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Lesslie Silber-User

Anmeldungsdatum: 18.09.2012 Beiträge: 121
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Verfasst am: 18. Sep 2012 14:02 Titel: Ideas? CrashBoomBang /// Heroin - Beziehung - Vertrauen |
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Hallo Ihr,
habe mich soeben hier angemeldet, da mir ein paar dringende Fragen im Kopf herumschwirren. Vielleicht hat jemand eine Idee dazu.
->Direkt zum "Problem" gehts weiter unten bei den /////.
Momentan fühle ich mich wie in einer Zwickmühle.
Mein soeben geträumter Albtraum, nur weils das absolut passende Bild dazu ist:
Ich muss ein ekelhaftes Viech einfangen, damit es in meiner Wohnung keine Eier legen kann und sich weiter vermehrt. Es sieht aus wie eine mehrgliedrige Riesenkakerlake, ist sauschnell und total fexibel. Ich bin immer kurz davor draufzuhauen, mach das aber nicht, weil ich weiß, dass es genau in diesem Moment seine Millionen Eier in alle Richtungen verschiessen wird.
Ächz.
Also:
Seit einem Jahr bin ich (30) mit einem ich nenns mal Schwerabhängigen (32) zusammen.
Seine Drogenvita beginnt mit etwa 5 Jahren, da wurde er von seinen Geschwistern abgefüllt, mit 10 kam Reinbenzin dazu, dann Gras, LSD, Amphis usw. mit 15 Koks, mit 16 Koks i.v., mit 19 Heroin respektive Speedball, irgendwann noch Methadon.
Bis vor einigen Monaten war normal: Speedball i.v. plus Cannabis plus Amphis/LSD und zwar phasenweise täglich. Unterbrochen von Methadonphasen mit jeweils viel Beiskonsum.
Vielleicht wichtig zu wissen: Seine Überlebensstrategie war im Verhältnis zu seinem Drogenkonsum hochfunktionierend. Kost, Logis und soziales Umfeld lagen (abgesehen von Dealern und Familie) meistens jenseits von dem, was ich mir so unter einem Fixer-Drogi-Alltag vorstelle.
Er ist der jüngste von 16 Geschwistern. Die Familie ist Mitglied einer strengen "Religionsgemeinde". Der Vater hat wiederum die Familie zu seiner eigenen Privatgemeinde herangezüchtet: seelischer und körperlicher Missbrauch, gedeckt und also unterstützt von der Mutter.
Die Aussteigerkinder sind alle krankhaft süchtig. Ein paar von sogenannten harten Drogen. Die Nichtaussteiger natürlich auch, nur halt von Religion und Aufmerksamkeit statt von Opium und Aufmerksamkeit...
Aus dem Familieclan allerding hat bisher keiner den Ausstieg geschafft.
Mein Freund ist jetzt dabei. Bis vor einem 3/4 Jahr hat er seine Eltern noch idealisiert, die Kindheitserlebnisse waren all die Jahre verdrängt gewesen. Gerade beginnt er zu begreifen, wie seine Eltern ticken.
Ich selbst komme substanztechnisch gesehen aus einer anderen Welt.
(Selten ein Glas Wein oder Rumcola und ne Kippe, das wars.)
Ich frage mich oft, ob ich immer noch "naiv" bin nach einem Jahr Intensiv-co-Abhängigkeit. In jedem Fall sehe ich viele Dinge anders als am Anfang und auch anders als so mancher Therapeut.
Wenn ich mir das bisherige Leben meines Freundes durch den Kopf gehen lasse, komme ich gedanklich immer schnell in die Bredouille. Könnts euch vielleicht vorstellen.
Da steht dann alles allem gegenüber: das was man gehört hat, das was man ins Gehörte reininterpretiert.
Das was man sieht, das was man liest, das was der eine Junkie erzählt, das was der andere Junkie erzählt. Der eine Ex-Junkie, der andere Ex-Junkie. Der Arzt, die Freunde, die Forschung, das Forum.
Das was man gerne hätte. Das was man aus all dem folgert und die immer wiederkehrenden Stimmen "oder doch vielleicht so, weil dieser Hirnforscher hat gesagt..."
...und die jeweilige Gegenstimme "... aber bei der XY war es doch so und so..."
Ein Konglomerat aus Meinungen, Befürchtungen und Wünschen... und am Ende ist man eh allein dem ausgeliefert, was gerade als Hauptdrive in einem selbst kursiert.
///
Mein Freund ist vor einem halben Jahr mit mir in ein anderes Land gezogen, seitdem konsumiert er nur noch Nikotin/ Methadon/ Heroin. In den letzten Monaten sind wir dazu übergegangen, seinen sozusagen zu "regeln". Es werden Dosen festgelegt und dokumentiert. Und zwar solche, die ihn gerademal substituieren. Da leidet er schon ziemlich (0,1-0,2 g H bzw. 20-30mg Methi)
Er verzichtet sozusagen auf den großen Knall. Im Vergleich zu vorher ist das ein Riesenschritt. Das ist die sogenannte Übergangslösung.
Der Kokssuchtdruck ist immer noch da, hat aber massiv abgenommen. Eine geregeltes Programm (Heroin oder Methi) steht in Aussicht. Stationäre und Langzeitthera stehen aus bestimmten zwingenden Gründen momentan außerfrage.
Vorher war Chaos und tausendmal gebrochene Abmachungen. Jetzt kommen erste zarte Pflänzchen im Bereich Vertrauen. Alles ziemlich fragil, klar, das liegt in der Natur der Sache.
/////
Jetzt zum aktuellen Problem. Es ist relativ konkret, darum erhoffe ich mir ein paar praktische Tipps oder auch konstruktive Kritik, so was in der Art.
Vertrauen ist natürlich ein dehnbarer Begriff, im konkreten Fall hier und heute heißt das unter anderem:
mein Freund erzählt mir, wenn er einen Rückfall hatte und wie es dazu kam.
So radikal ehrlich wie möglich.
Seit wir das machen, hat sich unser Verhältnis zueinander verbessert. Die Drogenehrlichkeit greift interessanterweise auf andere Bereiche über.
Ich bin entspannter und ich merke wie meinen Freund das "es sagen können ohne Haue zu kriegen" entlastet.
Jetzt ist es so, dass ich Angst habe, dass es bei einem Rückfall, insbesondere bei Speedball, zu einem Unfall kommt. Hier kommt er bisher nicht an Koks, doch momentan ist er gezwungenermaßen (Haft wegen Bussen steht bevor) bei seinen Eltern und gestern hatte er seinen ersten Rückfall.
Wir haben zwar Absprachen mit Vorsichtigkeit usw. aber das ist einfach ein Punkt, wo mich seine Einstellung total wahnsinnig macht.
Er ist wirklich der Meinung, er als alter Hase könne das Risiko sogar beim Speedball einschätzen.
Wenn ich ihn darauf hinweise, dass er, wie geschehen, im Frühjahr wegen einer Blutvergiftung vor meinen Augen fast abgekratzt ist, kommt:
"Das war, weils ne alte Spritze war, normalerweise würde das nie passieren. Ich mach das seit 15 Jahren, da kannst du mir wirklich vertrauen...".
Weil er inbezug auf die Spritze vermutlich recht hat, ist das so ein merkwürdiger Halb-Bullshit. Arrgh.
Diese Argumentation "das Risiko ist zu vernachlässigen, ich kenne mich da aus, du und die Welt ihr habt keine Ahnung." machen mich verrückt!
Und das wäre die 1. Frage: fällt da ernsthaft irgendwem ein überzeugendes Gegenargument ein?
Ich meine, mal abgesehen von meiner Angst und mir selbst.
Dann 2. Frage:
Dieser Rückfall gestern ist für mich erstmal nur krass. Ich habe Angst. Es geht mir schlecht.
Wenn ich ihm das aber sage und ihm damit sozusagen den Wert unserer Beziehung und auch meinen Wert vor Augen führe (das kommt mir immer so eklig erzieherisch vor)
dann belastet ihn das nur noch mehr (Schuldgefühle) und das bewirkt dass er wieder weniger ehrlich sein wird.
Vertrauenstechnisch geht es dann wieder einen Schritt zurück.
Ich will aber, dass ihm klar ist, was er da aufs Spiel setzt.
Das ist so ein verdammtes Dilemma! Eierspritzende Riesenkakerlake!
Kennt das einer von euch?
Also sozusagen aus der Perspektive meines Freundes?
Wenn jemand einen Rat dazu hat, wäre ich unglaublich dankbar.
Bitte keine moralischen Zeigerfinger oder Spekulationen bezüglich unserer Beziehung. Ich bin mir bewusst, dass das womöglich ein schmaler Grat ist, auf dem wir uns bewegen...
Danke Danke + besten Gruß,
Lesslie |
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bewa Gold-User

Anmeldungsdatum: 30.08.2012 Beiträge: 881
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Verfasst am: 18. Sep 2012 15:03 Titel: |
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naja, so krass kenne ich das das natürlich nicht. ich hoffe, ich kann dir trotzdem einen oder zwei tips geben.
cool, das du bisher vertrauen hattest, gib das nicht auf! wenn er solche probleme an allen anderen fronten hat, dann ist es für ihn wichtig, dass an der "heimatfront" frieden herrscht. du wirst ihn mit argumenten nicht davon abhalten zu konsumieren, zur vorsicht raten ist natürlich sinnvoll!
ich fürchte, du musst dich damit anfreunden, dass er erstmal nicht aufhört. wenn er aber, wie du sagst, schon ruhiger und besonnener geworden ist hoffe ich für dich, dass er sein problem (leben kaputt wegen drogennehmen) in den griff bekommt, ob clean, substituiert oder "geregelt" konsumieren ohne kriminell zu sein...
das hört sich jetzt vielleicht komisch an, aber es hört sich für mich so an, als wäre dein freund auf einem guten weg, weil er für dich die drogen einschränkt!
mein tip: mach ihm klar, dass es dir nicht gefällt, stelle ihm ein paar erfüllbare bedingungen und erinnere ihn immer wieder an sein ziel. Aber rede mit ihm,
verurteile ihn nicht wegen eines rückfalls, sag ihm , er solle immer erzählen, wenn er konsumiert hat.
wenn er bereit ist, therapie zu machen irgendwann -wunderbar! er soll bloss hingehen, ich denke, es würde ihm ein stückweit helfen.
es ist alles nur meine erfahrung, es kann auch das falsche sein, das lässt sich von hier schlecht beurteilen, ich wünsche euch alles gute! |
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PurpleLight Bronze-User

Anmeldungsdatum: 22.09.2011 Beiträge: 92
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Verfasst am: 18. Sep 2012 19:25 Titel: |
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bewa hat schon alles richtig gesagt, nur noch eine kleine Anmerkung von einem ,im Bezug auf Drogen, chronischem Pessimisten:
Die ganzen Fortschritte, die Dein Freund macht, reduzieren, kontrolliert konsumieren, Rückfälle beichten ect. macht er, wie man rauslesen kann, nur für Dich. Das ist aber kein guter Ansatz, er muss es zuerst mal für sich selbst machen.Das ist ganz wichtig.
Was passiert, wenn Du aus irgendeinem Grund mal nicht greifbar bist?
Ohne eine Therapie she ich keinen dauerhaften Erfolg. Die Drogen sind stark und eines Tages auch stärker als Freundschaft und Liebe. Sei sicher, der Tag wird kommen.Und dann darfst Du dich nicht zu sehr da reinhängen. Das, was Du für Deinen Freund tust, ist aller Ehren wert, aber denke auch an Dich. Nicht das Du mit ihm vor die Hunde gehst.
Wünsche, das ich mich irre und Dein Freund die grosse Ausnahme bleibt.
LG. PL |
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veilchenfee Foren-Guru


Anmeldungsdatum: 18.12.2009 Beiträge: 4076
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Verfasst am: 18. Sep 2012 20:37 Titel: |
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Zitat: | Ich muss ein ekelhaftes Viech einfangen, damit es in meiner Wohnung keine Eier legen kann und sich weiter vermehrt. Es sieht aus wie eine mehrgliedrige Riesenkakerlake, ist sauschnell und total fexibel. Ich bin immer kurz davor draufzuhauen, mach das aber nicht, weil ich weiß, dass es genau in diesem Moment seine Millionen Eier in alle Richtungen verschiessen wird.
Ächz.
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Das ist ne gute Beschreibung, das Viech hatte ich auch schon ein paarmal in der Wohnung. Ist furchtbar, eben weil es so schnell und auch relativ groß ist. Wenn Du es aber mal eingeglast hast und es unter dem Glas vergisst, wirst du merken, dass es ziemlich empfindlich ist und rasch "die Hufe hochreißt". Hast Du irgendwelche undichten Stellen in Deiner Wohnung? Altbau? Seit ich bei mir ein paar Ritzen zugespachtelt hab, ist Ruhe . |
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Caro78 Gold-User

Anmeldungsdatum: 29.05.2012 Beiträge: 834
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Verfasst am: 19. Sep 2012 11:51 Titel: Hallo Lesslie |
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es wirkt schon so als wenn dein Freund auf einem guten Weg ist allerdings wirkt es gleichzeitig wie ein noch ganz langer Weg. . .
Stell dich darauf ein dass er noch oft konsumiert, oft Rückfälle hat, leider.
Das erste waere dass die Spritze wegfällt das er also die Konsummuster umstellt.
Er sagt er ist vorsichtig aber er weiss nie was in dem Stoff drin ist. Auch sei. Dealer kann sich nie ganz sicher sein was drin ist. Wie rein? Mit was gestreckt? Keime vom Schmuggelweg? ect
Mein Mann wollte es nie wissen wenn ich konsumiert habe bzw nicht zuschauen. Hinterher konnte ich es erzählen wenn ich wollte. Er war froh als icb die Nadel wegschmeissen konnte und ich auch.
Ein langer Weg vor euch.
Mein Tipp: Gestaltet die Beziehung und füllt sie mit anderen Themen: Hobbys, Alltag, zusammen sein, kuscheln ect. Drogenthema sollte klein bleiben und nicht viel Raum einnehmen denn sonst wird es eine Drogenbeziehung.lg |
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Lesslie Silber-User

Anmeldungsdatum: 18.09.2012 Beiträge: 121
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Verfasst am: 22. Sep 2012 19:41 Titel: |
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Ganz lieben Dank für eure Antworten und Ermutigungen!
@bewa
Das mit der "Heimatfront" werde ich mir merken.
Manchmal ist es halt einfach sauschwer, weil man Angst hat um den anderen und sich auch verarscht vorkommt. Das alles mit sich selbst auszumachen ist hart. Man ist unter Hochdruck und darf es den anderen nicht zu sehr spüren lassen, weil ihn genau das wieder unter mehr Druck setzt...
Es ist auch etwas Eigenartiges, Schönes passiert. Seit dem Rückfall (nur K) den seine Eltern mitbekommen haben (sahen sich nur wieder darin bestätigt, dass er es ohne Gott nicht schafft, clean zu werden) konnte er sich noch weiter von seinen Eltern distanzieren. Er hat jetzt, obwohl er mitten in seinem alten Umfeld ist und permanent die Möglichkeit hat, sich in die Szene zu begeben, überraschend niedrigen Suchtdruck und bisher keinen weiteren Rückfall.
Am Montag kommt er in den offenen Vollzug, toitoitoi kann er dort den Versuchungen wiederstehen. Ich halts ja für unwahrscheinlich, mit lauter kleinen Gaunern auf dem Flur...
Kennt sich da jmd aus mit solchen Einrichtungen, ist da üblicherweise ein großer Markt? Oder sind nur die richtigen Knästen so drogenüberschwemmt?
@PurpleLight
Zitat: | Die ganzen Fortschritte, die Dein Freund macht, reduzieren, kontrolliert konsumieren, Rückfälle beichten ect. macht er, wie man rauslesen kann, nur für Dich. Das ist aber kein guter Ansatz, er muss es zuerst mal für sich selbst machen.Das ist ganz wichtig.
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Wohl wahr. Ich befürchte, dass ich mir zu große Hoffnungen mache, weil es sich bisher stetig zum Guten entwickelt hat.
Gleichzeitig ist es schon so, dass er auch jetzt bei seine Eltern weiterdokumentiert und das kam allein von ihm aus. Ich hätte keinen Nerv ihn am Telefon abzufragen...
Ich glaube, er macht es für die Beziehung mit mir, nicht allein für mich.
Wenn einem das Selbst noch nicht viel wert ist (weil man vielleicht keine Ahnung hat, wie sich das anfuehlt), ist es keine schlechte Idee, wenn man
die Motivation erstmal irgendwo draußen findet, oder?
Es ist ein Deal zwischen uns, Beziehung nur, wenn sich was tut. Eine Weile habe ich mir das erstmal angeschaut und alles einfach mitgemacht, Geld verliehen für Stoff, mich fertig machen lassen von der Angst und seinen Ausreden ("oh das? da bin ich gegen den Schrank geknallt")
- bis zur Blutvergiftung. Naja, danach hatten wir auch noch Diskussionen, wie die Besagten mit der Risikoverharmlosung.
Ich habe viele Situationen gefilmt, auch unsere Diskussionen (-> kanns nur jedem empfehlen!) dadurch wuchs sein ich nenns mal selbstkritischer Blick.
Und ich hab verlangt, dass er sich selbst erkennt und die Konflikte zwischen uns mitmanaged, weil ich weg will von dieser Therapeutenrolle.
Therapie, ja, wenn ers selber will. Er hat schon ein paar Klinikaufenthalte hinter sich und war immer der erste, der dort auf Jagd ging. Er meinte, das ihn das "unter Anhängigen sein" bisher immer scharf gemacht hat.
@veilchenfee Hehe, war zum Glück nur ein Traum. Das personifizierte Dilemma oder so.. Aber ich hatte auch schon persönliche Begegnungen mit ihnen,
@Caro78 Ja, das mit dem Spritzenentwöhnen ist ein Thema. Wenn nichts da war, hat er sich einfach Ritalin gespritzt, das ist soo krass verankert...
Ich will allerdings WENN, dann beim Konsum dabei sein. Seit der Blutvergiftung habe ich einfach nen Schaden weg...
Liebe Grüße,
Lesslie |
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BlancheNeige Gold-User


Anmeldungsdatum: 22.10.2011 Beiträge: 694
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Verfasst am: 23. Sep 2012 01:32 Titel: |
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Hallo Lesslie,
Zitat: | Ich habe viele Situationen gefilmt, auch unsere Diskussionen (-> kanns nur jedem empfehlen!) dadurch wuchs sein ich nenns mal selbstkritischer Blick. |
Super Idee! Ich glaube, gerade bei Süchtigen weicht das Selbstbild extrem vom Fremdbild ab
Ich finde es enorm, welchen psychischen Stress du dir aus Liebe antust.
Meinen Respekt dafür.
Es klingt schon ein wenig so, als mache er alles ausschließlich für dich.
Ist nicht der Optimal-Fall aber wenn es zum Ziel führt Drogenfreiheit, who cares?
Man kann dann wieder mit dem Argument kommen, was ist wenn ihr euch trennt..gut, aber vielleicht ist er dann so in seinem cleanen Leben gefestigt, dass er gar nicht mehr zurück will.
Davon ab, solche Überlegungen sollten eh nicht deins sein.
Was jetzt letztendlich seine Intention ist, clean zu werden, ist echt zweitrangig.
Wichtig ist nur, dass du dich dabei nicht allzu sehr herunter ziehen lässt!
Ich war mal in einer annähernd ähnlichen Situation bloß nicht so weit "drin", wie du. Ich fühl da echt mit dir.
Ich drücke euch auf jeden Fall die Daumen.
Nora |
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bewa Gold-User

Anmeldungsdatum: 30.08.2012 Beiträge: 881
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Verfasst am: 23. Sep 2012 06:24 Titel: |
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und vergiss nicht, dich auch um dich selber zu kümmern, dafür zu sorgen, dass es dir gutgeht, du wirst kraft brauchen, gut, wenn du "normale" leute hast, mit denen du dich auch austauschst,
und sorge für deine "wellness", um seine kümmert er sich selber
aber verliere dich nicht in dem bemühen, ihm zu helfen,
DU bist die hauptperson in deinem leben...
viel kraft! |
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Frau.LORKE Gold-User


Anmeldungsdatum: 16.08.2012 Beiträge: 646
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Verfasst am: 23. Sep 2012 10:13 Titel: Re: Ideas? CrashBoomBang /// Heroin - Beziehung - Vertrauen |
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@ Lesslie
Hi erstmal
Hab für dich zwar keine weitere Idee,aber ein paar Gedanken.
Vorweg:
Zitat: | Mein soeben geträumter Albtraum, nur weils das absolut passende Bild dazu ist:
Ich muss ein ekelhaftes Viech einfangen, damit es in meiner Wohnung keine Eier legen kann und sich weiter vermehrt. Es sieht aus wie eine mehrgliedrige Riesenkakerlake, ist sauschnell und total fexibel. Ich bin immer kurz davor draufzuhauen, mach das aber nicht, weil ich weiß, dass es genau in diesem Moment seine Millionen Eier in alle Richtungen verschiessen wird.
Ächz.
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WHOW !
So will ich auch mal wieder träumen!
Hm,also wie du schreibst,mußt du das Insekt(übr.faszinierende Geschöpfe,wenn man sie nicht inner Bude hat)einfangen und nicht draufhauen. Wegen der Fort-pflanzung.
Zur Familie:
Ohne Worte
achso >
Zitat: | Aus dem Familieclan allerding hat bisher keiner den Ausstieg geschafft. |
Wundert mich nicht.
Warum macht er da keinen CUT ?
Der Rückfall,nach dem Besuch der Eltern,war geradezu mit Ansage.
Zitat: | Vertrauen ist natürlich ein dehnbarer Begriff, im konkreten Fall hier und heute heißt das unter anderem:
mein Freund erzählt mir, wenn er einen Rückfall hatte und wie es dazu kam.
So radikal ehrlich wie möglich.
Seit wir das machen, hat sich unser Verhältnis zueinander verbessert. Die Drogenehrlichkeit greift interessanterweise auf andere Bereiche über.
Ich bin entspannter und ich merke wie meinen Freund das "es sagen können ohne Haue zu kriegen" entlastet. |
Erinnert an deinen Traum.
Nun zur
Zur Antwort zitiere ich deinen Freund:
"Das war, weils ne alte Spritze war, normalerweise würde das nie passieren."
..außer wenns ne alte Spritze is,aber er kennt sich ja aus..
Dann
Ja,zumindest das Thema:Erziehung und Schuldgefühle/Vertrauen und Ehrlichkeit i.d.Beziehung. Das siehst du´eigentlich´schon ganz richtig.
Wie du sagst,arbeitet er an sich. Ist in Veränderung und Bewußtwerdung(Familie usw)
Aber was du jetzt mit dieser Art Fragestellung erwartest,...?
Ich befürchte,du findest hier nicht mehr,als:
Zitat: | Ein Konglomerat aus Meinungen, Befürchtungen und Wünschen... und am Ende ist man eh allein dem ausgeliefert, was gerade als Hauptdrive in einem selbst kursiert.
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Lesslie Silber-User

Anmeldungsdatum: 18.09.2012 Beiträge: 121
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Verfasst am: 23. Sep 2012 13:19 Titel: |
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@Nora,
Danke für deine Worte, habe vor ein paar Tagen ganz gebannt deine Geschichte mit Paul gelesen... schön, dich hier zu treffen.
Zitat: | Ich finde es enorm, welchen psychischen Stress du dir aus Liebe antust. |
Das ist ein interessantes Thema. Mir "gibt" das Ganze ja auch was. Erstmal auch einfach er an sich (ich lernte ihn auf einer Reise kennen, da war er auf sehr wenig Methi).
Ansonsten weniger der Stress, als das Ding, dass da jemand ist, der, wie ich selbst, auch noch "unfertig" ist. Wäre ich selbst nicht ähnlich konstituiert, wäre er mir sicher fremd. Wir matchen uns in gewisserweise gut, weil wir gemeinsam äh... wachsen.
Keine Ahnung ob das, was ich in ihm schlummern sehe, eingebildet ist, jedenfalls merke ich, es stärkt ihn ungemein, wenn jemand trotz all der Kerben und Narben in seinem Leben, uneingeschrankt zu ihm hält. Und klar, es ist das, wonach ich mich umgekehrt auch sehne.
Empfinde das tatsächlich auch so. Also dass ich genauso von der Beziehung profitiere. Auf meiner Seite ist halt mehr Angst, und es zieht mir auch Kraft.
Nur er kann ja nix dafür, dass es ausgerechnet Drogen waren, die ihn als kleiner Knirps schon "geholfen" haben...
Ja, komisch... das allgemeine Bild einer Liebe zu einem Drogensüchtigen ist so von wegen: der Süchtige saugt den anderen aus.
Da ist auf jeden Fall was dran, wenn es ganz konkret, um Verteilung der Aufmerksamkeit etc. geht. Andererseits oft denke ich, dass allein dieses Vorurteil mitbewirkt, dass es auch so gelebt wird.
Wenn ihr versteht, was ich meine... Naja ok, wenn sich mal das Muster vom Ewig-Rückfälligen auf der einen und dem Ewigen-Helferlein auf der anderen Seite eingespielt hat, hat sich das zwischen denen 2 wahrscheinlich erledigt.
Der Wunsch nach was anderem muss irgendwann da sein. An der Stelle kann ich Hoffnung machen: mein Freund war eine zeitlang betonfest davon überzeugt, dass er seinen Suchtdruck niemals auf lange Sicht beeinflussen könne. Er hatte sich ein paar Monate wirklich aufgegeben, während wir zusammen waren. (1 misslungener Goldener lag auch schon hinter ihm).
Zeit spielt wirklich eine große Rolle. Zeit und die Möglichkeit, neue Erfahrungen zu machen (Uh, was für Weisheiten, sorry wenn ich zuviel quassle... bin halt noch Newbie und bisher konnte ich mit keinem außer meinem Freund drüber reden...)
@bewa
Zitat: | und vergiss nicht, dich auch um dich selber zu kümmern, dafür zu sorgen, dass es dir gutgeht, du wirst kraft brauchen, |
Ja, ja und ja.
Ist jetzt auch gut, mal wieder eine richtige Distanz zu ihm zu haben und mich radikal um mich zu kümmern. Es liegt jetzt an ihm, auf sich aufzupassen und das schließt finde ich auch ne Verantwortung für die Beziehung ein. Ich hab ihm gesagt, dass ich während er im Knast ist nicht sorgenzerfressen an ihn denken werde. Er soll gefälligst keinen Scheiß bauen. Mehr kann ich nicht sagen und nicht verlangen.
Zitat: | gut, wenn du "normale" leute hast, mit denen du dich auch austauschst, |
Das hab ich leider nicht. Also ich meine, wo ich mich über die Drogensuchtsache austauschen kann. Allein das Wort Heroin lässt die Leute in eine Art Schockstarre verfallen. Drum bin ich hier... Hab aber für den Notfall die Nummer der Sozialarbeiterin, mit der er hier supergut auskam.
@Frau.Lorke
Zitat: | Zitat: | Aus dem Familieclan allerding hat bisher keiner den Ausstieg geschafft | .
Wundert mich nicht.
Warum macht er da keinen CUT ?
Der Rückfall,nach dem Besuch der Eltern,war geradezu mit Ansage.
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word.
Er hatte nur keine andere Möglichkeit in seiner Heimat unterzukommen. Letztlich ist die Konfrontation mit der family jetzt ganz nützlich. Er hat das Gefühl, seinem Vater wäre es sogar ganz recht, wenn er wieder rückfällig wird und für immer versumpft. => neue Motivation.
Zitat: | Aber was du jetzt mit dieser Art Fragestellung erwartest,...?
Ich befürchte,du findest hier nicht mehr,als:
Zitat: Ein Konglomerat aus Meinungen, Befürchtungen und Wünschen... und am Ende ist man eh allein dem ausgeliefert, was gerade als Hauptdrive in einem selbst kursiert. |
Es hilft mir schon, wenn ich merke, da gibt hier verschiedene Ansichten und es sind alles selbst Betroffene. Ich fühle mich dann darin bestätigt, dass es nicht "den Junkie" gibt. Weil DAS macht mich echt fertig. Dass alle in meiner Umgebung, die allesamt keine hautnahe Erfahrung damit gemacht haben, immer ganz genau Bescheid wissen.
Ist echt erstaunlich, dass die alle meinen Freund so gut kennen.
Sie denken halt, er sei Mark Renton...
Und Heroinsucht ist irgendwie der Inbegriff für Auswegslosigkeit, Moralverfall, parasitärer Lebensstil... für das hoffnungslos Schlechte dieser Welt.
Der Kommentar meiner Mutter dazu: "Die würden sogar ihre Großmutter für den Stoff verkaufen".
Die naheliegende Provokation mit der Oma hab ich mir da mal verkniffen...
Ist echt schön, hier zu sein,
LG,
Lesslie |
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Pimpinelle Platin-User

Anmeldungsdatum: 30.03.2012 Beiträge: 1367
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Verfasst am: 23. Sep 2012 14:25 Titel: |
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Zitat: | Ja, komisch... das allgemeine Bild einer Liebe zu einem Drogensüchtigen ist so von wegen: der Süchtige saugt den anderen aus.
Da ist auf jeden Fall was dran, wenn es ganz konkret, um Verteilung der Aufmerksamkeit etc. geht. Andererseits oft denke ich, dass allein dieses Vorurteil mitbewirkt, dass es auch so gelebt wird. |
Wieder so ein Vorurteil? Ich habe eher den Eindruck, dass die meisten Partner von Süchtigen völlig ahnungslos sind zu Beginn einer Beziehung, also nichtmal Vorurteile haben. Und weiter würde ich sagen, die meisten suchen sich erst dann Hilfe, wenn sie völlig ratlos und ausgelaugt sind und nicht mehr ein noch aus wissen. Es mag Beziehungen geben, in denen es nicht so läuft und alles perfekt ist, also harmonisch etc., aber das halte ich doch für eher die Ausnahme. |
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