Seit Jahren clean, aber Freund kifft.

[elline]

Hallo,

da ich ganz neu hier bin (zumindest als aktiver Forenuser), stell ich mich ganz kurz vor:

ich bin 29 Jahre alt, fast mit meinem Studium fertig und lebe ein gemäßigt-alternatives Leben in einer mittelgroßen Stadt in Ostdeutschland.

Ich war einige Jahre von allen möglichen Suchtstoffen abhängig, dazu zählen diverse Tabletten und das unvermeidliche Kiffen, in erster Linier aber Crystal und diverse andere chemische Stoffe. Das ging so weit, dass ich alles verloren habe, nur noch für die Drogen gelebt habe, einen Haufen Schulden hatte (erst in diesem Jahr ist meine Privatinsolvenz ausgelaufen), keinen Schulabschluss und erst recht keine Perspektive. Ich stand vor der Wahl: 1. Knast, 2. letzten Endes - Sterben oder 3. endlich mein Leben in Ordnung zu bringen.
Seit knapp 8 Jahren bin ich jetzt clean, ich habe das aus eigener Kraft geschafft und habe mich komplett für das Leben entschieden. Unterstützend habe ich noch eine Psychotherapie gemacht, die allerdings mehr auf meine Depressionen ausgelegt war.
Und heute, wie gesagt, mein Studium ist so gut wie durch, ich arbeite viel nebenbei, habe Freunde, die nichts mit dem ganzen Mist zu tun haben und denke wirklich nur sehr selten an meine Vergangenheit. Auch der Suchtdruck ist kaum noch spürbar, auch wenn der wohl nie ganz weggehen wird... Seit einem dreiviertel Jahr verzichte ich auch noch auf Alkohol, geblieben sind nur Koffein und Nikotin

Jetzt kommt aber mein Problem:

Ich habe einen Mann kennengelernt, der einfach unglaublich toll ist. Er ist genau so, wie ich mir einen Mann gewünscht habe, wir sind uns im Denken so unglaublich ähnlich, das hätte ich nie für möglich gehalten. Wir sind seit ca 3 Monaten zusammen, alles könnte perfekt sein, wenn er nicht ein meiner Meinung nach massives Problem hätte:
er kifft, und zwar nicht mal so ab und an einen Dübel mit Freunden (was ich auf jeden Fall akzeptieren würde), sondern an mehreren Abenden in der Woche mehrere Bongs.
Ich habe ihn gebeten, das in meiner Gegenwart zu lassen, zumal er sein Rauchverhalten zu Beginn wirklich bagatellisiert hatte. Dass er wesentlich mehr raucht, als er anfangs sagt, habe ich erst in den letzten Wochen mitbekommen.
Er hat mir gesagt, dass er Rücksicht nehmen wird, vergisst das aber auch gerne mal...
Wie kann ich ihm bloß klarmachen, dass mir das einfach nicht gut tut? Ich bin sonst wirklich nicht auf den Mund gefallen, aber irgendwie bin ich gerade echt überfordert mit der Situation.
Letzte Nacht bin ich mitten in der Nacht dann einfach gegangen, weil er mal wieder "vergessen" hatte, dass ich ein echtes Problem damit habe, diesen Kram um mich zu haben.

Verdammt, ich weiß gerade nicht mehr weiter, ich würde so gerne für diese Beziehung kämpfen, aber ich muss eben auch auf mich aufpassen...

Hat jemand einen Rat für mich?

Falls es noch Verständnisfragen gibt, einfach raus damit

[mesut76]

Wat fürn Vogel ist das denn, der scheint ja irgendwie keine Ahnung zu haben. Schließlich war das auch nicht einfach für dich endlich Abstinent zu leben.

Ehrlich gesagt wohne ich alleine und mir würd das sogar auf Sack gehen, wenn sich einer ne Zigarette anzündet, geschweige denn sich hier ein Kopf nachdem anderen raucht.

Hallo ?!

Wasn das fürn Vogel, wie alt ist denn die Knalltüte ? ich würde den jetzt glatt auf 19 schätzen ?! weiß der nicht dass er dich gefährden tut ?

Vielleicht will er ja auch mit dir zusammen kiffen und wartet nur bis du mitmachst. Oder der kennt sich nicht so gut aus und muss mal aufgeklärt werden ?!

Ja was willste da großartig machen, keine Ahnung . . . .du weißt ja selber wie das ist, das der in den nächsten 14 Tagen damit aufhört ist sehr unwahrscheinlich.

Da muss du halt schauen, wie du das mitmachen kannst und ob er anfängt dich und deine Situation zu respektieren.

[Melinda]

[sommerblume]

Guten Morgen elline,

ich kann Dir nur einen Rat geben: Lass`ganz schnell die Finger von dem Typen, die Beziehung wird Dich "runterziehen" und all" das wofür Du gekämpft hast, wird nach und nach verloren gehen...ist er das wert?

LG
sommerblume

[elline]

Erstmal vielen Dank für eure Antworten

Ich glaube, ihm ist tatsächlich nicht richtig klar, was er da tut. Meine beste Freundin war gestern (ohne mein Wissen) bei ihm und hat ihm den Kopf gewaschen, wofür ich ihr sehr dankbar bin. Und ich hab mich mit ihm zum reden verabredet, mal sehen, was das wird. Er ist zum Glück keiner, der vor Problemen davonläuft.
Übrigens ist er nur 2 Jahre jünger als ich, aber die Einschätzung, er wäre wohl erst 19 hat mir schon zu denken gegeben. Hab noch ein paar andere Gedanken zu euren Antworten, die schreibe ich später noch (komme gerade von der Nachtschicht, muss erstmal ins Bett)

[hasale]

das darf doch nicht war sein...

weil du clean bist , darf er nicht rauchen?

ok, wenn er crystal vor dir nehmen würde, aber bong rauchen?

du hast das problem und zwar, dass du noch immer mit deiner vergangenheit nicht abgeschlossen hast...


du warst selbst schwer abhänig und regst dich auf wenn dein freund was raucht?(bei harten sachen, könnte man drüber streiten)

unfassbar...intolerant!

[BlancheNeige]

Frauen neigen dazu in der Beziehung mit ihrem Partner verschmelzen zu wollen.
Sozusagen zu einer Person werden. Ansichten werden angeglichen, Hobbies gemeinsam nachgegangen und Angewohnheiten abgewöhnt.
Ihr seid seit drei Monaten ein Paar, das ist gar nichts.
Da lernt man sich erst einmal kennen, lieben.
Ich kann verstehen, dass es dich stresst, vor allem da du selber mal drauf warst.
Aber du hast ihn so kennengelernt. Du lernst ihn so gerade kennen.
Mein Ex war auch ein Hardcore-Kiffer. Also, so richtig schlimm.
Nachts wurde er drei-viermal wach um ein Köpfchen zu rauchen.
Das hat mich auch tierisch abgenervt, aber das war eben er.

Wie gesagt, ich kann dich voll und ganz verstehen- aber eben auch ihn.
Klar, er könnte Rücksicht nehmen, das ist aber nach 3! Monaten viel zu viel verlangt. Er ist eine eigenständige Persönlichkeit, eben auch mit dem Kiffen.
Und wenn er dir jetzt schon mit seinem Verhalten nicht passt, dann solltest du dir einen militanten Nicht-Drogenkonsumenten suchen.
Alles andere macht dich nur unglücklich und du wirkst dadurch wi eine hysterische Freundin, die du sicher nicht sein willst.

[newlife]

na ja, ich weiß nicht so recht. Ich sehe da schon eine Gefahr für dich und kann dich gut verstehen. Es ist doch nachvollziehbar, dass eine abstinent lebende Person gerne eine Partnerschaft ohne Suchtmittel führen möchte. Natürlich kann ich nicht verlangen, dass jetzt mein LG völlig abstinent lebt und auch keinen Alk trinkt, aber ich kann schon verlangen, es nicht in meiner Gegenwart zu tun. Wenn ihm viel an dir liegt, dann geht sowas normalerweise auch.
Das Problem ist aber anders gelagert. Er wird abhängig sein und kann es nicht lassen. Der Stoff, auch wenns "nur" Kifferei ist, ist ihm verdammt wichtig. Das lese ich doch aus deinen Beschreibungen raus. Er wird sich aber gar nicht im Klaren darüber sein, was Sucht überhaupt ist, weil er sich mit der Thematik wohl nocht nicht wirklich auseinandergesetzt hat.
Ich habe Respekt vor dir und deiner Entwicklung. Find ich ganz großartig und mach jetzt bitte keinen Fehler. Höre auf dich und versuche, eine abwartende Haltung gegenüber ihm einzunehmen. Du musst ja nicht direkt Schluss machen, du musst ihm aber signalisieren, dass du es nicht tolerierst, wenn er in deiner Gegenwart kifft. Sag ihm ruhig, dass dich das dermaßen ankotzt. Nimm da kein Blatt vor den Mund.

[BlancheNeige]

Na klar, sie hat das Recht darauf einen Partner zu haben, der sauber ist und Rücksicht nimmt. Das tut er aber nicht. Auch nicht wenn sie es verlangt.
Es ist ihm anscheinend egal. Dann sollte man so konsequent sein und es beenden.
Es bringt ja nichts. Ich fände es nicht gut & ehrlich, wenn ich direkt zu Anfang einer Beziehung Grundsatzdiskussionen führen müsste.
Und das ist so eine Grundsatzdiskussion. Ebenso wie z.B die Frage ob jmd Familie will oder nicht. Das ist keine Beziehung, die schon Jahre läuft.
Deshalb finde ich es eher aussichtslos jetzt schon dieses typische vor-die-Wahl-stellen zu machen. Nach so kurzer Zeit...ich weiß nicht.

[elline]

@hasale:
Den Vorwurf der Intoleranz nehme ich mir nicht an. Natürlich wäre es mir (so rein vom Gefühl her) lieber, wenn er gar nicht Kiffen würde. Oder wenn es am besten überhaupt keine berauschenden und abhängig machenden Substanzen auf der Welt gäbe. Genau so würde ich mir wünschen, dass niemand mehr Fleisch ist und Atomenergie nutzt.
Geht aber nicht, ist auch nicht Inhalt meiner Auseinandersetzung mit ihm. Ich habe ihn lediglich gebeten, es in meiner Gegenwart nicht zu tun (zumindest eben keine 5 Bongs in 3 Stunden an einem gewöhnlichen Sonntagabend), dafür hat er ja die vielen Abende ohne mich, und auf einer Party. Oder wenn einfach ein paar Leute da sind und ein paar Joints rumgehen bin ich da auch überhaupt nicht so. Eben nur, wenn wir zu zweit sind. Ich möchte ja auch nicht, dass er sich einfach so neben mir betrinkt oder sonstwie aus unserem Gespräch und dem Abend ausklinkt.

Und - ja, ich habe ihn so kennengelernt. Oder eben auch nicht, in den Wochen bevor wir zusammengekommen sind hatte er das Kiffen so weit runterreduziert, dass es mir echt nicht weiter aufgefallen ist. Als ich ihn das erste Mal darum gebeten habe, das in meiner Gegenwart nicht zu tun, waren wir noch nicht mal zusammen. Ich hab ihm auch die Gründe dafür erklärt, allerdings recht oberflächlich. Das heißt aber auch, ER hat mich eben auch so kennengelernt... Und er hat ganz klar gesagt, das wäre kein Problem für ihn. Ich weiß nicht, ob man von Anfang an so viel Rücksicht verlangen kann, aber ich sehe eine Sucht, auch wenn man trocken oder clean oder was auch immer ist, trotzdem als Krankheit an. Und auf Krankheiten sollte man Rücksicht nehmen.

Ich hatte heute ein langes Gespräch mit ihm darüber, ihm war tatsächlich nicht richtig klar, was das in mir auslöst. Mir im Übrigen auch nicht, da ich es in den letzten Jahren einfach vermieden habe, viel Zeit mit Menschen zu verbringen, die sehr viel rauchen oder trinken usw. Er sagt, er will diese Beziehung, ihm ist es wichtiger, mit mir zusammen zu sein, als zu kiffen. Wir werden da wohl noch viel drüber reden und uns gegenseitig "Regeln" aufstellen. Und ich habe mir gestern in der Suchtberatungsstelle einen Termin geholt, weil ich auch von selbst darauf gekommen bin, dass da wohl noch jede Menge unverarbeitet ist. Wie gesagt, ich habe nicht vor ihm das Kiffen zu verbieten, habe aber ebensowenig vor ständig neben einem total breiten Typen zu sitzen...

(Er sagte übrigens wörtlich: "wenn das unser einziges Problem ist, dann haben wir kein Problem. Wir finden zusammen eine Lösung, versprochen!")

[SAUBERMANN]

[SAUBERMANN]

[elline]

@SAUBERMANN:
Ich hab vielleicht ein bisschen wenig über diese (tatsächlich mit 3 Monaten recht frische) Beziehung geschrieben. Warum ich denke, dass es sich lohnt, daran und dafür zu arbeiten...

Dieser Mann ist anders als alle Männer, die ich jemals kennengelernt habe. Ich habe auch keine Schmetterlinge im Bauch, was ich eh noch nie leiden konnte, weil es immer schon meiner Objektivität geschadet hat. Das ist ein Gefühl von "bei jemandem ankommen", anders kann ich es nicht erklären.
Ich war jetzt ziemlich lange alleine, ohne Interesse an einer Beziehung, Grund dafür sind mehrere schlimme Beziehungen mit Cholerikern (merkt man ja leider auch nicht sofort), oder Nicht-Beziehungen mit Männern, die sich einfach nicht festlegen wollen. Ich brauchte einfach Zeit für mich und wollte mir mein mühsam erarbeitetes Leben nicht von irgendeinem Typen kaputt machen lassen.

Und dann war er plötzlich da. Mit ihm ist alles anders. Wir denken gleich. Wir ticken gleich. Bis auf diesen einen Punkt. Ich finde es nicht schlimm, auch schon am Anfang so etwas wie Regeln aufzustellen. Natürlich nur, wenn das beide so wollen. Und ich glaube ihm, dass er das will. Und ich will ihn, auch wenn das nur mit irgendeinem Kompromiss geht. Das klingt jetzt blöd und naiv, aber ich kann es nicht anders beschreiben. Vielleicht musste er eben erst mal sehen, dass ich tatsächlich nicht nur rumzicke, sondern ein Problem habe. An dem ich weiter arbeiten möchte. Was ich schon viel früher hätte tun sollen, aber das war jetzt eben der Anlass. Woher sollte er das auch wissen? Wir lernen uns eben erst noch kennen, und das Gespräch heute mit ihm hat meinen Blick auf die ganze Sache noch mal ein wenig geändert..

[BlancheNeige]

Hallo Eline,

leider ist es eine Form der Intolearnz, denn du tolerierst sprich duldest sein Verhalten nicht. Wie gesagt, ich kann dich da verstehen.
Ich bin eben der Meinung, dass eine so kurze Beziehung gleich am Anfang das Aufstellen von Regeln nicht verkraften wird.
So wie Saubermann schon schrieb, ihr könnt euch auf noch nicht viel Positives berufen. Ich hoffe für dich, dass er wirklich anders ist & es deinetwegen reduziert.

Alles Gute!


@ Saubermann

Ganz schön traurige Story. Frauen sind eben genauso viel oder wenig oberflächlich wie Männer
Und Menschen mit richtigen Probleme möchte niemand wirklich gern in sein Leben lassen. Alles kommt zu einem zurück, das Schlechte- aber eben auch das Gute

[mesut76]

Hallo Elli, Saubermanni und Blanchy

das ist ja alles sehr interessant was ihr da so schreiben tut ))

Ich bin ja nicht so der Beziehungstyp und die letzte ist auch schon lang her, aber ich finde nicht das ich das akzeptieren muss, wenn hier ne Perle sitzt und sich ein Kopf nachdem anderen raucht, außerdem steht sie ja dann die ganze Zeit unter Strom und sowas würd mich total stören.

Eine Ex von mir war schon so weit, dass sie erst normal war, wenn sie gekifft hatte. Die ist ganz normal arbeiten gegangen, hat dann in der Mittagspause den nächsten Joint geraucht und man hat ihr das nie angemerkt.

Aber auf Dauer kann ich mir sowas absolut nicht vorstellen und ich würde sowas normalerweise nicht dulden, aber man weiß ja nie was kommt