Hallo laBamba !
Eine Möglichkeit wäre, anstatt zum Psychiater der dir Medis aufschreibt, zu einem Therapeuten zu gehen um Therapie zu machen. Da kommst du sicher erstmal ein Stück weiter, zum Beispiel um dich selbst besser zu verstehen.
Ansonsten, hast du es denn schon mal mit Sportarten versucht die einen Kick geben ? Klettern, Gleitschirmfliegen, Canyoning, o.ä ? Auch gäbe es doch Vereine in die man sich einbringen kann, wo immer was los ist und man sogar noch Gutes dabei fabrizieren kann. Feuerwehr, Rotes Kreuz, Bergwacht o.Ä. Da wäre im Großen und Ganzen auch eine gewisse Regelmäßigkeit gegeben.
Was machst du denn schulisch oder beruflich, wenn ich fragen darf ?
Gruß, Sonnenscheinchen |
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Yolande Platin-User
Anmeldungsdatum: 01.06.2011 Beiträge: 1438
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Verfasst am: 19. Aug 2011 10:48 Titel: |
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Hallo Labama,
im Grunde ist das doch gar nicht so unschön deine selbst ernannte Exsess-Sucht. Ich meine, wenn du versuchst, diese Exsesse in halbwegs normale Bahnen zu lenken, dass ist deine Vielseitigkeit doch eigentlich etwas sehr Positives. Du willst dich lebendig fühlen und benötigst dazu möglicherweise stärker Impulse als andere, aber auch das ist an sich noch nichts unnormales. Ich meine, jeder Skispringer, Extremsportler...keine Ahnung, ist sicher immer auf der Suche nach einem Kick, ansonsten würde man sich doch nicht todesmutig nach unten stürzen und Millionen Menschen empfinden das einfach nur als Sport und schauen gespannt zu...Wen treibt es schon nach monatelange Vorbereitung auf den Mount Everest? Sicher Menschen, die ein bisschen verrückt sind, die abenteuerlustig sind, die körperlich an ihre Grenzen stoßen wollen, Menschen, die einen Traum haben...
Vermutlich hast du noch keinen ganz speziellen Traum, sonst würden deine so wie du es nennst Exsesse nicht so vielfältig sein, aber ganz sicher hast du ein Bedürfnis danach, die ganz stark spüren zu wollen. Das hat nichts mit Lebensunlust zu tun, meine ich.
Ich könnte mir vielmehr vorstellen, dass du ein Doppelleben suchst, weil du der Meinung bist, dass dir dein eigentliches Leben nicht reicht, dir aber durch was auch immer die Hände gebunden sind…..dafür gibt es zahlreiche Gründe….ich zähle hier nur mal ein paar auf, welches es sein könnten, aber natürlich nicht sein müssen. Das kannst du nur selbst beantworten: Vielleicht erwarten deine Eltern von dir ein ganz spießiges Leben, in welchem du abgesichert bist (guter Job, tolles Haus, großes Auto, schicke Frau….) und du willst etwas ganz anderes, aber eben diese Erwartungen nicht enttäuschen. Vielleicht liebst du deinen Freundin nicht, vielleicht werden deine Bedürfnisse nicht befriedigt, aber du traust dich nicht, dich zu trennen, weil eine Freundin zum normalen Leben dazu gehört…wie auch, ich könnte dir noch hundert andere Varianten aufzählen. Du musst heraus finden, in welchem Bereich in deinem Leben etwas anders ist, als dein Innerstes es fühlt und dann trau dich, dich davon zu befreien. Dabei kann eine geeignete Therapie wirklich sehr hilfreich sein. Wenn du aber auf Extreme stehst, dann würde ich dir Fasten in einem tibetischen Kloster empfehlen…..du fängst da an, dich extrem zu spüren und dein Geist erfährt eine nie gekannte Klarheit….manchen Menschen hat das schon zu sehr viel Einsicht und Tiefgang verholfen.
Ansonsten gibt dir einfach Zeit…du tust ja nichts vollkommen abwegiges…also warum nicht die Extreme ausleben.
LG |
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laBamba Anfänger
Anmeldungsdatum: 18.08.2011 Beiträge: 2
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Verfasst am: 19. Aug 2011 21:08 Titel: |
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Danke für die Antworten, sind interessante Ansichten dabei.
Ich spare derzeit auf eine Fallschirmlizenz, ist für mich als Schüler eine enorme Investition aber ich bin echt heiß drauf. Vielleicht hilft mir das in Zukunft meinen Drang in "vernünftigere" Bahnen zu lenken.
Freu mich über weitere Meinungen.
Schon mal Danke an euch,
Bamba |
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