Ist Sehnsucht eine Krankheit?

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Yolande
Platin-User
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Anmeldungsdatum: 01.06.2011
Beiträge: 1438

BeitragVerfasst am: 11. Sep 2012 19:53    Titel: Antworten mit Zitat

Hinter jeder Sucht steht doch am Ende eine Sehnsucht. Man könnte vielleicht sagen, dass Süchte eine pathologisch gewordene Suche nach Wegen darstellen, die vielen unerfüllten Sehnsüchten und erfahrenen Schmerzen mit Hilfe von Suchtmitteln zu stillen oder zu betäuben versuchen.

Auch die Wissenschaft beschäftigt sich mit diesem Thema und so zitiere ich einen Beitrag der Uni-sb. Seite:

Vielleicht kannst ja damit etwas anfangen.

Unterschiedliche Lebenserfahrungen und unterschiedliche Persönlichkeitsstörungen führen zu Sucht. Sucht zeigt sich in vielen Formen und ebenso vielfältig und komplex sind ihre Ursachen. Suchtkranke sind in der Regel nicht in der Lage tragfähige Beziehungen einzugehen. Oft haben sie Angst vor der Abhängigkeit von Menschen, weil sie schlechte Erfahrungen gemacht haben. Sie benutzen Suchtmittel, um sich ein Stück weit für andere öffnen zu können oder sie decken dieses Bedürfnis durch den Rausch selbst. Wir kennen es alle vom Alkohol. Er löst die Zunge, läßt starke Männer tanzen und weinen, schafft Jungen die Möglichkeit sich Mädchen zu nähern. Beziehung, zumindest eine bestimmte eingeschränkte Erfahrung von Beziehung, wird erst mit Hilfe des Suchtmittels möglich. Oder es ist gerade umgekehrt: Die Beziehungleere mit Hilfe des Suchtmittels gefüllt. Hurrelmann zeigt in seinen Jugendstudien sehr deutlich, daß der Konsum von Suchtmitteln aus der Sicht der Jugendlichen als eine Form der Lebendbewältigung verstanden werden muß, wenn auch als eine äußerst problematische Form (vgl. Hurrelmann, drogen-report 6/93).

Manche Suchtkranke leiden an einer Art "emotionalem Loch", einer existentiellen Leere im Innern, die mit Mitteln oder Tätigkeiten versucht wird zu stopfen. Dies ist besonders augenfällig bei bestimmten Eßstörungen. Viele richten ihre Aggressionen nicht nach außen, sondern gegen sich selbst: Sucht als Selbstzerstörung. Oft ist es ein hilfloses Ringen um Autonomie.

.Die Sehnsucht nach Liebe und Erfüllt-sein, Etwas-wert-sein, die Sehnsucht nach klaren Grenzen zwischen sich und den anderen, aber auch nach der Möglichkeit die Grenze fließen zu lassen, wird versucht mit Rauschmitteln zu realisieren. Suchtkranke haben oft schlechte Erfahrungen damit gemacht, daß ihre individuellen Grenzen nicht respektiert wurden. Sie haben Verletzungen erlitten, deren schmerzhafte Folgen mit Rauschmitteln betäubt werden. Ein Beispiel dafür sind Mißbrauchserfahrungen der unterschiedlichsten Art.

Halluzinogene Drogen machen Träume, Wärme, Phantasie, Abenteuer möglich, so wie sie in der Realität ohne Drogen von Suchtkranken nicht hergestellt werden können. Dämpfende Drogen decken Schmerz und Hilflosigkeit, das Leiden am "Loch" in der eigenen Mitte zeitweise zu. Aufputschende Drogen setzen Energie frei, helfen Aggressionen sich ihren Weg nach außen zu bahnen. Die Suche nach Autonomie, die ohne "Mittel" oder zwanghaftes Tun nicht erreicht werden kann, spielt fast immer eine Rolle.

Der Umgang mit der Sehnsucht hat einen zentralen Platz bei Suchtgefährdung und Suchtentwicklung. Sehnsucht, die schon früh einen Platz haben darf - das Entwickeln und Ausleben von Phantasie und Kreativität, der vertrauensvolle Umgang mit anderen, so daß auch Raum für die Bearbeitung von Verletzungen und Kränkungen bleibt, das Herstellen von Beziehung schlechthin sind Schlüsselqualifikationen im Ursachengeflecht "Sucht". Wer Sehnsucht spüren und Wege suchen darf, einen realistischen und alltäglich befriedigenden Umgang damit zu finden, wer Menschen hat, die dabei begleiten und zuverlässig sind, wer geliebt wird und Vertrauen entwickeln kann und sich beweisen darf, liegt auf der Skala der Suchtgefährdung ziemlich weit unten.
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Jelly
Gold-User
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Anmeldungsdatum: 06.10.2011
Beiträge: 314

BeitragVerfasst am: 12. Sep 2012 09:43    Titel: Antworten mit Zitat

Als Philospoh oder jemand der meint, einer zu sein, weiß man eigentlich, daß Begriffe gelengentlich im übertragenen Sinn benutzt werden.

Sehnsucht nach was schönem zu haben, kennt doch jeder.

Süchtiges Verhalten ist eine inadäqute und destruktive Antwort auf schwierige emotionale Zustände, deswegen sind die Gefühle aber nicht krankhaft.
Ein nicht-süchtiger Mensch geht nur anders damit um.

LG Jelly
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Stehaufmännchen
Gold-User
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Anmeldungsdatum: 30.05.2011
Beiträge: 356

BeitragVerfasst am: 12. Sep 2012 11:04    Titel: Antworten mit Zitat

Sehnsucht ist ein Gefühl.

Sich zu bestimmten Orten hingezogen zu fühlen, ist keine Sucht. Oder doch? Dann wäre ja jeder Camper der seine Wochenenden auf dem Camping verbringt, süchtig. Aber die meisten zum Glück nur im Sommer ... Wink

@CFZ, Langeweile? Rolling Eyes Da kämen wir zum nächsten Thema: "Ist Langeweile eine Sucht?"
Auch gut, "ist schreiben um des schreiben Willen eine Sucht?"

Witzig, sehe gerade nochn neuen Fred von CFZ. Stellt sich konsequenterweise die Frage: "Machen Foren süchtig?"

Liebe ist keine Sucht, schreibe ich mal vorbeugend, bevor morgen extra ein Fred geöffnet wird. Laughing
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Elke
Silber-User
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Anmeldungsdatum: 08.07.2012
Beiträge: 197

BeitragVerfasst am: 15. Sep 2012 08:48    Titel: Antworten mit Zitat

Laughing Das sind mal wieder Wortspielereien a la CFZ. Erinnert mich an meinen Freund, der mich mit diesen Wortspielereien manchmal halb wahnsinnig gemacht hat. Der Fahrstuhl heißt Aufzug und nicht Fahrstuhl, weil es kein Stuhl ist, der fährt. Rolling Eyes Laughing Das heißt Teppichboden und nicht Auslegware, weil welche Ware legt man da aus? Mehr fällt mir jetzt gerade nicht ein, aber er scheint dafür ein ganzes Wörterbuch zu haben.

Sehnsucht ist ganz einfach ein Gefühl. Hätten wir keine Gefühle, wären wir Maschinen, die nur so handeln, wie sie einprogrammiert wurden.

Liebe Grüße
Elke
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CFZ
Gold-User
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Anmeldungsdatum: 30.07.2012
Beiträge: 759

BeitragVerfasst am: 15. Sep 2012 09:54    Titel: Antworten mit Zitat

@Elke
Heutige, moderne "Fahrstühle" als "Aufzüge" zu bezeichnen, würde ich als richtig ansehen. Historisch ist "Fahrstuhl" aber korrekt, denn frühere Fahrstühle waren tatsächlich Stühle, die gefahren wurden. Ich kann Dir den Link zu der Grafik leider nicht direkt schicken, aber wenn Du auf den Link unten klickst, dann öffnet sich die " Oeconomische Encyclopädie (1773 - 1858) von J. G. Krünitz", unter Buchtsabe "F" findest Du dann "Fahrstuhl" und dort dann Links zu den Grafiken, etwas weiter unten:

Hieher gehört auch die Maschine, wodurch ein Stuhl oder Sessel bewegt werden kann, nach der Erfindung des Hrn. Girard, im 2 Th. des Recueil des Machines &c. 1711, S 187, und in der Sammlung nützlicher Maschinen und Instrumenten, NÜrnb. f S. 178, Tab. CXXXII. Siehe Fig. ->602, ->603 und ->604.

http://www.kruenitz1.uni-trier.de/xxx/s/ks38413.htm

Mit "Teppichboden" scheint sich Dein Freund zu irren. Ein Teppichboden ist ein Boden (Fußboden), der mit Teppich ausgelegt ist. "Auslegeware" ist ein allgemeiner Begriff, der von Fachleuten, also Teppichlegern, Polsterern, Malern etc. ganz allgemein für textile und nicht textile Bodenbeläge verwendet wird. Das können einzelne Platten oder Bodenbelag von der Rolle sein, also Velours und dergleichen. Solches Material wird als Ware (wie eigentlich alles "Ware" sein kann) bezeichnet, und weil man sie auslegen muß/kann, heißt sie eben "Auslegeware".

Wörter haben also ihren Grund und ihren Ursprung. Sehnsucht heißt nicht zufällig Sehnsucht.

Gruß
CFZ
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Theafter"AfterDark
Bronze-User
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Anmeldungsdatum: 05.09.2012
Beiträge: 26

BeitragVerfasst am: 17. Sep 2012 11:15    Titel: Antworten mit Zitat

nur mal kurz dazwischen geworfen, grade gefunden auf ner Seite von ner Psychologin:

Therapieschwerpunkt: Abhängigkeit, Sucht und Co-Abhängigkeit

Abhängigkeit und Sucht wird definiert als das zwanghafte Bedürfnis und das übermächtige Verlangen nach einer Substanz, einem Verhalten, einem Ereignis oder nach einer bestimmten Person.

Abhängigkeit und Sucht bedeuten also nicht nur den zwanghaften Griff zum Alkohol, zur Tablette oder zur Zigarette.

Besonders die verhaltensorientierten Abhängigkeiten, wie zum Beispiel die Beziehungssucht, die Kauf-, Verschwendungs- oder Spielsucht, die Arbeitssucht und vor allem auch die Esssucht werden häufig nicht erkannt und somit auch oft erst sehr spät oder auch gar nicht behandelt. Oft sind es auch Gefühle – Neid, Eifersucht, Hass, Leidenschaft, Begehren – die süchtig machen, und deren Loslassen unmöglich erscheint.

Ausnahmslos haben alle diese Abhängigkeiten dieselben verheerenden und katastrophalen Auswirkungen wie stoffgebundene Süchte – Alkohol, Drogen, Medikamente.
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CFZ
Gold-User
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Anmeldungsdatum: 30.07.2012
Beiträge: 759

BeitragVerfasst am: 17. Sep 2012 11:24    Titel: Antworten mit Zitat

Theafter"AfterDark hat Folgendes geschrieben:

Ausnahmslos haben alle diese Abhängigkeiten dieselben verheerenden und katastrophalen Auswirkungen wie stoffgebundene Süchte – Alkohol, Drogen, Medikamente.


Zweifellos. Aber warum ist dann der Begriff Sehnsucht positiv besetzt? Warum - klingt banal, zugegeben - gibt es dann noch keine Therapie gegen Sehnsucht?

Hat Sehnsucht auch katastrophale Auswirkungen?

Ich meine, ich kann mir schon denken, woher es kommt, daß Sehnsucht zwar Sehnsucht heißt, aber dennoch nicht im eigentlichen Sinne als Krankheit gilt. Trotzdem lasse ich die Frage hier bis auf Weiteres mal offen.

Gruß
CFZ
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Raver
Gold-User
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Anmeldungsdatum: 25.02.2012
Beiträge: 640

BeitragVerfasst am: 17. Sep 2012 11:56    Titel: Antworten mit Zitat

Also ich sehe "Sehnsucht" nicht unbedingt als "positiv besetzt", auch wenn es auf dem ersten Blick (da der Begriff zumeist in der romantischverklärten Vorstellung in Bezug auf eine geliebte/begehrte Person verwendet wird).

Wir sind hier in einem Suchtforum, und alle Junkys kennen das:

Die Sehnsucht nach der Nadel...

Sucht ist eine anerkannte Krankheit, ist aber zugleich ein Sonderfall: Die Sucht selbst ist ja nicht krankmachend, sondern die Substanz (Ding, Person...), die die Sucht auslöst/ausgelöst hat.

Demnach ist Sehnsucht keine Krankheit, kann aber krank machen. Und Sehnsucht ist nicht (nur) personen-, sondern kann durchaus auch stoff- oder situationsbezogen sein.

Oder es mal komplett auf die philosophische Ebene zu bringen:
Immanuel Kant hat Folgendes geschrieben:
Der leere Wunsch, die Zeit zwischen dem Begehren und dem Erwerben des Begehrten vernichten zu können, ist Sehnsucht.


Wink
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livethelive
Bronze-User
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Anmeldungsdatum: 28.09.2012
Beiträge: 24

BeitragVerfasst am: 16. Okt 2012 20:51    Titel: Antworten mit Zitat

Gute frage.. Wuerde such sagen das es ein gefühlt ist.
Aber ich nehme mal an das es sich exttem negstiv sudeirken kann und daher einen vielleicht krank machrn kann.


Kar, das ist doch grnauso wie mit eifersucht? Oder?
Aldo ich wars selber und hab erst nach 3 jahren realiesiert das ich es bin. Ich bin in der zeit eirklich nie gut drauf gewesen. Erst als ich alles realliesieren konnte hat sich fuer mich rausgrstellt das es eigentlich sinnlos ist auf jemanden eifersüchtig zu sein.. Fuer mich ist es ein gefuhel gewesen das zeit gebraucht hat um verstanden zu werden..

Naja das war ja hier eig nicht das thema.. Aber ja meine meinung nach kann es zu einer krankheit werden.. Wies aber wirklich medizinisch oder so aussieht keine ahnung
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