Erfahrungsbericht:Von Pola 2ml ausschleichen,nicht geklappt

[Intervallmorphinistin35]

Guten Tag liebes Forum,
ich stelle mich mal vor: Ich bin 35 Jahre alt,glücklich verheiratet mit einem Nicht User,seit 4Jahren beruflich erfolgreich Selbständig,wenig bis kein Kontakt zur Szene.,seit ca. 19Jahre Userin,davon 11 Jahre mit Polamidon substituiert.Einige Entzüge,eine Umstellung aus Subotex, mit Pola die letzten Jahre stabil bis auf wenige Ausnahmen wo ich "mal Lust"hatte.Keine Vorstrafen,abgeschlossene Berufsausbildung,sozial unauffällig.
Nun wollte ich Ende des Jahres verreisen und wollte abdosieren.
Von 16ml Pola 0,25 prozentig, also 8 ml Pola a 5mg über ein Jahr runter dosiert in 1 ml Schritten:
16,15,14,13 ect. Das ging sehr gut bis auf 2ml. Kein Suchtdruck. Dann kam der Schritt auf 1,5 ml und danach 1 ml. Plötzlich ging es mir körperlich und gedanklich schlecht.
Bei 0,9 ml habe ich angefangen Shore zu rauchen um den Entzug zu lindern.
Hatte dann 4 Tage das Pola weg gelassen und "nur" geraucht. Das ging mehr schlecht als recht. Körperlich die hälfte des Tages ok, gedanklich schlecht und arbeiten ging auch schlecht.
Am Tag 4 zum Arzt gefahren ob er mich auf Suboxone umstellt. Er fährt jetzt in Urlaub und sagte, vor dem Urlaub nicht mehr umstellen.
Abends habe ich dann 0,8 ml Pola genommen und Blech geraucht.
Am nächsten Tag,also heute, habe ich um 7 Uhr 0,8 ml genommen, 8 Uhr 0,7 ml, 9 Uhr 0,5 ml und um 10Uhr 1,0 ml. Insgesamt 3 ml. Um kurz vor 11 Uhr ging es mir normal und ich konnte arbeiten.

Jetzt bin ich frustriert, denke ich habe zu schnell ausgeschlichen weil ich ja arbeitsfähig bleiben muss. Mein Mann fand die ganze Aktion auch wohl zu schnell. Er dachte wohl ich bleibe beim Rauchen hängen. Das ist jedoch nicht der Fall.Jetzt bin ich ja höher mit den 3 ml als vorher stabil auf 2.

Also neuer Plan: Stabilisieren und dann jede Woche 0,1 ml weniger.Mal sehen wie weit ich dann ohne Beikonsum komme.
Ansonsten werde ich bekennende Morphinistin die dazu steht dass sie "mal" was nimmt. Kommt vielleicht auf die Einstellung an wie man es rüber bringt. Mit so einer Aktion wie die letzte Woche bringe ich mein ganzes Leben, meine Arbeit und meine Partnerschaft aus dem Gleichgewicht. Kann ja nicht Sinn der Sache sein,oder?

Habt ihr irgendwelche Ideen oder Anregungen?

Grüße aus Niedersachsen

[micro88]

Sehe ich auch so, clean um jeden Preis kann's nicht sein. Bin in einer ähnlichen Situation wie du, seit 19 Jahren opiatabhängig, seit 17 Jahren substituiert, mit Nicht-User zusammen usw.

Als ich mich damit abgefunden hatte, für immer auf 170 mg Methadon zu bleiben, und jegliche Gedanken an Abdosieren aufgegeben hatte, fing ich wieder an viel Sport zu machen und meinen Hobbies nachzugehen. Irgendwann habe ich dann gemerkt, dass mir die Dosis eigentlich zu hoch ist, und konnte dann recht schnell auf 10 mg runtergehen. Das war aber kein geplantes Runterdosieren, ich habe einfach mal nur die Hälfte genommen, und hatte subjektiv die gleiche Wirkung. Von 10mg Methadon bin ich dann auf 0.8 mg Buprenorphin gewechselt. Zur Zeit nehme ich 0.6 mg.

Ich habe die besten Erfahrungen gemacht, wenn ich alles auf mich zukommen habe lassen. Wenn weniger den gleichen Effekt gibt, ok,wenn nicht dann nehme ich halt wieder die alte Dosis. Ich glaube locker an die Sache ranzugehen ist wichtig. Wahrscheinlich werde ich nie ganz clean werden, aber ich schaue mal was geht. Zumal ich gerade schwanger bin, ist es nicht empfehlenswert entzügig zu sein.

Lange Rede, kurzer Sinn: So ein Plan wie "jede Woche 0.1 ml reduzieren" würde bei mir nie funktionieren, da mich das stressen würde. Dein Leben ist doch auch mit Polamidon klasse, von daher, vielleicht hilft's bei dir auch, wenn du dir sagst, dass es eigentlich nebensächlich ist, wieviel du nimmst. Ist jetzt bestimmt nicht der tolle Tip oder so, aber bei mir wirkt "paradoxe Intervention"..

lg

Micro

[Intervallmorphinistin35]

Tag Micro,
paradoxe Intervention: Das ist gut, mit genau dieser Strategie bin ich schon oft gut gefahren.

Heute habe ich 3 ml Polamischung genommen und es war zumindest die ersten Stunden so ausreichend dass ich voll arbeiten konnte. Aber vor 5 Tagen war ich noch auf 1,5 ml. Durch die paar Tage Shore geraucht wieder so hoch dosiert? Wie kann das sein?

Mich nervt es, in diesem Substitutionsprogramm zu sein, fürchte irgendwann negative Konsequenzen beruflich oder auch wenn es darum geht später mal Leistungen zu beantragen gesundheitlich. Die Ämter vernetzen sich doch immer mehr untereinander.Stichwort berufstätig in sozialen Berufen, Führerschein ect...
Da ist mir unwohl. Ausserdem geht mein Doc irgendwann in Rente.

Am liebsten hätte ich das Substitut auf Privatrezept und zwar nicht als Substitutionspatientin sondern als ganz normale Schmerzpatientin. Vielleicht sind die Auflagen da nicht so hoch. Ein paar positive UKs und schon um den Substitutionsplatz fürchten und dann nicht mehr arbeiten können weil entzügig. Schlechte Vorstellung.
Darf der Arzt meine Substitution als Erfolgreich beenden und mich danach als Schmerzpatientin führen? Zur Not halt auf Privatpatient?
Substituierte haben irgendwie so einen schlechten Status in der Gesellschaft.

Liebe Grüße und danke für deinen Tip des "Deep Flow" Ich werde es beherzigen.
lgC