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nyc33 Anfänger
Anmeldungsdatum: 01.05.2012 Beiträge: 1
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Verfasst am: 1. Mai 2012 12:05 Titel: Schizophrenie und Speed-Konsum |
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Was wäre das Leben ohne Risiko? Ohne Risiko gäbe es keinen Fortschritt, in keinem Bereich und wer ist schon interessiert an Langeweile und Stagnation? Wer jedoch eine immense Risikobereitschaft an den Tag legt, wie ich seit jeher, der braucht sich über Fehler mit irreparablen Schäden nicht zu wundern. Mein Bericht geht alle an, die Drogen konsumieren, oder in Erwägung ziehen, diese auszuprobieren. Wenn ihr noch könnt, dann geht einen großen Schritt zurück, Drogen sind kein Spielzeug, sie verändern euer Leben oder beenden es gar, so wie ich meines in spätestens 3 Monaten gewaltsam beenden muss, denn das Leben ist schon lange kein wirkliches mehr, mein Selbstschutz hört dort auf, wo anderes Leben gefährdet wird und dies ist leider der Fall!
Ein Suchtbolzen war ich schon immer, alles (wirklich ALLES) wird extrem und exzessiv betrieben, die Bezeichnung "in Grenzen" gibt es nicht, schon erst recht nicht, was Konsum betrifft und auch früher betraf. Rauchen wird gleich zum Kettenrauchen, nunmehr seit 18 Jahren (bin jetzt 33 Jahre alt). Das ich keine Treppe mehr rauf komme, könnt ihr euch denken. Alkohol entdeckte ich auch bereits in jungen Jahren und auch hier galt die Devise: Viel hilft viel! Notfalls auch allein. Dass ich nicht zur Alkoholikerin geworden bin, verdanke ich dem schönen Gras, an dem ich sofort klebengeblieben bin. Alkohol wurde zur Nebensache und die wunderbare Tiefenentspannung, die aus der Kifferei herrührte, war eine wunderbare Sache, die schnell zur Sucht wurde. Eine Sucht ohne Folgen, wie ich dachte und so kiffte ich 11 Jahre lang locker meine 7-10 Tütchen am Tag und fühlte mich gut, hatte ich doch meinen Alltag noch gut im Griff! Doch ich sollte mich irren, leider mußte ich dazu 27 Jahre alt werden. (Mein Graskonsum begann im Alter von 17 Jahren). Es begann mit gruseligen Klarträumen, Alpträumen, die sich ständig wiederholten, vom Muster jedenfalls stark ähnelten. Ständig erschien mir ein Mann, der mir erklärte, ich hätte schon einmal gelebt und ich wäre ein grausamer, egoistischer Mensch gewesen. Dieses Leben wäre eine Prüfung, die ich nicht bestanden hätte. Ich würde in die Hölle kommen. Was folgte, waren üble Angst-u. Panikattacken, aus dem Nichts heraus klopfte plötzlich mein Herz so derbe und schnell, dass ich dachte, ich würde es jeden Moment ausspucken. Mein Körper war vollkommen auf Flucht programmiert und ich vollkommen überfordert. Es folgte eine Zeit absoluten Wahnsinns, ich konnte nicht mehr schlafen und hörte plötzlich sogar eine leise Stimme, die meinen Namen nannte, mich fragte, warum ich nicht früher so war, wie ich jetzt bin. Sie hätte erfolglos versucht, meine Seele zu retten. Nach einiger Zeit und noch mehr Schlafentzug wurden es mehrere Stimmen, die sich nicht nur mit mir, sondern auch untereinander unterhielten, sie wurden langfristig auch lauter, verständlicher und leider auch bestimmender. Ich wurde furchtbar gequält. Tage-und nächtelang saß ich auf meinem Sessel, lauschte und unterhielt mich mit den Stimmen und meine Umwelt (und leider auch mein Job) wurden zunehmend vernachlässigt, bis neben den akustischen auch optische Halluzinationen eintrafen. Ich sah fackelnde Lichtgestalten und nach Tagen sogar den Teufel höchstpersönlich. Er gab sich als dieser aus und forderte mich auf, meinen Mitbewohner zu töten, dieser würde sonst meine Mutter umbringen. Ich, völlig verzweifelt, weigerte mich natürlich und betrat tagelang die gemeinsame Wohnung nicht mehr, um meinen Mitbewohner vor mir zu schützen. Nicht lange später dann der Höhepunkt: Trotz der Umstände habe ich mich zur Arbeit getraut, mittlerweile zu gar nichts mehr fähig, verzweifelt, verwirrt und zu keinem vollständigen, aussagekräftigen Satz mehr in der Lage. Nun saß ich da, als mir diese gruselige, bösartig klingende Teufelsstimme befahl, aus dem Fenster zu springen. Sollte ich mich weigern, würde er dafür sorgen, dass meine gesamte Familie bestialisch ermordet werden würde. Ich zitterte, ich heulte, stammelte unverständliche Silben und riss das Fenster auf, um raus zu springen. Meine Kollegen zerrten mich dort weg, riefen den Notarzt und ich landete in der Psychiatrie. Drogeninduzierte Psychose, hieß es zunächst und ich ließ jeglichen Graskonsum bleiben (bis heute). Es folgten trotz Abstinenz jedoch 2 Rückfälle innerhalb eines Jahres, sodass die Diagnose in Schizophrenie umgetauft wurde. Mittlerweile, nach 5 Jahren, lebe ich medikamentenfrei und mit (leisen) Stimmen. Seit meiner Klinikzeit leide ich unter einer furchtbaren, bleiernen Tagesmüdigkeit, konnte meinen Alltag nicht bewältigen. Und ich studiere doch. Zudem übe ich auch noch eine Teilzeitbeschäftigung aus. Um durchzuhalten und um der Frührente zu entgehen, griff ich zu Speed. Sollte nur vorübergehend sein, bis ich mich an Belastungen gewöhnt habe. Tja, was soll ich sagen? Ich war dämlich und naiv, denn ein Abbruch war nach den 2 Wochen nicht mehr möglich, das ist es bis jetzt nicht. Ich bin ein Langzeitkonsument, der nicht zu knapp dosiert. Wenn ich das Zeug gut einteile, komme ich mit 10 Gramm knapp 3 Tage aus. Ich bin soweit, dass ich 20 Lines benötige, um überhaupt zum Briefkasten zu gehen. Versuche, zuhause einen kalten Entzug durchzuziehen, sind kläglich gescheitert. Studium und Beruf leiden, na den Job habe ich letzte Woche verloren, denn ohne Stoff (leider auch mittlerweile MIT, dank Gewöhnung) kann ich mich zu nichts mehr aufraffen. Familie und Freunde beschweren sich und ziehen sich zurück. Ich wäre unverbindlich, was Termine angeht, aggressiv und seltsam geworden. Die Freunde, die von meinem Konsum wissen, gehen auf Distanz und setzen mich unter Druck, sie wollen nichts mit mir zu tun haben, wenn ich mir nicht helfen lasse. Doch auch das habe ich versucht. 2 Arztbesuche, ergebnislos, der Eine verschrieb mir ein leichtes Antidepressiva (?), der andere schrieb mich für 3 Wochen arbeitsunfähig, mit der Begründung:"Ein bischen Rückzug und Ruhe, dann kommt alles i.O." (?) Es ist nichts in Ordnung, rein gar und überhaupt nichts, ich ziehe nach wie vor ganze Berge weg, mein Körper und meine Psyche zerfallen zunehmend. Ich leide furchtbar, wie ein Hund, das Leben entgleitet mir immer mehr, alle Hoffnung ist gestorben, so wie auch ich sterben werde, wenn sich mir nun nicht eine letzte Chance auf Hilfe bietet, die auch von Qualität zeugt. Ich werde mich erschiessen, weil ich es muss, die Anschaffung einer Waffe, wie auch die von Drogen jeglicher Art, stellt (leider) kein Problem dar, aber welche Wahl habe ich, um diesem Problemhaufen, dem Leid und der täglichen Qualen zu entfliehen. Schlimmer noch, um das Leben anderer Menschen zu schützen? Ich stelle eine extreme Fremdgefährdung dar. Ich würde niemals einem Menschen, ob mir bekannt oder nicht, Leid zufügen wollen, auch nicht aufgrund einer psych. Erkrankung. Lieber würde ich mir wünschen, niemals existiert zu haben! |
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Pimpinelle Platin-User
Anmeldungsdatum: 30.03.2012 Beiträge: 1367
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Verfasst am: 2. Mai 2012 07:56 Titel: |
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Hallo nyc,
habe deinen Text gestern schon gelesen, komme aber erst heute dazu dir zu antworten. Ich habe selber (abgesehen von ein paarmal kiffen) mit illegalen Drogen nie weiter zu tun gehabt, mein Umfeld dafür umso mehr. Vor ein paar Jahren hatte ich mal eine Psychose, die hoffentlich eine einmalige Sache bleibt.
Alles in allem finde ich deine Situation grauenhaft. Die Diagnose Schizophrenie ist schon ein Hammer, aber wenn du leben willst (wovon ich eigentlich ausgehe) wirst du dich damit arrangieren müssen. Aber ich denke, vorrangig sollte dein Speedproblem gelöst werden, denn du scheinst dadurch alles nur zu verschlimmern, wenn ich deinen Text richtig gelesen habe. Ebenfalls lese ich, dass du verzweifelt und vergeblich nach Hilfe suchst.
Vielleicht wäre eine gute Idee, wenn du zu einer Drogenberatung gingest. Deine Problematik wird den Leuten nicht neu sein und ich könnte mir gut vorstellen, dass dir die Berater mit Rat und Tat zur Seite stehen können und ihr gemeinsam was bewegen könnt z.B. Entgiftung etc.
Was deine Psychose angeht, weiß ich nicht, ob du optimal eingestellt bist. Du schreibst, du hörst (leise) Stimmen, aber die sind dennoch bedrohlich und wollen dich dazu bringen, Menschen aus deinem Umfeld etwas anzutun bzw. sie umzubringen. Ich denke mal, das ist Alarmstufe rot und mehr als genug Grund für einen Aufenthalt in der Psychiatrie. Statt dir das Leben zu nehmen, wäre das doch vielleicht einen Versuch wert, oder?
Vielleicht ist es dir irgendwann möglich, mit den Stimmen halbwegs gut klarzukommen (wenn sie nicht "wegtherapiert" werden können) und hier Strategien zu entwickeln oder zu finden. Ich fänd es ausgesprochen schade, wenn du dich einfach in dein Schicksal ergibst und keinen Weg mehr findest als den, deinem Leben ein Ende zu setzen.
Wenn du von Fremdgefährdung und Suizidabsichten (nicht Suizidgedanken) sprichst, muss dich jede Psychiatrie aufnehmen.
Ich hoffe, dass ich dir wenigstens ein bisschen weiter helfen konnte. Würde mich freuen, wenn du dich hier nochmal meldest und weiter berichtest.
Alles Gute
Pimpinelle |
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carpuncel Silber-User
Anmeldungsdatum: 13.02.2012 Beiträge: 267
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Verfasst am: 2. Mai 2012 11:31 Titel: |
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Nichts im Leben kann so schlimm sein um sich selber Umzubringen! Und Probleme sind da um gelöst zu werden. Das allerwichtigste was du meiner Meinung nach brauchst ist eine große Portion Selbstwertgefühl und richtige Hilfe. Aber wenn ein Mensch sich nicht helfen lassen will und sich nur in der Opferrolle sieht dann bringt es auch nichts. Du hast dein Leben dazu gemacht was es heute ist. Also musst du auch die Kraft aufbringen und dir helfen lassen. Für mich klingt das hier nähmlich nicht nach einer Warnung für Leute die Drogen nehmen oder es vor haben sondern eher ein verzweifelter Hilfeschrei von dir. Ich hoffe wirklich das du es dir noch mal überlegst weil sich einfach umzubringen ist auch keine Lösung. Damit hast du dann nur bewiesen das du zu Feige warst dich deinen Problemen zu stellen. Hast du dich denn mal deiner Familie anvertraut und Ihnen mitgeteilt wie es um dich steht? |
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mesut76 Platin-User
Anmeldungsdatum: 04.03.2012 Beiträge: 1238
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Verfasst am: 2. Mai 2012 16:46 Titel: |
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carpuncel hat Folgendes geschrieben: | Nichts im Leben kann so schlimm sein um sich selber Umzubringen! Und Probleme sind da um gelöst zu werden.
genau
? |
Du hast dein Leben dazu gemacht was es heute ist.
Der Satz bringt es auf den Punkt !
[/quote]
Schöner Beitrag,
Mir tut deine Situation einfach nur Leid und von Drogen wegzukommen ist schon eine Hausnummer und mit der Schizophrenie, wird es umso schwieriger.
Was nicht heißen soll, das es nicht besser wird. Man, wir leben in Deutschland und hier geht eigentlich immer was. Du musst aber an dich gleuben und dir ein Cleanes Leben vorstellen können und dir Ziele setzen. Was du schon immer mal gerne mal machen wolltest, als Jukn geht das natürlich alles verloren weil man ja nur damit beschäftigt ist, Geld aufzutreiben und Stoff zu besorgen.
Du brachst erstmal Abstand von Drogen um dir mal Gedanken machen zu können, was will ich eigentlich ?
Wo will ich in 2 Jahren stehen ?
Was hat mir Spaß gemacht ? |
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