Warum nehme ich Subutex? - Warum möchte ich weg von Subutex?

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Leviathan
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Anmeldungsdatum: 30.03.2013
Beiträge: 983

BeitragVerfasst am: 2. Jun 2013 11:09    Titel: Warum nehme ich Subutex? - Warum möchte ich weg von Subutex? Antworten mit Zitat

Hallo zusammen,

Seit einem Jahr bin ich auf Subutex. Aktuell konsumiere ich 5 mg/Tag. Buprenorphin ist (bis heute) die einzige Substanz, die meine Depression killt. Anfangs besorgte ich mir Temgesic. Weil die kleinen Dosen schnell nicht mehr reichten, kam ich zu Subutex.

Wie gesagt, killt der Wirkstoff die Depression, was ja eine bekannte Wirkung ist und weshalb ich das Mittel überhaupt nehme.

Nach einem Jahr Konsum verspüre ich aber auch Unbehagen.

Ich finanziere meine Substitution privat. Die ca. 200,00 EUR, die ich jeden Monat dafür aufbringen muss, würde ich lieber gern für etwas Schönes, z.B. einen Urlaub, sparen.

Ich schlafe sehr schlecht. Konkret: nicht erholsam. Träume Mies, habe Schuldgefühle. Keinen Bock mehr auf Sex. Keine Freude mehr an schönen Dingen, wie z.B. an einem leckeren Essen...

Opioide, speziell Buprenorphin, wirken antidepressiv, vermindern aber auch schöne, positive Gefühle...habe ich jedenfalls mal gelesen. Kann ich bestätigen.

Nach längerem Konsum (wenn ca. 1 Jahr ein längerer Konsum ist), verspüre ich die Schattenseiten der Droge.

Ich wage jetzt das Experiment, langsam abzudosieren. Sehr langsam, da keinen Bock auf den Affen. Wenn ich bei 1mg/Tag angekommen bin, werde ich meinen Substi-Doc über mein Vorhaben informieren und ihn bitten, dass ich zur Substi zurückkehren darf, sollte ich rückfällig werden. Ich möchte die Erfahrung machen, ob sich die schönen Gefühle, wie z.B. die Lust auf Sex etc. wieder einstellen, die Depri etwaig verschwunden bleibt (wobei ich dafür keinen vernünftigen Grund sehe, dass das so Eintritt), das viele Geld einsparen.

Sollte es nicht klappen, könnte ich immer noch zurück in den Dauergebrauch von Subutex.

Ich wünschte, die kassenfinanzierte Substitution stünde mir ebenso offen, wie ehemaligen H-Usern. Das Geld für die private Substitution - das tut schon weh.

LG, Leviathan
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SAUBERMANN
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Anmeldungsdatum: 27.03.2012
Beiträge: 1356

BeitragVerfasst am: 3. Jun 2013 00:44    Titel: Antworten mit Zitat

hi,

ist das geld deine hauptmotivation?
weil du das am ende nochmal explizit sagst mit der kohle...

es gab in einem anderen forum, dem FOF, mal die diskussion, ob opioide sich für die behandlung von depressionen eignen würden... und bei tramadol wurde der antidepressive effekt auch in einer studie bestätigt.

es gab im FOF aber einen substitutionsarzt, der uns darauf hinwies, dass opioide bei langzeiteinnahme auch depressionen hervorrufen bzw. verstärken können.


und genau hier muß ich mal persönlich eingreifen und ein paar gedanken dazu loswerden:

ich habe lange jahre opioide genommen bzw. nehme noch immer methadon.

von depressionen bin ich schon mein halbes leben betroffen (bin jetzt anfang dreißig ca. und die ersten depressiven schübe kamen so mit ca. 16j.).

das wesen der depression wird ja oft unterschiedlich charakterisiert: die einen legen den schwerpunkt mehr auf die traurigkeit (was ja im grunde eher der begriff "melancholie" ausdrückt) und andere akzentuieren dabei stärker die "unterdrückten" und "gelähmten" gefühle, die man bei der depression so oft feststellen kann...

ich unterscheide hierbei, weil meine erfahrung mit opioiden und depression folgendermaßen ist:
während meine "melancholie" und "traurigkeit" auch bei längerfristiger einnahme von opiaten verschwunden ist, stelle ich leider fest, dass der kern der depression, nämlich diese "lähmung des gefühlslebens" irgendwann stärker denn je hervor tritt. und genau das macht für mich -neben der traurigkeit- auch die depression aus.

insofern ist es ein teufelskreis:
durch methadon werden meine extrem negativen gefühle zuverlässig gekillt. ich lasse das negative nicht mehr so an mich ran, wirke ruhiger und ausgeglichener.

mein gefühlsleben ist jedoch total abgestumpft: ich rege mich nicht mehr so sehr auf, ich trauere nicht mehr so stark, ich habe mich nicht wieder neu verliebt usw... zwar habe ich noch immer meine interessen und begeistere mich auch für dieses und jenes, aber im vergleich zu früher bleibt schon viel auf der strecke.

und das kenne ich leider nicht nur vom methadon, sondern von allen opioiden, die ich genommen habe.

und mit den jahren kam noch eine sache hinzu: ich habe das gefühl, dass mein dauerhafter konsum seinerseits eine depression auslöst bzw. verstärkt. man freut sich ja kaum noch wirklich über dinge. der alltag zieht an einem vorbei und man hat keine großen ausschläge im pendel, weder positiv noch negativ.

ich muß dazu meine ganz persönliche meinung mal loswerden: einerseits empfinde ich opiate als linderung für die geschundene seele. besonders am anfang sind sie durch ihre stark euphorisierende komponente wirklich "ein absolutes wundermittel". leider verfliegt dieser effekt irgendwann. und mit längerer dauer fängt es dann sogar an, dass der konsum zur belastung wird. man merkt, dass man immer weniger soziale kontakte hat, man macht so sein ding für sich und geht seinen alltagsroutinen nach... es ist relativ egal, wo und wie man wohnt, wo man arbeitet oder auch nicht arbeitet, ob man unter leute geht oder nicht, was man isst, wie das wetter ist usw... also im grunde reagiert man gar nicht mehr auf seine sinneseindrücke. und das, was das leben im grunde ausmacht, wird einfach übergangen...

ich muß für meinen teil sagen, dass ich mir absolut nicht vorstellen kann, noch ewig auf methadon zu sein. opiate haben mir viel gegeben, aber gleichzeitig auch noch viel mehr genommen. es kann nicht mein wunsch sein, noch 20 jahre so weiterzumachen. ich muß ja entscheidungen treffen: was mache ich beruflich weiter? studier ich noch etwas? wo will ich wohnen? will ich nicht vor allem mal wieder mehr mit freunden unternehmen und rauskommen aus meinem schneckenhaus? usw...

das sind alles dinge, die ich anfangs auch mit opiaten gut hinbekommen habe. aber mit der zeit ändert sich das total. das liegt auch daran, dass die euphorie wegbleibt und die abstumpfende wirkung mehr und mehr durchkommt...


naja... das ist so in etwas das, was ich empfinde mit dem konsum von opiaten.. ich weiß von anderen leuten, dass diese effekte auf methadon sehr ausgeprägt sind. aber auch bei anderen opiaten kommt es oft zu diesen effekten, wenn man dauerhaft konsumiert...
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Lugosi
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Anmeldungsdatum: 06.05.2013
Beiträge: 739

BeitragVerfasst am: 3. Jun 2013 01:46    Titel: Antworten mit Zitat

hallo Leviathan,

du bekommst tex als AD? - unfassbar!
ich finde es relativ verantwortungslos von einem mediziner dir tex gegen depressionen zu verschreiben, denn wie Saubermann schon schrieb
verfliegt die euphorisierende wirkung recht schnell und neben deiner
eingangsdiagnose kommt nun noch die abhängigkeit dazu.
ich check es echt nicht mehr, einerseits habe ich schon oft in den
verschiedenen foren gelesen wie streng die substi gehändelt wird,
welche auflagen gemacht werden und dann sowas.
ist dein arzt neurologe oder psychiarter?
ich hoffe für dich das du ganz schnell vom tex wegkommst und
du vielleicht das richtige medikament in zusammenarbeit mit
einem arzt findest.
das problem ist eigentlich, das teilweise eine reihe von medikamenten
ausprobiert werden müssen bis das richtige medikament gefunden ist.
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tuutsweet
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Anmeldungsdatum: 22.05.2012
Beiträge: 929

BeitragVerfasst am: 3. Jun 2013 08:58    Titel: Antworten mit Zitat

moinsen,
ich kann auch nur bestätigen , dass Opiate, besonders die nichtsynthetischen, aber auch Pola ,bei mir antidepressiv wirken.Bin seit über 20 Jahren substituiert , aber nicht durchgehend.In den Cleanzeiten habe ich die Palette an angesagten AD ausgetestet, mit wenig Erfolg. Was folgte waren Rückfälle , weil Opiate meinen Gedankenflash im Hirn besänftigen.Das die Gefühlswelt, wie auch sie Lust auf Sex darunter leidet ist eine NW , die scheisse ist, ich habe schon bisexuelle Veranlagungen entwickelt, weil mich das irgendwie geiler macht als konventioneller Sex mit einer Frau , die wenns schlecht läuft , wenig experimentierfreudig ist.
Antidepresssive Wirkung erzielt auch Lyrica bei mir, aber schon hochdosiert, 600mg/tag, aber nicht regelmässig , weil die Toleranz erheblich ist.
Sowas wie Doxepin,Dominal, Seroquel, also die Antidepressiva/Neuroleptika Palette etc, die viele Ärzte gerne raustun lehne ich total ab , weil die NW mir echt zu krass sind, aber das Zeug ist halt billig.
Lyrica verschreiben Allgemeinmediziner ungern , weil das Medikament sehr teuer ist und viele Ärzte noch nicht begriffen haben, das Lyrica eine ausgleichende psychische Wirkung erzielt.
Ich experimentiere auch viel mit Heilkräutern rum , wie Kratom oder manchmal tuts auch einfach ein herkömmlicher joint, um meine Stimmung zu heben.
Ne zeitlang hab ich viel getrunken, aber das Trinken stürzt mich in letzter Konsequenz in noch tiefere Depressionen.
Wichtig ist , das man einen Sinn in seinem Leben sieht und nicht denkt , das man als Hartz 4 Opfer festgelegt ist.
Der Mensch ist ein Gewohnheitstier und gegen "schlechte"Gewohnheiten sollte man ankämpfen.

Gruss
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SAUBERMANN
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Anmeldungsdatum: 27.03.2012
Beiträge: 1356

BeitragVerfasst am: 3. Jun 2013 17:38    Titel: Antworten mit Zitat

Lugosi hat Folgendes geschrieben:
du bekommst tex als AD? - unfassbar!
ich finde es relativ verantwortungslos von einem mediziner dir tex gegen depressionen zu verschreiben...
ich check es echt nicht mehr, einerseits habe ich schon oft in den
verschiedenen foren gelesen wie streng die substi gehändelt wird,
welche auflagen gemacht werden und dann sowas.


vllt. weiß sein substi-doc ja gar nicht, dass er das zeug GEGEN DEPRESSIONEN nimmt? das ist jetzt mal meine starke vermutung. es gibt zwar den sog. "off-label-use" und ein arzt ist in seinen entscheidungen schon recht frei. allerdings würde es mich sehr wundern, wenn ein deutscher schulmediziner subutex als AD verordnet. außerdem ist subutex eh nur zur substi zugelassen.
ich tipp mal darauf, dass leviathan sich zunächst temgesic besorgt hat (vom arzt oder schwarz) und auf die antidepressive wirkung gekommen ist und als er dann drauf war, ist er in privat-substi gegangen... wenn man erstmal opiatabhängig ist, kann man ja in substitution gehen.

das ist jetzt meine einschätzung der geschichte, da auch ich nicht glaube, dass ein substiarzt subutex als AD verordnet. die stehen ohnehin unter strenger beobachtung und der arzt hätte nur stress mit so nem exoten-patienten...

ps.
mir fällt grad noch ein, dass es sein könnte, dass sich die zulassung eines medikaments nur auf die kostenübernahme der KK bezieht? insofern wäre der arzt bei einem selbstzahler ja nicht daran gebunden, weil der sein medikament ja komplett selbst zahlt... aber auch dann würd mich wundern, dass ein arzt das mitmacht... ich kenne viele ärzte.. und mit benzos u. opiaten sind fast alle vorsichtig.. selbst die berliner "tilidinärzte" sind extrem vorsichtig geworden u. verordnen kaum noch an fremde.. und schon gar nicht auf kassen-RP...
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Leviathan
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Anmeldungsdatum: 30.03.2013
Beiträge: 983

BeitragVerfasst am: 3. Jun 2013 17:43    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo Zusammen,

erst einmal vielen Dank für Eure Beiträge. Ich freue mich über jeden Einzelnen .

Ja, es kommt schon darauf an, wie man eine Depression definiert. Meine Definition ist eine anhaltende Traurigkeit zusammen mit dem Verlust sämtlicher Lebensfreude und die körperliche Komponente, die einen in die Lage zwingt, kaum mehr banale Alltagsdinge erledigen zu können. All das habe ich schon erlebt in Verbindung mit aufkommenden Suizidgedanken.

Was es am Markt an AD-Medikamente gibt: Ich habe sie allesamt probiert. Über viele Jahre. Teils mit etwas Erfolg (Arbeiten wie ein Zombie möglich), jedoch nie mit anhaltendem, nachhaltigem Erfolg. Nebenwirkungen, zum Teil echt krass, waren immer dabei. Viele AD haben überhaupt nicht antidepressiv gewirkt.

Es trifft zu, dass Opis die Depri killen. Es trifft zu, dass Opis, insbesondere bei Dauerkonsum, Depris auslösen können. Und ich stimme denjenigen von Euch zu, die sagen, dass die Opis auch nehmen, nämlich die schönen Seiten des Lebens, insbesondere das Gefühlsleben abstumpfen. Teilweise merke ich es ja selbst.

Ich habe mich über den Bezug auf dem Schwarzmarkt abhängig gemacht. Tex als Strohhalm, weil nichts mehr half. Letztendlich ist es aber auch egal, ob man über den Gebrauch von H zu Methan, Pola oder Tex kommt, oder über den Dauergebrauch von Tili oder Tramadol, oder so wie ich. Es gibt viele, viele Leute, die von niederpotenten Opis abhängig geworden sind, aber diese Menschen sind bestimmt nicht besser dran, bloß weil Tili und Co. niederpotent sind.

Ich gebe auch gerne zu, dass das chillige Gefühl nach dem Konsum solcher Substanzen ein schönes Gefühl ist und ich wäre nicht ehrlich, wenn ich es leugnen würde, den Rausch zu genießen.

Ich beziehe mein TeX von einem Substi-Arzt, nachdem ich ihm meine persönliche Situation und meine Anamnese offen und ehrlich geschildert habe.

Ich möchte mich nicht damit anfreunden, für den Rest meines Lebens Opis zu konsumieren. Der Dauergebrauch ist mit Sicherheit nicht der Königsweg. Was letztlich wird, vermag ich heute nicht sagen zu können.

Es geht mir auch ums Geld, aber eben nicht nur. Einerseits ermöglicht mir das TeX, dass ich überhaupt noch in der Lage bin, arbeiten zu können, andererseits dämpft es mein (positives) Gefühlsleben.

So viel im Moment von mir.

LG, Levi
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SAUBERMANN
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Anmeldungsdatum: 27.03.2012
Beiträge: 1356

BeitragVerfasst am: 3. Jun 2013 17:57    Titel: Antworten mit Zitat

und noch was:

@leviathan: du solltest dich innerlich schonmal auf den punkt vorbereiten, an dem subutex bei dir evtl nicht mehr antidepressiv wirkt. leider geht bzw. ging das ja vielen konsumenten so, dass irgendwann nur noch die üblen NW von den opioiden durchkamen, aber nix mehr von der guten wirkung blieb.

hier noch ein persönlicher gedanke von mir: seit der jugend litt u. leide ich immer wieder unter sehr starken depressionen, die periodisch auftreten und mal kürzer (einige monate) und mal länger (einige jahre) bleiben bzw. blieben. ich war bei ärzten, habe alle möglichen medikamente durchprobiert, war bei psychiatern usw... NICHTS HAT GEHOLFEN!

ich bin kein mitarbeiter von der AOK oder so, auch wenn sich das folgende evtl verdächtig nach so jemandem anhören mag... es ist so, dass es in all den jahren eine phase von ca. 3 jahren gab, in der in komplett frei von depressionen war. und das war, als ich täglich ausdauersport gemacht habe.
ich bin täglich, mind. aber 5x die woche, mind. 1std. laufen gewesen, bei jedem wetter. dazu habe ich noch 2-3x fußball gespielt die woche... ich hatte keine schlafstörungen mehr. ich fühlte mich fit und frisch. ich bin an der uni in den 5. stock über die treppen hochgelaufen, ohne ins schwitzen zu kommen (inzw. bin ich vom metha derart aufgedunsen und am schwitzen, dass ich keine 15m laufen mehr schaffe, ohne zu japsen).

jedenfalls habe ich in dieser zeit auch keine drogen gebraucht. ich hatte nichtmal suchtdruck. das war verrückt. ein superschönes gefühl. leider ist es nicht so easy, sich dazu zu motivieren, wenn man n paar jahre raus ist und n hänger-lifestyle gewohnt ist mit rumlungern vorm pc, softdrinks und relativ ungesunder ernährung...

ich weiß, dass es jedem von uns schwerfällt, sich zu sowas aufzuraffen. mir fiel es damals die ersten 5-6 wochen schwer. da mußte ich mich täglich zum joggen zwingen. ich hab mich immer gewundert, warum so viele leute laufen angeblich toll fanden.. "alles lügner!", dachte ich... aber nach dieser zeit fing es langsam an, besser zu werden und ich freute mich regelrecht aufs laufen.. nach einigen monaten hatte es dann suchtcharakter und ich mußte mich nicht mehr zum laufen zwingen, sondern dazu, nicht zu laufen. denn irgendwann begann ich, 2x am tag jew. 1std. zu laufen und das war dann doch irgendwie zu viel für meinen tagesablauf...

naja, ich wollte das hier mal anmerken. jeder, der es noch nicht über einen LÄNGEREN ZEITRAUM MIT SPORT versucht hat, sollte die hoffnung nicht aufgeben. wer bis jetzt vergeblich auf ein gegenmittel zu den depressionen gewartet hat, sollte in einer guten lebensphase ruhig mal n test machen, ob das was für ihn ist..

ich werde definitiv auch wieder anfangen, sobald ich es geschafft hab, mitm metha weiter runterzugehen.. denn ich kann mit einer hohen methadosis kein sport machen...
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SAUBERMANN
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Anmeldungsdatum: 27.03.2012
Beiträge: 1356

BeitragVerfasst am: 3. Jun 2013 18:16    Titel: Antworten mit Zitat

Leviathan hat Folgendes geschrieben:
Was es am Markt an AD-Medikamente gibt: Ich habe sie allesamt probiert. Über viele Jahre. Teils mit etwas Erfolg (Arbeiten wie ein Zombie möglich),


genau deshalb habe ich mit den AD's abgeschlossen. sowas fresse ich nicht mehr. punkt.

das ist leider auch ein großer grundfehler unseres therapiewesens: auf jeder homepage von psychiatrien, suchtkliniken, psychosomatischen kliniken usw. findet sich IMMER der grundsätzliche hinweis auf eines der obersten therapieziele:

"DIE ARBEITSFÄHIGKEIT DES PATIENTEN SOLL WIEDER HERGESTELLT WERDEN!"

da denk ich mich doch: "seid ihr alle total behindert, oder was? da kommt jemand mit suizidgedanken, suchtproblemen usw. und sucht antworten auf existenzielle fragen und eure scheiss-hauptsorge ist, dass er möglichst bald wieder dem system dienen darf und als seelenloser zombie im callcenter dem kapital dient!"

meine erste sorge wäre ja mal die GESUNDHEIT. und das ist mehr für mich als nur die erwerbsfähigkeit. zumal unser system völlig krank und pervertiert ist und gerade deshalb werden ja so viele leute "krank".

die depression kann man m.e. am besten durch eine zweigleisige "therapie" in den griff kriegen:

- die hirnchemie muß intakt sein. mag sein, dass ADs diesbzgl. vielen menschen helfen. opiate tun das -zumindest zeitweilig- aber auch.

- das eigene leben muß mit der eigenen persönlichkeit einigermaßen in einklang stehen. wenn ich einen job mache, bei dem ich mich total unwohl fühle, ist es doch kein wunder, wenn ich unglücklich bin.
unsere zwischenmenschlichen beziehung müssen wir ins lot bringen (sofern das in unserer macht steht. leider gibt es auch hier wieder dinge, die wir nicht beeinflussen können, zb. wenn wir von einem geliebten menschen verlassen werden usw.).
und es ist dabei ganz wichtig, dass wir erkennen, WER WIR WIRKLICH SIND. das hört sich leichter an, als es ist. wir sind von klein auf nämlich vollgemüllt mit fremden ideen, werten und gedanken. die mutti will, dass du BWL studierst, oma findet BWL scheiße, papa interessiert sich gar nicht für dein leben, die geschwister sind alle erfolgreicher als man selbst usw... wir sind aller voller komplexe.. die jungen mädels kotzen ihr essen aus, weil sie sich "zu fett" fühlen, mit 30 denken sie, dass sie jetzt unbedingt n kind haben müssen (sozialer druck), aber gleichzeitig muß "die moderne frau" ja auch im job erfolgreich sein.. und dies und das... es ist ein drama.
damit müssen wir aufräumen. wenn uns das ein kleines stück weit gelingt, haben wir ganz gute chancen, auch mal ohne scheiß-depressionen zu leben...
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Leviathan
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Anmeldungsdatum: 30.03.2013
Beiträge: 983

BeitragVerfasst am: 3. Jun 2013 19:48    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo Saubermann,

Etwas weiter oben schriebst, du vermietet, dass ich mir zunächst Temgesic besorgt habe und dann...

Ja, genau so war es. Nur, dass ich mich über die AD-Wirkung von TeX erkundigt habe, bevor ich mir Buprenorphin in niedriger Dosis besorgt habe. Wie ich schon sagte, weiß mein Substi-Doc davon und es stimmt, dass ich drauf bin.

In Deinem letzten Post sprichst Du von Einklang mit sich selbst, mit der Umwelt etc und -m.E. ganz wichtig - von Ausdauersport. Ich stimme Dir in allen diesen Aussagen voll und ganz zu. Gab es doch mal eine Zeit, da bin ich jede Woche 4 bis 5 mal je 10 Kilometer joggen gewesen. Es ist bekannt, dass Ausdauersport gut gegen Schwermut ist. Aktuell habe ich mit Laufen wieder angefangen. Noch schaffe ich nur so 2,5 Kilometer in wirklich langsamen Tempo. Aber ich steigere mich langsam.

Ich glaube, dass diese schnelllebige Zeit, in der einzig der Erfolg, der Profit steht, die Menschen krank macht. Selbst wenn man versucht, bewußt gegenzusteuern, innezuhalten, es gelingt den wenigsten Menschen, sich davor zu schützen. Dann sucht man nach Entspannung, nach Ruhe, nach Ausgleich und wo finden wir das? Richtig. Indem wir psychotrope Substanzen gebrauchen. Fürwahr, nicht ein jeder greift zu Drogen. Aber die Zahl derer, die es tut, ist schon sehr groß. Man denke nur an die vielen, deren Alkoholkonsum kritisch ist.

Pervers ist die Art zu leben, wie wir leben. Arbeiten, funktionieren für den Profit, in vielen Fällen für den Profit einiger weniger Anderer. Nicht alle überstehen das unbeschadet.
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Leviathan
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Anmeldungsdatum: 30.03.2013
Beiträge: 983

BeitragVerfasst am: 3. Jun 2013 19:52    Titel: Antworten mit Zitat

Edit: ...du vermutest (das Teil verbessert ständig, was ich schreibe...)

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SAUBERMANN
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Anmeldungsdatum: 27.03.2012
Beiträge: 1356

BeitragVerfasst am: 5. Jun 2013 22:37    Titel: Antworten mit Zitat

hallo leviathan,

ja, ein guter beitrag von dir...

bei mir ist es so, dass ich einerseits einige blessuren aus dem elternhaus mitbekommen habe, die meine depressionen sicherlich mitverursachen.
hinzu kommen gewisse probleme mit dieser gesellschaft und ihren anforderungen an mich. ich nenne das mal "anpassungsprobleme".

ich habe nie verstanden, warum ich von meiner lebenszeit in einer woche 5 tage a 8 std arbeiten soll... wenn wir in einer art "nachkriegsgesellschaft" leben würden, wo es darum geht, in möglichst kurzer zeit den wiederaufbau zu schaffen, ist das ja ok. oder wenn man -wie bei der jetzigen flutkatastrophe- sandsäcke stapelt und dafür tag und nacht arbeiten muß... aber wieso sollte ich meine lebenszeit damit verschwenden, für eine firma zu arbeiten, die auf meinem rücken profit macht und diesen überschuss dann an reiche leute ausschüttet, die aktien besitzen und diese "dividende" kassieren, obwohl sie selbst nie einen finger krumm gemacht haben dafür... oder in kleinerer form: warum soll ich für ne firma arbeiten, wo in erster linie der chef einen nutzen daraus zieht?

klar, das klingt jetzt sehr weit links. und es trifft ja auch nicht auf jedes arbeitsverhältnis zu. ein arzt in eigener praxis zb. kann sich darauf berufen, dass er menschen hilft.

oder ein selbständiger handwerker, der "SINNVOLLE" dinge herstellt oder dienstleistungen anbietet, hat solche probleme in der form auch nicht.

aber in modernen gesellschaften ist die zahl der tätigkeiten zurückgegangen, die WIRKLICH NOTWENDIG FÜR DIE MENSCHHEIT SIND. es arbeiten immer mehr leute zb. in werbeagenturen, wo slogans entwickelt werden, um noch mehr zigaretten an jugendliche verscherbeln zu können. oder um die leute dazu zu bringen, jedes halbe jahr ein neues handy zu kaufen... oder, oder, oder... es gibt so viel sinnloses auf der welt...

und da ist es gar nicht mal so einfach, sich seine nische zu suchen. echt nicht! denn wo man landet hängt leider auch immer noch von anderen menschen ab. es reicht nicht, wenn die leute einem erzählen: "DU MUSST NUR SELBST WOLLEN!"

es gibt junge menschen, die zb. journalismus studiert haben, etliche praktika absolviert haben, die fleissig und gewissenhaft sind usw., aber keinen job als journalist bekommen.

das mögen "luxusprobleme" sein. gerade wenn dann gesagt wird: "IN AFRIKA HAM DIE KINDER NIX ZU FRESSEN!"

dabei wird aber vergessen, dass man den menschen in westlichen gesellschaften von klein auf vorgibt, wie sie später mal werden sollen. unser kulturell dominierendes ziel ist der gesellschaftliche erfolg, der sich letztlich in materiellem wohlstand repräsentiert. und der beruf ist dazu der schlüssel. außerdem hat die arbeit für menschen in unserer kultur allergrösste identitätsrelevanz. das zeigt sich ja allein schon, wenn man zb. neue leute kennenlernt und als erstes die frage kommt: "und was machst du so?"

unsere kultur ist höchst oberflächlich. und obwohl es auch eine absolute ego-gesellschaft ist, so wird doch überhaupt nicht auf das wohlergehen des einzelnen geachtet. man hat zu funktionieren. man hat seine rolle einzunehmen und dabei glücklich zu sein. es wird oft propagiert, man habe in unserer welt alle freiheiten und möglichkeiten. das ist völliger schwachsinn. es ist noch immer entscheidend, wo man geboren wird. hat die familie geld? wird in der familie wert auf bildung gelegt? gibt es liebe in der familie? usw... alles dinge, die ganz entscheidend sind für später.

wenn ich so nachdenke, und mal zb. an meine früheren mitschüler und kommilitonen denke und was aus denen geworden ist, dann ist es echt krass, dass man bei den allermeisten einfach sehen kann, wie die eltern beeinflusst haben, was ihre kinder jetzt so tun... klar, das ist trivial. wir wissen alle, dass das extrem prägend ist. ich will im grunde jetzt auch nur auf einen bestimmten punkt hinaus und nenne dafür mal ein beispiel:

von 2 jungs, die beide abi gemacht und danach studiert haben, ist der eine in dem echt guten job gelandet und der andere hängt ziemlich in der luft.
der eine ist ein fauler kiffer: mieses abi, langzeitstudent mit magister in geschichte. im studium mehrere längere auslandsaufenthalte, ua. in neuseeland. alles sponsored by daddy... er hat das studium genossen und nach dem durchschnittlichen abschluss n bezahltes volontariat bei dem zeitungsverlag bekommen, wo sein eigener vater im vorstand sitzt...

der andere ist ein ehrgeiziger typ, aber nicht krankhaft übertrieben oder so. er ist jetzt nicht der superbegabte, aber schon echt gut in mathe und co... der hat informatik studiert und ist n bißchen über die regelstudienzeit gekommen, ich glaub 2 semester, also nix "schlimmes".. er kommt aus ner einwandererfamilie. der vater hat aufm bau gearbeitet, die mutter n bißchen mit nähen und putzen dazuverdient. seit seinem diplom vor einigen jahren war er fast 3 jahre arbeitslos, hartz 4, und die restliche zeit immer hier und da befristete verträge als programmierer.


diese beiden fälle sind beispielhaft. das heißt, es gibt logischerweise auch immer ganz anders gelagerte fälle (zb. extrem erfolgreiche migranten und erfolglose kids aus reichem hause), aber das grundmuster erkenne ich hierin schon.

im laufe der jahre habe ich richtig gemerkt, wie unterschiedlich menschen sind, je nach dem, ob sie "reich" oder "arm" sind (mit "reich" und "arm" bezeichne ich jetzt mal zu anschauungszwecken einfach 2 gruppen, man könnte auch "wohlhabend" und "nicht wohlhabend" sagen).

menschen, die im wohlstand aufgewachsen sind, haben oftmals eine ganz andere art zu leben und das meine ich nicht nur aufs materielle bezogen. die hinterfragen einfach nicht so viel. ist ja auch logisch: wenn mein daddy arzt war, ne fette praxis hat, mir n studium finanziert und ich als student schon n solides, gutes auto hab, gute berufsaussichten usw., dann kann ich mich um andere dinge kümmern... ich muß mir dann nicht den kopf zerbrechen, wie ich die miete zahle, sondern gehe eben in die disco und lerne mädels kennen oder mache mit meinen kumpels ne segeltour... oder geh aufn gutes konzert.. usw... diese menschen entwickeln auch keine abscheu gegen das system. warum auch? ihnen gehts ja gut... solche menschen glauben, armut gäbe es nur in afrika. und deshalb spenden sie, wenn sie etwas älter sind, auch mal 50 euro an ne organisation, die den "armen negerkindern" hilft... und gleichzeitig schüttelt man den kopf über den bettler an der strassenecke: "DER HAT NUR KEINE LUST ZU ARBEITEN"", heißt es dann... und man glaubt auch felsenfest daran, dass man sich sein schönes leben "verdient" hat... denn man hat ja schließlich studiert und dann papas praxis übernommen... dabei wird völlig vergessen, dass andere menschen auch hart gearbeitet haben, aber nicht diese chancen bekommen haben...


unsere gesellschaft ist halt auch diesbzgl. gespalten. auf der einen seite gibt es diese "wohlständler" und auf der anderen seite sind die anderen...
natürlich gibt es auch eine große gruppe von menschen, die es wirklich durch eigene arbeit zu einigem wohlstand gebracht haben. aber davon gibt es tendenziell immer weniger, was ja auch in devisen zum ausdruck kommt wie "die mittelschicht verschwindet"...

eine faire gesellschaft sollte jedem mitglied ermöglichen, aus eigener kraft etwas zu schaffen. viele menschen glauben zwar, dass das in deutschland der fall ist, weil sie dann an solche dinge wie zb. BAFÖG denken... aber es gibt etliche studien, die belegen, dass es keine chancengleichheit gibt.. wer in einer familie aufwächst, wo bildung keinen stellenwert hat, wird auch trotz bafög nicht studieren.

kommen wir mal von akademikern weg. den azubis geht es auch immer schlechter. viele ausbildungen kosten inzwischen sogar geld. man bezahlt also dafür, dass man arbeiten "darf". das ist völlig pervers.
und im einzelhandel werden immer mehr "minijobber" angestellt, die schön billig sind. dafür streicht man jobs von festangestellten. azubis werden im einzelhandel zwar noch eingestellt, weil sie billig sind, aber am ende der ausbildung immer seltener übernommen. stattdessen gibt es wieder minijobber, aushilfen usw...

und wer es beruflich nicht schafft, muß sich immer anhören: "DANN BIST DU NUR NICHT GUT GENUG QUALIFIZIERT".


hat eigentlich mal jemand darüber nachgedacht, was in unserer welt mit DER ARBEIT im laufe der zeit passiert ist? früher wurde arbeit als etwas negatives angesehen, als etwas schweres, das man nicht gerne tat.
damals hieß es: "DU MUSST ARBEITEN".
heute heißt es: "DU DARFST ARBEITEN".
durch diese bedeutungsverschiebung sind die arbeitgeber in der besseren verhandlungsposition: sie können die löhne drücken, längere arbeitszeiten einführen usw...



----------kurzer cut.. meine fresse, bin ich abgedriftet.. haha.. zum löschen isses zwar zu schade, aber zum weiterfaseln hab ich kein bock, da ich euch mit diesem beitrag ohnehin schon langweile, vermutlich...

also: back to topic, hehe... Rolling Eyes
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Leviathan
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Anmeldungsdatum: 30.03.2013
Beiträge: 983

BeitragVerfasst am: 6. Jun 2013 19:46    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo Saubermann,

in der Kürze nur so viel: Das ist ein fantastisch schöner und sehr ansprechender Beitrag von Dir. Du sprichst mir aus der Seele; es spricht mich voll und ganz an.

Ich melde mich noch separat zu Deinen Gedanken. Aufgrund besonderer Vorkommnisse habe ich derzeit nicht die Ruhe und Muße, mich adäquat einzubringen.

Ich denke, Deine Vorstellungen von einem sinnvollen Leben decken sich in vielen Punkten mit meinen Vorstellungen von einem sinnvollen Dasein. Ich bin sicher, viele andere hier im Forum sehen das auch so.

LG, Leviathan
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Leviathan
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Anmeldungsdatum: 30.03.2013
Beiträge: 983

BeitragVerfasst am: 16. Jun 2013 14:01    Titel: Antworten mit Zitat

Echt toll. Meiner Frau wurde der Job gekündigt. Rechtswidrig, zwar, aber das Einkommen ist weg. Finden wir in einem Zeitfenster von zwei, drei Monaten nichts anderes, kann ich meinen TeX-Konsum (und vieles andere auch) bald nicht mehr finanzieren. Wenn das kein Grund ist, abzudosieren...

Scheiß brutale Arbeitgeber. Dabei hat sie sich nichts, aber auch rein gar nichts zu Schulden kommen lassen Twisted Evil
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