Erneuter Rückfall,aus dem Programm gefolgen

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Karam
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Anmeldungsdatum: 31.07.2011
Beiträge: 63

BeitragVerfasst am: 19. Feb 2012 15:50    Titel: Antworten mit Zitat

Vergleicht man die Erfahrungen von Sturmwind123 und Speechless, kann man wirklich meinen, hier würde aus verschiedenen Ländern berichtet. Tatsächlich sind die Behandlungsmethoden auch innerhalb der Bundesländer und sogar in denselben Städten dermaßen verschieden, dass man nur noch von absoluter Willkür und totalem Chaos reden kann.
Man sollte sich nur einmal vorstellen, man ginge z.B. mit Herzkranken oder Diabetikern in ähnlicher Weise um wie mit Drogenkranken. Dann würde man nach einem Herzinfarkt beim ersten Arzt zur Ader gelassen, beim zweiten bekäme man ein Medikament aus Schweineblut und Schlangengift und der Dritte würde die Behandlung gleich ganz verweigern, weil man sein Herz dermaßen hat verkommen lassen. Diabetiker bekämen mal minderwertiges Insulin, mal aber auch Krankengymnastik verschrieben, und wenn ihr Zuckerspiegel auf Kuchenkonsum schließen ließe, flögen sie raus und müssten ihr Insulin auf dem Schwarzmarkt kaufen.

Eine Facharzt-Ausbildung wie in anderen Bereichen gibt es für Suchterkrankungen in Deutschland nicht, es wird aber ständig suggeriert, die substituierenden Ärzte seien dazu "irgendwie" besonders qualifiziert. Tatsächlich genügen einige Tages-Seminare zum Erwerb der Zulassung zur Substitution, und die Motive nicht weniger Ärzte, diese zu absolvieren, sind, wie viele von uns schmerzhaft erfahren mussten, leider allzu häufig und deutlich weniger von wissenschaftlicher oder humanitärer als finanzieller Natur.

Man sollte sich auch vergegenwärtigen, wie die Mehrheit der seriösen Mediziner durch die Substitutions-Mafia gedemütigt und bedroht wird. Einem Arzt mit abgeschlossenem Studium und z.B. jahrzehntelanger Praxiserfahrung wird das Recht und die Fähigkeit abgesprochen, einen Opiatabhängigen zu behandeln und ihm z.B. auch nur ein Päckchen Hustenpillen zu verschreiben. Stattdessen wird er unter Strafandrohung genötigt, diesen Patienten an einen der substituierenden Dilettanten zu überweisen.
In keinem medizinischen Fachgebiet ist man einer derartigen Willkür, Unprofessionalität, Schikane und Geringschätzung ausgeliefert wie der Drogensucht. An der "Affenbande" der Süchtigen kann jeder Kurpfuscher sich austoben, ohne auf solche Belanglosigkeiten wie Respekt, Menschenwürde, Wissenschaft oder Patienteninteressen Rücksicht nehmen zu müssen.
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Tante_Metha
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Anmeldungsdatum: 18.06.2011
Beiträge: 58

BeitragVerfasst am: 19. Feb 2012 21:38    Titel: Ganz genau meine Erfahrung Antworten mit Zitat

Zitat:

In keinem medizinischen Fachgebiet ist man einer derartigen Willkür, Unprofessionalität, Schikane und Geringschätzung ausgeliefert wie der Drogensucht. An der "Affenbande" der Süchtigen kann jeder Kurpfuscher sich austoben, ohne auf solche Belanglosigkeiten wie Respekt, Menschenwürde, Wissenschaft oder Patienteninteressen Rücksicht nehmen zu müssen.


Die Arztpraxis unserer Nähe beinhaltet im Angebot: "Allgemeinmedizing und Substitution". Für die Allgemeinmedizin ist ein qualifizierter Arzt zuständig. Doch für die Substittution, seine (äußersts boßhafte, sadistisch veranlagte, du Junky ich Mensch) Frau, die vor langer Zeit, gerade mal eine Ausbildung als Kranktenschwester abgeschlossen hat. Sie hat eine Weiterbildung gehabt, so dass sie substituieren darf und lässt sich von ihrem Mann (dem eigentlichen Arzt dieser Praxis) in dieser Hinsicht nichts sagen.

So viel zu der so oft gerpiesenen Fachkompetenz. Twisted Evil



Die einzigen Patienten, die sie behandeln darf (und auch nur Metha vergeben, keine Ratschläge bei Beschwerden geben ohne Rücksprache mit ihrem Mann), sind Junky`s. Diese reden sie auch noch mit: "Frau Doktor ! " an (ich auch, pfui ), weil sie es nicht wissen. Sie klärt die Leute dann auch nicht auf, früher war es ja so üblich , sich ím Ruhm des Mannes zu suhlen.

So viel zu Respekt und Menschenwürde ! Evil or Very Mad


Danke Karam für deinen Beitrag,
besser hätte ich es nicht ausdrücken können.


Zitat:

Als ob wir auf diese "Verträge" irgendeinen Einfluss hätten. Ich hab echt den Eindruck, manche hier sind schon dermaßen gebrochen worden, dass sie ihren Peinigern nur noch nach dem Mund reden können. Solche Ärzte, wie die hier beschriebenen, sind für mich sadistische Tyrannen, denen das Handwerk gelegt gehört. Arzthelferinnen, die sublinguale Tabletten für die "Affenbande" in Wasser auflösen.


Endlich mal einer, der den Zustand (anders kann man es nicht nennen), in dem Medizinbereich Substitution erkannt hat und beschreibt.

Und bitte schreibt jetzt nicht: "es gibt aber auch andere 'Ärzte, die ja ..." oder " Aber mein Arzt ist ja anders... bla, bla, bla" .

Es ist halt so, dass man in Deutschland im praktischen Leben, beim Arzt keiner einhetilichen Substitution begegnet. Bei anderen Krankheitsbilder wie z.B. Diabetis, wäre dieser Zustand undenkbar...
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Karam
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Anmeldungsdatum: 31.07.2011
Beiträge: 63

BeitragVerfasst am: 19. Feb 2012 23:52    Titel: Re: Ganz genau meine Erfahrung Antworten mit Zitat

Tante_Metha hat Folgendes geschrieben:
Für die Allgemeinmedizin ist ein qualifizierter Arzt zuständig. Doch für die Substittution, seine (äußerst boshafte, sadistisch veranlagte, du Junky ich Mensch) Frau, die vor langer Zeit, gerade mal eine Ausbildung als Krankenschwester abgeschlossen hat. Sie hat eine Weiterbildung gehabt, so dass sie substituieren darf und lässt sich von ihrem Mann (dem eigentlichen Arzt dieser Praxis) in dieser Hinsicht nichts sagen.

So viel zu der so oft gepriesenen Fachkompetenz. Twisted Evil

Die einzigen Patienten, die sie behandeln darf (und auch nur Metha vergeben, keine Ratschläge bei Beschwerden geben ohne Rücksprache mit ihrem Mann), sind Junkies. Diese reden sie auch noch mit: "Frau Doktor ! " an (ich auch, pfui ), weil sie es nicht wissen. Sie klärt die Leute dann auch nicht auf, früher war es ja so üblich , sich ím Ruhm des Mannes zu suhlen.
...


Darf eine Krankenschwester - mit oder ohne Weiterbildung - überhaupt substituieren? So viel ich weiß, darf sie nur die Medikamente ausgeben. Aber wenn der Arzt ihr Mann ist und hinter ihr steht, kann man eh wenig machen.

Doch wie sieht es eigentlich aus mit dieser Arzthelferin, die Subotex in Wasser auflöst? Das ist ja wohl eindeutig - und selbst nach den eigenen Kriterien dieser Mafia - ein absolutes NoGo.
Macht die das regelmäßig so? Wissen der Arzt oder Apotheker davon?
Es ist natürlich eine andere Frage, ob es Sinn macht, wenn die Affenbande sich dieser Dame einmal annimmt. Aber es könnte ja wenigstens nicht Schaden, sie dabei mal zu- und unauffällig mit dem Handy zu filmen, und im Idealfall noch ein paar eidesstattliche Versicherungen zu sammeln von Affen, die das dann trinken mussten, und danach natürlich ganz massive gesundheitliche Probleme bekamen... Crying or Very sad

Aber ernsthaft: ich bin seit über 20 Jahren drauf und hatte 2003 das Glück, in die Heroin-Studie aufgenommen zu werden. Dort konnte ich erleben, was für ein Segen eine akzeptierende Drogenpolitik ist. Alles lief ohne repressive Schikanen und abstinenzideologische Bevormundung ab, übrigens auch fürs Personal eine massive Entlastung. Man bekam ein bis drei Mal täglich sein Heroin, die Dosis konnte man weitestgehend selbst bestimmen. Wer wollte, bekam abends noch zusätzlich Methadon ( wer z.B. nicht so oft kommen wollte/konnte oder die Nacht nicht ganz durchielt), Beikonsum von Straßenheroin fiel bei allen Teilnehmern sofort weg (war ja auch nicht mehr nötig). Anderer Beikonsum (Benzos, Koks) wurde zwar angesprochen aber nur in ganz seltenen Fällen sanktioniert, aber dann musste man wirklich schon über einen längeren Zeitraum komplett massiv neben sich stehen und eine wirklich offensichtliche Gefährdung vorliegen. Dann wurde mal jemand runterdosiert oder für eine Woche in eine Entgiftung geschickt, aber das war wirklich sehr selten. THC war sowieso kein Thema. Vor der Vergabe musste man abpusten und bei über 0,3 Promille musste man bis zur nächsten Vergabe warten. Man wurde freundlich behandelt und ernst genommen, und die PsB war perfekt, die haben den Leuten wirklich geholfen mit juristischen Problemen, bei Job- und Wohnungssuche, Psychotherapien organisiert u.v.a. In der Vergabe wurden sogar Interferon-Therapien bei Hep-C durchgeführt.

Während der ganzen fünf Jahre Modellprojekt ist kein Patient gestorben oder abgestürzt, im Gegenteil, die Ergebnisse waren bekanntlich so viel besser als in der Metha-Vergleichsstudie, dass darauf hin ja Diamorphin erst als Medikament zugelassen wurde. Und da waren die Maßstäbe wirklich hoch, denn es gab massive politische Widerstände, viele hätten die Studie nur zu gern scheitern sehen.

Da wird einem erst mal klar, wie unsinnig die ganze übliche Schikane ist bezüglich "Beikonsum" und die Verteufelung von Heroin.
Später wurde das Modellprojekt nahtlos vom Gesundheitsamt übernommen, und es hat sich nicht viel geändert. Wer wollte, konnte auf die PsB verzichten, die Promillegrenze wurde auf 0,1 reduziert und die Einzelbetreuung wurde weniger intensiv. Neben dem intravenösen wurde auch der orale Konsum (doppelte Menge) ermöglicht, das ist aber, glaub ich, noch nicht im Gesetz vorgesehen, hat sich aber bei einigen bewährt. Und natürlich ist bis heute ein Take-Home absolut ausgeschlossen. Man kann aber Metha mitbekommen, sogar für bis zu 30 Tage, wenn man z.B. verreisen will.

Leider musste ich umziehen und wohne nun in einer rheinischen Großstadt ohne Schore-Programm. Ich fühle mich wirklich wie zurück versetzt ins finsterste Mittelalter. Hier im Rathaus sind sogar die Grünen gegen eine Diamorphin-Vergabe. Die substituierenden Ärzte hier treiben ihre absurden Repressions-Spielchen und der ganze "Drogenhilfe"-Apparat schiebt sich gegenseitig die Patienten zu: von Entgiftungen in Therapie in Substitution zur Drobs in den Knast auf die Straße in Substitution in die Psychiatrie in abstinente Wohnprojekte auf die Szene in den Knast in Substitution etc.
Ein lukrativer Kreislauf, sich gegenseitig Unentbehrlichkeit bescheinigend und verteilt auf verschiedene Kostenträger geht es denen natürlich nur um das Wohl; nur leider nicht um das Wohl der Patienten sondern ausschließlich um das eigene.
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tine
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Anmeldungsdatum: 19.02.2012
Beiträge: 28

BeitragVerfasst am: 20. Feb 2012 23:21    Titel: Antworten mit Zitat

jo da hab ich auch eine kleine geschichte die mich sehr geschockt hat
und das hier zu lesen, bestätigt meine gedanken und
ich bin froh zu lesen, das es menschen gibt, die für die vergabe von diamorphin sind

http://www.rp-online.de/gesundheit/news/diamorphin-wird-kuenftig-von-krankenkassen-bezahlt-1.2323333

naja, voll drauf, im krankenhaus gelandet, und sbin auf pol eingestellt worden, in absprache mit meiner suchtärztin...so und ich endstation am denken...schluss, aus ich will nich mehr

am anfang hab ich das pola genommen...mir war klar...klinik, 4 wochen stationär, durchziehen...juhuu und ich konnte die ganze zeit schreien " ich ill mehr polaaaa"
so, kurzum, ein freund kam und sagte, ach komm, das schaffen wir, vom h is besser wie vom pola und du wirst nie zufrieden sein, glaub mir...einen gekifft, n bissel keta und ich hatte keinen bock mehr danach das pola zu nehmen!

aaber dann kam der dok und er meinte ich brauche das pola und zwang mich zwei tage lang es zu nehmen, unglaublich ich konnte dem alles erzählen und ich nahm es...aba die krankenschwestern in der nacht, haha, die ham nur dumm gekuckt(hihi) und dann bin ich am nächsten tag einfach gegangen...

aber ich find das unglaublich das dieser blöde arsch von dok ...hmmm
nuja ich wurde null ernst genommen, als ich dennen von meinem plan erzählte allein zu entziehen...und ni ins polaprogramm zu gehen...jajajahhh
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robger
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Anmeldungsdatum: 06.04.2010
Beiträge: 55

BeitragVerfasst am: 21. Feb 2012 20:27    Titel: Antworten mit Zitat

vielleicht kann auch ich mit der folgenden Begebenheit belegen, welch widersprüchlicher Substi-Alltag oft stattfindet , und zwar:

meine offizielle Substi-Zugehörigkeit beläuft sich nunmehr auf ca. 8 Jahre bei ein und dem selben Artzt und früher tolerierte dieser sogar den regelmäßigen Cannabiskonsum, solange bis jeglicher Beigebrauch gesetztlicher Seits untersagt wurde.

Seit dieser Zeit, versuche ich immer wieder meinen Artzt darauf hinzuweisen, daß die Methadon oder Subutex-wirkung den von mir eigentlich gewünschten effekt zu Heroin nicht annähernd erschließen kann und auch eine Dosiserhöhung konnte diesen Verlust nicht kompensieren. Zusätzlich würde ich bei einer direkten Offenlegung meines inoffiziellen und regelmäßigen Heroin-Beigebrauchs die sofort darauffolgende Entlassung riskieren, insofern werde ich dies auch tunlichst unterlassen, denn zumindest hat methadon den latenten Vorteil, den Tag entzugsfrei beginnen und arbeiten zu können.

Freitag ist Praxis-time, Urinkontrolle und Rezepteinholung, kurzweilige Gesichtskontrolle des Artztes und danach los zum Dealer, um die primäre Versorgung zumindest für die Tage am Wochenende zu gewährleisten.

Nun fragte ich den Artzt bei meiner letzten Praxtime, wann es denn endlich soweit wäre und die erste staatlich kontrollierte Heroinvergabe in unserem Landkreis in unmittelbare Existenz rücken würde, da die Kommunen doch seit 2010 gesetztlich dazu priviligiert sind, dies in Angriff zu nehmen?

Na Ja, der Artzt darauf, "Dir mein lieber werden sie das sowieso nicht genehmigen, denn aufgrund des von Dir vorbildlich geführten Substi-Verlaufes" würde dies in keinem begründungsfähigen Zusammenhang stehen..

`möpf

da blieb mir dann grund aprutem Resignationsüberfall nix mehr konkretes hinzuzufügen, ausser hier und nun mehr jetzt meine ich aber, daß sich das Gesetz zur flächendeckenden Erweiterung der kontrollierten Diamorphinabgabe, lieber ganz schnell die Papiertüte überstülpen sollte, bevor wir dieses Milchgesicht noch länger ertragen und mitanschaun müssen!

bis dann wieder..
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Karam
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Anmeldungsdatum: 31.07.2011
Beiträge: 63

BeitragVerfasst am: 22. Feb 2012 18:25    Titel: Antworten mit Zitat

@robger
Ganz unrecht hat Dein Arzt da leider nicht, denn laut Gesetz müssen bisherige Therapieversuche (dazu zählt auch Metha) gescheitert sein.
Guck Dir das Gesetz doch einfach selbst mal an:
http://npl.ly.gov.tw/pdf/6887.pdf
Aber sollte es in Deinem Landkreis überhaupt jemals eine Diamorphin-Vergabe geben, kannst Du trotzdem reinkommen. Dein angeblich so positiver Substitutions-Verlauf könnte sich schnell und rapide verschlechtern, außerdem wäre auch ein offenes Geständnis möglich, dass Du ihn über die acht Jahre "aus Notwehr" belogen hast.

Außerdem ist dringend eine Überarbeitung der Durchführungsbestimmungen fällig und nötig, vorher wird es wahrscheinlich - erst recht in Landkreisen - sowieso keine neuen Diamorphin-Vergabestellen geben. Für eine kostendeckende Vergabestelle sollen angeblich etwa mindestens 50 Patienten erforderlich sein. Eine solche Überarbeitung wird von allen, die sich mit dem Thema sachlich beschäftigen, gefordert, zuletzt auch auf dem Ärztetag. Sogar der Gesundheitsausschuss des Deutschen Bundestages schrieb z.B. in seinem Bericht von 2009:

"Gegen den Widerstand vor allem der Patientenvertreter haben KBV und GKV im Gemeinsamen Bundesausschuss nun Anforderungen an die Herointherapie beschlossen, die deutlich über den im Modellprojekt definierten liegen. KBV und GKV wollen damit ganz offensichtlich die Heroinbehandlung behindern. So bestimmte der G-BA unter anderem, dass Ambulanzen, in denen mit Heroin behandelt wird, mindestens zwölf Stunden geöffnet sein und über mindestens drei ärztliche Vollzeitstellen verfügen müssen. Damit sind vor allem kleine Ambulanzen mit wenigen Patientinnen und Patienten gefährdet. Ob sich unter diesen Bedingungen eine bedargsgerechte Versorgungslandschaft herausbilden kann, ist zumindest fraglich. ... Es darf nicht sein, dass der klare Wille des Gesetzgebers von KBV und Krankenkassen ausgebremst wird." Und weiter:
"Durch die Diamorphin-Behandlung ... können Kosten für die Behandlung späterer Folge- und Begleiterkrankungen, für wiederholte Entzugs- und Rehabilitationsmaßnahmen sowie für sonstige Drogenhilfemaßnahmen ... reduziert werden. Darüber hinaus ist für die öffentlichen Haushalte aufgrund der verbesserten Legalbewährung der Patientinnen und Patienten langfristig eine Ersparnis bei den durch Delinquenz verursachten Kosten zu erwarten. So hat die gesundheitsökonomische Begleitforschung zur Heroinstudie ergeben, dass sich die aufgrund von Delinquenz und Inhaftierungen entstandenen Kosten bei den mit Diamorphin behandelten Patientinnen und Patienten im untersuchten ersten Behandlungsjahr um 4 460 Euro pro Patient reduzierten."
... Ebenso sei eine "Zunahme der Anzahl regelmäßig arbeitender Abhängiger (in der Studie erhöhte sich die Anzahl derjenigen, die einer regelmäßigen Arbeit nachgingen, von 11 auf 27 Prozent)." zu erwarten.
Den Kosten einer Heroinbehandlung stünden "Einsparungen in Höhe von insgesamt 10 000 Euro pro Jahr" (+Patient) gegenüber.

Besonders interessant finde ich die Forderung von vielen Seiten, endlich Diamorphin-Tabletten zur Subsitution zuzulassen. Bisher ist im Gesetz nur eine intravenöse Vergabe vorgesehen. Diese ist aber deutlich teurer. Und am billigsten wäre sowieso eine flächendeckende Take-Home-Vergabe von Heroin-Tabletten. Aber davon sind wir leider noch einige Jahrzehnte entfernt.

Obwohl sich seit der Gesetzes-Verabschiedung 2009 NICHTS getan hat, stehen die Chancen gut, dass das Gesetz sich durchsetzt. Nahezu alle Berufsverbände und Fachleute setzen sich dafür ein (Sozialverbände, Berufsverbände der Psychologen, Ärzte, sogar der Polizei etc.) Leider sind wir Süchtigen nicht organisiert, darin sehe ich das größte Problem. Zweifelhafte Organisationen wie die "Drogenhilfen" oder substituierende Ärzte behaupten in unserem Namen zu sprechen, verfolgen aber überwiegend ihre eigenen Interessen. Was würde aus deren Jobs, wenn
es eine Direktvergabe gäbe? Der ganze "Hilfs"-Apparat geriete ins Wanken, die Pippi-Überwachungs-Labore, "Entgiftungen", Zwangstherapien (u.a. nach § 35), auch die Pharmaindustrie etc. - alle müssten wahrscheinlich Federn lassen. Schaut Euch doch mal das Gespräch zwischen dem Münsteraner Polizeipräsidenten und dem Indro-Vorsitzenden an:
siehe nächsten Beitrag.

Wer sich näher mit dem Thema beschäftigen will, dem schick ich gern weitere links und Infos.
Und bitte stimmt doch für die Umsetzung des Gesetzes zur Diamorphin-Vergabe im "Zukunftsdialog" der Kanzlerin:
https://www.dialog-ueber-deutschland.de/SiteGlobals/Forms/Vorschlaege/vorschlag_abstimmung_captcha-formular.html

Ich z.B. bombardiere regelrecht die Presse und alle politischen Stellen mit Briefen und Mails, in denen ich eine Diamorphin-Vergabe fordere. Für mich persönlich habe ich da sogar etwas erreicht. Es ist wirklich nicht hoffnungslos, denn im Gesundheitsministerium des Bundes und in vielen der Länder sitzen Leute, die durchaus dafür sind. Aber solange wir Süchtigen nicht selbst den Mund aufbekommen, wer soll uns dann hören?

Jetzt darf ich diesen Beitrag nicht absenden, weil zu viele Links darin sind.
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Karam
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Anmeldungsdatum: 31.07.2011
Beiträge: 63

BeitragVerfasst am: 22. Feb 2012 18:28    Titel: Antworten mit Zitat

Hier ist das sehr interessante Interview mit dem Münsteraner Polizeipräsidenten und dem Indro-Vorsitzenden:
http://ufafo.de/blog/2011/12/drogen-legalisieren-munsters-polizeiprasident-und-der-indro-chef-im-ufafo-interview/

Hoffentlich klappt das Absenden dieses Mal.
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robger
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Anmeldungsdatum: 06.04.2010
Beiträge: 55

BeitragVerfasst am: 23. Feb 2012 00:46    Titel: Antworten mit Zitat

@karam

Das ganze Unrecht einer fingierten Notwehrvariante meinerseits hat mein Artzt nun doch nicht verdient, weil ich ihn trotz seiner sonst streng konservativen Gangart, als einen umgänglich geformten Zeitgenossen kennengerlernt habe und ich weiß, daß er sich selbst auch genug mit der lauernden Willkür der Kontrollmaschinerie zur Wehr zu setzen hatte oder auch noch muß.

Aber sollte es so sein und das von mir hier etwas mindergeschätzte Substitutionsregelwerk unseres ansonst friedlichen Landkreises tatsächlich eine Durchführung zur Diamorphinabgabe realisieren, dann werde ich eben den ganz geraden Weg gehen und ein authentisches Verschlechterungs- Argument liefern, welches mir dann mit Sicherheit einen unbedingten Diamorphinbedarf bescheinigt.

Natürlich bin ich deinem klar und einleuchtend formulierten Abstimmungsaufruf längst gefolgt, habe sorgfälltig dafür gestimmt und auch entsprechend kommentiert, wobei dieser bedeutsamen Abstimmung auch innständig Ausdruck verliehen werden sollte, indem ich jedem hier mitlesenden Menschen ans Herz lege, dies umgehend zu tun, nicht für uns, sondern in Anbetracht der offensichtlichen Mißstände in punkto unzeitgemäßem Substitutionsregelwerk!

Den angeführten Beitragsabschnitt von dir karam sollte man unbedingt näher aufgreifen, indem substituierende Ärtzte erwähnt werden, welche meinen in ihrem Namen sachgerecht an unserer Zwangslage herum diagnostizieren zu können und somit eigentlich arglos über uns hinweg entscheiden und obendrein viel Geld mit unseren leidgeprüften Lebensläufen verdienen.

Wenn wir ehrlich sind, denken oder dachten doch viele von uns insgeheim schon lange, daß sie nur ein geduldetes und profitables Instrument der bisherigen Drogenpolitik sind, ich werde mich da nicht heraustehlen und dies absprechen.

Seit Jahren rebelliere ich und weise meinen Artzt ständig darauf hin, daß ich in Methadon keinen wahrhaften Freund sehe, sondern daß dieses Mittel jedesmal bei der Einnahme wie eine fehlgesteuerte Rakete an meinem Rezeptorzentrum vorbeischrammt und nichts ausser unangenehme Nebenwirkungen in Form von körperlicher und geistiger Schwerstträgheit hinterläßt, von Subutex ganz zu schweigen.

Dauerhaften Hautausschlag am ganzen Körper oder ein allgemeines Trägheitsempfinden wie auf Methadon hatte ich mit Heroin niemals, höchstens mal sporadisch ein paar unbedeutende Pickel um die Nase, welche durch den Bart nicht mal direkt zur Geltung kamen und auf meine Gedächtniseinschränkung, welche sich bei einstudierten Kleinarbeiten öfters breit macht seit ich Methadon nehme, will ich hier erst gar nicht ausführlich nachdenken.

Zusätzlich muß ich betonen, daß ich mich persönlich mit der oralen Einnahme des Diamorphins zufrieden geben würde, denn wie gesagt, ich benötige kein Sceneprozeder, sondern lediglich den effektiven Heroin- Ausgleich, welcher die gezielte Wirkung am Opiatrezeptor leistet und meinen Energiehaushalt, anders als Methadon begünstigt.
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Karam
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Anmeldungsdatum: 31.07.2011
Beiträge: 63

BeitragVerfasst am: 23. Feb 2012 02:53    Titel: Antworten mit Zitat

Die Vorteile des Diamorphins gegenüber Methadon wurden in den Modellprojekten eindeutig nachgewiesen. Darüber hinaus gibt es längst Studien, die die gesundheitlichen Risiken einer längerfristigen Methadoneinnahme nachweisen. Interessante Beiträge über dies und andere Themen finden sich z.B. auf den Seiten des Indro e.V., der sich nüchtern und überzeugend mit der Drogenpolitik und den "Drogenhilfen" auseinandersetzt (lesenswert auch eine Untersuchung über "Einstellungen und Vorurteile substituierender Ärzte"):
http://www.indro-online.de/startindexdeutsch.htm

Mit den Piraten ist jetzt eine neue Partei im Aufwind, die sich für eine ideologiefreie Versachlichung der Drogenpolitik einsetzt. Auch die Linken haben ähnliches zuletzt beschlossen. Den Grünen gebührt der Verdienst, z.B. die Diamorphin-Vergabe erst angestoßen zu haben, auf der Ebene vieler Kommunen und Städte sind sie was das angeht allerdings oft kaum von den C-Parteien zu unterscheiden. In meiner Stadt z.B. schrieben mir die Grünen auf Anfrage, ihre Initiative dafür sei "von der Verwaltung mit überzeugenden Argumenten zurückgewiesen" worden. Unglaublich aber wahr: absurder kann man demokratisches Politikverständnis nicht mehr auf den Kopf stellen, wenn offensichtlich nicht mehr die gewählten Ratsherren, sondern die Verwaltung die Richtlinien der Politik bestimmt.
Zudem haben wir die FDP und weite Teile der SPD auf unserer Seite.

Bei vielen Gegner einer Entkriminalisierung habe ich immer wieder den Einruck, dass es denen in erster Linie darum geht, man müsse uns Süchtigen um jeden Preis eine Direktvergabe prinzipiell verweigern. Die wollen lieber eine sauteure, wenig effektive und nicht nur gesundheitlich problematische Substitution, als uns die Heroinvergabe "zu gönnen", weil die das als eine "Belohnung" ansehen, die wir nicht verdienen. Diesen Personenzweig wird man mit allen medizinischen, politischen und ökonomischen Argumenten kaum überzeugen können. Für die werden wir in erster Linie immer schuldig und nicht krank sein. Denen ist es aus ideologischen Gründen egal, ob und wie ich verrecke, sie sind dafür sogar bereit zu zahlen, mich leiden zu sehen. Diese Leute sehe ich daher als meine ganz persönlichen Feinde an.

Und noch mal: trotz aller Widerstände derjenigen, die von der gegenwärtigen Misere profitieren, und das sind nicht zuletzt der ganze Komplex der sog. Drogenhilfen, aber leider auch weite Teile der Medien und eine Bevölkerungsmehrheit, die nach 100 Jahren Gehirnwäsche und Verteufelung schon bei Erwähnung der Worte Heroin oder Legalisierung das Denken abschaltet, in panisches Zucken verfällt und die eigenen Kinder in einer Mülltonne mit der Spritze im Arm dahersiechen sieht: die Chancen stehen nicht schlecht, weil wir inzwischen die Fachleute und Wissenschaftler aller Bereiche auf unserer Seite haben. Und ein weiterer Punkt wird in Zeiten des knappen Geldes zusätzlich immer wichtiger: eine Direktvergabe ist (gesundheits-)ökonomisch bedeutend vorteilhafter (auch weil billiger) für die Solidargemeinschaft.

Würden wir Süchtigen es jetzt hin bekommen, uns zu organisieren und mit einer Stimme zu sprechen, wäre das Ziel in greifbarer Nähe. Keiner will, dass Heroin bei Aldi verkauft wird. Aber stellt Euch den Segen vor, wir bekämen demnächst - von mir aus als registrierte Süchtige - vom nächsten Hausarzt jeden Monat unsere Schachtel Heroin. Wir könnten plötzlich wieder ein normales Leben führen. Das ganze - auch hier oft beschriebene - Elend hätte ein Ende. Man hätte zwar weiter das Handicap der Sucht, das will ich gar nicht beschönigen, aber das zusätzliche Leiden und Sterben fiele weg. Und die Therapien und Entgiftungen könnten sich endlich auf die Patienten konzentrieren, die sie freiwillig, ehrlich und selbstbestimmt antreten.
Leider habe ich keine Ahnung, wie wir so eine gemeinsame Stimme auf die Beine bekommen könnten. Schon meine bescheidenen Versuche, hier auf der Szene meiner Stadt mal mit Leuten darüber zu sprechen, scheitern schon in den Ansätzen.
Hat jemand Ideen, wie man so etwas angehen könnte?
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robger
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Anmeldungsdatum: 06.04.2010
Beiträge: 55

BeitragVerfasst am: 25. Feb 2012 00:13    Titel: Antworten mit Zitat

Ich denke, man wird in dem besonderen Streitfall der Drogenpolitik und dessen zeitnaher drogenpolitischen Umorientierung auf keine bescheidenen Versuche und Ideen mehr bauen müssen, denn das noch gewichtige Urteilsvermögen der festgefahrenen und werteurteilenden Weltanschauungs-Bevölkerung wird in dieser Entscheidungshinsicht spätestens dann nicht mehr maßgeblich beachtet werden, wenn eine politische Mehrheit das Machtwort spricht.

Es wird die Zeit kommen bei der die repressive Ideologie aus Solidaritätsprinzipien nicht mehr als zeitgemäßes Repräsentationsgut sondiert werden kann, wodurch eine zeitgemäßere Drogenpolitik und deren Neuausrichtungspläne implementiert werden.

Und auch wenn mich diese drogenpolitischen Verbesserungen nicht mehr direkt persönlich betreffen werden, so halte ich diese für die Zukunft drastisch nötiger, als die der heutzutage und bisweilen diskriminierend gearteten Drogenpolitik.

Ich hatte noch nie einen Wahlzettel zur politischen Abstimmung vor Augen, aber ab jetzt wird sich das grundlegend ändern.
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