Alkohol oder anderes? Wie kann ich es erkennen?

[sonni]

Hallo!

Mein Vater hat solange ich denken kann ein "kleines" Alkoholproblem. Zwischendurch meineswissens immer wieder lange trockene Phasen. Dazu wurden vor einigen Jahren schwere Depressionen diagnostiziert. Er wurde mit Medikamenten eingestellt und zwischendurch immer mal wieder neu eingestellt. Trotzdem geht es ihm nicht unbedingt gut damit.

Zwischendurch gab es immer mal Tage, wo er doch was getrunken hat. Für mich als Laie zu erkennen an Redseligkeit (ist sonst eher ruhig und introvertiert), unkoordiniertes Verhalten, große Augen (Pupillen weiß ich nicht) und ganz klar am Geruch. Dazwischen habe ich eigentlich immer das Gefühl, dass er nichts trinkt.

Nun war es ein- vielleicht auch zweimal so, dass er für ca. 10-15 Minuten weg war (Tanken, Einkaufen beim Baumarkt o.ä.) und völlig beduselt wiederkam.
Das eine Mal redselig, torkelnd, kein Alkohol- oder anderer Geruch, große Augen (Pupillen weiß ich nicht).
Das zweite Mal keine Redseligkeit, saß völlig fertig auf der Couch, ebenfalls kein Alkohol- oder anderer Geruch dazu auch wieder große Augen.

Meine beste Freundin, die in einer Familie aufgewachsen ist, in der so ziemlich alle Alkoholiker waren, hat dies beide Male miterlebt. Sie selbst kann es sich auch überhaupt nicht erklären, wie das geht, dass es 1. in der kurzen Zeit so eine Verhaltenänderung gibt und dass es 2. überhaupt nicht riecht.

Was trinkt er? Kippt er sich da in der kurzen Zeit so große Mengen runter? Wirkt Alkohol so schnell? Warum rieche sogar ich nichts? Oder können das auch irgendwelche Drogen sein?

Tut mir leid, wenn die Fragen jetzt völlig blöd sind, aber ich habe von diesem Thema überhaupt keine Ahnung.

[Luukas]

Hi, Pupillen sind das schwarze in den AUgen. Bei Alkohol können die Pupillen auch größer werden.

[sonni]

Nagut, dann waren meine Fragen doch etwas blöd.

Vielen Dank, Lukaas, für deine schnelle Antwort.

Ich weiß, was Pupillen sind. Ich wollte damit nur sagen, dass mir nichts aufgefallen ist, ich aber auch nicht genau drauf geachtet habe. Hab mich vielleicht etwas unklar ausgedrückt.

Kaugummi hilft wirklich? Ich dachte immer, das kann man sich nur einreden.

[Luukas]

Kam so rüber als würdest du das nicht wissen weil du öfter gesagt hast 'große Augen'
Du kannst aber auch noch andere mögliche "Anzeichen" nennen.
Vieleicht fällt mir dazu mehr ein. Große Pupillen machen fast alle Drogen außer heroin und einige medikamente.

[Frau.LORKE]

@Sonni

Sind keine blöden Fragen!
Große Pupillen vom Alk..? Is mir neu.
Man müßte ihn i.d.Situation erleben um sich ein Bild zu machen. Ne viertel Std.is wirklich sehr kurz. Du kennst ihn doch. Is er ne halbe Kanne Hardalk auf ex gewohnt?
Kaugummi hilft meist nur dem Trinkenden selbst,weil er dadurch seinen eigenen Atem als erträglicher empfindet.

[mesut76]

Alkohol wuerdest du riechen, gerade hochprozentiges mufft ganz schoen, da hilft auch ein kaugummi nicht. Es gibt so viele Sachen die er nehmen koente.. frag ihn doch mal

[CFZ]

Hallo Sonja,

hast Du schon mal versucht, Deinen Vater zu fragen? Hast Du schon persönlich mit ihm darüber gesprochen? Wenn nein, warum nicht? Traust Du Dich nicht? Hast Du Angst vor der Antwort? Glaubst Du, Du könntest überhaupt keine ehrliche Antwort bekommen? Wie alt bist Du? Wie alt ist Dein Vater? Was macht er beruflich? Lebst Du in einer Familie? Hast Du eine Mutter, Geschwister, Angehörige? Eine Menge Fragen, nicht wahr? Aber solche Fragen gehören dazu, wenn wir uns hier ein Bild machen können sollen.

Gruß
CFZ

[sonni]

Vielen Dank für die Antworten.

Ich habe ihn bereits gefragt. Aber eher nach der Art des Alkohols. Er wollte mir das nicht sagen, obwohl wir eigentlich ein gutes Verhältnis haben. Er sagte nur, er wäre eben gut im Vertuschen. Zugegeben hat er nur, dass er es nur macht, wenn ihm alles zuviel wird. Ich werde es nächstes Mal wieder versuchen und ihn mal direkt darauf ansprechen.

Es ist für mich schwer, das alles zu beurteilen, da ich nicht mehr bei meinen Eltern wohne, allerdings regelmäßig dort bin.

Ich wäre auch nie auf die Idee gekommen, aber meine Freundin meinte damals, dass sie sich nur vorstellen könnte, dass es Drogen wären. Ich vertraue in sofern auf ihr Urteil, weil sich so ziemlich ihre ganze Familie totgesoffen hat. Da sie mal erzählte, dass einige nur "harmloseres" getrunken haben, andere wirklich harte Sachen und sie meistens erkennen kann, was jemand getrunken hat. Ich denke einfach, dass sie da Erfahrung mit hat.

Nein, ne halbe Kanne Hartes ist er sicher nicht gewohnt. Er ist mehr der Typ "Ich versteck überall kleine Fläschchen".

Ich fand die Drogenidee erst abwegig, aber gestern bin ich durch Zufall auf eine Seite gekommen, wo jemand geschrieben hatte, dass bei vielen Depressiven nur Cannabis hilft.

[CFZ]

Hi Sonja,

das Problem mit Alkohol ist, daß er legal ist und fast an jeder Ecke zu bekommen ist. Trinken gehört in Deutschland für viele Menschen einfach "zum guten Ton". Deshalb trinken viele Menschen Mengen von Alkohol, ohne sich bewußt zu sein, daß sie im Grunde schon abhängig sind. Dies führt dazu, daß sich Alkoholabhängigkeit sehr oft "schleichend" einstellt. Die Betroffenen erhöhen also über Jahre, manchmal auch über Jahrzehnte hinweg die Dosis, und gleiten dabei sehr langsam in eine Abhängigkeit hinein.

In der Regel sind Alkoholiker auch auf Alkohol "geeicht", d.h. sie trinken Alkohol oder nehmen Medikamente, die sich gut mit Alkohol vertragen. Solche Medikamente bekommen sie meistens vom Arzt verschrieben, oft besteht zwischen Alkohol und Medikamenten eine Kreuzabhängigkeit. In einigen Fällen ist der Arzt über eine Alkoholabhängig seines Patienten nicht informiert und fragt auch gar nicht erst danach. Er beurteilt lediglich die geschilderten Symptome und verschreibt dann irgendein Mittelchen, das Besserung verspricht. Der Patient nimmt das Mittelchen, und siehe da!, das Mittelchen scheint zu wirken und der Patient fühlt sich tatsächlich besser und trinkt am Anfang der Therapie auch weniger Alkohol. Das funktioniert natürlich nur solange, wie der Körper des Patienten sich noch nicht an das Mittel gewöhnt hat. Diese Gewöhnung verläuft aber in der Regel sehr schnell und dann ist der Patient von zwei Mitteln abhängig. Peng.

Du solltest in jedem Fall mit Deinem Vater reden und sein Vertrauen gewinnen. Verhalte Dich dabei immer wie eine Freundin und werde niemals vorwurfsvoll oder anklagend. Nur so kannst Du Deinen Vater dazu bringen, offen mit Dir über alles zu reden und Dir ehrlich alles zu erzählen. Wenn es Dir gelingt, Deinen Vater dazu zu bewegen, ehrlich zu Dir zu sein, dann gelingt es damit auch gleichzeitig, ihn dazu zu bewegen, ehrlich zu sich selbst zu sein. Das ist ein wichtiger Schritt, um sich aus einer Abhängigkeit zu lösen.

Deine Frage bezieht sich, so wie es aussieht, mehr auf die Frage, ob Dein Vater vielleicht neben dem Alkohol auch irgendwelche illegalen Drogen nimmt, von denen Du nichts weißt. Das ist von hier aus sehr schwer zu beurteilen, und ohne eine große Erfahrung im Umgang mit Drogen wird es auch für Dich fast unmöglich sein, es herauszufinden, solange es Dir Dein Vater nicht selbst sagt. Auszuschließen ist so etwas nie, wenngleich eher unwahrscheinlich. Also, sprich mit ihm, laß' Dir Zeit dabei und versuche nichts zu erzwingen.


Gruß
CFZ

[Luukas]

@Frau Lorke

[veilchenfee]

Hallo sonni,
eine Viertelstunde kann durchaus reichen, um einen Vollrausch zu kriegen. Wodka riecht man kaum, soviel ich weiß. Habe das mal bei einem Kumpel erlebt: Hatte ihn KURZ daheim abgesetzt (vollständig nüchtern!) und ihn nach etwa 20 Minuten wieder mit dem Motorrad abgeholt. Da war er prall wie sonstwas. Ich konnte es nicht glauben. Ich meine, eben noch hatte ich einen völlig normalen Menschen zu einer Tür reingehen sehen und einen Wimpernschlag später kommt aus derselben Tür ein besoffenes Wrack wieder raus.

Er kippte sich eine halbe Flasche Schnaps in die Birne, während er da drin war. So einfach war das.

Wie Du damit umgehen sollst, kann ich Dir auch nicht genau sagen. Meinem Vater (ebenfalls Alkoholiker) merke ich jedes halbe Bier und jedes Glas Wein an. Ich brauche ihm nur ins Gesicht zu schauen und ich kann Dir genau sagen, in welchem Stadium auf einer Skala von 1 bis 10 er sich gerade befindet. Seit einigen Jahren sage ich ihm auch immer direkt ins Gesicht, dass ich weiß, wenn er getrunken hat. Ist er so dicht, dass Reden nicht sinnvoll ist, sage ich es ihm am folgenden Tag. So merkt er, dass er nichts verbergen kann.

Auf diese Weise läuft es gut zwischen uns (er wohnt im gleichen Haus wie ich). Vorwürfe mache ich ihm nicht, er ist alt genug und muss selbst wissen, was er tut. Nur wenn es zu arg wird, spreche ich ein Machtwort. Das kam allerdings schon lange nicht mehr vor.

Vielleicht findest Du mit der Zeit ja auch heraus, wie Du mit Deinem Vater darüber reden kannst ... wobei das schwierig ist. Wenn er nicht reden will, kannst Du nix machen außer Monologe halten. Versuche, die Ansprachen kurz und prägnant zu halten. Irgendwann schafft ers vielleicht mal, sich zu öffnen ...

[Frau.LORKE]

@Luukas

[quote]Große Pupillen vom Alk..? Is mir neu.

Dann hast du grad was neues dazu gelernt.[/quote]

Danke Herr Lehrer,werd morgen zum Optiker gehn und den Spiegel im Bad austauschen lassen.Aber nich wieder einen vom Rummel.Versprochen.

[quote]Ich bin immer noch überzeugt davon, dass man den alkohol nicht riecht.
Ich hab mir vor nem guten monat etwas mehr als einen kurzen reingekippt, hab 3, 4 kaugumis genommen und hab mich mit nem weib getrotoffen und die hätte mich wohl drauf angesprochen wenn ich ne fahne hätte [/quote]

Sie hatte auch ihren Pegel. Nach nem Kurzen hast du es nicht wahrnehmen können

[newlife]

Hi, bin auch Alki und der Sprit stinkt IMMER. Du kannst duschen soviel du willst, Mundwasser saufen soviel du willst. Es deckt zwar kurz ab, aber der Alk kommt immer schnell durch. Er kommt zudem aus allen Poren und gerade der Schweiß stinkt auch nach Alkohol. Ekelhaft.
Es gibt verschiedene Trinkmuster. Ich denke mal dein Vater macht Druckbetankung. Harten Stoff in kurzer Zeit. Wenn er nicht riecht, nimmt er vielleicht Tabletten (Benzodiazepine). Ist ein fabelhafter Alkersatz, der nicht stinkt und hervorragend gegen Entzugserscheinungen wirkt. Es kommt da auch öfter zu Ausfallerscheinungen. Beides kombinieren ist sehr gefährlich. Hab ich nie gemacht. Entweder das eine oder das andere. Ich leide unter Kontollverlust und blicke es nicht mehr was ich mir alles reintue. Als ich noch trank, gab es keine anderen Drogen bei mir. Zum Glück kann ich nur sagen.

[anny]

Hallo an alle,
mein Ex und Vater meiner Kinder hat ein Alkoholproblem. Ich habe lange Zeit versucht die Familie zusammenzuhalten, deshalb habe ich einiges an Vertuschungen und Versteckspielen erlebt.

Ich merke es immer wenn er getrunken hat. Selbst ein Bier verändert sein Verhalten sofort und deutlich. Und vor allem: Es riecht immer nach Alkohol, wirklich immer, vor allem wenn er gerade erst getrunken hat.

Wie newlife schon sagte, es riecht der Atem und noch deutlicher der gesamte Mensch. Der Schweiß, der menschliche Geruch wird vom Alkohol geprägt. Ein für mich unerträglicher Geruch.

Bei uns hat die ganze Bude gerochen, sein Platz auf dem Sofa hatte eine ganz eigene "Fahne." Wenn er die Kids schlafen gelegt hat bin ich hinterher rein und habe gelüftet, weil durch seinen Atem das Kinderzimmer nach Alk gerochen hat . Schrecklich.
Das Verhalten war immer gleich: Erst wurde er redselig, dann kamen gaanz leichte Wackler beim Sprechen dazu. Für andere wohl nicht wahrnehmbar. Dann kam das Stadium wo er total gut gelaunt war, aber auf eine nervige Art. das Feingefühl für das befinden der Mitmenschen war einfach weg. Er hat nicht mehr mitgekriegt wann genug ist, wenn die Kids mal Ruhe brauchen, wenn ich schon kurz vorm Explodieren war.
Danach wurde er eklig, hat null mehr zugehört, wurde aggressiv und pöbelig. Zum Schluß war es dann wie beim klassichen betrunkenen, lallen, wanken, einpennen, rumnerven, laut reden, alles umwerfen, etc.

Ich finde man riecht Alkohol immer, der Geruch ist penetrant und überdeckt alles andere. Jedenfalls wenn regelmäßig getrunken wird.

[Luukas]

@Lorke